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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187410204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-20
- Monat1874-10
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1874
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7——^ Oktober. : verflossene, c gehandeltes 0,25 Mark wa.ooo Kik. Mk., 93 Pr«. 9»proc. d«. Mk., 96 pro«. -37.75 Mb. oc. Nackprr rrn); Prima !9.?5—40.L» r Preisstand nd zu nach, e und circa Farine um. iasfinade —, 75 Pf., feine do. 46 Mk. Mk. 50 Pf, » Pf, mittel rrdinair do. bi- 43 Mk. Mk. 75 Pf, Runkel- gramm excl. Dir gün- 1 durch ein- rächung, so en efsectivrn fer schwerer eisconcessto- :., worunter lffinirter ich in dieser sich Käufer Nmk. fügen. : Nachfrage, rch die vor- nsatz 13,000 :r. Die in en Offerten ! laufenden rien regel «n Wochen- ligt wurden, der Woche ntlich Korn- g war. eine Inen Fälle» und Nach en erzielten t dann für ich um ca. : — Preise, eu Lieferung satz auf ca. Abzug war die Sbaeber elrüoen- 4.40 Rmk. tspirttas. ichsten Prri Loco ohne ctober 18'/« Novembrr- unt ttebrr- > Liter. — s gefchäftS- 8'/. Thlr. (Wochen- Käufer in so ist doch s Bedarfes Is auch für Pottaschen- die Preise ndern auch den. 8üer Thlr, und oc. bezahlt, ir für 80rr kaimtischm a. Wasier- von uord- ch' 25 Faß labak: 281 6 Seronrn raff. Stau- November - Vau»- »e. Etwas — Reis, lmsatz 250 ober. Der gewohntes ad Roggen Artikel in a Angebot i mäßigem zen nach Thlr. - , netto 6v Kilo netto Kilo netto Weizen - Berste Ngr. - Ischaften. 7'/. B. »«--»«- -esellschaft ffahrtS» lmrsichiff- 1, ,5S B Erscheint täglich früh k»/r Uhr. Nrdactlon und SkPrdtliou JohanniSgasse 33. Verantwortlicher Redacteur Kr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redattion Bonnttlai« «on 1l—12 Uhr Rachmillai« «vn < —» Uhr. Annahme der für die nächst- folgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis SUHr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen fickh bis V»9 Uhr. FtUale für Znseratraannal,««: Otto Klemm. Universitätsstr. 22, L-Ni- Lösche. Hainstr. 21, pari. Tagtlstaii Anzeiger. OtM für Politik, Lmlgkschichtk, Handels- und GeschWvnkthr. - —.7,»" E-M» «»flage 12,00«. AdonuemeutoPkti» vicrtelj. 1'/»^--, incl. vringerlohn 1'/, Jede einzelne Nummer 2'/, ^ Belegexemplar I Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesvrdrrung tt mit Postbeförderung 14 Inserate 4aesp. BourgoiSz. 1'/,-^ Brüher« Schriften laut unserem PreiSverzeicbniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklamen unter dem Redartionoflrlch die Spaltzeile 3 ^ Inserate sind stet« an d. Erirditloa zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. — Zahlung baar, durch Postanweisung oder Postvorfchuß. W LS3. Dienstag den 20 Oktober. 1874. Dank und Quittung. Für die Abgebrannten in Gröppendorf, Riechberg und Gorschnoitz sind bei der Königlichen Kreis-D»rection fernerweit die nachverzeichneten Gaben eingegangen und zur entsprechen den Vertheilung unter die Beschädigten, beziehentlich nach den Wünschen der Geber, denen hiermit zugleich warmer Dank ausgesprochen wird, weiter befördert worden. Leipzig, am 14. October 1874. Königliche KreiS-Direetio«. v. Burgsdorff. Schulze. 2 »/ gef. m der Gemeinde Nemt bei Wurzen (außerdem 2 »/ für Breitenbrunn), 2 »/ nach träglich aus Taucha, 30 »/ Ertrag einer Sammlung des Gerichtsamtes Rochlitz, 30 »/ Ertrag einer Samml. des Stadtraths zu Jöhstadt, 19 »/ durch die Erped. des AmtSwochenbls. in Borna, 12 »/ 11 -Ass ges. in der Gmde. Möckern durch G -V. Schröter, 3 »/ Conrad, 15 »/Gmde. Taura, 58 »/ 12 Ertrag einer Samml. des G.-Amtes BrandiS, 36 »/ 4 5 Ertrag einer Samm lung der Exped des Wocheubls. in Grimma, 17 -»/ 5 »s? durch die Exped. des Leipz. Tagebls. (für Riechberg) und zwar: (3 »/ vr Baumgarten, 15 »sl E. W, 10 »8? H, 10 H. F, 4 »/ vr. W- A. St, 1 »/HF. M. R, 2 -»/ L- Hg, 6 »/ W. R. Treuer Heiland werd allen Jammer und Noth zum Besten), 2 »/ Frau Johanne Edelmann in Zittau, 4 »/ 15 -s? (für Riechberg) durch die Expedition des Amtswochenblatts für Borna, 26 »/ 15 ^ (für Riechberg) durch die Expedition dcS Dresdner Journals, 6 »/ durch die Expedition des Leipziger Tageblatts und zwar: (5 »iss C. G. U. (für Riechbergs, 1 »/ Th. L H. H.), 19 »/ 15 »sss Ertrag einer Sammlung des Stadtr. zu Pausa für Riechberg, 44 »/ Ertrag einer Sammlung deS G.-Amtes zu Burgstädt, und zwar: (3 »ss Gmde. MarkerSborf, 10 »/ Gmde. Röllingshain,' 26 »/ Gmde. ClauSnitz und 5 »/ Gmde. Heiersdorf), 83 »iss 10 «Mf für Riechberg, Ertrag einer Sammlung des G.-Amtes Lengefeld, und zwar: (41 »iss 3 Gmde. Lengefeld mit Rauenstein, Marterbüschel und Kalkwerk, 6 17 -sk l Gmde. Forcbheim, 4 »/ 20 ^ Gmde. GörSdors, 2 »/ Gmde. Hasielbach, 10 »/ Gmde. LipperSdorf, 15 ^ Gmde. Neunzehnhain, 1 »/ 11 2 Gmde. Niedersaida, 1 »/ 2 -sk Gmde. Obersaida, 2 »/ 22 ^ 2 Gmde. Pockau, 6 »/ 21 ^ 3 Gmde. Reifland. 2 »/ 2 -^8 Gmde. Wernsdorf und 4 »/ 15 ^ 5 Gmde. Wünschendorf mit Stolzenhain), 13 </ (für Ricch- v<^8) ges. in der Parochie Weistropp durch I'. Or. Schönberg, 10 »/ (für Gröppendorf) von der Gmde. Niederhaßlau, 9 »/ 15 (für Riechberg) Ertrag einer Sammlung des G.-Amtes Augustus- burg, 23 »/ 27 "L Ertrag einer Sammlung des Stadtr. zu Geithain, 1 »/ Michael, 3 »/ Erlös für eine von F. A. Kiesel in Connewitz eingelieferte, 2V, »/ taxirte silberne Cylinderuhr und 23 »/ 7 »sss 2 (für Riechberg) durch Herrn F. W. Kcyser und zwar: 5 »/ Geh. Med.-Rath Or. CocciuS, l3 »/ 7 2 und l Collo Ertrag einer Sammlung von den Lehrern und Zög lingen der II. Bürgerschule, 5 »/ als Ausgleich einer Differenz, gezahlt in der Weinstube von Emil Kraft. 494 »/ 16 »n 7 und 1 Packet Sa. >724 »/ 23 -sl 9 und 27 Packete der O.uittungen I. und II. 2219 »/ >0 ^6 und 28 Packete Sa. Sa. ' Bekanntmachunq. Der «« LS. October d. I. fällige zweite Termin der Gewerbe- «nd Personal- Ke«er ist nach der zum Gesetze vom 25. Juni d. I. erlassenen Ausführungs-Verordnung vom 29. deff. MonatS nach einen» halben JahreSbetrage zu entrichten, und werden die hiesigen Steuerpflichtigen hierdurch ausgesordert, ihre Steuerbe- träae für diesen Termin nebst den städtischen Gefällen, welche Letztere 1) — Thlr 15 Ngr —Pf auf jeden Steuerthaler des jährlichen KatafterfatzeS bei den Bürgern «nd allen sonst mit mindestens 1 Thaler ordentlicher Steuer und darüber beigezogenen Per sonen, sowie 2) — Thlr. 7 Ngr 5 Pf auf jeden Steuerthaler des jährlichen Katastersatzes bei den unter I. nicht mit getroffenen Schutzverwandteu betragen, binnen 1L Tagen nach demselben an die Stadt-Steuer-Einnahme all- hier — Georgenhalle, Eingang vom Rittcrplatz, 1. Etage rechts — pünktlich abzusühren, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maaßrcgeln gegen die Säumigen eintretcn müssen. Hierbei werden die hiesigen Principale, Meister und sonstigen Arbeitgeber veranlaßt, bei Ver meidung einer Ordnungsstrafe von 1 Thlr. bis 5 Thlr. alle seit dem 1. Termin d. I. vorgeaangenen Personalveründerungen von solchen mit mindestens L Thlr. «nd darüber personalsteuer- östtchtige«, sowohl entlaffeuen wie eingestellten Gehilfe« re. binnen 8 Tage« bei vorgenannter Receptnrstelle schriftlich anzuzeigen, woselbst auch Formulare dieser Ber- «inderungSanzeigcn auf Verlangen zu verabreichen sind. Leipzig, den 9. October 1874. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Taube. Herr Stürmer als Kaufmann Tannenhos, Krau Bethmann als Frau Gernsbach führten unS gutgezeichnete bürgerliche Charaktere vor, während Herr Link sich mtt der widerwärtigen Rolle des Willibald ganz gut abfand, so wenig dieselbe in fein Repertoire von heitern Jünglingen und Dümmlingen paßt. Es ist dies einer der wenigen wirklich bösartigen Charaktere in den Stücken von Benedir, da dieser Autor es vorzugsweise liebte, gute Menschen zu schildern, wenn dieselben auch diesen oder jenen Verirrungen verfallen oder mit Narrheiten behaftet waren, während er Alles, waS an das Dämonische oder Bösartige streifte, in der Regel zu vermeiden suchte. Rudolf Gottschall. Aus Stadt und Land. Neues Theater. Leipzig, 18. October. Neben den glänzenden Virtuosen, wel«be bei ihren Kunstreisen die Fülle der Ehren einbeimsen, nehmen die schlichten En- femblefchauspieler, besonders in untergeordneten Fächern, eine sehr bescheidene Stelle ein, und nur nach langjährigem Wirken an einer Bühne wird ihr Schewetag ihnen zu einem Ehrentag, an dem sie jene Huldigungen empfangen, gegen welche die aastreisenden Künstler fast blasirt geworden sind. Ein solcher Ehrentag war der gestrige für den wackern Herrn Saalbach, der seit sünsundvierzig Jahren an unserer Bühne wirkt und jetzt in den wohlverdienten Ruhestand znrücktritt. Viele der episodischen Figuren, die er spielte, besonder- sein Kammerdiener in „Kabale und Liebe" stehen in bestem Angedenken der Theaterfreunde. Ein red liches Wirken, das sich bereitwillig unterordnet, ist gewiß der wärmsten Anerkennung werth. Fast alle, die in jungen Jahren -zur Bühne gehen, stre ben den höchsten Zielen nach, welche dem berau schenden künstlerischen Ehrgeiz vorschwcben; die Lorbeern der großen Künstler lassen sie nicht schla fen; jeder fühlt daS Zeug in si^, ein Emil Dc- vrient und Dawison zu werden. Bald aber merkt der Kunstjünaer, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen und daß sich in der Beschränkung der Meister zeigt oder daß vielmehr auch in der Beschränkung ein tüchtiges künstlerische« Wirken möglich ist. Den kühnen Anläufen phantasievollen Ehrgeizes folgt dann die Resignation, welche in jedem nicht durch Triumphreisen geschmückten Künstlerleben eine so große und wichtige Rolle spielt. Hier giebt e» Kämpfe und Siege, von denen die Welt Ulchts weiß Endlich siegt die Anschauung, wel cher Schiller «orte leiht in seiner Lerne: Immer streb« zum »au^ md kannst du selber Werden, als dienendes Glied schlifft, rin Banzes dich an. Der Künstler fühlt sich als Mitträger eines künstlerischen Ganzen und sucht seine Ehre darin, dasselbe zu fördern, soweit seine Kräfte reichen. Bei solcher Gesinnung hat jedes Rollenfach gleiche Berechtigung. Herr Saalbach hat sich Jahrzehnte lang als tüchtiae Stütze unsere- Ensemble- be währt und die Kränze verdient, welche da- Publi cum deni Scheidenden spendete. Er sprach be scheidene Worte deS Danke-; wir Alle werden seinem stillen und redlichen Wirken ein ehrendes Angedenken wahren. Seine letzte Rolle war der treue Diener Lindner in der „Mathilde" von Benedix. eine Rolle, welche ganz im Bereich der Leistungsfähigkeit de« scheibenden Darstellers liegt, da er wie wenige über den treuherzigen Ton, den Ausdruck einer braven und warmen Gesinnung gebietet. Das Stück selbst ist ein Rührdrama, welches durch die einfachsten Motive wirkt und vor andern Stücken desselben Genres den Vorzug einer echt künstle rischen Compofition hat. Die Tochter, die ihrer Liebe folgt und vom Vater scheidet, geräth als Gattin des geliebten ManneS in einen gleichen Conslict, den sie dadurch lösen will, daß sie den Gatten verläßt und dem Vater folgt, immer der Stimme ihre- Herzen- gehorchend. ES ist dies nicht bloS äußerliche Symmetrie der Compofition, eS sind Contraste der Situation, welche aber die Einheit deS Charakters und zugleich seine Schön heit voll in'- Licht stellen. Frl. Schwarzenberg spielte die allerdings sehr dankbare Rolle der „Mathilde" mit warmem Ausdrucke de- Gefühl- und de- Affecte-, wie sie überhaupt für die sentimentalen Aufgaben vor- zug-weise befähigt ist. Herr Neumann gab den Maler Arnau" mit aller sich selbst bezwingender Energie, welche die Scenen des ersten und zweiten Acte- verlangen, sowie er im letzten den Ausbruch de- lange verhaltenen Grolle- doch edel zu halten wußte. ,D« Falkenau de- Herrn Tietz batte I den gelegenen Typ«- der Bonrgeoi--Ca»alnre Leipzig, 19. October. Das Organ der Dresdner Fortschrittler, die „Dresdn. Presse", ist ganz unglücklich über die unbarmherzige Kritik, welche dem Wortschwall des „großen" Fortschritts mannes Eugen Richter in der national gesinnten Presse Deutschlands zu Thcil wird. Das genannte Blatt ist bereits vollständig auf den Standpunkt des „Bolksstaat" gekommen, in dem cs alle Diejenigen, welche den Richter'schen Deklamationen keinen Beifall spenden, als Agenten des Berliner Preßbureaus bezeichnet. Die national liberale Partei kann sich dazu nur gratuliren, wenn die Sache des sächsischen FortschrittSlhums in so ungeschickter Weise in der Presse vertreten wird. Eine zutreffende Beleuchtung erfährt die Sachlage wieder in einer Berliner Correspondenz der „Köln. Ztg.", in der cs u. A. heißt: Das viel angefrindrte sächsische Ministerium hat plötz lich von einer «veite her Unterstützung erhalten, aus di« es wohl selber am allerwenigsten seine Hoffnung gesetzt hatte. Niemand Geringeres als Herr Engen Richter, einer der MitchefS der preußischen Fortschrittspartei, ist plötzlich zu seinem Ritter geworden und bricht unter dm maßlosesten Ausfällen gegm die national-liberale Pattei die Lanze seiner Red« für dasselbe. Die Fort schrittspartei hat seiner Zeit gegen die Verfassung des Norddeutschen Bundes gestimmt, und liebt eS sehr, in ihrer Presse und ihren Versammlungen noch heute der deutschen Reickisverfassung die Mängel, die sie an der norddeutschen Verfassung auszusetzen sand, vorzuwerfen und sie oft mit sehr wenig schmeichelhaften und sogar wenig anständigen Namen zu belegen. Zwei Arten von Gründen waren und sind es, die von den Männern der Fortschrittspartei der norddeutschen, dez. deutschen Verfassung vorgewotten wurden und tagtäglich noch werden: die geringe Fürsorge, sdie sie für das, was sie „Freiheit" nennen, trägt, und dm zu weiten Spiel raum, den sie den Regierungen der Einzelstaaten läßt. Die natinal-liberale Partei hat von Anfang an zugegeben, daß in der That die Verfassung in diesen beiden Punctm einer erheblichen Verbesserung bedürftig, aber auch fähig sei, und sie hat deshalb die Verfassung angenommen und seitdem nnnnterbrochen an ihrer Ver besserung nach diesen beiden Richtungen hin gearbeitet und, wie ihr Jeder, der die innere Geschichte des Deut schen Reiches, dez. des Norddeutschen Bundes seit 1d«-7 verfolgt hat, zngeben wird, mit nicht gering m Erfolg und mit nicht geringer Aussicht auf weitere'Errungen schastrn. Die national-liberale Partei im Königreich Sachsen hat als einen Theil des von ihr für Freiheit und Einheit zu führmden Streites auch die Bekämpfung des sächsischen Ministeriums erkannt, weil dasselbe, weit entfernt, ihre Bestrebungen nach größerer Einheit zu würdigm und zu unterstützen, vielmehr alle sachlichen und persönlich« Maßregeln ergriff, durch die eS die Ausdehnung der errungenen Änynt auf ein größeres Maß zu verhindern oder noch bester ihre möglichste Ein- schränkung auf ein mtt dem Wortlaute der Verfassung nothdürftlg noch in Einklang zu bringendes Minimum herbrizuführm hoffen konnte, und weck eS zugleich in diesem Bestreben dieGnmdsätz« der politischen Freiheit oft weit über da» Maß dessen hinaus verletzte, waS durch d»e Reich-Verfassung und durch die keineswegs freisinnige säch- fische Landesverfassung geboten oder selbst nur «laubt war. Die national-liberale Pattei im übrigen Reiche, und namentlich in Preußen bat daher die sächsischen National- Liberalen m oiesrm ihrem Kamps« mit ihren Sym pathie« begleitet. Bon der Fortschrittspartei hätte nach einfachen Bernunstschlüssm erwartet werden mvssm, daß sie entweder — in Uebereinfiimmung mit ihrer sonstigen beliebten Haltung — die Natronal- Liberalen innerhalb und außerhalb Sachsens der Lau heit und Halbheit in ihrem Kampfe gegen das sächsische Ministerium anklagte oder, wenn sich eine solche An klage absolut nicht begründen lieh, ihnen aufrichtig die Hand bot. Man bätte zur Noth von der sächsischen Fortschrittspartei eine andere Haltung erwarten können; man hätte es an ihr, die vielfach mit socialistischen Tendenzen verquickt ist und in Bezug auf praktische Politik fast eben so unfähig und traumbrsangrn zu sein scheint, wie gewisse süddeutsche demokratische Toterien, die von Bereinigten Staaten Europa« und BolkShreren und Abschaffung der Steuern und ähnlichen guten Dingm schwärmen, vielleicht nicht verwunderlich gefunden, wenn sie Hand in Hand mit einem reaktionären Ministerium da» Deutsch« Reich und seine Freunde bekämpft hätte ; aber rin Mitglied der preußi- ichrn Fortschrittspartei könnt, nicht so reden, wie Herr Eugen Richter eS gethan, ohne nicht nur sich, sondern auch seine Pattei, wenigsten» insofern er als deren Dol metsch angrseben werden'kan«, ans» äußerste bloßzustellen. Allerdings ist bereit« in der letzten «richStagSHfion die Scheidung zwischen ihm und einem andern Theile der Fortschrittspartei, der entschieden die hervorragendsten Name« jener Partei umfaßte, vollzogen worden, »nd r- steht noch dahin, »b sich die bäde» Mügch der bisherig« Fortschrittspartei wieder zu einem aemcinsamen Namen und zu einem gemeinsamen Wirken zusammenfindcn werden. Allein selbst angenommen, dies wäre nicht der Fall und der Name der Fortschrittspartei umfaßte künftig hin nur die Abgeordneten, dez. ihre Gesinnungsgenossen im Bolle, die damals auf einer Seite mit dem Herrn Richter standen, so würde, meinen wir, auch die Fort schrittspartei in diesem eingeengten Sinne gegen das Auftreten des» genannten Herrn zu protestiren haben. Daß die maßlosen Beleidigungen deS Herrn Richter in der gewissenlosesten Weise selbstverständlich aus der Lust gegriffen sind, erwähnen wir nur beiläufig. * Leipzig« ld. October. Am heutigen Tage begann die Immatrikulation an hiesiger Universität für daS bevorstehende Winter semester. Nach allen Anzeichen zu urtheilcn, dürfte auch diesmal für die Frequenz an unserer Hochschule ein günstiges Resultat zu erwarten sein. Bereits in voriger Woche hatten etwa fünfzig Ankömmlinge ihre Zeugnisse auf dem Universitätsgcrichte cingereicht. Der erste, welcher seine Papiere deponirte, war ein — Südfranzose, welcher der deutschen Sprache nur theilweise mächtig war. Auch Amerika, Schweden, Nor wegen und Rußland sind schon mehrfach vertreten und wir vernehmen, daß sich unter den Amerika nern diesmal ein Farbiger befindet. — In Bezug aus die Frequenz der deutschen Univer sitäten in dem abgelaufenen Sommersemester ent nehmen wir dem ÜniversitätS-Kalender Folgendes: Die größte Frequenz weist nach die Universität Berlin, die im Sommersemestcr 1874 2980 Stu- dircnde und 187 Docenten hatte; während sie früher eine Zeitlang den zweiten Rang einnahm und Leipzig den ersten, hat sich nun das Blatt gewendet und folgt ihr letzteres mit 140 Docenten und 2800 Studlrcnden nach, dann folgen die Universitäten Halle mit 1055 St. und 95 Doc., Breslau mit 1036 St. und >07 Doc., München mit 1031 St. und 114 Doc., Tübingen mit 921 St. und 84 Doc., Würzburg mit 901 St. und 58 Doc., Heidelberg mit 884 St. und 104 Doc., Bonn mit 858 St. und 98 Doc., Straßburg mit 667 St. und 81 Doc., Königsberg mit 603 St. und 76 Doc., Greifswald mit 540 St. und 58 Doc., Jena mit 4SS St. und 69 Doc., Münster mit 451 St. und 27 Doc., Erlangen mit 442 St. und 51 Doc., Marburg mit 440 St. und 62 Doc., Gießen mit 342 St. und 58 Doc., Freiburg mit 297 St. und 52 Doc., Kiel mit 210 St. und 62 Doc. und Rostock i»it 132 St. und 38 Doc. Bei dieser Zusammenstellung sind auch die nicht immatriculirten Zuhörer mit- zäblt. Die deutschen, außerhalb des Deutschen eicycs befindlichen Universitäten weisen folgende Frequenz nach: Basel 162 Stüdirende mtt 81 Docenten, Bern 332 St. mit 63 Doc., Zürich 331 St. mit 75 Doc., Dorpat 768 St. mtt 87 Doc., Graz 932 St. mit 68 Doc., Innsbruck 615 St. mit 52 Doc., Prag '? St. mit >22 Doc., Wien 3615 St. mit 227 Doc. *Lripzia, 19. October. Seitens der deutschen Droguisten-Vereine sind seit längerer Zeit Petitionen an den Reichstag, Bundesrath und das Reichskanzleramt gerichtet worden, welche die Freigebung verschiedener jetzt ausschließlich dem Vertriebe der Apotheken überwiesener Drogucn und Heilmittel bezwecken. Neuerdings haben diese Vereine insofern den ersten Erfolg erzielt, al- ihr Vorsitzender, Herr Otto Meißner hier, ferner die Vorstandsmitglieder Babrmann in Hamburg, Ode« in Braunschiveig, Köhler in Berlin zur Teil nahme an den Sitzungen einer Sachverstäadigen- Commission, welche über die Abänderung der Verordnung vom 25. März 1872 bcrathen soll, vom Reichskanzleramt eingeladen morden sind. * Leipzig, 19. October Wir empfangen au- Wechselburg über den bereit- erwähnten neuesten Convertitenfang noch (olgendc Mit theilung: In Wechselburg regt jsich die Proselyten- werberei wieder. Ander- «st wohl der nachstehende all nicht zu bezeichnen. Der Steinmetz und üldhauer Artbur Cläß, welcher eine lange Zeit krank und früher, soweit bekannt, mit dem KatholiciSmu- nicht« gemein hatte, wurde Diens tag, den l3. dS. MtS. begraben und zwar von den Katholiken! Da fragt man sich: Wie geht da« zu, der Mensch war doch lutherisch? Ja, heißt eS, er ist während seiner Krankheit überaetre- ten!! Aber er hat ja, so heißt eS weiter, wäyrend langer Zeit, fast während der ganzen Krankheit, welche über >/, Jahr währte, nicht auSaehen können! Cläß hat durch Vermittelung seiner Mutter, an der gräflichen Küche. Speisen zur Kräftigung er halten und auch Besuche von einem Fräulein von Freibcrger, welche von der verstorbenen Gräfin als Leiterin deS HauSwesenS berufen, erhallen. Auch ist Cläß mehrfach von der gräflichen Köchin besucht worden. Diese Köchin ist die Person, welche der Reaierung-rath Bodel schon zwei Mal im Berhör gehabt. Cläß ist daher wohl vorge redet worden, zum KatholiciSmu- überzntreten. Oder sollte der während seiner Krankheit stet- hal-todte Mensch au- vollständig freie« Antriebe den Uebertritt aethan haben? D»e- ist doch wohl stark zn bezweifeln! — Auch soll die Frist vo» 4 Wochen, welche -wischen dem Tage der Tbmel-
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