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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-08
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1884
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Erfchsint ts-ttch früh SV,Uhr. Aedsrtts» »nd trpMi» gohaane-gasse SS. ^rechst,»trn der Uriarlt,»: Vormittag« 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. A««ch«, »mk fßr die «Ichftf,!,,,»« «»»«er »cstt««»en In s,r«t, « «»chratagr« »t« S Uhr «achmtttaa». ,, «<»»»»»d Srfttagra srütz »t»Uhr. I« den Filiale» für 2»s.-A»aah«e: Vtt« »lem«. Unlverstlätsstraße »1. , r«ai< Lösche, Kathartnenstraßr 18,-. «w dt» '/,« Uhr. ns>)igtr.TagtblatI Anzeiger. Orga« für Politik, Localgrschichte, tzaudels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS,SO» Abonnement,preis oiertelj. 4'/, Md. incl. Bringerlohn 5 Mk- durch die Post berogen 6 MI. Jede einzelne Numnxr SO Pf. Belegexemplar 1V Pf. «ebübren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohur Poslbesördrrung SS Mt. «it PostbefSrderung 48 Vit. Inserate «gespaltene Petit-eile SO Pf. Größere Schriften laut unserem Preil- verzeichnrß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach h»herm Tarif. Uerlamen unter dem Ue-artioa»striih die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet« an die Expehitia« za senden. — Rabatt wird mchr gegeben. Zahlung praenumeraoäo oder durch Post, uachnahme. ziz. Vonnaben- dm 8. November 1884. 78. Jahrgang. Jur geWgen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den v November Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeLltlon äes I-elprlxer ^nxelilattes. Amtlicher Thetl. Vekkmritmachnii-. Da< 28. Stück des tieSjähr,gcu Ne,chSgesehblatteS ist bei «u» enrgegange» und wird »iS zum 2S. diese- Monat- auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Daflelde enthält: Nr. 15K8. Bekanntmachung, betreffend den Beitritt Serbien» zu der unterm 3. November l88l abgeschlossenen tuternationalen Reblaus-Convention. Bom 24. Oktober 1884. » 15SS. Bekanntmachung, betreffend die Ausführung der Bestimmungen im ß 2 de« Gesetzes vom II. Juli 1884 Uber die Abänderung der Maß- und Ge- wichtSordnnng vom 17. August 1868. (XeichS- Gesetzbl. S. NS.) Bom 30. Oktober 1884. Leipzig, am 5. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Srnmbiegel. Vekaintmachiij. lu« Anlaß der Einkommenschätzung für da« Lteuerjahr 1885 werden den Vorständen von juristischen Personen, Brreinen aller Art, sowie drn Arbritgrbern rc. gegenwärtig Formulare zur Anfertigung von Gehall»», bez. Lohnnachweisungen be- häudigt, welche nach Maßgabe der Bestimmungen in tztz. 36 und 87 de- Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878, ver bunden mit tz. 28 brr dazu erlassenen AussührungS-Berordnung dom 1t.Oktober desselben JabrcS au«grsüllt»t»»r» 8L«G««. vo« der ersalgten «ehchadtav», ad gerrchpet. dri Brrmrtd«»» rtarr drtgetrtede» »erde« wird, a« die Filiale unserer Stadtst«»er-Ginaah«e, Obstmartt rv, S. Etage (Stadthaus), abzugebe» lind. Sollten die betreffenden Vorstände, Arbeitgeber rc. Formulare in ungenügender Anzahl oder bis zum 15. d. MtS. überhaupt nicht erhallen haben, so können dieselben dergleichen Formulare an gedachter Expeditionsstelle entnehmen. Leipzig, am 6. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Göhlitz. auderweite Feststellung de» Niveaus der östlich von der ver längerten Bayerischen Straße liegenden Straßcnzüge deS südlichen Bebauungsplanes betr. Nachdem wir mit Zustimmung der Stadtverordneten be schlossen haben, die Höhen sämintlicher Straßen auf teni Complexe zwischen dem Platze sür den projectirten Scklacht- und Liehhos, der Kronprinzstraße, der verlängerten Bayeri schen Straße und der Straße X de» südlichen Bebauungs pläne» nach Maßgabe der Pläne Nr. und Nr. anderweit sestzustellen, bringen wir dies hierdurch mit dem Hinweis daraus zur öffentlichen Kenntniß. daß jene beiden Pläne in unserem Bauamle (Ticsbau-Abtheilung, Zimmer Nr. 14) zu Jedermann» Einsicht vier Wochen lang auS- lieaen, sowie daß Widersprüche gegen diese anderwcite Fest stellung bei deren Verlust binnen der gedachten vierwöchent- ticken Frist, welche vom Tage der Veröffentlichung gegen wärtiger Bekanntmachung in den Leipziger Nachrichten an zu berechnen ist, schriftlich bei uns angebracht werden müssen. Leipzig, den 3. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Wilsscki, Aff. Nachdem Herr Karl Friedrich Robert Leue, 'Sausmann. Jnselstraße Nr. II, 1. Etage, hier, die auf ihn gefallene Wahl zum Armcupflegcr im 42. Tistricle angenommen hat, ist derselbe am 30. Oclcber r». o. durch Herrn DistriclS- vorstrher Schuldircctor ThonraS in diese» Amt eingewiesen worden. Leipzig, den 5. Novsniker 1884. DaS Armendirectoriu«. Ludwig-Wolf. A. Dekanntmachullg. Die Dachdecker-, Klempner- und Eiseaarbeitea an dem Neubau der II. Bürgerschule sollen vergeben werden. Di« AnschlagSformulare und Bedingungen sind bei Herrn Hvsbaumeister Briickwald, Nürnberger Straße 44. zu erhalten. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift ..ll. Bürgerschule" versehe» hjS Montag, den 17. No vember, Nachmittag- S Uhr au, dem Bauamte. RathbauS, 2. Etage Nr. 5 abzugcben. Leipzig, den 7.' November 1884. Die Bandrpatation deS RathS. Steckbrief. Le^n den unten belchriebenen frühere» Etuisfabrikanten, jetzigen Etnichrbeiter Kerl Aldi» Epadn. geboren am IS. Februar 1832 tu Eisenbrrg, welcher flüchtig ist. ist d,e llutersuchmigshait wegen Bettuge« und Unterschlagung verhäng». Es wird ersucht, denselben »0 mrhaftrn und in da» Untersuchnngs-Gesängniß zu Berlin. Alt- Mvabit 11/12, abzuliesera. Berlin, den 4. November 1884. K»ni,ltche Staa»«anwalts»«ft d«i» e«n»«ertcht I. Beschretbung. Alter: -2 Jahre. Statur: mittel. Haare: dunkelblond. Rase: propartiontrt. Gesicht: anal. Bart: Schnur- dort. Augen: braun. Mund: proportionirk. Brio,iderc Kennzeichen: ,» d«r linken Hand eine Narb« «ad ha« gewandte« Benehmen. Erstatteter Anzeige zufolge ik da» für die Tienstinagd An«« Alchter au« Leipzig am 15. April 1882 vom Gemeindevorstande zu Reudnitz ansgestellte Dienstbuch im Drcembrr vor. I«. in hiesiger Siadt abhanden gekommen. Wir haben der Richter rl» neue« Gestnde-Zeugniß-Vuch a»s- gesrrtigt und erklären da« abhanden gekommene Dienstbuch sür «n- gütig, fordern jedoch zur sosorttgea Abgabe de« letztere» an na« aus, fall« Jemand dasselbe aufgesundeu haben oder »och ausfiadea sollte. Leipzig, am 4. November 1884. Da» Polizei«»« der Gt«»t L«tpzt>. Bretichneider. S. Die R««,lei de« König!. Aumintschcn L««f«l«tS befindet sich Grtmmatsche Etrsße IS. I. und ist in den hier übliche» Gesidästsstundeu geöffnet. Leipzig, den S. Novemb« 1864. Vvelker, Lousul. Nichtamtlicher Thetl. Die Stichwahlen. Am Donner-tag wurden die ersten Stickwahleraebnisse gemelret. Danach sind gewählt in Frankfurt a./M. der Socialdcmokrat Sabor mit 12.1S5 Stimmen gegen dm BolkSparteiler Sonnemann, welcher 10,777 Stimmen erhielt, in Darmstadt der Nationalliberale Ulrich und in Elberfeld der Socialdemokrat Harm mit 17,253 Stimmen gegen den Nationalliberalen vr. Fabri, welchem 11,445 Stimmen zu sielen. Zweifelhaft war da« Ergebniß der Wahl in Mainz, doch wurde die Wahl de« EentrumSmitglirdeS Racke alt wahrscheinlich bezeichnet, so daß der Gvcialdemokrat v. Voll» mar unterlegen wäre. Endlich hat e« Eugen Richter vor- qezogrn, seine Wahl in Hage» anzunrhmen, damit er nicht, falls die Berliner Wähler gegen ihn entscheiden, ohne Mandat ist. Diese Wahlen sind von principieller Wichtigkeit, «eil sie siimmtlich unter den Gegnern allein auSgesochten worden sind, ohne Hilfe einer anderen Partei. Die National- liberalen haben sich so wenig in den Wahlkampf in Frank furt a./M. und in Mainz eingemischt, wie die Deutsch- freisinnigen in Elberfeld. Die Rationalliberaleu batten freilich absolut keine Veranlassung, in einem Kampf zwischen volksparteilern und Socialdemokratm oder zwischen Uttrcmontanen und Soeialdemykrate» Partei r» -rxniMo. «ährend di« DeutsMetzspnuibm ohne Verletzung ibrer'Gntttd« sähe, den Nationallideraken vr. Fabri sehr wohl amen den Socialdemokraten Harm hätten unterstützen können. Ader hier zeigt sich eben die Interessengemeinschaft der Deutschfreisinnigen mit dem Centrum, welcher gemäß beide die Wahl von Mit gliedern der Mittelpartei unter keinen Umständen unterstützen. In Uebereinstimmung mit dieser Gesammtbaltung baden die Deutschfreisinnigen auch beschlossen, im Wahlkreise Slrieaau- Eckweivnitz für den Ultramontanen Mctzner gegen den Frei- conservativen v. Kulmiz rinzutreten. Da sich die deutsch freisinnige Parteileitung auch dafür ausgesprochen hat, Social- demokratcn gegen Nationolliberale und Conservative zu unterstützen, so ist eS klar erwiesen, daß die Deutschsreisinnigen mit den Hauptfeinden der staatlichen Ordnung gemeinschaftliche Sache machen. Daran« ergiebt sich, daß Diejenigen Unrecht hatten, welche die Liberalen beschuldigte», daß sie durch ihren häuslichen Zwist da« Anwachsen der Socialdemokraten be günstigten und verschuldeten» die Schuld liegt nicht aus nationallibcraler, sondern einzig und allein aus deutschsrei sinniger Seite. Au» engherzigen FractionSrücksichten haben die Deutschsreisinnigen sich zu Handlangern von Ultramon tanei, und Socialdemokraten hergeaeben und schon damit die liberalen Bahnen vollständig verlassen , die deutschsreisinnige Partei hat unter solchen Umständen kein Recht mehr auf die Bezeichnung .liberal", sie ist vielmehr ihrer ganzenNatur »ach eine radicale Partei, deren oberster Grundsatz lautet: Entweder thut un» die Regierung den Willrn oder wir bekämpfen sie mit allen Mitteln bi» auf« Messer. DaS Wort .liberal" schließt aber den Begriff der Mäßigung in sich, wer liberal denkt und handelt, nimmt Recht und Billigkeit zur Richt schnur. aber nicht da« Parteiinteresse 'ohne jegliche Neben rücksicht. Wenn der Verlauf der Stichwahlen ihrem Beginn ent spricht, dann wird er wiederum» gleich den Hauptwahlen, große Ueberraschungen bringen und alle vorher angestellten Bermuthungen und Berechnungen Über den Hausen werfen. DaS Princip der Wahlenthaltung wird sich bei der Schroff- heit, mit welcher sich die meisten Parteien aegenüberstehe», als da» herrschende erweisen, ein feste« Wabibündniß besteht nur zwischen DeulsLsreisinnigcn und Centrum, im Uebrigen kann nur noch der Wunsch, Crntrum und Socialdemokraten zu bekämpfen, für die Haltung der übrigen Parteien maß- gebend sei». Wo dieses Ziel in Betracht kommt, kann man getrost auf die gesunden Anschauungen der Mittelparteien vertrauen, daß sie da» Richtige treffen und sich nur durch die Rücksicht auf die Gesannutn oblfahrt leiten lasten werden. WaS »un die einzelnen Slichwahlergcbnisie betrifft, so ist e- daS erste Mal, daß in Frankfurt a. M. ein Socialdemo- krat über den Eigenthümer der .Frankfurter Zeitung" und Ver treter der Volk-Partei. Sonnentau», de» Sieg davon getragen bat. Ter Lehrer Sabor ist eine in Frankfurt wohlbekannte Persönlichkeit, welche schon im Jahre >874. cl» sich La-ker um ei» Mandat daselbst bewarb, in den Wahlkamps einge griffen ha». Tie Verhältnisse liegen dort ganz eigeiUhÜmlich und werken wesentlich durch den Einfluß, welchen die .Frank furter Zeitung" aus die Wähler auSübt, bedingt. ES sind seit dem Jahre >866 eine ganze Reihe von Versuchen gemacht worden, die Macht diese« Organs in Bezug aus da« Partri- lebe» zu brechen. Mau gründete dort die .Franksurter Presse", dann die „Deutsche Presse", im Juli 1873 wurden beide Organe zu einem verschmolzen. Daneben erschien da» ..Frankfurter Journal", welche» im fortschrittlichen Sinne wirkte, endlich wurde auch diese- niit dem nationalliberalen Organ vereinigt durch drn unlängst verstorbenen Besitzer krr großen Farbc- waarensabrik i» Höchst, Vr. Brüning. Nach dessen Tode hat sich eine Actiengesellschast gebildet, welche da» „Frankfurter Joural" sortsührt. Trotz aller dieser Austrengnugrn hat die nationalliberalr Partei in Frankfurt a. M bisher keine neniiens- werthe» Fortschritt» gemacht, die Hanptsührer der Partei am Orte sind theilS gestorben, theilS habe» sie sich voin politischen Lebe» zurückgezogen und biePartei ricktete deshalb ihreHoffn»»« gen auf bieZukunst, dem heilsame»Einfluß derZeil vertrauend. w«lch«r sich stets allen feindlichen Bestrebungen zum Trotz geltend machL Durch daSWahlresultat vom 6 November hat die nationale Sache in Frankfurt a. M. ein« kaum erwartete Stärkung ersaHien, denn die Franksurter haben jetzt drn Beweis erhalten, daß ihnen Sonnemann mit seiner Zeitung keinen dauernden Schutz gegen die Ueberhandnahme der Socialdemckratie ge währt, dieser halb demokratische, halb particularistische Stand- puu«t hat sich überlebt und verliert mehr und mehr den Bode« unter den Füßen. Dir .Frankfurter Zeitung" und ihr Einfluß hat durch die Wahl Sabor'« einen Stoß erhalten, de» sie so leicht nicht verwinden wird und diese Wahl kommt anderrrseit« der nationalen Sache in Frankfurt a. M. zu Gute. Bo« einer Fortschrittspartei kann dort schon seit langer Zeit nicht mehr die Rede sein, ihre Candidatrn haben stet- nur al« Zählcandivaten fungirt. Bei den Landtag-Wahlen drangen stet« die Nationalliberalen durch und bei den Reichstags» wählen Sonnrmann. Jetzt ist dieser Vertreter Frankfurts durch den Socialdemokraten Sabor abgesetzt und dadurch ist eia Umschwung vorbereitet, dessen Folgen unberechenbar sind, der aber hoffentlich LaS rasche Anwachsen der nationalliberalen Partei berveifübren wird. In Mainz ist der Boden für ander« Parteien al« Ultra montane stet« heiß gewesen, die dort ausgrstellten Candidatrn der Socialdemokraten und der Fortschrittspartei sind stet« in der Minorität geblieben, auch diese- Mal wieder scheint der Vertreter des Centrum» den Sieg davongetraaen zu haben, zwar nur mit sehr geringrr Majorität, wie schon au« der den Zweifel auSdrückenden Meldung über da» Wahlrcsultat hervorgeht. Elberfeld war von jeher eine Domäne der Socialdemokraten, aber bei der letzten Wahl waren die Aus sichten sür den liberale» Candidatrn gut, um so besser, al» der Name de» vr. Fabri auf einem Gebiete einen guten Slang hat, welche« gegenwärtig vorzugsweise al< die Grund lage für nationale Bestrebungen gilt, aus dem de« Eolonial- wesen». vr. Fabri würde unzweiseihast den Sieg über seinen soclaldemokratischen Gegner errungen haben, wenn sich die Deutschfreisinnigen de« Wahlbezirk« von ihren engherzigen Partrirücksichte» loSzumachcn vermocht hätten. Sie haben e» nicht aetban, sie baben sich der Wahl enthalten und dadurch den Vorwurf auf sich geladen, «inen Socialdemokraten in den Reichstag gevracht zu haben, dieser Vorwurf wird seine Früchte tragen. E« bleibt noch die Frage zu beantworten, ob die Ver mehrung der sociaidemokratische» Abgeordneten durch die Stichwahlen der nationalen Sacke abträglich ist oder nicht. Kedirrct ist dies« Frage bereit« durch die obigen NuS- Hchnn«» geantwortet, denn e« ist ganz unzweifrlhast, daß d»e Wahlergebnisse in Frankfurt a. M. und Elberfeld der nationalen Sache nur Nutzen gebracht haben. In dem einen Falle hat die Niederlage de«Vertreter« der Volk-Partei die Blicke auf die ausstrebeuden Nationalliberalen gelenkt, im anderen kann die Berantwcrtung der Deutfchfreisinniaen für die Wahl de« Socialdemokraten Harm«, die sie hätten verhindern können, nur zu ihren Ungunstrn sprechen. Die Wähler werden sich im Lause der Stichwahlen der Erkenntniß nicht ver schließen können, daß Schutz gegen die Ausbreitung der Socialdemokratie niemals von den Deutschfreisinnigen, wohl aber von den Mittelparteien zu erwarten ist. In diesem Sinne können die Bestrebungen der gemäßigten Parteischatti« rungen aus liberaler und conservativer Seite nur eine Festi> gung und Stärkung erfahren, wenn die Erfolge der Social demokraten bei den Stichwahlen alle Erwartungen übersteigen. Man wird nicht umhin können, die Veutschfrelsinnige Partei für dieses Ergebniß in erster Linie verantwortlich zu mache». E» ist der deutschfreisinnigen Partei bei den RrichStagSwahlen so ergangen, wie e« im Svrüchworte heißt: „Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" und wir finden das nur ganz in der Ordnung. * Leipzig, , 8. November 1884. * Ueber die jüngsten Veröffentlichungen der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung", welch« da« Regie rungsblatt unter dem Titel „Die Welfen und da« Reich" zusammensaßt, wird jetzt osficiö» au« Berlin geschrieben: Als e< zuerst bekannt wurde, daß S«. k. Hoheit der Herzog von Eumberlaud Ansprüche ans den braunschweigischen Thron erhebe, machte sich in der ganzen dentschen Nation eine instincttve Antipathie gegen diese« Auftreten de« «elfischen Präteu- deuten geltend. Man sagte sich, daß der Erb« König Beorg« V. eine Bedrohung de« Reiche« im Schild« führe und mit seiner braun Ichweiaischen Throncandidatur vornehmlich beabsichtige, den hoch verrätherischen Umtrieben der „dentsch-hannoverschea" Frondeur« einen wirksameren Stützpunkt zu verleihen. Mir richtig der Bolkl- instiacl nrtheilte, geht aus den dankenswerthen Publicationen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" über da« Thema: „Die Welsen und da« Reich" zur Evidenz hervor. Der Herzog von Lumberland hat in ausgiebigster Weise dafür Sorge getragen, daß über seine grundsötzliche unversöhnliche Feindschaft wider Kaiser und Reich keinerlei Zweifel bestehen kann. Sein Schreiben an den Kaiser Wilhelm, worin er demselben mit der au«drücki:chen Betonung, daß die 186« in Hannover ein- getretenen »hatiächlichen Berbältnisse für ibn selbstverstSndlich nicht rechtsverb.ndüch seien, da« Ableben König Georgs anzeig,e. athmete Wort für Wort den Geist jener antiuationalea Politik, welche da« Hau« Hannover nach Langensalza und von dort in da- Ex:l trieb, welche es lehrte, Anlehnung an den Erbfeind jenseit» der Vogesen zu suchen und seine Restauration aus Kosten de- deutschen Bolkes anzustreben. Für die Ve- und Berurihellung der undeutschen Politik de« Welfentbum» liesern di« von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten Aktenstücke ein zu charakteristisches Material. So entwickelt König Georg in einem vom 10. Juli 1866 ba tikte« Briese seine Gründe sür die Annahme, daß er und die übrigen damaligen Gegner Preußen» in Napoleon III. den wichtigste» Ber- kündeten gegen Preußen erhalten würden und daß die Vergrößerung«- Politik de« letzteren bald ein Ende nehmen iverde. Unter dem 8. Iull 1867 leiht der entthronte Monarch seiner unerschütterlichen Zuversicht Ausdruck, daß der dreieinige Gott sein Reich und seinen Thron wieder ausstehen lassen und idn al« König in aller Selbst ständigkeit und Unabhängigkeit seinen Landen wiedergeben werde. Bon Frankreich hofft er, daß es die in Deutschland neu- geschaffenen Verdäitniss« »hunlichst bald vernichten werde. Am 21. November spricht König Georg von seinen Vorkehrungen, um beim ersten Trompetenstoß vollkommen gerüstet dazustehen. Ein vries vom 1. Juli 1868 rnst Gotte« allwallende Gerechtigkeit an, „daß er aus dem ruhmvoll n Tage von Langensalza glorretchere Liege für unsere geheiligte Sache wird hervorgehen lassen." Un- »ern, 2. September desselben Jahre« betont der blinde König aber- mal« die Noibwendigkeit, seinerseits um Goiteswiven mit allen Dinge» aus da- Vollkommenst« sertig und bereit zu sein, damit, wenn di« Vorsehung für gut befind«, den e„u» dslli herbei»»- führen, er augenblicklich zur Hand sei, oll Verbündeter dem Kaiser (Napoleon) zur Seite zu stehen, um mit Hisse seiner mächtigen Unterstützung sein gute« Recht und da- von Deutschland unter des Herrn Beistand erkämpfen und ersiegen zu können. Ein Brief de, König« vom 13. Juni 1869 endlich proclamirt e« al« da« eine Ziel, welche« er mit der strengsten Lonscauenz und nie ermattende. Energie verfolge» ,/unter Gotte« gnädigem Beistand« ein große« und mächtige« Welseureich wieder herzustellen und meine:. Thron wieder anfzurichten, sowie, von den theueren Meinigen um- gehen, al« Köatg in aller Selbstständigkeit nnd Unabhängigkeit zn meinem theueren und so beispiellos treuen Volk« Heimzukehrrn, überdies aber auch mit de« Allmächtigen Hilf« meinen Thron und Reich mit eigenen Waffen, al« Berdündeter Frankreich« und Oestc.- reichs. mir wieder zu erobern." An« dieser keineswegs erschöpfenden Blumenlese dürste dem Leser hinlänglich klar geworden sein, w:e systematisch von »elfischer Seite die Einmischung de, Au«lande« in ureigenste Angelegenheiten der deutsche» Nation hrrbetzosühren gesucht wurde. Und damit »ictl genug, zeigen die von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" d> e Oeffentlichkeit übergebenen welfischen Acten auch, wie man selbst um den Beistand de« RadikalitmuS buhlte, um ba« Werk der Zce trümmerung de« Reiche« gleichzeitig von Innen und von Außen in Angriff nehmen zu können. Der berüchtigte Grundsatz Loyola'»', wonach der Zweck die Mittel heiligt, bildet eben eine der bevorzug- testen Waffen im Arsenal de« wider Deutschland coaspirirend: , Hause- Hannover! In dem Briese de« König« wird wiederholt der dreieinig« Goit. wird Lhriftu« zum Zeuge« für weltlichste Herrschergelüste ansgeruseu. wird die „geheiligte" Sach« de« Nelsenthum« als ein selbstverstünl- liche« Postulat der göttlichen Gerechtigkeit hingcstellt. Ans jede:: schlichten Ehristenmenschen macht dieser FanatiSmu« im Dienst« des Hochverrath« einen unsagbar abstoßenden Eindruck: vor Allem al-ee bestärkt er un« in der Ueberzeuguna, daß der Sicherheit des Reiche« eine unabsetzbare Gefahr drohen würde» wen» der Herzog von Lumberland mit seinen bran». schweigischea Thronausprüchen dnrchdringe» sollte- ein« Gefahr» dir desto ernster an de« Reiche« Pforte» klopft, je mehr sie sich der Ueberwindung im offenen ehrliche» Kamps« entzieht, gedeckt wie sie wäre durch den Hermelin eine« anerkannten deutschen Reichs- fürsten. Fort dar«« anch mit der bloßen Hypathrse der Besteigung de« branuschweigischeu Herzog-throncS durch einen Eumberlaud! Deutschland hat seine nationale Einheit za th-mer erkauft, vm gleichmüthig der Eventualität in» Gesicht sehen zn Wunen, wie rin geborener und geschworener Feind seiner nationalen Errungenschaften sei» Hanptquartter i« Herzen de« Reicht« ausschvdgt. Unser Volk ist ein friedfertige« »nd gern zur Versöhnung berette«, wo es aus guten Willen und ehrlichen Sinn stößt. Aber es: ist nicht ge meint, die mit demHerzblute von taufen» seiner besten Söhne besiegelte innere Eintracht in ei»er sentimen tale» Anwandlung preiözngeben, eS ist vor Alle», nicht gewillt» »elsisch»« Trng »nd Berroth dir Bah» der Rückkehr in» Vaterland zu ebnen. Da- dentsche Veit hat es nicht vergesse», welche« Unheil in alte» Zeiten der Ruf: „Hie Welfk hie Waiblingens" über die Gauen oe« Vaterlandes hrransbeschworeu, »nd «it seinem Willen wird der Herzog von Lumberland nimmermehr de» braunschweigischen Thron al« Erbe und Borkämpser der reichsseiodlicheu Ueberlieseruugen de« Welsen- Hause« besteige». * Nach dem Bauprogramm für da« Reichstags- gebäude soll im Jahr« 1885 außer dem Reffe de« Keller geschosse» nur ein Theil de« Erdgeschosse» zur Ausführung gelangen. Da aber schon während de« Winter« 1885/88 ein Theil desjenigen Rohmaterials beschafft und bearbeitet werden oll, welche» erst im Jahre 188« zur Verwendung gelangt, o sind die für da* ganze Erdgeschoß erforderLcken Geldmittel n dem die-jährigen Etat in Ansatz gebracht, nämlich sür die Rohbauarbeuen einschließlich Material 430,000 für die Werksteinverblendunq desgleichen 320,000 sür die Gerüste zum Versetzen der Werksteine, Beschaffung von Schiebebühne», Winden, Srähnea, Geräthen und provisorische» Einrichtungen sowie sür di« Bauleitung 250,000 — zusammen 1.00«i,000.2' * Zur vetheiligung de» Reiche« an internatio nalen Polarforschungen waren in de», Etat fii. 1882/83 300,000 bereit gestellt worden. Nachdem die in den Jahren 1882 und 1883 zur Unterstützung der inte,- nationalen Polarforschung veranstalteten deutschen Expeditione:, erfolgreich zu Ende geführt waren, ergab sich die Not wendigkeit, da« Bureau der deutschen Polarcomwission zur unverweilten wissenschaftlichen Bearbeitung der gewonnenen BeobachtungSresnltatc auf zwei Jahre sortbestehen zu lassen, wenn nicht die Erreichung deS Zweck- wesentlich beeinträchtigt werden sollte; insbesonder« würde eine Verzögerung der Bearbeitung und wenigsten« tbeilweisen Veröffentlichung der Ergebnisse der deutschen Expeditionen eine Verwendung dieser Ergebnisse tm internationalen System in der Hauptsache unmöglich gemacht haben. In Folge dessen sind der deutsche» Polarlcommission behuf« Fertigstellung und Drucklegung der notbwendigsten Arbeiten vorweg 27.000 außeretal-mäßi z bereit« zur Verfügung gestellt worden. Die Bearbeitung des Material« wird voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nehmen. Tie Gesammlkosten, welche hauptsächlich aus dal EtatSjahr 1885/88 enkfallen, sind aus 65.000 geschätzt, und zwar an Remunerationen und Honoraren 40.400 an Bureau- und Druckkosten li.600 an Reisekost >, 2000 .«l und an Beitrag für die Herausgabe der interna»,o nalen Arbeit 11,000 .<e Davon kommen die obenerwähnten außeretatSmäßigen 27,000 in Abzug. * Die .Nationalliberale Lorrespondenz" schreibt zur Partei > läge: „DieStichwahlen scheinen wieder alle die unerfreu lichen Erscheinungen hervorzubringen, die man bei diese», zweifelhaften Institut auch früher gesehen. Die Idee, welch« dieser ganzen Einrichlung ihre Berechtigung girbt, kommt nur in der unvollkommensten Weise oder auch gar nicht zur AuSsührung. die Idee, daß die näberstehenden Richtungen sich in der Stichwahl vereinigen und den Candidatrn der Allen gleichmäßig fernstehenden Richtung au« dem Feld« schlagen. Thatsächlich zeigt e« sich nur zu häufig, daß die leidenschaft lichen Wahlkämpfe eine solche Erbitterung hinterlassen, daß man lieber dem entschiedensten Gegner al» dem näber- stehenden .Freunde" den Sieg gönnt. L« kommt hinzu, daß die Stimmen i» dem einen Wahlkreis« häufig zu Handels geschäften. zum Austausch mit den Stimmen in andern Wahl kreisen benutzt werden, und derart ganz unnatürliche und „»gesunde Parteicoalitionrn sür eine» einmaligen Zweck z» Stande kommen. ES werden den concnrrireuden Eanvidateu. mitunter sogar unter Verpfändung de« Ehrenworte«, über gewisse Fragen Verpflichtungen abverlangt, von denen man m der Thal zweifelhaft sein kann, ob sie mit der ReickSver- sassung in Einklang ru bringen sind, wonach der Abaeordnele an Instructionen seiner Wähler nicht gebunden ist. Es kommen aus diese Weise viele Compromiß» Abgeordnete in« Parlament, die ihre Wahl zur Hälfte einer ihnen ganz fern stehenden politischen Richtung verdanken und Verpflichtungen
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