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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-10
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1884
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k Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Redaktion und Lr-rdition Johanaetgaffe SS. -Pkrchknndtn der Redartisn: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. tztis«» On,«t«i>»iik ««»i »I« «ttteciw» »ich! »«rdttlttlch. Aun«tz»e »er für »i« «üchftfal,e«>». »ie .» Auser«te «» W«cheotageu tzt« > Utzr Nachmtttaa», an lann- nud Feftta»ea früh »t»Uhr. 2» den /Malen für Zns.-Annahme: Vtta Klemm, Universiiättstraße 21, raut» Lüsche, Katharinenstraße IS, p. nnr »t» '/,t Uhr. tlmigcrTagclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS^io» Äiio»iiemrntsvl'lis oicrltli. 4'/. Mir. incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post becogr» 6 Mk. Jede einzelne Nunim« 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilaaea (In Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesörderung 3!) Mk. mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6qespaltene Patitzeile 20 Ps. Größere Lchrifren laut uiljereni PrciS- vcrzeichnlß. Tabellarischer u. Ziffernsatz »och höherm Taris. Ucelamen unter drin Ledaetiousstrüh die Spalizette üO Pf. Inserat» sind stets an die ^pcvitia» zu jeuden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumoraiiäo oder duraz Post, nachiiahn 315. Montag den 1V. November 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekanntmachung, dir Aeststell««- de» ortsübliche«» Tagelohue» betreffend. Der ortsüblich« Tagelohn gewöhnlicher Tagearbriter ist für Leipzig durch dir Königliche KreiShauptmannschaft auf 2 — -j für männliche erwachsene Arbeiter, 1 33'/, für erwachsene Arbeiterinnen, 0 83»/, für Arbeiter und Arbeiterinnen, welche daS 16. Lebens jahr noch nicht erfüllt haben und für Lehrlinge, festgestellt worden. Leipzig, den 3. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Krankei»verficherung»a«t.) Winter. Aufforderung a» die Vorstände der Kranken- und HilfScaffeu zur Einreichung der Caffenstatnten. Nachdem vielfach Arbeitgeber behauptet haben, daß ihre Arbeiter als Mitglieder einer HilfScasse von dem Beitritt zur Gemeindekrankenversicheruiig beziehentlich zur Ort-kranken- cafse befreit seien, fordern wir die Vorstände der hier be stehenden, aus Tit. VI der Gewerbeordnung beruhenden InnuiigSkrankencaffen und ebenso die Vorstände der hier, so wie in Abtnaundorf. Anger-Crottendorf, Böblitz-Ehrenberg incl. Barneck, Burgaue. Connewitz. CoSpuden. Dölitz. Eutritzsch, Gautzsch, Gchli«, Großzschocher. Kleinzschocher, Lauer. Leutzsch, Lindenau, LöSnig, Mockau. Möckern, Mölkau. Ncureudnitz, Neustadt, Neuschöncfeld, Neusellerhause». Neutzsch, Oetzsch, PaunSkorf, Plagwitz, Probstheida. Naschwitz. Neudnitz, Schleußig, Schönau, Schöneseld, Sellerhausen, Stötteritz, Stünz, Thonberg. Volkinarsdors und dortige Slraßenhäuser, Wahren, Windors, Zweinanudorf bestehenden HilsScaffc», mögen solche auf Grund deS NeichögesetzeS vom 1. April 1876, al- eingeschriebene HilfScasicn, oder aus Grund lanb«-- rrchtlicher Vorschriften errichtet sein, einschließlich der Ver treter der hier oder in den angegebenen Ortschaft» errichteten örtlichen Verwaltungsstellen auswärtiger ekü'geschriebcner Hili-caffen aus, schleunigst die Cassenstatuten bei uns rin- zurcichen. und zivar soweit die (Lassen ihren Sitz in Leipzig nicht haben, in einem hinsichtlich seiner dermaligen Giltigkeit amtlich beglaubigten Exemplare, sowie unter Beifügung eines Zeugnisses der Gemeindebehörden deS Sitzes der (Lasse, daß die HilfScasse noch bestehe und die dem Statute entsprechenden Unterstützungen wirklich gewähre, sowie über den Belrag deS für diese Gemeinde gemäß ß. 8 deS ReichSgcsetzeS vom 15. Juni 1883 festgesetzten ortsüblichen TagelobneS. Nach Prüfung der Leistung der (Lasse werden wir den Vorständen eröffnen, ob die Mitgliedschaft bei den Caffen als von dem VersickerungSzwange befreiend anzuerkennen sei. Leipzig, den 3. November 1884. Der Skath der Stadt Leipzig. (KrankeuverstcherungSamt.) Winter. Bekanntmachung. Die Dachdecker-, Klempner- und Eisenarbetten an vem Neubau vrr H. Bürgerschule sollen vergeben werben. Die Anschlagsformulare und Bedingungen sind bei Herrn Hosbaumeister Brückwald, Nürnberger Straße 41. zu erhalten. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „II. Bürgerschule" versehen bis Montag, de« 17. No vember, Nachmittags S Uhr aus dem Bauamle, NalhhauS, 2. Etage Nr. 5 abzugcben. Leipzig, den 7. November 1884. Die Baudeputatioa de- RathS. Die Lieferung von circa 4800 ljd. Meter Bordsteinen für daS Jahr 1885 soll an einen oder mehrere Lieferanten vergeben werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau» Verwaltung, Rathhau», II. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingcsehen, rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lieferung vo« Bordsteinen" versehen ebendaselbst und zwar biS zum 25. November 1884 Nachmittag« 5 Uhr cinzureichen. - Leipzig, am 5. November 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. KitrunK äes ärrtlietien Le2irlr8- vereins äer 8ta6t Vla»t«U, S«o IS. Karewber Ideuä» 7 Hbr, im 8»»Iv cker Lrste» VUrrerncliuI«. I»?e»or6uun»: Xutrius <ie« Herrn Or. Leürtem bete. Sie Organieativo cke» SrrlliekeL Viewite» bei äeu Orte- und Oewewäe- Xrenlcenoameu. Dr. klo«». Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 10. November 1884. * Dem BundeSrathe >st soeben der Entwurf eine« Gesetze«, betreffend die Feststellung eine« Nachtrag« zum ReichShauSbaltS-Etat für daSEtatSjahr 1884/85, zuaegangrn. Der Gesetzentwurf hat nur zwei Paragrahen, welche lauten: tz 1. „Der diesem Gesetze als Anlage betgekügte Nachtrag zum «,ichSdauHalt«.<klat für da« «tat«jahr 1884/85 wird in «»«gäbe suf 180H00 ^ an einmaligen Ausgaben, und in Einnahme aus 180,000 ^l seftgestellt und tritt dem durch da« Besetz vom 2. Juli 1893 (Netchs-Gesetzbl. S. 125) sestgestelltea Reich«hau<haltt-Elat sür d«S Etat«iahr 1884/85 hinzu." 6 2. Die Mittel zur Bestreitung de« ftn ß 1 bezifferten Bedarf« sind, soweit dicselvr» nicht durch KitehrertrSg« bei den außer den Matricularbeitrügen zur Reich-casie fliehend«, regelmähtgen Einnahmen ihre Deckung finde», durch Bei- 'läge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung iMsKubklvgen. Die hier geforderten 180.000 .ckk sind zum Bau eines Küstendampfer» und einer Dampsbarcaffe sür den Gou» verneur in dem Gebiete von Kamerun bestimmt. In der Erläuterung beißt es: „Für de» Verkehr der an der westafrikanischen Küste im Gebiete von Kamerun Handelsniederlassungen besitzenden deutschen Firmen mit der Vertretung de« Reich« ist au« diesen Firmen in Hamburg ein Syndicat gebildet worden, durch dessen Vermittelung die Wünsche und Anträge der elfteren vorgetrageii werde» sollen. Diese« Syndicat hat die Einsetzung eine« Gouverneur« für da« unter deutschen Schutz gestellte Gebiet von Kamerun und sür de», selben die Beschaffung eines Küstendampser«, sowie einer Damvs- barcasse sür den Flußbienst al- wünschenSwerth bezeichnet, Maß. regeln, welche als nothwendiq zur Ausübung de« kaiserlichen Schutz- recht« anerkannt werden müssen. Der Kilstendamvser soll, den localen Verhältnissen entsprechend, nach dem Comvosite-System (Eisenspanten mit Holzbeplankung, ge- kupiert) bergestcllt werden. Dl« Kosten eine« solchen DampserS sind aus 150,000 X, di« einer Dampsbarcasse aus 30,000 zu v«r. er Dampfer und die Barcaffe können bei Beschleunigung deS Baue« i» sechs Monaten gebrauchsfähig hergestellt werdeu. Wenn der Bau dieser Fahrzeuge erst mit dem Anfang deS neuen Etat«, lahre« in Angriff genommen werden sollte, würde die Fertigstellung derselben in den Herbst fallen, also in eine Jahreszeit, welche der Uederführung derselben an ihren Bestimmungsort leicht gefährlich werden könnte, mindesten» aber für dieselbe sehr ungünstig wäre. Im Interesse sicheren Gelingen« soll daher der Bau bereit« im Etatsjahre 1884,85 begonnen werden, sobald die Bewilligung de« beanspruchte» LreditS seitens der gesetzgebenden Faktoren und damit die Bewilligung de« ProjcctS überhaupt außer Zweifel steht. Ls würde dadurch die Vollendung der Fahrzeuge im Sommer 1885 und die Uederführung derselben in guter Jahreszeit ermöglicht werde». Wenn diese Fahrzeuge auch nicht für Kriegszwecke bestimmt sind, ihre Verwendung vielmehr von den Anordnungen der obersten Cwilbehürde der Eolonie abhänge» soll, so ist doch mit Rücksicht daraus, daß die Besatzung unter dem Lomniando und der Tisciplin der kaiserlichen Marine stehen muß, die Einstellung der Forderung in den Etat sür die Marincvcnvaltung sür angezcigl eracht-t worden. Die Unterhaltung«- und Betriebskosten sür die Fahrzeuge werden vom EtatSjahr >885/86 ab im Marine-Elat beim Eapitel 52 der fortdauernde» Ausgaben (unter Titel 5) ausgebracht". * Tie „Nativiialliberale Corrcsponbenz" schreibt zur Parteilage: „Die „freisinnige" Presse ist außer Zweifel darüber, daß m Folge der Niederlage ihrer Partei rme gründliche ,.Reaktion" unaufhaltsam hereitihreche» werde. Zu leugnen ist nicht, daß, wenn die gesummt« konservative Seite deö neuen Reichstag« entschlossen uoäre, niit Lein Centrum zusammen eine energische Politil de» Rückschritts ju treibe», und die Regierung einem solchen Vorgehen zustiminle, allerdings in den parlamentarischen Stadien ein Hmdcrniß dem nicht entgegenstehen würde Ganz dasselbe Verhälkniß aber bestand bereits in dem letzten Reichstage. Auch dort war eine reactionaire Maßregel nicht zu verhindern, sobald sämmlliche Conservative, da« Ccntrum mit seinen Anhängseln und die Regierung darüber einig waren. Man braucht also um dieses PuncteS willen sich über die Schwächung der »Freisinnigen" nicht gerade die Haare auSzurausen; daS Unglück ist dadurch nicht schlimmer geworden, als cS schon war. Alles kommt darauf an, wie weit ei» Einverständniß der genannten Faclorcn in reactionairer Richtung zu erzielen sein würde. Um diese Frage zu bcant- worke», müßte man zunächst wissen, cb man de» Zuwachs der Conservalivcn alS eine Verstärkung der extremen oder der gemäßigten Richtung auszusasien hat. Cm bestimmtes Urlheil darüber ist im Augenblicke gar nicht möglich; man wird aber kaum sehlgehen, wenn man die neuen Elemente der konservativen Partei überwiegend als rein gouvernemenlalc aufsaßt. Ten Ausschlag wird also die Hallung der Negierung geben. Unsere Ueberzeugung ist nun iuliuer gewesen, baß der ver dienstvollste Gründer des Reichs der Natur der Sache nach eine wirkliche Neaction nicht wollen kan». Daß in der letzten Legislaturperiode dem rückschrittlichen Andrängen auf dem Ged'iclc der Gewerbeordnung einige Zugeständnisse ge macht worden sind, ist zu bedauern; aber der Reichsregierung wegen dieser kümmerlichen Brocken, mit denen sie sich eine um so bereitwilligere Unterstützung ihrer größeren social- politischen Pläne zu gewinnen sucht, den Vorwurf eines Um- lenkenS zu grundsätzlicher allgemeiner Reactiou machen zu wollen, würde weit über das Ziel hinauSschießcn. Dazu kommen die zahlreichen Kundgebungen deS Fürsten Bismarck au« neuester Zeit, welche sämmtlich die Nothwendigkeit einer Verständigung unter den gemäßigten Richtungen betonen und damit die Begünstigung einer reaclionairen Tendenz eo ipso ausschließen. Dazu komiiil ferner daS dermalige Ver hältnis; deS Reichskanzlers zum Ccntrum. Es gicbt gar keine reactionaire Maßregel, welche an der ultramonlanc» Partei einen absoluten Widerstand fände. Für jede Beschränkung der Gewerbesrciheit. der Freizügigkeit, der BerehelichungS- sreiheit ist sie ohne Weiteres zu habe»- die Einführung deS InnnngSzwanges z. B.. zu welcher selbst Herr Ackermann sich direct noch niemals bekannt hat, ist beim Centrum geradezu zum Prozrammpunct geworden. Und zu Anderem, z. B. zu erheblichen Modifikationen der Politischen Rechte des BolkeS und seiner Vertretung, würde daS Centrum jederzeit bereit sein, sobald ihm die entsprechenden kirchcnpolitiscken Con- cessioncn gemacht würden. Aber die baoiet »gmr. Jedenfalls «bellt auS dem Ganzen die allerdings nicht neue Wahrheit, baß der eigentlich wirksame Wall gegen eine allgemeine Reactiou während deS letzten Reichstags der Fürst Bismarck gewesen isi. und daß er eS hoffentlich auch in Zukunft bleibe» wird. Die deutschfreisinnige Partei aber bat wie keine andere daS Verdienst, die reactionairstc Partei im Reiche, da« ultramontane Centrum, aus jede mögliche Welse gefördert und gestärkt zu habe»." * Ter evangelische Arbeiterverein zu Herne bat am letzten Sonntag ein BcgrüßungStclegramm an den Reichskanzler gerichtet, worauf nachstehende Antwort erfolgte: „Berlin, 4. November 1884. Ihre sieundliche Begrüßung und die Motive derselben sind mir ein erfreuliches Zeichen vo» dem Er- folge der Emwirkunq unsere« Kaiser« und Königs out die V,r> söhnnng der verschiedenen Interessen, deren Widerstreit unsere wirlh- schastlichc und volinschc Entwicklung hemmt. Unsere vaterländische Geichichle liefert de» Beweis, das) unsere Könige an Vieler Aufgabe seit mehr als 100 Jahren erfolgreich arbeite», indem sie gegenüber dem System der Interessen de« Staate« das System der Pflichten verfochten haben. Ich hoffe, daß sich in immer weiteren Kreisen unserer Bevölkerung die Erkenntlich Bahn brechen wird, daß auch die von den Regierungen in Angriff genommene Socialreform, welche den Arbeiter gegen die Wechleltälle de« Schicksals zu sichern sucht, von diesem Geiste der Versöhnung und Ausgleichung der Elaffen-Intereffen geleitet wird. So weU mein« Kräfte reichen, werde ich nicht oblassen, an der Durchführung dieser Reform mit- zuarbeiten. v. Bismarck." * Au» Braunschweig. 6. November, wird der „Kölni schen Zeitung" u. A. geschrieben r Allmälig legt sich die Erregung im Lande Braunschweig, man beginnt sich mit der Sachlage abzufinden, welche durch den T»d de« Herzog« geschaffen worden ist. Die Mitglieder de« Regentschafi-ralhes, Staat-minister Gras Gürtz - Wrisberg und Kammerpräsident v. Veltheim, sind von ihrer Reise nach Berlin seit einigen tagen zurückgckehrt, und zwar sehr befriedigt über die Audienzen bei dem Kaiser und dem Reichskanzler. Wird auch über da« Ergebniß dieser Audienzen strengste- Gehetmniß gewahrt, so bettachtet man doch al« sicher, daß schwerwiegende Vorfälle in Bezug ans die Erbfolgesraqe in nächster Zeit nicht zu erwarten sind. Die SiegierungSverweiung de« RegentschastSralys ist jetzt nach jeder Richtung hin gesichert und weitere Schritte von Bedeutung wird der Reaeutschaitsrath nach seiner eigenen amtlichen Erklärung nicht unternehme», ohne sich darüber vorher mit der LandeSversammlung tu« Einvernehmen zu setzen. Wenn unvorhergesehene Ereignisse eintteten, so kann der autzcrordcntliche Landtag, der nur vertagt worden Ist, sofort wieder zusammcntreten, aber man glaubt kaum, daß da« nothwendig sein wird. Man beschäftigt sich des halb auch jetzt im Allgemeinen weniger mit der Zukunft des Lande«; man hält die Möglichkeit einer Regierung deS Herzogs von Eumbcr« land sür vollständig abgethan, rechnet aber auch auf der anderen Seite ganz bestimmt darauf, daß bei endgiltiger Regelung der Thronfolge die Selbstständigkeit des Lande«, namentlich in finan zieller Beziehung, gewahrt werde. Biel mehr als die Erbsolgesrage wird noch immer das Testament des Herzogs und die Frage des Eigeuthuin« der Musenmsschätze, der Kammergüler (Doniaincn) rc. erörtert. Diese EigenihumSjragen könne» allerdings noch zu große» Verwickelungen Anlaß gebe», und man begreift kaum, warum nicht bei Lebzeiten de« Herzogs eine Regelung versucht worden ist. Wa« zunächst die Frage der ungemein werthvollcn MuscumSschätze anbe- langt, so liegt dieselbe sehr verwickelt. Den Grundstock des Museums bilden die von dem Herzoge Anton Ulrich in Salzdahlum gesam- melten Gemälde und das von den Herzögen Ferdinand Albrecht I. und Albrecht II. in Bevern errichtete sogenannte Kunstcabinet. Herzog Karl I. vereinigte diese Sammlungen 1754 in dem Muieum in Braunschmcig. Dasselbe ist später bereichert worden durch Geschenke, Ankäufe aus fürstlichen und Laiidesmittel». Entnahme au« Schlösser». Kirchen, Klöstern und Gemeinden. In der Verfassung von 1832 ist da« Muleuni al« ein selbstständiges Institut hmgestelll mit der Bestimmung, daß der Inhalt der Samm lungen unveräußerlich sei. Später ist einmal auf Anregung der Laudrsversammlnng von drei bedeutende» Juristen «iu iveitlänfigc« üb« da« EigeathumSrecht an den Museumsschätzen eus- ßsa:."r»t tzm«tzvu E« jß mdeß dadurch nicht, die mindeste Klarheit m de. Lach« gebracht wsrdeu, dir Verhältnisse sinh so vernickelter Natur, daß man allgemein anerkennen muhte, daß hier mir etn Proeeßversahren, ein Urtheil de« Neichtgericht« entscheiden könne. E« wurde da« auch im Dccember l882 im braunschweigischen Land tage allerseits anerkannt, als die Regierung damals 775,000 ./l für ei» neues MuseumSgcbäude forderte. Ls war deshalb auch selbst- verständlich Anfang« wenig Neigung bei den Abgeordneten vorhanden, die verlangte Summe zu bewilligen. Schließ lich fand man den Ausweg, das Geld au- den Capitalieu deS KammergulS zu nehmen. Man sagte: die Eigenthuinsverhält- Niffe der Kammergüter liegen ebenso unklar, wie die der Museums- schätze, und da verschlägt es nicht viel, ob wir die Summe beim Kammcrgut in Baar liege» haben oder dasür ein neues, unbedingt nolhwendigcS Gebäude errichten, dessen Schicksal später mit dem der Kammergüler und der MuscumSschätze zusammensällt. ES ist indcß nach Lage der Sache immerhin im höchsten Grade zweijelbast, ob der Erbe des Herzogs Ansprüche an die MuseumSschätze wie das Kamniergut stellen wird. Aus Letzterem ruht nämlich nach dem seinerzeit zwischen den» Herzoge und dem Lande abgeschlossenen Receß die Last, die Civilliste und die Kosten der Administration des Landes u. s. w. zu bestreiten, und hierzu reichen die Einkünfte nicht auS. Abgesehen von der Rechtsfrage »st also da« Eigenthumsrechl immer von sehr zweiselhasteni Werthe. Sehr viel schwieriger wird cs aber noch sei». Kammergut und directes Privateigenlhum des Herzogs zu unterscheiden. Hier sind so manche werthvolle Objecte streitiger Nalur, daß eS ohne ärgerliche und verwickelte Processe nicht abgeheu wird. . * . * Eine Haussuchung Lei dem vor etlichen Tagen unter der Anklage des HochverrathS verhafteten Zcitungsexvediente» Allen in Dublin hat, wie von dort geschrieben wird, zur Entdeckung merkwürdiger Dokumente gesichrt, auS denen die Existenz eines GeheimbundeS erhellt, welcher die Bezeich nung „Die irischen Rächer" siibrt. Dieser neue Verein wurde zu dem Bchuse gegründet, die Phönix-Park-Mörder zu rächen und der irischen revolutionaircn Sache durch ähnliche Tbatcn wie die, welche die Laufbahn der ..Uniiberwindlichen" kenn- zeicbnelen, Vorschub zu leisten. Die Personen, welche die irischen Rächer" bilden, sind meist junge Männer im Handelssache, und man glaubt, daß Allen'« Verhaftung viele derselben veranlassen dürfte, a»S Irland zu ver schwinden. Allen ist ei» junger Mensch von 26 Jahren und ivar bis zu seiner Verhaftung Präsident der weilvcr zweigten „Jung-Irland-Partei". — In Dublin begann am Mittwoch die ischwurgerichtSverhaiidlung gegen den im April d. I. in London unter der Anklage deS Hoch- verraths verhafteten HandlungSreisenden N. Fitzgerald. Die Anklageacte beschuldigt Fitzgcralv, Handlungen znm Um sturz der Macht der Königin in Irland und zur Herstellung einer irischen Republik begangen zu haben. Als Haupl- bclastungszeuge sungirl der Angeber Iolm Mora», welcher bekundete, Laß Fitzgerald einem Fcnierbunde angebörte, welcher in Tubbcrcurrv geheime Sitzungen abzuhaltcn pflegte, i» denen auch Waffenübungen volgenonimen wurden und Samm lungen sür den Ankaus von Waffen stattsandcn. Tie Ver handlung dürste mehrere Tage in Anspruch nehmen. * Eine Uebersicht deS französischen Cultusbudgets seit Anfang dieses Jahrhunderts bis ans unsere Tage, welche Pariser Blätter veröffentliche», crgicbt, daß die katholische Geistlichkeit Unrecht bat. sich nach der RcslauratioiiSzeit zurückziischnen und die Härle der Republik ;» verwünschen. Im Jahre X (1802) bezog die katholische Geistlichkeit l,258,107 Francs. DaS Jahr daraus erhielten die resorinirte» Pastoren zum ersten Male Skaatöbesoldungen in Höhe von 22,363 Franc», »nv daS Gcsam»-t-Bndget sür die Culke betrug 4,08l,360 Franc?. J»i Jahre I8ot war eS schon ans 7,380,0 lO Francs, 1805 ans 12,107,027 Franc» und I8l2 ans 18 Millionen Francs gestiegen. Tie Restauration fand I8l5 ein Cnllnöbudgct von 16,706,710 Francs vor: vis 1821 brachte sie eS ans 25,200.000 Franc-, bi« 1830 ans 36,513,573 Franc». Im Jahre 1831 setzte die Inli-Regierung es aus 31.624,780 und 1833 aus 33,838.050 Francs herab 3m Jahre 1840 bezifferte» sich die CnltusauSgaben aus 35,821.653 Franc» und 1848 aus 30.068.263 Francs. Unter der zweiten Republik vermehrten sie sich ans 42,323.280 Francs, 1860 war man glücklich bei 50,008,543 und 1869 bei dem Maximum, 51,532,036 Franc», angelangt. Von 1872 bis 1853 schwankte da« CultuSbudget zwischen 53,347.866 und 53,745,713 Francs. Im Jahre 1884 endlich tritt eine geringe Verminderung, und zwar bi« 51,009,006 Franc« ein. * Die politischen Zustände Amerikas unterscheiden sich von den diesseits de« Atlantic herrschend«, außer in viele» ankeren Puncten hauptsächlich auch darin, daß der ameri kanische Politiker einer vollzogenen Thatsazche keineswegs das jenige Maß von Beachtung schenkt, welche» sie loyaler Weise beanspruchen kann und welche» ihr in den civilisirlen Staaten deS alten WelttheilS in der Regel au« freien Stücke» enl- gegenaebracht wird. Wie der AuSgang der Wahlmänner wählen darthut, welcher nach den neuesten Depeschen kaum noch einem Zweifel an dem Siege der Demokratie Raum gewährt, ist e« jenseits deS Oceank nicht genug, sactischc Erfolge einzuheimsen, sondern es muffen Bor-chrnnge» getroffen werden, die objcctiven Thatsachci, vor tendenziöser Vergewaltigung zu sichern. Den Republikaner«, die seit 20 Jahren da« Slaalsruder in Händen halte», jtt die süß« Gewohnheit deS Herrschen« dermaßen zur zweiten Nalur geworden, daß sie sich mit einem Rollentaufch, der den Demo kraten zugute käme, absolut nicht befreunden wollen. Tie ziffer- mäßigen Wahlresultate au« den Staaten der Union gr-uppiren sich so. daßbeiveCa»didatenausde»AusgangdesNew-2)o<rkerVoluins angewiesen sind. Die Republikaner haben em Interesse daran, ihren behaglichen Platz an den gefüllten Sckaalökrippen auch fernerhin zu behaupten. Die Dcmokrate-t haben ein ebenso großes Interesse daran, ihn zu erobcut, und beide Parteien wissen sich hinlänglich fr« von kleinbürgerlichen Scrupeln, um. falls die Gelegenheit sich bietest, die Wahl- lhatsachen ihren respecliven Wünschen gemäzß zurecht zu stutzen. Mit einer sür unsere Begriffe von politischem De- corum befremdlichen Offenheit erklärt Clevel«md. daß nur eine maßlose Fälschung seine Proclainirung zu», Unionspräsi denten Hintertreiben könne' und beide Partei«?.» haben ihren Willen kundgegebcn, daS Zählgeschäjt ausS Gesiaucstc zu con- troliren, ja sie haben sich^ogar Anwälte gemi-tthct, denen die Wahrnehmung der rivalisirendeu Partei-InVercsseii obliegen wird. Das sind keine sonderlich tröstliche» S»y»ipto»ie, viel mehr liegt die Wahrscheinlichkeit vor, daß T emokraten und Republikaner einander scharf in die Haare cp rathen werden, unter Umständen sogar ernste politische Erschütterungen pre- vociren dürsten. — Zur Lage meldet man noch der „Kölni schen Zeitung": Wie uns unser New-Borker Berichterstatter durex Kabeltelegramm «rttbeilt, hat der 4. November »m Staate Ne w-)!)ork iür die Demokraten entschied^». Der 4. November .wird also in der Geschichte de« Verein»««-» Staaten «ine. Wichtigen Wendepvnct bezeichnen: denn sall« nicht dir bestimmten Angabe» über die demokratischen Siege in Indiana und New-Jerscr noch nachträglich umgestoßcn werde», so Hai der 4. November die revabükaaische Partei von der schwindelnden Höhe gestürzt, die sie so lange zu behaupten gewußt. Da die Südstaaten eine fcstgesügie Masse von 153 Wahl- männern für die Demokraten stellen, so neigt bereits die demokratische Abstimmung der Staaten New-Pork und Indiana da« Zünglein der Waage zu Lleveland'S Gunsten, indem, sie Cloveland'S Liste auf 204 Stimmen bringt. Füniundzwanzig Jahre soft sind über Amerika dahinqegangei», seit die Demokraten die Herrschaft verloren haben. Der Wahlkampf des Jahre« 1860 brachte den Republikaner Abraham Lincoln in das Weiße Haus und bnachte damit zugleich den Bürgerkrieg zum Ausbruch, der mit der Abschaffung der Sclaverci und der Erzwingung der Union endete. Ein Bieitcljahrhundert fast baden die Demokraten seitdem Zeit gehabt, über ihre Fehler nachzudenken und sich die öffentliche Achtung iviedcr zu erringen, und ein Bierteljahrhunderi hatten die Republik» »er Zeit, ihre Ver dienste um den Staat durch unerhörte Bcstechliöftctt und Mißwirlh- schuft vergessen zu machen. Langsam ging ia de« letzten Jahre» die demokratische Sonne aus. Wie verächtlich sich >»ie Republikaner bei rcchlüch Lenkenden Männern gemacht, geht am schlagendsten anS dem Umstande hervor, daß die unabhängigen Repub'ükaner. unter denen deutsche Männer wie Karl Schurz voranlcuchtcn, sich diesmal nicht nur von ihrer Partei loSlagten, sondern sogar sür El.wcland ein- tratcn. Niemand hatte begeisterter sür die Sclavenbesrciung und gegen die südlichen Demokraten gekämpft oft' Herr Karl Schurz. Welche Unsumme von republikanischer Nichtsnutzigkeit muß dazu gehört haben, diesen Mau» »nS demokratische Lager zu treiben! Man muß den Demokraten lasten, daß sic die Zeichen der Zeit zu dculci, verstanden; sie waren klug genug, ün Clevelaud einen Candidaten auszuslellcn, der ganz dazu geichoffcn war, der Reactiou der rechtschaffenen Leute gegen das herrschende System daS leitende Haupt zu geben. Clevelaud ist nicht wie Maine Berufspolitiker, er steht dem Treiben der politischen Drahtzieher persönlich fern und ist also ganz der typische Präsident bessern Schlages. Die ollen Kampfrufe der Demokraten und Republikaner: hie Decentraltsation und Staatenrecht, hie Tenlralisalioa und nationale Reichspolitik, hie Fieihandel, hie Schutzzoll, traten im «Sahlkamps in den Hintergrund. Die südlichen Demokraten sind Freihändler, die östlichen nicht, und die Freihändlcrftagge würbe nicht gehißt, weil sie in Amerika namentlich bei den Arbcuero und besonders den Jreu als englisches Wahrzeichen verhaßi ist. Auch die Frage der Cwildienstrcftrm bildete nicht den eigentlichen Partei- gegensatz; beide Heerlager versprachen in dieser Hinsicht da-? Blaue vom Himmel herunter. Doch ist klar, daß e« Cieoeland wenigstens periönlich ernstlich um die Säuberung der Berwaliung z» thun ist. Doch kann Cleveland schwerlich die amerikanische Gepflogenheit, polnische Dienstleistung durch Aemter zu belohnen und i» daS Amt so die Sucht nach hastigem Gewinn zu verpflanzen, aus der Well schaffen. Die hungrige Partei, welche vicruiidzwanzig Jahre nach der Beule gelauert hat, wurde jeden über de» Hausen rennen, der sich ihrer Gier in den Weg stellte. Eine Schranke hat die Treibiagd. welche Hundertlauscnde von Beamten jetzt bedrobt, allerdings im Senat, in welchem die Republikaner über eine Mehrheit von zwei Slimnie» vcrsüge». Ter Senat muß nämlich die Ernennungen des Präsidenten bestätigen. Bier Wochen noch dem 4. November werden die 401 Wahlmänner zusammcntreten und den Prä sidenten der Republik ernenne». Dem Geiste der Lerjaffung nach sind sie in der Wahl frei, dem Brauche nach sind sie je noch ihrer Partcistellung auf Clevelaud oder Blaine verpflichtet. Cleve- land wird aiso nach den bisherigen Wahlnachrichi-n mit 219 Stimme» ernannt werden. Bo» der demokratischen Partei wird e« abhängen, ob seme Präsidentschaft nur eine Episode darstellt oder eine Acra der Reform eröffnet. Die Stichwahlen. Ta« Resultat einer neuen Anzahl vo» Stichwahlen liegt vor. 3» Bi »gen-Alzey, dem hcißumsinttenstrn Von alle» Wahlkreise», haben die Ultramonlanc» Herrn Bamberger zum Sieg über seinen nationailiberalen Gegner von Sck>aiiß verhelfen. In Offen back bat der Socialvemokrat Lieb knecht sein bisher besessenes Mandat gegen den national- liberalen Haiitclskammcrsecretair Ccbloßmacher bebauplel. 3» Breslau haben in beiden Wablkreisen die Socialdemo- kraten, die biSberigen Abgeordneten Hasenclever und Kräcker, ihre Mandate gegen die dentichsrcisinnigen Concurrente», Dirichlct und Frievländer, behauptet. 3n Schlesien bewäbrt sich im klebrigen das srcisinnig-ullramcntanc Bnndniß. In Nam --
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