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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-22
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh S'/,Uhr. Ledartion und Lrprdition JohaiineSgasse 33. Sprechkuodru -er Kkdarlteu: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. l1>»« ««»»>»« Mamüm»«, ««Ht »ch die «asktw» nicht »krdiattich/ »er für »te «Lchftf»l«e»»e Nummer Bestimmte« Ans erat e a, v»ckr«ta,en bis 3 N»r Nachmtttaa«. a« S»«m- und Festtagen früh »iS '/,v Uhr. 3u -n» Filialen siir Ins.-Annahme: Vtt« Ute««, Universitüt-strabe 31. Laut» Lösche, Katyannnistraße 18, tz, «ur »i« V.» Uhr. cipMr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS,?»« Xbinurmtnt,preis viertelt. 4V, Mli- tucl. Bnnarrlohu 5 Mt., durch di» Post bezöge» 6 Wk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Betrgercmplar 10 Ps. Gebüdren siir Extrabeilage« lin Tageblatt-Format gesalzt) «hne Postbesördernug W Mt. Mtt Postbefürderuag 48 Mi. Inserate Sgespaltem Pr titzeile 20 Pf. Größere Vchrifre» laat uns. PcelSserzrichmb. Taüeüarischer a. Zisferusatz aach HSHerm Tarü. tleciamk« «»irr dem NehaetivaSftrich dir 4 gesvalt. Zelle 50 Ps.. vor den Familien Nachrichten die Sgespaltene Zelle 40 Pf. Inserate sind stet» a» die Sxpcöitton zu seaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoLuwenmao oder dura, P-st- »achnahm». ^ 357. Montag v« 22. December 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. MamtmechilM Zu« Zwecke der Einkommensckätzung auf da« Jahr 1885 werden gegenwärtig diejenigen Beitragspflichtigen, deren Ein kommen nicht zweifellos unter dem Betrage von 1600 bleibt, zur schriftlichen Declaration ihre» Einkommens unter Zufertigung eines Declarationsformular« und unter Ein räumung einer zehntägige«, von» Lage der Behäa» dignng ab z» berechnenden Frist, deren Bersäa«- nttz den Bering »es Reela«atto«»rechte» für das Lteuerfahr 1888 nach sich zieht, aufgefordert Gleichzeitig wird in Gemäßheit von H 33 der zum Ein kommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen Ausführungs verordnung vom 11. Oktober desselben Jahre« hierdurch be kannt gegeben, daß auch Denjenigen, welchen eine Declara- tion-aussorderung nicht zugesendet wird, e» freisteht, eine Declaration über ihr Einkommen bis zu« rr. Januar 1888 im Stadthause, Obstmarkl Nr. 3, 3. Etage, einzurrichen, woselbst auch DeclarationSsormulare unentgeltlich iu Empfang genommen werden können. Im Weiteren werden auch alle Vormünder, ingleichen auch alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Pcrsonenver- einea, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte dc- BermvgenserwerdS auSgestattelen BermvgenSmassen aufgefor dert. für die von ihnen bevormundeten Personen, ieziehungS- weisc für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. f. w., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen be ziehen, Declarationen an obengedacbter Expedition-stellc auch dann einzureichen, wenn ihnen dc-hald besondere Aufforde rungen nicht zugeben sollten. Leipzig, den 28. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Georgi. Gühlitz. ,rs >ng rer «ns Vekanntmachllug. Die Anfertigung und Anlieferung von 200 gußeisernen Wafferverfchlüsten sollen an einen Unternehmer in Accord »ergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für die Lieferung liegen fu unserer Tiefbau-Verwaltung. Rachhau«, 2. Etage, Zinimex Nr. 14, au« und können daselbst eingelebea «fv. «utnommen joerden. ^ Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift ,^8tefer«ng gustetserner WafferverschlnHrohre" versehen ebendasetbst und zwar bis zum 10. Januar 1885 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 13. Deccmbcr 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig , Stratzenbau-Depntatio». Ltangen-Anction. I» de» Abheilungen 1, 2 und 4 des Nauohofer Forstreviers ansbereitete 103.90 Hdt. ficht. Stangen, 3—7 am nuten stark, 2—7 m lang nnd 8.55 Hdt. fichteoe Stangen, 8—11 cm unten stark, 7—10 w lang sollen Mittwoch, he» 7. Januar 1888, von vormittag V,IO Uhr an meistbietend gegen sofortige Bezahlung nnd unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen verstcigeri werden. Versammlung aus der Aldrechtsbainer Allee an der AlbrechtS hainer und Lleinsreiuberger Grenze, nahe der Eile» bahn. Gelheinnahme in „Stadt Leipzig" in Nannhof. iU»t>>.Forstre»tamt Wurzen un» KSntßl. Revierverwaltnn« Naunhof, den 18. December 1884. Bachmann. Lruthold. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 22. Derember 1884. * Die Nachricht von neuen umfangreichen Besitz ergreifungen Deutschlands im Süvseearcbipel und Neuguinea wird von verschiedenen Seiten bestätigt. ES eröffnet sich damit wieder ein neue« verkeißungSreicheS Feld für deutsche Unternehmungslust und Betriebsamkeit. Im Hinblick aus Viesen Vorgang wird man auch die Forderung dreier neuer ConsulatSposte« in der Sübsee ver stehen, die im neuen Etat enthalten ifl und Bielen etwas befremdlich war, weil sie ein Bedürsniß für eine so starke Vermehrung der deutschen Vertretung in jenen Ländern nicht einzusehen vermochten. Die Forderung ist bekanntlich in zweiter Lesung abgelehnt, bezw. stark reducirt worden, ebenso wie die Forderung einer Rangerhöhung und besseren Doliruuq der konsularischen Vertretung in der Capstadt Man wird mit Sicherheit erwarten dürfen, daß auch diese Forderungen in dritter Lesung bewilligt werden, nachdem die neuen Besitzergreifungen in der Südsce bekannt geworden. Die Opposition hatte sich in dieser Hinsicht bereits aus drücklich den Rückzug offen gehalten. Aus keinem anderen Gebiet ist offenbar im Augenblick der SparsainkeitScifer übler angebracht, als im Reffort deS Auswärtigen Amte«. * Sehr bedeutende Mehrforderunaen werden unter den einmaligen Ausgaben des Marine-Etat- für bauliche Anlagen aus der kaiserlichen Werft in Danzig gefor dert. Während dafür im lausenden Etat nur t00,000 „E angesetzt sind, ist der Betrag für daS EtatSiahr 1885/86 au 1,161,000 erhöht worden. Aus den Erläuterungen zu diesen Mcbrtordcrungen ist zu bemerken: Die Erfahrung hat'zu der Ueberzeugung geführt, daß eS zur Erzielung der besten Qualität und der relativ geringsten Kosten an- aezeiat ist. anher der Unterhaliung und Reparatur lämmilicher Sch'fsSkeflel auch den Neubau derjelben den kaiserlichen Wersten in wügiichst großem Umsange zu übertragen, anstatt dazu, wie ursprüng- lich beabsichtigt war, die Privatindustric mit herauznziehen. Hierzu reicht aber da« Maschinenbau-Etablissement aus der kaiserlichen Werst in Danzig nicht au». eS ist vielmehr nothwrndig, für die vermehrten Kesselschmiedearbeiten ein neues Gebäude zu errichten und den frei werdende« alten Raum zu Zwecken der Maschinenbau- und MoutirungSwerkstatt mit za verwertden. Die Kosten der Sessel- schmiede nebst maschinellen Einrichtungen sind auf 157,000 veranschlagt, von weichem Betrage die erste Rate mit 30,000 Mark für 1885/86 beantragt wird. — ES ist ferner kein Ran« vorhanden, om die Kessel der l» Danzig in Srundreparatur bestndliche» Schiffe bezw. ne» erboste Lrsahkeffel sachgemäß unter, zubrwg«. Dieselben stob zur Zeit den Witte ruagSemflüsten au», gesetzt, ein UebelsteuG, her dringend der Abhits« bedarf; e« »erden deshalb 40,000 ^l zum Ban eines KessellagerhauscS gesorbi ssür die im Osten der Ostsee im Kriegsfälle operirendeu Schi die Rieberlegung einer Reserve an Kohlen erforderlich, zu Unterbringung ei» Kvhlenschut'ven dienen soll, für welchen 17 Mark beoulragt find. — Da» zum Vau eine» Dienstgediud den Oberwerft-Director, sowie eine» solchen für verstuaterl erworbene, auherhalb der Werstumwihruug liegend« Terrain d noch der Reguliruag. bei welcher Gelegenheit auch di» Bert« der Zufahrtsstraße zum Hauptvortal der Werst statlsinden damit dieselbe für den Transport langer Hölzer und Ichl Frachtstücke pasfirbar gemacht wird. Die Kosten sind 22,000 veranschlagt. Die Wasserleitung, die EntwäsiernngS- aolagen» da» GaSrohrnetz, das Schienennetz, die Pflasterungen »ud da« ErhSheo und Planiren de« WerftlerrainS stad oweit außgesührt, al« e« der Bau d«S DvckbassinS und der Horizontalslipanlage gestattete. Nach Fertigstellung dieser Bau- werke ist cS nottiwendlg, auch die Wasserleitung, die Entwässerungs anlagen ziim Abschluß zu bringen, dazu sind 119,500 crsorder- lich. — Die Baggerarbeiten in der Weichsel von der Werkt bi« zum Hofenconal in Neusabrwastcr werden im EtaiSjahr 1884/85 derartig zesördert, daß die Beendigung derselben im EiatSjahrc 1885,86 in icherer Aussicht steht, vorausgesetzt, daß die Summe von 216,000 ^l bewilligt wird. — Die durch den Flötteng-ünduagsplan vernn- chiagien Mittel für den Bau der A»sschleppvc>rr>ch»>nqen (Hellinge, Slips) mit allen zu dem Betriebe derselben erförderNchen maschinellen und sonstigen umfangreichen Anlagen haben sich alS durchaus unzu reichend erwiesen, war darin seinen Grund hat, daß eine ähnliche betriebsfähige Anlage noch nicht existirt, weshalb jeder Anhalt für eine sachgemäße Veranschlagung derselben fehlt. Erst durch die Aus stellung von Loncurrcnzprojecten hat sich der Umsong der für den Betrieb de» Horizontalst«»» nothwendige» Anlagen und Einrichtungen, owie die Höhe der zur Ausführung derselben erforderlichen Mittel übersehen lasten. Ts werden dafür 619,931 4 gefordert. — Die Helling Nr. 6 ist seit etwa sechs Jahren in Folge der Riste, welch« in dem unteren Theile ihrer vetonsohle durch da» nachträgliche Setzen der schweren seitlichen Ouaimauern und Borköple entbanden sind und in Folge de» dadurch hervorgerufeuen Wasserzudrange» nicht in ihrer ganzen Länge, sondern »ur in ihrem oberen Theil» nutzbar gewesen. Um die fragliche Helling wieder in ihrer ganze« Länge nntzbar zu machen, soll dieselbe einem RetablissementSdau unterworfen wrrdcu, für dessen Ausführung 50,000 ^ verlangt werden. * Nach Mittheilung dänischer Blätter ist daS Wrack der bei Aggrr gestrandeten deutschen Kriegsbrigg „Undine" für 7100 Kronen (----- 7987 »-k) an einen Kieler Schiffsbauer verkauft, der leicht auf seine Kosten kommen wird, ivena e- ihm gelingen sollte, vcn Kupferbeschlag de« Schiffe« iu bergen. Das nicht nach Kiel geschaffte Inventar, sowie KleidstngS- stücke und Proviant von der „Undine" sind in Lrik für ei-c-a 40,000 Kronen verauctwnirt * Nucksichtiich der vielbesprochenen brieflichen „^vcomman- dirung" dentschfreisinniger Abgeordneter bei der Ab stiminunq über daS Socialistengesetz ist die „Rheinisch- Westsälische Zeitung" in der Lage, mikzutheilen, daß die er wähnten Briefe nickt vom Abg. Rickert allein, sondern auch von dem, dem jetzigen Reichstage nickt mehr angehörenbe» Herrn Otto Hermes, dem Tirector deS Berlmer Aqua riums, an verschiedene Mitglieder der Fraktion gerichtet worden sind. „Wir haben deute selbst einen derartigen Brief in Händen gehabt. Damit ist denn die Sacke selbst und die politische Heuchelei der Leutschsreisuiuizen Parlcileilung voll kommen erwiesen." * Die „N orddeutschc Allgemeine Zeitung" schreibt an leitender Stelle: In der RcichStagSverhandlung über da» soarnannte Expatriiruiigsgesctz begegnete der Reichskanzler der Forderung des Abg. Win dt Horst, daß auf den «tLi-us quo aut« zur Zeit Friedrich Wilhelm'- IV. zurückgekehrt werde, mit bemHinweis darauf, daß da» damalige Lentrum, bekannt unter dem Namen „Fraktion Reichensperger", in allen principiellen Fragen, die geeignet waren, der Regierung Verlegenheiten zu bereiten, ganz so geiiimml habe, wie daS heutige Eenlium. Wie sehr die danialiaen Behält nisse mit denen übereinstimmen, welche wir augeubllck.ich vor uns sehen, dafür liefert der neueste Band deS von Herrn v. Pojchingcr herausgegebcnen Buches „Preußen im Bundestag" einen interessanten Beweis. Unter dem 15. November 1882 berichtet der BundeStagSgesandte Herr v. BiSmarck über eine Eingabe, welche der Herr v. Kctienbuig wegen Beeinträchtigung seiner Religionsfreiheit durch die mecklen- bukgisctie Regierung an den Bund gerichtet hatte, und bemerkt aus Aniaß derselben: „Bon dem Zuwachs der ultramontanen Partei in der Kammer fürchte ich nicht viel, sobald die Rechte einig bleibt; jene sind ge- nöihigt, mit der liberalen Opposition gemeinschastliche Sache zu machen, nnd wenn die öffentliche Meinung in uusercn östlichen Pro vinzen erst dahin kommt, den JesuitismuS und den Liberalismus zu identificiren, so ist der letztere auch der wenigen Sympalhieil verlustig, die er noch besitzt. Der eroberungslustige Geist im katho lischen Lager wird uns doch auf die Dauer nicht die Möglichkeit lasten, dem offenen Kampfe mit ihm ausznweichen." Ja einem weiteren Berichte vom 8. December desselben Jahres heißt eS: „Mit der größten Aufmerksamkeit folge ich dem Barometer stände der Kammer, wie er sich au» den bisherigen Abstimmungen und der Präsidentenwahl ergiebt. Nach dem Wahle,gel ich geglaubt, daß die Rechte iu ihrer Trtaliiät stärker Die Präsidentenwahl berechtigt zu der Annaiime, daß ein Bündnis) der liberalen Opposition mit Bethmann-Hullweg und den Katlioiike» schon jetzt eine regierungSseindliche Majorität von etwa einem Dutzend Stimmen mehr oi» die verschiedenen Fraktionen der Rechten auS- machen, Herstellen kann. ES wird daher augeuicheinlich von dem guten Einvernehmen zwischen der Regierung und der ultramoaianen Partei abhängen, ob mit dieser Kammer aus die Dauer auSzukonime» ist. Ich glaube eS nicht, denn mit der ultramontanen Partei ist kein sicherer Bund »u flechten, da sie jede Concession, dir zur voll- ständigen Unterwerfung hin, nur als eine aufmumernde Abschlags- zahiung anuehmen wird." * Ai» Freilag fand wiederum eine Plenarsitzung de» BundeSrathS unter dem Vorsitz de« StaatsministerS. StaatSsecretairS des Innern, von Boetticher statt. Ei» Antrag Baden» aus Erlaß von Nachsteuer aus Tabak wurde dem zuständigen Ausschuß überwiesen. Bei mehreren TiS- ciplinarkammern getaugten erledigte Stellen zur Wieder besetzuiig. Für den BeredelungSvcikehr mit Roheisen wurden Zoiierieichlerungeu beschlossen. Ten Hauplgegeiistand der Tagesordnung bildete der Entwurf eines Gesetzes über die Unfallversicherung der in lanv» und forstwirtbichaftliche» Betrieben beschästigten Personen, welcher die Geuchliiigung der Versammlung erhielt. Aus Eingaben, betreffend die Zu lassung von Aktien unter dem gesetzlichen Mmimalbelrage bezw. aus Namen, wurde Beschluß gesoßt und bestimmt, daß d-l den Registerauszügen über die Beurkundung de« Personen- stände« Papier mit dem im Jahre 1877 eingesuhrten Normal- sormat angewenvet wird. * Der nationalliberale Verein in Berlin ladet zu einer Versammlung aus Montag den 22. December mit ver Tagesordnung ein: Besprechung und Resolution Uder den ReichstagSbeschlutz »om 15. December. "Der in Alexandrien erscheinende „BoSphore Egyptien" veröffentlicht einen vom 27 Oktober datirteu Brief de« ranzösischrn Journalisten Ollivier Pain, in welchem derselbe eine mit dem Mahdi gepflogene Unterredung chitdert. Pain erzählt, daß er nach einem strapazeuvollen, SOläqigen Marsche, mit zwei Beduinen al« EScorte, in kurzer Entfernung von El Obeid aniaiigte. Er wurde von udanesiscken Reitern umringt, die ibn nach Matbeiß führten. Dort überreichte Pain seine Empsebluiigsbriefe. Der Ehes perrte ihn zwei Tage lang in seine Hütte und kehrte dann mit vielen anderen Ches» zurück, um ihn zum Makdi zu geleiten. Bei seiner Ankunst umspielte die Lippen de» MaddiS ein angenehmes Lächeln und er reichte ihm die Hand. Pain bemerkte, daß der Händedruck ein anderer war al« er unter MoSlemS üblich ist, und er sagte: .Ich bin nickt ein Christ. Ich wurde früher Ollivier Pain genannt. Jetzt ist mein lkame .... da ich ein Mo-lem geworben bin." Ter Mahdi agte: „Vielleicht sind Sie nur ein MoSlem geworden, um icher zu mir zu gelangen. Wenn so. mögen Sie zu Ihrem Glauben zurückkehren. Ich will Niemanden durch Zwang zum Moslem machen." Pain erwiderte: „Ich bin ein guter MoSiem und bete dreimat täglich." Aus die Frage, ob er ein Franzose oder ein Engländer sei, antwortete Pain: „ein Franzose". Befragt, warum er gekommen fei, erwiderte er: „Ick kam, weil man rn Europa sagt, daß Sic die Freiheit deS Volke- ver- ldeidigen und sür di« Unabhängigkeit de- Volke« und den Glauben de- Propheten kämpfen. Andere, hauptsächlich Eng länder. behaupten, daß Eie ein wilder Barbar, ein Man» de« BluteS sind, der Alle löstet, die sich weigern. Ihnen zu dienen, gleichviel ob sie Gläubige oder Ketzer sind. Meine Brüder in Frankreich entsandten mich, um zu erfahren und zu berichten, wa» Wahre« daran sei." Der Mabbi erwiderte: „Gut bleiben Sie bei mir. Sie werden mit Ihren eigenen Augen sehen." Dann fragte er: „Da Ihre französischen Brüder für die Freiheit kämpfen, warum kämpfen die Fran zosen gegen Arabi?" Pain antwortete: „Die Franzosen waren Arabi anfänglich freundlich gesinnt» allein sie wurden Feinde, als sie fanden, daß er ein Mann sei, der mit Geld gekauft werden könne und der französische Leben in Egypten bedrohte und sie gaben ihn auf." Der Mahdi fragte: „Warum kamen damal« französische Schiffe nach Alexandrien und zogen ab, ohne zu kämpfen?" Pain erklärte, daß wenn Arabi nicht da« egyptischc Volk sür sich gewonnen hätte, sic g-aen ihn gekämpft habe« würden, aber sie »veigcrlcn sich. Vie Egypter zu tüdteainnd blieben nur da. um zu sehen, wa» geschehen würde. Der Mahdi war sevr zufrieden und Wech sel'« wiederum Händedrücke. Er gab Pain ein kleine« HauS ne'Z a de», seinigen. Drei Tage später begaben sie sich zu- sais.mcn nach der Nachbarschaft von Khartum, wo sie sich jetzt befinden. Lachsen. * Leipzig, 22. December. Wir werden, wie wir daS schon beim KraSzewSki-Proccßgethan. heute Mittag da« Urtheil des ReichSgerichtS wider die Anarchisten NeinS Vors und Genossen sofort nach der Publikation durch An schlag an den Placatsäulen und Placattafeln zur Kenntniß des Publicum« bringen. * Leipzig, 21. December. Nack dem dritten Der- zrichniß derbeidem Reichstag eingcgangenen Petitionen liegen demselben auS dem Königrerch Sachsen nachstehende Gesuche vor: Der Stadlrath und die Stadtverordneten zu Königstcin petilionircn gegen die Einsübrung von Pvslspar- caffeu im deutschen Reiche; Bäckermeister Beikert und Genossen in Aunaberg, Buchholz, KönigSwatde. Kübberg, Scheibenbera, Sehma und Wolktnstein bitten um Aushebung deS Impf zwanges; Tbeodor Hornhauer in Dresden reicht rin Gesuch betreffs des Strafmaßes sür Betrug ein; die Handelskammer in Leipzig bittet, bei einer etwaigen CommissionSberathiing über den Gesetzentwurf, betreffend Abänderung deS Gesetzes wegen Erhebung von ReichSstempeladgabcn vom l. Juli 188t, die Zuziehung von Sachverständigen zu erwirke»; H. E. Müller. Flachsspinnerei, und Genoffen in Hirschjeide bitten, die Eingangszölle für leinene Zwirne aller Art aus 70 und sür die auS Hans und Flachs erzeugten Nähgarne aus 38 -k pro hundert Kilogramm zu erböben; LouiS Kühn, Strumpfwirker, und Genoffen in Wittgcnsvors, Richard Krcher, Naturheilkundiger. und Genossen in Limbach, Emil Heister und Genossen in Glauchau und Hartmann, Baumeister, und Genosse,r in Dresden ersuchen um Aus hebung des IinpszwangeS; Anna Emilie Sauer. Wiltwe in Leipzig, kittet nin Gewährung einer lausende,, Unterstützung; der HandluiigSrcisendc Gustav Gladewitz in BrieSuitz bei Dresden wünscht Rechtshilfe; Oberbürgermeister Kuntze in Plauen i. V., Vorsitzender des Sächsischen Sparcassenver bandcö, überreicht eine ErgänzungSschrisl nebst 188 Anschluß erklärungen auS verschiedenen Orten in> Königreich Sachsen zu der Petition gegen Einführung von Postsparcasse» im deutschen Reiche; Paul SeumtS in Planen i. L. bittet, daß die Frage über die Erbfolge im Hcrzogthum Braunschweig durch eine allgemeine Abstimmung ver deutschen Nation entschieden werbe; der Verband der Kranken- und Begräbniß- iinIerstützuiigScassc in Chemnitz und Karl Frenzel, Vorstand der Kranken- und Begräbnißcasse der Schlaffer in Dresden bitten ui» Verlängerung der Frlstbcslimniuiig für die Einsuh ru»g de« Gesetzes.' betr. die Krankenversicherung der Arbeiter vom 15. Juni 1884. — Wir machen unsere Bürgerschaft darauf aufmerksam daß die Adresse an den Fürsten Reichskanzler nur noch heute, Montag, zur Unterzeichnung an den bekannten Stellen ausliegt. Es mag sich daher ein Jever, dem daran gelegen ist, daß diese patriotische Kundgebung aus unserer Stadt in würdigster und eindringlichster Weise erfolgt, beeilen, um seinen Namen unter die Adresse zu setzen. Je ein- müthiger dieses BertrauenSrotum an unseren großen Staats mann erfolgt, um so sicherer und zielbcivngker wird unsere nationalgesinnte Bürgerschaft bei neuen Kämpfen den ex tremen Parteien gegen übertreten können. ES gilt heute wieder zu zeigen, daß Leipzig ein feste» Bollwerk der ReichS- ide« ist und treu zu seinem Kaiser und Kanzler steht. * Leipzig, 20. December. Der Rath hat beschlossen, au« Anlaß der Eröffnung de« neuen Gewandhauses, der Conrertdirection für die Hingebung, welche dieselbe der Vollendung de« der Stadt zur Zierde und Ebre ge reichenden Werkes in anerkennung-wert Hefter Weise gewidmet hat. Dank auSzuspreche». — Gegenüber der in Dresdner Blättern gebrachten Nach richt von angeblichen Berhanvlungen wegen verkauf» der Sr. Majestät dem Könige von Sachsen durch Erbschaft zugesallenc» schlesischen Besitzungen de« verstorbenen Herzogs von Braunschweig an di« Krone Preußen- tkeill der „Pirn. Anz." mit, daß an sonst gut unterrichteter Stelle hiervon bi« jetzt etwa« noch nicht bekannt ist. am aller wenigsten davon, daß eine Kaussumme von 8 Millionen Mark dafür gefordert oder geboten worden sei. * Leipzig, 2l. December. Die sogenannten Pulver häuser am Napoleonsteine werden demnächst abgebrochen werden und ist seitens des Ratbe« von einem Neubau iin Hinblick aus die nicht unerheblichen Kosten eine« solche» gegen über dem hier nur in mäßigem Umfange betriebenen Pulver- haudrt abgesehen worben. — Angesicht- der Thatfache, daß der Weihnachtsbazar im Krystallpalast nur noch für wenige Tage geöffnet sein wird und daß derselbe auch in diesem Iabre eine reiche Aus wahl in nützlichen und VerbrauchSartikeln, LuxuSsachen. Spiel- waaren, Leckereien sür den Weihnachtstisch barbietet, glauben wir den Besuch desselben aus« Neue anempsehlen zu dürfen. Wir benutzen diese Gelelegenbeil weiter dazu, aus- Neue die reizende dccorative und plastische Darstellung im großen Parterresaal. „Weihnachten im Tbüringer Walde". auSgesüdrt vom Theater- und Landschaftsmaler O. TbvmnSczeck (nach seinen Originalskizzen au» dem Thüringer Walde), in empfehlende Erinnerung zu bringen, da da« Ganze «uf jeden Besucher einen allerliebsten Eindruck macht. Aus die inter essante ethnographische Ausstellung de« Museum« für Völker kunde. sowie auf die regelmäßig stattfindenden Künstler-Vor stellungen, nicht minder aus die Eoncerte de- königl. Capell- meistcrS Friebr. Wagner und der HauScapelle ist bereit» hlngewiesen worden, ebenso auf die Schaustellung der Ur einwohner Australien«. Jedenfalls hat der Krystallpalast selten eine solche Fülle undMannigsaltigkit von Sehenswürdig keiten in sich vereinigt, wie jetzt. D Leipzig, 21. December. In hiesiger Stadt, wie auch im benachbarten Gohlis war in letzterer Zeit einSchwindler ausgetaucht, welcher sich hier und da unter den, Namen von TreSkow oder auch Baumbach in verschiedenen Wohnungen eingemiethct, seine WirlhSleute unter falschen Vorspiegelungen angeborgt, nochmals aber heimlich und aus Nimmerwiedersehen seine neue Wohnung verlassen halte. Die bei der Polizei darüber erstatteten Anzeigen mehrten sich und gaben Natürlich Veranktiflung zu den eingehendsten istach- forschnngen »ach dem Schwindler. Da glückte e« endlich gestern, desselben habhaft zu werden und zwar in der Person eine- Copisten au« Dahlen, der sich die obigen Namen bei den Emmiethungen fälschlich beigelegt und seine Familien- vcrhältniffe höchst glänzend hinzustellm sich bemüht halte. Er wurde selbstverständüch in Hast genommen. — Aus dem Magdeburger Bahnhöfe verunglückte gestern Abend ein Eisenbahnschaffner, al« er von dem Verdeck eine» Wagen« auf einen andern Wagen hinüberspringen wollte. Er stürzte dabei herab und erlitt derart erhebliche innere Verletzungen, daß er in« Krankenhaus gebracht werden mußte. — In einem kansniSnniscben Geschäft in der Zeitzer Straße brach gestern Nachmittag die große Scheibe de» Schaufensters plötzlich in Stücke zusammen. ES zeigte sich, daß dieselbe mit einem Kieselstein ringeworsen worden war. Der Thäter konnte noch nicht ermittelt werden. * Eutritzsch. 21. December. Da« Bauprogramm, welche« der rastlo« thätige Wirlh de» hiesigen Gasthose« „Zum Helm", Papa Stier da. bereit« vor einigen Jahren entworfen hat, darf jetzt al« vollständig ausgesübrt betrachtet werben. Bekanntlich ist im Laufe der Z-it eine beträchtliche Erweiterung und zugleich eine elegante Ausstat tung de« Saale«, ferner eine Umgestaltung und Berbeffeiung der zum Sommeramenthalt dienenden Lokalitäten erfolgt, während jetzt die projcctirte Erweiterung der an der Straße, im vorderen Tbeile de« Grundstück» gelegenen eigentlichen RestaurationSlocalitäten durch Hinzunahme de« ganzen Eom- plexc« der ehemaligen Tboreinsahrt zum Abschluß gekommen und damit abermals Raum für mindesten« 200 Personen mehr al« bisher geschaffen worden ist. Da« Ganze trägt den Charakter eine« großen eleganten Salon«, besten Vorzüge noch durch ausgezeichnete Ventilation und Gasbeleuchtung er höht werden. Man darf mit Fug und Recht behaupten, daß da« Etablissement in seiner dermaligen Vollständigkeit eine« der bedeutendsten und geräumigsten ia der Umgegend Leipzig« geworden ist und sicherlich auch viele Leipziger Familien, die ja so wir so dort niit Vorliebe verkehren, die WeihnacbtSfeiertage zu einem Besuch desselben nicht vorüber- gchen lasten werden. § Stötteritz. 20. December. Im benachbarten Zwei naundors haben in einer der letzten Nächte ebenfalls Ge- sl ügeldicbe ihr Unwesen getrieben und mehrere Zuchtgän'e gestohlen^ cS ist leider auch hier nicht gelungen, die Ti.'b:. obwohl sie die Thiere gleich tm Stalle abgeschlachtct habe ,, zu ergreifen. lH Zwenkau, 20. December. Au einem der letzten Tage traf der Forstansseher S. im Luckaer Forst auf ein-n Wilddieb, der sofort VaS Gewehr aus ihn anlegte» indenen die Flucht ergriff, nachdem der Aufseher gleichfalls von der Waffe Gebrauch machte. Die verschiedensten Erörterungen baden, obwohl man annchmen darf, daß der Wilderer ver wundet worden ist, doch noch nicht zur Ermittelung desselben geführt. — Chemnitz. 20. December. Der nationakliberale wie der conservativeVerein beabsichtigen, dem Vernehmen „ack. anläßlich der jüngsten Vorgänge im Reichstage dem Reichskanzler, der auch Ehrenbürger unserer Stadt ist. irgend eine Kiindgel'iinz zugehen zu laste», welche der Entrüstung über die Ablehnung der vcn Bismarck geforderten Direktor stelle im Auswärtigen Amt Ausdruck geben soll. — Dir bereit« mehrfach ventilirte Angelegenheit der Eisenbahnniveau Übergänge an besonder» frequenten Straßen ist insofern vorgeschritten, al« da« Stadtverordnetcncollcgium einem vom Rathe entworfenen Bericht bcigetreten ist. welcher dem königlichen Finanzministerium mit der Petition zugeben soll, dasselbe möge die Generaldireetion der sächsischen StaatS- risenbobnen beauftragen, aus Beseitigung der Eisenbohnniveau- übergänge in unserer Stadt abzietende Vorschläge zu macken. Hoffentlich bat die Petition den erwünschten Erfolg. —Unsere an Tdürmen nickt eben reiche Stadt wird nun in dieser Be ziehung mehrfache Bereicherung erfahren, indem nicht blo« an den neu zu errichtenden Kirchen von St. Petri und St. Nicolai diese Zierden m Aussicht genommen sind, sondern auch der Kirchenvorstand von St. Pauli beschlosten
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