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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-25
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1884
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Evschetmt täglich früh LV.UHr. Ne»««« nd LrPrdM»»» Z»haa««aafir SS. -»nchßnden »er Nrdartin: Bormittag- IS—IS llhr. Nachmittag- 5—8 Uhr. »v»vt«t KipMr.TagMM 8er s»r üte uü«UfM^»8e «»«»er 8eftt««teu Inserate a» rSacheutaseu «« S »hr «achmtna^ auGa»»- «»» FefttOG«, früh 81»'/,» ützr. 3> »« /UKÜNI fiir 2»s.-Ln»tz«e: Vtt» Me»«. Universität-fir-he Ü1. Lattts Lösch«. Katharineustrahe 18» p. »»r »t« '/,» Uhr. Anzeiger. 3KVL «uflags L8,?»0 Adoinemrnl,preis viertelt. 4V, tucl. Brinaerlohn b Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Stummer SV Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebildre« für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) »htie Postbeförderung 39 Mt. «it Poftbesürderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Pelitzeile SO Pst Gr-Hrre Schriften laut uns. Prei-verzecchittst. Tabellarischer u. Zissernsatz nach höhrrm Tarif. Nerlamkn »ater de« RedactiouSstrich dieLgespalt. ZeileüvPf., vor den Familiennachrichteu di« Sgelpaltcne Zeile 40 Pf. Inserate stud stet- an die Expevitivn zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«vllm>-r»n<1o oder durch Post« Nachnahme. ' - Donnerstag o« 2S. December 1884. 78. Jahrgang: Zur gefilligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 2«. Deeember Bormittags nur bis zS Uhr geöffnet. Lxpvältlov Äes I^lprlxvr Amtttcher Theil. Mord. 2» »er -kacht vo« St. «n» Lec»»ber »lese» Jahre», verarathltch z»tsGe» , 11 und 12 Uhr, Ist der Fellhändler 8««»«,«* in Laucha t» «tue« Htarterrrtin»«er setue» WobuhauseS ermordet worden. Die Kopfhaut ist au vielen Stelle» durchschuitteu, da» Schädeldach au «ehrereu Stelle« zertrümmert. Der Mörder, der sich etugeschltchen gehabt »ud uachmal» darch ein Fenster entkomme» tst, h«t «»scheinend de» Geldschrank Sommer » mit de» demselben abgenommenen Schlüffe!« ru öffne» vergeblich versucht. Werthgegenstände werden zur Aett nicht vermißt. Eine kleinere Berletznua de» Mörder» im Gesicht ist nicht »»wahrscheinlich. S» wird Jedermann dringend gebeten, alle», wo» znr Entdeckung de» Mörder» dienen könnte, aneh de» scheinbar geringfügigsten Umstand der Stn«t»a«waltschaft oder Poltzetorgane» «nge- sänmt aazuzetgen. " z, den PP. Leipzi«, December 1884. Der Königliche Staat»««»alt. Martini. Neujahrs - Briefverkehr. Aar Förderung und Erleichterung de» Ne«jahr»verkehrS ist w gestaltet. Briefe, Postkarten und Drucksachen, deren Be stellung durch bereit« Der Absender Der Absender bal derartige Briefe,c.. weiche etnze dnrch Postwerthzeiche» sranktrt sein müssen, in eii Briesumschlag zu legen und diesen mit der Aufschrift derartige Briefe,c.. welche einzeln " ' einen . .. versehen: .^Hierin sranktrte -kenjahr-hriefe für de« Ort. An da» kaiserliche Postamt Nr. 1 i» Leipzig.' Solch« Umschläge (Packele) mit ReujakrSdriesen können entweder an de» Annahmeschaltern der Stadtpostanstalten abgegeben oder, soweit e» der Umsaug gestattet, in die Brief kasten gelegt werden. Die sämmtlichen de« Umschlägen rc. entnommenen Briese «. f. w. erhalten seiten» de» Postamt» 1 hier den Stempel vom S1. December S—7 Uhr Nachmittag». Ausdrücklich wird bemerkt, dag die Einrichtung sich ledig lich auf die in Leipzig verbleibende», bez. «ach den Dororte« vo» Leipzig bestimmte» Briese rr erstreckt E« wird ersucht, von Vieser Einrichtung, welche der störenden Maffeuemlieserung von Stadtbriesen am Sylvesteradend zu steuern bezweckt und der ordnungsmäßigen Abwickelung de» gesteigerte,» Briesverkehr» beim Jahreswechsel Überhaupt zu gut kommt. einen möglichst umfangreiche« Gebrauch zu machen. Leipzig, 23. December »884. Der Kntserltche Ober»lpostdtrector. Walter. rlebannlmachuiig. Der Anschlag der am 14. vor Mon. zum Derkaus versteigerten beide» Bauplätze an der Harsort« «nd Lampestraß« ist an die Höchstbteter erfolgt nnb werden daher in Gemäßheit der VerstrigerungSbedinqunge» die übrigen Bieter hiermit ihrer Gebote «»Haffen. Leipzig, den 22. December 1884. Der Bath der Stadt Leipzig. Lern vr. Seorgi. serutli. Vekanntmachnns für dir Herren Vormünder. Di« bei dem Unterzeichneten Königl. Amtsgericht in Pptcht stehenden Herren Bormünder werden hiermit veranlaßt, die »egen ihr« Pflegebefohlenen zu er^att^den Lrzir^un^Stmichte lüagstruS bis anh« einznreichen. Fmmnlare zu diesen Berichten find b» de» Amtsgericht»- gebänd«, Zimmer Nr. 79. 85. 94 und 107 z« erhalten. Bei der Ausfüllung der gedachte» LrziehunaSberichte tst aber neben vollständiger Beanttoortung der vorgedrnckten Fragen »och weit« und zwar: n. bei ehelich geborene» Pflegbrfohlen«, d« volle Name, Stand, letzt« Wohnort »ad das Todesjahr des verstorbene, «ater« suzugtbsn, d. bei unehelich Geborenen find die Worte botzofüge«: „»»ehelich Aoch*wolleu die Herren Vormünder etwa rintrrtendr Wohnung« verSndernngrn hi« zur Anzeige bringen. Leipzig, de» 8. December 1884. »-»,,liche» «»»Gericht, ßltth. Manns selb. Nralschnle z« Neu-«itz. N»»rltz»«,e« neu« Schüler sür Ostern 1885 nimmt der Unterzeichnete Mittwoch, den 4. und D»nuer»t0ß. de« b. Februar, Vorwitt«»» »on l«-ir »nd -iachmitta»» »ou 8-S Utzr, sowie jede» Wochentag von 11—IS Uhr üu Realjchulgebände entgehn. Di« Ansnohm« in dir unterste (8.) «klage erfolgt »ach erfülltem S. Lebensjahre und erfolgreichem dreijährigen Besuche einer guten BolkSschnie. Die Unaben sind dem Unterzeichnete» persönlich vor- znstetze, md dabea Tauszeugniß (oder Geburtsschein), Impfschein »nd letzte MlchaeliScensur mitzubringen. 8» etwaiger weiterer Auskunft ist jederzeit bereit Reubattz, den 19. December 1884. vr. A. Heuüuer, Dir Nichtamtlicher Theil. Sie Longoconferenz. Soweit die Brschlüsie der Conserenz bi» jetzt veröffentlicht md. besteht da» Resultat der Verathungen darin, daß di« Grundsätze der Freiheit von Handel und Schifffahrt an den Mündungen, im Becken de» Congo und den noch näher zu bestimmenden angrenzenden Gebieten und die Freiheit der Schifffahrt aus dem Niger vereinbart sind und daß die lieber» wachungScommission zur Durchführung der sür da« Confip- gebiet getroffenen Vereinbarungen von den Conserenzmächtrn anerkannt ist. Da e» aus diese Commission bei Regelung der Schifffahrt und de» Handel» aus dem Congo hauptsäch lich ankommt, so erscheint r< angemessen, die darauf bezüg lichen Bestimmungen einer näheren Prüfung zu unter ziehen. Der betreffende Artikel lautet nach den am 18. De» cembcr gefaßten Beschlüssen: „In allen Theilen de» durch vorliegende Declaration in» Auge gefaßten Gebiet», wo keinerlei Macht SouverainetätS- oder ProtrctoratS« Rechte anSüben sollte, wird die Internationale Eonqoschiffsahrt»- Commission, welche in Berlin kraft der in Berlin am .... Unterzeichneten Acte eingesetzt ist, mit Ueberwachung der An wendung der Grundsätze betraut, die durch diese Declaration begründet und festgesetzt sind. In allen Fällen, wo Schwierig keiten wegen Anwendung der durch gegenwärtige Acte fest- aestellten Grundsätze entstehen sollten, können di« interessirte« Regierungen Übereinkommen, sich an die guten Dienste der Internationalen Commission zu wenden, indem sie ihr di« Prüfung der Thatsachen übertragen, welche zu den erwähnte» Schwierigkeiten Anlaß gegeben haben." Hiernach nimmt die Commission in den Theilen de» Congogebiete». welche bereit» von einer Macht in Besitz ge nommen sind, oder wo Schutzberrschasi auSgcübt wird, nur eine subsidiäre Stellung ein. sie kann al» Schiedsrichters« unqiren, aber die Mächte sind nicht verpflichtet, ihren Schied»- pruch anzurufen. Diese» sacullative Verhältniß könnte Be denken erregen und zu der Annahme sichren, daß die Bedeu tung der Commission dadurch sehr eingeschränkt wird. Da» würde jedoch eine irrthümtiche Auffassung der Sacklag« sein. Die Commission hat zunächst zu zeigen, m welchem Geist« sie ihre Ausgabe erfaßt, uuv wenn sie zieibewußl .nnv sicher auf» tritt, so wird sie sich bald die Autorität verschaffen, deren sie bedarf, um ihre Ausgabe zu erfüllen. E» kbmmt Alle» auf den moralischen Einfluß an, welchen di« Commission sich ver- chafft. Der Zusammenhang der Conferenzmächte mit der Commission wird schon dadurch bergestellt und ausrecht er halten. daß die Machte die Mitglieder der Commission ernennen, sie haben ein naheliegende» Interesse, den Schiedsspruch der Commission in Streitfällen anzurufen, und cS werden dadurch Präcedenzsälle geschaffen, auf welche man sich später berufen kann. Die Commission wird demgemäß ein« große Macht au»üben, wenn sie ihre Aufgabe richtig erfaßt und geschickt löst, andernfalls würde jeder, welcher auf dem Congo Schifffahrt auSübt, der Willkür der Macht überantwortet sein, in deren Gebiet er sich befindet, oder aus Selbsthilfe angewiesen sein. Bei der ungeheuren Ausdehnung teS Congobecken» — von Bolobo aus ist nach Slanley'S Schätzung eine Wafferstrecke von 7200 Kilometer nach drei verschiedenen Richtungen fahrbar — ist eS natürlich unmöglich, die Schifffahrt aus dem Congo und seinen Ncben- lüsscn an allen Puncteu zu überwachen, aber cS würde sich ür die streitenden Theilc immer Gelegenheit bieten, die Sacke an einer Station der Commission zum Auötrage zu bringen, vorausgesetzt niuß aber dabei werden, daß die Grenzstreilig- keiten zwischen Besitz habenden Mächten nicht zu einem fort dauernden Kriegszustände führen. Besonders gefährlich erscheinen in dieser Beziehung dse Streitigkeiten zwischen Frankreich und der Afrikanischen Gescll- chast und die prekäre Stellung, welche Portugal am Congo ein nimmt. Soweit hat die Conferenz ihrr Competrnz nicht erstreckt, daß sie daS Gebiet der gegenwärtig am Congo Besitz ausübenden Machte abgrenzen könnte, aber e» steht nicht» im Wege, daß pätcr darüber Vereinbarungen getroffen werden. Der Keim dazu ist bereits in dem Programm der Conserenz vorhanden. Ter dritte Punct, mit welchem sich die Conserenz beschäftigen wird, ist die Feststellung der Formen, unter welchen in Zu tuns! die Besitznahme herrenloser Gebiete zu erfolgen hat. Es ist zwar ausdrücklich betont worden, daß die Konferenz sich mit den bereits geschehenen Besitzergreifungen nicht zu beschäftigen hat, sondern daß nur zukünftige Er werbungen in Betracht kommen, aber c» liegt im Interesse der Nachbarn am Congo, daß sie ihre Gebiete möglichst scharf abgrenzen. DaS Bcdürsniß einer solchen wird aegenwärttg lebhaft empfunden, nickt nur von der Afrikanischen Gesellschaft, sondern auch von England. Diese Macht ist zu solchen Erwägungen durch die 'llngste Besitzergreifung Deutschlands aus Neuguinea und in Polynesien gelangt. Die „Times" erklärt eS für dringend erforderlich, daß sich England mit den übrigen Mächten über die Zukunft herrenloser Gebiete einigt. La« würde also auf nickt» Geringeres als auf die Theilung der noch herren losen Erde hinauslaufe». Di« „TimeS" hat damit ein großes Wort ausgesprochen, da« sich nickt so leicht ver wirklichen läßt, wie cS in die Welt hinauSgeschleudert werden kann, es kommt zunächst darauf an, daß für die betreffenden Mächte, welche ihr Augenmerk auf solche Gebiete geworfen haben, auch ein Anlaß vorliegt, mit ihren Absichten hervorzutrcten. Die „TimeS" scheint ihre Aufforderung so zu meinen, daß dadurch England recht zeitig über die Absichten der andern Nationen aus herrenlose Gebiete unterrichtet sein möchte, denn eigentlich betrachtet sich England als den geborenen Herrscher aller herrenlose Gebiete. ES würde sich sür England also nur darum handeln, wa»eS von solchen Gebieten etwa gutwillig an eine andere Macht abtreten könnte, um sich selost den Lvwenantheil vorzubebal- ten. In dieser Weise scheint die „Time»" di« deutsche Besitz ergreifung aus Neuguinea auszusaflen und möchte nun gern auch andere Mächte au« ihrer Reserve herau«locken. Da ist z. B. jetzt Italien, welche» soeben eine aus anderthalb Jahre berechnete Expedition nach dem Congo auSrüstet; eS bleibt ferner noch manche Streitfrage in Südafrika zu lösen, wie eia Bück aus die Angra Peauena benachbarten Gebiete lebrt. und die Bewegung, welche sich heute unter den Boern deS Tran-vaalgebiete- vollzieht. DaS sind Fragen, ^ daß Deutschland di«! Afrika«!! »Ve» tell« < Stell« anselnaudergrsrtzt habe», «in frommer Wunsö nickt in Erfüllung gehen kann. Frankreich allein ka Vieser Frage srlb>istä»dig hervortrete«, aber e» ist nic welche für England von Wichtigkeit sein möge», aber vor läufig sind die Dinge noch nicht so weit gediehen, und die Conserenz wird ihr Werk nicht selbst dadurch gefährden, daß st« ihr« Aufgaben weiter steckt, al» sie erfüllbar erscheinen. Di« Türkei hat es bereits für nvthia befunden, durch ihren Bevollmächtigten zu erklären, daß sie sich an Brrathungen, welche über da» ursprüngliche Programm hinauSgeden. nicht betheilig«« »erd«. Solche Ausgaben werden odnrhin nicht zur Sprache kommen. Stanley hegt de« lebhaften Wunsch. Frage der ÄebietSregulirung zwischen der ischen Gesellschaft und Frankreich aus der Conserenz vge; da» ist aber, wie wir bereit« früher an dieser «in frommer Wunsch, der kann in Lndig hervortrete«, aber r» ist nickt an zunehmendaß e» em von ihm beanspruchte» Recht ciuem Schiedsspruch« unterwerfen werde. Stanley ist i« dieser Beziehung wohl auch «ehr besorgt, al» nvtbig erschriut, Frankreich will einfach i« Congobecken gleichfalls die Hand im Spiele haben und e» kommt doch schließlich daraus au, wer dort dea «eisteu Einfluß hat. Stanley ist darin Brazza weit überlegen und di« Stationen, welche die Afrikanische Gesellschaft angelegt hat, wird sie auch gegen un befugte Angriffe zu schützen wissen. Di« Möglichkeit erscheint übrigen» durchaus nicht au»- aeschlossen. daß die International« UeberwachuugScommisston ihre Competenz mit Zustimmung der Usermächte später er weitert, für jetzt genügt «S, daß sie überhaupt in Wirksamkeit tritt. Die Zustände im Congogebiet sind noch so unfertig, daß e« geraumer Zeit bedürfen wird» bi« die vorhandenen Rivalitäten bestimmte Gestalt annehmen und zum AuStragr gebracht werden. DieCongoconfereaz ist mit ihren Arbeiten noch nickt zu Ende und da sie durch da» bisher Geschaffene schon die gehegten Erwartungen weit üdertroffrn hat. so wäre e» nicht unmöglich, daß sie in ihre» Schooß« noch weitere Ueber- rafchnngen birgt, welche auch weitgehenden Wünschen Rechnung trügen. Da» aute Einvernehmen zwischen Deutsch land «nd Frankreich ist die Grundlage der Conserenz- berathungen gewesen, wenn e« Frankreich als» in seinem Jutereffe erachten sollte, darch eia großmüthige» Zugeständniß an die Afrikanische Gesellschaft einen glänzenden Schlußeffect herbeizusüyren, so würde mau ihm dafür allseitig nur Dank wissen. ^ * Leipzig, LS. Derrmber 1884. ^UuchdÄjR«ich»t«fi«»af»«itütv»« 1». Deeemdrr *d>1 jetzt rme Z«sti««uuG<k»»Vg,h«»s zu verzeichnen. Eine Versammlung von Kölner Ultramoatanen hat b, schloffen, zu erklären, daß für sie «icht die mindeste Veran» laffung vorlieqk, sich an der allgemeinen Entrüstung zu betheiligen. Daß uliramontane Herzen gegen nationale Regungen und patriotische Aufwallungen gefeit sind, weiß man schon lange. Im Uebrigen läßt aber doch in dem er zwungenen Spott, mit welchem ullramontane Blätter im Verein mit den Organen de» Berliner RavicaliSmuS von dem . Adresscnschwinbel" uud dem „Entrüstung-taumel" iprcchen, ei» gut Theil von bösem Gewissen und Angst er kennen. Wenn die Ultramontanen oder die Radikalen sür eine ihnen am Herze« liegende Sache nur den zwanzigsten Theil von Zustimmung und Beifall mitten au» dem Bolle zu verzeichnen hätten» dann möchten wir einmal die „Frnrti sicirung- sehe». Jetzt aber ist die ebenso urwüchsige als gewaltige Bewegung und Erregung diesen trefflichen Interpreten der öffentlichen Meinung nicht» al» ein mühsam und künstlich von etlichen Strebern und Liebedienern angesackte-Strobfcuer. und über die Kraft dieser Bewegung sucht man sein Publicum dadurch zu täuschen, daß man die Kundgebunge» einfach todt- schwcigt. Die Leser Berliner Fortschrittsblätter haben vielleicht noch kaum bemerkt, daß im Lande wieder einmal etwas vor- esallen ist, waS die Cirkel der deutschsreisinnigen Politiker cbeutend stört. Aber e» Hilst weder Spott, noch Todt- schweigen; di« mächtige volttthümlich« Bewegung, die da wieder einmal mit Naturgrwalt zu Tage getreten ist, läßt sich nicht leugnen und au» der Welt schaffen; sie wird die klerikal-radikale ReichStagSmajorität entweder zur Umkehr bewegen oder sie binnen Kurzem niederwerfe». Der Hieb, de» sich diese Majorität am lb. Decrmber selbst beigrbracht, hat gut gesessen, und r» bedarf nicht mehr viel. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt an leitender Stelle: „Die Bewegung, welche durch da» Ver halten der ObstruetionSparteien bei den letzten Etatödebatten im Lande hervorgerufen worden ist, hat neben anderen erfreulichen Kundgebungen auch zu solchen geführt, welch« di« Stiftung eines Fond» zur Dotirung de» vom Herrn Reichskanzler al« unentbehrlich bc» zeichneten Directorialbeamten im Auge hat. So anerkennen» werth die bei dieser Gelegenheit betyätigte Opferwilligkeit ist, so möchte« wir den befreundeten Zeitungen, welche den Ge- danken einer Subscription ausgenommen haben, doch zur Er ben, daß e» weder thunlich noch erforderlich sein wird, die auf diesem Wege aufgebrachten Gelder zur Besoldung von ReichSbeamten zu verwenden. ES ist nicht wahrscheinlich, daß die nur durch gemeinsamen Haß egen den Kanzler Verbündeten Fraktionen den Mulh aven werden, ihr Votum bei der dritten Lesung zu wiederholen, und wenn da- dennoch geschehe, so würde die Abwehr der darin liegenden Schädigung de» Reick» dock wohl aus anderem Wege zu suchen sein, al» durck Deckung der versagten Mittel aus dem Wege der PrivatwohlthLtigkeit. Die patriotische Regung, welche den Anlaß z» diesem Ge danken gab. bleibt darum nickt minder erhebend und tröstlich für da» verletzte Nationalgesühl, und ohne auf die gestern von uu» gebrachte danksagrnde Veröffentlichung deS Reichs kanzler» zu verweisen, sind wir gewiß, daß ihm die A»- erkeunung, welche in der Absicht der Eröffnung einer Sub scriptiou lag, besonder» wohlgrlhan hat." * Der evangelische Oberkircheurath inPreußen hat sich in einem „an die Geistlichen der evangelischen Landes kirche" gerichteten Erlasse vom 15. d. M. gegen srctirerischc Einflüsse und separatistisch« Regungen gewandt und im Eingänge de» außergewöhnlich umfangreichen Erlasse» bemerkt: »Au« Berichte», welche »nS »orliege», und aus Antrügea, welche a» uu« gelangt find, geht »nzweiselhaft hervor, Vah in »euerer Zeit auch innerhalb unserer evangelischen Landeskirche sertirerilche Ein- flösse »nd separatistische Regungen sich in bedenklicher Weise gellend gemacht hoben, und die- noch letzt geschieh. Die daraiis bezügliche» Umtriebe geschehen meist, »ha« die letzten Ziele vorzeitig auszudecken, and sind even darum auch nicht selten mit Erfolg gekrönt. In einzelnen Gegenden ha» der Geist der Absonderung bereit- zu Bewegungen gesührt, welche sich ins »rite Kreise erstrecken. Auch wo die- noch nicht der Fall ist, wird dadurch doch in die Gemütder der Gemcindemitglieder Verwirrung getragen, die Wirksamkeit der Geistlichen gestört oder gar gelähmt und dir Kirche selbst mit einer steht zu der Apanagenanaelegenheit de« verstorbene» Herrmann, geht au» den Berichten nicht hervor. Die lontät gegenüber. I» der letzten Sltzu Abg. Bürten n. Gen. »ur Verhandlung: zu ersuchen, mit dem Landtag« eine Lau schleichenden Zersetzung bedroht, welch« die bestehenden Ordnungen und Bande ollinälig and von innen heraus auizulösen geeignet ist. Die- Alle- ist um w betrübender, al« eS meist erweckte, gläubige Lhristrn sind, aus welch« die Eiinffäre Einwirkungen üben, als diese letzteren, vielfach ausländischen Kirchengemeinjchasten ungehörig, eS nicht verschmähen, sich in der Gestalt von „Evangelisten" einjusühren, und als in der Kirche selbst solche nicht setzten, welche in ihrem wohl- meinenden Eifer, daß nur Gotte- Reich gebaut werde, derartigen Bestrebungen Vorschub leisten.... Nicht darin besteht die Gefahr, daß die «ecten gräherc Massen von Gemeindemitgliedern zu». Au», tritt an« der Kirche bestimmen, sondern darin, daß sectircrisch Ge sinnte, ohne tt» gesetzlicher Form an- der Kirche anSznschciben, doch sich an eine fremde ReligioiiSgemeinschast anschiiehen und so thal- sächlich innerhalb der Kirche eine feindliche Siellung gegen diele ein- nehmen, oder auch, daß mau innerhalb der Kirche Sondrrgemein- chasren bildet, ta diesen sogar ein besonderes Abendmahl seierl und dabei dennoch der Ueberzeugung lebt oder zu leben vorgicbt, daß man ans diesem Wege dem Austritt aus der Kirche Vorbeuge. Gegen diese Art von Aergerniß gilt eS, die evangelisch« Landeskirche zu wahren und deren Mittel und Kräfte aufzubicten." Der Oberkirckenrath hat zur Ergreifung der nothwendigen Abwehrmaßregeln die Berichte der Consistorien eingesordert. auch in Gemeinschaft mit dem Generalsynodalrath eingehende Berathung gepflogen und besten Ei»ver>tändn>ß erlangt. Da» Ergrbniß ist, baß sich der Oberkirckenrath gegen die Aus schließung separatistisch Gesinnter erklärt, woran» aber nickt folge, „daß die Kirche gegen nachweisbare Besehdung ihre» Glauben- . . . nur auf die Mittel der Mahnung und Warnung beschränkt und. wo diese nicht auSreicken. wehrlos sei", vielmehr müsse von den vorhandenen Mitteln nachdrücklich Gebrauch gemacht werden. So dürfen sectircrisch Gesinnte nicht in kirchliche Aemter und RrligionSlehrerstellen gelangen, auch müßte nach Maßgabe der Gesetze von der allgemeinen Kirchenzucht Gebrauch gemacht werden, wenn alle Mittel er schöpft sind. * Der leitend, Minister de» Fürstenthnmü Lippe, Herr Eschenburg, der seit dem Regierungsantritte deS Fürsten Woldemar (December l87L) die Geschäfte führte, hat seine Entlassung erbeten und erhalten. Ob dieser Schritt in Be- iehuug steht zu der rinzen ^ ieruo'g stand im neuen Landtage einer fortschrittlichen Ma- itzung kam cin Antrag de» Die StaatSregiernng ..... ^ „ LändeSversaüi'ng zn verein ren und zu dem Zweck bei dem Wiederzufammenlr'itt desselben demselben eu>eu DersaffungSrntwurs vorzu'.cgen." Abg. Büxten ließ e» iu der Motivirung seine» Antrags nicht an scharfen Angriffen aus die Regierung fehlen, u. A.: „Zwar sei von der jetzigen Regierung nicht diel Gute» zn erwarten und dürfe man schwerlich aus eine voik-thüinliche Verfassung rechnen." Abg. Asemissen führte auS, daß zur baldigen Vor läge nicht nur die RegentsckastSsrage dränge, sondern auch die augenblicklichen Verhältnisse. In Folge der Verfassung»- Verletzung von 1853 fehle da» Vertrauen zwischen Volk und Regierung. DaS Bedürsniß einer Verfassung wurde von allen Rednern anerkannt, doch hielten sie theilweise den An trag sür nicht zeitgemäß. Derselbe wurde indcß mit 11 gegen 10 Stimmen angenommen. * Die zweite wttrttembergische Kammer hat die Airchengesetzenlwürfe mit 48 gegen 40 Stimmen abgelehnt und den Antrag RUmelin'S angenommen, die Regierung um die Einbringung einer neuen Gesetzvorlage zu ersuchen, durck welche die Lücken der bestehenden Gesetzgebung in einfacherer Weise auSgesüllt würden. Die Katholiken enthielten sich der Abstimmung, und zwar mit der Motivirung, daß die Bc- ralbung eine solcke Wendung genommen babe, daß sich die Frage al» eine innere der evangelischen Kirche darstelle; weiter erklärten sie, daß die Wiedercinbringung eine» Entwurf», in welchem dem Bischof da» Milaussicktöreckt über daS Kirchen vermögen eingeräumt wird, ein dringendes Bedürsniß sei. * AuS der letzten Sitzung der Afrikanischen Con- ferenz erwähnen wir nachträglich, daß der von England Verrührende Antrag aus Unterdrückung de» Sklavenhandel», wie schon mitgethcilt. wegen der zu demselben gestellten Amendement« nicht mehr zur Erledigung gelangte. Da» Gleiche ist der Fall mit dem Anträge Amerikas ans Nentrali- sirUng de» CongobeckcnS. Seitens der Commission war die formale Bearbeitung dieses Antrages einem NedactionS- comil- übertragen worden, und hatte letzteres eine Fassung vorgelegt, welche bei der Mehrzahl der Conserenzbevollmäch- tigten warme Unterstützung fand. Da cS jedock schic», al» ob ein einmüthig anzunebmcndeS Votum hierüber einstweilen nicht zn erreichen sein würde, so beschloß die Conserenz, den in Rede stehenden Antrag bei ihrem Wiederzusammentrilt im Januar zunächst nochmals an die Commission zurück zu verweisen. » * » * In Tirol bereitet sich jetzt ein neuer Schulsturm vor. Die im Lande dominircndeu Klerikalen fordern jämintlicke Gemeinden Tirol« aus. an den LandcS-Sckulrath wie an den ReichSrath Bittschriften zu senden, damit man wieder ein erträgliches Schulgesetz bekomme. Der Inhalt der Bittschrift gipfelt in folgenden vier Puncteu: l) Die Sckuic muß wieder eine ganz katholische werden, da auck kaö Land katholisch ist: 2) die Candidaten des LebrstandcS muffen nack katholischen Grundsätzen gebildet werden; 3) die alte» guten Schulbücher sollen »eu aufgelegt und wieder eingesührl werden; 4) der siebente und ächte Sckuljahrgang bat zu entfallen, da diese Einrichtung für die bäuerlichen Verhältnisse Tirol- eine unerträgliche Last ist. Tafür soll wieder die sogenannte FeiertagSsckuie eingesührt werden, zu deren Bestick alle Schüler bi- zum vollendeten 18. Jahre verpflichtet sind. Wie man auS diesen Forderungen ersieht, haben die den Klerikalen früher gemachten Concesnonen nichts genutzt; sie haben im Gegentbeil die Begehrlichkeit deS Klerus, der nicht ruhen wird, bis ihm die Schule voll und ganz wieder unter worfen ist, nur erhöht. * Kürzlich war in Petersburg abermals das Gerücht von einem angeblich beabsichtigten Anschlag gegen da» Leben de» Kaiser» Alexander verbreitet, »nd zwar sollte der selbe aus der Eisc»bah»strecke Pctcrsburg-G.iischina geplant gewesen sein. Dieses Gerücht ist darauf zilrückzusührcii, daß man allerdings am 7. oder 8. December einen der Wacht posten, welche den Eilciibahndami» besetzt batten, tvvt a» der Erd« liegend aussand. Den Mann hatte nach ärztlichem Gut. achten der Schlag gerührt; eine» gewaltsamen Tod hatte er nicht gesunden- auch fehlte» sonstige Anzeichen, ans triien aus einen Anschlag hätte geschloffen werden könne». * DaS lausende Jahr hat dem italienischen Cabinct zu guter letzt noch einen sehr ansehnlichen parlamentarischen
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