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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-02
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Ktiaclion und Expedition Iohanne-gasje 33. Aprrchltundrn der Urdartiou: Bormillag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. t! Ue NUct,»d« »l,^6»ndter M-nuicrcht« macht stch die -trdacli»» mchl »rldmdtuh. A«««tzme »er für »>e aächstsolgr«»e Nummer »eftimunen Inserate an Sochentagen bi» S Uhr Nachmittags. aaLonn- n»V Festtnge» früh bis'Uhr. 2n dkN /ilialkN für 3uf.-Annahme: Otto klemm, Universilütsstraße 21, Laut» Lösche, Kaiharinenstraße 18, p. nur »iS '/,S Uhr. Anzeiger. Lrgail für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschSftsverkehr. ZV7. TonutaA den 2. November 1884 Auflage 18,«»« ^bonnrmentopreis aertelj. 4^/, Mk incl. Brinqeclohn 5 Mk., Lurch die Post heeogen 8 Mk. Jede einzelne «»immer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt, liormar gesalzt) ohne Postbesö' berung 39 Mk. mit PostbcjörEerunq 48 MI. Inserate Ogespait» mHetitzeile 20 Ps. Größere Schrislcv laut un'erem Preis« vei; ,k'ck>Niß. Tabellarische: u. Hisse rnjatz nach höher», Tarif. Kerlamrn unter dem Krdartionsftrich die Svü ltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die tzexpcdition zu sende». — Rabe !l wird »ich! gegeben. Zahlung praeuu»,« rawio ober durch P si nk .chnahinc. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtkannlmluhlmg. Nach der beute erjolglen Zusaniincnuetlung dcS Ergebnisses der am 28. Oclobcr dieses Jahres vollzogenen NeichStagS- Wahl in den 51 Bezirken deS XII. sächsischen Wahlkreises ist Herr Bürgermeister Justizrath vr. Bruno Tröndlia in Leipzig mit der absoluten Mehrheit von 12,560 Stimmen bei 24,433 abgegebenen gilligen Summen zum ReichStagSabgcorvnclen gewählt worden. Nach tz. 27, Abs. 2 deS Reglement» zur Ausführung deS Wahlgesetzes vom 28. Mai 1870 wird dies hiermit bekannt gemacht. Leipzig, am I. November 1884. Der Lvahlcommiffar de» XU. sächsischen Wahlkreise«. Stavlralh Hehler. Seffentliche Sitzung -er Städtverordneten, Mittwoch,am4.November >884,Abend» 1t/,Uhr, im Laote der I. Bürgerschule. Tagesordnung: l. Bericht LeS VersassungSausschusseS über daS Abkommen wegen Bereinigung der Sladt Leipzig niit bestimmten Landgemeinden hinsichtlich der Krankenversicherung. H. Bericht deS Bau-, Finanz- und Oekonomieausschusses über Umbau de- Leihhaus- und SparcaisengebäudeS bez. Ucberweisung deö ehenial. ReitstallgcbäudcS an das Leihhaus zur interimistischen Benutzung und Aus führung baulicher Herstellung in dem eheinal. Neit- stallgebälite. III. Bericht deS BauauSschusseS Uber: s. Herstellung eines neuen Fillerbeckens sür die Stadtwasserkunst; d. Aus besserungen und Ncubeschassungen im III. Geschoß des Grundstücks Salzgähchen Nr. 1. IV. Bericht LeS Oekonvinie- und Finanzausschusses über Herstellung LeS Wilhelm Seysserlh-DenkmalS. V. Bericht des Occonvmie-, Bau- und FinanzauöschusieS über Herstellung von Gartenanlagen am Conecrthaus. Gesucht wird anderweit der am 29. Januar 1846 zu Rötha geborene Handarbeiter Gottfried Ernst Müller, welcher zur Fürsorge sür seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 24. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) L udwig - Wolf. Wendt. Anmeldung zur Lirchcnoor-etjer-Wahl in der parochie Lt. Petri. Für die au- dem Vcter-kirchenvorstande nach Ablauf der 6jährigen Wahlperiode au-scheidenden Herren: Hoibaumcister Ott» vrückwal», Kreissecretair st. H. stranckc, Schuldirector 0r. st. Kühr, CommissionSratb E. st. kahilt, Pianosorlesabrik. N. Wauckcl, Rechtsanwalt st. Weber und Kaiismann K. V. Srlle, »1« tnSgrsammt wieder wählbar fl«», soll durch die Kirchen« gemeinde eine Neuwahl stattftnden. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der PeterStlrchenparochie wohnhasten Männer evaiigelisch-lutberischen Bekenntilisjes, welche daS 25. Lebensjahr vollendet haben, verheiratket oder nicht, ,,mii Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Worte- Gölte- oder unehrbaren Lebenswandel öffentliche-, durch nachhaltige Besserung nichc wieder gehobenes Aergerniß gegeben baden oder von der Etimmbelechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde oder endlich nach dem Kirchengesetz« vom 1. December 1876 durch die Kirckieninspcction infolge Bersäumniß der Trauung, Taufe oder Lonfirmation ausgeschlossen sind". Wer sei» Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl au-üben will, hat sich zufolge gesetzlicher Vorschrift zunächst «ändltch oder schriftlich dazu anznmelveu. Die mündlichen Anmeldungen werden Lonntag, den S. November ». I. von 1t »1« 1 Uhr» und «ontag, den I». November ». I. von S »«» 8 Uhr, in der Sakristei der Peterskirche entgegengenommen. vei schriftlichen Anmeldungen, welche während dieser Tage, sowie schon vorher auch in der Amtswohnung des Pastors Lonsistorialrath Professor v. stricke (Albertstraße 38, l.) abgegeben werden können, mutz genau angegeben werden: 1) Bor- und Zuname; 2) Stand und Gewerbe; 3) Geburtstag und Jahr; 4) die Wohnung. , Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Gemeinde herzlich und dringend aus, sich an der bevorstehenden Wahl zahlreich zu betheiligen und damit sie die- können, die Anmeldung in der angegebenen Weise bis spätestens Montag, den 1». November, Nachmittags 5 Uhr. bewerkstelligen zu wollen. Hur PeterSkirchenparochie gehören folgende Straßen und Plätze der Südvorstadt' 1) Albertstraße. 2) Arndlstraße. 3> Bauhoistraße. 4) Bayerischer Platz 5) Bayerische Straß 61 Brandvorwerkstraße. 7) Braustrabe. 8) Brüderstcaße. 9) Larolinenstraße. 10) Döiener Weg. 11) Dukourstraße. 12) Elisenstraße. 13) Emilienstraße. 14) Fichiestraße. 15) Floßplatz. 16) Friedrich-straße. 17) Fürstenstraße. I8> Glockenstraßc. 19) Grassistraß«. SO) Hohe Straße. 21) Kaiser Wilhelm-Straße. 22) Kockstraße. 23) Kohlenftraße. 24) Körnerstrabe. 25) Aronprinzstraße. 26) Liebigstraße. 27> Lößniger Straße. 29) Lamvestraße. 30) Mahlniannstraße. 31) Mollkestraße. 32) Nürnberger Straße (vom Bäuerischen Platz bi- zur Roß- und Lindenstraße). 33) Schenkendorsslraße. 34) Sclilellcrplatz. 35) Schletterstraße. 36) Scblkuß'ger Weg. 37) Seedurgstroße. 38> Sidonienstraße. 39) Sophienftraße. 40) Sleinstraße. 41) Stephanstraße (von der See burg« bi- zur Liebigstraße). 42) Südplatz. 43) Südstraße. 44) Teichstraße. 45) Thalstraße (von der Llebig strafte bi- zur Ulrich-gasse u. Seeburgstraßc). 46) Webergasse. 47) Windmühlenstraße (v. Baue rischen Platz bis zur Turner und Lmilienftraße). 48) Wmdmühlenweg. 49) Zeitzer Straße. 28> Lützowstraße. Leipzig, den 30. October 1884. 1er klrchenvorftand zu Lt. Petri. v. Flicke. Vekanlitmachung. Nachdem die am 29. Juli n c. hier verstorbene Frau Rosine Wtlhelmtne vcrw. RuS geb Veit der hiesigen Arnienanstcilt die Summe von 1500 mit der Bestimmung, die Zinse» davon jedes Jahr am 1. December unter drei arme christliche Personen zu vertbeilen, letzlwillig vermacht hat, dieses VermäclNniß auch durch Herrn RechtSanwatt vr. Nönlsch an uns gezahlt worden in, so bringen wir die» hiermit zur bssentlichen Kennlnis; und rufen der edlen Wohl- thäterin sür ihre menschenfreuiirlicke Gesinnung den wärmsten Dank nach. Leipzig, den 21. October 1884 DaS Armendirectortum. Ludwig - Wol s. Jungbähnel. Vrcnntfolzauction. Mittwoch, den 3. Noveniber er«, sollen im Forst, reviere Connewitz von Nacviniltag 3 Uhr an auf dem Mittetwatdscblage in Abth. 34 ca. 200 Hausen klein gemachtes, trockene» eichene» Ltockholz unter den össcnlltch auSbängcnden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend vertonst werden. Zusammenkunft: ans dem Holzschlage in der Conne- witzer Lime, oberhalb der Nödclbrücke. Leipzig, am 29. October 1884. DeS Rath» Horsi-Deputatt»«. Vrkanntmachung, „die kirchenvorftandswahl in der Matthäikirche" »etreffend. Nach der Bekaniuiliachuilg des Kirchenvorsiande- der Matthäi» kirche vom 1., 12. und 13. October ». er. scheiden aus dem Kirchen- Vorstande aus: di- Herren Kaufmann und Consul Wilhelm Lvdel» Kauf mann Hermann Fritzsche, Regicrungsrath vr. iur. Ott« Ärmster, Sladiralh »nd Kausinann Moritz Pohlentz, Klcnipiiermetster ts. Adolf Nndolph. Schlossermrister Jistius Schwartze» Sladtraih und Maurermeister Friedrich Ullrich. Die Wiederwahl der aus scheiden den Herren ist gesetzlich k >ltsfl». Die Wahl selbst soll Montag, de« 8. November ». er» . , von Morgen» 1» bi» Nachmittog» ö Lbci » ^ stattfinden. - 1) Tttmmberechttgt sind Diejenigen, Herr, Ncm ea nach ge« schedener schriftlicher oder mündlicher Anmeldung und- nach statt- gehabler Prüfling in die Wählerliste eingetragen sind. 2) Tie Wahl ist durch schriftliche, aber persönlich« Ab« stimmung zu bewirken. 3) Jeder Wahlzetlel hat 7 Namen von mindestens 30 Jahre alten Gemeindegliedern zu enthalien, deren Lauf- und Familien name. Stand und Berns gcnau zu bezeichnen ist. Wir fordern hiermit alle stiuiinberechiigten Glieder der Mat- thäikirchenparochie auf. sich an der stattsindcnden Wahl am Montag, de» 8. November n er., eisrigst zu bcthcilige» und ihre Wa»l auf „Männer von gute», Ruse, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrungen richten. Leipzig, am 1. November 1864. Der WahlanSschntz der Motthäiktrche. v. ltieol. EverS. Nichtamtlicher Theil. vie Lehre der letzten Reichstatzswahl. Drei Hauptströmungen sind es, welche sich gegenwärtig im deutschen Reich gegenseitig bekämpfen: die gemäßigte, die radikale und die ullramontane. Die gemäßigte Strömung will die Grundlagen de- deutschen Reiches in ihrer heutigen Gestalt erhalten wissen, sie befestige» und gegen alle ihr in Zukunst drohenden Stürme sicber stellen, die radicale will gleicbcS Recht sür Alle in Lein Sinne, daß jeder Umsturz- bcstrebung Thür und Thor geöffnet -wird. Die Ultramon tanen endlich wollen das deutsche Reick unter die Herrschaft der Kircke. beuge», gleichviel, ob eS bei Erreichung dieses Zieles sich in seine Bestandtheile auflöst oder von Nom auS alS Ganzes zusammen gehalten wird. Die Zukunft gehört unzweifelhaft Denjenigen, welche das deutsche Reich gegen die Radikalen und Ultramontancn zu schützen entschlossen sind, daS hat das Wahlcrgebniß vom 28. October un zweifelhaft dargetha», nur ist der UmbildungSproccß, welcher sich innerhalb der Parteien zu vollziehe» be ginnt, noch im ersten Entwickclungsstadium begriffen. Die Gegnerschaft zwischen Fortschritt und Socialdemokratie ist nur eine scheinbare, wenigsten» aus Seiten de» Fortschritts, denn der Fortschritt ist ja bereit, der Social« demckratie die Bahn für ihre Bestrebungen frei zu machen. In welcher Absicht das geschieht, ist ganz gleickgiltig. Der Fortschritt beabsichtigt, mit Hilfe der Socialbeniokratie zur Herrschaft zu gelangen, oder wie er sich theoretisch uuSdrückt, der „Reaction" entgegen zu wirken, der Fortschritt spielt sich als Hort der RcichSverfassung aus. Und dock will «c die Grunvlagen, auf welchen die ReichSversassung beruht, vorbei zerstören. Durch daS gleiche Recht, welches er der Social demokratie entgegenbringt, erhält diese den Vollmachtsbries zum Umsturz dcS Bestehenden und durch die Feststellung deS MilitairetatS in jeder Legislaturperiode wird daS deutsche Heer dem Ungefähr wechselnder Mehrheiten preisgegcben. DaS.würde geschehen, wenn Dcutschsreisinnigc »nv Social- demokraten im deutschen Reichstage die Mehrheit Kälte»? Die Zollgesetzgebung dcS JabrrS 1879 würde mit der Steuer gesetzgebung desselben JahrcS ausgchoben, Freihandel und birecle Steuern würden an Stelle deS neuen ZolllarisS und der indirecten Steuern zum Gesetz erhoben, daS Heer würde reducirt und ein Ministerveranlworllichkcilsgcsctz ertasten, nickt minder würde an die Socialgesetzgebung di« Art gelegt, von de» Freisinnigen in der Absicht, der Selbsthilfe die Sorge sür daS Wobt der Arbeiter zu überlasten, von den Svcial- teniokratcn, »m die vom monarchischen Staat dargebotcne Hilfe durch die de- socialistischcn Staate- zu ersetzen. Tie Verwirrung würde eine ganz unbeschreibliche werden und schließlich würde der SocialismnS aus Kosten von Ord nung und Ruhe. Sicherheit des Besitze» und der monarchischen Slaatskorin trinniphiren. DaS ist das Verderbliche au den sort'chrillliche» oder freisinnigen Bestrebungen, daß sich ibre Vertreter die Folgen ihrer Handlungsweise nickt klar mache»; während sie vorgeben, dem Steuerdruck und der Reaclion entgegen zu arbeiten, tbnn sie nur die Dienste der Ummirz- parlci. Das ist aber alles Andere, nur nicht liberal oder freisinnig, eS ist einfach gedankenlos. Was ist der Werth de» freisinnigen Programms? Daß e» durch die Theorie die Praxis in den Schalte» stellt, Unklarheit über die Forterunepn der Gegenwart an die Stelle der Aufklärung setzt. Was Helsen uns kenn die schönsten Programme, wenn eines Tages eine Partei erschein!, welche mil dem großen Schwamme darüber sährl und die Gewalt an die Stelle von Verfassung und Rcckl setzt. Das Programm der gemäßigten, staatserhaltendew. sür Ordnung uni» Neckt eintrctentcn Parteien ist in drei Worte zulammengesaßt. ES lautet: Feste» Zusammenstclien gegen Socialdcinokratcn und Ullramontanc. Die Vertreter" vo» Ordnung und Ruhe befinden sich gegenwärtig im Kriegs zustände gegen zwei erbitterte Feinde deS deutsche» Reiches und deshalb ist Einigkeit in der Abwebr beider das erste Ge bot und daS beste und allein haltbare Programm. Diejenigen haben volles Neckt, aus die Bezeichnung »Hort der Verfassung" Anspruch zu erbeben, welche das Reich gegen die nächsten und driiiaenvslc» G°sabren zu sckützen bereit sind. Das Interesse der Partei gilt uns gar nichts, so lange das Ganz? in Gesab-r ist, wir geben nickt einen Pfifferling für das gedankenlos-» Geschwätz über Ausbau der Verfassung im freiheitlichen Sinv-e. Wer ein Haus baut, sorgt vor allen Dingen dafür, daß erne feste Grundlage geschaffen wird, auf welcher dann Mauern errichtet werden, die den Stürmen Trotz zu bieten vermögen Dann kommt die Sorge, daß der Bau unter Dach gebr.acht wird, und erst dann kann eS sich um zweckmäßige und» be queme Einrichtung deS Innern handeln. Wir befinden, uns al» Mitarbeiter am Bau deS deutschen Reiche- noch im Falle Derer, welche den äußern Bau zu vollenden und unter ein sichere« Dach zu bringen haben. Es fehlt nickt an Funden, welche den Rohbau, noch bevor er nach allen Seiten Hin fest gefügt lst, wieder zu zerstöre» trachten. Diese Feinde gilt eS abzuwehren und ihnen den Angriff sllr die Zukunft unmöglich zu machen. Im Jahre 1879 wurde die Losung auSgegeben, Paß sich die liberalen Wähler in Stadt und Land unter ein« Fahne vereinigen möchten, um da« Reich gegen alle Fäbrtichkeiten zu tchützen, die seinem Bestände und seiner Wohlfahrt drohen. Der Ruf ist damals vergeblich erhoben worden, w-cil eS an dem nöthigen Lcrständmß seiner Bedeutung fehlte». Später ist dwFr Rus erneuert worden und er hat zur Verchchmel — " ----- ver- Libera- ; rvou Kvrtschiltä und Secession geführt, aber zu ivelcher r schmelznng. Nicht der Fortschritt ist dem gemäßigten Lib, lismus entgegen gekommen, sondern der Fortschritt hat einen Theil de» letzteren anfgefogen. Durch diesen BerfchmelzuiigS- proceß ist eS erst klar geworden, wie nothwcndip die Mäßi gung ist auf liberaler Seite. Die gemäßigten Liberalen haben in Folge dessen ganz naturgemäß Anlehnung bei« gemäßigten CoiiservalismuS gesucht uno gesunden. Man Krrach bis zu den Wahlen von einer gemäßigten Mlttetportei. Diese Mittelpartci hat heute nicht nur die Probe ihrer Existenz- berechtigung abgelegt, sondern sie hat noch tvciter die Noth- wendigkeit gezeigt, daß diese Mittelpartci sich zu einer großen Partei der Abwehr gegen Radikalismus und Umsturz im staatlichen wie im kirchlichen Sinne zu erweitern habe, um ihre Bestimmung vollständig zu erfüllen. Ter angeb liche Freisinn liegt heute schwer getroffen zu Boden, er hat sich vor dem Richterstubl de» deutschen Volke» alS Unsinn erwiesen, sunv wenn dieseErkenntniß noch nicht in vollem Maße zum Durchbruch gekommen ist. so ist sie wenigstens auf dem besten Wege dazu. Der Freisinn wollte die Herrschaft antreten im deutschen Reiche. er hatte aber vergessen, daß Herrschaft nur möglich ist. wenn sie nicht von übermächtigen Gegnern in Frage gestellt wird. Wir haben im Gegensatz zum Freisinn, zum unsinnigen Freisinn absolut gar kein Herrschgelüste, sondern wir wollen den Schöpfern des deutschen Reiches, dem Kaiser und dem Kanzler, mit allen unsere» Kräften helfen, das Reich gegen sein« Feinde zu ver- thcidige». Diese Feinde sind die Socialdemckraten und die Ullramontanen und deshalb erheben wir den Ruf: Alle, die Ihr e» wohl meint mit dem deutsche» Reiche und seiner Zukunst, schaart euch um unS und folgt unserer Fahne. Ihre Devise lautet: Hinweg mit den Feinden und Verächtern dcS deutschen Reiches sür Ordnung und Verfassung, für Krone und Vaterland. Bei den Stichwahlen müssen Conser- valive und Nalionalliberale und alle sonstigen Freunde der Ordnung, welche sich von gedankenlosen Programmen loSzu- machcn vermögen, zufammcnstehen gegen die Radikalen, niögen sie sich nu» Freisinnige, Ultramontane oder Socialdemokraten nennen. Ordnung gegen Revolution lautet unsere Devise Leipzig, 2. November 1884. * Dis „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt zur Parteitage: „Das hervorstechendste Merkmal der Reichs» tagswahlen ist neben dem Anwachsen der socialdemokratischen Stimmen der arge Zusammenbruch der deutschfrei sinnigen Partei. Sie zäblt nur 3l sichere Mandate, und wenn sie auch bei den Stichwahlen auS dem Sckissbruch noch einige Trümmer retten mag, so ist an der Tbalsache, daß an dieser Partei ein schweres Volksurtheil gefällt worden, doch nichts mehr zu ändern. ES ist bezeichnen», daß die Verluste ganz besonders die ehemalige fecesiionistische Richtung zu tragen bat. ein Beweis, daß gerade diese Richtung durch ihren Anschluß an die Fortschrittspartei das Vertrauen ibrer früheren gemäßigt liberalen Wähler verloren bat. Bon einem mäßigenden Einfluß der ehemaligen Seccssionisten aus die Fortschrittspartei wird fortan noch weniger als bisher die Rede sein, da die ersteren nichts mehr in die Waagschale zu legen baben. Ueber die zusammengcschmolzene Schaar der Deutschsreiiiiinigen wird fortan widerspruchsloser als je Eugen Richter commanviren. Die nationalliberale Partei bat aus jeden Fall einen beträchtlichen Zuwachs empfangen Sckon ohne die Stichwahlen zählt sie ungefähr so viel Mit glieder wie in der vorigen Legislaturperiode. Unsere Wünsche sind freilich nickt alle erfüllt, von einer conservativ-national- liberalcn Mehrbeit kann auch ii» neuen Reickstag nicht die Rete sein, allein nüchterne Berechnungen konnten auch vo» vornherein nicht zu der Erwartung kommen, daß jetzt scheu diese» Resultat zu erreichen sein werke. Hat man davon gesprochen, so war eS eine Uebertreibung. wie sie der Wahlagitation zu Gute zu halten ist. DaS bat der viel- ge'chmähte „Heidelberger Aufschwung" aus alle Fälle erreicht, daß die gemäßigte Richtung innerhalb deS Liberalismus wieder zu Macht und Anicben gekommen ist. Wäre dir nationalliberale Partei dem Rath zweiselhaster Freunde ge folgt. und wäre Hand in Hand mit den link-liberalen Parteien in de» Wiblkainps gegangen, wie sie eS zu ihrem schweren Schaden im Jabre 1881 getban, so hätte sie ohne Zwei'«? an der Niederlage der „Freisinnigen" tkcilgenvnimcii stände jetzt besten Falls als eine kleine Richler'sche H lsS rapp- va. geduldig abwartend, bi» ihr dieser Mann, dessen W Politik von jeher in dem Ziel der Vernichtung der gemäiz,, eu Richtung völlig ausgegangen ist. daS Lebenslicht ganz ane- blalen würde Die nationalliberale Partei wird voraus sichtlich eine stärkere Verlretung im neue» Reichstag ani weisen alS vie deulschsleisinnige und wenn auch nickt alie hochgespannten Hoffnungen erfüllt worben sind, so hat di Ent' scbeidung vom 28. Oclobcr dock aus alle Fälle die g»le Folge, daß der deutsch« Liberalismus vor einer icbr ungesu'den Ezuwickclunz bewahrt geblieben ist. Große Wählern an n hpbe» gegen die Auslassung proteslirt, als ob es znni W wn c«eS deutschen Freisinns gckörc. ans politischem Gebiet rgdile.t- oppositionelle, aus social-wirthsckasklickcm Gebiet extrem srei- händlerisch-mauchcstcrtiche Bestrebungen zu versotgcn." * Zur ultramontan-demokratischen Allianz schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" an leitender Stelle: Auch schon in früheren Wahlgänqen sind vereinzelt ultramon. taa-sortichrittliche» reip. volk-parteiliche Verbrühe- rungen vorgekonnneu. Drr-mal scheint die Sach« jedoch in Spsiem gebracht werden zu soll«». Schon i» den Haupnvahlea »rat düse Erscheinung hervor uod dürft« es noch mehr i» den auspehendeu Stichwahlen der Fall sein. Eharakterifti'ch ist dabei zunächst, baß die Initiative zu der gegenwärtig blühenden uUramonlan-demokra- tischen Allianz vom Lentrnin awtgtng; während „Deutschsrrisinn" und Bolk-partei. refp. di« sich so benrnnd« Sonnemanu'jche Börsen- demokratie dabei mehr di« Rolle einer sprödkoketten Liebhaberin ipielten, die stch zwar die klerikale Liebe gesallen läßt, deren Minne- dienste hinnimmt, ohne jedoch sich auf andere al- ans verschämte Erwiederung einlaffe» zu wollen. Ob diese- „Berhältniß" derart einseitig wird bleiben können, dürste doch etwa- zweifelhaft er scheinen. da bekanntlich die klerikale Wahlhierarchie keine-weg< zu denienige» Gläubigern zu gehören pflegt, die „ausstehende For derungen" elnzutrriben sich säumig zeigen. Man wird also, wie man jetzt bereit- da- Schauspiel erlebte, »llramontane Vahlmannschasten auf Befehl mit demokratischen Stimmzetteln zur Wahlurne marscknren zu sehen, nicht vereinzelt, sondern gleich realmenterwrise, selbst dorr, wo man mit LorpS vor 5—6000 Mann sonst selbst in erster Reihe der Kämpfenden stand in derselben Weise also wird man vielleicht schon jetzt, wahrfcheialis aber m Zukuust Richter'sche, rejp. Sounemann-Mayer sche Partei gänger sich in den Kamps sür Hetzcapläue stürze» sehen. DaS Viudemittel dieser jedem Uubesaugeue» widernatürlüh/er- schelneridev Allianz ist der gemeinsame Haß gegen Mittelparteie' und „sogenannte Lonservalive", zu welch' Letzteren znm große» Schmerze de- „RcichSboten" von den ultramontanen Wahtstra legen die diesem Nächststehendeu, sogar Herr Hosprediger Stöcker, gercchnet wurde. Hierin hat man sofort ein zweites Chargkieristicum dieser Allianz: eS ist die beiden Alliirlea gemeinjame Selbstüberhebung. Genau i» derselben Manier» wie „Deutschfreisinn" und De- mokrane ihrerseits beanspruchen, einseitig die Grenzlinie ziehen zu wollen, wo der Liberalismus aushört und die „Reaclion" anfängt, dergestalt, daß v. Benda, v. Bennigsen, Hobrecht rc. bereits als zu letzterer gehörig classificin wurden: genau in derselben Manier maßt die CeiilrumSpresse sich an, bestimmen zu wollen, wer heute noch als conservativ ohne das Prädikat „sogenannt" gelten dürfe. Letztere zeigt sich dabei allerdings noch etwas anniaßlicher. als der andere allnrte Theil; dieser ließ doch wenigstens noch „Liberale" überhaupt übrig, während da- Centrum eigentlich die Coiiservatwen vollständig «kraslrt und nur selbst als „wirklich conservativ" übrig- bleiben möchte; merkwürdiger Weise, um sich in demselben Augenblicke der Demokratie au de» Hals zu werfen. Neugierig wird man red», eie stautibu» aus Eine- sei» dürfen, nämlich darauf, wir tn den bevorstehenden Stichwahlen zwischen Socialdemokralen und Mittelparteilern oder „iogenonnten Con!er- vattveu" — und an solchen ist bekanntlich kein Mangel — das Eentrum ogiren wird. Da- Berliner ultramontane „Mündstück" that kürzlich sehr empört, al- aus einer in der Bonisacius-Di uckerei zu Paderborn verlegte», bezüglich de- SchimpscnS selbst der „Germania" sich „über" zeigenden Prachtbroichüre »achgewiescii wurde, daß inter pure, l. „Centruin-ieutc", 2. „Deulschsrcisiiinigc" (Fortschritt-leute), 3. „streng Lonservalive", 4. „Socialdenivlrate»" als „unsere Genossen" ausgesührt seien. So steht es Pag. 26. Auf Pag. 27 steht aber, in dem hier angenommenen «lick,- wablfalle sei sestzuhallen, „daß dem Mittelparteiler aus keinen Fall die Stimme zu geben ist. Es bleibt alsdann nur Wahlcnthaltung." Daß Letzteres eine offenbare Jnconlequenz ist, werden die Taktiker auf klerikaler Seite sehr bald einsehe»; denn jede ultramontane Stimme, die bei solcher Gelegenheit dem Social- demokratea entgeht, begünstigt Mittelparleilcr ober „sogenannte Lonservative", und Letziercs gilt ja als ein Verbreche», sür das beim Lentrum keine Absolution eriheilt wird. Desbalb wiro auch jetzt der „Westvhälijche Merkur" sich kaum noch beleidigt fühle» dürfen, als „kryplo-revoliilionair" zu gelten. Den» weil» in Paser- born die soclaldemokcalisch-ultramontone Verbrüderung zu Gunsten der Umsturzpartei bereit- bi- zu proclamirter Wahlenilialtuug ge- diehen ist, dann wird man in Münster das doch nicht dc-avouiren dürsei» und wollen? Alio nur Muth! Darum sollte »in» gerade i» diesem Falle die so vielgerübmte Lonsequenz der „Ccnlrumc- grundsätzc" zu ziehen unterlassen? Daneben nimmt es sich allerdings sehr hübsch aus. wenn ein Tentrumsmilqiied des Abgeordnetenhauses, Herr Metzner, in Freiburg i. S. die „christlich-conscrvatwe (Lentrums.) Panci" p:o- pagtrt, sür die nicht nur jeder Kalliolik. sondern jeder Wähler über haupt stimmen könnte! DaS Geuppenbild Pade, vorn-Freiburg ist nicht übel und ein neuer Beweis schätzbarer Vielseitigkeit und Aill chcir. Ein unbefangener Beobachter wird indessen in jedem Sch itte weiter aui de», Wege der ultramontan-demokrakischen Allianz einen daiikenswerthen Fortschritt in der Gesundung unserer Parieiverbältinsie ii» Allgemeinen erblicken dürfen. Je niekr Leiiirumsmählcr bcsrbii:t werden dürsten, die Herren Bebel, Sonnemann oder Richter »n Ver gleich« zu v. Löller oder Wagner als da- kleinere Ucbcl an mieden, und je mehr andererseits die Wähler der demokratisch-» Gruapeu bemerken, ihre Führer seien der Meinung. Herr Mindthorst. Gras Ballestrem oder Herr 1»r. Franz ständen ihnen politisch »Liier nls v. Bennigsen, Miguel oder v. Benda, desto eher müssen wohl die Wähler beider Kaiegorien erkennen, wie sehr es im Innern der sie dirigirenden Parieistäbe an jenem sittlichen Ernst mangelt, aus den allein polilischcs Leben und politische Lrsoige dauernd sich basiren lassen * Die dcntsch-sreisinnige Partei, welche so sicher war. ihre Reiben durch die Wahlen wcsenliich zu verstärken, und die trotz der angestrengtesten, kostspieligsten Agitation nun eine ganze Reihe sehr enipsinvlicher Wablnieteriagen erlitten bat, gebt wieder mit dem Klingelbeutel durch'» Land. Die FertschritlS-Vlältcr veröffentlichen folgenden Ausruf: „Deutsche freisinnig« Parteil Parteigenossen! Nach dem Ergebniß der gestrigen Reichstags, wähle» werden über den Sieg einer großen Anzahl vo» Partei genosse» erst die engere» Wahle» entscheiden. Es gilt dakek, die Kräfte der gesammten Partei aus diese Stichwahlen zu vereinigen. Alle Freunde, welche sür die Kosten dieser Wakien in Berlin und außerhalb Berlins umern Lentral Wablsonds verstärken wollen, bitten wir. alsbald einen Beitrag zu demselben an unser Centralbureau unter der Adresse de- Herrn Timm, Berlin 8. IV.. KSniggrätzer. straße 25, oder an Herrn Tladtverordnelcn Theodor Müller. Berlin
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