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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187410130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-13
- Monat1874-10
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1874
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«rscheixt Ugltch früh 6'/, Uhr. Xrdattt», »ad »rpedift«, JvhanniSgasse 38. Verantwortlicher Rcdactnrr Ar. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction v»n»i»«t« »o» >l—l» Uhr Si«ch»iiia,« »oa 4—-h Uhr. Annahme der für die nächst- wlaende Nummer bestimmten 2«fer«te an Wochentagen dis ZUhr Nachmittags. an Sonn- «nd Festtagen früh bis V»S Uhr. FtUate fl, Z«strate»a,»ad«r: Otto Klemm, UniverfitätSfir. 22. LouiS Lösche. Hainstr. 2t, patt. m r««. Anzeiger. Orzau für Politik, Localgeschichte, Handels - und Geschäftsverkehr. Dienstag den 13. October. ^doauemeatoprei» viertelj. 1Vr^>» incl. Bringerlohn 1'/, Jede einzeln« Nummer 2V, Bctcgexcmplar 1 Gebühren für Extrabeilagen ohne PostbesVrderung tl mit Postbesörderung 14 Inserate tgesp. BourgoiSz. 1'/,-^ Grsher« Schriften laut unserem PreiSverzeickniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Xeclame» unter dem Xedartiauosittch dir Spaltzeil« 3 Inserate find stets an d. «rpedittoa zu senden. — Rabatt wird nicht «geben. — Zahlung baar. durch auweisung oder Postvorschuß. 1874. Bekanntmachung. Es sind bei uns in neuerer Zeit vielfach Baurisse, welche bezüglich der Fronthöhe der Gebäude eine Ueberschreitung deS dafür geordneten Maaßes enthielten, zur Genehmigung überreicht worden. Wenn nun derartige Bauprojekte in den meisten Fällen zurückzuweisen waren, so sehen wir uns zur Vermeidung von Verzögerungen veranlaßt, die Bauunternehmer hiermit aus die gesetzliche Vorschrift in tz. 16 der Baupoltze,-Ordnung für Städte vom 27. Februar 1869. wonach die Höhe der Gebäude, von dem Straßenniveau bi- zun» Hauptfinrse (Traufkante) geweesseu, sich «ach der »reite der Straße, an der sie stehen, z« richten hat «nd die Straßeubrette nicht Eberfleiae« soll, hinzuweisrn mit dem Bemerken, daß wir, namentlich bezüglich der Neubauten in den Vorstädten an dieser gesetzlichen Vorschrift streng festhalten und davon nur in äußerst seltenen Fällen, welche dazu besonders angethan erscheinen, Ausnahmen zulasten werden. Leipzig, am 28. September 1874. Der -rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. vr. Reichel. Bekanntmachung. Für das bevorstehende Wintersemester werden Anmeldungen von Wohnungen für Studirende Bezeichnung der Lokalitäten und Angabe des Preises in der Canzlei des Universitä sitäts-Gerichtes unter von jetzt cib angenommen Königliches Universität» Gericht Leipzig, am 16 September 1874 Hehler. Neurs Theater. Leimig, tO. October. Zu den wenigen glück lichen Sterblichen, welche ein ganzes Leben hin durch ungeschwächte Popularität genosten, ist un streitig Auber zu zählen. Wer kennt sie nicht, die prickelnden Melodien des „Fra Diavolo", der reizenden Spieloper „Maurer und Schlosser" und zumal die noch immer zündenden der „Stum men von Portici"'? Diese Melodien sind so charakteristisch und zugleich so höchst bequem, so handlick und gefällig, daß sie noch jetzt dem Opern Habituö als willkommene Aasfüllung einer Lücke in seinen Gedanken dienen. Äst er fröhlich, so singt er dieselben, ist er gereizt, so pfeift er sie; ist er verdrießlich, so verbrummt er in einer der selben seinen Aerger. Wenn man von Melodien sagen könnte, sie haben savoir küre, so besitzen es Auber'S Melodien in hohem Grade. Wie aber so manche glückliche Idee zuweilen ziemlich äußer lichen Anstoßen ihre Entstehung verdankt, so soll dies auch bei den populärsten Melodien des „Fra Diavolo" und der „Stummen" zum Theil der Fall gewesen sein. Man erzählt sich darüber Folgendes. Mit seinen ersten Werken vermochte Auber geraume Zeit noch keineswegs durchzudrin gen und zerbrach sich nicht wenig den Kops da mit, wie er es anzusangen habe, um den Nagel auf den Kops zu treffen. Da bemerkte er, mit welchem Glück der Schalk Rossini, der sich damals gerade aus den Gipfel seiner höchsten Beliebtheit schwang, beliebte italienische Gastenhauer in ver femertem Aufguß auftischte. Diese Beobachtung soll Auber auf den Gedanken gebracht haben, französische Poslhornsiücke zu benutzen und auS denselben mit Hülse einiger graziöser Modifica tionen feine zündendsten Melodien im „Fra Dia volo" und in der „Stummen" zu bilden. Auber erhielt sich übrigens eine seltene Frische deS Styls, er hatte gewisse Wendungen, denen er selten un treu wurde, und eine Behandlung des Orchesters, die mit allen reizenden und oberflächlichen Seiten ganz ihm gehört. Mit dem meisten Erfolge be wegte er sich auf dem Gebiet der komischen Oper Hier entfaltete er am Freiesten seine bestechenden Eigenschaften, nämlich pikant erfundene, lebensvolle Melodie» und graziöse Factur, sowie in der höchst glücklichen Vereinigung mit Scribe seinen scenischen Tacl und genaue Bühnenkenntniß. In der Beurthei- lung seiner allerdings höchst leichtgeschürzten Muse ging man von deutscher Seite jedenfalls zu schwer fällig zu Werke und vergaß, daß man eS eben mit einem Franzosen zu thun hatte, der nur für Franzosen schrieb. Hieraus erklären sich alle seine Vorzüge und Schwächen. Tiefe, zumal des Ge- müths, darf man nie von ihm verlangen, ebenso wenig künstlerische Gründlichkeit und Gediegenheit; dagegen ist er in der Reget anregend, ge,' pikant, lebendig, wohl auch kokett und geschwätzig, will vor allen Dingen seine soeben von einem guten Diner kommenden Pariser amüsiren und versteht es, in das volle Leben hineinzugreifen oder sich mit graziöser Leichtigkeit auf dem glatten Salonparkett zu bewegen. Gänzlich durchgefallen ist von seinen letzten 30 Opern, obgleich in den selben viel sehr leichte Fabrikarbeit, eigentlich keine, weil er dem Publicum nie Zeit zum Mißfallen ließ. Ueber seinem „Fra Diavolo" und „Maurer und Schlosser" sollten übrigens „Teufels Antheil" und „Der Schnee" nicht vergessen werden. Aller dings müssen namentlich für den„Fr a Diavol o" die Darsteller Auber'S vorgenannte anregende Eigen schaften mitbringen,um eine so leicht geschürzte Spiel- oper dem Interesse unserer jetzt bedeutend anspruchs volleren Zeit näher zu bringen, denn sonst verfällt solch lockeres Gewebe unrettbar der Langeweile. Äst es nicht möglich, dem Ensemble jenen möglichst französischen elastischen Schwung, jene prickelnde, graziöse Leichtigkeit, jene hinreißende degagirte Frische und Schlaafrrtigkeit einzuhauchen, welche unserer aemüthlichen Behäbigkeit so schwer er reichbar, so «scheint es rathsamer, dem deutschen Charakter Näherliegendes zu rvählcn. DixS eigenthümlich, erschlaffende Stimmung hatte sich auf das Publicum wie auf die Darsteller gesenkt genau wie bei demselben ebenfalls wenig glück-' lichen vorjährigen Versuche mit Wachtel. So viel Anerkennenswerthes auch die diesmal ganz neue Besetzung durch die Damen Gut sch back und Holz stamm sowie durch die HH. Pielke, Ehrte, Ulbrich, Engelhardt. Broda:c. bot, mit so virtuoser Technik Frl. Gutschbach die Ensembles ansührte, es wollte kein Muth, kein Leben weder aus noch vor der Bühne cinkehren, selbst unserm beliebten Komiker Engelhardt gelang eS erst im 3. Act, die erschlaffte Stimmung etwas zu heben, und so fesselnd auch Hr. Labatt vor ca. 5 Jahren als Fra Diavolo gewesen fein mag, die Stimme hat nicht mehr die für dieses graziöse Genre nöthige Biegsamkeit, und dieses Gefühl beengte ihn auch sichtlich in freier Ent faltung seines an sich sonst recht degagirten und sorgfältig durchgearbeiteten Spiels. Am Meisten zu bedauern aver sind in solchen Fällen die ein heimischen Mitwirkenden, welche sich wegen voraus sichtlich nur einmaliger Ausführung so undank baren Vorbereitungsmühen unterziehen müssen, ohne dafür durch Wiederholungen belohnt zu werden und durch dieselben zur leichteren Beherr schung solcher Ausgaben sich emporarbeiten zu können. - vr. Hrm. Zopfs. Ans Stadt und Land. * Leipzig, 12. October. Am Sonntag Vor mittag yat der Dresdner Fortschritts Verein eine Versammlung abgehalten, in welcher der Rciseprediger der Fortschrittspartei, der Ab geordnete Eugen Richter aus Berlin, eine längere Rede über „die Stellung der deutschen Fortschrittspartei zu den politischen Fragen der Gegenwart, sowie über ihr Verhältniß zu anderen politischen Parteien" gehalten hat. Aus den Mit theilungen der Dresdner Blätter geht hervor, daß Herr Richter, wie er cs schon m Frankfurt am Main und anderen Orten gethan, für zweck mäßig gehalten hat, die nationallibcrale Partei zum Gegenstand heftiger Angriffe zu machen. Die Richter'scke Rede 'findet deshalb ganz den Beifall der „Dresdner Nachrichten"; in diesem particularistsch-reactionairen Blatt ist bemerkt, daß „Herr Richter wahrhafte Keulenschläge gegen die Nationalliberalrn, namentlich der sächsischen Spe- cies, die diese wohl nicht so bald verschmerzen werde, geführt habe." Die „Dr.Pr." drückt sich etwas zarter aus, indem sie sagt: „Die Schilderung der national- liberalen Partei im Reichstage war eine überaus zutreffende und die Charakterrsirung der sächsischen Nationalliberalen portraitähnlich." Wir gönnen Herrn Eugen Richter und den Dresdner Fort schrittlern baS kindliche Vergnügen, daß sie aber mals an den Nationalliberälen ihr Müthchen ge kühlt haben. Für die Fortschrittspartei «sprießt aus solchem Verhalten sicher kein Gewinn und der nationalliberalen Partei geschieht dadurch kein Abbruch. Wir wollen bei dieser Gelegenheit noch mals hervorhebcn, daß Herr Richter in seiner Partei das entant terridlv ist und daß namentlich seine Machinationen eS waren, welche in der letzten ReichStaaSsession zu d« bekannten Spaltung innerhalb d« Fraktion der Fortschrittspartei führten und den Austritt der hochanaesehenen Abgeordneten Löwe-Ealbe, Berger, Schmidt rc. veranlaßten. * Leipzig, 12 Octob«. Die Versammlung des national-liberalen Vereins im IL. ReichStagSwa hlkreiS am gestrigen wolkwitz stattfcmd vielversprechenden Anfang der von diesem Verein während des bevorstehenden Winterhalbjahres be absichtigten Agitation. Trotzdem, daß der vom Wetter außerordentlich begünstigte Meßsonntag die Bewohner der Umgegend in starkem Maße nach Leipzig geführt hatte, war die Versammlung doch zahlcHH, von,etwa Ibv Personen, besucht. Rach einleitende« Ansprache deS Herrn ar-liveraien Vereins im 13. Wahlkreis (Leipzig Land), welche Spnntaa Nachmittag in Liebert- ttfand, bildete einen re ^t erfreulichen, Kaufmann Bruno Sparig ergriff Herr Pro fessor vi. Birnbaum zu einem einstündigen, glänzenden, von deutschpatriotischcm und echt frei heitlichem Geist durckivehten Vortrag über das Programm und die Ziele der national-liberalen Partei das Wort. Diese Rede darf als ein vor treffliches Gegenstück zu den Auslassunaen gelten, welche fast zu derselben Stunde d« Abgeordnete Eugen Nicht« in einer Versammlung in Dresden gegen die Nationalliberalen richtete. In dem Birnbaum'schen Vortrag war jede gehässige Po- emik gegen die anderen liberalen Hchattirungen treng vermieden. Unt« großem Beifall der Ver- «immlung — es zeichneten sich nach ihrem Schluß eine ganze Menge neuer Mitglieder in die Mit gliederliste des Vereins ein — faßte der Redner das Programm der nationalliberalen Parier im 13. Wahlkreis mit folgenden Sätzen zusammen: Unser Ziel heißt: Freiheit, Macht, Einheit und Größe des Bater- landes, freie ungehinderte Entfaltung aller Kräfte im Dienste des Vaterlandes, Hebung der allge meinen Wohlfahrt, sowie nach Möglichkeit der Wohlfahrt all« Einzelnen. Diese Ziele sollen durch folgende Mittel erstrebt werden: 1) Durch vollste Unterstützung der gegenwärtigen Reichsregierung, so lange dieselbe wie bisher die Wohlfahrt des Reiches und die Freiheit der Reichs angehörigen gegen jedweden Gewissenszwang im Auge hat und vertheidigt. 2) Durch unausgesetzten Kampf gegen alle Diejenigen, rvelche ein Interesse daran haben, daß die jetzige Reichspvlitik geschwächt und durchkreuzt werde. 8) Durch Belehrung und Aufklärung nach allen Rich tungen hin. 4) Durch Hebung des Gemeinsinnes und der Opser- willigkeit, zunächst unter ihren Mitgliedern, dann ab« auch in weiteren Kreisen. ü) Durch Pflege eines auf gegenseitiger Achtung be ruhende« Verkehrs mit anderen Parteien, so lange diese Das irgend möglich machen. k) Durch Sora« Kr achtunggebietende Stellung d« Partei überhaupt, durch ihre Handlungen und durch ihre Träg«. * Leipzig, 12. October. In der nächsten Zeit findet hier die Neuwahl der Hälfte der Mitglieder des Kirckenvo rftandeS zu St. Thomä statt. Die Wichtigkeit der Kirchen- vorstandSwahlen wird leid« noch von sehr Vielen unterschätzt. Wir haben immer Veranlassung ge nommen, diesem Ärrthum entgegenzutreten, und thun DieS auch heute. Außer den manchen anderen Befugnissen und Rechten, die den Kirchenvor- ftänden zustehen, haben sie unter andern auch die Abgeordneten zur Landessynode zu wählen. Es ist daher, wenn freisinnige Abgeordnete in die Synode entsendet werden sollen, unbedingt noth- wendiq, daß freisinnig denkende Männ« in die Kirchenvorstände gewählt werden. Die Schwerfälligkeit deS Wahlapparates darf kein Grund zur Wahlenthaltung sein. Wir fordern die Mitglied« der Kirchcngemeinde St. Thomä, welche daS 25. Lebensjahr «füllt haben, dringend auf, sich zuvörderst in den Tagen vom 12. bis 17. Octob«, in den Stunden 9—11 Uhr in der Sacristei der Thomaskirche, oder in den Stunden von 9—12 Uhr und von 3—6 Uhr in d« Alten Waage anzumelden. Die Anmeldung kann auch schriftlich während der gedachten Zeit an da- Pfarramt zu St. Thomä eingesendet werden und ist dabei eine genaue Angabe nothwendig üb« Bor und Zunamen, Stand und Gewerbe, Geburtstag und Jahr, sowie die Wohnung. DaS Gebiet d« Kirchengemeinde St. Thomä umfaßt die West- und Südhälfte der Stadt dergestalt, daß Hain- und PeterSstraße mit allen westlich davon gelegenen Quartieren, ferner Ulrichsgasse und waS südlich davon liegt, dazu gehören. "Leipzig, 12. Octob«. Die Schaubude hier, welche d,e bekaunte Lappländer-Familie ent hält, gewährt, was dankend anerkannt werden muß. den Zöglingen deS hiesigen Taubstummen. Instituts, der Freischulen und deS Waisenhauses während der Vormittagsstunden freien Eintritt. Die Lappländer werden außerdcm in einer Ver sammlung, welche d« hiesige Verein für Erdkunde nächsten Mittwoch abhält, anwesend fein. * LeiMg) l2. October. Ueb« den bereits ge meldeten Eisenbahnunfall,' bei GcrickS- hain «fahren wir noch Folgende«: Am 10.Ok tober früh 5 Uhr wollten der Befenbind« Franke aus Brandts und dessen Ehefrau mit einem Hundegeschirr über den Eisenbahnübergang bei GerichShain schreiten, als plötzlich eine in der Richtung von Leipzig kommende Locomotive her anbrauste und den genannten Franke «faßte. Der Unglückliche wurde derart beschädigt, daß nach einigen Stunden der Tod eintrat. Die Krau ist mit ein« leichten Verletzung davon gekommen. Der an der Unglücksstätte stationirte Wärter hatte unterlassen, die Bahnbar ri^re zu ziehn. — Für Thierfreunde ist vielleicht die Notiz will kommen, daß die Menagerie de- Herrn Dag - gesell Wied« um einige schöne Thiere vermehrt worden ist. Herr Daagefeü war vor einigen Lagen in Hamburg und hat v», der dortigen bekannten Haaenbcck'schen Handelsmenagerie bei dieser Gelegenheit einen Kragenbär, eine große Zibethkatzc und noch zwei junge Löwen erworben, welche am Freitag angekommeu und der Menagerie bereit- einverleibt sind. Der «wähnte Kragenbär, von dem langen Haar an beiden Seiten deS Halses so genannt, ist einer der schönsten von den ziemlich zahlreichen Bärenarten und die weiße Zeichnung der Brust, welche die schwarzen Bären arten ckarakterisirt, ist bei diesem Exemplar ein auerlaufender glänzend weißer Streifen. DaS Thier stammt aus Thibet und ist verhältnißmäßig noch unbekannt; in der früheren Areuzberg'schen Menagerie wurde z. B. ein Exemplar Vieser An noch von dem geübten Thierhändler Äamrach (Vater) aus London für einen amerikanischen schwarzen Bären gehalten. ES ist für den Thier freund sehr anziehend, jetzt die drei in der Dag- gesell'schen Menagerie vertretenen Bärenarten zu vergleichen, den gewöhnlichen braunen Bär, den Lippenbär mit seiner gewaltigen Perrücke und unfern Neuangekommenen; noch hübscher vr dies möglich, wenn sie unmittelbar nebev».ider stünden. Die Zibethkatzc ist daS Thie welches noch jetzt in Afrika gezähmt gehalten >rd, um von ihm den Zibeth, jene besonders Orient noch hochgeschätzte Substanz zu gew^n. Die jungen Löwen sind schöne gesunde ere, noch sehr scheu und wild, müssen aber docNreitS bei den Vorstellungen nach Kräften mit xbeiten". Die stets darauf folgende Fütterung r uch ihr Lohn wie bei den übrigen, denn „erst d Geschäft und dann das Vergnügen!" sagt Hcrr'gftefell. — Ueb« eine Leichenverbrennu' welche am Freitag Abend in Dresden statts. wird Folgendes von dort vom 9. Octob« leidet: Heute Abend fand in all« Stille die c Ver brennung einer menschlichen Leiche in l von Friedrich Siemens zu dem Zweck hi« gebauten Ofen statt. Seit nahe 14 Tagen befand sich der Schwager der verstorbenen Lady Dille mit dem Testamentsvollstrecker, einem London« Sachwalter, in Dresden, um die behördliche Erlaubniß für die Ausführung des letzten Willens der Dame zu erlangen, die aucks «reicht wurde, nachdem die Hinterlassenen das Zugeständniß gemacht batten, daß die Verbrennung als ein „wissenschaftliche- Experiment" angesehen werde. Der Gemahl der Verblichenen, Sir Charles Wentwortb Dilke, Mitglied deS Hauses der Lords, ist bekanntlich an der Englischen Kirche ausgeschieden, und so sah sich die hiesige Englische Geistlichkeit nicht in der Lage, die Cercmome der Leichenbestattung zu voll ziehen, während die protestantischen Pfarrer, unbe kannt mit dem Sachverhalt, den englischen Geistlichen vorzugreifen Anstand nahmen. Die Leiche wurde vor nahe 5 Wochen in London einbalsamirt und in einem mit Blei umhüllten Sarge hieh« tranS- portirt, so daß nunmehr ein Verzug d« Bestat tung um der Ceremonie willen nicht thunlich er schien. Nach Entfernung der äußeren Blei umhüllung wurde der Sarg geöffnet und der Leichenbefund von dem im Austrage des Ministe riums sungirenden Stadtbezirksarzt Niedn« fest- gestellt. Anwesend waren auß« den bereit« ge nannten Herren u. A. der Polizeipräsident von Dresden und Stadtrath Flath als behördliche Zeugen, Generalarzt Roth, Medicinalrath 1^. Küchenmeister, Stadtverordneter vr. Spitzner und Ingenieur Piper als wissenschaftliche Beobacht«. Herr Friedrich Siemens ersuchte die Anwesenden um ein stille- Gebet für die Verblichene, dem darauf die Einbettung in die obere Kamm« de» Verbrennungsgewölbes folgte. Der Ofen ist wie derholt und genugsam beschrieben. Einige Minuten nach der Einführung der Leiche in einem eichenen Sarge, von dem der Deckel entfernt war, ge stattete der anwesende Schwager der Verstor benen die Oeffnung der BeobachtungSthür de» Gewölbes, und so konnte durch diese d« Proceß der Verbrennung in allen feinen Stadien genau gesehen werden. Nach 6 Minuten geschah schon die. durch die eigenthümliche Form de» Sarge» begünstigte Zersprengung dies« äußeren Hülle. Nack 10 Minuten waren die Muskeltheilc durch- aehenvs abgelöst und nach kaum 20 Minuten da» Skelett gänzlich sreiaelcgt und dasselbe begann zu zerfallen. DaS Verkohlen der inneren Weichtheile war bei 30 Minuten bedeutend vorgeschritten und nach einer Stunde auch der Knoclienbestand wesent lich rcducirt. Nach 75 Minuten konnte bereit» das Gewölbe zur mechanischen Entfernung der auf d« oberen Etage zurückgebliebenen wenige« Theile geöffnet und von dem unteren Mur desselben die gesammelten Rückstände im Gewicht von annähernd 6 Pfand herauSgehoben und m eine Urne gefüllt wcrden. Der Eindruck, den der ganze Vorgang aus die Anwesenden hinterließ, rechtfertigte die Anführung der Strophen von ÄustmuS Kerner: Und »vm Trotz dem lallen Tod Glüht ein heißes Riorgenroth. Solches trügt in HimmelSlülte Ueb« Mod«, über »r" Eine» DaS > Mensche» letzte« istLok stk iß rüste » Nest — l «t» Fest!
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