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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-19
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1882
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- Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. teterlioa uoi» Lr»thttis» Jehaouesgnsft 38. Lprrchfiünßeü der Aeßartio»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—« Uhr. zw M Ra<»»»« «-n-lcN»«» »cht >ch »» eu»»a>°» «a, «n»n>»«ch. «,n«tzm» »«r sür tzt» nichftk-»»«*»« Unmmer bestimmten Inserat» an «»«entagrn di« r U»r Nach»»»«»«. «, 6,»«-und -efttage« srüh di« ',,0 Uhr. 2n den /ttialrn für Ins.-^uuah»e: Ott« Klemm, Univasitäwkrahe »1. Leut« Lösche, Katharinrustraß« iS» ». nur »t« Uhr. ^V333. dgerTageblatt Anzeiger. Lrgau für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. DieuStag den 19. Dccember 1882. Amtlicher Thell. Mümlauhmr. Infolge der feiten« de« zeithaigen Inhaber« geschehenen Kündigung ist die Stelle etnes Poliretargles bei der unterreichneten Behörde für den 1. künftigen Monat» wieder zu besetzen. Die Herren Aerztr, welch« gesonnen sind, sich um diese Stelle zu bewerben, fordern wir, unter Hinwei« auf die Ministerialdcrordnung dom 29. Oktober 1869. hierdurch aus, ihre Gesuch« 616 zu« 27. -sS. Mt», schriftlich bei unS einzureichea. Leipzig, den 15. Derember 1882. Da» Polizei Anrt der Stadt Leipzig. I. B.: Iunck, Pol.-Raih. Vekanntlngchrlilg. Znr Aernhattung v«> Störnnge« ,m Paft0i»»N0«1ri»de »ährend »es denorftrheudr« Wcchiiachtt-PäckrrrldrrkebrS »ade Ich »te dte-aen Postämter anaemiesen. »o« VR. 61» »4. Ltwoemrwvr ». A. dj« Voplaienaalt«,« kr dle adzuscudeude» Kahrhostgegenstände «tm« Vtunck«, krtttror, als unter gewöhnliche« Lahtttntffr», etntreten zn laste». A« »4. Trcemder <r««nta«) nutz «« erst»» Seihnachtt- setertage werde« die und K*«»ola«s- »e« ganzen Dan geöffnet sei». Leipzig, den 1». Teamdcr 1882. Der Kaiserliche Oder-Paftdtrrcter. Halter. Sesentliche Auffsr-enulg. „Ermittelung eine« Dtenftmgnu» betreffend." >M 11. Oktober lausenden Jahre« ist durch einen hiesige« Dienst «an» ei, von der Firma Richter in New-Dort ausgestellter sshak «der 200 ^ in dem Speditionsgeschäft von Johann Christian Hreygeng hier, Nicolaistrabe Nr. 10 Part., zur Zahlung präsentirt »arden. Der Ueberbringer de« Bopia«, welcher beim Bor-eigen desselben angegeben hatte, er sei von der Eberdarotstraße au« abge- schickt worden, hat in dem Freyaangsschei, Geschäfte de» Bescheid er halten, dag auf dem Check der Quittungsvermerk her ,nr Empfang, nähme de« Betrag« berechtigteu Person fehl« und daß «an au« diesem Grund« Zahlung vorläufig verweiger« müsse, woraus er sich »vier Mitnahme de« ihm zurück,eged«»»n Papier« entfernt hat. Da »it de» letzteren von Seiten eine« vüllig Unberechtigten Mißbrauch g«. triebe» Word«, ist, so macht sich zur Aufklärung de« Sachverhalt« die zeugenschaftliche Befragung de« betreffenden Dirnstmanne«, der al« ei» Mann in den vierziger Jahren, von kleiner Statur und mit schwarzem Schnurr- und Baaenbarl »ersehe» geschildert wird, dringend nöthia. Es wird daher an diesen bisher «»ermittelt ge- dliebenen Dienstmana hiermit di« Aufforderung gerichtet, sich möglichst bald zum Zweck der Auskunftsertheilnug bei der Unterzeichneten Be- Hörde, von welcher er seine Zeitvasäumniß in ausreichendem Maß« vergütet erhalten wird, zn melden. Jngleichea wird Jeder, der irgendwie Kenntniß in der Sach« bat, gebeten, sich bei dem unter ,kichueien StaatSanwalte zur kurze» Befragung rtnzafiuden. Leipzig, den 18. Derember 1882. Die Staatsanwaltschaft daselbst. Meißner. Vir-stahls-Velmnutmachullg. Gestohlen wurde» allbier erstatteter Anzeige zufolge: I) Vier «eißleineae Kranenhemden. aez. 0. S. bez. 6. S. und ein ebensolche« ManuShemd. 0. L. gez., ferner ein roth- und «riß» carrirttr leinener Vettnderzng. zwei weißletaen« Betttücher »nd eins dkügleiche« von Baumwolle, stamttliche Stücke 0. L, gez., er« einer Wohnung in Nr. 3 de« SchrebergäßchenS, im Lauft der letzten 4 Monate, bez. innerhalb der letzten 3 Wochen; 3) »iue weiß« baumwollene Bettdecke, fegen. Waffeldecke, von einem Trockenplatz an der Waldstraße an 8. dss. MtS. Nachmittag«; 3) ein weißleinene« Betttuch, mit den verschlungenen Buchstaben 8. K. 1 gez., aus einem Bodenräume in Nr. 1 der Mahlmannstraße vom 10. dis 12. dsS. MtS.; 4) eia goldener Ring mit kleinem Brillant und auf beide» Seiten ft ein goldenes Kreazchen aufgenietet, au« einem Parterre, local in Nr. 28 der Aatharinenstraße, am 10. df». Mt«. Nachmttt.; b) rin viereckiger Tisch» rothvolirt, au» einer RolUammer in Nr. 4 der Liebigstraße, am nämliche» Lage Abend«; 6) eine Geldsumme von 2» ^ll» i» zwei Krone», an« einer Bohnung in Nr. 28 der Steruwartenstraße, vom 9. bi« 11. ds«. Mt«.; 7) ei» Portemonnaie von schwarzem Leder, mit Stahldügel, tvthaltend ca. 110 ^», in drei Doppelkronen, drei Krone« »nd di». Silbermüaze, sowie einen goldenen Ring mit weißer Pale und sürs kleiue Schlüssel, mittelst Tafthendiebftahl« in der Ptter«. Kraß«, am II. ds«. MtS. Nachmittags; 8) eia schwarzer Hahn, spanisch« Na», und «ine ebensolche Ente, auS einem Stolle im Grundstück Nr. 2» der Zeitzor Straße» i» der Nacht vom 11. zum 12. ds». Mt».; 9) ein Sahnengtetzer von Neustlder, and eine» Gastlocale in Nr. 13 der PeterSstraß«, in derselben Nacht; 10) ein Ueberzieher von schwarzem Floeonn«, mit Sammet» kwge», zwei Reihe« Knöpfen, Schooßtaschrn «ad WellotiaSsutter, — in den Taschen besanden sich ein Paar gelbe woschlederne Hand schuhe —, aus einem Gastlocale iu Nr. 8,10 der Hainstraße, am 12. dsS. Mt«. Abend«: II) ein schwarzledern«« Geldtäschchen, enthaltend einen Hundertmarkschein »ad etwa« kleine Münz«, sawte »in Eisen» »ahnsahldillrt 111. El. (vvr«dors.L»>pzig). zwei Htrschzähne und «tu« kleine Marte von Popp« mit der Nr. 2, au« einem Geschäfts- local« in Nr. 1? am Markt, am IS. df«. Mt«. Abead«; 12) ein Feanenrock vo» schwarzem Kaschmir, mit breiter Falbel, sowie «iu Paar Beinkleider »«» schwarze» Bucksti», aa« einer Bohnung i» Nr. 12 der -rdmannstraß« am 12. d. Mt«. Bormtttog«; 13) eia Bisam»Must mit hellgelbe» Seid«,satter »nd schwarz, seid««» Traaeschaur und ei, ebensolcher Kroge». ans de« Bor- soal einer Wohnung iu Nr. 15 der Dooidstrope am 14. d«. Mt». Nachmittag«: 14) ei» Paar golden» Ohrring«, mit Granate» besetzt, an« einer Schlaistub« in Nr. 2 de« Lchuhmachergätzchen«, am 15. ds«. Mt«.; 15) ei» Brod Zucker, in blaue« Posier verpack» und mit der Schnett« einer holländische, Zuckerfabrik »ersehen, mW eine« Wage», weither «st he« Noßplotze gestände, hm, am 1« ds«. Mit. Vorm.; 1«) ei, Portemonnaie vo, schomrzem Leder, »ttaelbe» Bügel, «thaltrud <2 Mark, i» einer Doppeler»»«, »wem Markstücke n«d «ei Fü,szigpse,niqstückrn mittelst Tofchendieppoht« «ns dem ahmteeplatz«, um nämlich«, Tag» Mittag«: 1?) et, Urderzteher vo, duuklbranuem Floronnt, mit Smumet» wugeu, zwei Reihe, ll,tosen, Setientaschru u»b schwarze» Fmter. - i, de, Tasche« besolde« sich zwei Taschentücher, ein« dovo» o. ». 12. o«».. »m brnullrdeeue« Portemonnaie, zwei Schlüssel md ei« Legitimation«»»»»« —, au« de» Touzsool m der Ceatrul- HM», w der Nacht vom 14. zom 15. ds». Mt«. ; 18) et, »pareostendnch der hiesige, «parrosft. «er. I. Nr. 82613. «er ei« Einzahlung »an 45» -< „s de, Name, Lmoiie Vmckmmm Ü!ch« df«! A " E^"b»u»g t» Nr. 80 der Zeitzer Str^e. L»sa,g »«frag- L?,»so. LdtUlncmrnigvrrr» vftrreli. 4'/, KL, inrl. Briugerloh» 5 Mk^ dnrw die Post bezöge, 6 Mk. Jede riazeiue Nnmmer 25 Pf. Belegexrmptar 10 Ps. Grbüdre» für Ertradeilaae, oh», Bostbesördernng 89 ML MU Postdeiörvernng «0 Mt. Inserate «qeipaltene Petitzeile »0 Pf. Größer, Schriften la« »njerem Vrrw- verzruhuiß. Tabollarischer La» naa, höherem Daris. LrrliUNk» ,n1rr -rn Nrdactisn»Ürich di« Loaltzeile SO Ps. Jmera« fio» ans an die Ez-pr»»t1o> zu ftaoeu. — Rabatt wird nick» gegeben. Zahlung praonulueranno »der durch Post- »aconadme. 76. Jahrgang. 1«) et» «Oettsolcho«. «er. n. Nr. «690, über ein« «Wcklmi, von 20 aus den Namen Labor» kio«» ln,Ie»d, an« einer Gtnd« in Nr. 12 der Thalstroß«, i» der Zeit vom 1b. vor. bi« 12. hfchMt«.: 20) ei» Geldtäschchen mtt »rusilbernem Bü-el, «nthickwud «irra t ^l» in einem THaler »nd dir». Münz«, ferner «iu« runde Allessing marke mit der Nr. 1811 «nd rin« kleine, Schlüssel, au« de» Borsaal einer Wohnung in Nr. 6 der Löhrstraße, «n 15. df«. Mt«. Vormittag«; 21) ei, Vettüber»»,, et» Kistrnüdreing »nd rin Vekttich. vo, weißer Lrimoand und L. 8l. bez. K. 8t. oder K. 84. ae- zeichnet, an« eine« Frrmdenztmmer t» Nr. «2 der Gerborstraß», zu derselben Zeit; 22) drei Franenkleidee vo» blauem, Hy hell^anem Mid dimlelgrauem Lüftr«, ft mtt einer bez. zwei Plistersalbelu befrtzt u»d eia grauer brau,«gestreifter Nock, mW dem Hosrmun« do« Ernud- stück« Nr. 6 der «umboldlstraße, am nämliche» Lag« Lbe»d«; 28) ein Geldtäschchen non schwarzem Leder um einem Inhalte vo» 166 wl 66 ch, t« einem Hvnderlmarkscheiar, zwei Dopvel- trvne», THaler», Zweimark., Markstücke« und kl. Münz«, sowie sür 2 Brtosmarirn, vo» einem Schalter t» Postgebüud« «n A^ustuSplatze. z» aleicher Zeit; 24) ein Paar Hose» vo» dunkelblauem wertete» Stoff, mit gelbem Buudsntwr, — iu den Tasche, besanden sich ei» Taschen messer mtt schwarze, tzornschaalea, «tu« Busennadel mtt blauen Steinchen »nd ei» weißleinenr« Tafchentnch — au« einer Wohnung in Rr. 17 der Querstraße, am 16. dsS. Mt«. Vormittag«; 25) eine Geldsumme von 46 », i« einem tzänfmarkscbetn«, zwei Fünftaarkstücken, Thalern „d Markstücke», ferner eiue g»lde«e Damen-Remontolrn-r mir kranzähalicher Graotrung und Wappen» ähnlichem Schildchcn auf der Rückseite, nebst knrzer zwetstrüngigre Talmtkrtte mtt Quaste, ein« silberne Ltzltndernhr mtt slamm«»- Lhnltcher Gravirung auf der Rückseite, «bst starker Panzeekrtt« von Talmi, daran ei» goldene« Medaillon in Buchform, sitzoar» «maillirt, eiu glatter avldener Trauring, gez. »It. L SO. ckuui 1874 , eia Wtnterüderrtehcr von duakelblauem RatinS, mtt schwarzem Sammcttragrn, zwei Reihen Knüpfen, Seitentaschm und Wollatka«. sutter, ein weißleinene« Oberhemd, oez. L. 2., und ei» Paar braune baumwollen« Sacken» mittelst Sindench« aus einer Bohnnotz in Rr. 6 der Slfterstraße, an demselben Tag« Abend«; 26) ei, llrbcrzicher vo« dunkelblauem Floeonn«, »tt schwarze« Sammctkrage», Seitentasche» mtt Potte» und schwarzem Mollaila»- suttrr und eia rothe« Halbseide»«« Halstuch, au« einem Voben» raum tu Nr. 2 der Arndtftraßr, vo» 12. b>« 17. ds«. MtS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlone» Saide, oder de« Thüler fmd »ugefliumt bei unserer Lrtmtual- Abthellung znr Anzeige zu bringen. Leipzig, am 16. Derynber 1880. Da« Volizet-Amt »er Stadt Leipzig. I. B.l I » » ck. P»l.-R»th. Sdrschke Nichtamüicher Thell. Das Steuerprogramm des Professors Wagner. Der Berliner Professor der Nationalökonomie, welchen die Organe der äußersten Rechten bei seinem Eintritt in da« Abgeordnetenhaus al« da« neue Licht der Eonfervativen Priesen, scheint deren Hoffnungen doch nur in beschränktem Maße zu verwirklichen. Zwar sind die steuerpolitischen Reden de« neuen Abgeordneten — und nur über finanzpolitische Frage» hat er bi« jetzt im Plenum des Hause« gesprochen — in Bezug auf inneren Gehalt sowohl wie auf äußere Form ungleich viel bedeutender, al« die matten von de» Gegnern mitleidig belächelten Leistungen, welche die Herren v. Rauch haupt und v. Minnigerode bisher auf diesem Gebiete produeirtea. An geistiger Bedeutung und Sach kennt niß ist unzweifelhaft Professor Wogner ein Licht der Eonser vativen. ferne Rebe» habe» für seine Parteigenosse» nur den schlimmen Mangel, daß sie nicht conservativ sind. Wenigstens ist der Eonservativismu« de« Abg. Wagner mit einer starken Dosis gesunder liberalen Ideen gemischt, ein Factn«, da« «vir. von unser« gemäßigt liberalen Stanvpunct au«, bei einem etwaigen Zusammenwirken «ft »«, gemäßigten Eonfervativen durchaus nicht bedauern können. Frnlicb müssen wir unser Lob für den konservativen Abgeordneten ans dasjenige Gebiet beschränke», welche« er ständig beherrscht, aus da« volkSwirthschastliche. stenerpolitisch« Gebiet. Äu andern Fragen, in denen er sich mehr der Leitung seiner extremen Parteigenosse« überläßt, kann man seiner Haltung eine gleiche Anerkennung nicht zu Theil werden lasten. E« bewahrheitet sich eben amh an ihm der alt« Satz, daß man in Dingen, die man versteht, weder gaoz radikal noch extrem konservativ sei» könne, sonder» jene gemäßigte Richtung «inschlaoe« müsse, welche die NationaliideraleParte» unter Führung von veanigse» seit ihrem Entstehen zu der ihrigen gemacht hat. Professor Wagner zeigt demgemäß, wie der alte ÄannSkops in Rom, eiu doppelte« Angesicht, «m kriegerische«, den ver ständigen Liberalismus bekampsend«« in denjenigen politischen Gebieten, auf denen er nicht Sachkenner ist, und ein fried fertige«, mit den liberalen Gedanken paetirende« i» Steuer- und Finanzsragen. Sollte er einmal in Fragen der ersieren Kategorie al« konservativer Parteiredner anstreten «nd ein Programm entwickeln, dann könnte man diese« Programm ein conservativ«- nennen; da« Steuerprogramm aber, da« er in der letzten Sonuabendsitzung de« Abgeordnetenhause« bei der Berathung de« Licenzsteuerenkwurf» verkündet hat, entspricht so wenig den Ideen, welche die konservativen Führer bisher Uber diese Materie geäußert Hab«,, daß man hier wohl nur vo» seinem persönlichen Programm sprechen kann. Weder die polemische» Bemerkungen gegen einzelne libe ral« Redner, noch di« mittelalterliche« Remmiscruzen an« der deutschen Finanzpolitik könne» den aufmerksame» Hörer und Leser seiner Red« darüber hinwegtänschen. daß die richtigen Gedanken in derselben eigentlich liberale sind. „Dir können unser« direct« Stcueru nicht auf den Aussterbe etat stellen^', sosagt«HerrPr»s«ssorWagner. Er charaklerisirt die directen Stmmr» geradei« Gegensatz zuHerr« Schot, sehr richtig al« da« feste Rückgrat m dem steuerlichen Körper de« Lande«, der Staad halt«, müsse, wen« emmal in trüben Tage» die indirekte» Stenerquellen versagen. Waren es bi-der nicht di« Liberale», war «6 nicht vor Allem der hochverdiente Ab geordnete v. Bennigsen, der neben einer zweckmäßigen Au»« oilvung de« indirekte» Steuersystem«, doch auch bi« staats- erhaltend« Natur der directen Stenern ncktia erkannte und in seinen »ffentlichen Reden darauf hingewiese» hat? Die Liberalen waren vor Allem di« berufenen Warner, al« in der officivsen Prrffe die Parole au»gegebe» wurde: „Dez mit de» directen Steuern; da« Heil liegt allein in den indirectenl" Jetzt ist anch in »i, Regftr»ng«kreis« di« Erkrnntniß I gedrungen, wie Recht unsere Partei hatte, al« sie vor einer I übermäßige» Ansdehnrmg der indirekten Steuern über I jede vernLnstige Grenz« hinan» warnte, well sie eiusah, daß ei« solch« Stennpolitik nur gleichbedeutend sein könne mit einer ungerechten Belastung der ärmeren Eonsumenten. Jetzt mnß der cvnservative Parteiredner mit schlecht verhehlter Ironie die Finanzmänner am Regierunglisch daraus biaweise», daß sie in den Motiven der Licenrsteucr- Vortag« mtt jener viel bekämpften Theorie gebrochen haben, welche bisher immer in Abrede stellte, daß eine indirecte Steuer aus einen Consumartikel in einer Preis steigerung oder Qualität«- und QuantitätSverminderung aus di« Konsumenten abgewälzt werde. Mit beißendem Sar- kasmu« warf der conservativ« Redner jene, die ministeriellen logischen Widersprüche scharf verspottende Charakteristik der neuen Licenzftcuer in den Saal: „Ich möchte Vorschlägen, sie ein« direct-indirecte Steuer zu nennen", und frenetische Heiter keit schallte ihm von allen Seiten de« Hause« entgegen. Mit den Liberalen erkennt auch Prosesior Wagner die Noth- wendigkeit einer Reform der directen Steuern an und in scharfen Dorten tadelt rr die Regierung, daß sie bisher zögerte, die Initiative in dieser wichtigen Frage zu ergreifen. Offen hat er es ausgesprochen, daß eine bruckstückweise Decretirung von Steuererlassen ohne eine entsprechende organische Umgestaltung de« ganzen Steuersystem«, welche durch dauernde Einnahmen jene Ausfälle deckt, baß die Be streitung von Steuererlassen au- Anleihen nicht den Tra ditionen der alten gesunden preußischen Finanzpolitik ent spreche, und der konservative Redner hat damit nur wiederholt, wa« vor ihm Misere Führer im Parlament hundertmal gesagt habe». In der Thal stellt die mechanische Art der Steuererlasse, wie sie von der Re gierung jetzt betrieben wird, einfach eine größere oder ge ringere Anzahl der untern Steuerstusen auszuhcben, ohne die Steuerlast unter den beibehaltrnen Stufen gerecht zu ver- theilrn, mehr eine Ungerechtigkeit, al« einen Act humaner Steuerpolitik dar. Ist vielleicht der Censit der sünsteu Classen- steuerstuse so viel leisiungSsähiger al« sein etwa nur zufällig iu die vierte Stuf« eingeschätzter Mitbürger, daß er seine ganze bisherige direct« Steuerlast ungeschmälert weiter tragen kann, während sie jenem vollständig erlassen wird? Der Haß gegen de» Executor hat de» konservativen Finanzpolitiker nicht olwd gemacht gegen die Vorzüge der directen Steuern, deren gegen wärtige Mängel er, ebenso wie die Liberalen, durch eiue Reform, «elch« di« Aermeren entlastet und den Au-sall den Wohlhabenderen ausrrlegt, beseitigen will. Er erkennt aber an. daß man bei solch einer R-sorm mit großer Vorsicht und noch größerer Kenntniß der Verhältnisse Vorgehen muß, wenn mau nicht großen Schaden anrikhte» will, daß man nicht so täppisch die Sache anfassen darf, wie der Antrag v. Wedell- Malcho» mit der Bvrsensteucr verfährt. Auch die neue Licenzfieuer hat nicht seine Billigung, wenigsten« nicht in ihrer jetzigen Gestalt. Es muß gewiß befremden, daß wir in so dielen Pancten durchaus mit dem conservativ«, Finanzpolitiker einderstanden sein konnten, baß wir so wenig Anlaß fanden, gegen den sachlichen Inhalt seine« Eteuerprvgramm« zu polen,isiren. Da« liegt einerseits in der spccielle» Haltung de« Redner«, di« wir Eingang« hinlänglich beleuchtet haben, und sodann darin, daß er den eigentlich konservativen Theil seine« Finanz- Programm« verschwiegen hat. Er hat nicht davon ge sprochen, daß durch eine zweckmäßige Rcsorm der Spirit us» und Zuckerbesteuernng die Mittel beschafft werden m üssen, um die unteren Elasten vom Steuerdruck zu entlasten. Die stärkere Heranziehung de« mobilen Capital» genügt dazu nickt. Ja dem Widerstreben der Conservativ«, gegen diese nothwendigen steuerlichen Reformen liegt dcr Hauptunterschied der conservativen Steuerpolitik von der liberalen. Herr Professor Wagner hat es vorsichtig vermieden, sich über diese Punctr deutlich auszusprechen. E» wird nicht an Gelegen heit fehlen, ihn dazu von liberaler Seite zu veranlasse». Wir wolle» sehen, pb sei« finanzpolitischer Scharfblick sich auch dann noch bewährt. Leipzig, IS. Derember 1882. * Aus Berlin wird uns vom Sonntag geschrieben: „Der Kaiser ist wiederum, wie da« in den letzten Jabren wiederholt bei plötzlichem Witterungswechsel der Fall gewesen, vo» einer Heiserkeit befallen worden, welche ihm da« Sprechen sehr erschwert. Er ist daher aus den Rath de, A-rzte ver anlaßt worden, da» Zimmer zu hüten, doch hört Se. Maj. weiter die regelmäßigen Vorträge und ertheilt Audienzen. Di« Kaiserin befindet sich wieder etwa« wohler und yat bei de« gestrigen Empfange de« Präsidium« Herrn v. Köller gegenüber der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß e< ihr auch »n diesem Winter möglich sein werde, bei den bevorstehenden Lossestlichkriten die Pflichten der Repräsentation in gewohnter Weise zu erfüllen, da ihr im Interesse der Saulleute und Gewerbetreibenden daran liegt, daß die Saison der Gesellschaft „nicht minder al«iu früheren IahreuzuBeslellungenAnlaß biete." — Da» Abgeordnetenhaus sollte eigentlich am Mittwoch noch eine Sitzung halten, wa- ebensowohl den Intentionen der Regierung wie dem Wunsche de« Präsidenten v. Köller entsprach. E« ist indeß sicher, daß unsere Landboten nicht bi« dahin zusammnigehalten werden können, und wllrde am Mittwoch keinesfalls ein beschlußfähige« Hau« zusammen zu bringen sein. Die letzte Sitzung wird demnach definitiv am Dienstag abgehalteu werben, was auch schon seine Schwierig keiten hat, da eine Anzahl von auswärtigen Abgeordneten bereit« gestern Berlin verlassen hat. Wenn da« Han« am lv. »der 1t. Januar 1883 zusammentritt, wird e« zunächst einig« Plenarsitzungen abbalten, um für die Eommisiwoen qenügend« Arbeit zu beschaffen. Die Vorlage über die Secundairbahnen, ebenso die Verwaltunq-gesen« werben bis dahin an da« Hau« gelangt sein, und sollen sofort die ersten Lesungen erledigt werde». Dann erst soll eine Paus« von drei Wochen »intretca, in denen namentlich di« Commission für die Licrnzsteuer ihr» Arbeiten, bezw. ihren Bericht, beendet haben soll. Diese drei Wochen solle» vor Allem dazu dienen, dem Reichstage die nvlhiqe Muße zu gewähren, um die zweit« Berathung de« ReichShaushaUselat« ungestört fortznsetzeu. Jedenfalls ist die diesmalige parlamenlarffche Campagne sür diejenigen Abgeordneten. welche sowohl dem Landtage al« auch dem ReickSkage angehvren und nicht am wenigsten auch für die Journalisten die anstrengendste, welche seit Gründung de« Norddeutschen Bunde« überhaupt da gewesen ist. Nach Eröffnung de« Parlament« eine ununter brochen fortlaufend« R«h« täglicher Sitzungen, daneben in beide« Körperschaften da« Tagen von mil schweren Arbeiten belasteten Commissionen, welche fast sämmllich« tüchtigen Kräfte in Anspruch nehinen, war bisher unbekannt. Diese Session zeigt deiülich, daß eiu, Aenderung »intreten muß. soll sich nicht der Parlamentarismus selbst ruiniren." * Der Vorschlag der Regierung betreff« der Beschrän kung de« Eolportage-Buchhanvct« ist von der Ge» w»rde-Eom»nission de« Reichstag« zwar abgeändert worben, aber in durchau« unzulänglicher Art; e« sollen danach a»S- geschloffen vom Krilblrten im Umherziehen sein: Druckschriften, andere Schriften und Bildwerke, „insofern sie die Grundlagen de« Staate« und der Gesellschaft zu untergraben oder in »tt- lichrr oder religiöser Beziehung Aergerniß zu geben geeignet sind", oder welche mittelst Zusicherung von Prämien oder Gewinnen vertrieben werden. Wer Druckschriften, ankere Schriften oder Bildwerke im Umhergiehen seilbieten will, hat ein verreichniß davon der zuständigen Verwaltungsbehörde feine« Wohnorte« zur Genehmigung vorzulegen. Hiergegen hat die Corporation der Berliner iSuchhändler eine Petition an den Reich-tag gerichtet» in welcher e« heißt: E« scheint ket» triftiger Grnnd vorzuliege«, dir Prämie», welche dem Kunsthandel «der den in uuserem «mra>ic ausgeführten I». dustriezwetä«» aagehörr», also namentlich die bekannte» Bilder-Prä» mie» von der Lolportage auszuschliebeu. E« ist kein Fall bekannt geworden, t» welchem dre Zusicherung von Btlderprämiea Uuzuträg- lichleitea irgend welcher Art veranlaßt hat. Hingegen sind durch diese fett diele» Jahrzehnte» tm deutscheu Buchhandel üölichen Bilder- Prämien gewisse Zweige de« Knnfthandel«. zum Beispiel die Oel- farbeodrnckvüder, »» besonderer vlüih« iu Deutichlaud gelangt. Wohl aber ist die gesetzliche Ausschließung von Prämie« und Gewinne», welchr utcht dem Buch-, Kunst-, Mustkalrea oder Landkarteuhandrl angr- HSren, auch im Juterefie und zur Ehre de« deutscheu Buchdaudel« dringe nd zu wünsche». Wenn da« Gesetz ferner verlangt, daß die Genehmigung seiten« der Behörden versagt werde» solle, wwett da« verzeichain rc. enthalte, welche dle Grundlagen de« Staate« n»d der Gesellschaft zu untergraben oder t» sittlicher oder religiöser Beziehung Aergerniß zu geben geeignet sind —, dann muß entweder et« für da« ganz« Reich Geltung habende« Verzeichniß der erlaubten, resvectiv« der verböte»«» Artikel der gesammteu Lolpoctage-Literatu' - sgestellt werden, oder e« muß bei jedem einzelne» Bach« jedesmal dt« Beurthetlung der Behörden ei »treten. Beide Fülle erscheinen aber schwer durchführbar «nd außerordentlich bedenklich. Eine amtlich ausgestellte List« aller erlaubten oder verbotene» Schriften würde tn ihre» Lonftqnenze, sür die in Zukunft neu erscheinenden Werke den Nachtheil«» einer Leas« gletqkoaune», «ährend die Be urlHeilung jede« einzelnen, von eine» Lolportrnr Vorgelegen Buche«, jede« Hefte«, jeder Zwnrnal-Nummer w. von Seite» der Behörden — die Lommrssto» schlügt di« Verwaltungsbehörde» am Wohnorte de« Lolporteur« vor — noch größer» Bedenken erregt. Wtr bitten zu erwägen, welch außerordentlich große Zahl von NentgkriSen für de, Lolportagebetrftd alljährlich im deutsch» Reich« erscheint, welch große Steihe »„ Zeitschriften «tt ihr» monatttch »der vöchrntlich sich folgenden aene» Heften heransgegrbe» wird — und alle diese neuen Erscheinungen müßt«, der amtlichen BrurtheUnng dm Ger- waituugSbehörden am Wohnorte eine« jeden Lolportrnr« untersten»». Dazu würde» auch all« diejenigen früher erschienene» Merke unterer deutschen Literatur kommen, welche dnrch «in neues Er scheine« in Lieferungen oder in Bünden zum Lolportoge» Vertriebe geeignet find. Z» welcher anendliche» Arbeitslast pW die Vehsrde» und »» welch eiaenthümlichen Widersprüche» in den amtlichen Ent- schetdunge» müßte eine solche Einrichtung führe» 1 Auch dadurch alle Erscheinungen der sogenannte« Tagesliter« heißt Schriften, deren Inhalt »nr kür «inioe Zett da« Interesse areal, dir aber häufig für de» verkauf dnrch Lolponage besonder» geeignet find, gänzlich aus-eschloge« werde», wall G nicht ««glich sein würde, die Genehmigung da betreffende» Be hörden uod dir Einschrrtbnng in das Verzeichniß schnell genng tzft »langen. « * » *Dem „Prager Abendblatt«"wirtzLberdeaArtikel der „Kölnischen Zeitung" vom tS. d. M., betreffend da« österreichisch-deutsche Bündniß, au» Wien geschrieben: „Man erblickt in den Ausführungen der „Kölnischen Zeitung" in de» hiesigen politischen Kreisen einen neuerlichen Beweis dafür, daß da« österreichisch-deutsche Bündniß nicht ander« al« Frieden-allianz aufgesaßt werden könne, die aber durch ihren Charakter den Eintritt emer dritten Macht in da« Bünvniß «»«schließe. Werlh sei aus die gleichzeitige Betonung de« fried lichen und freundlichen Fortbestände« deS Dreikaiserverhältuiffe«, wie sie in dem Artikel der,KönischenZeitung" auSgebrüctt se»,zu legen, worin zugleich der Hinwei« enthalte» sei, daß. wenn auch der Eintritt einer dritten Macht in da« Bündniß un möglich sei, der Anschluß einer solchen an die Verbündeten keinem Hindernisse begegne und erwünscht sei. Zugleich wird aber «och augedeutet, daß die Bestrebungen der Pansladiston ebenso gegen die vom Minister Gier» vertretene Politik der Mäßigung und der Friedensliebe wie gegen Oesterreich und Deutschland gerichtet seien. Et sei also gewiß unmöglich, in der über Alle- zwischen Wien und Berlin herrschenden Ueber- einstimmnng etwa« Andere« zu erblicken, al« die beruhigende Eonstatirung, daß da« für die Erhaltung de« Frieden« ge schaffene österreichisch-deutsch« Bündniß seinen Zweck auch Vollkommen erfülle." * Au« Budapest wird un« dom 15. Deeember geschrieben: „Während der Berhanblung über da« LandmirthschaftSressort in der Special-Budgetdebatte brachte Gras Albert Apponvi von Neuem sein bekannte« Bgrarprogramm zum Ausdrucke, doch fand er die öffentliche Kritik auch heule sehr gelheill. Da Gras ruft gegen die Uebermacht de- CapitaliSmus in Ungarn im Interesse da durch den letzleren auSgebeuteten Bauern- und mittleren Grundbesitzerstande« staatlichen Schutz an. Auch er will die berühmten Paar Tropfen „socialistischen Ortes" in di« ungarische Staatsmaschine gießen um den „armen Mann" —- bei un« versteht man darunter den Bauern —durch ge setzliche Regelung de« Besihminimum«. durch Einführung da Primogenitur unv Banerumajorate uns ähnlich«Maßnahmen vor Decapitalistrung und Erpropriirung zu schützen. Diese An sicht wird » Oekonomentreisen vielfach gelheill. Daher diese erst jüngst mit dem Titel „Consavativ-Socialisten" belegt wor den sind. Dem gegenüber wird aber von anvaa Säte «in- gewendel, daß Ungar» als dünnbevölkerte« Land mit einer noch grtzßlentheil« extensiven Landwitthschaft eher an Eapitalsmangel al« an Capitalsüdermacht leidet. Da ungarische» Landwirlh- schast kann dnrch Entwickelung de« Verkehrswesen«, durch billi ge« «nd soliden Errdit. hauptsächlich aber durch Verbreitung sack- wissenschaftlich-laudwirthschastlicker Kenntnisse besser geholfen waden. Wie so aber den crevitbedürstigen Landwirthen ge dosten sein sell, wenn man seinen Boden immobilisirt, sein« Ereditsähigkett beschränkt und dem hier zu Lande keine«weg« in demselben Maße al« in Deutschland entwickelten Capital den Krieg erklärt, ist nickt abzusehen. Die ungarisch« Pro duction. argnmentir» man weita. wnrd« mehr durch die Gelrnde-Cenenaenz Nordamerika« unv Rußland« geschädigt, die Landwirthschast muß daher intensiver gestaltet, neue EapitalSkeäst« müssen in ihren Dienst gezogen und der Wucher muß zwar streng bestraft, andaaseits aber durch billige» und
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