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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-24
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ne-ertioo und Lrvrdilioa Johannrtgafse 33. LPkkchllunten -er Nrdaclioll: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. gitr »» Nü«,ad« kuiaei-iid»,, „cht Itch ta „»> »a»m»Iich> >»«h«r »er für »ie »i»M«l«e»»e N»«««e »esti««te» Jnjerote «» «-cheuiogen »,« S Uhr Nachmittag«, a« r»u«- »»»Akittage« trätz »>«'/,» Utzv. 2« den Minien für Ins.-^nnaüme: vtta Klemm, UnIversititSsrraße 21, L««ts Lösche, Katharinenilraße 18, v. nur »i» ' ,2 Ntzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüftsverkchr. Meß-Ruflage 17,7««. Adounrmrnisorrls Viertels. 4'/, Mk., inc!. Bringerlokn 5 Mk., dura, die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebütiren für Extrabeilage» ohne Postbeforderung 30 Mk. mit Postbeförveruiig 43 Mk. Inserate figeivattene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut nuferem Preis verzeichnis. Tabellarischer Satz naa, höherem Tarif Lrciamrn unter den Uedactionslirich die Spalt,eile 50 Pf. Inlerate sind neiS an die ErpeSinon ,n ieaoen. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravuuuierawiu oder durch Post« uamnahme. ^§ 287. Sonntag den 24. September 1882. ^Jahrgang. Amtlicher Theil. Nichtamtlicher Theil. oeseMche Llbmig der ZladtoerorSnelcn Mittwoch, an» 27. Septbr. 1882, Abends «ff, Uhr in» Laale der 1- Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de- Berfaffuugs-AusschufieS Über: ». Einholung der Genehmigung teS Collegiums zum Verkauf von Buden; b. die Eingaben wegen Verlegung deS zeilher im Brühl, in der Katharinenstraße und Nicolaistraße untergebrachten Wocbenmarktes ans den Töpferplatz. II. Bericht de- Ockonomie-AuSschuficS über: u. Herstellung eines eisernen Geländers an der Promenade längs der Goethestraßc; d. Abänderung der Promenaden am Obst- markle und Abgrenzung deS KönigSplatzes; o. die von der leipziger Pserkeeisenbahn-Gescllschafk projectirte Kops stalion am Baverischen Bahnhöfe und die Erbauung der Linie Tbonberg-Leipzig, sowie die Verlegung des Fuß weges längs des IohanniSkirchenplatzes; ck. die Durch führung der Umnumeiiruug der Häuser. HI. Bericht de» Finanz-Ausschusses über: a. die Qualifikation für die Stelle eines Stellvertreters deS Stadtcassirers; d. verschiedene Verwilligungen für die Stadtbibliothek; e. die Beschränkung der Wahlen für daS Stadlvervrd- neten-Collegium aus 2 Tage. IV. Bericht des Bau». Oekonomie- und Stiftungs-Ausschusses über den Verkauf von in Reudnitz bclegenem Areal des JohannishoSpitalS. ^ Vekannlmachmig.' Für den Termin Michaelis d. I sind vier A«S» stattvagSsttPendien im Betrage von 77 8 -s, 67 45 -i und zweimal 40 .«l 47 an hiesige arine, unbescholtene BürgerStöchter, deren Vcrdeirathung in die Zeit von Michaelis vorigen IabreS bis Michaelis d. I. fällt, von uns zu vergeben, und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung der Eheschließungs-Bescheini gung, eines von zwei hiesigen Bürgern bei Bürger- pflicktauSqcstelltcn Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, was da» eine, nur an ehelich geborene zu vergebend« Wiederkehrer'sche Stiprndiu-n von 40 47 ^ antängt, einer GeburtS» beschett-igang bis zum 4. October d. 2. aus dem Rath bause, 1. Etage. Zimmer Nr. 15 emznreichen. , Leipzig, den 15. September 1882. Der Rath der Gtadt Leipzig. Dr. Georgi. Harrwitz. ' vermiethung in -er Reifchhatle am Hospitalplatz. In obiger Fleischballe sollen die miethfreien Abthek« lnage« Rr. 8, 22, 28 und 31 sofort gegen ein« monatliche Kündigung an die Meistbietenden anderweit vermtethet werten und baden wir hierzu Ber- sleigerungStermin aus Sonnabend, den ÄO. d. M., Vormittag» 11 Uhr, an Rathsstelle, RalhhauS. 1. Etage, Zimmer Nr. 17, an beraumt. Die VermiethungS- und BcrsteigerungSbedingungen liegen ebendaselbst auf dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 18. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Do. Georgi. Stvß. Wegen de» Baue- der östlichen Vorfluthschleuße wird die Lange Straß« aus ver Strecke zwischen Dresdner und Kreuzstraße vom 24. df». Mt», ah bis auf Weiteres für sümmtliche» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Henmg. Vekarmlmachimg. Wege« Legung von Gasrühren wlro der Johanna- Park von Montag, den 24. Hs». Mt». ab bi« zur Fertigstellung der Arbeiten für den gesammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 23. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Städtische Gewerbeschule. Die Studien de« Winterhalbjahre« 1882/83 beginnen vkantag. den S. Oktober ». e., der TageScursus früh 8 Uhr und der Abendkursus um 7 Uhr. «»Meldungen zur Ausnahme in die Gewerbeschule nach Maß. gäbe g. 7 der Schulordnung werden vom Unterzeichneten lm Schul« gebLube, »rimmaischer Steinweg 18, in der Zeit von 11—12 am Sonntage, den 24. September und 1. October e., sowie von 7 bis 8 Uhr Abend« am 27., 28. und 20. d. Monat« entgegengcnommen. Leipzig, den 21. September 1882. Der Dtreetsrr Nieper. Auctlons-Vckalinlillachnngl Die fiir diele« Jahr auSznmusterndeu Dienstpserde de« Larabiuier- Neaimmtt« gelangen am rien«tag, »en SS. September ». e., vormittag» 1» Uhr Hutter »er Hauptmacht zu Varna zur öffentlichen Versteigerung. Die Bedingungen werden vor der Auctioa bekannt gemacht. L.LIu. «rS»el, am SO. August l882. Da» »«««an», de» »Snigl. SSchs. rarahinter-»e,i«e«t». Hübel, Oberst. In unserer verwahruag befindet sich »i» a«»»ener Ohrring mit einem Vrilavt vo» nicht unbedeutendem Wertbe, welcher un- gesLhr Mitte Juli ». o. tu hiesiger Stadt gesunden worden ist. Wir fordern di« Ligenthümerin hierdurch aus, sich in unserem Tommifsaria, zu melden. Für den Fall, daß eine Meldung nicht erfolge» sollte, «erden wir tn Gemäßheit von S. 239 de» Bürger« luhen Gesetzbuch,« über den Ohrring verfüge». Leipzig, am 7. September 1882. Da» »aitzet-Amt »er Stadt Leipzig. Iunck, Pol. Rath. Graf. Zur Lage in Frankreich. ES geht unruhig zu in der französische» Republik; fast zu unruhig für einen Staat, der nur durch da« Band deS allgemeinen Wahlrechts zusammengehalke» wird, derselben Institution, die den beiden Bonapartcs ihre Kaiserkronen mit Plebisciten zugebilligt hat. Unter den Franzosen scheinen nickt viele zu fcm, die begreifen, daß frei« Institutionen nur dann ein Volk glücklich macken können, wenn eS sich auch die unumgängliche Mäßigung auszuerlegen weiß, jene Mäßigung, die erforderlich ist, wenn ein Mißbrauch der srcien Verfassung verhütet- werten soll. Wer sich überhaupt nicht mäßigen kan», der muß eben erst neck iür die Freiheiterzogen werben. Man kann Die»weniger von der Masse des französischen Volkes sagen, als gerate vielmehr von den sogenannten Gebildeten, von seinen Staatsmänner», seinen Journalisten, seinen Abgeordneten! Gerade in den Kreisen, die den anderen durch Maßhalten voranglänzen sollten, ist die Maßlosigkeit zu Hause; namentlich in der Presse. Wenn aber die Maßlosigkeit nn höchsten Grade zum Vorschein kommt, so ist dies vor allen Anderen der Fall bei Herrn Gambetta. der seinen grenzenlosen Ehrgeiz zu einem förmlichen Programm erhoben hat. Was ist noch übrig geblieben von dem Bolkstribunen der sechziger und siebenziger Jahre, der sich geberdcte, als stecke eine Catoniscke oder Emcinnatische Natur in ihm? Geblieben ist nur ein elender Streber und Macktjäger, besten einziges Ziel dahin geht, die Listenwahl einzusührcn und sich so einen Apparat zu schassen, mittelst dessen er sich eine gefügige Majorität zu bilden und zu erhalten vermag. Der Ehrgeiz diese- leider einflußreichen und hochbefähigten Politikers laßt keine Regierung zur Dauer kommen, was doch unumgänglich notbwcndig ist, wenn mit Ernst an der Wohlfahrt Frankreichs gearbeitet werden soll. Aber was liegt Gambetta an der Wohlfahrt Frankreichs? Dieser cymfche Epikuräer sucht einfach die Macht mit allen Mitteln zu gewinnen und stürzt Frankreich aus einer Verirrung in die andere. Offenbar hofft er, daß man schließ lich, um aus der Verwirrung überhaupt zu entrinnen, seine Diktatur sich gefallen lasten werde. Bei solch verwegenem Beginnen ist eS leicht möglich, daß ein Staatsmann mit dem Säbel dem Staatsmann der Rednerbühne zuvorkommt und daß Frankreich wieder Ver Militairdictatur verfällt. Zudem — u»v daran mag ja auch der häufige Regierungs wechsel zum guten Theil schuld sein — beginnen in den öffent lichen Zuständen Mißverhältnisse aufzutreten, die nur zu sehr geeignet sind, allgemeine Mißstimmung zu erzeugen. An Eteuererlässe ist nicht mehr zu denken und trotz glänzender Einnahmen ist die finanzielle Lag« im Allgemeinen keine günstige; so daß man sich sehr einschränken rnug, um nicht in ein Deficit zu gerathen. Wie kann cs auch ander- sein, wenn jeden Augenblick die Regierung die Geschäfte an eine andere Regierung abgebcn muß? Die Franzosen werden gut thun, sich dem demagogi schen Einflüsse Gambetta'» zu verschließen, der daraus gerichtet ist. sie in der innere» und äußeren Politik in neue Kata strophen zu verwickeln und dadurch eine Anarchie zu erzeugen, aus der seine Diktatur emporsteigen soll. Gute Aussichten für die neue französische Republik, ver eigentlich nichts weiter zu ihrer Existenzberechtigung und Existenzsähigkeit fehlt als die Hauptsache: die Republikaner! So lange Frankreich nicht im Stande ist» Gambetta politisch unmöglich zu machen, ist aus Ruhe und Friede im Lande nickt zu rechnen. Gambetta ist — um mit den Fran zosen selbst zu reden — nicht» mehr und nichts weniger als die „Formel der Revanche"; darin aber ist die Gefährlichkeit diese- Manne- für sein Vaterland, wie für Europa aus gesprochen. Der greise Thier» aber erkannte in seiner Weis- heit die Bedürfnisse seine- Volkes bester als dieser demago gische Streber, indem er die Zukunft Frankreich« prophetisch in die Worte zusammenfaßte: „Die französiche Republik wird konservativ, oder sie wird nicht fein!" Leipzig, 24. September 1882. Wenn Se. Majestät der Kaiser von den Manövern in Schlesien und Sachsen etwa» ermüdet sich fühlte, wie der Hohe Herr bei seiner Ankunft auf Schloß Babelsberg selbst äußerte, so werden doch die nächsten Tage der Zurück gezogenheit auf Schloß Babelsberg und die dadurch gebotene Ruhe die durch so viel Strapazen und auch durch die Ova tionen angestrengten Körperkräste wieder in ihr Gleichgewicht ''ringen. Der Tage aus Babelsberg, als der gegenwärtigen Residenz der Hohen Herrschaften, werden indeß nur noch wenige sein. Da das Schloß kein geeigneter Herbstaufenthalt ist und da» Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin sich in den letzten Tagen so wesentlich gebessert hat, so ist, wie schon gemeldet, die Reise Ihrer Majestäten nach Baden-Baden beschlossen worden. Ihre Majestät die Kaiserin wird dieselbe nächsten Montag Vormittag 10 Uhr antreten. Se. Majestät der Kaiser wird seiner Gemahlin kurz darauf folgen. — Es wird noch auS Babelsberg vom Freitag ge meldet: „Im Laufe de» gestrigen Tages machten Prinz und Prinzessin Wilhelm, die Herzogin Wilhelm mit der Prinzessin Charlotte den kaiserlichen Herrschaften ihren Besuch, am Abend waren die kronprinzlichen Herrschaften auf Babels berg. Tie Umgebung Ihrer Majestäten besteht nur au» dem unmittelbarsten Dienste. Bei Sr. Majestät dem Kaiser sind der Ober-Hof- und Hausmarschall Gras Pückler, der Flügel- Adjutant Major v. Plefien, bei Ihrer Majestät der Kaiserin die Palastdame Gräfin Oriolla, die Hofdame Gräfin Branden burg und der Kammerherr Graf Oeynhausen. Die genannte Umgebung wobnt in den beiden Dependenzen im Parke von Babelsberg. Während ihrer Krankheit hat Ihre Majestät die Kaiserin die Zimmer der zweiten Etage bewobnt, welche die Frau Großherzoain von Baden bei ihren Besuchen auf Babelsberg inne zu haben Pflegt." Wie der „N.-Z." geschrieben wird, steht die Feststellung des Termin» für die Wiederaufnahme der BundeS- rathSarbeiten nach der Rückkehr deS SlaatSsccrelairS deS Innern v. Bötticher zu erwarte». Ma vermuthct, daß die Arbeite» in der zweiten Octoberwoche wieder ausgenommen werden. Die Reichshausbalts-Etat für 1883/84 wird als bald den Bundesrath beschäftigen, denn derselbe soll dem Reichstage womöglich sofort bei seinem Zusammentritt zu gehen. ES scheint, daß die ReichSregierung besonderen Werth darauf legt, daß der Reichstag den Etat noch vor Ablauf des Jahres sestsiellt. Ein Etat sür daS folgende Rechnungsjahr (also 1884/85) ist thatsächlich allerdings in der Ausstellung be griffen, vielleicht aber vorderhand aus dem Grunde, um sür die Behörden sesizustellen, wie weit technisch eine solche Aus gabe überhaupt zu lösen sei. Ob man in der Thal dem Reichstag die Anforderung stellen wird, in die Bcratbnng zweier Etats zu gleicher Zeit cinzulreten, darüber ist ein Be schluß noch nickt gefaßt. ES wird mit dieser Frage der BuntcSratb beschäftigt werden. Man schreibt unS aus Berlin vom Freitag: »Die Ausmerksamkeit unserer hauptstädtischen Bevölkerung ist in bokci» Maße aus die nächste außerordentliche Sitzung der S tadtvcrvrdnctcn-Bcrsain mlung gerichtet, in welcher über die vom Staatsministerinm beschlossene, jedoch noch nickt publicirte Auflösung debattirt werden soll. Heute bringt nun aus den Actenstücken, welche der Magistrat den Stadt verordneten zur Orientiruna vorgelegt hat, die „N. A. Z.' ein „Tableau der neuen Einlbeilung der Commnnal-Wabl- bezirke", welcher der Magistrat auf daS wiedcrbolte An- dnngen deö Oberpräsidcntcn Achenbach und nach dessen An weisungen aufgestellt hat. ohne erläuternde Bemerkung zum Abdruck, gleichsam als ob eS sich bereits um eine gesicherte Grundlage sür die Neuwahlen bandle, llnd doch muß ein einziger prüfender Blick aus daS Tableau jeden Unbefangenen überzeugen, daß die behaupteten Mißstände durch dasselbe nicht beseitigt werden würden. Wir unterlassen eS, in die Zahlendetails einzugehen, die naturgemäß nur sür die haupt städtischen Einwohner Interesse haben. Soviel aber kann als die überwiegende Meinung aller UrtbeilSsäbigen mit Bestimmtheit angenominen werden, daß, wenn die Acnderuug in solcher Art vollzogen werden soll, eS bester gewesen wäre, die Dinge beim Alten zu lasten und nicht eine Reform zu beginnen, die im Grunde genommen gar keine ist." Die jüngsten Gerüchte Uber Au-gleicbSversuche zwischen dem Herzog von Cumberland und Preußen sind weder dementirt noch bestätigt worden. Authentische Nach richten über die Lage der Tinge, insbesondere über die Frage, ob und eventuell unter welchen Bedingungen Preußen den Herzog von Einnberland zur Nachfolge in Braun schweig zulasten werde, sind bisher zwar nicht, in die Ocsfeiitlichkeit getreten, indeß unterliegt eS, wie die,.Bost. Ztg." meldet, keinem Zweifel, daß Preußen bei der Regelung der braunschweigischen Erbfolgesrage u. A. darauf be stehen wird, daß die braunschweigischen Truppen, welche jetzt noch im deutschen Reiche die selbstständige Stellung einnebmcn, welche die Truppen von Sachsen und Württemberg haben, in den enge» Verband der preußischen Armee kommen, in welchem die Regi menter der übrigen kleineren Staaten sieben. Eine dahin gehende Forderung hatte die braunschweigische LandeSvcr- fammlung bereits im Jahre 1872 gestellt, allein der Herzog von Braunschweig lehnte dieselbe in einem Erlaß an die La»deSversaini»ll»>g vom 7. April 1873 mit den Worten ab: „So lange Wir daher fortwährend nicht dafür halten können, daß unabweisbare allgemeine Interessen deS Landes eine Modifikation der bestehenden verfassungsmäßigen Besliinniungc» »öthig macken, so lange sehen Wir UnS, fo sehr Wir auch sonst zur Förderung allgemeiner Wohlfahrt zu Opfern an Unseren Rechten stets bereit find, zu Unscrm Bedauern außer Stande, den Wünschen der LanveSversammlung zu entsprechen und in Verhandlungen einzutreten, welche daS in der Adrcfie bezcichnele Ziel verfolgen." Die Wiener Socialdemokraten versuchten dagegen z» protestiren, daß daS Raubmord-Attentat gegen Merstal- linger von ihnen ausgegangen, und bezweckt habe, and de», Raube ihrer Agitationscasse neue Geldmittel z»z»fübren. Wer etwa noch im Zweifel ist, daß die rothen Genosse» solcher Ver brechen fähig. Dem empfehlen wir daS in Lyon erscheiiicnve socialkemokratische Blatt „1,0 Droit «nein!" zu lesen, da» bezüglich der Beschaffung von AgitalionSgcldern folgenden „Vorschlag" enthält, dem die Wiener „Ge nossen" bezüglich Pherstallinger's auch wirklich schon die verbrecherische That folgen ließen. „In jedem französischen Eanton", schreibt daS genannte rothe Sckandblatt, „befindet sich ein Steuereinnehmer, der an gewissen Tagen eine mit dem Geldr der Steuerpflichtigen gefüllte Lasse nach seiner Wohnung trägt. Der Einnehmer liefert das Geld nicht jeden Tag an die Hanptcasse ab. weshalb eS Tage gicbt, an denen er beträchtliche Summen im Hause hat. Sollte dann nickt in einem oder mehreren Cantonen ein mulhiger, rücksichtsloser Revolutionär Vorhandensein, der entschlösse»wäre, für unsere Bereinscasse zu sorgen? Dieser könnte ohne Schwierig keit an Ort und Stelle die Wege ermitteln, welche zur Steuercasse führen und auskundschaften. wann der Einnebmer in seinen Club oder aus die Jagd geht und den NegicrnngS- sckatz unbehütet läßt. Hat dies Alles der Revolutionair fest gestellt, so wird er. falls er nickt periönlich vorgebe» kan», unter seinen ausländischen Genoffen unschwer Jemand finde», dem er seine Beobachtungen mittheilen kann. Die Cache muß alsdann geschickt cingesävell und ausgesübrt werden. Zumal muß unser Man» der That nach derselben spurlos verschwinden. Wenn man auch vor dem Gefängnisse sich nicht fürchtet, so mag man doch nickt gern in die Krallen der Bourgeois gerathen, weshalb eS gut ist, sich von ihnen mög lichst fern zu halten." — Nach diese», schändlichen „Vor schläge" dürste wokst kaum Jemand mebr zweifeln, daß die rothen Genossen zu allen Verbrechen fäbig sind. Verblüffend ist nur, daß solche „Vorschläge" in Frankreich gedruckt und ver öffentlicht werten können, obne daß dagegen der „l'rocureur ckv I» ÜLpudliqus" Einsprache erhebt. Jeder Tag brinat gegenwärtig auS Böhmen neue Nachrichten über die fanatische Agitation der Ezechcn gegen die deutschen Schulen. In Iaromierz, einem Stävlcben in der Nachbarschaft der Festung Iosesstadt, hat der czeckische Bürgermeister einer ganzen Reihe czecbischer Familien mit „ernsten Unannehmlichkeiten" gcdrolst, falls jene fortsabren sollten, ihre Kinder in die deutsche Schule zu schicken. Aus die Bemerkung ärmerer Ellern, daß sic schon deutsche Schulbücher gekauft hätte», ließ diese der Bürgermeister sofort durch czechische ersetzen. — In der mährische» Stadt Hradisch hat der schon seit Wochen angckündigte große czechische „Tabor" gegen die deutschen Schulen siatlgefunden. Mehr als 2000 Bauern versammelten sich mit Musik »nd czechische» Fahnen. Die Verhandlungen wurden vo» Geistlichen und Lcbrern geleitet, welche die Bauern anssorderten, in ihren Heimathortcil keine deutschen Schulen zu dulden, welche der größte Feind der czechischen Nation seien. Daraus schrien die Bauern: „Fort mit den Deutschen! ES lebe die czeckische Nation!" Die von der Versammlung beschlossene Resolution fordert die Regierung auf, m Hradisch czechische Mittelschulen zu er richten »ud durch ein Gesetz czechlschen Kindern zu verbieten, deutsche Schulen zu besuchen, weil jene in diesen „geistig ver kümmerten". Darauf zogen die Bauern, welche tbeilS zu Pferde erschienen, mit Musik ab, welche daS bekannte czechische Spottlied gegen die Deutschen: „iloj 8IovuuoI" an- stiinmte. Mit den österreichischen Requisitionen bezüglich der in Italien befindlichen Dhcilnehmcr an dem Triester Bombenattentate scheint eS nun die italienische Regie rung ernster nehmen zu wollen. Man meldet nämlich auS Rom. daß dort bei sieben Triestern Haussuchungen vor- genommen wurden. Ueberdics ward in Vitcrbo der kort sich aushallende Triester Rechtsanwalt Salmona verkästet und in Begleitung zweier Polizeibeamtcn nach Rom gebracht. Der „Oficrvatore Romano" veröffentlicht eine an den gesammten katholischen Episkopat gerichtete Encyclica des Papstes vom 17. d. M., worin die Verbreiluiig teS drilten Ordens des heiligen FranciScuS m der ganzen Welt an- empsohlcn wird als daS wirksamste Mittel, die Reiche» mild- tbätig und die Armen ergeben zu macken, Reiche und Arme mit einander zu versöhnen und aus diese Weise daS sociale Problem zu lösen! AuS Paris wird der „Post" vom Donnerstag gemeldet: „Tie deutschen Officiere, welche den Manövern deS französischen XIV. und XV. Arinee-EorpS bei Orange anaewobiit haben, sind wieder nach Paris zuriickgckebrt. Die selben sprechen sich sehr anerkennend über die gefundene Aus nahme, wie über die Leistungen der französischen Truppen auS. Bei dem nach dem Schlüge der Manöver vom Kriegö-e minister General Billot den Ossicieren der sre»,den Missionen und den französischen Staböosficicren beider Armee-Corps geo acbcnen große» Gala-Diner überreichte Gcneral Billot unseren Ossicieren OrdenS-Decorationcn der Ehrenlegion, und zwar dem General Bronsart v. Schellcndorf da« Conimandeur- Kreu^ dem Obersten Grase» Schlirfsen und den MajorS Freiherr» v. d. Horst, von Billaume und von Gcntzkow das Osficierkreuz, und dem Llcutenant Grasen Ezapski das Ritterkreuz. — Obgleich die Ernennung deö Generals Pourcet zum Botschafter Frankreichs m Madrid noch nickt ofsiciell ist, so wird dieselbe doch von den meisten Blättern als wabrsckeinlich bestätigt. Betreffs der Er nennung Nigra'S zum Botschafter Italiens ist zu bemerken, daß derselbe hier noch nicht ossicicll in Vorschlag gebracht ist. Die italienische Regierung scheint den hiesigen Bvl- schastcrpostcn, der nun schon so geraume Zeit vaeaiit ist. erst besetzen zu wollen, nachdem die Neiiwableii zur Kaninier in Italien geschehen sind. Demnach wurde die Frage deö Nach folgers deö Generals Eialdiin noch bis Ende October in der Schwebe bleiben. — DaS Schloß log Orökog der Madame Arnand in der Schweiz, wo Gambetta augenblicklich weilt, ist ein wabreS Hauptquartier von Gambettisten qcworden. Gegenwärtig sind dort anwesend: Paul Bert, Waldeck Rousseau, Spullcr, Floquct, Magnin und andere Bertraute Gambetta'S. Letzterer beabsichtigt, im October eine Rundreise durch den Süden Frankreichs zu unternehmen nnd hat bereits Einladungen zu inehrercu Bankels bei dieser Gelegenheit angenommen." Dem Privatbriese eines bervorragenden französischen Staatsmannes entnimmt die „N. F. P." über die gegen wärtige Situation in Frankreich das nachfolgende Urlhcil: „Im Lande herrschen gewisse Befürchtungen vor, daß die Ministerien eines nach dem andern stürzen werde», »nd die Depnlirten werden wohl während der Ferien diese Stimmung erkannt habe». ES ist daher wahrscheinlich, daß daS gegen wärtige Ministerium, wenn eS wenig thnt, vcrliältnißinäßig lange Zeit leben kann. Tie gegenwärtige Legislative hat jedoch keine Autorität mehr, nnd sic lebt ein elendes Leben bis zum Tage der allgemeinen Wahle». ES ist übrigen« nickt sehr wahrscheinlich, daß eine Auslösung erfolgt, und in der That sollte man auch zu dieser Maßregel nur im äußersten Falle die Zuflucht nehme». In, Elysöe bcnel't seit einiger Zeit ein gewisser Drang, die Leitung der Politik an sich zu reißen, und eS ist nickt unmöglich, daß Herr Grövy die Inlrigncn, welche sich unter seinem Schutze entwickeln, dulden wird. Darin liegt die große Gefahr, denn im Elysöe hat inan kein Verständnis; sür die großen politischen Fragen und einen gewissen Widerwillen, sich mit auswärtiger Politik zu beschäftigen." In Irland sind in jüngster Zeit keine erwähnenswertsten Ausschreitungen vorgekoinmc», dock scheint die Macht deS Terrorismus trotz des strengen Vcrbrechen-Verl'nlniigSqesetzcS noch lange nickt ganz gebrochen zu sein. In Millstrcct. Grafschaft Cork, waren dieser Tage Plaeale angeschlagen mit der Ucbcrschrist „.V^a85iimtion !lal!" (Mcnchelinork-Hallc), worin Ierermann mit dem Tode bedroht wird, der eS wagt, Packlgeböse zu übernehmen, von denen tic früheren Pächter wegen Nichtzahlung des Pachtzinses vertrieben worden. Die Bekanntmachung war „Hanptmanii Mondschein" nnlerzeichnet. In Galway kam am Monlag der Henker Marwvod an, um nächsten Freitag die Hinrichtung deS AgrarmörderS Walsh zu vvllstrccken. Er legte die Reise von Limerick nach Galway unter dem Schutze «üner Comvagnie Soldaten und Polizisten zurück. Ta sich Niemand in der Stadl zur Errichtung keS Sckaff'otS brrgcbcn wollte, mußte Marwoov diese Arbeit selber verrichten. Da Ruhestörungen bei der Hinrichtung befürchtet werden, ist die Polizei uni mehrere hundert Mann verstärkt worden. Uebcr den Einzug deS englischen Generals Lowe in der cgyp tische» Hauptstadt liegen nunmehr zusam menhängende Berichte vor, aus denen sich ergiebt, wie ge fahrlos der vorläufige Abschluß der militairischc» Operationen sich gestaltete. Der englische General hatte zunächst an der Spitze seiner >500 Reiter vom 13. bengalischen Lanzierregi- ment, sowie der Gardedragoner und mit einer reitende» Batterie drei Kilometer von Kairo Hott gemacht Vor der englische» Division befand sich eine ausgedehnte Linie seind- lichcr Befestigungen, hinter denen man ehemalige Paläste in Eaiernen umgewandclt sah. Tic weißen Fabnen, welche auf diese» Easernen sowie aus den Paläsi« wedle», beruhigten de» General hinsichtlich der Absichtcil der Einwohner von
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