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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-28
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh SV,Uhr. Nrt«tti«n und Lrprdition Johannesgasse 33. Syrrchünndkn der NedacNsn: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—8 Ubr. k > t>« AUsgad« einaftondier «ianolcichtk i>,*t ßch »» «kd«ctu!» nicht »ndintllch. riMerlTllgMM «>m*H«e »er für »te «Lchftf»l,«u*e N««»er tzefti«m»en Inserate an Sschentagen »iS L Uhr Nachmittaa«. an La«»- un* -eft»a,en früh »t*U«r. 2n den Filialen ftir Ins.-Annahmn Ott* Klemm. Universiiätsftraß, 21. Lonis Lüsche, Katharinenstroß« 18, p. nnr »ts '/.» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 363. Domitag veu 28. December 1884. Auslage L8,2Sv Ädonnementapreis viertelt. 4'/, KlN. inet. Bringerkobn 5 Mk.. durch die Post bezogcn 8 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexemplcir IO Pi. Gebühren jür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Loslbcjörüeriing 30 Mt. Mit Postbcsvrderung 18 M!. Inserate ügespaltene P-iitzeilc 20 Pi. Größere Schriften laut uni. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Zifferaiatz nach höher». Tarn. Lerlamen unter dem RedacttonSstrich die4 geipalt. Zeile SO Pf., vor den Familien Nachrichten die ^gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« au die 8,-pc»itia» zu senden. — Rabatt wird wcht gegeben. Zahlung praeoumerauno oder durch Post, uachuahme. 78. Jahrgang Amtlicher Theil. s««v Mark Belohnung. Wt« bereit» bekannt gemacht, ist tu der Nacht vom St. znm LS. December diese» Jahre», ver- mnthiich zwischen II und IS tlkr, der Fell. Händler Lommer »««. in Taucha in einem Par. terrezimmer seine» Wohnhauses er mordet worden, und nvar anscheinend mit einem Instrument von der Beschaffenheit eine» Maurer Hammer». Die Kieidnna de» Mörder» ist jedenfalls mit Blnt erheblich besteckt worden and eine kleinere Ver letzung t« Gesicht desselben wahrscheinlich. Mau bittet wiederholt, alle», wa» zur Er greifung de» Thater» dieue« könnte, zur 4tnrc»ge « bringen und macht hierbei bekannt, dasi die amtlie de»Verstorbenen eineBelohnung von ttv« Mark für die Ergreifung de» Mör der« ansgesetzt hat. Leipzig, den 27. December 1884. Der Königliche Ltaatsanivalt: M artint. Neujahrs - Briefverkehr. Zur Förderung und Erleichterung deS NcujahrSvcrkehrS ist e« gestattet. Briefe, Postkarten »nd Drucksachen, deren Be stellung in Leipzig und in den Vororten von Leipzig durch die Post am I. Januar k. I. früh gewünscht wird, bereit» vom 28. December ab zur Emlieferung zu bringe». Der Absender bat derartige Briese rc., welche einzeln durch Postwerthzeichen frankirt sein müssen, in einen Briesumichlag zu legen und -diesen mit der Aufschrift zu versehen: „Hierin franktrte Neujahrübriefe für den Ort. An da» Kaiserliche Postamt Nr. 1 in Leipzig." Solche Umschläge (Packele) mit NeujahrSbriefen können entweder an den Annahmeschaltern der Stablpvstanslalten abgegeben oder, soweit e» der Umsang gestattet, in die Brief kasten gelegt werden. Die sänlmtlichen den Umschlägen rc. entnommene« Briese u. s. w. erhalten seitens des Postamts 1 hier den Stempel vom »1. December 6—7 Nhr Nachmittags. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich ledig lich auf die in Leipzig verbleibende«, bez. nach den Vororten von Leipzig bestimmte» Briese rc. erstreckt E» wird ersucht, von dieser Einrichtung, welche der störenden Masseneinlieferung von Sladtbriesen am Sylvcsterabend zu steuern bezweckt und der ordnungsmäßigen Abwickelung des gesteigerten BriefverkehrS beim Jahreswechsel überhaupt zu gut kommt, einen möglichst umfangreichen Gebrauch zu machen. Leipzig, 23. December 1884. Der Kaiserliche Ober - Postdireetor. Walter. Veklnintmachmig. Wir bringen hiermit zur Kenntniß, daß die Plätze im Parquet, gesperrten Parterre, sowie Mittel- und Seiten- balcvn de» neuen StadtlheaterS vor Beginn der Vorstellung (bei Opern vor Beginn der Ouvertüre) emgenommcn werden müssen. Später ist dies nur während der Verwandlungen und Zwischenacte gestattet. Zugleich werden die Damen ersucht, die Hüte vor Eintritt in den Zuschauerraum abzulegen. Diese Bestimmungen treten mit dem I. Januar 1885 in Kraft. Leipzig, den SS. December >884. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Georgi. Wilisch, Ass. Velunmtmochmi-. L»r Bewerbung um das erledigte erst« Diaconat an der hiesigen PeterSkirch«, welches mit einem Gehalte von jährlich 4300 und freier Wohnung auSgestattet ist. wird hierdurch mit dem Bemerken aufgefordert, daß Gesuche unter Bei fügung von Zeugnissen bis zum 15. Januar 1885 bei un* einzureichen sind. Leipzig, den 24. December 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Nutzholz-Anction. Moatag, den 2». December d. I.. sollen im Forstreviere Eonaewitz aus dem Kahlschlage in Ab teilung 8» ca. 87 Eichcn- 06 Weißbuchen 48 Rüstern sowie 24 Eschen- 15 Ahorn- 15 Liuden- 25 Ctiern- 2 Birken- Nutz. Klötze, ca. 8 Eichen-, 8 Rüstern-, 25 Eschen- und 20 Birken-Schirrhölzer, unter den öffentlich ausbängendcn Bedingungen und der übliche» Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: früh 9 Uhr aus dem Holzschlage am Gautscher Fußwege durch die sogen. Fuchslöcher. Leipzig, den 12. December 1884. De» Raths Lellcr-Vermiethung. Zn dem der Stadtgemcindc gebörigen Hause Neichsstraße Rr. 50 ist vom I. Januar 188S an ein Kellerlocal gegen eiuvierteljährliche Kündigung anderweit zu vermtethen. Miethgcsuche werden auf dem Ratbbanse, I. Etage. Zimmer Nr. 17. enlgegengenommen, woselbst auch die Dcr- uiiethungSbedingungen eingeseben werden können. Leipzig, am 24. December >884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg«. Krumdiegel. Sestcntliche Sitzung -er Stadtverordneten Freitag, am 2. Januar I88L, Abend» « Uhr, 1« Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I Wahl deS Vorstehers und der beide» Dicevorsteher. II Wabl der Mitglieder de» Wahlausschusses. III. Bcflimiiiuua deSjenigeil ncngewählte» Mitgliedes auS der Elasse der Ansässige» durch da» Loo», welches Ende 1885 auszuscheiden hat. Dank. Bon einer Anzahl hiesiger Einwohner ist durch Vermittelung deS Herrn Rentier Tort Linnemana der zu Weihnachten jeden Jahre» unter die Schutzmannfchaft zur Bertheilung kommenden Schutz«*»»«- rosse der Betrag von ns« zo 4 überwiesen worden. Indem da« Unterzeichnete Dlrectorim» d«S Polizeiamts über den Empfang dieser Summe quittirt, spricht eS zugleich im Namen der ihn, unterstellten Beamten den geehrten Schcnkgebern für diese wohlwollende und reichliche Zuwendung den pflichtschuldigsten und wä:n,steil Dank auS. Leipzig, den 27. December 1884. Las Direktorin», SrS Polizei-Amt*. Bretschneider. Anzeige. Die öffentlichen Prüfungen der Hebamme» - Schülerinnen finden Montag, de» Lv. und Lten»tag, *e» SV. December. jedesmal von 3 bis 5 Uhr, im HSrsaale des Trier'schen Institutes, Brimwaischer Steioweg 12, statt. Professor vr. Lretz*. Nichtamtlicher Theil. «wdllcke a»f dar Zehr IM. ' Die innere Entwickelung deS deutschen Reiches hat in dem Jahre, an dessen Neige wir heute stehen, nach zwei Richtungen hin eine bedeutungsvolle Veränderung erlitten: in der Partei» gruppirung und in der Stellung der Regierung zu den Par teien. Da» Bündniß zwischen der konservativen Partei Und dem Centrum ist unhaltbar geworden und hat einer An näherung zwischen den Conservativen und Nalionalliberalen Platz gemacht. Ferner hat die Fortschrittspartei, um lyren Einfluß zu stärken, eine Anlehnung und Erweiterung nach reckt» hin gesucht und gefunden; daraus ist die deutfchfreisinnige Partei entstanden, welche durch die Verschmelzung der Fort schrittspartei mit den Secessionisten zum Ausdruck gekommen ist. Da« Centrum hat in die ihm von der neuen Partei dargereichte Hand eingeschlagen und ibr im deutschen Reichs tage und preußischen Landtage, sowie bei den ReichStagS- wahlen volle Unterstützung gewährt. Endlich hat die social demokratische Partei bei den ReichStagswablen eine bedeatcnde Bermehrung ihrer Abgeordneten erreicht, so daß sie nach den Nachwahlen in Berlin und Greiz durch 28 Mitglieder im Reichstage vertreten ist. Die Regierung hat sich vom Centrum mehr und mehr entfernt, nachdem sie zu der Ueberzeugung gelangt war, daß sie diese Partei nicht auf die Dauer zum Hauptstützpuncte ihrer Politik machen könne, dagegen hat sie den Aufschwung, welchen die natwnalliberale Partei genommen, mit Zuftim- muug begrüßt und ihr Streben darauf gerichtet, eine kon servativ-nationaltiberale Mehrheit zu Stande zu bringen. Den Socialdemokraten hat sie unter der Bedingung, daß sic aus gesetzlichen, Boden bleiben und die socialpotitischen Be- in »Hungen der Regierung unterstützen, Förderung ihrer Ziele zuacsagt und eine Verständigung über die Mittel zu erreichen gesucht, durch welche das LooS der arbeitenden Gassen ver bessert werden kann. Bei dieser Sachlage hat es nicht fehlen können, daß sich da« verhältniß zwischen der dcutschfreisinnigcn Partei und dem Centrum einerseits, der Regierung andrerseits sehr schroff gestaltet hat und daß der Widerstand, welchen beide Parteien der Regierung leisten, bis zur völligen Verneinung aller von dieser gestellten Forderungen getrieben worden ist. Den Höhepunkt erreichte der Widerstand am 15. December, an welchem Tage die NeichStagSmehrheit 20,000 »E als Gehalt für einen neuen Dircctor im Auswärtigen Amt strich, obwohl der Reichskanzler ausführlich auseinander gesetzt hatte, daß er diesen neuen Mitarbeiter unbedingt zur Fort führung der Geschäfte brauche. Nach dieser Abstimmung hat sich im Volke selbst «ine Gegenströmung Bahn gebrochen, welche gegen da» Verhallen der Opposition Einspruch erhebt und die Bereitwilligkeit ausdrückt, den Reichskanzler von dem Ucbcrmaß der Arbeit zu entlasten. Diese Bewegung hat einen so großen Uni- sang gewcnnen.daß sie die ehemals secessionisti schcii Kreise ergriffen und deren Presse vollständig von der fortschrittlichen Richtung abwendig gemacht hat. Die Bewegung ist noch zu neuem Da tum», al« daß sich ihre Tragweite schon beute übersehen ließe, aber so viel ist schon jetzt erkennbar, daß der Zusammenhang innerhalb der deutschfreisinnigen Partei schwer erschüttert ist, und daß die extremen Bestandtheile derselben an die gemäßig teren große Zugeständnisse machen müssen, wenn er in Zukunft ausrecht erhalten werde» soll. Die Stellung der Regierung bat dadurch eine bedeutende und unerwartete Stärkung er fahren, welche bei,» Wiederzusammcntritt deS Reichstages am 8. Januar bereit» ibre Wirkungen zeigen wird. Im Lause der Ereignisse selbst, welch« den Gang der inneren Entwickelung des deutschen Reiche« bezeichnen, treten fünf Abschnitte hervor. Der erste reicht vom Beginn deS IabreS bis zur Eröffnung deS RcichSlageS am K. März, mit welcher die Gründung der deutschfreisinnigen Partei zusammenfällt, der zweite findet feinen Abschluß mit der Annahme der Ver längerung de« SocialistengesctzeS am tO. Mai. der dritte er streckt sich bis zur Vertagung deS Reichstages am 28. Juni, mit welcher zugleich die Ablehnung der Dainpservorlage ent schieden ist. Der vierte Abschnitt umfaßt die Wahlbewegung bis zum 28. Ockober und den Stichwahlen, welche mit den, 15. November beendet sind, und der fünfte Abschnitt enthält die Zeit vom Zusammentritt de» neuqewählten Reichstages bi» zum 15. December, dem Tage der Streichung der Direclor- stelle im Auswärtigen Amt und die daraus (ich ergebende Bewegung. Im ersten Abschnittes theilt sich die öffentlich« Aufmerk samkeit zwischen die Anläufe, welche da» Centrum nimmt, »in die Macht an sich zu reißen, und die Thatsachen, welche sich um de» Tod LaSker*« gruppiren. Beim JakreSwechsel erinnert ein Artikel der nunmehr eingegangenen „Provinzial - Corre spondenz" an die Wicderaufnahmeder Staatsleistungen <n den Diöccsen Culm, Ermeland und HildeSheim und an die schnelle Erledigung von Gesucken Geistlicher um Befreiung von de» gesetzlichen Erfordernissen für die Vorbildung, und schon am 18. Januar erklärt Windthcrst bei der Berarhung deS An trages Reickensperger auf Wiederherstellung der Artikel 15, IS und >8 der preußischen Verfassung, daß eine neue Kamp,es- tira durch die Mittheilungen vom Ministerlisch eingeleitet sei. welche nur durch Wiederherstellung des früheren Zu standes und organische Revision der Maigesetze bcenvel werden könne. Bei den darauf folgenden Debatten über den CultuSelat trat die ganze Scbäife der veränderten «tel- tung zwischen Regierung und Centrum zu Tage. Mmister v. Goßler erklärte bei dieser Gelegenheit, daß die Zurück- berusung LedochowSki'S niemals eintreteu könne, und daß an dem Tage, wo das trotzdem geschehe, das aesammte Ministe rium seine Entlassung nehmen werde. Oindthorft nannte diese Aeußerung einen Eingriff in die Rechte der Krone, V. Goßler aber berief sich auf die Thalsacke, daß Lcdochvwski eine Adresse empfangen habe, in welcher der Hoffnung Worte liehen sind, daß bei der Befreiung Polen» der Fürst-Prima» e» neuen Piasten salben werde. Die LaSker'sche Agitation hatte ibrcn Mittelpunct >» der Hebermitteliuig eines Beschlusses de» Repräsentantenhauses in Washington vom 9. Januar, in welchem LaSker für seine Vertretung der liberalen Ideen Lob gespendet wird, an den Reichskanzler zur Vorlage im Reichstage. Fürst BiSmarck hatte dieses Schreiben an den deulschen Gesandten v. Cisen- decher znrückgesandt, weil der Beschluß deS Repräsentanten- Hause* mit der Ueberzcuguug teS Reichskanzlers im Wiber- Iprnch stebe. Zum AuStrag kam dieser Streitfall i» der Reichstag»,'itzimg vom 13. März, in welcher BiSmarck sest- steüte. daß die Rücksendung der Adresse an das Repräsen tantenhaus außer Zusammenhang stehe mit den FreundschaflS- Veziebuiigeii zwilchen Deutschland und den Vereinigten Staaten. Al« der Reichstag am 6. März eröffnet wurde, erschien die deutschsrcisinnigc Partei, welche sich Tag» zuvor cousniuirt ^ tt«, bereits auf dem Plane. Sie forderte verantworllicke -«uiinisterien, jährliche Einnahmebewilligung, Redefreiheit, heit de* Wahlrechts, Diäten für die Abgeordneten, Gteich- it vor dem Gesetz, Religionsfreiheit für alle Bekenntnisse, laturvcriode. Dagegen richtete sich am 23. März die Heidelberger Er klärung. in welcher sich die süddeutschen Liberalen mit der hessischen Fortschrittspartei und den Nationalliberalen der Provinz Hessen-Nassau vereinigte». Sie erklärten, daß sie für das Zustandekommen des NusallversscherungsgesetzeS noch i» der gegenwärtigen Session des Reichstage» Sorge tragen würden, daß die Zollgesetzgebung vorläufig als abgeschlotzeu zu betrachten sei, daß die Äcrläugerung deS SociallsteiigesctzcS »ölhlg, Verschmelzung mit anderen Parteien dagegen zur Zeit unmöglich sei. Damit war der deutsch,rcisinnigen Partei der Fehdehandschuh zugewvrse», und dieser Gegensatz zwischen Nationallidcralci'. und Deutschsreisinnigen ist kaS Hauptmoment im Parteikamps während deö ganzen Jahres geblieben. * Leipzig, 28. December 1884. * Die „Social-Correspondenz" sagt in einem Artikel: „Da» Sparen und die Socialdemokratie:" In der vor Kurzem erschienenen reichsamtlichen Zusammen- stellung der „Jahresberichte der mit Bcaussichligung der Fabriken betrauten Beamien" werden wieder mehrfache Müthcilunge» über Sparcaflen-Einrichtunqen und ibre Benutzung seitens der Arbeiter gemacht, worunter sich eine recht charakteristische Nol.z über den von der Sveialdemokratie in dieser Hinsicht geübten Einfluß befindet. Der Fabrik-Juspector für die Regierungs-Bezirke Potsdam und Frank furt a. O. berichtet nämlich, daß in seinem Aufsichtsbezirk die Einführung von Psennig-Svarcassen rasch und unter erfreulich großer Betheiligung der Arbeiterbevölkeruno vor sich gehe. So z. B. wurden I8e>2 in einer einzigen Fabrik mit ca. 80 Arbeitern bei jedem Lohntage für 20— 30.^ Sparmarken obgesetzt: in Brandenburg a. d. H (28,000 Ein wohner) sind vom 25. März 1883 bis 28. Februar 1884 im Ganzen 79,350 Tvarmarken n 10 -4 abgcsetzt worden, von denen bis zu dem letzteren Dalum bereite 59,150 auf 5915 Karten ä 1 prä- sentirt und in Svarcassen-Düchern zur Verzinsung gutgcschrieben waren u. s. w. Beachtcnswerth sei nur, fügt der Bericht hinzu, daß in denjenigen Städten, wo die Socialdemokratie thatsächlich die Arbetterkreise beherrsche, ausfällig weniger gespart werde: »- A. habe in einer Industriestadt des Bezirks mit etwa 4000 Arbeitern, welche durchgängig unier dem Einflüsse der Socialdemokratie stehe», die Lasse so geringen Zuspruch gesunden, daß der dortige Magistrat sich voransüchllich zu ihrer Auslöiung gezwungen sehen werde. Sollte diese Erichcinung erst noch einer Erklärung bedürfen? Es ist ja bekannt genug, daß nach socialdemokratischer Lehre alle mittelst Selbsthilfe, überhaupl alle aus dem Boden der heutigen Gesellschaft für die Arbeiter erreichbaren Verbesserungen ihrer materiellen Lage werth- nnd bedeutnugslos sind und sie alle ihre Anstrengungen viel mehr aus die Heraussührung de» socialistischen Zuklmsiestaates zu richten haben. ES ist genau dieselbe Geschichte wie mit Leuten, die ihre Hoffnnng aus das große Loo« einer Lotterie setzen: im Ver gleich zu den Reichthümern, von denen sie träumen, lohnt es sich für sie nicht der Mühen und Opfer, die das Borwärtskommen im Kleinen durch Fleiß und Sparsamkeit heischt. — Indessen ist auch noch ein anderer, näherliegender und vielleicht noch wirksamerer Umstand im Spiele. Einer der bedeutendsten Industriellen der Rheinprovinz, ein Mann, dessen Name schon seit Jahrzehnten in ganz Deutschland einen guten Klang hat, sagte nnS vor einiger Zeit, eine heilsame Wirkung habe das Socialistengesetz, möge man sonst über dasselbe denken wie man wolle, jedensall« gehabt, wenigstens »ach den in seinem Bezirke gemachte» Erfahrungen: der Besuch der Wirthshäusrr seitens der Arbeiter sei nämlich dadurch ganz er heblich vermindert »nd hiermit zugleich eine merkliche Besserung der häuslichen Verhältnisse der Arbeiterschaft bewirkt worden. Die Frauen der Arbeiter wüßten dies auch ganz gut und segueteu im Stillen das Gesetz, über das ihre Männer sich ercisern. Diesen Einfluß vermag das Socialistengesetz freilich nur in den kleineren Orlen zu üben, wo dos Verbot der socialdemokratischen Versammlungen und Zusammenkünfte strenger gehandhadt werden kann und hierdurch namentlich die verheiratheten unter de» jüngeren Arbeitern der socialdemokratischen Propaganda ganz entzogen werden. Bon selbst aber versteht es sich, daß überall da, wo die Socialdemokratie die Arbeiter beherrscht, der Zug noch der allabendliche» Knewere, un- gleich stärker fein wird als anderwärts; denn man muß sich aus- jprcchen, sich durch den Verkehr mit Gesinnungsgenossen stärken, einander gegenseitig anseuern a. s. w. — Do« macht aber Durst, und statt '" die Sparkasse wandert da» Geld in die Taschen der Wirthc. Lasialle'S bekannte Warnung vor der „verdammten Bkdürsiußlosigkeit" wird von dem Gros seiner Anhänger vor Allem zu Gunsten de» Bedürfnisses nach Spirituosen beherzigt. Die Nutzanwendung, die wir Andern hiervon zu machen haben, liegt aus der Hand. Sparlrieb und Socialdemokratie sind natürliche Feinde; so weit cS uns gelingt, jenen auzuregen und zu säider», bekämpfen wir diese. Hat ein Arbeiter erst einmal Geschmack am Sparen gewonnen, freut er sich an dem Wachsthum seines kleinen Capüals, so wird er vor allen Dingen die Neigung für das WirthShaus verliere» und statt Lesse» für die Freuden der Häuslichkeit cinpsänglicher werden — damit ober ist er sür die Socialdemokratie in der Regel schon verloren. Es gilt also Alle« zu thun, um di« Leute, und zwar so früh als möglich, au Spare» zu gewöhnen. Die Jahresberichte der Fabrit-Jnipeclorc» enthaften auch diesmal wieder mehrsache, zum Theil gläiizeudr Beispiele von Erfolgen, welche die Bemühungen wohlwollender und erleuchteter Arbeitgeber in dieser Richtung gehabt habe». So z. B. belaufen sich die Ersparnisse der 550 Arbeiter der Seidenweberei von Gebr. Bartels in Gütersloh (bet einem große» Zugaug neuer Leute) bereit- aas 108,000 >l, worunter Sparbücher von 1000 und 2000 an der freiwilligen Sparcasse, der auch durch verschiedene sonstige Wohlfahrtscinrichtnugeu ausgezeichneten Hutsabrik von C. G. Wille in Guben sind von 563 Arbeitern 421 bethciligl und 44 darunter haben schon das Maxim» in von 300./! erreicht; mit besonderem Eifer sparen namentlich die jugend liche» Arbener u. A. m. Wenn so viele Arbeitgeber klagen, daß alle Beiiiühnngen, die Leute zum Sparen zu bewegen, fruchtlos seien, so liegt dies sehr häufig daran, daß sie die Sache nicht richtig angreisen oder eS a» der »ölhigen Ausdauer fehlen lassen, und gewiß hat der Fabrik-Jnspector sür Sachscn-Altenburg Recht, welcher am Schluß einer von ihm gegebenen Statistik der in seinem Bezirke vorhandene» acht Fabrik-Sparkassen bemerkt: „Die Erfolge der Lparcajjen-Einrichkungen stehen und fallen mit der Theilnahme, welche die Arbeitgeber ihnen znwendeu." * Am 22. d. M. flab der Statthalter von Manteuffel in Straßbnrg zu Ebren der medicinischen Sach verständigencommission ein Diner, an welchem außer den Mitgliedern dieser Commission auch der StaatSscrrclair StaatSministervonHofmann.LieUnterstaatSfecrctaire vonMayr und Lebderhose und die ordentlichen Mitglieder deS Obrr- schulraths tbeilnabmen. Bei dem Schluffe der Tafel sprach der Statthalter folgende Worte: „Ich will keine Rede halten, ich will nur jetzt, wo auch da» Gut- ochien über den Elementarunterricht im Druck erschiene», Euer Ercellenz und den Herren der medicinischen Commission und des Oberichulrath« meinen toarm gefühlten Dank aussprechen. Für die Güte, mit der die Herren der medicinischen Commission aus meinen Wunsch emgegangea sind, die Arbeit zu übernehmen, und jür die Mühe und Zeit, di« sie daraus verwandt haben, weiß ich nicht Worte de« Dankes genug, ober ich denke, da« Gefühl der Her««, Suva« geichasien zu haben» da* weit üb«e die Grenzen dies«* Lande« hinaus Segen bringen wird, ist Loh», der reichlich liHut. Dem vverfthulrattz lieat »och die schwere, aber anch große Ausgabe ob, da« auf wissenschostlicher Grundlage Gen»«««»« ins praktische Leben zu übertragen. Bei den höheren Unterrichts- Anstalten konnte der Oberschulrath nur innerhalb feststehender Säule» sich bewegen, da« Dresdener Abkommen, die Rücksichi- nahme auf Abiturienten- und Einjährig-Freiwilligen-Dienstes Berechtigungen zogen eiserne Schranken. In Beircfs der Töchter- und Elementarschulen hat der Genius freie Bahn, Selbstständige-, zu schaffen. Le« Herren SUrzleu ist das Wunder gelungen, meinen Untcriecuiidanernamen an ei» bedeutendes wissenichasllicheS Werk zu knüpft»; würde er aber auch »och an Organisationen von Töchter- ,i»d Elcinenlarjchulrn geknüpft, die als Muster jür ganz Deutschland dienten, so wäre das Wunder noch vergrößert. Mit den Gefühlen des Dankes und der Hoffnung leere ich dies BlaS aus Ihrer Aller Wohl." * » * Wie auS der neuesten Nummer (13) der „MittHei lungen" des Deutschen SchulvereinS in Wien her- vorgeht, ist dieser nationale Verein immer noch in starkem WachSthum begriffen. Am 15. November betrug die Zahl der Ortsgruppen bereits 923. Von diesen entfallen aus Wien und Niederösterreich 139, auf Oberösterreich 54, auf Salzburg 7, aus Steiermark 87, auf Kärntben 40, auf Kram 5, auf Görz und Triest 2, aus Tirol und Vorarl berg 18, auf Böhmen 407, auf Mähren 122, aus Schlesien 42 und auf die Bukowina 2. Unter diesen 923 Ortsgruppen befinden sich 14 FrauenortSgruppcn, und zwar in Graz, Villach, Warnsdorf, Landskron, Czernowitz, Braunau, Weidenau, Laibach, Nikolsburg, Reichender», Leitmeritz, Aussig, Eisenbrod, Trautenau. 7 Mädchenorts gruppen, und zwar in Brünn, Linz, Zwettl, Sternberg, KrcmS, Fulnck »nd Olmtitz, endlich I akademische Orts gruppe in Graz. Die Zahl 923 ist inzwischen weit überholt morden; jedensall« wird in den nächsten Wochen die Con- stituirung der 1000. Ortsgruppe stattfinden. Ein interessantes Bild gewährt die Üebersichl der von den einzelnen Ortsgruppen im Jahre 1883 erzielten Einnahmen: Die zehn Ortsgruppe» Wiens haben z. B. 1883 24,943sl eingenommen, die Ortsgruppe Linz 810 fl., die Ortsgruppe Steyr 852 fl„ die Ortsgruppe Cilti 505 fl., di« Ortsgruppe Leitmeritz 2076 fl., die Orts gruppe Komotau 849 fl., die Ortsgruppe Kaaden 475 si„ die Ortsgruppe Niirschan 529 fl., die Ortsgruppe GüntcrSdors 1425 fl., die Ort-gruppe Karolinenthal bei Prag fast 800 sl„ die Ortsgruppe GraSlitz 4l4fl., die Ortsgruppe Lienz in Tirol 405fl,, die Ortsgruppe Gottfchee 253 fl., die Ortsgruppe Czernowitz 59tfl.»dieOrtsgruppe Triest 591 fl. InderZcitvomlü.Augu'i bis 15. November 1884 wurden in 87 Fällen größere und kleinere Unterstützungen gewährt, am meisten in Böhmen, welche* in 4l Fällen Hilfe empfing. Seit der Errichtung deS deutschen SchulvereinS sind überhaupt in 941 Fällen Unter stützungen nöthig gewesen. Leider halten die Einnahmen deS SchulvereinS nicht gleichen Schritt mit den sich immer mehr steigernden Ausgaben; ini laufenden Jahre mußten viele Gesuche entweder abgewiesen oder vertagt werden. Wollte der deutsche Schulverein überall dort helfend eingreifen. wo das deutsche Element im Abnehmen, beziehentlich im Absterben begriffen ist, so würde statt der 300.000 fl, die jetzt jährlich der Centralcasse in Wien zusiießen, mindestens eine halbe Million nöthig sei». Von Interesse sind auch die Reiseberichte einzelner Vorstandsmitglieder des SchulvereinS, so der Bericht über die Eröffnung der Schulen Schmoln-Ccllorado und Schreibendorf in Mähren, welche beite von de», Schulderem errichtet wurden, der Bericht über die Einweihung der Schule zu Roßwein bei Grar und der Schulen in Povoli und Drislawitz bei Prachatitz in Böhmen. Diese Berichte schildern genau, auf welche Weise deutsche Ortschaften im Lause eines Menschcnalters der deutschen Sprache verloren gehen. In einem Artikel werden die Ortsgruppen ausgesordert, möglichst genaue Berichte über das ganze WirkunqSgebiet deS SchulvereinS einzusenden, da mit sich ein einheitlicher UnterstützungSplan ausstellen lasse. * Seit einigen Jahren mehrt sich die Zahl der OrdrnS- genvsienschasten in säst allen Kronländern Oesterreichs m nicht »»beträchtlicher Weise. Ganz besonders auffällig ist der Zuzug vo» Orde»sgenosse»schastcn nach Krai». Der »Grazer TageSpsst" wird darüber aus Laibach Folgende« geschrieben: „In per Aera Winkler crbielten wir ein Lazaristen-
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