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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187409032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-09
- Tag1874-09-03
- Monat1874-09
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1874
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WMWWW Erschetst tS-ltch früh 6l/, Uhr. Lr- icti«» »»> Lrprtili«» JohanniSgasie 33. itzerintio. Redacteur Fr. Hütt«er Sprechstund« d. Redaction Vormittag» »»»«11—12 Uhr «achmlttag» »»» 4—- Uhr. ^ i rahme der für die nächst- Eiende Nummer bestimmten ^n .rate an Wochmtagrn bi» '.ihr Nachmittags, an Sonn- Seitlagen früh bisUhr. Filiale für Zaferatenannahmr: »7tto Klemm. UniversitätSstr. 22, Louis Löilbe. Hainstr. 21, part. cipziger TagtblaN Anzeiger. Organ stk Politik, Localgeschichte, Handel-- nnd GeschLMakehr. >»«»»» 11,8Ü« .^d»»,e»rm»prtts vicrteliädrlich I Thlr. IS Hge,' incl. Bringerlohn 1 Thlr. 20 Ngr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr. Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung 11 Mr. mit Postbesördrrung 14 Thlr. Inserate 4grspalteiieBourgoi<-eilt 1 '/»Ngr. Größere Schriften laut unserem Prei-verzeichniß. Leclmne» „ter d. »edartto»»ßrK die Spaltzeile 3 Ngr. Inserate sind stets an d. «rpedttto» zu senden. M 246. Donnerstag den 3. September. 1874. Gewerbe-Kammer Leipzig. Oeffentliche Sitzung der Ge«erbe-Ku»«er zu Leipzig Montag de« 7. September 1874 Nachmittags O Uhr i« Saale der ersten Bürgerschule. Tagesordnung. 1) Registrande. 2) Wahl eines Mitglieds an Stelle de- verstorbenen Herrn Ger hold. 3) Referat Herrn Klein mS, den Anschluß an den Verein für da- Wohl der arbeitenden Elasten betreffend. 4) Die im Jahre 1875 stattfindende Ausstellung in Dresden betreffend. 5) Etwa weiter eingehende BerathungSaegenstände. die öffentliche Sitzung folgt eine nichtöffentliche. Aus die Leipzig, den 1 September 1874. Die Gewerbe-Kammer daselbst. W. Häckel, Vorsitzender. Adv. Ludwig. Sccr. Bekanntmachung. Der Inhaber deS von unserm 2. Filial ausgestellten Interimsscheins Uber daS Sparcaffen- quittungsbuch Nr. S4582 wird hierdurch ausgesordert, sich damit binnen 3 Monaten und längstens am 4. December d. I. bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um sein Recht daran zu beweisen, oder den Schein gegen Belohnung zurückzugeben, widrigenfalls, der Sparcaffenordnung gemäß, daS Quittungsbuch dem Anzeiger ausgeliefert werden wird. Für das am 4. Juni d. I. ausgerusene SparcasienquittungSbuck Nr. 88,748 läuft diese Frist am 4. d. M. ab, für die am 3. August d. I. ausgerusene Interimsquittung über daS Sparcaffen- quittungSbuch Nr. 94897 dagegen am 4. November d. I. Leipzig, 1. September 1874. Leihhaus und Sparkasse zu Leipzig. Bekanntmachung. Es ist in diesem Jahre schon wiederholt vorgekommen, daß durch da- Anbrenaen von Stroh, welches in die Kellerlichtöffnunaen gestopft gewesen ist, Schadenfeuer verursacht worden sind. Mit Rücksicht hierauf verbieten wir andurch bei fünf Thäler Strafe rcsp. entsprechend Haft, Stroh und ähnliche feuerfangende Gegenstände in die KellerlichÜffaungen -u stopfen. Leipzig, den 27. August 1874. Der -Rath der Stadt Leipzig. vr. stoch. Messerschmidt. er Vor verschiedenen Coauuuaarundstücken soll Trottoir gelegt werden, wozu >g , . 070 OMeter Granitplatte« tu Brette« von 1,»»» btS zu st,r6« Meter neu anzuliesern und zu verlegen find, welche im Wege der Submission vergeben werden sollen. Hierauf Reflectireude haben ihre Offerten versiegelt bis zum 5. September d. Ä. Abend- 6 Ahr bei der Marstall-Expedition mederzuleqen, wo auch die nähern Angaben über die verschiedenen Breiten der Granitplatten, sowie die sonstigen Bedingungen eingesehen werden können. Die eingegangenen Offerten werden am 7. September d. I. Vormittag IN/, Uhr in der Richterstube deS Rathhauses eröffnet und ist den Submittenten gestattet, dieser Eröffnung beizuwohneu. -D Leipzig, den 29. August 1874. DeS RathS Straßenbau-Deputation. Städtische gewerbliche Fortbildungsschule. Anmeldungen von TageSschnler« für das am 5. October beginnende Wintersemester sind bi« spätestens den 20. September unter Beifügung des letzten Schulzeugnisses an den Unter zeichneten zu richten und es wird derselbe zu persönlicher Annahme solcher, sowie weiterer Auskunft- ertheilung täglich von 10—IN/, Uhr Vormittags im Schullocale Lessingstraße Nr. 14, Hinterhaus 1 Treppe bereit sein. vir. SnIInn Seschlüsse des Kalhs in -er Plenarsitzung Vom 15. August 1 874*). Nach Mittheilung der Einladungen zu der vom 15. bis 17. d. Mts. hier stattsindenden Versamm lung des allgemeinen Deutschen Stenographen bundes sowie zu dem am 22. und 23. d. MtS. hier abzuhaltenden Deutschen Krieger tage wurde 1 beschlossen, das Wasser für das Straßensprengcn, soweit dasselbe auf städtische Kosten erfolgt, nun mehr wieder au- der Wasserleitung zu entnehmen, welche jetzt nach Inbetriebsetzung der einen neuen Wasiychebcmaschue die genügende Waffermenge im Stande ist, wahrend die Übrigen Beschränkungen in drr Venntzmw v« Wasier- leitung noch ferner aufrecht erhalten «erde» müssen, weil der Betrieb der neuen Maschine nur noch ein probeweiser ist, dessen zeitweilige Unterbrechung nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit liegt. 2. Zur Reparatur der durch die letzten Hochwässer unterwaschenen Uferwand der Marienbrücke wur den mit Zustimmung der gemischten Oekonomie- Dcputation die dafür veranschlagten 2l8 Thlr. 13 Gr. l Pf. verwilligt, wovon Herr Freiherr von Fuchs-Nordhoff auf Möckern seiner ertheilten Zusicherung gemäß die Hälfte beizutragen hat. Im Uebrigen verwies man die Erörterung der Frage, ob zur Sicherung des Ufers an pmer Stelle nicht noch weitere Maßregeln zu ergreifen seien, an die Oekonomie-Deputatwn. 3. Auf Ansuchen der Leipziger Immobilien-Gesell- schast beschloß man von dem Verlangen einer verbrochenen Ecke an dem Eekbauplatze des von derselben;» parcellirenden vormals vr. Müller'schen Grundstücks in der Schloßgasse abzusehen und nur den Wunsch einer Abrundung auszusprechen, nun mehr aber, nachdem die genanute Gesellschaft im Uebrigen Einverständniß mit dem Plenarbeschluß vom 1. Juli d. I. in Betreff des von dem ge dachten Grundstücke zur Verbreiterung der Schloß gasse zu erwerbenden Areale- erklärt hat, darüber mit den Stadtverordneten zu communiciren. 4. Nach dem Gutachten der Straßenbau - Devu- tation beschloß man die behufs Herstellung der Brüderstraße zur Submission ausgeschriebene Legung von Granitschwellen an die Trottoir- für 428 Thlr. 28 Ngr. an Herrn Steinmetzmeister Jacob und die Pflasterarbeiten für 453 Thlr. 9 Ngr. an Herrn Steinsetzer Julius Hermann Hoffmann zu vergeben und mit Genannten Ac- cordvertrag abzuschließen. 8. Die ebenfalls zur Submission ausgeschriebenen Druckarbeiten für die Gasanstalt auf die Jahre 1875 und 1876 beschloß man nach dem Gutachten der Deputation zur Gasanstalt der hiesigen Ber- einSbuchdruckerei für 835 Thlr. zu übertragen. «. Nach dem Anträge der Deputation für die Sedanfeicr wurden zur Bestreitung der Kosten der beabsichtigten Musikaufführungen vo« valcon des RathhauseS und der Museum-Terrasse am Vormittage sowie der für di: städtischen Schulen Nachmittag- zu veranstaltenden Auszüge und Festlichlöiten 1000 Thlr. verwilligt und ist dazu die Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen. *) Bei der Redaktion de« Tageblattes emgrgangen n» 2L. August Hiernächst wurde beschlossen, zur Leitung der Anzahl S Festlichkeiten eine Anz Stadtverordnete und andere Bürger einzuladen, außerdem aber die Schuldeputation zu beauftragen, bis zur nächst jährigen Feier des Sedantages die Begründung von „Sedan > Prämien" für alle oder gewisse Elasten der Schulen vorzubereiten. 7. Wurden die Vorschläge der Schuldeputation über das Aufrücken der ständigen Lehrer an den Volksschulen m Folge zweier Vacanzen genehmigt und nach deren Gutachten die provisorische» Lehrer, Herr Unger an der zweiten und Herr Linge an der dritten Bürgerschule zu ständigen Lehrern ernannt, sowie der zeitherige Vicar, Herr Schulamtscandidat Johann Ernst Bölitz als provisorischer Lehrer an der III. Bezirksschule und die geprüfte Lehrerin Fräulein Alma Thecla Perl «IS provisorische Lehrerin an der IV. Bür gerschule angestellt und ist wegen der beiden Erst genannten mit den Stadtverordneten zu commu niciren. Na 8. dem Gutachten der nämlichen Deputation Zehrer an der Herrn Julius Lehrerstclle an der selben aufrücken zu lasten und deswegen sowie wegen einer dem Genannten zu gewährenden per sönlichen Gehaltszulage mit den Stadtverordneten zu communiciren. 0. Dem anläßlich dM Abganges des zum Schul- rathe ernannten Herrn Direktors vr. Fritzschc von der Schuldeputation gestellten Anträge, Director zu 12 Pfiichtstunden wöchentlich so wie dazu zu verpflichten, daß er sich die Thei- lung der Schule gefallen zu lassen habe, wurde beigetreten und ist darüber mit den Stadt verordneten zu communiciren. IO. Zum Direktor der IV. Bürgerschule wurde vorbchältlich der Zustimmung der Stadtverord neten zu den vorstehenden Beschlüssen der Ober lehrer an der Realschule hier Herr vr. pkil. Her mann Oscar Zimmermann gewählt. LI Nach dem Gutachten der Schuldeputation be schloß man, die Vermehrung der Zahl der ständigen Lehrerstellen an den Volksschulen um 12, von 160 auf 172, und die Erhöhung der AnstcllungS-Gchalte der provisorischen Lehrer auf 450 Thlr. jährlich, sowie die Verpflichtung der Lehrer zur Uebernahmc der gesetzlichen Stunden zahl und die thalsächliche Uebertraguna von 28 wöchentlichen Stunden vom 1. April k. I., bez. von jeder Ausrückung oder Neuanstellung an, soweit nicht erworbene Rechte entgegeustehen und vorbchältlich der Abminderung der Stundenzahl in besonderen Fällen. Leipzigs Se-anseier. i. * Leipzig, 2. September. Würdiger und pa triotischer konnte das deutsche Nationalfest in unserer Stadt nicht eingeleitet werden, als durch den imposanten und erhebenden Act am Napoleon- stein! Die hochherzige Idee eine- unserer Mit bürger, der zur alljährlichen Wiederholung dieser Vorfeier der Stadtgemeinde ein beträchtliches Capital scbenkte, ist' aus fruchtbaren Boden ge fallen und der Leipziger Sedanfeicr ist damit ein charakteristisches Merkzeichen ausgeprägt. Gewiß nirgends anders im deutschen Vaterland hat am gestrigen Abend ein Frcudenfeuer so wirkungsvoll zum Gemüth gesprochen, als an der Stelle, wo die Macht und Herrlichkeit des ersten französischen Kaiserreichs in Staub und Trümmer sank. Von 7 Uhr ab begann das Publicum in dichten Schaaren zu Fuß und zu Wagen nach dem Fest platz bei Thonberg zu wandern, gegen 8 Uhr umstanden schon viele Tausende den Napoleon stein und den in unmittelbarer Nähe davon auf- aerichteten mächtigen Holzstoß. Dis prächtige Abendwetter war zum Gelingen der Festlichkeit vorzüglich geeignet, mild wehten die Lüfte und die ganze weite Landschaft erglänzte im klaren Mondlicht. Kurz nach >/,9Uhr traf Herr Bürger meister .De. Koch ein und nun erhielt da« mit dem Aufbau des FlammenaerüsteS betraut gewesene Feuerwehr-Commando Anweisung, daü- elbc anzuzünden. Binnen wenigen gründen and die ganze aufgespeicherte Masse in vollen Flammen und loderte mächtig, als ein weithin sichtbares Zeichen deutschen Sinnes und hehrer Freude über die Wandelung der Dinge im großen geeinten Vaterland, zum Himmel empört Die Hitze, welche daS Feuer verbreitete, war so be trächtlich, daß die Festtheilnebmer weit davon zurücktreten mußten. Zwei volle Stunden währte das feurige Schauspiel, welches noch dadurch ge hoben wurde, daß auch rechts und links davon kleinere Freudenfeuer emporflammten. In Folge der Bestimmung des Geschenkgebers war der Thomanerchor anwesend, um einige patriotische Lieder zu singen. Ergreifend wirkte der Vortrag deS Liedes „Nun danket Alle Gott". Als dasselbe verklungen, trat tiyle Stille ein und Herr Bürgermeister vr. Koch rechtete, in sichtlich bewegter «Stimmung, eine kurze Ansprache an die Versammelten, die etwa folgendermaßen lautete: Fefigenossen! Morgen feiern wir den Gedantag und heute bereiten wir, Dank der Opferwilligkeit eine» edlen Bürger» unserer Stadt, diese Feier vor, indem wir Klammen auflodern lassen zum Himmel, damit sie weithm in daS Land verkünden die Ruhmesthat von Sedan. Diese Flammen lohen empor aus heiligem Boden! Hier, wo dereinst die Böller Europa'S ihren Unterdrücker in blutiger Schlacht besiegten und den Obcim niederwarfen, wie unser geeinigte» deutsche» Volk am Tage von Sedan den Neffen vernichtet hat. Die vorhergehenden Ruhmes- tage von Weißenburg und Wörth, von Spichern und MarS-la-Tour und wie sie sonst Namen tragen, bildete» nur die Grundsteine zum Wiederaufbau des deutschen Reiches ; erst mit dem Siege von Sedan konnte derselbe für vollbracht angesehen werden l Und jauchzend hallte der Dankesjubel bei dieser Siegesnachricht wieder von Land zu Land, von Ott zu Ott, von Hau» zu Hau»! Nur einzelne vaterlandslose Feinde des Reiches grollten darob. Sorgen »ir dafür, daß solch frevelhafte» Geschlecht unter un» auSstirbt; kräftigen wir in unseren Kindern die Liebe zum Baterlande und lehren wir sie die Pflicht de» Dankes gegen Die, welchen wir dm Sieg von Sedan schulden. Und Wem verdanken wir diesm Sieg? Nächst Gottes Allmacht und Güte, danken wir denselben dem Darum ertöne unser Dank zum Himmel in dem Rufe: Hoch Deutschland! Hoch sein Kaiser Wilhelm! Hoch seine Fürsten und Führer! Hoch seine Völker! Mit wahrer Begeisterung stimmte die Kestver- sammlung in die Aufforderung deS Redner- ein und stürmischer Beifall scholl ihm ring-um von dem weiten Festplatz entgegen. Nach^wenigen Minuten intonirten die Sänaer die „Wacht am Rhein", an welchem Gesang sich das ganze Publi cum betheiligte, so daß in der Thal „der Ruf wie Donnerhall erbrauste." Nach Ende des Liedes krack, die Volksmenge wieder in begeisterte Hoch rufe aus da« Deutsche Reich nnd seinen Kaiser aus. Ganz allmälig sank der brennende Holzstoß in sich zusammen und gegen 10 Uhr begann die große Rückwanderung nach der Stadt. Während der Festlichkeit hatte sich ein so riesiger Wagen park ausgestauet, daß die Wagen hintereinander nur im langsamen Schritt zurücksahren konnten. Mit besonderer Freude heben wir noch die vor treffliche Gesammthaltung des Publicums hervor. Kein Mißton störte die schöne, denkwürdige Feier! Neues Theater. Am t. September. Der Barbier von Sevilla. Das erste Wiederaustreten der Frau Peschka- Leutner hatte ein große- Publicum ins Theater gelockt, so daß eS wohl fast total ausverkauft war. Die GesangSkunst der Frau Peschka ist in der Thai bewundernswürdig und errang auch gestern wieder stürmischen Applaus; dagegen dürfte die «Schärfe der Klangfarbe ihrer Stemme jetzt de« Höhepunkt erreicht haben: das charakteristische Weiche des menschlichen Stimmtons ist ganz ver schwunden und an seine Stelle ein instrumentales metallnes Timbre getreten, am nächsten verwandt dem Tone einer Clarinette. Daß dadurch ein sehr wichtiges Moment verloren gegangen, liegt auf der Hand; die Freude allein, daß ein Mensch, eine Dame die auf der Bühne steht, Laute und Triller, ja schwierige Arpcggien aussührt wie eine Flöte oder Clarinette, genügt nicht, un- für ewig lange Variationen oder Arien zu iuteressiren. Auch ließ die Beweglichkeit der Rosine in der Scene mit Bartolo zu wünschen Übrig; das Spielen mit dem Knäuel rc. unterhielt zwar das Publicum, noch mehr das Spiel Bartolo'-; dennoch aber darf die Rosine nicht vergessen, daß auch sie im Rahmen des reizenden Genrebildchens ist, und muß Schelmerei und Neckerei in Mienen und Geberden ausdrücken. Zwei ganz vortreff liche Figuren nach dieser Seite hin waren Herr Reß (Basilio) und Herr Ehrke (Bartolo); deS Ersteren Arie „die Verleumdung, sie ist wie ein Lüftchen" kam zu sehr wirkungsvoller Wiedergabe. Herr Ehrke darf den Bartolo gewiß unter seine bedeutendsten Leistungen zählen; er bat eine seltene Fähigkeit, auf kurze schnelleiaander folgende Noten den Text sehr deutlich auSzusprecken, was ihm kaum irgendwo mehr zu statten kommt als nn Barbier. Der Barbier Figaro de- Herrn Gura war eine sehr schöne, gefällige Leistung, nur war der Barbier vielleicht ein wenig zu nobel in seiner ganzen Repräsentation; denn wenn auch das Stück „der Barbier von «Sevilla" heißt, so ist doch eigentlich der Barbier eine Nebenperson, und die Handlung dreht sich um Rosine und dem Grafen Almaviva. Dieser war freilich durch Herrn Rebling nur äußerst nothdürstig wiedergegeben; da jedoch momentan an unserer Bühne kein lyrischer oder Spieltenor ist, welcher statt seiner den Almaviva hätte singen können, so enthalte ich mich weiterer Bemerkungen. Die Marcelline wurde durch Frl. Steinhäuser, der Fiorillo durch Herrn Radetzky gegeben. AuS guter Quelle höre ich, daß die Concert- meisterfragc nun dahin entschieden ist, daß am Gewandhause und Theater zwei coordinirte Con- certmeister angestellt sind, welche sowohl in den Opern alS Concerten alterniren sollen. Eoncert- meister Schradieck, dem ein guter Name empfeh lend vorausging (er war zuletzt Concertmeister in Hamburg unter Bcrnuth und ist alter Schüler de« hiesigen Conservatoriums), ist also nickt an David's Stelle getreten, sondern Beide, Röntgen und Schradieck, sind einfach Concertmeister; nur in gerichtlichen Beziehungen vertritt Röntgen daS Orchester und bat als älterer den Vertritt vr. Hugo Ricmann. »
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