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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190808136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080813
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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8584 Börsenblatt s, d. Dtschn. Buqhandrl Nichtamtlicher Teil. 187, 13. August 1908, Nichtamtlicher Teil Unsere modernen Papiere, ihre Herstellung und Prüfung mit Demonstrationen*). Von C. Frihsche-Stuttgart. Während im Mittelalter die Leinenfaser, in geringen Grenzen auch die Hanffaser, Grundsubstanz aller Papiere war und bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts geblieben ist, bestehen heute neun Zehntel aller Papiere nur noch aus den mechanisch oder chemisch aufgeschlossenen Zellen unserer Nadel holz- und Laubbäume, sowie aus den Zellen unserer Stroharten, mehr oder weniger vermischt mit Baumwoll- und Leinenfasern. ^ Obgleich sich der Aufbau der Zelleu in unseren Gespinst pflanzen nach den gleichenMrundsätzen vollzieht, wie in unseren Waldbäumen, obgleich die chemische Formel des Zellstoffs hier wiedort ganz die gleiche ist (LH, UzgOi vjx, so besteht dennoch ein großer Unterschied zwischen beiden, namentlich aber im Bau der einzelnen Zellen, in ihrer Festigkeit, Form, Länge, Breite, Durch messer, Wanddicke usw. Namentlich die Festigkeit spielt hierbei eine große Rolle; sie ist bestimmend für die Festigkeit des aus dem Zellstoff gefertigten Papiers. Am widerstandsfähigsten sind die (im Bau zum Verwechseln ähnlichen) Zellstoffasern von Flachs (Leinen) und Hanf. Leinengewebe gelten daher als die aus dauerndsten, und die gleiche Eigenschaft haben auch die hieraus gefertigten Papiere, da sie weder von Luft noch Licht viel ver ändert werden und Jahrhunderte überdauern. Das gleiche gilt vom Hanf in noch erhöhtem Maße; sein Zellstoff ist daher das Roh material unserer Banknotenpapiere. Viel weicher und geschmei diger sind die Zellen aus den Samenhaaren der B a u m w o l l e. Auch sie haben große Festigkeit, verbunden mit Weichheit und Elastizität. Wie wir ein leinenes Taschentuch von einem baum wollenen durchZusammenknüllen mit derHand sofort unterscheiden, genau so erkennen wir ein Baumwollpapier sehr leicht an seinem weichen, samtartigen Griff, Leinenpapier am harten, blechernen Klang und Griff. Baumwollhadern haben sich daher für unsere besser bezahlten Jllustrations- wie Werkdruckpapiere, sofern sie für Werke mit sehr langer Lebensdauer bestimmt sind, als hervor ragend geeignet erwiesen. Ihre große Elastizität, verbunden mit Weichheit, geben den: hieraus gefertigten Papier alle diejenigen Eigenschaften, die der Buchdrucker an die Druckfähigkeit seiner Papiere stellt und besonders hoch schätzt. Ein weiterer Vorzug ist ihre geringe Transparenz. Leinenhadern dagegen sind bis heute das wertvollste Lumpenmaterial für gute Schreibstoffe geblieben. Leider gibt es nirgends in der Welt so viel Hadern — gleichviel ob Leinen oder Baumwolle — um unseren Bedarf an besseren Druckpapieren hiermit decken zu können. Würde heute ein Gesetz den Verlegern die Verwendung von Hadernpapieren vorschreiben, so wäre die Folge eine Papiernot, wie wir sie noch nie erlebt haben; die Mehrzahl der Werke würde nicht gedruckt *) Vortrag, gehalten im Württembergischen Bezirksverein des Vereins deutscher Chemiker. Die Demonstrationen boten dar: Muster der zur gegenwärtigen Papiererzeugung dienenden Rohstoffe in ihren verschiedenen Bollendungsstufen, außerdem alte und neue Bücher, bedruckte und unbedruckte Papiere, illustrierte Zeitschriften, Abbildungen von Papier maschinen, die kolorierte Wandtafel einer den ganzen Werdegang des Papiers darstellenden Fabrik-Innenansicht mit Lumpenboden, Kugel kocher, Kollergang, Holländer, Stoffbütte, Langsiebmaschine, Feucht glätte, Rollapparat, Glätt-Kalander, Längs- und Querschneider, ferner Einzel-Ansichten von Holzschleifern, Zellulosekochern, Wasch- und Mahl-Holländern, Glatt-Kalandern und sonstigen Hilfsmaschinen. Mikroskopische Lichtbilder der in unseren heutigen Papieren vor kommenden hauptsächlichsten Faserarten, sowie eine Darlegung ihrer Unterscheidungsmerkmale und physikalischen Eigenschaften erleichterten das Verständnis. Werden können, und die Bücherpreise würden eine Höhe erreichen, die deren Verbreitung sehr hinderlich wäre und ihre Anschaffung dem minder Bemittelten verböte. Von jeher hat die Beschaffung der Hadern den Papier machern große Schwierigkeiten bereitet; sie waren nie in genügender Menge und zweckdienlicher Beschaffenheit zu haben. Mit der Erfindung der Schnellpresse zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, die mit der Erfindung der Papier maschine fast zusammenfällt, tritt die erste merkliche Verschlechte rung des Papiers ein: es hat nicht mehr die Festigkeit des mit der Hand im Büttenrahmen geschöpften Papiers, die Färbung ist trübe und grau; auffallend sind die vielen Stockflecke, mit denen die Bücher aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts übersät sind. Hieraus läßt sich erkennen, daß man in der Wahl des Hadernmaterials nicht mehr so wählerisch war und auch nicht sein konnte, wie vor Erfindung der Schnellpresse, die ganz andere Mengen Papier verbrauchte, als die primitive Handpresse der früheren Zeit. WeitererAahrzehnte bedurfte es, bis die von vielen Seiten unternommenen Bemühungen, einen Ersatzstoff für die Hadern ausfindig zu machen, Erfolg hatten. Es war die S t r v h - faser, die den Reigen der Surrogatstoffe eröffnete. Leider er gab die Ausbeute für die Papierfabrikation viel zu wenig; außer dem hatte die sehr dünnwandige, durch den Kochprozeß mit Ätz kalk geschwächte Faser keine Festigkeit. Man mußte also nach Stoffen suchen, die ausgiebiger und dabei auch billiger herzustellen waren. Dieses Ersatzmaterial fand man im Holz unserer Waldbäume. Gottfried Keller entdeckte durch einen Zufall die Kunst, Holz auf Sandsteinen fein zu zerschleifen und aus diesem »Holzschliff« Papier zu erzeugen. Durch diese Erfindung wurde er zu einem Wohltäter für die ganze Menschheit; denn das Papier, als Träger unserer gesamten Kultur und des Gedankenaustausches, konnte numehr in genügender ^ Menge billig hergestellt werden. Allerdings ergab Holzschliff für sich allein noch kein gebrauchsfähiges Papier; es war zu brüchig. Aber mit Hadern gemengt erwies es sich für Zeitungen, wie für Drucksachen des täglichen Gebrauches sehr geeignet, namentlich nachdem man gelernt hatte, es durch Ton, Gips und andere Weißerden zu färben. Allein bald machten sich auch die Nachteile des Holzschliffs bemerk bar. Holz bleibt eben Holz, gleichviel ob es als Zaun, als Möbel stück, als Balken, als Werkzeug oder fein gemahlen zu Papier ver arbeitet wird: es dunkelt nach, wird gelb und schließlich braun, und dies um so rascher und gründlicher, je mehr Luft, Licht und nament lich Feuchtigkeit Gelegenheit haben darauf einzuwirken. Es ist ein Oxydations-, ein langsamer Verbrennungsprozeß, der sich hier abspielt. So finden wir denn an den Druckerzeugnissen aus den 60er und 70er Jahren, selbst bei wissenschaftlichen Büchern aus jener Zeit, infolge des häufig übertriebenen Holzschliff zusatzes zu den verwendeten Papieren überall die Spuren des be ginnenden Zerfalls: gelb-bis kaffeebraun gefärbte Ränder an dem durchweg vergilbten Papierblatt. Der braune Rand geht überall so tief, soweit die Feuchtigkeit der Luft in das Papier eindringen konnte. Diese unliebsame Erscheinung brachte den Holzschliff, was nicht wundernehmen kann, sehr bald in Mißkredit, aber ganz un verdienter Weise. Es bildete sich damals die irrige Meinung heraus, daß jedes Papier, welches Holzschliff enthält, unbedingt minder wertig und für länger aufzubewahrende Werke zu verwerfen sei, eine Ansicht, die auch heute noch von vielen Verlegern, und sehr zum Schaden ihres meist recht knappen Nutzens, geteilt wird. Man prüfte zu wenig die Ursache des raschen Vergilbens und der Brüchigkeit. Wird nämlich einen: Papier zuviel Holzschliff zugesetzt und dieser ohne genügende Bleiche und ohne gut deckende Einbettung in weiß färbende Mineralstoffe gelassen, so daß Luft und Licht ungehindert Zutritt zu den Holzschliffasern haben, s»
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