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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187410226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-22
- Monat1874-10
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1874
- Autor
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Erschei»1 täglich früh e»/, Uhr. Lr>«t1i»» «,» Lqnttli«» JohanmSgassr 33. Brrantwortlichcr Redacteur Ar. Hüttner in RtAdnitz. Sprechstunde d. Redaktion v»r«1«la,» ,on >l—t» Uhr Rach»«»»,« »«u « —b Uhr »Mühme der für die nächst folgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis SUHr Nachmittags, an Sonn- «ld Festtagen früh dt« '/,9 Uhr. Filiale für ZastratenaaaalMt: Otto Klemm. UniversttütSstr. 22. Laut- Lösche, Hamstr. 21. part. äpMtr TagMM Anzeiger. Orga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anflüge AboaaemratSPreio viertelt. incl. Brinaerlohn 1'/, Jede einzelne Nummer 2'/, Belegexemplar 1 Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung 11 mit Postbesördrrung 14 Zaferate 4grsp.BourgoiSz. l'/,^i- Größere Schriften laut unsrem PreiSverzrichniß. - - Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklame» uaicr dem ttkdactioaofirich die Spaltzeil« 3 Inserate find stet« an d. Lrpettttaa zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. — Zahlung baar, durch Postanweisung oder Postvorschuß. W 295. Donnerstag den 22. October. 1874. Bekanntmachung. Wegen dringlicher Reparatur der über daS Rödelwasser führenden sogenannten Schdlerotziger Brücke am Schleußiger Wege wird dieselbe für den Fahr» und Rettverkehr vom 22. bis 31. dieses Monat« gesperrt. Der Rath der Stadt Leipzig. Leipzig, den 20. October 1874. vr Koch. vr. Reichel. Bekanntmachung. Im Hose der hiesigen Gasanstalt sollen Donnerstag den 28. Oktober d. I. Nachmittags S Uhr ungefähr 1103 Centner alteS Gußeisen und - 100 - - Schmiedeeisen, nod zwar jede Partie besonders, an den Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, öffentlich versteigert werden. Die LicitationSbedingungen sind im Bureau der Gasanstalt einzusehen, auch gegen Erlegung der Copialien daselbst in Abschrift zu erhalten. Leipzig, den 15. October 1874. DeS RathS Deputation znr Gasanstalt. Hieraus wird davon Kenntniß genommen, daß die Verhandlungen mit Herrn Hüffer und Herrn Voigt über die wünschenSwerthe baldige Be bauung der Südseite der Stadt insofern zu einem Resultat nicht geführt haben, als Letzterer hier mit die damit m keinem innern Zusammenhänge stehende Feststellung deS Bebauungsplans über das Schimmel'sche Gut, den Botanischen Garten rc. in Verbindung gebracht haben will. Nach Mittheilung der Einladung des Aus schusses des Vereins für Socialpolitik zu dessen diesjähriger Jahresversammlung in Eisenach wird die Beseitigung des verfaulten, nicht mehr repa raturfähigen hölzernen Privetrohrs im östlichen Flügel des Hauptsteueramtsgcbaudes und das Einziehen von Thonröhren mit einem Aufwand von 150 Thlr. genehmigt, und aus Vorstellung der Jmmobiliengesellschast für die Bebauung von deren Areal an der ver breiterten Schloßgaffe eine Kronthöhe von 17 Meter unter Ausschluß der Mansardendächer festgestcllt, und von der Vorschrift, daß die Hinter fronten dieser Neubauc anständig zu decorireu seien, wieder abgesehen, nachdem die Gesellschaft zugesichert hat, letzteres soweit möglich freiwillig, ohne deshalb eine Verbindlichkeit zu übernehmen, aussühren zu wollen. Im nothwendigen Anschluß an alle größeren Capellen Deutschlands war bereits früher be schlossen worden, auch in Leipzig die vorzuziehende tiefere Orchesterstimmung nach Maßgabe der Pariser Normalstimmung einzusühren: der Be schluß war jedoch nicht zur Ausführung gelangt, weil die Stadtverordneten die Zustimmung zu den Kosten der in Folge dessen für das Theatcr- und Gewandhaus-Orchester, sowie für die Kirchen musiken neu zu beschaffenden Blasinstrumente ab gelehnt hatten. Neuerdings sind nun aus Privat mitteln diese Anschafsungskosten bis zum Betrage von 3000 Thlr. angeboten worden mit der Be stimmung, daß die anzuschaffenden Blasinstrumente neuer Stimmung in das Eigenthum der Stadt fallen, daß die Instrumente bis Ende Januar 1875 beschafft und spätestens von Ostern 1875 an im neuen Theater benutzt werden. Da die Kosten der Anschaffung aus 4980 fl. veranschlagt sind, durch obige Offerte demnach gedeckt wer den. so soll unter Annahme dieser Offerte nun mehr der frühere Beschluß wegen Einführung der liefern Stimmung verwirklicht, Herr Capell- meister Schmidt mit der Besorgung deS weiter Erforderlichen im Einversttlndmß mit den be theiligten Orchcstermitgliedern beauftragt, mit der GcwandhauSconcertdirection wegen Ucbernahme der höchst unbedeutenden Kosten der Unterhaltung und Beaufsichtigung der Instrumente verhandelt und den Stadtverordneten Mittheilung gemacht werden: die Instrumente sollen den betheiligten Musikern zum Gebrauch im Gewandhausconcert und Theater unter annoch festzusetzenden, die gute Instandhaltung bezweckenden Verpflichtungen, wo- über Vorschläge zu machen die Deputation be auftragt wird, überlasten werden: zu anderen Zwecken z. B. zu Kircbenconcerten, die Instru mente zu überlassen, bleibt jedesmaliger besonderer Genehmigung deS Rath« Vorbehalten; endlich soll auch den Kirchenvorständen hier wegen etwaiger Umstimmung der Orgeln in den beiden Haupt kirchen von der Sachlage Mittheilung gemacht werden An der Rückseite des physikalischen Instituts war der Universität zur Erbauung zoologischer und landwirthschaftlicber Anstalten Areal tausch weise zu überlasten bereits beschlossen worden, heute erfolgte die Feststellung des Niveaus für die längs dieses Areale« von der Thalstraße ab nach Osten ziemlich parallel mit der Waisenhausstraße anzulcgende Straße und der Straßenfluchtlinie längs de- Univerfitätsareale« an der Westseite der Thalstraße behusS Ausgleichung de« von der Uni versität durch Borrücken ihrer Stacketerie an der Ostseite der Straße entzogenen Areales, die letztere mit der Bedingung, daß die Universität diejenigen Kosten übernimmt, welch« durch die in Folge dieser neuen StraßenfluLtlime nothwendig werdende Umpflasterurm der Tagerinne entstehen: nach ein gegangenem Sintzerständniß der Universität hier- SeschlM des Raths in der Plenarsitzung vom 1. October 1874.*) Zunächst erfolgt die Verpflichtung und Amts einweisung des aus 6 Jahre zum Mce-Bürger- meister erwählten Herrn vr. jur. Georgi und die Zutheilung der demselben spcciell zu überweisenden Geschäftsbräuchen, sowie die Wahl des Herrn Stadratb vr. Vogel zum Inspektor der Pölitz- Seeburg'schen Stiftung und als Director der Pölitz'schen Stiftung. Nachdem die Stadtverordneten die Kosten für Ausfüllung des im Sand'schen Grundstück am Floßplatz befindlichen Canals von der Pleiße nach dem dortigen faulen Graben und für Einlegung einer dem faulen Graben frisches Flußwaffer zu führenden Rohrleitung abgelehnt hatten, hat Herr Sand sich mit einer therlwcisen Zufüllung des Grabens unter Einlegung einer Thonrvhre ru- sriedengestellt erklärt, und sich erboten, dies für eine Vergütung von 60 Thlr. auszuführen: nach Lage der Sache wird vorbehältlrch der einzu holenden Zustimmung der Stadtverordneten die Offerte angenommen, auch soll den Stadtverord neten daS wegen gänzlicher Beseitigung des faulen Graben- am 20. September d. I. Beschlossene mitgetheilt werden. Endlich werden die Competenzverhaltnisse be züglich Annahme und Entlastung der Spritzen- unv Feuerwehrmänner dahin fcstgestellt, daß daS Commando der Feuerwehr die Spritzenmännner — nicht auch die jetzt als Feuerwehrmänner j , > 2. Elaste bezeichneten besoldeten Spritzenmänner — der Deputation zum Feuerlöschwesen zur Be stätigung vorzuschlagen und dieselben auf deren Kündigung selbstständig zu entlasten, die Depu tation die Feuerwehrmänner 1. und 2. Elaste und Oberfeuerwehrmänner anzustellen, diese Mann schaften auf deren Kündigung, sämmtliche Mann schaften vom Feldwebel und Oberfeuerwehrmann incl. abwärts nach vorgänaiger Kündigung seitens der Deputation, und die RathSsection die Mann schaften als Strafe nach 8. 14 der Dienstanwei sung zu entlasten, daS Rathsplenum aber auf Reclamationen gegen Entschließungen der Depu tation oder deS Fenerlösch-Commandos zu ent scheiden hat. vom 3. October 1874. Nach Envählung der Herren Bice-Bürgermeister vr. Georgi und Stadtrath Simon als Mitglieder der Commission zur Borberathung und Vorbereitung der Frage wegen Verwaltung der beiden Stadt- theatcr auf städtische Rechnung oder deren fernere Verpachtung (siche Tageblatt Nr. 284. S. 5471) werden dieselben beauftragt, mit der Theaterdepn- tation gemeinschaftlich Vorschläge zur Wahl der weiteren fünf CommissionSmitglieder auS der Mitte unbethciligter sachverständiger Privatper sonen zu machen. Hieraus werden die cingegangenen Zuschriften der Stadtverordneten vorgctragcn: letztere sehen a) von ihrem Widerspruchsr-chte gegen An stellung des Herrn Traumüller als Ober lehrer an der Nicolaischule, und des Schul gelder-Einnehmer-Boten Wurm als Leih haus Expedient ab, und haben d) die Petition an die Ständekammcr wegen Aushebung der Amtsblatt-Gesetzgebung mit vollzogen. ES wird beschlossen: zu u) Herrn Traumüller zur Bestätigung der König!. Staatsregierung zu präsentiren und Herrn Wurm zu verpflichten, woaegen es zu d) bei der inmittelst erfolgten Ein reichung der Petition sein Bewenden hat. Unter Zuziehung des Herrn Baumeister Kohl al- Sachverständigen ist mit Herrn Hüffer eine Bereinigung über daS für besten südlichen Anbau zu wählende Schleußensystem zu Stande ge kommen : die Bereinigung wird genehmigt und ist nunmehr mit den Stadtverordneten hierüber in Vernehmung z« treten *) Einaegangrn bei brr Redaktion des Tageblattes 1« 1«. October. mit soll mit den Stadtverordneten über daS Ge- sammtabkommen communicirt werden. Die Fronthöhen des Neubaues der Leipziger Leben-Versicherungsgesellschaft an den, Theaterplatz und an der Theatergaffe waren als zu hoch nichl genehmigt worben: Hierauf hatte des Widerspruchs des RathS ungeachtet die Königliche KreiSdirection auf Reclamatwn der Gesellschaft wegen der Höhe an der Thcatergaffe Dispensation ertheilt, wegen der am Theaterplatz aber keine Entschließung ge geben: weshalb in letzterer Beziehung der Rath um Erläuterung gebeten hatte. Inden« nun hier aus die Königliche KreiSdirection sich dahin auS- spricht, daß, weil der Neubau am Theaterplatz nicht höher als dessen Breite werden solle, auf Grund von tz. 16 der Baupolizeiordnung für Städte die nachgesuchte Baucrlaubniß zu der Höhe des Neubaues am Theaterplatz von vornherein nicht zu verweigern gewesen wäre und auch eine Dispensation deshalb nicht erst zu ertheilen sei, wird der Rath angewiesen, selbst in der Sache hauptsächliche Entschließung zu fasten. Der Rath geht nun hierauf davon aus, daß die gegebene Deduktion der Königlichen Kreis- direclion nicht zutreffe, insofern in tz. 16 der Bau- polizciorvnung für Städte bestimmt sei, daß der von der Königlichen KreiSdirection aufgestellte Satz nur für Neubauten au Straßen gegeben sei, dagegen nach dem Wortlaut des Gesetzes die an Plätzen zu errichtenden Gebäude jedenfalls nicht höher als 5 Geschoß erbaut werden dürsten, in dem vorliegenden Fall aber mehr als 5 Geschoß projectirt werden: auf Grund dieser gesetzlichen Vorschrift wird die Ertheilung der Concession des mehr als 5 Geschoß hohen Neubaue« am Theater platz abzulehnen beschlossen. Bei diesem Beschluß ist es aber auch unausführbar, der Gesellschaft in Gemäßheit der Kreisdirectionsdispensation für die höhere Fronte an der Theatergaffe Baucon- cession zu ertheilen. Die Gesellschaft soll daher demgemäß beschieden, Beschwerdeführung bei dem Königlichen Ministerium des Innern über die von der Königlichen KreiSdirection in der Sache aus gesprochenen Grundsätze aber bis dahin beanstandet werden, daß etwa die Gesellschaft gegen die Ent schließungen des Rathes Rccurs einwenden sollte. Vom 7. October 1874. Nach Verwilligung eines Beitrages von 30 Thlr. zu den Umzugskosten an einen von Dresden anher berufenen Zeichenlehrer vorbehältlich der cinzu- holenden Zustimmung der Stadtverordneten, wird beschlossen, die Pflichtstunden des DirectorS der gewerblichen Fortbildungsschule für das Winter semester 1871/75 mit Rücksicht auf die demselben zur Beaufsichtigung der in verschiedenen Stadt- theilen liegenden Schule lasten erwachsende zeit raubende Mühwaltung von 12 auf 4 herabzu- sktzen, und ru den hierfür erwachsenden Stell vertretungskosten Zustimmung der Stadtverord neten zu erbitten, die städtischen Parzellen in Sommerseldcr Flur nach den im nächsten Jahre eintretenden Ablauf der dermaligen Pachtverträge anderweit im Wege der Licitation zu verpachten, den vom Büraerschulplatz nach der Rosenthal- gaffe führenden Brückensteg deS Herrn Hermann Hauak auf dessen Antrag mit Rücksicht auf das bestehende BerkehrSbedürsniß in daS unentgeltlich abzutretende Eigentbum der Stadt und zur Unter haltung aus städtischen Mitteln zu übernehmen, dagegen das Ansinnen deS Herrn Haugk, ihm das fernere Bestehenlassen deS Steges zuzusichern und dessen Benennung „Haugk'S Brücke" beizubehalten, abzulehnen; und mit Rücksicht aus die localen Verhältnisse die Fronthöhe für die Neubauten der Herren Pathe und Richter an der Schälgasie auf 17 Meter unter Ausschluß der Mansardendächer festzustellen. ^ Deutscher Proteftanten-Derein. * Leipzig, 21. October. Die gestern Abend in Stahls Restauration stattgesundene Mitglieder- Versammlung, welche sehr zahlreich besucht war und von dem neuerwählten Vorsitzenden Hrn. Prof. Seydel mit einer kurzen Ansprache er öffnet wurde, beschäftigte sich in der Hauptsache mit dem deutschen Protestantentage in Wiesbaden, für welchen Gegenstand Herr Prof. Seydel daS Referat übernommen hatte. Der Herr Referent schilderte in vielfach fesselnder Weise die Tage von Wiesbaden, ver mied dabei, daS bereits durch die Presse Be kannte zu wiederholen und zeichnete vielmehr ein recht faßliches Gesammtbild der Eindrücke, die er persönlich von Wiesbaden mitgenommen. In der Ausschußsitzung stand gleich zuerst eine bedeutungsvolle Frage auf der Tagesordnung, die Frage nach dem zu wählenden Vorort, nach dem Sitze deS Central - Bureau. Die Sorge um die glückliche Erledigung derselben wurde bald durch die Nachricht gebannt, daß Berlin sich bereit gefunden, die Leitung zu übernehmen, und ebenso wurde d»e Sorge um die repräsentirende Spitze durch die Namen Kochhann (Stadtvcrordneteu- Borsteher in Berlin) und Techow beseitigt. Beide Männer haben sich bekanntlich in der Sydow'schen Angelgenheit hervorgethan. (Herr Prof. Seydel Verla« hierbei einen von ihm in der „Dresdener Zeitung" veröffentlichten, aus die OrganisationSsrage bezüglichen Artikel, dem der lebhafteste Beifall der Anwesenden ge rollt wurde.) Man gab sich (so fuhr der Herr- Referent fort) nicht blos zufrieden, sondern man ergriff mit Freuden die von Berlin dargebotene Hand. Der erste Tag schloß mit dem üblichen Begrüßungsabende im Schirmer'schen Saale. Die erste Hauptverhandluna wurde durch Bluntschli mit einer Rede eröffnet, deren Ein druck auf die Versammlung ein wahrhaft über wältigender genannt werden konnte, insbesondere gilt Dies von der Darlegung des Verhältnisses deö Protestanten - Vereins zum Staate. Hierauf folgte Prof. Böhmer's Bortrag über die sociale Frage. Bekannt ist, daß die Böhmer'schen Thesen mit den seiner Zeit hier berathenen deS vr. Gensel einigermaßen verschmolzen worden sind. Böhmer'S Vortrag, wenn auch in der Form wenig zusagend, war doch seinem Inhalte nach so gediegen und belehrend, daß alle Diejenigen, welche der socialen Frage sernstehen, sich angezogen finden mußten. Zum zweiten Haupttag übergehend, schilderte Herr Prof. Seydel die Eindrücke, die er von der Anwesenheit so vieler Ausländer und ihren Vor trägen empfangen habe. Der Wiesbadener Pro testantentag bot gewissermaßen ein internationales Bild dar, denn so viele Ausländer waren noch niemals beisammen; man fand hier Prediger auS Holland, aus der Schweiz, auS England, Amerika, ja sogar einen Indier NamenS Mozoomdor, ein beredter und begeisterter Vertreter der religiösen Reformpartci in Indien. Derselbe hielt einen Vortrag in englischer Sprache über die Entstehung und daS Wesen seiner Religwnsgesellschast, welche einen einfachen Gottesglauoen mit einfachem Cnl- Ins deS GcbetS und eine- sittlichen Leben- ver tritt. Auch die Schweizer machten einen bedeut samen Eindruck durch ihre Sympathien, welche sie für die deutsche kirchliche Bewegung kundgaben. Einem Berichte des vr. Binkau (Leipzig) über die Protcstantenbibcl und ihre Verbreitung folgte dann der ebenfalls bekannte Vortrag de- Lic. vr. Paul W. Schmidt auS Berlin über die Ab nahme des theologischen Studiums (der Bortrag ist bereits in einer Brochüre im Georg Reimer'- schen Verlag in Berlin erschienen). — Wie schon erwähnt, folgte die Versammlung dem Referate de« Herrn Prof. Seydel mit gespannter Aufmerk samkeit. Der zweite und letzte Gegenstand der Tages ordnung betraf die Organisation von Pro- vinzial-Vcrbänden des Protestanten- Vereins. DaS Berliner Central-Bureau hat Zuerst im Auge, Provinzen zu Provinzialverbänden usammcnzuschließen. Es giebt jetzt eine Menge ?cute, die dein Central Verband angehören, ohne Mitglied eine- Localverbandcs zu sein. Durch die Bildung von Provinzialvcrbändcn entsteht aber der Vortheil, daß die einzelnen Localvereine bester und nachhaltiger zu wirken vermögen. Die Frage nun, ob solche Localvereine, wo sie noch nicht de ichen, zu gründen seien, werde schwerlich verneint werden können. Im hiesigen Verein oder viel mehr in Sachsen kommt nun eine Verschmelzung Sachsen- und Thüringens in Frage und eS ea>- >siehlt Herr vr. Binkau, sich im Allgemeinen für ine solche Vereinigung mit Thüringen auszu- prcchen, die weiteren Modalitäten aber noch em- einen Abmachungen zu überlasten. Nachdem die Debatte über diesen Gegenstand geschloffen, trat die Versammlung einstimmig dem Anträge bei, einen Zusammenschluß von Sachsen und Thüringen ür nothwendig und zweckmäßig zu erklären und zunächst die Vereine zn Dresden und Chemnitz auszufordern, ihre Meinung kundzugeben. Die Universitäten Lerlin und Leipzig. Mit heiterem Erstaunen laS Referent da- Ex- cerpt aus dem UnivcrsitLtS-Kalender in der Nr. de« Tageblatts vom 20. d. M, wonach Berlin, „weil da- Blatt sich gewendet habe", in diesem Semester wiederum an der Spitze der deutschen Hochschulen stehen solle, da es 2980 „Studirende" und 187 Docentcn aufweise, Leipzig nur 2800 „Studirende" und 140 Docenten habe. Gleich nach Erscheinen de- Berliner Studenten- verzeichniffe«, daS uns von der dortigen Univer- sitätscanzlei direct per Post zuging, hat unser Blatt einen Artikel über da- wahre Berhältniß beider Hochschulen ru einander gebracht. Leipzig hatte in Wahrheit 2716 immatricnlirtc Studenten pro Sommersemester aufzuzeigen, Ber lin nur 1609, darunter 1287 Preußen und S» Nichtpreußen. Die theologische Kacultät zählte in Berlin 139, die juristische 473, die medicmische 299, die philosophische 698 Studirende Wie standen die Facultäten zur selben Zeit in Leipzig beziffert? Wir hatten 381 Theologen,
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