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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-22
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1884
- Autor
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Erscheint «glich MH SV.llhr. und LrpEnl JohanaeSgaff« 33. chrechkundkn der Rrdactiin: BormltNig« 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »»»«, -»«i.»»«« «.»Mrri»tt «ch, tzch hüVichnaioa atchr scetziatzUch. W«»«»» öeftttmnten Insernte «, MM«»««e« «« S »tzr ««chMit»,»». «-»««"«,» »estta,en fr»» öt«'/.» Uhr. S» de» FUi«1e» fiir 2»s.-A>»ahmc: vtt« Me«», Univeefität-ftraße 21. D»«t« Lösche, Kathartoeastraße IS, p. «rr »IS '/.» Uhr. 327. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeWftsverkchr. Sonnabend den 22. November 1884. Auflage LS,GO« AßM>e»ritt»»ret« «ettelj. 4'/, Mt. tvet. «rlngerlohll 5 Mt., durch dir Post bezegra k Mt. Jede elnzeln» Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebädren ,ür «rtrabeilaaru (in Tageblatt-Format gesalzt) «tznr Poftbelürderung R Mt. «lt Poftvefördrrung 48 Ptt. Inserate sgespaltene Petitzrile 20 Pf. Größere Schriften laut auf. PreiSverzelchmß. Tabellarische: u. Ziffernjatz nach höher» Tarif. Ueriamrn unter dem Redactlontstrich dieSgefvalt. Zelle 50 Pi . vor den Familiennachrichteu die ügcfpaltene Zeile 40 Pf. Juierol« sind iieis an die Expeditivu zu senden. — Rabatt wird n chl gegeben. Zahlung praeuumernnüo oder duro> Pest, uachuahaie. 78. Jahrgang. Zur KtsSllM Veachtmg. Unsere Expedition ist morgen G»««tag, den 2». November Vormittags n«r bi» >,» Uhr grdssnet. LxpvÄMsn ä«s LelMser l'nxedlnttBs. Amllicher Thetl. rchimitwllchmß. »1. Stück de« diesjährigen Re»ch-gesrtzölaUe- ist bei pma« und wird »iS zum LS. Decemder diese» aus de« Rathhausfaaie zur Einsichtnahme öffentlich Dasselbe enthalt: !. 1L71. Bekanntmachung, betreffend den Berkehr mit Erzeugnissen nud Gerälhschasten de« Weinbaue« in den deutsch »luxemburgische« Grenzbczirkeu. B»« 10. Sivvember 1884. Leiptzig, «« 17. November 1884. Der N«th der Stadt Leipzig. Krumbieg vr. Georgi. biegel. Vrkauutmüchrss. Di« Av-sÜhrung der für PrivatgnmdstÜckSbesitzer auzu» ^ Bei». Fallrohr» und Nebenschlrußen soll aus die der Äahre 1835 und 188« an einen oder »ehrerr «h»«r in Accord vergeben Werve«. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer »»stan-verwattung. Rathhans, II. Etage. Zimmer Nr. 14, «M und kllnnen von da entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: »Garstevaug von^Privatseh lenken tn deu Jahre« tmescha» ebendaselbst und zwar bi- z«m 2V. November 1884, Nachmittag« 5 Uhr. einzureichen. Leipzig, am 7. November 1884. De» Nath» der Stadt Leipzig' Strageabaa»Depirtattoa. Vekamilmachung. Di« Lieferung von 1,038,000 Schleusen steinen z« den im , ihre 1885 auszuführenden Schleußenbantrn soll an einen »der mehrere Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Nestau-Verwaltung, Rathhau-, N. Etage, Zimmer Nr. 14 <«ö nnd können von dort entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt and mit der Aufschrift: ^Liefern»« von Lchleusteastetae« im Jahr« 188S" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 2V. November l884 Nachmittag» 5 Uhr eiazureichen. Leipzig, am t4. November 1884. De» Rath» der Stadt Leipzig - Stratzeobaudepatatioa. Gr Vekannrnmillung, Ne St»««»«« schnlpfltchttaer »luder tu die «rnbler'sch« . .. Krcischme betreffen». Dlejrutgeu Eltern und Bormünder, welche für Ostern 1885 um ihrer Kinder und Pflegebefohlenen i» die Wendlerffche nachzusnchen gesonnen sind, haben sich entweder am »er«ta8, »e« L7.November. 2 Uhr» oder am Montan, i. Deren»»er, 2 Uhr, in der Kreisch««. Zölnertttaße ». persönlich mit den Kindern eiuzufinden nud zugleich Tauf« und Jawfichetu »es Kindes vorzulegen. Ja die unterste Llaffe der Schule Wune» »ur Kinder Aufnahme finden, welche tu der Zelt vom 1. Juli 1M8 bis zu« 30. Juli 1879 geboren wurdea. Kinder, «elche schok Schul»«,reicht genoffea haben, köuae» uur» sowett Raum noch vor Haube» ist, tn ein« obere Llaffe der Schule ausgenommen werde». Lechzlg, 17. Rovember 1884. Da» Street»«»« der Vendlrr'scheu Sttftuu«. rrefuillize »er-ri-mm-. Erbtheitllna-halber sollen »e» i?. r Deeemtzer 1884, vorutttt«,» 11 Uhr. . _ - -- ^ lmaun !' des de« «rund» »ad Hypotheken buche- für Hain, bt» »u dem Nachlaffe de« Gutsbesitzer» Earl Gottfried t» Hai« gehörigen Grundstücke I) da- Anspannergut Fol. 3t 3) da- Hinteriässergut Fol. 38 S da- Feldqrundstück Fol. SO . «! das Feldgrnndstück Fol. 6l de-senlgen für »«penhat, und 5) da« Wieiengrundftück Fol. 198 de«jrnigen für Lobstüdt, vor> mal- dasigen GerichlSantheilS, eiur Flüche von 54 l.» 15,1» »der -7 Acker 252 Ruthen , voa welchen Grundstücken da- unter 1 au da- unter 2 au da» unter S «a da« unter 4 au da« unter 5 m Nu« Berücksichtigung der Oblasten zusaunuen, beziehentlich »a« da«, 90.830 ^ 34.263 4135 ^«, 68W «ab 3150 ^l gerichtlich gewürdert worden ist, eine FlüA voa 13 d» 61,6 «dir »4 Acker 181 Quadrat»Ruthen umfasiend« Grundstück unter bttttffl, einzeln, «tt der «esa««te« «tuGrdruchtt» Grute, jedoch oh« Inventar p» de« uuter 1 auf,«führte» Gute tu Hut» versteigert werden. eine Beschreibung der Grundstücke, die Grundbuch-- und in-züg« und die vrrsteigerung-bedingungen enthaltenden hüngr, im hiesig»» SerichtShouse sowie im vrause'schea zu Haia aus. sretbündiger Kauf über die Grundstücke kann auch var dem ^ sich Saus-lustige de-holb au Pa»schkr tu Hain zu wenden. Ltrmi« abgeschloffen loerdea und haben d» Sut-brptzer Herr» Franz Lmll Pa,I Surua» den 15. Rovembrr 1884. Das Ktutoltche U«t»,ertcht. I» Stellvertretung: vr. Wein icke. Lötzsch. Israelitische Leli-iaasgemeinde. Abend: Saht, «»nähme »er Stimmzettel 7—8 Uhr im le der Gemeinde, im Synagoge» - Gebünde. Nichtamtlicher Thetl. vie Eröffnung -es Reichstages. Der deutsche Reichstag ist am Donnerstag durch den lkaiser persönlich eröffnet worden, ein sehr erfreuliche- Zeichen von der körperlichen nnd geistigen Frische unsere» Hochbetagien Kaisers. Kaum von der Jagd in Setzlingen zurückgrkehrl, widmete sich der Hobe Herr sogleich wieder m»t gewohnter Pflichttreue der Erledigung der RegierungSgesckLste nud lieh cS sich auch nicht nehmen, den Rcich-taa m Person zu be grüßen. ES war dem Kaiser die- um so mehr Bedltrfniß, al» er dadurch Gelegenheit erhielt, seine Genugthuung über da» bisherige Gelingen der Socialrrsorm öffentlich kmidzu» geben. Wa« die Thronrede de- Jahre« !88l al» Ziel be zeichnet hatte, die Sicherstellung der Arbeiter gegen die Folgen von Arankbeiten, Unfällen und Alter, sie ist bereit- durch zwei wichtige Gesetze, durch da- Krankencaffen- und da« Unsolider, sicherungtgesctz erreicht, uud in der vor UN- liegenden Gesetz, gebung-periode wird Vie Ausdehnung de- UafalloersicberungS. gesetzeS auf die Arbeiter der Landwirlhschast und deS TranS- portwesen- angcstrebt werden. Der Kaiser saßt seine Zufriedenheit mit dem erreichten Erfolge in die Worte zu sammen: „Ich entnehme daran» am Abend Meine-Leben- vie Zuversicht, daß der stuscnweise Au-bau der begonnenen Reform chließlich gelingen und für den inneren Frieden im Reiche die Lürgschasten Herstellen werde, welch« nach menschlicher Unvoll kommenheit erreichbar sind. Schon diese Eingangsworte der Tbronrede verrathen, daß e» dem Kaiser Herzenssache ist, die erfüllbaren Wünsche der Arbeiter zu befriedigen. Der innere Friede de» Reiche- soll nicht durch die Noth eine» Theile» seiner Angehörigen getrübt und gestört werden, wo nach menschlicher Kraft geschehen kann, um unverschuldete Notb zu beseitigen oder doch zu mildern, dazu sind alle denkbaren Mittel bereit gestellt worden. Schon vor drei Jahren erregte der große bahnbrechende Gedanke zur Lösung der socialen Frage Zustimmung, nicht nur in Deutschland, sondern in alle» civili- sirten Ländern, aber man verhehlte sich nicht di« große» Schwierigkeit«!, welche seiner AuSsÜhruna entgegenstanden. Deshalb waren diejenigen, welche in der Verneinung und in der unfruchtbaren Bemäkelung aller Regierung-Handlungen ihre Lauptstärke suchen, sogleich bei der Hand, die Sociale,si-rm wie sie die Thronrede vom 17. November 18Ks in Reicht stellte, al- «ine Mopie, al- etwa» Unmögliche» zu erkläre». Anstatt den Versuch zn machen, ob da» Zici nicht doch vielleicht aus diesem Wege erreicht werden könne, wurde da- Schlag- wort anSgegeben: „Nicht Staat-Hilfe, sondern Selbsthilfe." Wir haben gesehen, wohin die Selbsthilfe führt, die Arbeiter selbst antworten daraus: »Die Freiheit, welche un-dcr Fortschritt zu- gesleht, ist die Freiheit zu verhungern. Wenn die Selbsthilfe den Klagen der Arbeiter abzuhelsen vermöchte, so wären sie längst verstummt; da» ist ja der Kern der socialen Frage, daß denen, die sich nicht selbst Helsen können, die Gesammkheit bei springen muß, freilich Übernehmen sie dadurch selbst einen Theil der Sorge für ihre und der ihrigen Existenz in Nolh- sällcn, aber nur nach Berhältnitz ihrer Kopfzahl und ihrer Leistungsfähigkeit. Da-, wa- der Lohnarbeiter in gesunden Tagen zu verdienen vermag, reicht allenfalls hin zur Be friedigung der eigenen Bedürfnisse nnv derer ihrer Familien, aber wenn die Arbeitskraft in Wegfall kommt, dann erhebt sogleich die Noth ihr bleiche» Anaejicht. Deshalb kann von Selbsthilfe nicht die Rede sein, die Staatihltfe mutz in die Lücke eintreten. Da- ist durch da- Krankencaffengesetz ge schehen und wird noch in hvberem Maße durch da» Ui'fall- versichermig«gesetz zur Durchführung kommen, aber nicht im Sturmschritt, sondern allmälia, soweit e- die menschliche Un vollkommenheit zuläßt. Zuerst die am Meisten gefährdeten Arbeiter, dann die Übrigen, voran die landivirthschafllichen Arbeiter und die im Transportwesen beschäftigten Arbeiter. Der Vorwurf, daß nicht alle Arbeiter sofort gegen die Folgen von Unfällen geschützt werden, ist nur noch zum Theil ge- rechtserligt, in der laufenden Gesetzgebung-Periode werden Weiler« große Gruppen von Arbeitern in da» Unsallver sicherungSgesetz ausgenommen. Die Erfahrung der letzten drei Jahre hat gelehrt, daß der Gedanke der Staat-Hilse für di« nothleidenden Arbeiter keine Utopie ist, sonder« daß er mit dem guten Witten der Mehr heit der Volk-Vertreter in Vollzug gesetzt werden kann und daß damit auch der Zweck erreicht wird, welcher angestrebt wird. Die Krönung de« Werke«, die Invalidenversicherung, bleibt einstweilen nvch der Zukunft Vorbehalten, weil die uöthig« Deckung für die darau« sich ergebenden Ausgaben noch nicht vorhanden ist, und deshalb schweigt auch di« Thronrede von dieser großen und umfaffenven Schutzmaßregrl. Aber sie ist damit keinr-weg» ausgegeben, sondern nur bi» zu dem Zeitpunkt hinau-geschoben, m welchem die Deckung für die erforderlichen Au-gaben gesunden ist. Vorläufig ist c>« von der freisinnigen Partei so eifrig empsohlen« Selbsthilfe für diesen Theil der Socialresorm als Lückenbüßer benutzt worden. Da« Postspairassengefetz soll die Sparsamkeit der hils-bedürstigen Volk-ctaffe» befördern nnd ihnen die Wege offen halten, bei gutem Verdienst einen Theil de» Erworbenen sllr di« Zukunft zurückzulegen. Damit ist natürlich nicht da« ZugestLndniß geaeösn, daß di« Frei sinnigen mit ihrem Schlagworte Selbsthilfe nicht Staat«hilfe da« Richtige getroffen haben, sondern lediglich anerkannt, daß Selbsthilfe und Staat-Hilse mit einander Hand in Hand gehen müssen, wenn ein gute« Gesammtergebniß erreicht werden soll. Di« Thronrede vo» 20. November schließt sich auch darin «na an die Eröffnungsrede de« vergangenen Reichstage« an, daß sie srei Voa dem trockenen geschäft-mäßigen Ton/ welch« Eröffnung-reden regelmäßig zu charakterisiren pflegt, mit warmer Empfindung in dir Entwickelung de« deutschen Reiche« hineingreist. La- Wohl der Gesammtheit aller deutschen Staat-aagehvrigeu ist da« Ziel, welche« sie der deutschen Ration zum Bewußtsein bringen wist. Diesem Mittelpunkt aller Sraftentfaltnng ist da« Streben der Regierung gewidmet und zur Mitarbeit nach diesem Ziel« Hs« wird auch die Volksvertretung ausgefordert, von dirsem Gesicht-puncte ist auch die Eolomalpolilik der Reichsregieruua dictirt. Nicht Machtrrweiterung» GebietSvergrSßerung »der Erobenmg»- und Ruhmsucht sind die Triebfedern, »elch« die Reich«- rrgieruag veraulaßt haben. Eolonien zu gründen, sondern da- Bestreben, die Absatzquelleu und di, lohnende Beschäftigung der Arbeiter zu fördern. In der Thronreve heißt e» aus drücklich: „Wenn diese Anfänge colonialer Bestrebungen nicht alle Erwartungen, die sich daran knüpfen, befriedigen können so werden sie doch dazu beitragen, durch Entwickelung der Handelsverbindungen und durch Belebung de- UnteriiehinungS- geiste» die Autsuhr unserer Erzeugnisse oergestalt zu söroern, daß unsere Industrie zu lohnenter Beschäftigung ihrer Arbeiter befähigt bleibt." Also Erschließung neuer Absatz gebiete für die Erzeugnisse deutscher Arbeit ist der leitende Gedanke für die keutsche Colonialpolitik der Zukunft. Es ist da- ein neue« Zeichen von der Einheitlichkeit aller Be- irebungen unserer Neich-regierung, Kein Schein von Krast- zersplitterung, von zielloser Unternehmung-iucht nack dieser oder jener Richtung, etwa um dem Ueberschuß an Kräften oder dem Uebermuth Beschäftigung oder Spielraum zu ver- chafsen, sondern einzig und allein der Wunsch, der Gesammt- wohlfahrl zu dienen, ist die Triebfeder aller Regierung-Hand lungen in Deutschland. Damit ist die Colonialpolitik zu einer Ergänzung der Socialresorm gestempelt: nicht eine Politik der Abenteuer wird damit eingeleilet, iondern die naturgemäße und fried liche Entwickelung de» deutschen Handel» und der veulsche» Industrie soll Förderung finken. Und daß dieser Zweck ohne jede Verwickelung mit entgegenstehenden Interessen erreich! werden kann, dazu ist die westasrikanische Conserenz berufen werte». Ter daraufbczüglicheAdschiiitt der Thronrede erscheint de-halb von ganz besonderer bahnbrechender Tragweite. Zwei Nationen, die si.» noch vor 14 Jahre» auf dem Schlachtsetde al- Feinde geqenüderstanden, haben sich zu dem friedlichen Zwecke geeinigt, eine Beralhung der seefahrenden Nationen Über d>c Mittel herdeizusühren, durch welche der Handel mit Afrika gefördert und vor Störungen durch internationale Reibungen gesickert werden kann. Die Thronrede betont ausdrücklich, daß die friedlichen Absichten de» deutschen Reiche- allgemeine Anerkennung gesunden haben und daß dieser hauptsächlich die Bereitwilligkeit entspringt, mit welcher die seefahrenden Nationen der Einladung Deutschlands und Frankreich-, die Berliner Conserenz zu beschicken, Folge geleistet haben. Derselbe Gcsichtrpunct, welcher für die Einladung zur Berliner Conserenz maßgebend war, »st auch der leitende für die Zusammenkunft in Slirrnewicze gewesen. Der Schluß der Thronrede darf als eine besonder- werthvolle Friedenü- bUrzsckast gelten, welche überall in Europa freudigen Wider hall finden wird. „Dem Wohlwollen, von welchem alle Staate» de« Auslande» dem deutschen Reiche gegenüber er füllt sind, liegt di« Anerkennung der Thatsache zu Grund«, daß die kriegerischen Erfolge, die Gott un« verliehen hat, nn» n'cht verl-ilen. da- Glück der Völker auf anderem Wege atS durch Pflege de» Frieden» und seiner Wobl- thaten zu suchen. Ich freue mich dieser Anerkennung und ins besondere darüber, daß die Freundschaft mit dem durch die Tradition der Väter, durch die Verwandtschaft der regie renden Häuser und durch die Nachbarschaft der Länder mit besonder- nabe stehenden Monarchen von Oesterreich und Rußland durch unsere Begegnung in Skierniewicze hat derart besiegelt werden können, daß ich ihre ungestörte Dauer für lange Zeit gesickert halten darf. Ich danke dein allinächligc» Gott für diese Gewißheit und für die darin bernbende starke Bürgschaft de- Frieden-." Der Friede der Völker unter einander ist die sicherste Grundlage für die Herstellung de- inneren Frieden-, und dieser soll durch die Socialresorm, soweit menschliche Unvollkommenheit da- ermöglicht, sicher gestellt werden. Wir werden diese Bestrebungen mit allen uns zu Gebote stehenden Kräften unterstützen und hoffen, daß die- auch von anderer Seite geschehen wird. Dann wird bie Wohlfahrt de- deutschen Reiche» aus festem Ankergruno« ruhen und gegen die Stürme der Zeiten gesichert sein. * Leipzig, 22. November 1884. * Der Bunde»rath genehmigte in der am Mittwoch unter dem Vorsitz de« Wirklichen Geheimen Ratb» StaatS- secretair» vr. v. Schelling staltgebabten Plenarsitzung den Entwurf zum Etat der ReickSschiild sür 1885/86, de» Entwurf eine- Gesetze« wegen Feststellung de- NcickSbau». baltS-EtalS für l885i86 und den Entwurf eine- Gesetze-, betreffend die Ausnabme einer Anleihe sür Zwecke der Ver waltungen de» Reieli-bcere-, der Marine und der Reicks- eisenbahncn. Zum Schluß wurde über die geschäftliche Be- Handlung von Eingaben Beschluß gefaßt. * Die socialbemokratiscken Abgeordneten de» Reich-kaae«, die bekanntlich in der neuen Legislaturperiode zum ersten Male al« vollgiltige Fraktion austreten, werden, wie man hört, ihre Aclion mit einem Antrag aus alsbaldige Aushebung de« Sociatistengesrtze» eröffnen. Er werden sich daran sehr interessante Verhandlungen Über die hinter un« liegende Wablbewegung und den gegenwärtigen Stand der socialdemokratifchen Sache knüpfen. Zugleich wird man stellt werden müßte, Aussicht aus Annahme hat. Wir halten eS für sehr unwahrscheinlich, daß sich noch einmal der nöthige Zuzug von Klerikalen und Deutschsreisinniaen finden wird, »in ein« Mehrheit für da« Soeialistengeietz zu Standr zu bringen, und wir möchten nach Vielem, wa« in jüngster Zeit geschehen ist, auch bezweifeln, ob vie Regierung eine ganz unveränderte Verlängerung de« Gesetze« beabsichtigt. * Di« „Germania" hat di« Ablehnung de- An- trag« Windthorst durch den Bunde«rath mit der folgen den höchst charakteristischen Bemerkung ausgenommen: „Da katholische Volk wird sich sicherlich in lebhafter Ueberein- stimmung mit seinen Vertretern befinden, wenn diese der Schroffheit der Neich-regierung unerbittliche Entschiedenheit in alle» jenen Dingen entgegensetzen, di« den Steuerzahler neu belasten sollen." Nngenirter ist e» noch niemals aus« gesprochen worden, daß kirchenpolitische Zugeständnisse seilen der Regierung und Steuerbewilligungen seiten» de» Centrum» in dem engsten Zusammenhang« sieben. Wie entrüstet pflegt da« Centrum sonst den Borwurf zurückzu weisen, al» ob für kirchliche Eoncessioaen seine Zustimmung zu aaderweitea Vorschlägen zu habe» sei, at» ob e« durch den wechselnden Stand de- Culturkampse- seine Haltung in anderen politischen Fragen bestimmen taffe! Und nun preß! den klerikalen Blättern die Wuth über die Ablehnnng de« Antrag- Windthorst solche Drohungen au< I Man kann mit Sicherheit vorau-sehen, daß sich dej den jetzt beginnenden gesetzgeberischen Arbeiten da« gouvernementale Centrum wieder in da» schroff oppositionelle verwandeln wird, und daß sich die Regierung dieser Wandlung auch vollkommen bewußt ist. * Di« dentschf,eisinnige Partei de« Reichstage- hat beschlossen, einen Antrag aus Gewährung von Diäten einzubringen und nachstehende- Gesuch au den Vorstand de« Reich-tage- zu richten: An deu Borst«»» de- Re ch-tage-I Durch den Herrn Reichs kanzler Ist inmitten de- Etat-jahre- oliue Mnwirkung de- Rcich«- tageS und im Widerspruch mit den Festigungen de- Etat- de» Reichstage- (Lap. 2 Tit. «, II) eine Einichiänkuiig der nn Jahre 1874 eingesüdrten freien Eisenbahnsalirt der Al'grordneten verfügt worden. Im Slnslrage der dcm>chirc>i>»nigen Panel rriuchen wir den Vorstand ganz ergebenst, geneigleft joiort iil-cr die zur Wahrung de- NcchtS und der Slrlluug des Reich-iage- erforderlichen Schritte in Beralhung zu treten. * Der Abgeordnete Bertram ist nicht der deutsch- reisinnigen, sonder» der nationalliberaten Fractiou bei- getrelen. * Die nationalliberale „Neue Zeitung" richtet gegen die „National »Zeitung" einen sehr scharfen Angriff, indem ie schreibt: „Als die „National-Zeitung" vor wenigen Tagen die Nationalliberaten „Heidelberger Nandalirfüchse" normte, eutgegneteu wir, daß wir auf die groben Ausfälle deS Blattes nicht antworten, sonder« warten würden, bi- es eines Tage- wieder von seinem linksliberalen Standpuncte zu dem maßvollen Liberalismus schwenken wollen würde. Mit eiaer verblüffenden Schnelligkeit ging die „Aationol-Zeitung" von ihrem früheren Standpuncte in da- Lager >eS Herrn Richter über, so daß sich uach der Verfchmung de- „Berliner Tageblattes" da« Gerücht verbreitete, die „National- Ieitung" werde al» da« offlrirlle Organ de- Fortschritts proclamirt wirden. Jetzt entfernt sie sich wieder au- der Nähe de- Herrn Richter und scheint sich den ehemaligen Seecssionisten widmen zu wollen. Wohl kein maßgebendes deutsche» Organ hat ianrrhalb weniger Wochen so starke und gruudiätzliche polittschr Wandlungen durchgemachl, wie die „Rational-Zeitung". Diejenigen national- liberalen Kreiie, welche dem Blatte noch au» aller Gewobabeit an- kängen, werden jetzt durch diese wunderbaren Metamorphosen, die Abwesenheit eines politischen Programm- und aller Grundsätze bei der „National-Zeitung" die Ueberzeugung erlangt haben, daß sie einen berechtigte» Anspruch auf die Bezeichnungen wie Dämmerung-- uud Mollu-keuliberale habe», so lauge sie de« Blatte »och haldtgru." Die RetturrgrmMrL Gladstoue's. * Wir hatten erst kürzlich Gelegenheit zu bemerken, daß ür Mr. Gladstone die Zeit immer näher zu rücken scheint, in der er fick allen Ernste- die bekannten tiefsinnigen Wort« de- melancholischen Däneuprinzea Hamlet „to da, »r not to da" zu Gemütbe führen dürfte. W iS wir seither über du Wendung« und Sprünge der Gladstouc'schen Politik erfahr«, scheint gernd« nicht geetgne«. unsere oben angedeutete Meinung zu erschüttern. ,m Gegen- theile, es liegt un» abermal- «ine nene Reih« Anzeichen und Tbalsachen vor, welche ganz danach angethan sind, unser« kürzlich geäußerte Ansicht nur »och mehr zn befestigen. Man ist im Hinblick auf die neueste Politik England wirklich in Verlegenheit, wo man die unerklärliche Zerfahren heit und die Wirrnisse derselben zuerst anfaffeu soll: ob auf dein Gebiete der inner« oder dem der auswärtigen Politik. Aus beiden scheint man gleich rathlo- und zu den wunder lichsten Rettung-Mitteln geneigt zu sei», deren Erfolge aber jedenfalls sehr fraglich erscheinen. Wersen wir also vorerst ein« prüfenden Blick auf die neuesten Kundgebungen Glcidstone'» bezüglich seiner inneren Politik. Da melden die englischen Blätter, er habe sich plötzlich entschlossen, seine Wahlresormbill den Torie» dadurch angenehmer zu machen, daß er hinsichtlich der Eintheilung der Wahlkreise grneiat sei» gewisse Zugeständnisse zu bewilligen. La« ist ganz englisch-kausmännisch gesprochen, denn in allen Handelssprachen der Welt versteht man unter „Zugeständ nissen" nicht- andere«, al- von dem ursprünglich geforderten Preis etwa» herunterhandeln zu taffen. Wenn nun Kauf- leute, die in ihren GeschäslSlocalen Tafeln mit den bekannten Worten .feste Preise" au»bä»ge», und trotzdem von dies« etwa» abhandeln lasten, so wird man kaum behaupten können, daß solche Kausleute nach einem bestimmten GcschästSprincipe oder sonst in logischer Weise verfahren Daran» erhellt also jedenfalls, daß auch Mr. Gtabstvne ein sonverbarer und un logisch-politischer HandelSmann ist. der zuerst die Backen sehr voll nahm, aber schließlich, in die Enge getrieben, dock nickt auf den ursprünglich geforberken Preisen besteht. Bisher hat er dem Oberhause vie Wahlresormbill al- eine cooäitio sin« qu» non zugcscboben, nun aber erklärt er fick plötz lich bereit» bezüglich der Neueinlheilung der Wahlkreise sich bestimmte Verpflichtungen euscrlegen zu wollen, fall- »Lmtich der Regierung ausreichende Gewähr sür die Annalime der Wahlresorm im Lause der Herbsession de- Parlament- geboten werde. Da- ist sicherlich sür Mr. (Ilad- stone ein sein demülhiaendc» Zugestänkniß, welches zu seinen früheren hocksahrenben Korverungen einen nierkivürdigen. seine Staat-kunst gerade nicht erhebenden Gegensatz bildet. Er rechnet aber dabei jedenfalls auch aus eine Concession seiten» der Opposition, die vielleicht allerdings gleichfalls Ursache baden dürfte, da» Einleuken de- Gegners nicht allzu schroff abrnweisen. Ein solcher Entschluß der Opposition, aus den schon manche Anzeichen hiiizukeulcn scheinen, mag vielleicht weniger mit der innere» politischen Lage Englands, aber desto mehr »ijt seiner äußeren in Znsammenl'ang stehe». Letztere kann wohl kaum venweisellor sein, al- iin gegen- wärtigen Augenblicke. DaS geht auch liameiitlick au» dein jüngsten höchst überraschenden Vorschlag de- SeliatzkanzlerS hervor, zur Deckung der durch die NachtragScrevite ver ursachten finanziellen Au-sälle die Einkommensteuer im lau fenden Fi»a»,jahre von 5 ans 6Procent in erhöhen. Wenn schon die bisherigen Thatcn nnd Misserfolge de- CabinetS Gladstone die Reihen seiner früheren Freunde und Anhänger stark gelichtet und die Opposition zu verdoppelten Angriffen ermuntert haben, so ist der erwäbnte Antrag de- Schatz- kanzler- gewiß nur abermals geeignet, der Gladstone'schen Politik in der Masse der englischen Steuerträger den Boden zu entziehen. So äußern sich auch bereit- die englischen Wochen blätter. die namentlich im Mittelstände stark verbreitet sind, Uber jene Absicht, die Einkommensteuer zu erhöhen, in einer überaus entrüsteten Weise. Bei dieser Gelegenheit wird selbstverständ lich Herrn Gladstone und seinen College» ibr lange- Sünden register und besonder« ihre bedenkliche Schädigung de» eng lischen Ansehen- neuerdings vorgehalirn, und zwar in einem Tone, der deutlich erkennen läßt, daß diese- ganz unbegreif liche Cabinrt sich seit Monaten nur »och durch Anwendung allerlei künstlicher AnSkunft-mittrl und Kniffe zu erhalten vermag, welche« unwürdige Ränkespiel der Masse dr« eng lischen Volke» längst überdrüssig, ja geradezu widerwärtig geworden ist. Selbst bisher entschieden« Anhänger der Wahl- refoni,. au« welcher bekanntlich Gladstone sür seine Politik da- größte Capital herauSzuschlagcn beabsichtigte, beginnen
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