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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187407303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-30
- Monat1874-07
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1874
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Erscheint «glich früh «»/, Uhr. Uedoctl«» >a» LkPetttt»» JohanniSgaffe 32. Lerantw. Rcdacteur /r. HSttuer. Sprechstunde d. Redaction «oruiiliag» „II tl—» Uhr NachmMäg» »on «—i Uhr. Annahme der für dir nüchst- fotzende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- uud Festtagen früh bis '/,S Uhr. Fittale für Znferatcnanoahme: Otto Klemm. Univcrsitätsstr. 22, Louis Lösche. Hainstr. 2l, pari. NiMgtr.TagtblaN Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgeschichte, Handels- »nd GeschästSvnkchr. «»II»,c N,8«« Htz»»»t«r»t»»rtt» vierteljährlich 1 Tylr. iS Ngr^ inet. Bringerlohn l Thlr. 2i)Rgr. Jede einzelne Nummer 2'/, Rgr. Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Poslbefvrderung i 1 Thlr. mit Postdcfbrderung 14 Thlr. Zoseraie SgespaltrneBourgoiSzrile l'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichnis Lerlame, unter d. UcSacti«n»itrich die Spaltzeile 3 9tgr. Inserate sin'' stets an d. Lrpcdittoa zu senden. M 211. Donnerstag den 30. Juli. 1874. Bekanntmachung. Das 22. Stück des diesjährigen Reichs-Gesetzblattes ist bei uns einqeganaen und wird biS zum 14. küust. Mo«, auf dem Rathhaussaale öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 1013. Vertrag zwischen Deutschland und der Schweiz wegen gegenseitiger Ausliefe rung der Verbrecher. Vom 24. Januar 1874. Leipzig, am 28. Juli 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. vr.Koch. Cerutti. Bekanntmachung. ausgeschriebene Lieferung des Bedarfs an Stein- und Braunkohlen für vergeben, was den unberücksichtigten Herren Submittenten hierdurch Die zur Submission die städtischen Schulen ist eröffnet wird. Leipzig, am 21. Juli 1874. Der Rath der Stadt vr. Koch. Leipzig. Wilisch, Ncf. Bekanntmachung. Nachdem Grunde -dem sich herausgestellt, daß in dem der Submissionsausschreibung vom 5. Juli d. I. zu gelegten, die Mauer-Einfriedigung der neu anrulegcnden VU. Abtheilung des Johannis- Friedhofs betreffenden Kostenanschläge ein Jrrthum enthalten war, erklären wir die hierauf bezüg lichen Offerten für erledigt, und erneuern unter Bezugnahme aus die Bekanntmachung vom 5. Juli dieses Jahre« und mit Rücksicht auf den berichtigten Kostenanschlag diese bezügliche Ausschreibung mit der- Aufforderung, die neu auszustellendcn Offerten unter der Aufschrift „Friedhofsmauer" biO zum 1. August d. I., Abends S Uhr, unterschrieben und versiegelt im Rathsbauamte abzugeben. Die Eröffnung der Offerten erfolgt am 4. August d. I., Vormittags 11 Uhr, «ud steht eS den Herren Submittenten frei, derselben beizuwohuen. Leipzig, am 25. Juli 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. Meise 1)r. Koch. efferschmidt. Der Lebensgang des Apostel Paulus. (Bortrag drs Herrn Domherrn Prof. vr. jkahnis.) Man kann das Apostolische Zeitalter in drei Zeiträume zerlegen: den judenchristlichen, an dessen Spitze Petrus steht, von Ausgießung des heiligen Geistes bis zur Apostelversammlung in Jerusalem (52); den heidenchristlichen, dessen apostolisches Haupt Paulus ist, bis zur Zer störung Jerusalems (70); den Johanneischen bis Ende des ersten Jahrhunderts. Die Kirche Christi war zuerst eine einzelne Gemeinde, die, aus lauter Judenchristen bestehend, an das Gesetz angeschloffen, unter die Obern gestellt, dem Tempeldienst noch zugethan, die Gestalt einer jüdischen Secte hatte. Eine völlig neue Religion würde auf die Juden keinen Ein druck gemacht, der Gewalt der Römer aber, welche neue Religionen nicht duldeten, verfallen sein. Aber es waltete in dieser Secte ein neuer Geist, der nothwendig zum Zusammenstoß mit den Oberen, welche Christum ans Kreuz geschlagen hatten, führen mußte. Der entschiedene Ver treter d'eses neuen Geistes, Stephanus, ward gesteinigt. In dem Grade aber, in welchem die Gemeinde freier ward vom Judenthum, mußte sie auch das Anrecht der Heiden am Evangelium erkennen. Betrachten wir die Zustände Israels, so weist die Zerstreuung auf ein aus Juda hervor gehendes Weltreick, die Herrschaft der Lehre auf ein Reich des Wortes und Geistes, die Sectcn aber, die von den Bedürfnissen des Einzelnen ausgehen, aus eine Religion hin, deren Mittelpunkt die Ret tung der einzelnen Seele sein werde. Aber solche Zeiten, wo das untergehende Alte aus ein Neues hmweist, sind auch Zeiten, wo Viele in gewalt samer Aufrichtung des Alten das Heil suchen. Solch' eine Restaurationsrichtung war der Pha risäismus. Aus dem Lager desselben ging Pau lus hervor. In TarsuS in Cilicien, einer bedeutenden Stadt am Flusse des Taurus, wo mit dem Wohlstand, den der Handel brachte, die Güter der Weltbil dung gediehen, war Paulus geboren. Seine Familie war dem Pharisäismus zugethan. In ihr galt nicht Weltbildung, sondern Schriftgelehr samkeit. Der ernste Vater bestimmte den sicher frühe vielversprechenden Sohn zum Schriftgelehr-? ten. Daneben erlernte Paulus das Handwerk eines Zeltmachers. Aus den Haaren der auf dem Taurus weidenden Ziegen verfertigte man dort Schuhe, Decken, Teppiche, Zelte, die freilich von den verwöhnten Bildungsmenschcn mit spöttischen Auaen angesehen wyrden. Erzogen ward Paulus in Jerusalem, wo später auch seine Schwester war. Zu den Füßen Gamaliel'- empfing er die Bil dung eines Schriftgelehrten. Da ergriff ihn jener fanatische Eifer für das Alte, der, gleich dem Feuer, welches nur brennt, indem eS zer stört, in die Verfolgung entgegengesetzter Rich tungen seine Lebenskraft setzt. Bis aufs Blut verfolgte Paulus die Christen. Da mitten auf den, Wege der Verfolgung ward er bekehrt. Man hüte sich über die Kluft, die Altes und Neues in Paulus trennt, BermittelungSbrückcn ru bauen, - man hüte sich, die Erscheinung Christi in eine Vision zu verflüchtigen. Aber PauluS bedurfte der Stille, um innerlich auszureifen. Wie kaum in eines andern Menschen Leben war in sein Leben ein ungeheurer Gegensatz gefahren. Linst Pharisäer, fetzt ein vvn Gnade lebender Christ einst Schrfftgelehrter, jetzt ein Apostel Christi einst Fanatiker, jetzt ein treuer Arbeiter des Herrn; einst der starrste Anhänger des starrsten JudentbumS, jetzt der freieste Apostel der Heiden Aber über diese Kluft gehen die Bahnen GotteS I'inweg. Suchte er einst als Pharisäer die Ge rechtigkeit seiner Person durch das Gesetz, so jetzt die Gerechtigkeit seiner Person durch den Glauben an Jesum Christum. Schöpfte ei^ einst ali Schrfftgelehrter aus der Ueberlieferüng, so sie ihm jetzt die Ausaahe zu, da- Wort der Offen baruna begrifflich durckzuarbeiten. Die zerstö rende Thatkraft, die er einst in der Unterdrückung der Kirche bewiesen hatte, verklärte der Geist Gottei zu einer Arbeitskraft ohne Gleichen im Dienste der Kirche. Ein Mann, der in Alles, was er that, eine Energie legte, die zum Aeußersten vor ging, sah er mit dem Gesetze auch die Wand allen, welche die Heiden vom Reiche Christi chied. War er doch in der Zerstreuung geboren, n einer Stadt, wo die Weltbildung ihn wenigsten- berührt hatte, ein geborener römischer Bürger, eine dialektische Natur, die sich in den bewegten Gedankenweg der Griechen so leicht finden, als er als Mann von vorwiegendem Verstand und Willen den römischen Charakter verstehen konnte, eine in die Ersckeinung fallende, auS dem Vollen handelnde, von einem naturartigen Genius be- limmte, sondern eine körperlich gebrechliche, be wegte, reflectirende Persönlichkeit war PauluS, in der Christus mächtig war. Von Antiochien auS (um 45) unternahm Paulus seine erste Missionsreise nack Cppern, dann nach Kleinasien. Er trat nicht wie ein abenteuernder Reiseprediger auf Straßen und Märkten auf, sondern ging, ein Mischer Schrift- gelehrter, zuerst in die Synagoge. Dort aber theilte sein Zeugniß die Judenschaft in zwei Theile. Der größere war gegen ihn und ver folgte ihn mit dem Fanatismus, den er au- fei ner eigenen Erfahrung kannte, stkun ging er zu den Heiden. AuS Juden und Heiden entstanden Gemeinden. Nur mit Mühe hatten sich die strengen Judenchristen in den Eintritt der Heiden in die Kirche gefunden. Jetzt verlangten sie, daß den bekehrten Heiden die Beschncidung, mit ihr das Gesetz auferlegt werde. Diese Frage beizu- lcgen ward die sog. Apostelversammlung in Jeru salem gehalten (52). Die Sacke des Paulus siegte. — Auf einer zweiten Missionsreise verkün dete er das Evangelium auf dem Boden Griechen lands. Er gründete Gemeinden in Philippi, Theffalonich, Corinth. Nur ein Mann von dieser Geistesbcwegtheit und Geistesmacht war im Stande, eine so parteizerriffene, unruhige, bald zu Gebun denheit, bald zu Freiheit abschüssige, viel redende und richtende, wiffensstolze Gemeinde, wie die in Corinth war, zuzeiten. Aus seiner dritten Mis sionsreise ist Ephesus der Mittelpunkt. Allen diesen Gemeinden mit einer Arbeitskraft ohne Gleichen zugethan, wandte er seine Blicke nach Rom, ja nach Spanien. In Jerusalem wollte er mit dem Morgen lande abschließen. Da scküvtc ihn nur römische Waffengewalt gegen dcy An drang seiner Volkszeugen. Zwei Jahre war er in Cäsarea gefangen. (60. 61.) Auf seine Appel lation an den Kaiser hin ward er nach Rom ge bracht. Nach einer stürmischen Seefahrt kam er im Frühling 62 in Rom an. Er war in freier Gefangenschaft. Man meint oft, er sei in der neronischen Ver folgung gefallen (64). Er ward auS der ersten Gefangenschaft befreit, reiste nach Spanien, kehrte in- Morgenland zurück. Im zweitvl Briefe an Timotheus ist er wieder in Roi». Verlassen von Allen, aber Jesum zur Seite, hat er sich vor dem Kaiser verantwortet. Aber er fühlt den naben Tod. „Ich werde schon geopfert und die Zeit meines Abschcidens ist vorhanden. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten." Er starb den Zeugentod, der Sage nach durch- Schwert (um 66 oder 67). Nero, sein ungerechter Richter, ermordete sich bald daraus, Jerusalem aber fiel in dem Vertilgungskampse, den sein Fanatismus entzündet hatte (70). Am Abend deS apostolischen Zeitalters stand noch Johannes da. Während die Bahn des Paulus durch so viele Gegensätze hindurchgegangen war, entwickelte sich Alles-bei ihm so ebenmäßig, so organisch. Der Jünger des Gemüths, zeugt er von der Lebensgemeinschaft des gläubigen Her zens mit Gott durch Christum. Und so löste sich auch sein Leben still in den Herrn auf. Vielleicht schließt auch die Entwickelung der Kirche mit einem Johanneischen Zeitalter. Neues Theater. Am Sonnabend und Sonntag verabschiedete sich da- KUnftlerpaar Sontag - Ellmenreich vom Leipziger Publicum. „Ein Gla- Wasser" von Scribe war ursprünglich als letzte Gastvorstellung bestimmt, doch kam aus Anlaß eines Unwohlseins >es Frl. Hüttner eine zweite „letzte" Gastvorstel- ung zu Stande, die einen mehr sonntäglichen Charakter hatte, namentlich mit Bezug auf die Quantität des Gebotenen. Wer diese beiden Ab- chiedsvvrstellungen besuchte, der wird den scheiden den Künstlern ein freundliches Andenken bewahren und sie recht bald einmal wiederzusehen wünschen. Namentlich die elftere Vorstellung darf als eine des besten Andenkens würdige bezeichnet werden. Herr Sontag als Bolingbroke konnte die höchst gespannten Erwartungen befriedigen und darf neben dem klassischen vr. Rudolf Bingen in „Ein Knopf" als die feinste und bcstangeleäte Leistung »ezeichnet werden, die wir von ihm gesehen haben. Bolingbroke ist ein verschiedentlich abweichend in- terpretirter Charakter. Es kann ihm mehr diplo matische Finesse beigelegt werden, mehr staats- männische Tournüre, aber sicherlich wird es selten gelingen, diesen von einem Franzosen gezeichneten Engländer durchweg mehr nach des Dichters In tentionen zu spielen, als dicS Herrn Sontag nach- gerübmt werden mnß. Das Stück ist ganz daraus angelegt, die höchste Staat-klugheit in siegreichem Kampfe mit gleichberechtigten Gegnern darzustellen und dieser Kampf erhält d^rch die kleinen mensch lichen Schwächen, die dabei im Spiele sind und die sich als ein Hebel der Handlung durch das Stück hindurchziehen, das Lustspielcolorit. Es wird Aufgabe des Darstellers sein, in seiner wich tigen Rolle das Bewußtsein der Größe der Wir kungen gegenüber der Kleinheit der Ursachen klar hervorznkehrcn. Dies gelang Herrn Sontag be sonders gut. Er wußte sein Bewußtsein der Situation so wirksam zum Hebel des Lustspiel motivs zu machen, daß die Handlung dadurch doppelt interessant, die Wirkungen doppelt schla gend wurden. Als Königin Anna trat uns Frl. Ellmen reich voll Lebenswahrheit als ein schwaches, liebendes Weib entgegen. Sie war eine Königin, die desto freundlicher anmuthete, je weniger ihr die Krone zu Gefickte stand, und dadurch hatte sie denn auch das Wesen der Königin Anna er schöpft. Ein schwaches liebebedürstigeS Weib, das sich in den Händen einer Sibylle befindet, die mit mehr Eigensinn als Staatsklugheit das Re gierungsschiff für sie leitet, mußte sich unglücklich fühlen, sobald in ihrem Herzen eine Regung er wachte, die, so fremd den Staatsgeschäften, in ihrem Empfinden über diesen, in der Wirklichkeit darunter stehen mußte. AuS diesem Widerstreit entsteht der Kampf der Königin gegen das Weib, in dem zuletzt die crstere siegen muß und siegt durch den starken Arm eines willenSkräftiaen Manne-, der für sie denkt und handelt. Die Beziehungen in diesem Scribeschen Lustspiel sind außerordentlich fein. Ohne die Regierung der Frau an sich zu bekämpfen, bekämpft der Ver fasser darin doch die Regierung des Weibes durch da« Weib und läßt nur ihren wohlthätiaen Ein fluß aus den für sie regierenden männlichen Geist als ein berechtigtes Moment in der Regierung der Frau gelten. Diese Beziehungen in ihrem vollen Gewicht und in ihrer sittlichen Bedeutung rum Ausdruck gebracht zu haben ist da- schönste Verdienst beider Darsteller, in das sich an diesem AbendFrl. Suhrland (Herzogin), sowie die meisten Mitwirkenden unseres Bühnenpersonals theilten. In der Jnscenirung waren deutlich die Spuren von Dir., Haase's persönlicher Regie kenntlich, die man leider sehr selten zu bemerken Gelegen heit hat. Die Sonntagsvorstellung war trotz vielem Be merkenswerthcn, das geleistet wurde, doch nur ein schwacher Abglanz dieser Aufführung von „Ein Glas Wasser". Wir wollen daher den erhabenen Ein druck, den die gastirenden Künstler und das ganze Personal an diesem ersten Abschiedsabend hinter ließen, nicht mit einem Mißton schließen. Dio treffliche Leistung deS Herrn Sontag als Binder in „Ein Knopf" ist schon Mit dem ihr gebühren den Wort „klassisch" belegt worden. Dieser der Binder ist eine klassische Figur, wie sie einem Künstler wohl nur einmal in seinem Leben ge lingt. Ebenso verdient der Darsteller „Richard Weiß" in „Dir wie mir", sowie die Baronin von Fersen des Frl. Ellmenreich besonders hervor gehoben zu werden. Weniger behagtc uns der ^,Pctrucchlo" — aber da sehe einer, nun soll doch Vas grämliche Gesicht gezeigt werden. Nein, das soll es nicht, nur sei noch erwähnt, daß Herr Dederich, der neu in der Rolle des „Lucentio" war, dieselbe recht brav repräsentirte. Herrn Klein gelang der Vicentio, mit dem seinerzeit Herr Kahle die Glanzrollen des Stückes in den Schatten stellte, nickt besonders. Er wird ihn dereinst noch viel bester spielen. Hermann Riotte. Aus Lla-t und Land. Leipzig, 20. Juli. Morgen, den 30. Juli, hat sich der 43. ländliche Wahlkreis (Ge- richtsämtcr Auerbach, Klingenthal und Schöneckj einen neuen Landtags-Abgeordneten zu wählen. Wir haben in den letzten Tagen keine Nachricht über die Wahlbcwegung empfangen, hoffen aber, daß die liberalen Parteigenossen allerorts die nöthige Rührigkeit entwickelt haben, damit der verstorbene Aba. vr. Leistner keinen weniger national und freisinnig denkenden Nachfolger erhalte. Wir bitten unsere Freunde in dem geduckten Wahl kreis, daß sie uns so rasch als möglich Mittheilung über das Ergebniß der Wahl senden wollen. * Leipzig, 20. Juli. Die Dresdner „Reichszei tung" ist über die „Berl. Volkszcitung" sehr er bost, weil dieselbe es als nicht mehr paffend, ja als nicht mehr loyal bezeichnet hat, daß das ofsi- ciclle Organ der sächsischen Regierung, das „Dresd. Journal", den Exkönig von Hannover noch immer als „Se. Majestät König Georg von Hannover" titulirt, und weil ferner die „Volkszcitung" hieran noch einige scharfe Randbemerkungen in Bezug auf das Verhalten Sachsens im Jahre 1866 ge knüpft hat. Die „Reichszeitung" macht ihrem beküm merten Herzen u. A. mit folgenden Worten Luft: „Die „Volkszcitung" sollte nicht vergessen, daß der Zeitpunkt sehr schleckt gewählt ist, der säch sischen Dynastie in der Weise zu begegnen, wie cs seitens der „Volkszeitung" geschieht, denn sie sagt im Grunde doch nichts Anderes, als das Haus Wettin regiere nur noch aus Gnaden. Mit derartigen Ausfällen, das können wir ihr versichern, macht die Berliner „Volkszcitung" un sächsischen Volke keine Propaganda für die deutsche Fortschrittspartei, und wir sind der festen Uever- zeugung, daß die Vertreter derselben in Sachsen über das Gebühren der Berlinerin erschrocken sind und eS an einer Zurechtweisung nicht fehlen lasten werden." Das Organ der sächsischen Fort schrittspartei, die „Dresd. Presse", scheint ihrer Dresdner Collegin diesen Gefallen nicht erweisen zu wollen. * L> ipzig, 29. Juli. Neuerding- ist hex voll ständige Wortlaut deS Entwürfe- eines Bank- gesetzeS bekannt geworden, welchen das ReichS- kanzleramt ausgearbeitet hat. Die Befugniß zur Ausgabe von Banknoten kann danach fortan nur durch ein auf Antrag der betheiligtcn Landes regierung zu erlassendes Reichsgefetz erworben oder über den bei Erlaß des gegenwärtigen Ge setzes zulässigen Betrag der Notenausgabe hinaus erweitert werden. Banknoten dürfen nur auf Beträge von 100 Mark oder von einem Viel fachen von 100 Mark auSaefertigt werden. Jede Bank ist verpflichtet, ihre Noten, auch wenn die selben beschädigt sind, zum vollen Nennwerthe einzulöscu, sofern der Inhaber entweder einen Theil der Note präsentirt, welcker größer ist als die Hälfte, oder den Nachweis führt, daß der Rest der Note, von welcher er nur einen geringeren Theilal-dieHälftezupräsentirenvermag, vernichtet sei. Den Banken, welche Noten ausgehen, ist nicht gestattet, 1) Wechsel zu acccptiren, 2) Maaren oder courshabende Papiere für eigene Rechnung auf Zeit zu kaufen oder auf Zeit zu verkaufen, oder für die Erfüllung solcher Kaufs- oder Ber) kauf-geschäfte Bürgschaft zu übernehmen. Banken, welckc sich bei Erlaß diese- Gesetzes im Besitze der Befugniß zur Notenausgabe befinden, dürfen außerhalb desjenigen Staates, welcher ihnen diese Befugniß crtheilt hat, nur da Bankgeschäfte durch
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