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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-09
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1884
- Autor
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G»fch,1«1 tSgllch früh 6'/,Uhr. Lrdartt»» und Lrprditio» Iohannetgasse 33. -prrchkundru der Kedartiou: Bormütagl 10—12 Uhr. Nachmittag« ü—k Uhr. tt>»« vt«»ulcrl»t, «»Ht ßch d» «»»cN«, »t«t »eedunttch. ««»»»» »er für »>r «»WM«,»»», ^rmmer »rfttmmten Anserat» an lecheotage» di« - Uhr Nachmittag», n r«nn» und Festtagen früh bi»Utzr. >»»atz«e der fdr die ndchsts«!,»»»« jtz«««er »estimmten An/ Wechenta, anEenn- 2o den Filialen fiir Ins.-Anuahme: Ott» Klemm, Uuiversität«strabe 21, 6«nt« Lösche» Sathartneostraße 18, p. «nr »t» '/,8 U»r. rwnMLmicliliitt Anzeiger. Organ siir Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschastsverkchr. Auflage 18,«VO Ädonuemkntsprlis oiertclj. 4'/, Md. incl. Bringcrlohn 5 Mk.. durch die Post berogcn 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) «bue Postbesörderung 3!) Mk. Mlt Postbesörderung 48 Mk. Inserate Saespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere echristen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernlatz nach -öherm Tarif. Urrlameu unterteil! Kedactionsstrich die Spalizcile 50 Pf. Inserate sind stet« an die Expedltta« zu senden. — Rabatt wird mchl gegeben. Zahlung xraeuumeennlio oder dura- Post- nachnahttie. 314. Sonntag dm 9. November 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Irsentliche Sitzung -er Stadtverorduettn, Mittwoch, a« IN N»ve«ber 1884, «bend» «'/. Uhr, t« Saale der I. Bürgerschate. TageSorv nung: I. Bericht de« BersassungSauSschusse« über Errichtung eine» OrtSstatutS wegen Erstreckung de« Bersickerung-zwange» auf Personen, welche außer bei dem Eisenbahn» und Binurndampsscbifffahrtsbetrieb« in TrauSporlgewerben beschäftigt werden. II. Bericht de« Oekonomie» und Finanzausschüsse« über Herstellung des Wilhelm Seyffirth-Dcnkmal». III. Bericht des Oekonomie», Bau- und Finanzausschüsse« über Herstellung von Gartenanlagen am ConcerthauS. IV. Bericht de» StistungS- und Gasausschusses über Ver mehrung der Beleuchtung und Herstellung einer Noth- beleuchtung in der IohanniSkirche. V. Bericht deS BauauSschvsseS über AuSbesserunam und Neubeschaffungen im IH. Geschoß des Grundstück« Salz- aäßchen Nr. l. VI. Bericht de- Bau- und Finanzausschusses über die ander- weite Vorlage wegen feuersicherer Abtrennung des Haupt gebäudes de- neuen Theater- von den Nebengebäuden. VII. Bericht des Gas» und BersassungSauSschusse» über An stellung von je einem Assistenten bei den beiden Gas anstalte«. Vcklinnlmachimg. Zu Annahme von Beiträgen für die Plbgebra»»tr» t» Saalburg haben wir unserer StiftungSbucdhalteret An» Weisung ertheilt, waS wir hierdurch öffentlich bekannt geben. Leipzig, am 2S. October 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hentschel. Vrkmlitmchmt. Di« von der Stabt zum allgemeinen Gebrauche anae» schaffte« beide« städtische» Leichentücher, welche bisher tm Souterrain des Museum» aufbewabrt wurden, befinde« sich vo» heut« ab i« Verwahrung des Herr« E. SpUL». 2»»» spertor b»s IohcmniShoSpital«. und werde» durch tchleren gege» «iue Gebühr vo« S ^tk zu Beerdigungen ausgeuehen. Für gedachten Betrag wird zugleich das zum Auflegen auf den Sarg bestimmte Crucifix mitüberlassen. Leipzig, den SO. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Hentschel. Vtkanutmachung. Unter Bezugnahme auf die Verordnung des Königlichen Ministerium des Innern zu Dresden vom 24. October er. fordern wir -te de» Hufbeschlag tu hiesiger Stadt ausübenden Schmiede, welche sich einer der in tz. 1 der zur Ausführung de« Gesetzes vom 18. April 1884, die gewerbmäßige Ausübung des Husbcschlaaes betreffend, unter dem 17. April desselben Jahres erlassenen Verordnung gedachten Prüfungen unterworfen haben, hierdurch auf, uns schleunigst anruzeigtn, ob sie als geprüfte Hnfbefchlagmetster Dipl»» erhalte» Heide» oder vo» der landstün- dtsche» Tonrmisfio« in der Oberlanütz prt«ttrt worden sind, damit Name und Wohnort öffentlich bekannt gemacht werden können. Die betreffenden Unterlagen sind im Stadthause, Obst» markt Nr. S. II. Etage, Zimmer Nr. tlö eiuzureiche«. Leipzig, de« 4. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Eichoriu». vekauutmachuug, dte Aafaahnie fchnlpsltchttger Kinder t» dle Bereinigte Freischule detr. Diejenigen Eltern, welche um Aufnahme ihrer Ostern 1885 schulpflichtig werdenden Kinder in die Freifchule nachzusuchen gesonnen sind, haben ihre Gesuche von jetzt ab bi« spätesteu- dea AA. diese- Monat- auf dem Ratbhause in der Schul- exvedition, 2. Etage, Zimmer Nr. 8, Nawmittags von 2 dis 6 Uhr persönlich anzubringeo und die ihnen vorzulegenden Fragen vollständig und der Wahrheit gemäß zu beantworten, auch gleichzeitig das Zeugniß übe, da« Alter de« anzumeldeuden Kindes und den Impfschein vorzulegen. Leipzig, am 7. November 1884. Der Schnianstzhn» brr Stadt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. Aufforderung. Die am II. Mai 1849 verstorbene Frau Gniilte verw. Gerichtsdirector Winkler geb. Pöpptg hat in ihrem letzten Willen ein Bcrmächtniß von 4000 Thaler mit der Bestimmung gellistet, daß die Zinsen davon an «»- bemittelte Wittwen zweier hiesige« Advocaten oder Gerichtsdireetorra je fünf Jahre la»g a«-- gezahlt werden sollen. Tie eine Hälfle der Zinsen dieser Winkler-Pvppig'schrn Stiftung ist auf die sünsIahre 1835 bis mit 1889 ander» weit durch den BerfassungSauSschuß de- Stadtverordneten- Collegium« zu vergeben. Es ergeht daiier an diejenigen Frauen, welche darauf Anspruch machen können und wollen, die Aufforderung, ihre Gesuche di- zn« PP. November 1884 im Geschäfts, zimmer der Stadtverordneten, Katharineustraße 29, 2 Treppen, anzubrin««. Dick bisherigen Rutzuiehertnnea können keine »etter- Berücksichtig««,, finden. Leipzig, am 24. Oclover l884. Der Berfaffnag-aa-fchntz der Stadtverordnete«. Vr. Schill. »rstatNt« «meige »us-lge hat dt« Kellnerin kStltzrlmine Anna Heller a>« Zei» da« ihr »ater dem 28. December 1881 von der mrt«!»«ch»etea «ehsrde ausgestellte Dieastbuch vor längerer Zeit ln hiestaer Gtadt verlöre» wir bitten das Buch lm Aulsinduugsfalle anher aburliesera. üeipzig, »m 8. November 1884. — Le« Poltzetawt her «tadt Letp«i, Vr»tsch,«ider. Weiden-Auclion. Montag, den 17. November o-, sollen von vor mittags 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz ca. 1300 Bund einjährige Korbweide«, UOO . zweijährige dergi. unv 200 , Nähtergerte« und Aaschiueuholz unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen m,d gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: am Streitteiche bei Connewitz. Leipzig, am 7. November 1884. DeS Rath- Forst-Deputation. Vrkannlmachimg. Der zum Besten der hiesigen Armen am gestrigen Abend im Hotel de Prusse von Herrn Professor Giuseppe Aquenza gehaltene Vortrag hat einen Ertrag von 37 70 ergeben. Dieselben sind heute der hiesigen Casse zugegangen, was uns Veranlassung giebt, hierfür den aufrichtigsten Dank hiermit auSzusprccken. Leipzig, den 8. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeuamt.) Ludwig-Wolf. L. Bekanntmachung. Von dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadt hause allhier (Eingang Miihlgasse Nr. 7) Donnerstag, den 13. November 1884, Vormittag- von v Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel, Haus- und Küchciigcräthe. Belten u. dgl. w. meistbietend versteigert werden. Leipzig, der» 8. November 1884. Da- Armenamt. Ludwig-Wolf. Iunghähnel. Anmeldung zur Lirchenoorffeher-Vahl in -er Parochie St. Petri.. > Ft» hi» Ml« d«« Heterskirchmvorßan», »ach «ttans we Wlpl,,« Wahlperiode ausschridrnden Herren: Hoibaumeister Ott« Vrnckwal«, »reissrrretaie A. H Arnncke, Schuldirector Vr. K. »ü»r, Lommissimsmth T. A. Kahut, Pianosoriefabrik. N. Wauckel, «echtsamoalt S Weder und Kaufmann K. v. Gelle. die t»««esamuit wieder wShlbar find, soll durch die Kirche». gemeinde eine Neuwahl stattfinden. Dtimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der Veterskirchenparachie wohnhaften Männer evangelisch-lutberischen Bekenntnisse«, welche da« 25. Lebensjahr vollendet habe», vcrheirothet oder nicht, „mit Autnahme solcher, die durch Verachtung de« Worte« Gotte« oder unehrbaren Lebenswandel öffentliche«, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobene« Aergerniß gegeben haben oder von der Slimmberechtignng bei Wahlen der politischen Gemeinde oder endlich nach dem Kirchengesetze vom 1. December 1876 durch die Ktrcheninspectton infolge BersLumniß der Trauung, Taufe oder Konfirmation au«geschlofsen sind". Wer sein Stimmrecht bei der bevorstehende» Wahl ausübra will, bat sich zufolge gesetzliche Borschrift zunächst «ÜNtzltch oder schriftlich dazu anziimel»«». Die mündliche» »««eldnttge« werden r«n«ta«, de« ». Nademder d. A. da« 11 dt« 1 Ahr. u»d Ma«t«a, de» IS. Nademder d. A. da« tz dt« S Ahr» i» der Sakristei der PeterSkirche cntgegengenommen. vet schrtftltche« Anmeldungen, welch« während dieser Tage, sowie schon vorher auch in der Amilwohaung de« Pastor« Lonfiftorialrath Professor 0. Aricke (Albertstraße S8, I.) abgegeben werde» könne», muß ae«au angegeben werden: 1) vor. und Zuname; 2) Staad »ad Gewerbe; 3) Geburtstag und Jahr; t) die Wohnung. Wir fordern die stiminberechtigien Glieder unserer Gemeind« herzlich und dringend aus, sich an der bevorstehenden Wahl zahlreich zu beiheiligen und damit sie die« können, die Anmeld««« in der angegebenen Weis« bi« spätesten» Mauta«, de« IS. Nademder» Nachmittag« S Uhr. bewerkstelligen zu «ollen. Zur Peter-kirchenparochie gehöre» folgend« Straßen «nd Plätze 29) Lamvestraße. 80) Mahlmannstraße. 31) Moltkestraße. 32) Nürnberger Straße (vom Bayerischen Platz bi« zur Roß- und Liudrnstraße). Schenkeitdorfstraß». Swirtterplatz. Schletterstraße. L-Vleußiger Weg. Seebuigstraße. Sidonienstraße. Sopdienstraße. Sleinstroße. Stephanstraße (von der See- bürg, dis z»r Liebigstraße). Südplatz. Südstraße. Teichstroße. «5) Thalftrnß« (vaa der Liebig. ftraßedi« »nrMrichsgasse u. Seebnrastraße). 4M Webergasse. 47) Windmühlenftraße (». Baye. rischen Platz bis z«r Turner und Emilien ftreche). 48) Windinühlenweg. 49) Zeitzer Siraß». Bayerischer Platz. Bayerisch« Straße. Brandvorwerkstraße. Brauftraße. Brüderstraße. Laroliuenstraße. Dösener Weg. Dusourstraße. Elisenstraße. Emilienstroßc. Fichiestraße. Floßvlatz Friedrich« ftraße. Fürstenstraße. Glockenstraße. Grasfistraße. Hohe Straße. Kaiser Wilhelm-Straße. Kochstrabe. Kohlenstraße. Körnerstraße. Kroiwrinzstraße. Liebigstraße. Lößniger Straße. K 85) 38) 37 38 39 40 41 42 43 44 . Lützowftraße. Leipzig, den 80. October 1884. Der üirche«»»rstand »» Gt. Petri. v. Frtcke. . Saßhofsoerffeiser««g. Auf Antrag der Erben der Frau Marie Thereflr verehl. Bräunig in Penig soll de« 4. Decemder 1884 varmitta«« 11 Atzr an hiesiger Gerichtsftelle der za deren «schlaffe gehörige, am hiesige» Marktplatz« gelegene Gafttzaf »um Eter». Fol. Il des Grund- und Hiivoldekeiibuchs für die Stadt Benig, an den Meistbietenden sreiwill ger Weise unter vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden, was hiermit bekannt gemacht wird. Penig, am 6. November 1884. A-n1«ttche« Amtsgericht. Heinz»«»«. Sie Städtische Arbeitsnachwkisnngsanffalt und deren Filialen betreffend. Durch da» freundliche Entgegenkommen der Herren Kaufleute: G. Hohlfeld, Ranstädter Steinweg 11, H. Ätrruy, Wellstraße 17, Julius Bachmaun, Ritterstraße 27. Gebrüder Tpillner, Windmühleustraße 30, JuliuS Ziuck (früher LouiS Apitzsck»), Ecke deS Griiiimai- schen SleinwegS und der Querstraße, A. O- Retehert, Neumarkl 42. Gcbr. Kretzschmar, Südplatz 11, sowie dc« SeilermeillerS Herrn E. F. Rudolph, Gerberstraße 59, sind wir seil Februar 1881 in den Stand gesetzt worden, neben der Mühlgaffe Nr. 7 tu» Hofe bcsindlicken Eeutralstelle unlerer Arbeiisnachweisungsanllalt an dcn genannten Orlen Annahmestellen für Arbeitsangebote zn er richten und haben sich die genannten Herren der damit ver bundenen Mühe und Arbeit bisher dankeiiSwerth unterzogen. An unsere Mitbürger richten wir daher wiederum die dringende Bitte. unS durch recht auSgiebige Benutzung der von uns getroffenen Einrichtung in den Stand zu setzen, unsere schon früher ausgesprochene Ansicht, daß eS besser ist. dem Armen Arbeit als Almosen zu geben, zur Thalsache zu machen. Leipzig, deu 8. November 1884. DaS Arurendirectoriuu». Ludwig-Wolf. Zschau. Vrlmuntniachllng. Durch Tod ist Herr Kaujmann Friedrich Adolph Ftuck, Neumarkl 18. au« dem von ihm bisher bekleideten Amte eine- Armenpfleger» im 4. Distrikte geschieben. Wir rufen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwefen gewährte Mitwirkung nach. Leipzig, den 6. November 1884. Da- Araieadtrectoriv«. Ludwig-Wolf. A. Nichtamtlicher Thetl. » Die ftlmMsch-chillefische Streitfrage. j Das tiefe Geheimniß, mit welchem die Verhandlungen der Eommissson für den Tonkincredit bisher umgeben waren, ist jetzt theilweise gebrochen. Ferry hat im Ausschüsse erklärt, daß England sem« guten Dienste für Beilegung deS Streite« angeboren habe, daß indeß China noch nicht officiell von diesem Schritt in Kenntniß gesetzt sei. Clemenceau ver langte dann die Vorlegung der Correspondenz, welche mit den übrigen Mächten über die chinesische Angelegenheit ge wechselt worden se»; Ferry erklärte jedoch, daß eine solche Corre- spondenz nickt verbanden sei. Da» würde nicht auSschließen, daß darüber mündliche Verhandlungen stattgesunlcn hätten, und solche sind in derThat sehr wahrscheinlich. Au« verschiedenen Mittheiluugen geht hervor, daß die BermittlungSfrage auch von Nordamerika angeregt worden ist. Ob China in Deutsch land den Wunsch geäußert hat, daß diese Macht vermittelnd eintreten möchte, ist möglich, aber au« eigener Veranlassung hat die deutsche Regierung sicherlich kein VermiltlungS- ancrbieten gemacht, die Initiative dazu müßte von Frankreich ausgehen, wenn in dieser Beziehung etwa« geschehen sollte und dicser Fall wird begreiflicher Weise nicht leickt eintreten. Hat doch schon da- Zusammengehen Frankreich« mit Deutsch land in der Congofrage in Frankreich große Aufregung er zeugt, um wie viel mehr würde diese hcrvortreten, wenn Dcnrschland die Vermittlerrolle in einer Streitfrage über nehmen wollte. Ferry hat verschwiegen, welche Antwort er England aus dessen Anerbieten ertheilt hat; der Bericht spricht sich wenigsten» darüber nicht au«; dagegen ertheilt die „Llbertü" diese Antwort, indem sie schreibt, daß die englische Vermitte lung abgelchnt wurde, weil direkte Verhandlungen zwischen Frankreich und Ehina statlsinden auf der Grundlage folgen den chinesischen Vorschläge-: Ausführung des Vertrages von Tientsin ohne jede Entschädigung seitens Chinas und Be» setzunq von Keelung durch die Franzosen bi- zur Negulirung der Grenze zwischen Tonkin und China. Der „National", welcher diese Bedingungen veröffentlicht, erklärt im Gegensatz zur .Fibertv", daß China die englische Vermittelung an genommen habe. Der letzte Theil dieser Erklärung ist offenbar unrichtig, weil er mit derjenigen, welche Ferry im Tonkln- AuSschuß abgegeben hat, im Widerspruch steht. So viel scheint aber festzusiehen. daß über die obigen Bedingungen zwischen Frankreich und China kirccte Verhandlungen schweben. Bon den sonstigen Eröffnungen im Ausschuß über den französisch-chinesischen Streitfall iss ein Schreiben von Inter esse, welches ein Mitglied den Ausschusses vorlaS. Dasselbe rührt von einem Coniutaragenten in China her und ist an einen französischen Großhändler gerichtet. Der Briesschrciber versichert, China stehe aus dem «taiidpuiicte, daß Frankreich bei dem Feldzüge gegen Ciiina ermüden werde, Vieser werde sich de-halb auf die Beriheivigung gegen französische Angriffe be schränken. China rechne aus eine Vermittelung, werke jedoch nicht« thun, um sie zu veranlassen. Einstweilen benütze China die Unthätigkett der Franzosen, uni seine Riistnngen zu ver vollständigen. Diese Andeutungen genügen, um ei» ziemlich klares Bild der Lage zu gewähre», sie ist für Frankreich nickt so schlimm, als eS den Anschein hatte. Seitdem Aussicht vorhanden ist. den Streit friedlich beizulege», scheinen die Chinesen auf weitere Angriffe' gegen die Franzose» in Tviili» verzichtet zu habe» und beschränken sich, französische Angriffe ziirückzuwcisen. Die Absicht mag bestehen, ater l» der Praxis könnle sse leicht eine Abänderung erfahren, wenn sich z. B. für die Chinesen eine günstige Gelegenheit karbiclet, die Franzosen in einen Hinterhalt zu locken. I» dieser Beziehung sind Vorgänge vorhanden, welche die sranzöi'ische KriegSleitung zur czrcßlen Vorsicht verpflichten. Der Angelpunck der Lage ist die Eni- schädigiingSsorverung der Franzosen. Bus diese will Frank- reich nicht verzichten und die Chinesen verbleiben hart- »äck g bei ihrer Weigerung. Wie Ferry sich a»S dieser schwierigen Lage herau»wicke!n will, ohne zu große Nachgiebigkeit zu zeigea, ist nicht abzuseyen, und alle Verhandlungen mit oder ohne Vermittler erscheinen zweck los. so lange Frankreich nicht die EntschädigungSsorderung fallen läßt. AuS obigen Mittheiluugen erklärt sich auch die gegenwärtige Stille aus dem Kriegsschauplätze in Tonki». Die Chinesen haben große Verluste erlitten unv verspüren deshalb keine übermäßige Lust, sich ohne dringende Nothwen- digkeil von Neuem blutige Kopse zu holen, die Franzosen kennen dagegen dir Gefahren, welche ihnen die Ungunst der Bodenverhältnisse bereitet, und hüten sich, mit ihren geringen Slreilkrästen eine Angrisisbeivegung zu machen. DaS ist für beide Thciie ein unerquicklicher Zustand, aber die Chinese» befinden sich verhällmßmäßig in der günstigeren Lage, weil sie jederzeit Nachschub aus Ehina erhallen iöniien, wabrenv die Franzosen die Ausfüllung der durch Tod unv Krankheit enlstancenen Lücken erst nach Wochen zu gewärtige» haben. Ihre gesammten Slreitkräjle in Tonk>n und Formosa be laufen sich aus l5,000 Mann und diese sind vermnthlich durch Tob und Krankheit weit mehr verringert, als die Franzosen zngestehen wollen. Zn Pari» nennt man die ganze Art der Kriegführung, welche bisher in China angewandt wurde, die Politik der kleinen Pnckete und mit dieser wollen sie jetzt ein Ende macken. Sie verlangen, daß die Negierung eine energisch- Kraflanstrengung macht und wenn eS nickt ander- gebt, „ach Peking marschirt. Die Vorbereitungen sind dazu getroffen, denn der Kriegsminister ist damit einverstanden, daß 10.000 Mann nach China abgesandt werden. Damit bofst man allen Zufällen gewachsen zu sein und daS Unternehmen mit Ehren zu Ende führen zu können. Man hofft, aber auch diese Hoffnung kann trügerisch sein und zur Abfindung von 10,000 Mann nach Ostasten gehören unzweifelhaft mehr als die vom Marinrminister beanspruchten 11 Millionen. Man ersieht daran-, daß die Verhandlung in derKammer, welche aufMontag angesetzt ist. sehr heftig werden wird. Die Interpellationen voll Lockroy, Delafosse unv Raoul Duval sollen gleichzeitig ihre Erledigung finden, eS scheint aber, daß auch noch andere Abgeordnete der Regierung Schwierigkeiten bereiten werde», wie Andrieux und Clemenceau, die bereits im Ausschuß ihre Laufgräben gegen daS Ministerium Ferry eröffnet habe». Ferry operirt ja geschickt, aber das kann doch nicht hindern, daß seine Feinde di« Tonkinfrage sich nicht entgehen lassen werden, um sie gegen ihn auSzubeuten. Wenn also die ministerielle Presse schon jetzt mit großer Sicherheit behauptet, daß Ferry auS dem Kreuzfeuer, welche- am 10. November gegen ihn eröffnet werden soll, al« Sieger hervorzehen wird, so ist dackarii- .acht viel «u gäbe». Dle mmisterielle Mehrheit, die h«t»« »och 140 kau« morgen durch irgend riu uu- vckrhergasehenes Ereigoiß aus 50 zusammenschrumpseu. sie kau» sich auch in die Minderheit verwandeln. DaS ist in Frank reich in den letzten 14 Jahren zu oft dagewesen, al- daß sich der Fall nicht wiederholen sollte. Ferry hat seinen Plan daraus gebaut, daß die Chinesen verdächtigt werden, auf einen Ministerwechscl in Frankreich zu specuUren, mit dem Nachfolger Fcrry's würden sie bester fertig werden. Wenn Ferry dieser Meinung Glauben ver schafft, dann wird sich die Mehrheit sehr besinnen, ob sie diese verhängnißvolle Erbschaft anlreten soll und Ferry lieber alle« bewilligen, was er verlangt, um die chinesische Streit sache zu Ende zu führen, denn der Nachfolger würde auch nichts Andere« thun können, al- die Wege weiter zu wandeln, auf denen ihm das Ministerium Ferrh vorangegangen ist. Hier tritt einmal der seltene Fall em, baß emer französischen Negierung ein« von ihr gänzlich verfahrene Sache das Mittel wird, sie am Ruder zu erhalten. Man führt immer ru Gunsten Ferry'« an, daß er den Streit nicht begönne», sondern überkommen hat. DaS ist richtig, aber anderer seits kann ihm mit Reckt der Vorwurf gemacht werben, daß er nicht die richtigen Mittel angewcndct hat, um sie zu Ende zu führen. Heute liegt die Sache so, daß Ferry viel darum geben würbe, wenn er mit Ehren dcn Kopf aus der Schlinge ziehen könnte, aber er hat eS mit einem zu schlauen Gegner zu thu», al- daß ihm das nach Wunsch gelingen könnte. Die Chinesen haben sich zwar allmälig an den Gedanken gewöhnt, den Franzosen Tonkin zu überlassen und auch auf die Sckutzberrschasl über Anam zu verzichten. Aber weiter geht ihre Nachgiebigkeit nicht und eS scheint, daß sie einen Trunips daraus fitzen, die Streitfrage ohne Zahlung von einem Centime Entschädigung zu lösen. Wenn Ferry die Mehrheit der Kammern in dem Sinne für sich gewinnen kann, daß sie die EnischLdigungssorderung fallen läßt, dann wird der Friede von Tientsin sich als durchführbar erweisen, andernfalls schwerlich. * Leipzig, S. November 1884. * Die Do-pelmaske, welche die CentrumSpartei trägt, ist nie deutlicher, man könnte auch sagen abstoßender, zu Tage getreten al- in den neuesten Wahlen. Aus der einen Seile hat sie die äußersten Rückschrittler oder, wie sie sagte, die .echten Conservaliven" unlcrstüvl. aus der andern Seile die extremsten Liberalen unv um so lieber, je radicaler sie waren. Ihr Herz war offenbar mehr bei den Letzteren. Bei Conservaliven wurden leicht culturkämpserische Neigungen gewittert, wurde doch sogar Herr Stöcker der Unterstützung nickt für würdig bcjunden; bei Liberalen, welche für unler- slützuttgssähig erklärt werden sollten, wurde dagegen leicht ein Auge zu früheren culturkämvserischcn Versündigungen zugevrückt. Die unendliche Kluft, welche aus social- unv wirthschafkSpolilischem Gebiet die Anscbcmngen deS CentrumS vo» denjenigen der dcutschsreismniaen Parle, trennt, fand nicht die geringste Beachlnng, und so kann eS kommen, daß Vertreter deS äußersten Freihandels unv ManchesterlbumS. wie Bamberger. mit klerikaler Hilfe in de» ReickSlacz einziebe». Es ist gewiß ein häßliche- Schauspiel und eine politisch un moralische Erscheinung, eine so grunbrückjchrittticke Partei, wie da« Cenlrui» ist, >»>t wahrhaft fanatischem Eifer für den äußersten Liberalismus eintreten zu jeden. DaS Bestrebe», die verhaßten Mittelparteien zu schwächen und die gefürchtete comervaliv-nationattibkrale Mehrheit unmöglich zu machen, erklärt aber Alles, und die uttramonlanen Wähler sind meilten- so gul dressirt, baß sie sich gleichzeitig de» Kops mit den rückschrittlichsten Schlagwörtern erhitzen lasten unv für den fortgeschrittensten Liberalismus eintreten. DaS Doppelspiel, welche- die Parteileitung de- Centrum- in fast schamloser Weise getrieben, kann aber weder ihr. »och der von ibr unter stützten drutschsreisinnigen Partei zum Borlbeil und zur Ehre ge reichen. Mag die letztere dabei rin paar Mandate gewinne», so hat sie aus der ankeren Seile durch da- Liebäugeln mit dem UltramontaniSmuS ihrem politischen Ansehen und Credit in dm weitesten Kreism unendlich geschadet, und wenn die
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