Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-11
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
/' / der Reglment«. der Feld marschall Graf Moltke, eine aduug anarnimuuen. — Dem damalige» General von Mottle am SO. September 1866 daS Regiment von Seiner Majestät liehen worden, wobei daran erinnert werden mag, daß diese« ziment nur einen Lhes vor dem Grasen Moltke, nämlich Sneise- a, besaß. In der Thal dürste eS schwierig sein, ein Regiment finden, welches in der Zeit von 75 Jahren zwei gleich berühmte Aeoreale seine LbesS genannt hätte. Da« Leibregimeut Nr. 8 und da« Tolbergsche Nr. 9 waren beide 1808 au« der tapsern Besatzung von Lolderg gebildet worden, welche durch ihr« Bertheidiguug der Festung unter Gneisen«« die Ehre der preußischen Waffen auch in dem llnglücksjahr 1807 hochhielt. Daß nun Gras Moltke nach seinem Uebertritt au« dem däuischen Dienst in den preußischen im Leibregimeut, dessen Lhes bekanntlich Seine Majestät der jrde«malige König ist, dient«, mag zum Entschluß Seiner Majestät beigetragen haben, ihm da« dem achten eng verwandte vkegimen« zu verleihen. Die um 12 Uhr mit dem Schnellzuge von Berlin erfolgte An- kunst de« Fkldmarschall« gestaltete sich nicht ll»r zu einem großen Ehrentage de« Regiment«, sondern zu einem Festtage für ganz «stargard. Bon ihrer Verehrung sür den großen Kriegsman» ge- trieben, hatte die Stadt mehrere Lhrenpsorteu gebaut und fast au«. uahmSlo« geflaggt. Aus dem Bahnhofe» woselbst der Laonnandeur der dritten Division, General v. Bronikowaki, und der General v. Strempel an» Stettin schon vor dem Fkldmarschall ongekommeu waren, überreichte der Regimentt-Lommandeur de» Feldmarschall, der die Uniform seine« Regiment« trug, den Rapport und stellte ihm de» Oberbürgermeister Pehiemann und den Laadrath v. Nickisch vor. Anch da« Magiftrats-LoUegium hatte e« sich nicht nehme» lassen, zu erscheine». Bon der nach vielen Hunderten zählenden Menge wurde der Marschall mit begeisterten Hochrufe» begrüßt. Nachdem sich derselbe nach der nahe gelegenen Laserne begeben, welche auch ein Feftgewand angelegt lpttte, nahm er die Parade seine« Regiment« ab, dessen Bataillone in Lompagniefront-Tolonae» z» L Gliedern, die Recruten jedoch abgesondert ausgestellt waren» und ließ sich hieraas das Osficiercorps vorstellen. Sodann folgte di« Besichtigung einiger Laserurnräame, der Küche de« 1. Bataillon«, de« Unterosficier-Tasinos, und die Fahrt nach dem Ofsicier-Casinv, vor welchem 2 Soldaten in der Tracht de» Regiment« von 1806 schilderten. — Der Feldmarschall, welcher während der Fahrt durch die Stadt von den fortwährenden Hoch, rasen der Bevötkenmg begleitet worden war, besichtigte eingehend die Räume, welch« au« einem Speisesaal, füus kleiueo Neben- räumen und dem Bibltothekzimmer bestehen. Da« nun folgende Diner verlies io wahrhaft gehobeuer Stimmung. Der FekdmarsckaU zeigte durch seine Haltung und durch sein Herz, gewinnendes Wesen abermals, daß sei» hohe« Mer spurlos au ihm vorübergegangeu ist. Nach de« Toast aus Se. Majestät, welche» der Feldmarscholl ansbrachte, begrüßte der Oberst vo» BoguSlawSki in kurzer An» spräche Sein« Ercellenz und brachte dem hohen Lhes de« Regiment ern mit wahrer Begeisterung aufgeuommeaes Hurrah, woraus da« Mustkcorp« di« Wacht am Rhein austimmte. Der Feldmarschall erwiderte mit einem Hoch aus da« tapfere Tolbergsche Regiment, von dem da« Saterland stet« eia Verhalten wie 1813 und 1670 erwarten könne. Bo» den eingeladenea Gasten toastete sodaun der Ghmnasialdirector Lotholz in einer mehrfach humoristisch gehaltenen Rede, in der er von Thukydides über Teno- phon u»d LMnr bl« zum M-rschall Moltke gelangte und den Wunsch aussprach, die hoffentlich einst zu erwartende» Lommentar« de« Marschaüs zu den Siegen von 1866 und 1870/71 in elastische« Late« übersetze» zu können, aas den vom ganzen Volk« hochverehrte» berühmte» Feldherr«. — Mit der Bescheidenheit echter Größe er- widerte der Marschall: „Wenn mau uur mit strategischen Siegen zu rechnen hat, dom, ist es leicht, Strategie zu treiben. Wenn man aber mit strategischen Niederlage» za thnu hat, dann ist es et wo: audem«. — Da«, meine Herren, ist der Unterschied — ans die an „er Saud hängenden Bilder de«FeldinarjchallSG»eisenau und sein eigene« deuteud—zwischen den beiden Männern, dereuBilder IhrruSaol zieren." Diese Worte konnten nicht verfehlen, einen tiefen Eindruck aus die gesummte Bersammlang bis zum jüngste» Fähnrich hernuter zu mmhen. — L« folgten noch Toaste de« Oderbürgern,«Her« ans das Regnnent, de« Herrn DivisionscoonuandearS ans da« gnte Ein- vernehmen zwischen Civil und Mtlitatr, de« BrtgadrcommandcurS aus die Diodt. ll» 4 Uhr verließ der Marschall da« Lasiao a»d fuhr durch dG zm» Bahnhose Spalier bildende Regiment nater fortgesetzten Hochruje» der Bevölkerung »ach dem Bahnhöfe, von wo er mit dem 4 Uhr 14 Mstmteu die Rückreise nach Berlin aatrat. Wem, man auch weiß, daß der greise Heersührer Ovationen gern au« dem Wege geht, so kann man doch hoffen, daß ex die na- geheuchrlte Herzlichkeit der Kundgebungen der Stadt nicht ungern erkannt haben wird. — Den erhebenden Eindruck, den da» Erscheinen de« MarischallS auf da« gesammtr Regiment gemacht hat, brauchen wir hier nicht zu schildern. * Eine vor Kurzem angckündigtc Confer e«z der Ver treter betheiligter Regierungen und Sachverständiger wegen der RheiulachSsischerei hat am 6. ihre Berathuugen vor läufig beeudet. Vertreten waren Preußen, Bayern, Baden. .Hassen, Elsaß-Lothringen, die Niederlande und die Schweiz. Die Conferenz hat sich, wie verschiedenen Blättern berichtet wird. Über die in Frage gekommenen Grundsätze, namentlich wegen der Schonzeit, vorläufig geeinigt, und die Mitglieder, von welchen dir auswärtigen theilweise schon wieder Berlin verlassen haben, nahmen die Ergebnis« zur Berichterstattung an ihre Regierungen entgegen. In ewigen Wochen wird die Conferenz wahrscheinlich nochmal« zusammentreten, um über di« seiten« der Regierungen erwarteten Antworten zu be» rathen. ES wird dann wohl ein entsprecheude« Ueverein» kommen abgeschloffen werden. eS sei in der Conferenz oder in mehr unmittelbarer Weise zwischen den Regierungen. * Zum Stande oeS französischen Conflict« mit China liegen mehrere Mittheilungen Pariser Ursprung« vor. Im „Mümorial Diplomatique" lesen wir: „Der Marquis Tseng hat dem Lord Granville ein Memorandum überreicht, worin die Grundlage» z» einem möglichen Uebcrein- kommeu zwischen Frankreich und China ansgestellt werden. Die englische Vermittelung darf als ofsinell begonnen betrachtet werden. Der chinesische Gesandte bat von seiner Regierung Vollmacht er- kalten. mit dem Lhes des Foreign-Osfice zu ualerhaadeln, und dieser hat den Herr» Waddingion i» Keantniß gesetzt von den Be dingungen , unter welchen di« englisch« Berwitlelnug glücklich znm Ziele geführt werde» könnte." Dw „Corrcspondance HavaS" schreibt: „Die Arbeiten zur Berftiirkuag de- ExPedüionScorp« in Tonkin und China werden eifrig betrieben. Ein großer Theil der Artillerie- Arbeiter im Hafen von Toulon arbeitet de« Nacht«, am da« Kriegs material für dos Skschwader de« Admiral« Lonrbet in Stand zu setzen. Zu gleicher Zeit Hot der Seepräsect de« b. Bezirks vejebl erhalten, die Torpedoboote Nr. 62 , 63 , 64 und 56 in Bereitschaft zu stellen. Ein Rundschreiben de« Kriegsminister« läßt an di« Insanterierrgimenter einen Ausruf ergehen au die UMerosficiere und Soldaten, die zur Bildung der Ladre« de« 4. Regiment« der algierilchen Scharfschützen und des 2. Regiment« der Fremdenlegion dienen »vollen. Diese beiden Regimenter solle» am 1b. Decembcr gebildet werden. * Nach einem Telegramm enthält ein in London ver öffentlichte« Maubuch eine Depesche Lord Derby'« an den Gouverneur der Capcolonie. worin der erstere e« ablehnt. Gebiete zu annectiren. welche in der Nähe der Küste von Damara- und Namaqualand, wo da» deutsche Protectorat verkündet worden fei, gelegen sind. Lord Derby begründet diese Zurückhaltung damit» daß e« nicht üblich sei, in unmittelbarer Nähe der Erwerbung« anderer Staaten Annexionen vorzunehmen; e« wird aber wohl noch weiter in Betracht kommen, daß da« deutsche Protectorat kei»e»weg« nur an der Küste, sondern betreff« der gesammten Ankäufe de« Herrn Llideritz verkündet worden ist. welche sich sehr beträchtlich in da« Innere de« Lande« erstrecken. Die englisch« Regierung, so fährt Lord Derby fort, sei nicht ab geneigt, die englische Jurisdiction über da» Kalobari- Land zu erstrecken Damit ist die große Kalohari-Wüste gemeint; ihre politische Bedeutung dürste gegenwärtig darin liegen, daß diese Wüste die Erwerbungen de- Herrn Lüderitz den holländischen Ansiedelungen trennt. Preußen im Sun-eslag. * Ä» den nächsten Tagen wird die preußisch« Archiv- Verwaltung unter ihren Veröffentlichungen einen vierten Bant» von Poschinger'S „Preußen im Bundestage", d. h von den diplomatischen Berichten de« Herrn v. Bismarck au» - - "«'—1858, herausgeben. Er enthält nicht Herr v. Bismarck sandte, wie jeder diplomaiische Vertreter, neben den regelmäßige» Berichten au da« Auswärtige Amt fort- dauernd auch persönliche, reservirte oder vertrauliche Mittheilnügeu au den Lhes desselben ein, welche zwar amtlichen Charakter« und politischen Inhalt« wie jene, doch au» irgend einen, Grund« durch eine solche Bezeichnung einer besonders discrete» Behandlung empfohlen wurden. Manche dieser Schreiben, welche der Minister v. Manteuffel gleich nach dem Empfange zu den Acien gegeben hatte, sind in den frühere» Banden von Poschinger »ntgeiheilt worden unter der nicht ganz zutreffenden, wohl den» englischen Sprach, gebrauch entnommenen Bezeichnung vo» Privatschreiben. Den bei Weitem größeren Theil derselben aber hatte Herr von Man- teuffel, wahrscheinlich um sie der Kenntniß der Bureaus zu entziehen, einstweilen bei sich behalten; sie sind dann vergessen und erst nach seinem Tode in seinem Nachlasse vorgcsundrn worden. Man ermißt also leicht die Bedeutung dieser Schreiben. Bei dem nahen persönlichen Berhältniß, welche» sich zwischen dem Minister und dem Gesandten allmälig gebildet hotte, erfolgt hier über Person«» und Verhältnisse, über augenblickliche Zustände und über große politische Probleme eine völlig rückhalllose Mittheilung, welche überall und unbedeuklich da- letzte Wort der Situation auSspricht. Die drastische Sicherheit und Farbe der Darstellung, welche in den früheren Bänden uamentlich bei den Porlraits der damaligen Bundesgesaudteu so großen Eindruck gcmacht, die Gedankensülle, welche die mächtigen späteren Ersolge des großen Staatsmannes überall schau im Keime i» sich schließt, die Beherrschung der Sprache, welche den geuaueften Inhalt de« Gedankens mit sicherer Meister, schast zur Anschauung bringt, alle diese Vorzüge kehren hier, nicht selten in gesteigertem Maße, wieder. Eine gewichtige Erörterung aus dem Jahre 1857, welche eine höchst willkommene Ergänzung der großen Denkschrift über die politische Lage Preußens am Schluffe des dritten Bande- bildet, dürste zunächst am meisten interessircn. Es ist zum Berständniß varher zu bemerken, daß Küuig Friedrich Wilhelm IV., besten Politik stet« von legitimistischeu Tendenzen abhängig war. eine tiefe Abneigung gegen Louis Napoleon empsand und von keiner srennd- lichen Annäherung an Frankreich bören wollte. Der erste seiner damaligen Vertrauten, General von Gcrlach, machte davon Herrn vo» Bismarck Mittheilung, als dieser einmal eine solche Annäherung empfohlen hatte, und der Gesandte säumte nicht, hieraus eine mn- sasseude Antwort zu gebe». Die Ausführung beginnt folgender maßen: „Einer der hauptsächlichsten Gründe der Abneigung, aus welche eine nähere Verbindung mit dem Heuligen Frankreich bei uns stößt, liegt in der Auffassung, daß der Kaiser Napoleon der hauptsächlichste Repräsentant der Revolution und mit ihr identisch sei, und daß eia Lompromiß mit der Revolution ebensowenig in der äußeren wie in der innere» Politik zulässig sei. In der, auswärtige» Beziehungen ist e« mcht möglich, den letztere» Grundsatz in der Weise dnrchzu- führen, daß die äußersten, davon abgeleitete» Cousequenzeii noch immer jede andere Rücksicht durchbrechen sollen, und außerdem ist eS nicht richtig, die Revolution gerade in dem gegenwärtigen Kaiser der Franzosen ausschließlich zu verkörpern. Die nächste Anleitung dazu giebt die in- Auge fallende Illegitimität de« Ursprung- seiner Herrschaft. Aber wie viel Existenzen giebt eS in der heutige» politischen Welt, welche mit voller Coniinuität im Rechte wurzeln. Spanien, Portugal, Brasilien, alle amerikanischen Republiken, Belgien, Holland, die Schweiz, Griechenland, Schweden, daS noch heute mit Bewußtsein in der Revolution von 1688 fußende England können ihre dermaligeu Rechtszustäade aus keinen legitime» Ursprung zurück- südren. Selbst für da- Terrain, welches di« deulichen Fürsten, theils Kaiser und Reich, theils ihren Mnslönden, den Standesherren, theil« ihre» eigenen Landständen abgewoaaen haben, laßt sich kein vollständig l»gitimer Besitztitel Nachweisen. Ei» Princip kann man aber nur insoweit als ein allgemein ^ '^greifendes anerkennen, wenn eS sich unter allen Umständen und zu allen Zeilen bewahrheitet, und der Grundsatz quock ad ioitio vitiaoum, lapsu reinporis eouvalescsre oequit bleibt der Doctrin gegenüber richtig, wird aber durch dt« Bedürfnisse der Praxis un- aushörlich widerlegt".... „Ter DonapartiSmn« ist eine Folge, aber nicht der Schöpfer der Revolution. Auch di« ungerechten Eroberungskriege sind kein eigen- thümlicheS Attribut der Familie Bonaparte »nd des «ach ihr be- nannten Regierungssystems Legitime Erben alter Throne führen dergleichen auch; Louis XlV. hat nach seinen Kräften nicht wenchzer heidnisch in Deutschland gcwirthschastet als Napoleon, 'and wenn Letzterer mit seinen Anlagen und Neigungen als Sohn Lndwig'S XVI. geboren iväre, so würden wir deshalb schwerlich Ruhe vor ihm ge- habt haben. Der Trieb z»m Erobern ist England, Nordamerika, Rußland und andern nicht minder eigen als dem napolevnischcn Frankreich. Sobald sich Macht und Gelegenheit, ihn zu befriedigen, zusanimeiisanden, ist eS auch bei den legitimsten Monarchien schwer- lich die Bescheidenheit oder Gerechttgkeitslicbe, welche ihm Schranken setzt. Bei Napoleon III. scheint er als Jnsiiuct nicht zu dominiren. Derselbe ist kein Feldherr, und im großen Kriege mit großen Erfolgen oder Gefahren könnte es kaum fehle», daß die Blicke der Armee, der Stütze seiner Herrschaft, sich mehr «ns einen glücklichen General als aus de» Kaiser richtete». Er wird daher de» Krieg nur suchen, wenn er sich durch innere Gefahre» dazu genüthigt glaubt. Eine solche Nöthigung wurde aber sür den legitimen König von Frankreich, wenn er jetzt zur Regierung käme, von Hause aus vorhanden sein. .... Fremde Staaten mit Hilfe der Revolution zu bedrohen, ist jetzt seit einer ziemlichen Reihe von Jahren das Gewerbe Englands, und wenn Louis Napoleon ebenso gewollt hätte wie Palnierston, so würden wir auch in Neapel schon einen neuen AuSbruch erlebt haben. Der srauzösische Kaiser würde durch Ausbreitung revolutionärer Institutionen bei seinen Nachbarn Gesohren sür sich selbst schaffen; er wird vielmehr bei seiner Ueberzengung vo» der Fehlerhaftigkeit der heutigen Institutionen Frankreichs festere Grundlagen als die der Revolution im Interesse leiaer Herrschaft und seiner Dhnastie allmälig zu gewinnen suche». Ob er daS kann, ist freilich eine andere Frage, aber er ist keineswegs blind sür die Mangelhaftigkeit und die Gefahren des bonapartischen ReglernngSsystemS, denn er spricht sich selbst darüber aus und beklagt sich. Die jetzige Regierungssornr ist sür Frankreich nichts Willkürliches, was Louis Napoleon ein richten und ändern könnte; sie war sür ihn ein gegebenes und ist vielleicht die einzige Methode, nach der Frankreich aus lange Zeit hin regiert werde» kann. Für alle« Andere fehlt die Grundlage entweder im Nationalcharakter oder sie ist zerschlagen und verloren gegangen. Heinrich V. selbst würde, wenn er jetzt aus den Thron gelangte, ivenn überhaupt, auch nichts Andere« beginnen können Der Kaiser Napoleon vermag sich keinen anderen Ursprung zu geben, als er hat: daß er aber im Besitz der Herrschaft dem Prineck der Volkssouveränetät sactisch zu huldigen sortsühre und von dem Willen der Massen das Gesetz empfinge, wie das jetzt in England mehr und mehr üblich wird, kann man von ihm nicht sagen Nachdem LouiS Napoleon von ans als Souverain eines benachbarten Landes officiell anerkannt ist, kan» es in keiner Weise ehrenrührig erscheinen, mit ihm in diejenigen Beziehungen zu treten, welche der Laus der politische» Ereignisse mft sich bringt. Diese Beziehungen mögen an sich nichts Wünschensiverthes sein, aber wenn wir auch schließlich andere Intimitäten erstreben wollten, so wird auch da» kaum mög- lich sein, ohne durch die Wirklichkeit oder den Schein der Freund schaft mit Frankreich hindurch zu gehen. Nur durch dieses Mittel können wir Oesterreich nöthigen, aus de» überspannten Ehrgeiz der Scbwarzenberg'sche» Pläne zu verzichten, und nur durch dieses Mittel können wir eine wettere, Deutschland gänzlich auslösende Entwickelung der direkten Beziehungen der deutschen Mittelstaaten zu Frankreich vemmen " I» der Fortsetzung der Ausführung legt Herr v. Bismarck dar, daß es sich nach der allgemeinen politischen Lage noch jeder Rich tung hi» empsehle, die gegenwärtigen Werbungen Frankreichs um unsere Freundschaft nicht abzmveisen, iondera umgekehrt dem Vor dandensew intimerer Beziehungen zwischen beiden Regierungen einen sür alle Cabiaete erkennbaren Ausdruck zu geben. Als einen solchen bitte sich vorzugsweise ein Besuch des Kaisers Napoleon in Preuße» dar. Wir können nur diesen kurzen Auszug mittheilen, aber der Leser wird au» dem Gebotenen ersehen, daß der eben er scheinend« Band sich, wa« die Fülle inhaltreicher und anregen der Dokumente betrifft, seinen Vorgängern würdig anreiht. Da« Werk erscheint bei S. Hirzel in Leipzig. Reichstag. 10. Sitznng vom 9. December. tAuSsührlicher Schluß au« voriger Nummer.) Präsident v. Wedell hält es für zweckmäßig, über den Antrag de« Abg. Richter erst bei der dritten Lesung obzustimmen. Abg. vr. Hänel beautragt, daß. nachdem der Antrag au«, reichend diScuttrt worden, die Abstimmung auch sofort vorgenommeo werde. Abg. v. Veada: Da wir hier einem ganz neue», erst hente vor da« Han« gebrachten Antrage gegenüberstehen, so scheint e« mir doch angemessener, die Abstimmung erst bei der dritten Lesung vor» »»nehmen, damit inzwischen auch die Froctionen noch über ihre Stellungnahme zu der Resolution Richter beratheo können. Abg. vr. Hänel erinnert daran, daß da« Han« ja ohnedies rech einmal über be» Antrag obzustimmen habe, sobald er ge- druckt voilicgt. Es sei also daS Einfachste, bei der alten Praxis z» üleil c» »»- die Abstimmung nnmittclbar nach der zweiten Lesung vorznuehiiikn. Abg. v. Helldorf.Breda erklärt sich sür Verschiebung der Abstimmung biö zur dritten Lesung. Präsident v. Wedell: Da sich Widerspruch gegen die sofortige Abstimmung über de» Antrag erhoben ha», so muß die Abstimmung über den Antrag bis zur dritten Lesung verschoben werde». Cap. 18 Titel l wird hierauf genehmigt, ebenso die weiteren Titel deS Eapilels. Bei Eli». 20 LU. 1 (Gouverneure und Eommandanten 511.425 .«) bcantragt Abg. Richter, die Comniandantenstcllcn io mehreren offenen Städte» iortsallcn zu lassen, und zwar in Stuttgart, Stralsund, Slrttiu, Meinet, Altona, Hamburg, Frankfurt a. M. rr. Seitdem in letzter Zeit die Regierung zur Socialdemokratie eine andere Stellung annimmt, dürste das Borkandensein der socialdemokialiicheu Be- wegung in Hamburg. Frankfurt a. M. rc. nicht mehr als Grund für die Noihwendigkeft der Cvnimandantenstcllen in jenen Städten gelten können. (Beifall links.) Abg. v. Köller beantragt die Ueberweisung de« Anträge« an die Budgetcommissiou. Generalmajor v. HSuisch führt au«, daß hier eine Frage wichtiger Natur vorliege, die nur in der Budgelcommission Er- lcdigung finden könne. Hieraus wird der Antrag de» Abg. v. Köller aus Ueberweisung des Antrages Richter an die Comiiiiision angenommen, ebenso wird Titel 2 und 3 (Platzmajore und Unreaugelder) an die Com- Mission verwiesen, woraus das Haus sich vertagt. Nächste Sitznng: Mittwoch 1 Uhr. Tagesordnung: Bericht der GeichäftSordnungScommilfion über den Modus der Wablvrüiunge», Anträge der Abgg. Munckel und vr. Reichensperger (Berufung) und des Abg. vr. v. JagdzewSki (polnische Sprache). Schluß S Uhr. Dr. Tröndlin's Erwiderung auf die Austriffe der Abgeordneten Grillenberger und Kayser. * In der Sitzung deS Reichstage« am 5. December richteten bekanntlich die socialdcmokratischen Abgg. Grillen berger und Kavser eine Reihe Vv» Angriffen gegen den Leipziger Stadtrath wegen dessen Verhaltens in der Angelegenheit der Kranke» cassen. Wir geben heute nach dem amtliche» stenographischen Bericht die ebenso ruhig als sachlich gehaltene Darlegung wieder, womit der Abgeordnete Leipzigs. Herr Bürgermeister vr. Tröndlin, diese unbe rechtigten Angriffe zurückgewiese» hat. Sie lautet: Meine Herren, Angesichts des Umstandes, daß die Verweisung an eine Commission beantragt ist, trage ich allerdings Bedenke». Sie noch mit längeren Ausführungen zu ermüden; denn nach meinem Dafürhalten handelt cZ sich ja jetzt nicht um eine sachliche Beschluß fassung. Nur der Umstand, daß namentlich der Antragsteller »nd nach ibm auch der Herr Abgeordnete Kahser säst ausschtt.ßücki bei ihren Aussührnngcn Bezug genommen haben aus die Verhältnisse in Leipzig, nöldigt mich zu einer kurzen Abwehr. Ich bin nicht unter richtet gewesen und habe nicht vermuthen können, daß diese Be- griindmig zn dem Anträge vernicht werben wurde; sonst würde ich mich genauer zu orieutiren geiucht haben über die Vorgänge in Leipzig seit der Eröffnung des Reichstags. Ich kan» deshalb nicht über jede Einzelheit Auskunft geben; einigermaßen »lißtranisch werde ich aber desyalb, weil ich einige von den Angaben bestimmt als unbegründet bezeichnen darf. Der Herr Abgeordnete Grillenberger hat z. B. gesagt, eS sei bei de» Wahlen von Vorstände» sür die in Leipzig begründeten oder zu begründenden 18 Ortscassen überhaupt nur eia einziger Arbeit- uehmer und zwar ein Taubstummer erschienen. Meine Herren, das ist doch nicht ganz wahr; eS sind bei nenn Ortskrankencaffe» eine genügende Anzahl vo» Wählern erschienen, bei neun allerdings nicht. Ich möchte mir aber dock die Frage erlauben, ob dieser Umstand, da von den vielen in Leipzig vorhandene» Arbeiier» keinesmcgs zu behaupld» ,st. daß alle freien HilsScasjeu angehören, ob diese geringe Theilnahme gerade den Bestrebungen der Herren Antragsteller günstig sein könnte, ob sie nicht gerade zu einer gewissen Vorsicht mahne» dürste in der Richluug, daß von der Partei, die die Herren Antragsteller vertreten, die Angelegenheit nicht mit der vollen Objttttvilät angesehen wird. Ein gleiches Mißtraucn erweckt die weitere Behauptung, daß erst, nachdem seitens beS Herrn Staatsministers von Boetticher der Leipziger Deputation eine veruhigende Zusicherung gegeben worden sei, nunmehr die Bestätigung > r schon früher eingcreichten Statuten erfolgt sei. — Drs ist uichi U ursächlich jo, und ich möchte den Herrn Antragsteller enucheu, sich einfach aus dem hier ansliegenden „Leip ziger Tageblatt" zu überzeugen, in welcher Rcihensolge diese Staiuteubestäligung erfolgt ist. Meine Herren, es ist allerdings die Feststelluuu des orisübliihen Tagelohns erst ipäier erfolgt;—den Hinweis des Herrn Abg. Kayser aus die Inanspruchnahme durch das Schützenfest Halle ich sür einen Scherz, der nicht m den Reichstag gehört; es kam, keine Rede davon sei», daß dadurch eine Verzögerung hcrdeigesührt worden sei, — eS ist die Verzögerung deshalb erfolgt, weil die ursprüng lich« Festsetzung des ortsüblichen Tagelohn« seitens der königlichen Kreishouptmannschaft Leipzig von dem Stadtrath zu Leipzig in einem Pnucle nicht als vollständig zutreffend angesehen wurde, und weil man deshalb vorstellig wurde. Die darüber angestellten Er hebungen haben länger gedauert. Daß aber trotzdem nicht blos in der Weise, aus weiche der Herr Minister von Boetticher schon die Depu tation nach Angabe der Antragsteller hingewiesea ha», die Einbringung der Statuten möglich gewesen ist, daS acht anS dem Umstande hervor, daß eine sehr große Anzahl von freien HilsScasseu schon vor dieser Be kanntmachung. die später erjolgt ist, ihre Statuten eingrrcicht hatte. Sie sind genehmigt worden. Es ist dann von dem Versicherungsamt der Stadt Leipzig eine Bekanntmachung erlaffe» worden, in welcher die einzelnen Hiliscajseii genannt sind, hinsichtlich deren Statuten Be- denken obwalten, und zwar aus keinem anderen Grunde als all dem, die betreffenden Interessenten daraus hinzuweisen, daß sie noch- wcndig halte», mit aller Beschleunigung auch daS noch zu thun, was sic bis dahin unterlassen haben. Jener Schritt ist in vollständig woblmeinendcm Sinne geschehen; ich selbst habe mich bei der Kreishauplniaiinschaft dafür interessirt, daß die Prüfung der fragc lichen Statuten eine beschleunigte sein möge, and dies hat den Er solg gehabt, daß die — inzwischen auch bekannt gemachten — Stw tuten genehmigt worden sind. Wie der Herr Etaatsminifter von Boetticher schon erwähnt hat, ist die fragliche Deputation erst vor wenige» Tagen hier gewesen. Es kann also auch schon anS diesem Grunde gar nicht die Rede davon sein, daß eine Rcctification etwa erst daraiishin erfolgt sei. Ich kan» nur tas Eine sagen, und ich glaube, Sie werden mir zustimmen, w««n ich mich bei der Sache nicht weiier aushalte: der Rath steht in vollständig loyaler und objectiver Weise zur Sache; er hat aber freilich nicht geglaubt, seine Stellung als Behörde dabin deuten zn können, daß er beliebig den Eintritt der Giltigkeit des Gesetzes hinausschiebt. Dazu steht uns keine Besugniß zu, und ich weiß auch nicht, wie es dem Gesetz« gegenüber gerechtfertigt erscheinen kann, eine beliebige Nachfrist noch einznränmen, in welcher die Bestätigung der Statuten nachgewieseu und die Bcsreiung von dem Eintritt in die Orts kcankcncasje» gewährt werden könnte; aber in so weit sich wirklich« Nothstände gezeigt hatten, bin ich persönlich schon längst, ehe der Reichstag zusammengetreten ist, und eh« der Antrag der Herren Grillenberger und Genossen vorlag, bemüht gewesen, den Interessenten behilflich zu sein durch den Rath, den ich damals Ichon gegeben habe, sich in der Sache zunächst an die gesetzgeberischen Faktoren zu wenden; auch darüber werde» sich die Herren Antragsteller in Leipzig orientircn können. Meine Herren, ich glaube, insoweit es sich darum handelt, vorhandene Uebclstände zu beseitigen, so ge schieht dies vollständig durch de» Antrag, welchen der Herr Ab geordnete Struckmann eingcbracht hat, und welcher von mir unter stützt ist. ES wird ja später, wenn beschlossen werden sollte, diesen Antrag zunächst o» die Commission zu überweisen, in derselben, respective später in der Plenarvcrhandlung möglich sein, aus das Sachliche einzugehen; heute glaube ich mich aus diese Bemerkungen beschränken zu sollen. ——— Sachsen. * Leipzig, 10. December. AnS Anlaß der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs weht seit gestern Abend vom königl. Palais herab die Standarte de« Hause« Wettin, und sämmtliche öffentliche, sowie viele Pnvatgebäude haben Flqgqenschniuck angelegt. Heute früh nach 7 Uhr brachte die Capelle des 107. Infanterie-Regiment« Sr. Majestät eine Morgenirusik dar, und '/«9 Uhr fuhren Se. Majestät, sowie Se. königl. Hoheit Prinz Georg nebst Gefolge zu den Rathsjagdcn aus Böblitz-Ehrenberger Revier. Zu dem heute Nachmittag V,6 Uhr stattfindcnden Diner un königl. Palai« haben Einladungen erhalten: die Herrn» Generallieutenant von MontbS, Cxcellenz, und die G«v«ral- majore von Tschirschky-Bögendorff und ü Byrn. Kr«i<hanpt- »>a»rr Gras zu Münster, ksctor nur^niticua Geheimer Rath Prosessor Or. Winvscheid, Gebeimer Reaierung«rath AmtS- hauptniann 1)r. Platziuann, Obcrsorstmeister Brunst-WermS- dorf, Oberbürgermeister vr. Gevrai. Polizeidirector Brrt- schneider, Gel>e»»cr Hofrath Professor Vr. Blomeyer, Stadt- räthe vr. Messer schm it t und Roch, Stavtvcrordnetenvorsteher Vr. Schill, Kciusiiiann Kleinschmidt. HandclSkamuierpräsident vr. Wachsimitt', Consul Limburger, Stadtrath a. D. vr. Günther und Geheimer Hofrath vr. Hossmann. — AuSOelS, 7. December, wird der „Post" geschrieben: Gestern war Graf Vitzthum, HauSmarschall Sr. Majestät de« König« von Sachsen, hier anwesend, um sich über die Verhältnisse de- vom Nachlasse des verstorbenen Herzogs Wilhelm von Braunschwcig dem Könige von Sachsen zuge- sallenen Erbes zu insormircn. Gras Vitzthum, welcher gutem Vernehme» nach Tag« zuvor in Breslau eine Conferenz mit dem Oberpräsidenten vr. von Sevdwitz gehabt hatte, zu welcher der regierungsseitig bestellte Commissar zur Verwal tung der Braunschweig-OelSschen Liegenschasten, RcgierungS- ratb Beyer, zugezogen worden war, verweille hierorts längere Zeit aus dem herzoglichen Schlöffe und ans dem königlichen Landgerichte. Heute Mittag besuchte Gras Vitzthum Schloß Sibyllenort. "Leipzig, 10. December. Der Rath hat beschlossen, die Stelle des Assistenten bei der Gasanstalt I Herrn GaS- anstaltsassistent Wolter anS Chemnitz, die ber der Gas anstalt II Herrn Gasinspector Jäckel von hier zu übertrage». ID Leipzig, 10. December. Am näckst-n Freitag, den 12. December wird in der hiesigen ^ lytechntschen Gesellschaft, Gcwerbeverein Leipzig, ei„ . ortrag gehalten werden, der zur kommenden WeibnachtSzeit vortrefflich paßt und auch dem schönen Geschleckt Hobes Interesse abgewinnen wird. Herr Alfred Ruß spricht nämlich über „Deutsches ZiScuit", und werden Producle der deutschen Bi-cuit- abrikalion im Kaiser-Saale der Centralhallc. dem üblichen Bortragslocal der genannten Gesellschaft, während de« Vor trags zum Probiren sür die Besucher bereit liegen, so daß ich Jeder von der Güte der gerühmten Producle selbst über zeugen kann. * Gohlis, 9. December. Bei der heutigen ErgänzungS- wahl zum Gemeinderath erhielt der Canbidat der Social-- demokrate.i, Herr Ernst Werner. BuchbandlungSexpedient. 254 Stimmen, während aus den Candidaten der OrdnungS- parteien, Herrn Moritz Lieb old, BersicherungSbeamter, 219 Stimmen fielen. * Linden au, 9. December. In einer außerordentlichen Gemeinderathssitzung, die Herr Gemeindeältester Gutsbesitzer Mühlig leitete und an der sämmtiicke Gemeinderathsmitglieder -cheii nähme», stand der Antrag deS BersassuiigSaiisschusseS, Herrn Gemcinvevorsland Oneck aufs Neue auf 12 Jahre zum Gemcindevorst ande für unfern Ort zu wählen, zur Berathung. Angeregt wurde derselbe durch Herrn Gemeinde- ältesten Gutsbesitzer Mühlig und hatte der Bersassungs auSschuß den Antrag einstimmig zu dem seinen gemacht. Nachdem Herr vr. Goetz NamcnS deS Vcrsaffung-ausschuffeS den Antrag damit begründet hatte, daß er aus die unleugbar beteilkenden Verdienste deS Herrn Gemeindevvrstand Oueck hinwies, die sich derselbe während der Zeit seiner Amtsfüh rung um Linkenau erworben hat, beschloß der Gcmeinderatb einstimmig, sofort die Neuwahl Herrn Queck's zum Gemeinde- Vorstand aus weitere 12 Jahre vorzunehmen. Bei derselbe» entschieden sich sämmtliche GcmeinderathSmitglieder sür die Wiederwahl Herrn Queck'S aus 12 Jahre. Die 6 Jahre, sür die Herr Gemeindevvrstand Oueck bei sein»-- ersten Wahl gewählt wurde, lausen August nächsten Jahres ab. Von diesem Zeitpunkte ab ist also .Herr Queck ans weitere l2 Jahre gewählt. Zugleich beschloß der Gemeinde rath. Herrn Gemeindevorstand Queck zu ersuchen, von August nächsten Jahres ab das Orlörichteramt uiederzulegen, dafür aber sein Gehalt alS Gemeindevorstand von 2400 „ck aus 3000 zu erböhen. Wenn man annehmen kann, daß die Majorität der Einwohner LindenauS mit dieser Wiederwahl ich zufrieden erklärt» so ist es nicht nur der unparteiische Charakter und das freundliche Entgegenkommen jedem um Aus kunft Ersuchenden gegenüber, sondern auch die außerordent liche Thatigkeit, welche Herr Gemeindevorstand Queck in seiner großen verantwortlichen Stellung entwickelt. Schlcußig, 10. December. Wir haben vor Kurzem mitgetheilt. daß der hiesige Gemeinderath am 12. November in der Person des Herrn Maurer Kühn einen neuen Berusö- gcmeindcvorstand für unseren Ort gewählt hat und daß gegen diese Wahl vo» einer Anzahl hiesiger Bürger bei der Lmt«- hauptmannschast Protest um deswillen eingelegt worden war, baß erstens die erforderlichen Formalien zur Gültigkeit einer Wahl nicht allenthalben genau beobachtet worden seien und zweitens, weil der Gewählte keine sür das Amt eines GemeindevorstandeS geeignete Persönlichkeit sei. Auf diesen Protest ist nun seiten« der AmtShanptmannschaft eine Ent- scheioung gefällt worden, durch die dieWahl Herrn Kühn'S aus gehoben wird und zwar lediglich auS formellen Gründen, während die Recherchen, die man über die Qualifikation des Herrn Kühn zu dem Amte cingezogen hat, nicht ein der artige- Resultat ergaben, daß die Amtshauptmannschast des halb hätte Veranlassung nehmen können, die Bestätigung der Wahl zu versagen. Aus formellen Gründen ist die Wahl deshalb sür ungiltig erklärt worden, weil auS der Tages ordnung sür die zum 12. November statlgehabte Gemeindc- rathssitzung, wie sie am 11. November den GemeinderathS- Mitgliedern mitgetheilt wurde, nicht mit Sicherheit bcrvor- gehl, daß die Wahl eines GemeindevorstandeS in der Sitzung stattfinden sollte. Aber auch noch ein zweiter Grund war für die UngiltigkeitSerklärung der Wahl bestimmend. Bereits am 8. December vorigen Jahre« ist im Gemeinderath ein Beschluß berbeigeführt worden, nach dem Schlcußig zwei Gemeindcälteste zu wählen hat, von denen der «ne scincu Wohnsitz in Neuschleußig haben muß. Derselbe hat m diesem Ortstheile die Vertretung d«S Gemeindevorstandes nnd die OrtSpolizei anSzuüben. Trotzdem »un aber der bis- herige Neuschleußiqer Gemeindeälteste, Herr Maschwitz, bereits mit "Ende Juli dss. Js. sein Amt niedergelegt hat, ist doch bis jetzt seitens des Gemeinderaths noch nicht eine Neuwahl eine« solchen erfolgt. Da aber gerade die Neuschleußiger allgemein gegen die Wahl eines BerusSgemeindevorstandeS sind, so würde dieser zu wählende Neuschleußiger Gemeinde älteste nicht sür die Wahl eines solchen eingetreten sein, und Herr Kühn würde deshalb wohl nicht gewählt worden fein. Die Aufsichtsbehörde giebt daher dem Gemcindcrathe aus, zunächst die Wahl des Neuschleußiger Gcmeindeältesten vor- zunebmen und erst nach der Bestätigung dieser Wahl durch die AmtShanptmannschaft die Neuwahl eine- Gemeindcvor- standeS vorzunehmen. (L. P. W.) * Grimma, 9. December. Der von Ober-Losa bei Plauen nach Altenhain beruseue Pfarrer Böhr in ger wurde Ende voriger Woche bei seiner llebcrsiedelung von der Ge meinde und Schute am Eingänge deS Dorfes festlich empfangen und feierlich eingeholt. Am verwickelten Sonntage erfolgte <eine Einweisung durch Superintendent vr. Großmann. — Unsere diesjährige Skadtverordnetenwahl ist ohne große Veränderungen vor sich gegangen. Von den 4 an sässigen und 2 unansässigen Stadtverordnete», die zu wählen waren, wurden 4 wiedergewäblt, und nur Drechslermeistcr Nöthcr und Schuldirector Nieholv treten neu in« Collegium rin. — Der Gesundheitszustand unserer städtisch«» Jugend ist immer noch nicht befriedigend; fast jede« Hau», wo Kinder vorhanden sind, hat Masernkrankr, auch sind be reit« einige Todesfälle vorgekommen. — Da» einfache Vergnügen, ihre Kohlen mit Musik zu empfangen, ist den Nossenern zn Master geworden. Nach dem nämlich vorgestern dort bekannt geworden war. daß die ersten direct un« Böhmen kommenden Eisenbahnwagen früh 1 »LI. »«WW ^ -
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder