Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187407027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-02
- Monat1874-07
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Letzacltoa ua> Lrvrtttl«, Johanni-Zgaffe 33. Derantw R'dacteur Fr. stöOarr. Sprechstunde d. Redattion Vvrm>ll>>g« »r» ii—>2 Ud» liachmitttig» ro» 1—L Uhr. Annahme der für dir näikfft- kolgcnde Nummer bcjtlmmtn» Znlcrate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags. an Lonn- und Festtagen früh bis '/»i> Uhr. Filiale für Inseratenaanahme: > Ltto Klemm. Universitätsstr. 22, LoUiS Lösche. Hainstr. 2l, Part. 183. und Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgkschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag den 2. Juli. «nflage 11,8-0. K»»»„tmr«l»pret» vierteljährlich l Lhlr. 1- LgL, incl. Bringerlohn 1 THIr. 2U Ngr. Jede einzelne Nummer 2'/» Nyr. Belegexemplar 1 Rgr. Gebühren für Extrabeilagen ohne PoslbrlSrderung 11 Tbtr. mit Pofibesvrdcrung 14 Thk. Inserate 4gkspaltenrvoiirgoiszeile l '/,N gr. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichmß, vtliamea »«irr d. ttedarttoiiojirüll die Spaltzeile 3 Agr. Inserat« sind stets an d. -«prdiliou zu srndeu. 1874. Bekanntmachung. Wegen eines Schleußenbaues bleibt das Barf»Hgä«ck,cn von» «. Juli laufenden Jahre« ab Ibis aus Weiteres für de» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, 30. Juni 1874. Der Rath der Stadt vr. E. Gtephani. r. ?. sss-ch" u. k a. 0. u. ü n. 6. k u. kt. Bekanntmachung. 'n finden folgender Weife stat sauer. Die diesjährigen Spritzenproben finden folgender Weife statt die der Viertelfpritzcn Nr. 1, 8 und 9 am Montag den 6. Juli aus dem Thomaskirchhofe, die der dergl. Nr. 2, 15 und 16 am Dienstag den 7. Juli auf dem Königsplatze. Das Nähere enthalten die an die betreffenden Mannschaften geschickten Bestellzettel. Leipzig, den 1. Juli 1874. Der Vranddirector und Conrnrandeur der Feuerwehr. A ß m a n n. k. Universität. D Leipzig, 30. Juni. Donnerstag den 2. Zuli I Vormittag 10 Uhr beginnt die bereit« vorläufig angekündigte theologische Habilitations- Disputation im Collegium Zuridicum. So eben erscheint die den Stoff dieses gelehrten Col loquiums enthaltende lateinische Dissertation „pro venia" unter dem Titel: „dakve et Ickoloed sivc äe ratione inter cleum wraelitarum et moloedum intcreockonte." Verfasser, Wolf Friedrich Wilhelm Graf v. Baudissin. Licentiat der Theologie, De. pkil., widmet seine Arbeit (81 pp.) „patri cLriseimo" (Hermann Wilhelm Graf o. Baudissin, großherzval. oldenburgischer Kammer- Iberr und kömgl. dänischer Hosjägermeister zu Frei- Iburg l. B ). Der Tbesen dabei sind acht (die Isünffe ljeißt aus Deutsch: „DaS alte Testament ilänieb den heidnischen Göttern eine wirkliche »Existenz zu"; die nächste: „Die Einrichtung der IWoche hängt gar nicht zusammen mit dem Cultus lder sieben Planeten" und die lepte: „Die Pflichten befinden sich nie mit einander nn Widerstreit"). Aus -em Schumrgerichlssaa!. Leipzigs 30. Juni. Die Mehrzahl unserer iLcser werden sich noch des Vorfalls erinnern, der Ifich an: Abende des 9. Mai d. Z. in dem sogen. I,,Neuen Anbau" bei Schönefeld zutrug, bei welchem Iter 17 Jahre alte Handarbeiter Ernst Hermann veißenborn daselbst durch einen Messerstich in die )rust so schwer verletzt wurde, daß er nach Innigen Tagen, am 14. Mai früh, verschied. Der Sachverhalt war folgender: Am Abende es schon genannten 9. Mai hatte der etwa IlZ Jahre alte Wilhelm Weißenborn (besten Eltern lim Neuen Anbau bei Schönefeld wohnen) den 119 Jahre alten Handlanger Julius Paul Pich laus Eilenburg geneckt und mit einen» Steine nach Pich geworfen, sodann sich aber in die Wohnung einer Eltern zurückgezogen. Pich ging deshalb Im die Weißenborn'schc Wohnung und machte den Eltern des Knaben über dessen Handlungsweise ernstlichen Vorhalt. Pich soll in ziemlich heftiger loder erregter Weise diese Angelegenheit vor iWeißenborn's Elter» gebracht und ebenso erregt ldie Wohnung der letzteren verlassen haben. Abs ler nun wiÄ>er aus die Straße herausgetreten, ^hat ihm der in Begleitung des Maurers Nitzschc vor dem Hause stehende 17 Jahre alte Hermann Weißenborn über das Ungeziemende seiner Denun- iation mit den Worten Vorhalt gethan: „wie er ^ich nur mit einem solchen kleinen Jungen läppschen le". Darob ist -e« zu Auseinandersetzungen THLtlichleiten gekommen, und bei dieser Ge legenheit hat Wcißenborn von Pich einen Messer stich in die Brust erhalten, dergestalt, daß sofort das Blut hervorgequollen ist. Weiße rn ist sofort in ärztliche Behandlung genommen w.rd7N, allein die Verletzung ist solchergestalt gewesen, daß er, wie schon erwähnt, am 14. Mai früh verschieden ist. Nach den sachverständigen ärzt lichen Gutachten ist der Tod eingetreten in Folge von Entzwwnng de« Brust- und Bauchfelle«, diese Entzündung aber ist wieder die Folge der Einwirkung jener Verletzungen ! dich, gegen welchen die Untersuchung wegen senes voHmls eingeleitet wurde, bat gleich an- angs die Behauptung ausgestellt, daß er, gleich tls er die Weißenbornsche Wohnung verlassen gehabt, von dem verstorbenen Weißenborn und citzsche von hinten erfaßt und geschlagen, bez. ilit einem Messer am Ki-pfe verwundet und durch lesen unvermutheten Uebersall in den Zustand er Nothwehr versetzt worden sei. Er habe vor lngst nicht gewußt, was er habe thun sollen, und dabe deshalb mit seinem Messer um sich „berum- dagirt", lediglich um seine Angreifer von sich ab- ^uwehren. Er habe e« nicht gewollt, daß Mci- enborn verwundet werden solle. Allerdings ist durch die Untersuchung festgestellt oorden, daß Pich bei jener Schlägerei seinerseits Ileichfalls Verwundungen davongetragen hat. Auch i der Verhandlung selbst hat Pich an der Be rufung festgehalten, daß er nicht im Entfern ten d,e Absicht gehabt habe, den Weißenborn zu erstechen oder überhaupt einen so folgenschweren Ausgang herbeizufUhren; er habe sich, wie er schon früher gesagt hatte, seinen Angreifern gegenüber wehren wollen. Nach Schluß der Beweisaufnahme faßte die durch Herrn Staatsanwalt Hosfmann vertretene Königl. Staatsanwaltschaft die Ergebnisse der Beweisaufnahme nochmals übersichtlich zusammen und empfahl Len Geschworenen die Bejahung der aus vorsätzliche Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge, eventuell aber Bejahung der auf fahr lässige Körperverletzung mit tödtlichem Er folge unter Ueberschreitung der Grenzen der Nothwehr gestellten Fragen, während der Ver teidiger, Herr Adv. Martini von hier, die Verneinung sowohl der hinsichtlich der vorsätz lichen als der fahrlässigen Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge und nur event. Bejahung der auf das Vorhandensein der Nothwehr gerichteten Fragen beantragte. Dre Geschwornen haben die Frage wegen vor sätzlicher Körperverletzung mit tödtlichem Er folge verneint, dagegen die wegen fahrlässiger Körperverletzung und ebenso weHen ueberschreitung der Nothwehr bejaht und diesem Wahrspruch ge mäß hat der Gerichtshof auf eine achtwöchig? Gesängniß strafe erkannt, von welcher jedoch vier Wochen als durch die Untersuchungshaft be reits verbüßt erachtet worden sind. Sowohl bei dieser Verhandlung als bei der vorigen gegen Köhler hatten die Geschwornen (was wir gleich hiermit Nachträgen wollen) Herrn Dekorationsmaler A. Becker hier zum Obmann gewählt. Falkenau. Leipzig, 2. Juli. Leipzig steht aufs Neue dem großen Unglück einer böhmisch-sächsischen Grenzstadt gegenüber und bleibt bei dieser neuen Calamität gewiß so wenig theilnahmlos, als bei früheren ähnlich traurigen Anlässen. Das Vcrhängniß hat diesmal die kleine Stadt Falkenau an der Eger betroffen. Wer von Eger nach Carlsbad gefahren ist, bat das Städtchen unterwegs berührt, wenn er auch nicht auSgestiegcn ist und es näher in Augenschein genomnien hat. Falkenau liegt sehr schön. Goethe, der Eger, wo er alte Freunde hatte, und Carl-vad sehr liebte, sagt von Falkenau: „Es ist der Hopsenbau, der die gestreckten Hügel hinter der Stadt in stundenlangen Reihen ziert, ein unübersehbarer Garten in der Nähe, ein weit verbreitete« Buschwerk in der Ferne." In diesen Ort brach am 23. Juni das Unglück eines verheerenden Brande«, der die ganze Stadt in Asche zu legen drohte, herein. Zu den sechs- zchn vorige« Jahr im September uiedergebrannten, noch heute in Ruinen liegende» Wohnhäusern kamen an dem einen Tage aalMthalb hundert neue Brandstätten hinzu. E« «ehr als die Hälfte der Stadt in Schutt »ad Asche. Ein halbe« Tausend Menschen wurde obdachlos und rettete meist nur da« nackte Leben, verlor durch den Brand Hab und Gut, zum Theil da« ganze Vermögen, da die betroffenen Gebäude entweder gar nicht versichert waren, weil sie nirgends an genommen wurden, oder doch mit nur geringen Beträgen affecurirt sind. Man hat die obdach losen Familien, soweit sie nicht in benachbarten Ortsö^ften Zuflucht gesunden haben, in den vom Feuer unberührt gebliebenen Privathäuseru des Städtchen« untergebracht auch die Schul gebäude mit ihnen belegt, ist aber dadurch ein mal die Volksschule zu schließen genöthigt worden, anderntheil« ist in jenen Bürgerhäusern eine solche Ueberfüllung emaetreten, daß man bei längerer Dauer diese« Zustande« den Ausbruch von Epidemien befürchten muß. Ohnehin litt der Ort schon an Wohnungsnoth. Die Bewohner, find aus den Erwerb durch Bergbau aus Steinkohlen, durch Baumwollen- manufactur und durch Hopfenbau angewiesen und keineswegs bemittelt genug, um diese Calamität allein verwinden zu können. Der von BezirkShauptmannschast und Stadt rath in Falkenau erlassene gemeinsame Hülserus ck. ck. 26. v. M. wendet sich daher „an alle menschenfreundlichen Herzen" mit der inständigen und dringenden Bitte, den scbwcr- heimgesucbten Bewohnern in ihrer verzweifelten Lage beizustehen. Möge man auch in Leipzig diese Bitte hören und — ein jeglicher nach seinen Kräften oder seinem Ermessen — zur Linderung des durch Feuersgewalt entstandenen ungewöhnlichen Un glücks einer kleinen Nachbarstadt der sächsischen Grenze im Erzgebirge beitragen. Die Expedition unseres Blattes ist zur Entgegennahme solcher Scherflein mit Vergnügen bereit. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 1. Juli. Der Reichs-Anzeiger meldet amtlich: Se. Majestät der Kaiser und König haben im Namen deS Deutschen Reiches auf Vorschlag des Bundesraths den königlich preußischen Appella- tionsgerichtSratk Hermann Gustav Ludwig Theodor Krüger zu Frankfurt a. O. zum Re ich«- Ober-Handelsgerichts-Rath zu ernennen geruht. * Leipzig, 1. Juli. Ter erste Reisetag Ihrer Majestäten des Königs und der Königin bot ein überaus farbiges Bild. In Tharand fand die erste osficielle Begrüßung Ihrer Majestäten statt.' Auf dem Perron des Bahnhofs waren die Behörden, die Beamten und Studenten der Forst akademie, letztere in Wichs. In Muldenhütten bei Frciberg waren die Hüttenarbeiter mit ihrem Handwerkszeug ausgestellt, und aus Hunderten von kräftigen Kehlen erscholl ein „Glück auf!" Auf der Haltestelle Niederbobritzsch, durch welch« langsam gefahren wurde, standen die Schützen und die Schuljugend. In Freiberg wurden Ihre Majestäten tm Bahnhof von dem Comnian- dantendcüdortaarmsonirenden Jägerhataillon« und dem OffitieBMrp^dsm Btirgerm/ißer Daus und den Stadträthen empfangen. Der Bürgermeister begrüßte Ihre Majestäten mit einer Ansprache. Vor dem Bahnhof waren Bergkeilte mit Fahnen und einem Musikchor ausgestellt. Ihre Majestäten fuhren im offenen Wagen nach der Stadt und wurden aus dein Wege von einer zahllosen Menge auf das Lebhafteste begrüßt. Der König schritt die Fronte des 12. Jägerbataillons ab, daraus erfolgte eine stattliche Bergparade von gegen 1000 Berg- und Hüttenleuten, ein Anblick, wie ihn Freiberg seil lange nicht hatte. Das Königs paar besuchte das Alterthumsmuseum, dieThiele- Steinert'sche Gold- und Silberspinnerci, die Bergakademie, die Scblegel'sche Vorlesernllesabrik, den Dom, die kurfürstliche Begräbniß-Capelle und die goldene Pforte. Um 3 Uhr wurde das Diner im „Hotel de Taxe" eingenommen, uni 5 Uhr eine Rundfahrt durch die Promenaden ge macht, um 6 Uhr die Weiterreise angetreten. In Chemnitz war der Empfang ungemein glän zend, die Straßen festlich geschmückt; der Einzug erfolgte unter allgemeinem Jubel. Das Königs paar stieg im „^kölnischen Kaiser" ab. woselbst ihm vom Stadtmusikchor und dem Chemnitzer Sängerbünde eine Serenade gebracht rvurde. Am Dienstag früh besichtigte der König die Casernc und im Verein mit der Königin das Rathhaus, die Jacobikirche, die sächsische Maschinenfabrik (vormals Richard Hartmann), das Gymnasium und das Manusacturgeschäft von Rob. Hösel und Comp, und das Strumpswaarengeschäst von Heinr. Gulden. Ueberall war der Empfang herzlich. * Leipzig, 1. Juli. Der .Köln. Ztg." wird aus Dresden geschrieben: Die außerordentliche LandeSsynode ist nach kurzem Beisammensein ohne Sang und Klang wieder auseinander ge gangen. Ihrer Thaten sind wenige, das ist das Beste, was man von ihr sagen kann. Daß sie sich gegen Ersetzung der Bibel in den Schulen durch einen Bibelauszug erklärt bat, darüber ist am Ende um so weniger mit ihr zu rechten, als die Ansichten in diesem Puncte selbst unter den Pädagogen wohl nicht ganz einmüthig sind. Ein negativ bedeutsames Sympton ist es, daß sie sich zu einer Kundgebung gegen die Civilehe nicht (wie man bestimmt erwartete) verstiegen hat. Die schönstens präparirten Petitionen in dieser Richtung (u. A. eine sehr orthodoxe von einer lausitzer Prediger-Conferenz, und eine geradezu fanatische von einer kleinen ultra - conservativen Clique in Leipzig) sind nicht einmal, wie es scheint, an die Synode^jedenfalls nicht zur Berathung in dieser gelangt. Man wird wohl noch rechtzeitig ven Petenten einen Wink gegeben haben, daß man eine Ache Anregung nicht wünsche. Die winzige liberale Minderheit in der Synode hat sich diesmal ganz still verhalten, vielleicht mit Absicht, um der ortho doxen Mehrheit keinen Anlaß oder Vorwand zu Ausfällen zu geben; selbst Prof. Friedbera, dessen Wahl seitens der juristischen Facultät für ein bedeutsames Anzeichen genommen ward, hat fast absolute« Stillschweigen beobachtet. — In der zweiten Stadt deS Landes, Leipzig, tobt in zwischen der Kampf zwischen Stadtrath und Kreis" direction in der Amtsblattfrage noch unent"' schieden fort. Hier sieht man in den echt Dresdner Kreisen (leider auch in einzelnen sog. fortschritt lichen) dcnl immer drohender werdenden Vorgehen der Krcisdirection gegen den Stadlrath mit einer, gewissen Schadenfreude zu: für so Manchen wäre eS wohl ein rechtes Gaudium, wenn dem auf seine Unabhängigkeit so stolzen und mit seinen freieren Anschauungen Dresden so oft beschämenden Leipzig einmal so recht ordentlich „Etwas am Zeuge geflickt würde." Wenn Leipzig zu Kreuze kröche, oder, wie cs früher einmal der damalige Minister des Innern v. Falkenstcm nannte, „sich selbst wiedersände", welcher Triumph für oen Dresdner Philister! Der „National-Zeitunq" schreibt man an« Leipzig: Der Streit ivegen des hiesigen „Amtsblattes" nimmt immer größere Dimen sionen an und wird von der (Staats-) Behörde auf ein immer schlüpfrigeres und abschüssigeres Terrain gespielt, aus welchen! ihr zuletzt — falls nur die städtischen Organe fest bleiben — der Beden unter den Füßen schwinden muß . . . Der Stadtrath hat sich beschwerend ans Ministerin!» gewendet. Wird diese« der Kreisdirection Recht geben? Sehr möglich. Was bann der Stadtrath thun kann und thun soll, wird in der Stadt leb haft discutirt. Es ist von einer Amtsniederlegung des Sladtratbs iu corpore die Rede, weil ein weiteres gesetzliches Mittel des Widerstandes nach hiesigen Gesetzen demselben als „Behörde" aller dings nicbt mehr offen steht. Die Kreisdirection ihrerseits hat schon mit Disciplinarmaßregeln ge droht. . In beiden Fällen würde nach der Städtc- ordnung eine commissarischc Verwaltung durch die Regierung eingesetzt werden können. Wie nian freilich ein (v großes Gemeindewesm, das jetzt die Kaäste von zwanzig Stadträthen voll m Anspruch nimmt, „commissa'risch" zu ver walten vermöchte, ist ein Problem, an vas der Herr Minister deS Innern wohl selbst noch nicht ernstlich gedacht. Daran aber wenigstens sollte er doch gedacht haben, daß cs eine bittere Ironie wäre, wenn in die „straffe Selbstverwal tung" Leipzigs, die der neue König alsbald nach seiner Thronbesteigung allen andern Ge meinden des Landes rühmend als Muster hinstellte, auf solche Weise durch ein autokratisches Regi ment seiner Minister mit schonungsloser Hand cingegriffen würde. Das ungeheure Aufsehen, welches die Maßregelung einer Stadt wie Leipzig im Lande und außerhalb machen müßte, kann dev Regierung auch nicht ganz gleichgültig sein, da sie sich sagen muß, daß diese Maßregelung doch nur dcShalv stattfände, weil eine ganze Bürgerschaft von dcni gefährdeten Princiv der Gemeindeselbst ständigkeit und dem ebenso vedrohten Princip der nun auch reichsgesctzlich gewährleisteten Preßfrei heit nicht lassen wollte. — Das „Dr. I." meldet amtlich: Se. Königl. Majestät haben dem ersten Vicepräsidenten de« Obcrappellationsgerichts, Geheimen Rath Gustav Friedrich Theodor von König, die nachgesuchte Versetzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pen sion. unter Belastung seines Titels und Ranges, rn bewilligen huldre,chst geruht. — Se. Königl. Majestät haben die Versetzung des Staatsanwatts am Bezirksgericht Löbau Rudolf Emil Cubasch in gleicher Stellung an das Bezirksgericht Zwickau zu genehmigen gnädigst geruht. — Wegen Einführung der Reichsmarkrech nung in Sachsen, die von Seiten des Finanz ministeriums schon zum 1. Januar 1875 bei den übrigen Ministerien in Vorschlag gebracht ist, wird, sobald deshalb Einverständniß vorliegt, öffentliche Bekanntmachung erfolgen. —. Nach einem vom königl. sächsischen Mini sterium des Cultus und öffentlichen Unterrichts bisher schon befolgten Grundsätze wurden Lehre rinnen, welche von einer zuständigen königl. preußischen Regierungsbehörde ein Reifezeug- niß und die Lehrbefähigung erlangt hatten, unter denselben Bedingungen, wie die in Sachsen Geprüften, als Lehrerinnen nicht nur in Privat stellungen, sondern selbst im öffentlichen Schul dienste im hiesigen Lande zugclaffen. — In gleicher Weise hat nun auch das königl. preußische Mini sterium der geistlichen Unterrichts- nn» Medicinal- Angelegenheiten die im Königreich« Sachsen er langten Prüsunasreugnissc für Lehrerinnen für die betreffenden Schulanitalten der preuß. Monarchie anzuerkennen beschlossen und die königl. Provin- zial-Scbulcollegien und Regierungen hiernach mit Amveisung versehen. — Mit nächsten» Monat werden eine Anzahl jüngerer und älterer Reserven aller Waffen gattungen aus die Zeit von 14 Tagen bis 6 Wochen beim XII. Armeecorps zum Dienst beranaezogen werden. Ob während dieser Zeit die Ausgabe der neuen Schießwaffe Ick 71 zur Einübung für die Mannschaften erfolgen wird, ist.noch nicht bestimmt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite