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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-13
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Kr-action und Lrpttition Johanaesgaffe 33. Sprechkunden der Urdaklisn: LormittagS 10—13 Uhr. Nachmittag« b—K Uhr. »tlM, «sm» ««»«kr»» «^» »4 tu Red»Uls» »>ch> vrrd»»Uch. N««ch«e »er für Me «iichfts«l,e»»e «»««er hefti««t« Sasee«»e », «oche»taa,n »iS S Ntzr RachmtN»,«. ä« »«m- »n» Keftta,-« früh »t« '/.V Uir. In den Filiale» für 3»s.-Aunah»e: vtt« »>e»n». Univerfitätsstraße 81. L««1S L-sche» Satharinenstraße 18, p. «ur »iS '/>S Uhr. Auflage L8,OOQ Adonnrmkulsprria oiertelj. 4'/, Klk. iucl. Briagerlohu 5 Mt., durch die Post bewge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 80 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt. Format gesalzt) «httk Posibesürderung 39 Mt. «It Postbesvrderung 48 Mt. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut unserem Prech- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Reklamen nnlrr dem Redallionsstrich die Lpaltzeile SO Ps. Inserate sind stet- an die Vrprditia« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumcriuuio oder durq Post. Nachnahme. Donnerstag dm 13. November 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Wir bringen hierdurch zur össentlichcn Kenntniß. daß stir di« Ausbewahruiig und Verwaltung von tm 4lu-lande a»A-effe1ite« Wertbpapieren bei der ReichShciuplbank vom 1. Januar 1885 ab eine jährliche Provision von '/, pro will« oder SO für je 1000 des Nominalbeträge» der depo- »irte» Papiere, mindesten» aber 1 für jeden Depotschein z, entrichten ist. Für Diejenigen, welche schon vor dem 31. December d. I. ««»ländische Papiere deponirt baden, tritt die Erhöhung der Provision von '/,« aus '/, pro wills erst bei dem nack dem 1. Januar 1885 eintretenden Ablauf de« Drpositenjahrc» i» -rast. Berlin, den 10. November 1884. ReichSbauE-Dtreetort««. v. Deckend, v. Koeue». VekanntmaHnng, dl« N«»aabe «euer Noten der NeichSbank zu 1UU Mark und IttvO Mark betreffend. In nächster Zeit werden neue Noten der NeickSbank zu 100 und lOOO auSgegeben werben, deren Beschreibung wir nachstehend zur öffentlichen Kenntniß bringen. Berlin, den 10. November 1884. SketchSbank-Directortnm. v. Dechsnd. Börse. v. Rotth. Galleukamp. Herrmanu. Koch. v. Koeue». Beschreibung d« ««»«» Note« der ReichSbauk zu 1VV Mark Vom 3. September 1883. Die Noten sind 10.25 am hoch, 15.9 cm breit nnd bestehen au» Hauspapier mit blauem Faserstreifcn an dem rechten Rande der Schauseite und einem künstliche, Wasserzeichen mit der Zahl „100". Der Druck der Noten ist mittel« ikchserdrnck» in »lauer Farbe, »er Ausdruck der Nummern und de« Stempel« io rothrr Farbe durch Buchdruck hergestrllt. Die Schaufeite enthält auf Hellem gnillochirtr«, von einer d«ch«e» Randleiste eingefaßtem Unterdrück mit dem Reichsadler in derMtttrr 1) folgenden Text: Reich-banknote. Ei« Hundert Mart zahlt die Reichsbaukhauptcosse in Berlin ohne Legitimation-Prüfung dem Lnilieserer dieser Banknote. Berlin, den 3. September 1883. «etchsbankdirettartu«. », Lrcheud. Börse, v. Rotth. Gallentamp. Herrmann Koch. v. Körnen. ju delltscher Schrift mit reich verzierten Anfangsbuchstaben; 8) links »eben dem Text die verzierte Werthzahl „100" und unter derselben die Strafandrohung: „Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht, oder nach gemachte oder verfälschte sich verschafft und in Bertehc bringt, wird mitZuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft 3) zweimal die Nummer mit der lütter» (»., b., o., ck.) und recht« oben den Stempel des ReichSbank-Tirectorium«. Die Rückseite enthält in einem die Worte: „100 Slnrlc Lmrlc- uata" vielfach wiederholenden Rahmen links und recht» oben die Zahl „100" «ab aus Hellem Unterdrück zwei knteende weibliche Figuren, Industrie und Landwirthit-ast darstellend, welche einen kreilsrunden Rahmen mit dem eicheulaubumkränzte» Kopse der Germania halten. Der Unterdrück enthält ein rautenförmiges Muster, in welchem Adler mit der verzierten Werthzahl 100 abwrchsrlu, in der Mitte den Reichsadler. Beschreibung der «eneu Note» der RetchSbauk zu 1000 Mark vom 2. Januar 1884. Die Noten sind 11 em hoch. 18.6 cm breit und bestehen a»S ^anspovier mit blauem Faserstrcifen an dem rechten Rande der Der Druck der Noten ist mittel- Kupferdrucks in »ranner Farbe, der Aufdruck der Nummern und de- Stempels durch Buch druck in rvther Farbe hergestellt. Die Schausctte enthält aus Hellem goillochirtem, recht» und links von einer Randleiste eingefaßtem Unterdrück mit dem Reichs odler in der Mute: 1) folgenden Text: Reichsbanknote. Sin Tausend «art zahlt die Reichsbankhauptrasse in Berlin ohne Legitimation-Prüfung dem Einlieserer dieser Banknote.; L) darunter ein rechteckige« durch Blattwerk verziertes Feld mit der Werthzahl „1000" und zu beiden Seiten desselben die Strafandrohung: „Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht, oder nach gemachte oder verfälschte sich verschafft und in Berkehr bringt, wird mitZnchthauS nicht unter zwei Jahre» bestrast".: 3) die Unterschrift Berlin, den 2. Januar 1884. Reichsbank»trect«rtu«. ».Lecheud. Börse, v. Rotth. Galleukamp. Herrmau» Koch. v. Koenen. 4) zweimal die Nummer und lütter», sowie den Stempel des Rcichsbank-Directoriums. Di« Rückseite ist eingesaßt von einem Rahmen, welcher durch Kreise mit der Zahl „1000" gebildet wird, um welch« sich rin Baad Mit dem vielfach wiederholten Worte „Mark" windet. Da« Mittelfeld zeigt den Reichsadler aus bekränztem Schilde, welche« von zwei weiblichen Figuren, die Schifffahrt und den Ernte segen darstellend, gehalten w>rd. Di« mit Rankenwerk verzierten Seitenselder trogen die Werth zahl „1000". Vekanntmaihnng. Di« Dachdecker«, Klempner« nnd Bisenarbeiten an vem Neubau der II. Bürgerschule sollen vergeben werden. Die Rnschlag-formulare und Bedingungen sind bei Herrn Hosbaumeister Brückwald, Nürnberger Straße 44. zu erbalten. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „H. Bürgerschule" versehen bis Montaa, -e» 17. No« »««der, Nachmittag» S Uhr auf de« Bauamte, Rathhau». 2. Etage Nr. 5 abzugeden. Leipzig, den 7. November 1884. Die Baudepntattoa de» Nath». Vckllimlniachung, den diesjährigen Christmarkt betreffend. Wegen de« am 17. December 188» beginnenden Christmarktes, aus welche», seilzubielen nur hiesigen Gemetndemttglledern gestaltet ist, verordnen wir hier durch Folgende»: 1) Diejenigen, welche Stände auf dem Christmarkte zu erballen wünschen, haben sich bi» zum Tonnabend, den 28. November dieses JahrcS, bei unsere», Markt- voigte (Na'ckiiiarkt 1, 2. Etage) zu melden. Später ein gehende Anmeldungen muffen unberücksichtigt bleiben. Für die Zuweisung eine» Stande» und die Ausfertigung de» Scheine» ^ hierüber sind 25 zu entrichten. Wird diese Gebühr nicht sofort entrichtet» so wird über den Stand anderweit verfügt. 2) Wer einen ihm angewiesenen Stand nicht spätestens am 18. December besetzt hat, ist desselben verlustig, bat auch zu gewärtigen, daß ihm für spatere Christmärkte Stände nickt wieder überwiesen werde», sobald er nicht emen genügenden Behinkernngsgrunb ,lachweist. 3) Der hiesige Wochenmarkt wird zuletzt Donnerstag, den kl. December dieses Jahres, aus den» Marktplatz«, von da an aber auf dem Fleischerplatze abgehalten, auch während der Markttage voin Sonnabend, den 13 Teceinber a», den hiesigen Verkäufern von Töpfer- und Slcingulwaaren die Benutzung de» Topferplatze» gestaltet. An den in den Christmarkt fallenden 3 Wochen»,arkt- tagcn, also am 18., 20. und 23. December, ist die Dauer de» Markte» an eine bcstimnite Tchlustzeit nicht gebunden. 4) Ter Aufbau der Buden aus den, Christmärkte ist vom Sonntage, den 14. December ab, an diesen» Tage jedoch erst nach Beendigung de» BornllttaasgotteSdiensies, also »ach 10'/, Uhr Vormittag», gestattet. Da» AuSpacke» und Ein räumen der Waarcu darf nicht vor Mittag» 12 Uhr de» 18. Deren, der beginnen. 5) Ter Verkauf der Maaren findet bi» zum 24. December 12 Ubr Mitternacht» statt, doch ist ain 21. December. Lei» in den Christmarkt fallenden vierten Advenlsonntage der öffentliche Handel in Läden, aus Straßen und Plätzen erst nach be endigtem Vormitlag»gotle«dienste, also nach 10'/« Uhr Bor mittag», gestattet. 8) Die Inhaber von Chrisimark'ständen dürfen nur ihre Angehörigen und solche Petsonen als Verkäufer verwenden, welche ständig in ihren Diensten stehen oder fonst hier wohnhaft sind, und er iverdeu alle Stände sofort elngezogen, an denen auSwätt- wohnhafte selbstständige Personen, welche nicht hiesige Gen.eülbeiuitglicder sind, als Verkäufer betroffen werden. 7) Sämnitliche Buden und Stände, sowie die auf dem Augustusplatze zum Feilhalten von Cbrislbänmen benutzten Plätze sind von den Inhabern noch am 24. December bis Mitternacht» 12 Uhr zu räumen. 8) Es bleibt auch diesmal gestattet, die für den Christ markt benutzten Buden auf dem Markte noch am 25. und 26. December stehen zu lassen. Es habe» aber die Micther sowohl, als die Verleiher der Buden dafür zu sorge», daß sämmtliche Buden »ach AuSräumen der darin besiudlichcn Maaren sofort gut geschloffen, d. h. die Klappe» zugcbolzt, die Thürcn verschlossen oder vernagelt, svivic die Budenplanrn »rbst den dazu gehörigen Planenstangrn be seitigt werden. 9) Sämmtliche Chrisimarktbuden, soweit dieselben nickt mit Einwilligung der Meßbuvcndcpntalion in der NeujahrS- mesie benutzt werden sollen, sind am 27. December abzu- brechcn, und deren Fortschaffung muß noch an demselben Tage erfolgen, auch bis Abend» 8 Uhr beendet sein. 10) Der Verkauf von ChristbLumen wird vom 17. De cember ab aus dem Augustusplatze gegen ein Standgeld von 3 ^ für jeden gleichmäßig großen Platz gestattet, jedoch unter ausdrücklichem Verbot de» Einschlagen» von Psäblcn oder sonstiger Beschädigung der Oberfläche de« Platze». Wegen Aufstellung der Cbristbännie und sonst allenthatben ist den bezüglichen Anordnungen unsere» Marktvoigt» unbe dingt Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen gegen diese Dorschristen werden mit Geldstrafe biS zu V8 Mark oder entsprechender Haftstrafe geahndet werden. Leipzig, am 10. November 1834. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georg«. Hcnnig. Vekannlmachiiilg. Die In unserem Firmen-Register unter Nr. 110 eingetragene Firma F. W. Vogel zu Belgern ist zusolge Verfügung vom 3. November 1884 am 4. November 1884 gelöscht worden. Torgau, deu 4. November 1884. Königliches RmtS-Sericht. Nichtamtlicher Theil. Vas Rundschreiben -es Herzogs von Lumberland. Der Herzog von Cumberland bat am 4. November ein Rundschreiben an die deutschen Fürsten und Freien Städte gerichtet, in welchem er sie unter Hinweis auf sein Recht zur Thronfolge im Herzogthum Braunschweig ersucht, auf die baldige Beseitigung der seinem Regierungsantritt in Braun schweig zur Zeit cntgegcnstchenden Hinderniffe hinwirkcn zu wolle». Der Herzog hat, um zu feinem Zweck zu gelangen, die deutschen Bundesjllrsten an der empfindlichsten Seite gepackt und sie daran erinnert, daß die Beeinträchtigung seiner Liechte al» souveraiaer Fürst zugleich da» svuveraine Recht aller deutschen Fürsten gefährden würde. Dieser Appell ist ein Act der Verzweiflung und offenbar daS letzte Mittel, weiche rem Herzog noch übrig geblieben ist. um sich den Zugang ,nm bralmschweigischrn Throne dadurch zu erkämpfen. Aber auch diese» Mcktrl wird seinen Zweck verfehlen, denn unter allen deutschen Bundessürsten hat sich »ur rin einziger gefunden, welcher sich auf den Standpunkt de» Herzog» von Cumberland stellt: Fürst Neuß älterer Linie. Der Vertreter diese» Fürsten im Buadesratb hat bekauntllck in der Sitzung dom 27. October sich der Abstimmung enthalten, al» der Antrag de» Reichskanzler», de» vom RegenlschastSratb er nannten Bevollmächtigten Braunschweig» zum Bundesrathe al» solchen anzuerkennen, genehmigt wurde, und diese Stimmentbaltung damit begründet, daß nach de», monarchisch- legitimen Princip dem legitime» Thronfolger de» Souverän,» einer erblichen Monarchie die Regicrungsrechte mit dem Ab leben desselben von selbst zusallen. Fürst Rcuß älterer Linie hat dadurch den Herzog von Cumberland inbircct als den gesetzlichen Nachfolger de» Herzog» von Braun schweig aus den Thron de» Herzogthum» anerkannt, steht aber mit dieser Anerkennung vollständig isolirt. Schon der Verlaus der BnndeSralhSsitzung vom 27. Oktober mußte dein Herzog von Cumberland Klarheit darüber verschaffe», daß er außer dem Fürsten Rcnß im BuudeSralhe keinen Fürsprecher hal. und selbst diese Fürsprache ist in so vorsichtiger Form erfolgt, daß nicht eininat der Name de» Herzog» von Cnmber- land darin genannt ist. Der Herzog spricht in seine». Schreiben von Dingen, »m welche e» sich bei Beurlheilung der braunschweigische» Angelegenheit gar nicht bandelt. Tie von dem Herzog angczog-ncii Artikel der Neichövcrsaffung enthalten freilich keine Bcstiininung, welche zu Eingriffen in die nach Lande»- und Fnrstenrecht deS Einzelstaate» begründete Erbsolge von ReickSwege» berechtigt. Ter BundcSrath ist aber auch weit davon entfernt, ein solche» Reckt zu be anspruchen oder auSliben zu wollen. Wa» der BunkeSratb allein thun will und wird, ist, Enlscheidung zu treffen über die Zukunft eine» Bundesstaates. Lessen Thron erledigt ist. In der Bekanntmachung, mit welcher General v. Hilger» da» Cominando über die im Herzoglhum Braunschweig sieben den Truppe» übernommen hat, heißt es ausdrücklich: „Nach dem unbeerbten Hinscheiven Sr. Hoheit de» Herzog» Wilhelm hat da» deutsche Reick vermöge des BunkeSvertrage» von 1867 und der Reich-Verfassung die Frage zu prüfen, wer dem verstorbenen Herzoge al» Neichsgcnoffe und Landesherr in Braunschweig folgen wird. Die verbündeten Negierungen werden zunächst im BundeSiathe über die Legitimation der Vertretung Braunschweig» in demselben zu entscheiden haben." Ta» letztere ist bereits geschehe», und in ersterer Beziehung fällt als Hauptmoment in» Gewicht, daß Herzog Wilhelm keinen Thronerben dinterlassrn bat. Wäre der Herzog von Cuinber- lanv der unbestrittene Thronerbe, wie er selbst von sich be haupte» dann würde sür den Bnnde-rath kein Anlaß' vor- llegen, sich «it der Frage der Thronfolge in Braunschweig zu befassen, da die» aber nickt der Fall ist. so liegt eine Ber- faffnngsfrage vor, und über diese steht den, BundeSralh aller dings die Entscheidung ru. Der Angelpunkt der ganze» braunschweigffchen Frage ist da- Stiminverhältniß in, BundeS- ralbe, eö fragt sich, in welcher Weise die Braunschweig nach Artikel 6 der Bundesverfassung zukommenden beide» Stimmen ferner ausrecht erhalten werden können. Der Herzog von Eumbcrland läßt in seinem Rundschreiben vom 4. November völlig außer Acht. Laß im Jahre 1866 das Königreich Hannover durch da» Recht der Eroberung an Preußen gefallen ist; durch die Einverleibung Hannover» in Preußen sind auch alle an der Krone hastenden Souveraini- tätsrcchte an Preußen übergegangen, und damit sind auck die a» der Krone Hannover hastenden sonstigen Rechte in Weg fall gekommen. Wollte mau hier lediglich das stricte Recht wallen lassen, so könnte nicht der »lindeste Zweifel bestehen, wa» mit Braunschweig zu geschehen habe. Aber hier kommen ganz andere Rücksichten in Frage, und die Cardinalsrage ist die, wie die braunschweigische Angelegenheit ohne Aenberung der Bundesverfassung gelöst werden kan». DaS ist der Go sichtspnnct, welcher die braunschweigische Frage zur Bundes- frage stempelt. Vorläufig ist eine Entscheidung nicht so dringend nöthig, weil durch daS braunschweigische Regent- schastsgesctz ein volles Jahr sür die Regelung der Sache zur Verfügung steht, bi» dahin wird sich der schwierige Fall nach allen Seilen hi» überlegen und ordnen lassen, die Eulschei düng braucht nicht überstürzt zu werden. War der Herzog von Cumberland schlecht berathen. al» er sein Patent über seinen Regierungsantritt erließ, so war er es nicht minder, als er sein Rnnvschreibe» folgen ließ. Der Herzog irrt, wenn er meint, daß die Versagung seiner Anerkennung als Herzog von Braunschweig einen Eingriff in die Rechtsordnung deS deutschen Reiches darstellt. Diese RechlSordnung würde vielmehr gestört, wenn der BundeSralh die Thronbesteigung de» Herzog« zulasten wollte. ES herrscht darüber im Bunde»rathe volle Einigkeit, daß der Herzog ein Neckt aus die Thronfolge in Braunschweig seit dem Jahre 1866 nickt besitzt, e» hätte ihm höchsten» im Bertragöwege ein solche« Recht ein- geräunit werde» können, wenn er sich rechtzeitig mit dein König von Preußen in- Einvernehnicn gesetzt und diesem gegenüber die lbatsäcklichen Verbältnisse anerkannt hätte DerHcrzog vonEuniberlanv war sich dieser Sachlage wohl bewußt, al- er sein Schreiben vom t8. Oktober an den deutschen Kaiser richtete, denn in diesem Schreiben beging er die Jncoiiscqucnz plötzlich einen deutschen Kaiser und ein deutsche» Reich anzu erkennen, welche noch im Jahre 1878 beide für ihn nicht eristirten. E« scheint fast, daß er sich bi» zum Tod« de» Herzog» von Braunschweig noch der Hoffnung hinaegeben Halle, daß irgend ein unvorherzusebcnde» Ereigniß die Reckt«- oronung de« deutschen Reiche» umstcßcn und ihn wieder au den Thron seiner Väter einsetzcn werde. Nachdem diese sechs Jahre vorübergegangen sind, ohne daß diese» Ereignis cmgetreten ist, hat sich der Herzog von Cumberland angesichts der Erledigung de» braunschweigischen Throne« plötzlich mit der neuen Ordnung der Dinge a»«- geföhnt und hält e» jetzt für angemessen, ein Staat-wefcn an- rnerkcnnen, welche» sür ihn bi» dahin nickt al- vor handen galt. Derartige plötzliche Sinnesänderungen im Hinblick auf rin ganz bestimmte» Ereigniß haben sicherlich ihre sehr bedenkliche Seite, und die deutschen Fürsten und Freien Städte de« deutschen Reiche», an deren Wohlwollen dem Herzog jetzt so viel gelegen scheint, werden sich nicht verhehlen können, daß der neue Bundesgenosse vom 18. Oktober 1884 doch sehr langer Zeit bedurft hat. um sich mit dem seit 1866 und resp. 1870 bestehenden Stande der Dinge zu befreunden. E» liegt außerdem die Gefahr vor, daß unter veränderten Verhältnissen auch der Rückfall in die früheren Anschauungen sich ebenso plötzlich vollziehen könnte wie der Umschwung vom >8. October. Unter solche» Um ständen ist e« gewiß grrathra, daß der Bu»ve«rath sich die Sache zehn Mal überlegt, ob e« acrathen ist, die angetragrnr vunde«gcnossenschast anzunehmen, sie könnte rine< Tage» ebenso schnell wieder verloren gehen. Der Herzog von Cumberland giebt sich den Anschein, al» wollte er die deutschen BunbeSsürslen vor einem Verfahren Manien, welche» die Rechtsordnung de» Bunde» untergraben könnte; r» scheint aber, daß die Sache umgekehrt liegt, und daß gerade Derjenige, welcher sich al» Hort und Beschützer der Rechtsordnung be» Bunde« aufmirst, gerade selbst dieser Ordnung die schlimmsten Gefahren zu bereiten entschlossen ist. Liegt e» im Interesse der BundeSsüriten, einen Bundesgenossen in ihre Mitte auszunrlwien, welcher kein Bedenken getragen hat. sich mit den Feinden de» deutschen Reiche» zu verbinden, um seine» Sturz herbeizusührcn? Solche Bundesgenossen sind gewiß nicht begehrenswertk, und eS liegt im wohlverstandenen Jiiiercffe aller deutschen BundeSsürsten, sich von solchem Be schützer ihrer Neckte sernzubalten. Die Reckte der deutschen BundeSfürsien stehen unter dem Schutze der Bundesverfassung, und von keiner Seite besteht die Absicht, diese Rechte anzu tasten ; aber angemaßte Rechte, welche jede» Titel» entbehren und gegen deren Geltendmachung außerdem die schwersten politischen Bedenken sprechen, können sich niemals Hoffnung machen, die Beachtung der deutschen Fürsten zu erlangen. * Leipzig, 13. November 1884. * Die Verordnung, betreffend die Einberufung de» Reichstages, hat folgenden Wortlaut: Wir Wilbelm, von Bottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preußen re. re. rc. verordne» aus Grünt» de« Art. 12 der Bersassuug, i« Namen dcs Reicks, was jolgt: Der Reichstag wird berufen, am 20. November d. I. in Berlin zusamiiienzutrcten, und beaujlragen Wir deu Reichskanzler mit den zu diesem Zweck nötlnacn Vorbereitungen. Urkundlich unter unserer HSchsteigenhäiidigen Unterschrift und beigcdrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den 11. November 1684. Wilhelm. »oa Bismarck. * Bei den Stichwahlen sind bisher keineswegs olle unsere Hoffnungen erfüllt worden. Wir wissen e» freilich von Aller» her, daß die gemäßigten Parteien bei den Stichwahlen einen überaus schweren Stand haben. Die Parlrirn, die hierbei meisten» den Au»schlag geben, die Gvcral- demokralcn und Ultamontanen, sind un» überaus feindlich gesinnt und rin Vertreter jeder anderen Richtung ist ihnen lieber al» einer au« der verhaßten Mittrlpartei. Auch die Deutschfreisinnigeu leisten den Nativnalliberalcn' in den Stich wahlen beine-weg- t4e Hstse, di« sie ihrerseits- beanspruchen und empfangen- die durch den Wahlkampf erzeugte Erbitte rung ist zu groß nnd die Unterstützung, welche die Dcntschfrei- sinnigen in so manchem Wahlkreis dvn socialdemokratischer oder ultramontaner Seite empfangen, hindert sie, in anderen Wahlkreisen gegen die beiden letztgenännteu Parteien auf zutreten. Da» widerwärtige unmoralische Schauspiel, welches auch bei früheren Stichwahlbewegunqen in die Erscheinung trat, entfaltet sich diesmal in ganz besonder» großem Umsang: Socialkeinokratrn sür die Vertreter de» äußersten Manchestcr- thum» und der schrankenlosen Capitalmacht kämpfend, ultra- montane Reaktionäre für den extremsten Liberalismus cin- tretend, Dcutschfrcisinnige, ihren Antheil am Culturkamps verleugnend und Unterstützung aller möglichen Anträge Winbthorst versprechend, ein innerlich heuchlerische» und corrnple» Treiben, welche» die Achtung vor der Volks vertretung und dem constitutioncllen Wesen unmöglich erhöhen kann. ES gereicht einer Partei wahrhaftig nickt zur Unehre und beweist nicht» gegen ihren Werth, wenn sie bei diesem wüsten unwürdigen Treiben verhältnißmäßig am schlechtesten fährt. * In welcher Form die Colouialfraae, die in der Wahlbewcaung eine so große Rolle gespielt hat, den Reichstag beschäftigen wird, läßt sich zur Zeit noch nicht hinlänglich übeLselien. Im Etat allerdings sind schon ver schiedene Forderungen angckimdigt. welche sich auf die neuen afrikanischen Erwerbungen und ükerbaupt auf eine regere überseeische Tbätigkeit der Regierung bestellen, die Errichtung neuer Consulate, der Bau eine» Kilsieiikampfers für einen Gouverneur, wie c» beißt, auch die Abzweigung einer neuen Cotonialadtheitung des anSwärtigen Amte» uiiv dergleichen. Dazu kommt die Wicdercinbringung der voraussichtlich erweiterten Vorlage über die Dampsersubvcntionen. Lange wird e» sich auch nickt umgehen lassen, da» ganze Bcrhältniß de» neuen Eolonialgebiet» zum Reich, die Organisation der Aussicht und Leitung durch ein eigene» Gesetz zu regeln. Jedensalls wird der Reichstag Anlaß genug baden, sich mit ven Kragen der überseeischen Politik zu beschäftigen. Man darf aus diese Verhandlungen gespannt sein. Trotz der Wärme und Begeisterung, mit welcher bei den Wahlen die weitesten Kreise der Nation sür die Eolonialsackc eingetreten sind, wird man auch im neuen Reichstag über die Ausnahme der Vorschläge aus diese,» Gebiet nickt ganz ohne Sorge sein können. Nack der Zusammensetzung de« neuen Reicke- tag» wird man auch in diesen Frage» wieder aus den guten Willen des Ceutruiii» oder der deulschsreisinnigen Parte, an gewiesen sein, und die Rechnung aus Viesen guten Willen ist eben eine sehr unzuverlässige. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung- schreibt zur Parteitage: Die Wahlen vom 28. October haben ein so überraschendes Resultat ergeben, daß die Frage nach den Ursachen noch lange Zeit aus der Tagesordnuua steh« bleiben wird, obwohl es, wie uns scheint, noä, viel »tchtiger lft, sich über die Bedeutung der über raschenden Thatsache zu orientiren. Tdatsache ist »s. daß die FortichrittSpartei, welche durch die Fusie« nlruna mit den Lecessioiiffteu be> Beginn der letzten Reichrlagsieision den Weg zu einem maßg-beuden parlemenlarischcn Einfluß zu bahnen suchte und mit Siegeszuversicht ln den Wahlkampf emirat. wieder auf eine bescheidene Ziffer zurückgedröngt ist. daß die Loniervativen und Liberalen sich wesenllich verstürlt haben, da« Lentrum, wie immer, mit derscldenStimme»,ahl Wiederkehr», die Socialdemokratie zwar nicht viel mehr Mandate, al» fie früher beseffe», gewonnen oder zu gewinnen Aus sicht hat. daß aber die Zahl ihrer Wahlstimmen sich wejenllich gehoben. Hiernach hat eine Bewegung der öffentliche» Meinung stall- gesunden, von welcher das Eentrum allein unberührt geblicuen ist. Diese Unbeweglichkeit lumitten der wechkelreichen, durch die resv Ausgaben der Gegenwart bestimmten Zeilflrömungeu mag der Fractionssührung zu großer Geinigthuung gereichen; sie ist aber auch ein vewet« dafür, daß die Ziele dieser Partei außerhalb der »atiaual«, Interessensphäre liegen, innerhalb deren di« anderen Parteien, »u Aasnahm« der Fortschrittspartei, welche lediglich Oppositionspartei ist, ihre Krost zu erproben haben. Daher haben sich auch dies« beide» Parteien b«, den Wahlen t»iammeugesunden, »ich d» Fortschrittspartei, «eiche de, Beginn de« WahUampses di. Couservemven wegen ihrer „Koalition mit dem Eentrum' in de.
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