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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-05
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1882
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Vrschet«t täglich ftüh S'/, Uhr. UeSorti«»,«d Tr»e-iN<» IohauneSgaff« 33. HPrrcht»il-kn der Nedakti»»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» —6 Uhr. Wr tt« rma.«»« «»«kk.xn rianoim»» »^r li tt, «e»»ci>», »M «rtimiich. «much», »er sür »ie ,ich»f«l,e»»« «-»»er »e»t«m»rn Inserate an «achenta,e» »>» 3 Udr «achuUta,». an Sann- «n» Kefttage« srüh »t»'/,» Uhr. 2n de» Mialtn siir Ins.-Äunahm»'. Ltta »le««. UnwerstlStSftraße 21. L»llt» Lösche, Kaiharinenstraße 18, p. «nr »i« Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage »7,2L0. Adonnnnentovre,» vienelj. 4'/, Mt.» mcl. Brin<reriovn 4 Mk.. dnrch die Post bezogen «i Btt. Jede einzelne Numnier 2ä Ps. Beiegexemptar 10 Pi. Gebühren lür Cxtrabeilaae» ahne Posttzelüroeruiig 38 vtk. »it Poslbeiöroerunz 48 Mk. Inserate Sgewoltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrfflen lau« nnjereni Preis» oerzeutmiß. Ladellarischer Sae naiv höherem Daris. Ktttamen nntrr Leo Nrdartioaoürich die Svallzeile 50 Ps. Inserate sind itcis an die Erpetziti«» zu iradea. — Ziaöalt wild mchr gegeoen. ZahUmg praeuuineran-io oder durch Post. uacvnahme. 85. Mittwoch dm 5. April «882. 16. Jahrgang. Amtlicher Theil. letemlmchmir. Die von «ns am 21. März d». I». zur msderweitea Der«te1h«aa versteigerte Abthetlnna -kr. 2 der Laudfieischcrhalle an» Plauenschen Platze ist »er« miethet und werten dabcr die unverücksicdtigt gebliebenen Bieter in Gemäßheit der VerstcigerungSbedingungen Ihrer Webote hiermit eatlaffr». Leipzig, den 1. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. -töß. Versteigerung auf -eu Abbruch. Da» aus dem Turnplätze binter der städtische« Turnhalle stehende hölzern« StrtgerhauS soll Mittwoch, den l2. April cr Vormittag» 11 Uhr an Rathsstelle aus dcu Abbruch versteigert werden. Die BerstcigerungSbekingungcn, in welchen da» zu ver» steigernde Gebäude näher beschrieben ist, liegen in unserem Baaainte (RathhauS, 2. Stockwerk. Zimmer Nr. l) zur Einsichtnahme an?. Leipzig, den 29. März 1882. Der Ratk brr Stadt Lelpzta. Eiworiu». l)e. ffleorgi. Wegen Reinigung der Lokalitäten ist da» Ar«e»-Aart Diea-tag, den Li. und Mittwoch, den IS. April ». v. geschloffen. Leipzig, am lS. März 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Anrt.) Ludwig. Wolf. Vtbannlmachung. Die unverehel. Marie Wiihcimine Ainalie Rntzscher — ra. 2l Jahre alt — deren Wohnung nicht zu ermitteln ist, soll sich demnach unangemeldet hier aush.Uten. Wir ersuchen daher Diejenigen, denen hierüber etwa» bc kannt sein oder zur Kenntnis kommen sollt«, sofort gefällige Anzeige anher zu erstatten. Leipzig, am SO. März 1882. Der Rach der Stadt Leipzig. tArrneaamrO Ludwig-Wolf Werner. vekauiilmaihMt. Da» Atchawt bleibt am LT. a»d 18. diefe- Moaat« wegen Reinigung der Lokalität« aefchioffe». " il 1882. Da» Aichawt. Eckleißner. Döge. Leipzig, am 1. April Städtische Gewerbeschule. Li« Prüfung der Schüler soll Ttensteg. d« 4-, nnd Mitnnech, de« S. >prU n. a, Vormittag» von S—12 Uhr im Schnkloeal vorgenommrn werden. ES beehrt sich hierdurch ergebenst etoznlade» Leipzig, am 31. März 1683. La» ketzrer« Telle,««». Die Gchnlertett« sind » ,mannten Law« von 12 Uhr Mittag» an ««»gestellt. vrdaimtmlch««». Uns de« Hose de« Postgebünde« am »«MsteSplatz« werdm Sonnabend den 8. April, Vormittag 10 Uhr, verschiedene aus dem Abbruche gewonnene Thürea, vrfe», sowie b Hausen Holz abfälle unirr dm vorhrr bekannt zu machenden Bedingnngm »egen sosorttge Bezahlung an die Meistbietend» versteigert. Leipzig, S. April 1883. Lee teifertlche Pder«P<ltdirekter. Walter. viksknigkn eitern, der» lktnder z» Ostern 1881 in der cvan consirmirt werdm sollen, werdm ersucht, d! . 11. bi» IS. April d. I. anzumelden, nnd »war Pastor vr. Howard, dir Mädchen bei Herrn Pastor v Selbstanmeldunam der Kinder werden nicht angenommen. Leipzig, 3. April 1883. Le« e»an,rlisch-refer»lr1e Pserremt. Freiwillige Verstrigeruu-. Bo» dm» Unterzeichneten königlichen Amtsgerichte soll den 1?. Mai 1882^ das dem verstorbe- ., Restaurateur Gottfried Lhrraott Lindert hier »ugehöng geweime HauSgrundstück Re. SSO, «bth. S d«S Brand- katasterS, Friedruhsftraße Nr. 37 nnd Fol. 8S7 de« Grund, und Hypotheken buch- für die Stadt Leipzig, welche» la»1 SchitzungSkarte vom IS. Mai 1879 auf 31,920 ^tl gewürdert worden ist. frei willtWer Weise aus Antrag des letztwillig eingesetzte» Erben per stemert werden. waS unter Bezugnahme aus dm an hiesiger Gericht», stelle aoSdängendrn Anschlag und die darin enthaltene» versteigern»»« bedingungm hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig» am 1. April 1882. Königliche« «mt»,ertcht. «dthe«»», P» MannSfeld. Nichtamtlicher Theil. Magyarischer Humbug. Man bars die Enkel Attila'» die Politiker de» Humbug» nennen. E» geht ein Zug von Neclame, Rachsucht und Un- ebrlichkeit durch da» öffentliche Leben Ungarn», der besonder» scharf und widerwärtig beroortritl, wenn e» sich dar«« ha», del». da» eingesessene Deutschtbum niederzuhalten nnd dm Segen der deutschen Eultur au» dem Lande zu fegen. Auch die letzten Vorgänge in Ungarn, welche sich ans die Magyarisirung der nichtmagyarischen Staat»angehvri,en be ziehen, verdienen die unausgesetzte Aufmerksamkeit de» deutschen Volk». Don einer Widerlegung der deutsch« Anklagen if bisher nickt» zum Vorschein gekommen. Di« vierstündig» Reich»tag«verbandlungen am 27. Januar führten vielmehr zu «in« so entschiedenen sachlich» Niederlage der Regierung und der Stimmführer de» MaghanSmu». daß der Deutsche Schul derem sehr recht daran gelhan hat. den vollständigen steno- zraphischen Sitzungsbericht durch sein „Eorresponvenzvlatt" in ten weitesten Kreisen ,u verbreiten. Ter Mittelschuigesctzentwurs, welcher bestimmt war, dem Deutschtbum der Sächsischen Gymnasien in Siebenbürgen in dololer Weise den GarauS zu machen und dadurch der ächsischen Nation selbst den Lebensnerv zu durchschneiden, ist am 22. März im Unterrickt-au-schuß mit 7 gegen b Stimmen abgelehnt worden. Zu diesem negativen Ergebniß haben jedoch sehr verschiedene Strömungen zusammengewirkt; der Bewegung« Deutschland kommt nur ein sehr mäßiger Antheil zu. Minister Trcsort hielt im Gegrntheil fest an den anstvßigstm und unverantwortlichsten Bestimmungen de» Entwurf» und stellte sogar die ungebeuerliche Behauptung auf, die Professoren, welche nicht magyarisch verstünden, seien er fahrungsgemäß Feinde der ungarischen StaatSide«. Noch ist ganz ungewiß. lvle das Abgeordnetenbau« selbst sich benehmen w>rd gegenüber dem Beschluß seiner Commission. Unstreitig aber haben die Verwahrungen de» deutschen Volkes gegen die Bedrückungen seiner ungarischen StamineSgenoffcn. m Verbindung mit dem Auftreten de» Deutschen Schulvereins gegen deren Entnationalisiruug, in ganz Ungarn einen ebenso auSgebrcitetcu wie l.efgehcndc» Eindruck Hinkerlaffen, davon legen, außer wiederholten Verhandlungen im Reichstag, Zeug nis ab die ungeminderte Erregung der ungarischen Presse und die von Pest auS systematisch betriebene Aussetzung der Deutsch- Ungarn selbst zu ..Protesten" gegen Programm und Erklärungen des Deutschen Schulderem». Streber. lleberläufer.Feiglinae und^gentrpweoo-tonr» finden sich überall in Ungarn unter den deutschen Städtebemohnern; Regierung, Presse und herrschende Race sorgen ihrerseits um die Wette für Hintansetzung, Unterdrückung, Bcrsoiaung des DcurschthnniS in Sckule und Verkehr, im mtellectnellen, ge- selligen, öffentlichen Leben. Die deutschen Zeitungen de» Lande« sichen fast ohne Ausnahme in Dienst und Sold der Magharisirung; die vielen kleinen Localwinkclblälter werden versorgt durch die dem Dispositionsfonds des Ministerpräsi denten nahe stehend« lithographirte „Pester Corrcspondenz". Unter diesen Umständen konnte eS Niemand befremden, daß in Pancsova. TcineSvar (hier übrigen» erst nach Ablehnung der ersten Aufforderung und unter de», Druck einer nicht niißzuverstebende» Drohung), ferner in der Zip», in Oeden- burg:c. sogenannteBolkSversainmlungen und magyarisch-deutsch stiiiyrle Verwahrungen wirklich oder angeblich deutscher Ein wohner gegen vie- Eintreten de» Deutschen Schulverciu» in Acrne gesetzt worden sind cdrr werden. 'licke ein Theil uns«» lßlnpknhl e falsche Flagge, miter welcher Gleichwohl hnt sich i« erste« Perffe verblüffen lassen durch die . dirft» neuest« magyarische Manöver au«qesü^rt wird. Richtig geMrdigt, haben diese psrudodeutschen Kundgebungen etwa eben so viel Gewicht wie ihrer Zeit die ZwangSilluminationcn polnischer Städte, welche von deren Polizciuieistern bei An Wesenheit de» ZarS arrangirl werden mußten. Di« ^roße Masse der Deulschungarn weiß nur zu gut, wo sie der Schuh drückt. Dieselbe ist aber. Tank der Magyarenhcrrschast. ohne Stimm« in der Presse und obne Fübrcr im öffentlichen Leben. Diesem Brnckihcil unser» Volkes will und soll eben in zwölfter Stunde der Deutsche Schulverrin die rettende Hand reichen, damit nicht Deut'chungarn d. h. nah« an 2,000,000 Deutsche dem magyarischen Humbug zum Opfer fallen und völlig ver- schlungrn werden von den ylulhen de» deutschfeindlichen Magyarismu». Leipzig, 5. April 1882. Da« Pariser „Memorial diplomatique" erklärt sich in seiner neuesten Nummer angeblich in den Stand gefetzt, da» Project einer Drei-Kaiser-Zusammenkunft zu ent hüllen, an welcher auch die Könige von Italien, Rumä nien und Serbien theilnehmen sollen! Tie sensationelle Nachricht hat in Berliner diplomatilchea Kreisen , in welchen sie, wie wir hören, zuerst durch da» mit launigen Gloffen »»ersehene Telegramm eine- auswärtigen Slaat«manne» an einen in Berlin lebenden hochgestellten Freund bekannt wurde, berechtigte Heiterkeit erregt. Selbstverständlich li«zt der Meldung so wenig ThatfächlichrS zu Grunde, daß sie nicht einmal den untergeordneten Werth eine» Fühler», der auf französisch-englische Manöver zurUckzusührcn wäre, beanspruchen kann. ES verlohnt sich deshalb nicht, dem Ursprünge de» abenteuerlichen Gerücht» nachzugchen. In der am 1. April unter dem Vorsitze de« StaatS- minister» von Boetticher abgehaltrnen Plenarsitzung de» Bunve»rath» wurden die Vorlagen, betreffend den Ent wurf einer Verordnung wegen Abänderung der ServiSclaffen- Eintheilung und die Vorschläge wegen Besetzung zweier RathS- stellen bei dem Reichsgerichte, sowie mehrere Eingaben von Privaten, den zuständigen Ausschüssen zur Borberathung Überwiesen. Dem Entwürfe eine» Gesetze», betreffend di« gerichtliche Verfolgung von Personen de» SoldatenftandeS wegen Diensthandlungen, und dem AuSschußantragr, betreffend Abänderungen de» amtlichen Waarenverzeichniffc» zum Zoll tarife, ertyeilte die Versammlung ihre Zustimmung, und erklärte durch den letzteren Beschluß mehrere, aus Abänderung de- amtlichen Waarenverzeichniffc» gerichtet« Eingaben für erledigt. Eine Eingabe, betreffend Einführung von Schutz zoll fürzugericktete Kaninchenselle, wurde ablehnend beschiede». Schließlich nah» di« Versammlung Kenntniß von der Mit« theilunq über eingeaangene, aus Grund srliherer Beschlüsse den zuständigen Au«fchüffer'zugetheilte Eingaben. Zur Lage wird un» (u« Berlin geschrieben: Die offl» civ» angekündigte Möglichkeit, daß die Regierung da« kir chenpolitische Eompromiß verwerfen werte, wenn da» Herrenhaus die abgelehnten Art. 4 und 5 wicderherstellen sollte, macht den Ultramontanen mehr Sorg« al» sie wahr haben wollen. Jene Ankündigung ist selbstverständlich nicht in ihrem eigentlichen Worts«» zu nehmen, denn wenn e» dem Fürstin Bismarck oder Herrn v. Goßlcr daraus onkam» ihr Beharren bei der ursprünglichen Regierungsvorlage zu documentiren, so hatten sie e» einfach in der Hand, die Eonscrvativen de» Abaeorbneteuhause» vor dem Eingehen auf die klerikale Leim- ruty« zu warnen. E« wäre ebenso neu al» seltsam, wenn die Herren von der Rechten sich gegen die Regierung aus- lehnten, al» e« neu und seltsam wäre, wenn der Kanzler sich widerwillig vor einem Votum de» Herrenbause» beugte. Die» stcht aber erst in zweiter Linie. Die Hauptsache bleibt, daß Fürst LiSmarck glaubt, in de« Mehrheit«beichlüffen de» Ad- geordneteuhaule« hinsichtlich der kirchenpolitifchen Vorlage ein neue« EompensationSvbjcct gegenüber Herrn Dindthorst ge wonnen zu haben, und daß er schon jetzt kein Heb! auS seiner Absicht macht, daS Hangen und Bangen de» CentrumS für ultramontane Zugeständnisse im Reichstage auSzunntze». Die „Germania", die bisher mit größter Entschiedenheit gegen daS Monopolproject austrat, verhält sich heute zu dieser verstärkten Auflage der „llc> ut ckes-Politik" merkwürdig reservirt. Sie begnügt'sich damit, zu sagen, daß da» Tabak- moncpol eine Maßregel von so verschwindender sittlicher, recht licher, politischer und wirtlischasllichcr Bedeutung sei, daß eS ohne jede Verquickung mit anderen Fragen oder mit der Frage de» Vertrauen» zur Regierung dcurtkeilt werden muß. DaS kann viel und wenig bedeuten, so lange verschwiege» wird, wie verkommenden Fall» da» llrtbeil de? Centrui»? au-sallen würde. In einem so wichtigen Augenblick, wie der gegenwärtige, wo von allen Seiten, aus allen Kreisen der Ocfscntlichkcit und de» politischen Leben» die Frage an die llltramontanen herantritt, welche- ihre definitive Stellung zum Monopol fei. hätte es sich wohl gebührt, daß da'ö leitende Blatt der Partei sein frühere» „Nein" aufrecht erhielte. Indessen trotz de» absichtsvollen Dunkel«, welche» Herr Wintlhorst um seine Entschlüsse breitet, will sich die öffentliche Meinung nicht bereden taffen, daß da» Centn»» die Palbenschasl beim Tabakincnopot übernehmen und sich damit selber die Wurzeln seiner Eristenz abgraben werde. Auck bleibt e» noch sehr die Frage, ob die klugen Führer der Partei nicht bei einer genaueren Prüfung der Vorthcilc deS kirchenpolitischen CompromiffcS zu der Einsicht komme», daß ihnen die bloße Thalsackc der bewiesenen Friedfertigkeit »üb licher in der ultramontancn Bevölkerung sein möchte, als die Ratisicirung de« Gesetzes durch da» Enlgegcnkeunnen deS Fürsten Bismarck. Letzten Sonntag haben in der Zipscrstadt nnd Lrut sch an abermals Persaiumlungcu deutscher Einwohner statt- gesunden, welche gegen die Tendenzen deS deutschen Schul- vercinS „proteslirlcn". Wie diese „Proteste" zu Stande kommen, erhellt unter Anderem daraus, daß in Le nt sch au schon sechs Tage vor der Versammlung der Pester Journalist Nagy erschienen und die deutschen Kleinbürger und Hand werker in den Kneipen gegen die — „Preußen" hctzle, deren Schulvercin nur die „maStirlc Vorhut" ihre« „schon lange geplanten Einfälle» in Ungarn" sei! — Nagy gab für eine nanihaste Summe Wein und Bier zum Besten, drückte auch manchem Arbeiter einen Künsguldcnschein in die Hand, wodurch der Agent schließlich völlig „Herr der Sitnalicn" ward. Im Uebrigen aber sei hier aus den Leitartikel ver- wiesen Ta» elerical-seudale Wiener „Vaterland", die österreichische „Germania", bringt einen Überaus drolligen Artikel „lieber die Verbreitung und Zukunft de» KatkolieiS' muS" in den occupirten türkischen Provinzen. — llebcrtieS besaßt sich da» Wiener „Katboliich-politische Casino", natür lich eine ultramontane Gesellschaft vom — trübsten Wasser, mit — „militairischen Vorschlägen", von denen einer sogar dem Kaiser Franz Joses unterbreitet wurde. Dieser Vor schlag läuft zumal dahin hinaus, daß in den occupirten Pro vinzcn „freie Werbung gegen gntcS Handgeld" statt der Recruliruug ringcfübrl und eine allgemeine Amnestie für sämmtliche Insurgenten erlassen werke. Der clericalc „Mili- tair" im „Vaterland" meint, die geworbenen Armeen Oesterreichs wären stet» die besten gewesen, wie dies nament- krch daS Heer Wallcnstein'S bcwiescn habe! — Die „Oestcr- reicbisck'e Wchrzeitung" nennt dielen Vorschlag „bigotten Blödsinn." Ueber di« Lage der Dinge in der Herzegowina läßt sich der Eorresponkcnt eine» Wiener oisiciöic» Blatte» also vernehmen: „Unsere Verwaltung hat dort große Feblcr be gangen. Wenn die maffenhast nach Montenegro geflohenen Herzegowiner nickt znriickkehren, ist da? Lank entvölkert. Auch die wohlhabenden Mohamedaner sind fast alle aus gewandert." Wie au» Cattaro geschrieben wird, haben die Opera tionen in Sütdalmatien und der Herzegowina die Verwcn düng von Luftballons zu militairischen Zwecken nabe ge legt. Bekanntlich sind in dieser Richtung in Frankreich weit gehend« Versuche gemacht worden, wcöhalb auch da» öfter reichliche KricgSministcrium sich im diplomatischen Wege an die Pariser -8oeivtä fran^aiüv civ In Navigation aöiivnnv" mit aus da» Project bezüglichen Anfragen gewendet hat. E beißt auch. eS sei der genannten Pariser LustschiffsahrtS-Ge scllschast der Antrag gestellt worden, mehrere für Kriegszwecke bestimwte Ballon« Herstellen zu lassen, und diese in Beglei tu:ig leitender Fachmänner nach Dalmatien zu senden. Be stätlgt sich diese Nachricht, so scheint man in den mili- tairischen Kreisen Wien- da» Ende de» südslawischen Aus- stande» noch nicht alsbald zu erwarten. In Wien ist eine Depesche auS Odessa eingegangen, welche behauptet, die südslawisch-russische Freiwilligcn- schaar sei bereits aus dem Marsche nach dem südslawischen InsurrectionSschauplatze. Die Ablkeilung steht unter den Be fehlen de» Serben Iowanowitsch und deS russischen Majors a. D. Aldiew. der ein sehr begüterter Mann sein soll und für die Ausrüstung der Freiwilligen eine namhafte Summe gespendet habe. Die „Neue Fr. Presse" behauptet zwar, die ganze Expedition sei noch im letzten Momente rück gängig gemacht worden, allein die» steht offenbar im Wider spruch« mit jener direkten Odessa» Depesche. Sk-deleff hat Petersburg verlassen. Ob der große Brandredner sich nach Moskau vegicbt, in die Hauvlvcstc de» PanslaviSmu». bleibt ungewiß. AlS er vor einigen Tagen Urlaub nach Moskau verlangte, soll er vom Kricgsministcr abschlLglich beschieden worden sein. Mr. Eharle» Marvin hatte, wie er seinem Blatte, dem „Newcastle Chronicle" berichtet, eine AbschiedSunter- redung mit General Skobeless in St. Petersburg, bei welcher Gelegenbeit er einige Fragen an den General betreff» seiner Pariser Rede richtete. Mr. Marvin schreibt: Ich fragte den General: „Wurden Sie von General Ignatirf Pari» gesandt, um Ihre Rede zu halten?" Er ant- "a . wortete „Nein, ganz entschieden nicht"'; und er fügte hinzu daß e» mir freistände, diese Antwort zn veröffentlichen. B, trrff» de» streitigen PuncteS, eb er nach seiner Rückkehr vom Kaffer einen Verweis erhalten oder nicht, ist keine AuSkunsl in St. Petersburg erlangbar. Ich fand Jedermanns Mund geschloffen, wenn diese» Tbema zur Ckracke gebracht wurde und kann nur au» meiner eigenen Wabrnrbmung eonsialiren daß, wenn Skobeless überhaupt einen Verweis crbielt, derselbe io sehr maßvoller Weise ertbeilt worden und daß cr jetzt höher in der Achtung de« Kaiser« steht, al- stet» seit seiner Rückkehr von Geok Tepe. Der General erfreut sich der besten Gesundheit und Laune. Tic Vorbereitungen zur bevorstehenden Krönung werden n Moskau, obschon dieselbe nickst vor dem 22. August statt- indcn dürfte, mit Eifer betrieben. Vor einigen Tagen war der englische Gesandte. Lord Tcvntcn. selbst nack Rio »kau gekommen, um rin siir die Gesandtschaft geeignetes HauS aos die Dauer der KrvnungSsesllichkeilc» zu mielben. Rack den Gerückten Uber die veranschlagten Kosten der Krönung über- leigen dieselben bei Weitem die der Krönung der Kaiser KikolauS und Alexander II. Einen ganz besonderen, jeken- all» neuen Effect wird eS hcrvorbringen, die ganze Nation. Näbr- wie Wehrstand. Adel und Hos, im Nalienaleestüi» zu sehen. DaS „Allbojarcnthuin" soll, so weit die Kunst de» Schneider- eS vermag, erneuert werden, im letzten Bettler so gut wie im geschniegelten Höflings sie alle sollen im Nalional- costüm erscheinen; der dcnlsche «Lchnilt soll, wie ausdrücklich bemerkt worden, vermieden werden. „Kein deutscher Schnitt?" AlS ob in Rußland nicht die ganze Eultur eine» deutschen Schnitt hätte! Man ändere doch den äußer» Schnitt oviel man wolle: damit wird nichts erreicht. Mit dem Nalionaleostüm sollen, wie e» heißt, für sämmtliche Hcschargen echt russische Benennungen erfunden werde». Es beißt, „erfun den". denn thatsächlich sind außer einer ganzen Flulh von deut schen Wörtern in allen Zweige» der Wissenschaft und Industrie namentlich die Benennungen der.Hoschargen von>„Obcrkammrr- herrn", „Eercinonienmeisler", „Stallmeister" und noch einer gan zen Reihe von „Meistern" bi» in die Kückenräume hinab ganz tcntsch. Diese puristischen Bestrebungen mit ihrer läppischen Unbebolfcnheit machen oft einen erheiternden Eindruck. Und dennoch steckt ein tiefer Sinn iin kindischen Spiele. Das russische Volk schickt sich an, an» einer rweibundertjährigrn Lehrzeit die Summe zu ziehen. Es will Gängelband und Krücke wegwcrfen und den eigenen Füßen vertrauen. Diese Bewegung wird wie jede» lebendige Wollen weit über da» Ziel hlnauSsckiießcn, sie wird versuchen, jede Spur de« Deutsch- tbuniS auS dem russischen Geiste zn vertilgen. ES wird ihr nickt gelingen; denn mit lausend Wurzeln hängt da» bl»chcn russische Eultur in der deutschen Muttererde. Aber eine gewisse Berechtigung hat diese» Altrussentbum gegenüber den Bcslrebnngcn. auf di« russische Barbarei unvermittelt die letzten Eonsequenzcn der europäischen Eultur zu pfropfen. lieber die yiclcommentirte Aeußerung de» Papste» zu Herrn v. Schlvzer geht der „Wcscr-Ztg." eine Mit- tdeilung au« Rom zu, der wir, ohne sie vertreten zu wollen» Folgendes entnehmen: Ter Cardinal Hacobini macht den beim Batlca» aecreditirte» Diplomaten gegenüber kein Gehrnnniß mchr au» dem Inhalt de« Oltspräche», welche» der Papst am 12. v. M. in der vielgenannten Audienz mit Herrn v. Echlözer führte. Ter Papst bat in der Audienz vom 13. März Herrn v. Schützer — worüber die Berliner osficiöie Presse total schweigt — ausdrücklich erklärt, daß jede Unterhandlung auf (Grundlage der beanspruchten Vollmachten ein Ding der Unmöglichkeit sei. tkr I-at, wie ich versichern kann, hinzu, mgt, daß, so lange man in Berlin an den Maigrietzen sesthält, » inocku, vivendi denkbar, geschweige denn rin definitiver Slu»- gieich zu erreichen sei. Wolle man dagegen mit den falschen «Nruiidsäyeii, aus welchen die Maigesetze beruhen, brechen und die Wechselbeziehungen zwischen dem Staate und der katholischen Kirche durch eine woblabgewogene Nei'eygebung neu ordnen, so sei die Curie liereit, bis a» da« äußerste Maß der Nachgiebigkeit zu gehen und alle- DaS zuzugestehen, wa» nicht in allzu schroffem Widerspruche mit den Satzungen der Kirche stehe. Hiuzufügen kann ich noch, daß diese Aeußerungen Leo'» durchaus nicht in einem feindlichen oder unversöhnlichen Ton gemacht wurden, weshalb man auch sehr irren dürste, wenn man au» dem Scheitern deS Versuchs, den Papst für die diScrctionSren Vollmachten zu erwärmen, aus einen neuen Bruch mit dem Battcan schließen wollte. Eine erschöpfende Rück- Sußcrung von Berlin über die vom Papste angeregte Idee ist bislang im Vatikan nicht eingelaulcn. Daß aber Leo XIll. die JriedcnShosfnung noch nicht ausgcgeben hat und aus dem oben angcdeuteten Wege zu einem für beide Theile befriedigenden Ab- schlusse zu gelangen hofft, beweist die Thalsache, daß er im vorigen Tecembcr den Erzbischof Melchers neuerdings hierher oe schic d und denselben nach langen und mehrfachen Audienzen zu bewegen wußte, dem Vatikan seinen ErzbischolSstuhl in Köln zur Verfügung zu stellen. Der Erzbischof hat sich dem Willen de« Papste« unterworfen, wenngleich er gleichzeitig die Belohnung durch den LardinaiSdut zurückgewicsen hat. An dem Tage jedoch (und vielleicht auch schon früher), an welchem der Verzicht de« Crzbilchols auch öffentlich in da- osficielle Stadium tritt, was begreiflicherweise ganz in den Händen deS Papste» liegt, wird Leo XIII. den Erz. bischos trotz der erfolgten Zurückweisung deS Purpur- zum Cardinal erheben, wenn er ihn nicht jetzt schon in peet»ro reservirt hat. Die Feier der sicilianischcn BcSper in Palermo läßt die Franzosen noch immer nicht zur Rübe kommen. Ta sie thatsächlich nickt nur ein in graue Vorzeit zurück- reichcndeS ErinncrungSfcsi. sondern eine durchaus actuelle .Kundgebung gegen daS hcnligr Frankreich ist. so kann man sich nicht wundern, daß man fick allenthalben sehr nnzufricden zeigt und diesem Gefühl bald in dieser, bald in jener Form Ausdruck gicbt. Am originellsten ist die Darstellung Roche, fort» im „Intransigeant": „Wenn ei» Mitglied unserer Regierung", so schreibt er. „sich einen Augenblick den Lu»»» der Aufrichtigkeit gestatten wollte, so würde cö Italien gegen über folgende, dom gewiß entwaffnende Sprache führen: „Wir baden euch geärgert, indem wir »uS alberner Weile der lu»e- sischen Regentschaft bemächtigt baben. Anstalt euch aber dar über zu beklagen und u»S Vorwürfe z» machen, solltet ibr froh sein und euch dazu beglückwünschen: denn wenn wir euch gestattet hätten, an unsere Stelle zn trelen. so säßet ihr heute in allen den Verlegenheiten, in denen wir jetzt berumwaten, und die 80 Millionen, die man unkern (imdöcilo») dummen Steuerzahler,, abvcrlaiigt, diese 80 Mil lionen würden jetzt auS euer» Steuerzahlern heranSgctrückt werden müssen. Aber die Ungeschicklichkeit unserer Regierung hat dieses unbestreitbare Verdienst. daS wir »nS um die italienische Nation erworben haben, in einen Act erklärter Feindseligkeit umzuwandeln verstanden." Folgt eine Ver spottung der Regierung, weil sic sich aus die Zustimmung BiSniarck'S berufen hat>e, al» sie die tunesische Campagne an trat: „Wenn wir diesem vorlrefflichen Bismarck folgen wollten, so würde er uns einladen, u»S EanadaS und Indien» zu bemächtigen, um un» mit England zu entzweien. Triest zu erobern, um un» Oesterreich aus den HalS z» laden, und abermals Sebastopol zu stürmen, um uns die Russen zu Feinden zu machen." Auch in den Vereinigten Staaten werden nun für denDeutscken Schulvercin Sammlungen cingeleitct. Bei den in Amerika lebenden Deutsch-Oeslcrreicbern sind bereit-, ohne daß eine besondere Verein».Organisation geschaffen wurde. Sammlungen sür den Deutschen Schulverein im Zuge. Es wurde nämlich ei» Verein der Deulkch-Oestcrrcicher in
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