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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-26
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1882
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ikrfcbelnt täglich früh 6'/, Uhr. Uräüklssn uni Lrvrdlti» Johaanesgaije Lt. IPrrMnudkn ärr Pe-acki»»: VornnttoqS 10—12 Nur. NochmiltagS 5—K Udr. W» M »X,«»« «„i.-r'-ttirr «Xt »ch »>« N«t»r»ce» ,«r> »crduikilch, Annnt»» »er für tzle ,äLktk«l,e,»e Nu«» er üestimnirrn Jnferalr ,, W«ckkni«arn bis 2 Ul»r Nawmirrnn«, «»Lol«,» nuv-ellkaaen früh bi»'„S Uhr. In den /ilialkn siir Ins.-^unaßme: Ott« Klemm, UniverfftötSstraße 21, Lsui« Lüsche. Kaldanucnsiraße 18» ». mir bi» ':,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtr, Handels- and Geschäftsverkehr. Meß. Auflage L7,,Y0. Adouur»rnt,prn» vzertelj. 4'/, Ktli., incl. Bringerlolm ü Mk.. durch dir Post bezogen 6 VN. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Velegereinpiar 10 Ps. Gebühren iür Errrabeilaq«, «due Posibetöroerung 33 Mi. «U Posibesürderung L8 Mi. Inserate Sgeivaltene Petitzeile 20 Ps. Größen Schrillen lam unierem Pcns- verzeichnih. Tnbellarischer La» na« höherem Taris. Krrlamen nnter den Redarti»n»tlrich dir Svaltzeile 50 Ps. Jvlerat» sind iielS an Sie veytzebiri«« zu sende». — Radau wird nichl gea-vea. Zahlung pr»enuu>.rLi>'i.» oder Lurq Post- aamnakme. Mittwoch den 2K. April 1882 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachuns, -le DerufSftatisttk betreffend. AI» Borbereitung für die am 5. Juni v. I stattsindende allgemeine Berufszählung macht sich die HinauSgabe von GrundstÄktSliste« nöibig. Aus diesen Listen sind alle aus dein Grundstück wohnhaften K>auShalt»»ng-vorstände, sämmttiche Inhaber von Gc,chäst»localeu, sowie alte lerrgehcnden LLohnuutzen und Grschäft-lseale zu verzeichncii. Die Listen werden durch legitimirte Boten unsere» statistischen Bureau» in den nächsten Tagen an dir hiesigen Grundstücksbesitzer bezw. deren Stellvertreter au»gehänbigt und «»ht Tage nach der Anfertigung wieder abgeholt iverden. Wir veranlassen die hiesigen Grundstücksbesitzer, diese Listen in der vorschriftsmäßigen Weise und binnen der genannten Frist auSzusüllen und znr Abholung bereit zu Hallen. Säu mige werden wir mit einer Geldstrafe bis zu 5V oder ent sprechender Hast bestrafen. Wir bemerken ausdrücklich, daß die durch diese Grund stückslisten erfolgende Erhebung, ebenso wie die am 5. Juni erfolgende eigentliche Zählung weder Steuerzwecken. noch polizeilichen, sondern ausschließlich statistischen Zwecken dient und daß deshalb auch etwaige bei dieser Gelegenheit zu unserer Kenntniß gelangende nuterlassenc Meldungen u. s. w. nicht zu Strafen Veranlasiung geben werden. Für die mit der Zahlung zusammenhängenden Arbeiten habe» wir unserem statistischen Bureau, welches mit der Ausführung der Zahlung beauftragt ist. Diensträunie im zweiten Stock de» Stadthauses (Obstmarkt 3) angewiesen. Im klebrigen befindet sich das statistische Bureau nach wie vor im dritten Stock de» blauen Harnisch (Brühl 51). Leipzig, am 21. April 1852. Der Nath der Stadt Leipzig. bw. Georgi.Haffe. Vckannlmachllng. Ja Gemäßheit bcS tz l der Änslrurtion fllr die Aus führung von Wafferrohrleitunsien unv Wafferanlagen in Privatgrundstückyn vom 1. Jul! 1880 mache« wir hierdurch bekannt, daß der Ktcmpnermeistcr ^ Herr Karl Kaiser, ' kn Eutritzsch, Leipziger Straße Nr. 1S8 wohnhaft, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemelvet und den Besitz der hierzu erforderliche« Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 21. April 1.882. Der Nath der Stadt Leipzig. I)r. Georg». Altmann. A« ««uaucr Nachachtuug bringe» wir hierdurch dl« Vorschriften: das, jeder ««kommende Arembe, welcher Hier übernachtet, am Tage feiner A»t»«st. «nd »en« dtcse erst in den Abendstunden erfolgt, a« ande ren Tage vormittag» »ou seine« Wtrttz« del uuserm Melde-Amte (Adthetinng für Fremden verkehr» a»,»melden ist, dteientgen Fremden aber, welche länger als drei Tage hier sich aus- halten, Anmeldeschein zn lösen bade«, s> Erinnerung »nd bemerken, daft Vernachlässigungen der selbe» mit einer Geldbuße bis »u IS ^1 oder bertzältntb »ästiger Haftstrake «ahndet werde« würde«. Leipzig, am 17. April 1«,. La» lp»lizei-«mt »er «»»t L-chMa. Dekanntmllchuns. In Gemäßheit von 8- 1? der Kirchenvorstandw «nd Synodal, ordnuug hat im Mai d. I. die Hälsle der Mitglieder de» hiesigen Lirchenvorstande» au-zuscheiden. ES sind die» die Herren Ober- inspector Carl Kanttz. Rechtsanwalt Ludwig Löser, Kavsmnnn Julius Pisbach, Fabrikbesitzer Julius Richter. Für die Sonntag, den 21. Mai, zu veranstaltende Neuwahl ist zavökderst die Liste »er Stimmberechtigten auszustellen. Stimmberechtigt sind nach 8. 8 der K -V.-O. alle selbstständigen HauSväter, welche das 25. Lebensjahr erfüllt baden, sie seien ver- deiraihet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbarcm Lebenswandel öffentliche«^ nicht wieder gehobene» «ergerniß gegeben haben oder von der stimm- berechtigung bei Wahlen der politische» Gemeind« ausgeschlossen find, sowie »och g. 2 des AirchengesetzeS vom 1. December 1876 Der. jeulgen, de»e» in Folge der Verweigerung der Taus«, Trauung oder Louflrmation die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. ES wird nun hierdurch aufgesorder». die Anmeldung zur Etntragung in die Liste der Stimmberechtigten nnter A«g«de »«« Name«, Stand. Alter «n» Wohnung schriftlich «der mündlich dt» löngkien» ,um li». Mai Abend» « U»r tm hiesigen Ge- »eindcamte zu bewirken, indem ouSdriicklich daraus hingewiesen wird, daß zur Vciheiligung an der Wahl nur Diejenigen berechtigt find, welche nach vorgängigcr Aniueldung Aufnahme in die Wähler liste gefunden haben. Sohlir, am 21. Apcil 1882. Der W«hl-An»fch«h. vr. W. Seydel, Vorsitzender Nichtamtlicher Theil. Die Lentrumsparlei und die katholische Äction Unter obiger Ueberscbrist veröffentlicht da« , Journal de Rome" einen Artikel, weicher die Anstrengungen und Erfolge der deutschen EentrumSpartei zum Himmel erhebt und ihre Thäkigkeit anderen Nationen, inSbcfvnderr Frankreich, al- Mnstcr zur Nachahmung vorhält. Der Artikel ist von um so höherer Bedeutung, da da» genannte Journal erst vor Kurzem auf specielle Veranlassung de» Papste» gegründet worden ist, um die Interessen der römisch »katdvlischcn Kirche zu fördern, mithin die Anschauungen der leitenden römische» Kreise znm Ausdruck bringt. Cr albmet ein Siegebgrjühl da» alle diejenigen, welche nicht zur Fahne de» „Unfehlbaren halten, zu den ernstesten Betrachtungen anregen muß. Der Artikel beginnt mit felgenden Sähen: „Die Haltung der großen katholischen Parte, Deutschlands zieht in diesem Augenblick mehr alS je die Aufmerksamkeit der religiös ge sinnten Welt aus sich. Unwillkürlich fühlt man, daß sie durch ihren Muth, ihre Aufopferung und ibre männliche Energie endlich den Sieg davcngeiragen hat über dir Härle» mncr ungerechten und heftigen Verfolgung, indem st« mit den Ton- ervariven eine Allianz zu Stanke brachte, um die ersten Grundlagen zur Wiedererrichtung dcS politisch-religiös«, staue« zu legen. Diese» allgemeine Gefühl ehrt das Centruni. >edt seme Vergangenheit hervor und heiligt feine zugleich iolze unv geschickte Haltung." Weiter wird dann auSaeführt. daß der conservatid-katbolische Compromiß der Ausfluß der unablässigen Thäkigkeit de« EentrumS sei. welche alle Gebiete de« öffentlichen Leben». Wissenschaft und woblthätigr Anstalten, dw Presse, Vereine aller Art, die socialen Fragen unv die Lerthcidigung der Religion, kurz alle Positionen umsaffe, um den katholischen Grundsätzen zum Triumph zu verhctsen. Nächst der Organ,» ation der „BoikSjournalistik", welche die Forderungen der Eentrum-partei di« in die entlegensten Dörfer trage, wird besonder« rühmend hervor gehoben, daß man da» vere,n»wesen at- mächtigen Hebel zur Währung der katholischen Interessen benutzt have: aus diesem Gebiete habe nian eine eng ge- ichtossene, compacte unv undurchdringbare Phalanx geschaffen, habe Eadre» organisirt. worin sich all« einer strengen unv inännlichen DiScipiin unterwerfen, so daß man eine Armee von Sotvnten vor sich zu haben glaube, welche von alle» politischen Richtungen, au» allen socialen Schichten berbei- aceiit seien. In kiesen Vereinen habe der Stützpunct des EenlrumS in den Parlamenten und in der Wahlcampagne gelegen. Mit einer so geschickt »nd so kräftig geleiteten Partei suchten begreiflicher Weise alle übrigen poli tischen Gruppen ein Büudniß. So sei e» dahin gekommen, daß daS Eentrum trotz vielfacher Schwierigkeiten die Lage beherrsche und feine Gebankcn durchsetze: „man möge sagen, wa» man wolle, daS Eentrum ist eine Macht geworden, mit der man rechnen muß... e» verfügt jetzt mit den Elsässern und Polen über ungefähr 110 Stimmen im Reichs tage, öS ist ein wahrhaft unüberwindlicher Thurm, welcher zwischen der Rechten und der Linken gelegen, in vielen Fragen den AuSscklag giebt." Daß die deutsche ultramontane Presse sich beeilt Hut, diese LobcScrhel'uaqen ihrer Partei aus dom Munde deS vom Vatikan iuspirirtcn Organs mit selbstgefälliger Miene zu re- prodnciren, begreift sich. DaS Brtrübenvstr an der römischen Darstellung ist, daß sie im Ganzen und Großen der Wahr heit entspricht. Da» Ecntrum ist leider wirklich durch srnic ebenso kluge wir energische Haltung zur ausschlaggebenden Partei im Parlamente geworden; e- besitzt in den katholischen Vereinen eine große, gewaltig« Armee von Soldaten» welche bereit ist. den Kamps mit der Staats gewalt »nf den Befehl ihrer Führer m jedem Augenblick autMlchiiien, n« de» kathelischen Grundsätzen au, allen G«««» deS staatlichen und bürgerlichen Leben« ;»m Triumph in »rrhelfen; e» betrachtet den durch den kirchenpolitiscken »«»Pr»«iß errungenen Sieg nur at» die erste Grundlage, ans «elcher der in Aussicht genommene politisch-religiöse Vau eine« von Rom au- gelenkten deutschen StaatSwcsen« «ufaeführt werden soll. D»e siegreiche Stellung de» Centrinn» ist in der Tbat wohl geeignet, allen Denen, welche cS mit dem deutschen V^orlanve wohl meiiwn, die Schamrvthe auf die Stirn zu !recken und sie zugleich zum Gefühl der eigenen Schuld zu bring«». Würden di« Römlinge jemal» den Triumph, dessen sie sich jetzt rühmen, errungen haben, wenn die Negierung ruhig und fest ans der Durchführung der bestehenden Gesetze bestanden, wenn die Eonservativcn sich gehütet hätten, mit VenUnden ihre» Glauben- zu pactiren? Noch ist e» vielleicht Zeit, von Siegeslauf der EentrnmS- partei zu hemmen und die „katholische Action" zum Stillstand zu bringen. Noch ist der unselig« kirchenpolitische Eompromiß, der die Niederlage de- preußischen Staate» besiegeln würte, nicht zum Gesetz geworden. Der gegenwärtige Augenblick ist um so bedeutungsvoller, da der Kampf, der zeyt in Deutich- taud gekämpft wird, von der ganzen Wett mit gespannt»«, Interesse verfolgt «ad sei« AuSgang al» «in Vorzeichen de» Sicge« »her der Niederlage de» Papstthum« in allen übrigen Ländern betrachtet wird. Da» Ei de« Eolumbu« wäre die Bildung einer Partei, welche aus gesunder christ licher Grundlage ruhend, im Gi-gensatz zum Eentrum die politischen Consequcnzen ihrer religiösen Neberzeugung zu ziehen verstände. Aber wo fände sich in unserer religiös und politisch so zerfahrenen Zeit rin Mann» der geiste-gcwaltig genug, der von dem Geiste eines Luther beseelt wäre, um dei, Fürsten BiSmarck mit den orthodoxen Eonservativcn »nd den religiös freisinnige« Liberalen unter einen Hut zu bringen? Leipzig, 26. April 1882. Dem Tabakmonopolgesetzentwurf, wie derselbe au» den Beralhungen de» BundeSralheS hervorgegangen ist und dem in wenigen Tagen zusammentretendcn Reichs tage vorgelegt werden wird, werden ausführliche Motive beigegeben werden, welcbe sich im Allgemeinen an die Form der „Erläuterungen" anscbließen, wie solche unter Berück sichtigung von im VolkSwirthschastSrathe zu Tage getretenen Ansichten und Uriheilen dem BundeSrathe unterbreitet waren. Dieselben werden jetzt im Neichöschatzamt einer aber maligen sehr eingehenden Neuredaction unterzogen unv sollen sich auch niit jene» Einwendungen beschäftigen, welche von von Handelskammern in Bremen und Mannheim gemacht worden sind. Der „ReichSanzeiger" schreibt: „Mit Bezugnahme auf die in Nr. v de» „Reichs-Gesetzblattes" verkündete kaiserliche Verordnung vom kl. d. M., durch welche der Reichstag berufen ist, am 27. April d. I. in Berlin Zusammen zu trete», wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Eröffnung de» Reichstages an diesem Tage um 2 Ubr Nachmittag» im Sitzungssaal« de» ReichStagSgebänkeS, Leipziger Straße illr. 1 staltstnven wird. Die weiteren Millheilungen Uber die Er> öffnlingesitzung erfolgen in dem Bureau de- Reichstage- am 20. April in den Stunden von v Ubr Morgen- bi» 8 Ubr Abends und am 27. April Vormittag» von 8 Uhr ab. In diesem Bureau werden auch die Einlaßkarten für Zuschauer auSgegeden werden. Der Reichrkanzler. In Vertretung v. Boetlichsr." Im nenesten Hefte der „Preuß. Jahrbücher" äußert Herr v. Treitschkc sich über da« kirchenpvlitische Eom» promiß u N. wie folgt: Soll Gnabe für Recht ergehen, s» muß sie auch al» Gnade I erscheinen »nb nicht al» ein Vekenntniß der Schwäche oder gor der I Reue de» Staate»! und dieser üble Schein wird sicherlich enistehen. I wenn man he« »ertriebenen Prälat« nicht blo» die »erwtrkten Strafen ' erläßt, s»«d«»a auch ihre früheren Bischofssitz« wieder einräumt. Die Masse fragt nicht» »ach seiarn theoretüchen Distinktion,i>, sie wird in beiden Fällen sagen: der Staat hat Unrecht aeidaa und gesteht e» letzt ein, indem er uns onleren Büches rurückgiebt. Ist e» eine» stolren Staate- würdig, solche VolkSmeinungen hervorzurusen? Nicht er hat Unrecht gelha». sondern die Bischöfe. Sie begannen den Streit, a!S sie ich der gesetzlichen Anzeigepsticht, die daS innere Leben der Kirche durchaus nicht berührte, vertagten; sie verwirkte» ihr Ami von Rechtswegen, wenngleich die Form der Absetzung nicht glückich gewählt war, und kehren sie jetzt ans ihre Stuhle zurück, als lei nichts geschehen, so muß die seit zehn Jitiren durch geistliche Demligogciitüiiste aufgeregte Masse zu dem Mauden gelangen, das, die Auflehnung gegen l-aS SiaaiSgesetz in Preußen nicht allzu viel ans sich habe... Auch die Rückkehr der minder schuldigen Prä- laten von Limburg und Münster erscheint dochbedenktich, nicht um ihrenvillen — denn sie würden, nach dem Sprichwort vom gebrannten Kinde, jetzt wohl etwas behutsamer ausireien — sondern um deS Volles willen. Zu ihren D,Seesen ge hört viel alte» ür»mi»stadSlaad, daS sich dein preußüchen Siaale noch immer fremd fühlt. Wer jemal» das schöne Münster a» einem kirchlichen Festtage gesehen hat — wie dann Aste» in päpstlichen oder münslerländischcn Farben prangt und kaum irgendwo eine preußische Flagge sich zeigt — der kann nicht bezweiseln, daß der rückt,hrende Bischof den Massen dort alS ein Trnlinpt>alor er- cheine» wird.... Nicht die SiaalSgewalt hat diesen Liren ange- sackit, sondern die Ueberl-ebung der Klerikalen, und uichi durch eine Nachsicht, die den Gegner als Schwäche erscheint, kann er geschlichtet werde». Wirksamer als Gnaden und Dispense wäre eine Revision der Mai-Gesetze, welche alle versehüe» oder »nwirksamen Bestim mungen endgiliig beseitigte. Enischließt man sich zu einem solchen Schritte, dann wird cS sich zeige», daß diese vielgeschinähie Gesetz- gebung nur an wenigen Stellen da» Gebiet der berechiigt n Kirchen- sreihen verletzt, ihre wesentliche» Grundsätze aber von keinem preußischen Ministerium wieder ausgegeben werden können. Der feierliche Empfang de» preußischen Gesandten v. Schloezer iin Vatican bat am Montag Vormittag tl'l, llkr stattgesundcn. Der Papst saß unter eine,» Bal dachin und war von seinem ganzen Hofstaate, dem Major domus, dem Odcrccrcmonicnnieiftcr, der Nobelgarde und der Palastwache umgeben. Der Gesandte überreichte seine Ere- dltive niit einer ossicieUen Ansprache. Der Papst gab in seiner Erwiderung der Frence über die Wederanknüpsnng der diplomatischen Beziehungen Ausdruck. Daraus wurden die Hosstaalen -nilaffen unk Herr v. Schloezer hatte sodann noch eine halbstündige Privataukienz beim Papste. Nach derselbe» stattete der Gesandte dem Eardinat-SlaalSsecrelair Jacobini einen Besuch ab. Die Ainjelegenhert de» Hamburgischen Senat»- serretairl vr. J 'linS Eckardt, der bekanntlich aus Veranlasiung de» russischen Mniisterresikenten von Mengten durch den Bürgermeister von Hamburg 1>e. Carl Pekerse» ersucht worden war, seine pubticistische Thätigtcit, soviel sic sich ans Rußland und russische Zustände bezieht, einznsiclleii, wa» llr. Eckarvt bekanntlich mit Einreichung eines Ent lasfungSgesnchS beantworte, ist dergestalt geordnet werten daß der Hamburger Senat dasselbe formell nicht an genommen hat. Dagegen soll eine private Einigung dahin getroffen sein, daß Herrn l)r. Eckardt der Zeiipnnct seines Austritt» au- dem Haiutzurger Staatsdienst anhcimgestellt wurde. Die „Elsaß-Lothringiscke Zeitung" veröffentlicht eine aus 5 Paragraphen bestehende Allerhöchste Verordnung, datirt Wiesbaden, 21. April, dnrch welche z»c Beaussichligitiig und Leitung de» gelammte» höhere» und niedere» Unter ricbtSwcscnS mit Ausnahme der Universität, kcr tand- wirthschaftlichen und gewc»blichen Fachtebr-A»slailen eine mit dein Ministerium in Verbindung stehende technische Een- lralbehörde unter dem Namen „Oberscünlrath" gediitcl wird. Mit dem JnSledentreten keö Oderschnlrath» hört die Unter richlSablheilung de» Ministerium» z» bestehen aus. — Dieselbe Zeitung publicirt ferner eine» Erlaß dcS Statthalters an den StaatSfecretair vom li. d. M.» welcher sich über die Ausgaben de» ObersckmlrathS eingehend auSspricht unv die Grundzüge für eine Revision de« bis jetzt geltenden Reglements vom lO. Juli >873 in Betreff kcr höheren Schulen, sowohl was die unterrichtende als die erzieherische Thätigkcil derselben anbctangt, ansstetlt. Eine Sachverständigen-Commission von Medicinern soll ein motivirloS Gutachten darüber abgebcn inwieweit die gegenwärtige Einrichtung dcS höheren Schulwesen- in Elsaß-Lothringen den Grundsätzen rnispricht, welche die medicinische Wissenschaft im Interesse der physischen und psychischen Entwickelung anszustellen hat. Aus Grund de» Gutachten- dieser Medicinal-Evmmission wird demnächst durch den Oberschulrath vom scbnltechnischcn Slandpnncle auS zu prilsen sei», wie die für Unterricht-- und häusliche Arbeit« stunden zugestandene Zeit am zweckmäßigsten auSgenützt iverden kann und wird er hiernach den Entwurf zu neuen Regu lativen anSzuarbeiten haben. Der vom Oderschnlrath ans gestellte Entwurf der revidirten Regulative re. wird alSkanu einer nck kaa zu brrnsendcn Commission vorzulcgen fein, die au» hervorragenden Mäuncrn des Lande- zu bestehen hat. Die Hoffnungen, die in unseren diplomatischen Kreisen an die Ernennung de» Herrn von GierS znm russischen Minister de- Auswärtigen gegründet worden sind, scheinen sich leider nicht erfüllen zu sollen. ES liegen Symptome für ein bedrohliches WachSthum deS Jgnalicss'schrn EmslnffcS »» Sinne einer Aggressivpolitik vor. nnd man beobachtet an leitender Stelle mit Besorgniß. wie die vielleicht Wohlwollen den Intentionen de» Herrn v. GierS wirlsam und in deutsch seindlicher Absicht durchkreuzt werden. Wir glauben zu wissen unv zwar aus Grund bester Informationen, daß die „Kreuz zeitung", indem sie aus die Anlegung von Mililair-Proviank Magazinen in den russischen Festungen an unserer Grenze hinweist, keine Diversion an» eigenem Antrieb vornimml sondern nur der Auffassung Ausdruck giebt, w'e sie sich maß gebenden Ort» gegenüber den russischen Rüstungen mehr und mehr Babn bricht. Die öffentliche Meinung hat sich in jüngster Zeit daran gewöhnt, unsere Beziehungen zum Peter« ourger Eabinct als weniger gespannte unv als durch die erneute Annäherung de- Zaren an den Kaiser Wilhelm ge besserte anzusehcn. Vielleicht war daS vorübergehend be rechtigt; ob e» aber heute noch in gleicher Weise der Fall ist, da» ist eine Frage, zu deren Bejahung entweder eine gute Dosis SanguinismuS oder die llnkenniniß von der in zwischen ersetzten Verschiebung der Situation gehört. AuS St. Petersburg bringt die „Köln. Z." den folgen den vom 18. d. M. datirten StlmmungSberickt: Man erzählt» Iqnatiesf habe sich mit der Absicht getragen den ihm beständig Opposition machenden „GoloS" mundiodl zu machen, ihn gänzlich zu unierdrücken. Zu dem Zwecke soll er vcr sch,ebene Auszüge au« Leitartikeln diese« Blatte» haben ansertigen lassen, »m, gestützt aus diese mühelosen Beweisstücke, den Kaüer von der Schädlichkeit desselben überzeugen zu känne». Der „GoloS" fand aber Fürsprecher in der Person zweier Boischafter. die, aiS sie die Absicht de» Minister» erfuhren, H.rrn Gier« Vorstellungen darüber machten, welche guten Dienste der „GoloS" bisher de» friedlichen Bestrebungen geleistet habe und wie diele nene Maßregel im Auslande den ungünstigsten Eindruck machen müßle. GierS snhr zu», Kaiser und theilte diesem Alle» mit, und als Jgnatieff darans mit seinen Auszügen beim Kaiser erschien, ries ihm d,-scr gleich zu: „Du, da ha ix ich heute einen Artikel >m „GoloS' geles.n, der mir sehr gelallt. Da» Blatt müßte mau eigentlich » usmuntern und nicht wieder maßregeln, schon seiner friedlichen Gesinnung wegen!" Der Minister, der alsogleich mertle, woher der Wnid blicS, dachte nicht mehr an sein Vorhaben und soll daraus in äußerst gewandter Weile sich rein zu brennen gewnßi habe». Jgnatt.ff jagt jetzt Jedem, der e» hären will, Gier» sei aus leine Bei an- lajsung ernannt worden. Diese LeSari lautet folgendermaßen: Ten» Kaiser stellte er vor, welche ungerechte» Angriffe er namentlich von der deutschen Presse zu erdulden habe, jede Maßregel, die er a!S Minister de- Innern vornehme, betrachte man als einen seindsetigen Schritt gegen den Westen. Man habe ihm hundert Mal schon nach- gesagt, er strebe nach dem Posten deS Minister- des An-nvänigen, während er doch an nicht- weiter denke, als die Ruhe im Innern wieder herzustellen, er bekümmere sich gar nicht »m das politische sZaneigeiriebe. Wenn man wolle, könnte man daS Ausland mit Einem Schlage über seine angeblichen ränkevollen Pläne und ehr- geizigen Absichten beruhigen, indem man endlich den Posten de» Minister» der auswärtigen Angelegenheiten besetzen lasse, und »war durch den jetzigen Verweser GierS, der das Pertraue» der West- niächte genieße. Der Kaiser soll erst sehr überrascht über diesen durchaus nicht erwarteten Vorschlag gewesen sein, aber Gier» wurde a Minister, wie bckunnt ist. ES braucht wohl nicht betont zu werde», daß von Seiten der deutschen Botschaft schon längst daraus hmgearbeitet worden ist, jene» Porteseuille dem besonnenen Gier» zu sichern und daß e» seldstverstöiidlich nicht ein bloße- Wort Jgnatiess'S gewesen ist. welches den SwatSiecretair erhoben hat. Bekanntlich ist e« nun dem so eisrigen Minister de» Innern doch auch nicht einmal an- nähernd gelungen, die Ruhe im Innern wieder herzustellen. E« wird vielfach deliauplet, der Kaiser werde an der Spitze seiner Garde- truppe» nach Moskau zur Krönung reiten — und die Eisenbahn nicht benutzen. Auch die Nachricht, daß mau im Kreml selbst Minen ^snnden ha«, wird ausrecht erhallen. Eine ganz unglaubliche Nachlässigkeit soll sich bei dieser Gelegenheit wieder einmal offenbart haben. Man fand nämlich zufällig, daß ein aller Kellergang, der gerade unter dem kröimngSsaale hinlLuft, vermauert worden war. Niemand loußte, weshalb und aus wesien Besedl die» geschehen sei. Man frag» in Petersburg an, aber auch dorr wußte man keine Antwort. Daraus schritt man zur Wiedereröffnnng de» Gange« und fand in demtclben eine sehr bedeutende Masse von Sprengstoffen ansgrstapeli. Die Arbeiter hatten ungestört da« Dynamit hineinichaffe« und dt« Vermauerung vornehmen k»anen, ohne irgend wie belästigi z» werde». AuS Petersburg meldet der „Voss. Ztg." ein Privat telegramm: „Fürst Orlow ist nach Pari» avgereist". Die Abreise Orlvw'S vor der Entscheidung über die angeblich« Demission Jgnatiess'S scheint nach Allem, lva» Uk!er da« Berhältniß beider Männer berichtet ist. anzodeuten, daß e» Lctztcrem wieder gelungen ist, seine Stellung zu befestige». Run läßt sich aber der „TcmpS" au» Petersburg lelegraphiren, daß der Zar am Donnerstag Iqnatiesf'» Demission ange nommen habe, und die „Franks. Ztg." lheilt ein Telegramm von drmseiben Datum mit. daß kie Entlastung unmittelbar bevcrsiche. DaS sind Widersprüche, deren Lösung wir den Thalsachen überlasten müssen. Am letzten Sonnabend hat in der Amtswohnung de» en glischeu Premier» Gtadston, der infolge einer Erkaltung leidend war, abermals ein Ministerrath siattgesunden. Ja demselben sollte hauptsächlich über da» Budget, da» dem Unterbaust vorgelegt wird, berathen werde». Wie jedoch der „Obscrvcr" hört und glaublich genug erscheint, ist in der Sitzung u. A. auch der «»gekündigte Antrag de» früberen MarineminisierS Smith betreffs Erweiterung der Bestim mungen der irischen Landacte über den Erwerb von Pacht» gülern zur Bcralhnng gekommen und e» soll beschlossen sein, die Unterstützung der Opposition bei Ausführung von prak tischen Gesetzen in dieser Richtung anzunebmcn. Der Antrag Sinilh'S, mit dem die konservative Partei die liberale in ihren Eoncesnonen an Irland zu überbietcn sucht, läuft aus möglichst rasche Crcirung eine» freien Bauerndes,tzstande» hinan». Wie erinnerlich, wurde von Seiten der preußischen Regierung der Türkei aus deren Ansuchen kürzlich die Zu sage gemacht, preußischen Ossicieren die zeitweilige Uebernahme von Jnstruclcurämtern in der türkischen Arince zu gestatten. Diesem Versprechen ist nunmehr Ihatsächiich Folge gegeben worden, indem der Oberst Käblrr vom 2. schlesischen Hiisaren-Ncgiment nebst vier anderen Ossi- cicrcn zur Dienstleistung in der türkischen Armee beurlaubt wurden. Weitere UrlaiibScrthcilungcn sollen bevorstrhen. Der Urlaub wird mehrere Jahre wäkrcn, und den Ossicieren ist der Rücktritt in die preußische Armee offen gehalten. Auch die pocuniaire Frage, die bekanntlich zuweilen in der Türkei manche- zu wünschen läßt, ist vollständig geordnet, indem be reits. wie die „Krz.-Z." meidet, aus der kaiserlichen Reichs- bank eine größere Summe sür diese Osficierr von der !ür- tischen Boischast dcponirt sein soll. Die Herren gedenken, wie e» beißt, am 1. Mai nach Konstantinopct abzureiie - — Oberst Kahler hat seinen Namen in wcitcsien Kreisen tnrch seine literarischen Arbeiten, nainentlich durch die Schrift „Ueber de» Nutzen der leichten Eavallcrie im letzten Feldzüge" al» Militairschristslellcr bekannt gemacht. Ueber die Meuterei einer Turko-Abtheilnng in Tuggurt liegen recht gemüthlicbe Berichte vor. Nachdem die 27 Deserteure Tuggurl verlassen Hallen, begaben sic sich nach Meggarin, wo sie vom Scheck unter dein Vergeben, daß sic ven der Regierung geschickt seien, 50 lcg Datteln und anderc NahrnngSmillct erpreßten. In Tamerna. da» sie so dann mit ibrem Besuche beehrten, wurden sie aber von einer ihnen nacbgeschicktcn Jnsanterie-Abtheilung ausgegrisscn und nach Tnggurt zurückgebracht, und zwar in einer Weise, die selbst den Einwohnern ungewöhnlich schic«. In voller WassenciuSrüstnna und keineswegs niekergcschlagen.sondern wohl» goiiiuth, a!» ob sie von einem lustigen Beulezuge ziirückkebrlen, betraten die Deserteure ibre Garnison. Nur ihrem Anführer, einem Corpora!, hatte man seine Waffen abgenommen, wa» ikn jedoch nicht hiiidcrte, beim Einmarsch ruhig seine Cigarette zu rauchen. Nur >0 von den Deserteuren wurden verhaftet» wahrend die anderen 17 ungestört in der Stadt spazieren gehen und sich ihre» Streiche- rühmen. Ob ihnen später etwa» geschehen wird, weiß mav nicht, doch scheint e» nach der bisher bewiesenen, eigentlich ganz unfaßbaren Nachsicht nicht eben wahrscheinlich. Eeh, ausfallend ist e». daß die französischen Blätter, welche vicse Geschichte erzählen, gar nicht- Ungeheuerliche« darin finden, woran» man wohl schließen muß. tzaß dergleichen in Algier öfter« Norru» kommen pflegt.
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