Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187410264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18741026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18741026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-26
- Monat1874-10
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint tS-Nch früh 6'/, Uhr. Nr»»cli»n mit EkPtdilii»! JvtanniSgaste 33. Lrrantwortlicher Redacteur Ar. Hüttner in Reuvnitz. Cprrchslunde d. Redaction Bormiiiagt von N—N Ubr Nachuullag« von 1 — L Udr -nnalime der für die nächst- j,lgc,ide Nummer besttmii.rrii gnirratr an Wochentagen bis ZUHr Nachmittags, an Eo»n- und Festtagen früh bis V,8 Uhr. Mloie sSe Z»srr«te«a««al>me: Ltlo Klemm. UnivrrsttätSstr. 22, L-uiS Lösche, Hainstr. 2l, part. MpMer Lageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichk, Handels- und TeschSstSverkehr. -tbouncmrnts-rei« viertelt. incl. Bringerlohn 1'/, Jede einzelne stummer 2'/, ^ Belegexemplar 1 Gebühren für Extrabeilagen ohne PosibefSrdcrung 11 H mit Postbefördcrung 14 H Inserate 4gesp Bonrgoi-z. 1'/,-^ Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach böbercm Tarif. Neclamcn unlcr dcm vedacttoa»slrich die Spaltzeilr 8 Inserate sind stets an d. <lr»editi»a zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. — Zahlung baar, durch Postanweisung oder Postvorschuß. M LS9. Montag den 26. Oktober. 1874. Bekanntmachung. -ie Urliste« der für da- A«t eines Geschworenen befLhigten hiesigen Einwohner betreffend. Die von und ausgestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eines Ge» schworenen befähigt sind, wird vom 15. bis 30. lausenden Monats mit Ausnahme der Sonntage in den Stunden von Vormittags 9—12 Uhr und Nachmittags von 3—6 Uhr auf dem Rathhause im 2. Stock Nr. 15 zu Jedermann« Einsicht öffentlich auShängen. Diejenigen, welche nach 8. 5 des Gesetzes vom 14. September 1868 von dem Geschworenen» omte befreit zu werden wünschen, haben ihre Gesuche bei deren Verlust unter Beifügung der ersor» derlichen Bescheinigungen innerhalb der vorstehend angegebenen Frist bei uns schriftlich einzureichen. Ebenso kann innerhalb der' .oen Frist» jeder volljährige und selbstständige OrtSeinwohner wegen Uebergehung seiner Verso«, dasern er zu dem Amte eines Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 13. Oktober 1874. Der Rath der Vtadt Leipzig. " ' ' G. M< vr. Koch. eechler. Bekanntmachung. In Gemäßheit §. 1 der Instruction für die Ausführung von Wasserrohrleitungen und Waster- anlagen in Privatgrundstücken vom 7. Juli 1865 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Friedrich Tcheibe, wohnhaft Hohe Straße Nr. 8, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 24. Oktober 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. " " ' -ilisch. ' vr. Gcorgi. Wil Resdr. Georg Curtius. Leipzig, 26. Octbr. Ein geborner Lübecker, der frühere Lehrer am Bitzthum-Blochmann'schen Institut zu Dresden (1842) und nachmalige Privatdocent zu Berlin (1845) vr. pbil. Georg Curtius war vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren als außerordentlicher Professor der Philo logie nach Prag berufen worden. Er trat dies Lehramt am 26. Oktober 1849 durch eine Inau guralrede nach, alter akademischer Sitte ordnungs mäßig an. Der beutigc Tag ist mithin der dcS fünfundzwanzigjährigcnProsestorjubiläumö unseres ausgezeichneten gelehrten Mitbürger-, bezeugt wie er auch literarisch ist durch die gedruckt vor liegende Antrittsrede in Prag: „Ueber die Be deutung de« Studium- der klassischen Literatur, Prag, Tempsky, 1849." Der Ehrentag des Ge lehrten wird, wie man hört, von seinem großen Schülerkreis aus der Lehrerwelt deutscher und ausländischer Hochschulen und Gelehrtenschulen sehr solenn gefeiert und auch für unsere Univer sität thatsächlich bedeutsam gemacht werden, wenn auch eine allgemeinere Feier, wie bei allen akade mischen silbernen Jubiläen, nicht stattfindet, be ziehentlich nur durch große Privatbetheiligung, nicht officiell sich vollzieht. Leipzig- Universität gehört Georg CurtiuS seit zwölf Jahren an. In Prag war er drei Jahre nach seiner Berufung ordentlicher Professor ge worden, wieder drei Jahre nachher war er einem Ruse nach Kiel gefolgt. Im Jahre 1862 kam er endlich hieher als ordentlicher Professor der klassischen Philologie und Mitdirector des philo logischen Seminar- an der Universität. Eigentlich gehörte er uns schon früher an. Ein- seiner Hauptwerke, die „Grundrüge der griechischen Etymologie", erschien 1853 zum ersten Male in Leipzig (B. G- Teubner). Zwanzig Jahre später — 1873 — gab der Ver fasser dasselbe in 4. Auflage hier heraus. Einer leiner hervorragenden Schüler, ErnstWindisch, hatte dasselbe durch Vergleichungen aus der kelti- -schen erweitert (B. G- Teubner). Bei demselben Verleger kam dann auch CurtiuS' Leipziger Antrittsrede hcrauS: „Philo logie und Sprachwissenschaft" betitelt sich die Abhandlung, welche der heutige Jubilar am 30. April 1882 vom Katheder der Aula deS Augusteum- herab vortrug. Um bei der literarischen Thätigkeit des Ge lehrten, soweit sie Leipzig als Druck- oder Entstehunqsort angeht, noch etwa« zu verweilen, sei gleich hier angeführt, daß von hier auS die zahlreichen neuen Auflagen der epochemachenden grammatischen Werke CurtiuS' rcdigirt wurden; von hier aus dessen „Erläuterungen zu meiner gnrchischen Schularammatik" zu dem älteren Werke (erste Auflage 1852 ,n Prag) hinzu kamen; hier jene zahlreichen Aufsätze und Ab handlungen für Universität-- und akademische (Gesellschuft--) Schriften, sodann für eigene und fremde Sammelwerke, sowie für Zeitschriften ge schrieben wurden, Arbeiten, deren Auszählung hier leider unzulässig ist, die aber ihrerzeit allesammt Aufsehen erregt haben. Ein Leipziger illustrirtcS Blatt, „Daheim", druckte vor sechs Jahren einen Curtiusschen Vortrag „Sprache, Sprachen, Völker" ab und gab denselben auch im Sonder druck heraus. Die „Berichte der Königlich Sächsischen Gesell schaft der Wissenschaften zu Leipzig", eine Akademie, der EurtiuS längst angehört, sind eine Haupt» snndgrube jener Einzelschristen de« Sprachforscher-, Die an zweiter Stelle zn nennende Hauptquelle der EurtiuS-Literatur sind die von ihm und seiner großen und rührigen Schule herau-gcgebenen „Studien zur griechischen und latei nischen Grammatik", ein Sammelwerk, dessen erster Band vor sechs Jahren bei Hirzel hier erschien und das jetzt bis zum siebenten Bande vorgerückt ist. Hirzel endlich ist der Verleger eines zweiten Hauptwerkes von Georg Curtius, welches im zweiten Semester des vorigen Jahres unter dem Titel „Das Verbum der griechischen Sprache seinem Bau nach dargestellt. Erster Band", zu erscheinen begann. Dasselbe ist die Krönung deS Gebäude-, dessen Grund Curtius vor nunmehr 28 Jahren durch seine in Berlin bei Bester erschienenen „Sprachvergleichen den Beiträge zur griechischen und lateinischen Grammatik: die Bildung der tsmpora und moäi im Griechischen und Lateinischen" zu legen be gonnen hatte. In daS Forum größerer Oestentlichkeit trat Curtius vor zwei Jahren in Leipzig. Die 28. Versammlung deutscher Philologen und Schul männer fand vom 22. bis 25. Mai 1872 hier statt. Die erste allgemeine Sitzung im großen SchützenhauSsaale begann mit der Eröffnungsrede des Präsidenten, und dieser war kein Anderer als unser Curtius. Er hat während der Verhand lungen de« Präsidentenamtes mit jener ruhigen Besonnenheit, Bestimmtheit und dabei liebens würdigen Bescheidenheit gewaltet, welche ihn über haupt auszeichnet und beliebt macht. In Meißen hatte Curtius anno 63 der 22. Philologenver sammlung ebenfalls beigewohnt und auch dort das Wort ergriffen zu einer Rede (über die localistische Austastung der Casus), welche einem andern Leip ziger Gelehrten von heu(x, Professor Lange, Ge legenheit zu einer Gegenrede gab. EurtiuS'Bedeutung ist eine allseitig anerkannte; ihr Schwerpunkt liegt in dessen Leistungen auf dem Gebiete der Etymologie einerseits und der Sprachvergleichung andererseits. Er ist eS ge» wesen, der Philologie und Sprachwissenschaft zu verbinden und zu versöhnen, die Borurtheile der Philologen alter Schule gegen letztere und die Sprachvergleichung zu entfernen, die Einführung der soliden Ergebnisse der Sprachwissenschaft in die Schule als ehemaliger praktischer Lehrer be sonnen anzubahnen und durchzuführen verstanden bat. Hochschulen und Gymnasien sind ihm mit hin in gleicher Höhe zu Danke verpflichtet, wie die moderne Philologie eine ihrer frischesten Ent- wickelung-epochen an seinen Namen knüpft. Leipziger polytechnische Gesellschaft. * Leipzig 24. Oclobcr. Mit dem gestrigen Abende nahm die hiesige Polytechnische Gesellschaft ihre Winterversammlungen wieder aus. Der Di rektor der Gesellschaft, Herr Hoflieferant Haugk sprach in kurzen einleitenden Worten die Hoffnung und Erwartung auS, daß auch im bevorstehenden Winter die Betheiligung der Mitglieder an den Versammlungen und Ausstellungsabenden eine recht rege sein möge, damit da- vereinte Wirken zu einem segensreichen sich gestalte. Hieran schloß sich ein interessanter Vortrag de« Herrn Ingenieur C. Pieper aus Dresden über da- Patentwesen der Erfindungen und die angestrebte Reform de- Erfindungs schutz-Gesetzes. Herr Ingenieur Pieper, welcher als Sccretair de- in Wien abgehaltenen Patcnt- Congreste« sowie als Mitbegründer de« deutschen Patentschutzvereins die bezüglichen Verhältnisse ein gehend zu ftudiren Gelegenheit gehabt, ging zu nächst auf die Geschichte der Frage ein, um die logischen Schlüsse erklärlich zu machen. DaS Be- dürfniß einer Reform wurzele in der Concurrenz. Diese Concurrenzfrage sei besonders lebhaft aus getreten bei der internationalen Weltausstellung rn Wien, nachdem sie schon 1851 bei der Lon doner Ausstellung in Anregung gekommen war. Bei letzterer sei der internationale Charakter verloren gegangen, weil sie zu spät angeregt worden: man habe aber die nationale Frage nicht fallen lasten und daraus sei die Creirung de- provisorischen, sechsmonatigen Schutze- entstanden, die Bewegung sei mithin international angeregt gewesen, Habe aber nur einen nationalen Bor theil im Gefolge gehabt. Redner schilderte weiter die verschiedenen Stadien, in denen sich die Frage befunden, ehe sic zu einer wirklichen Reform ge kommen, namentlich wie die österreichische Regie rung, welche die Sache anfänglich wohl ausge nommen, dieselbe wieder habe einschlafen lasten. In Deutschland sei gerade Sachsen die Veran lassung gewesen, daß die Sache brennend heiß ge macht wurde, und eine hervorragende Person dabei der vr. Rcntzsch, welcher Veranlassung gegeben, daß der BolkSwirthschaftliche Congreß ein anti- patentliches Votum fällte. Die preußische Regie rung habe diese Beantwortung benutzt, um in der Angelegenheit weiter vorzugehen und zunächst die Ansichten der Handelskammern eingeholt. Die „Zusammensetzung der letzteren garantire jedoch nicht die Compelenz der Entscheidung" und das verneinende Votum, welche« sie abgaben, habe nur in der Annahme bestärkt, daß „in ihnen nicht mehr die Intelligenz herrsche, um große volkswirthschastliche Fragen zu entschei den." (?!) Ein eigenthümliches Bild lieferten die in den einzelnen deutschen Staaten herrschenden verschiedenartigen Anschauungen und Austastungen der Frage, die in Sachsen eme „mehr liberale", in Preußen dagegen eine „mehr rcactionaire Be wegung" hervorrief. Zum Erweis seiner Behauptungen ließ Herr Ingenieur Pieper einige statistische Auszeich nungen folgen, welchen der Briefverkehr, die An zahl der Pscrdekräftc und die Ein- und Ausfuhr, die auf jedes Tausend Einwohner kommen, folgten. Wenn diese Zahlen mit den Patentzahlen zu sammengestellt werden, so eraiebt sich folgende- Resultat: In Frankreich kommen (da- Jahr 1852 zur Grundlage genommen) aus 165 Ein wohner I Pserdekrast von angewandten Maschinen, 5 Stück Briefe und 23 Thlr. Ein- und Ausfuhr aus 1 Kops und 1 Patent aus 10,918 Einwohner, in Oesterreich auf 66 t Einwohner 1 Pserde- kraft, l Brief und 7 Thlr. Ein- und Ausfuhr auf den Kopf und t Patent auf 87,000 Einwohner, in England aus 50 Einwohner 1 Pserdekrast, 12 Briefe und 90 Thlr. Ein- und Ausfuhr auf den Kops und 1 Patent auf 14,000 Einwohner, in Deutschland und zwar in Preußen (im Jahre 1861) aus 49 Einwohner 1 Pserdekrast (also so günstig wie England im Jahre 1852), 10 Briefe und 30 Thlr. Ein- und Ausfuhr pro Kopf, dagegen 1 Patent auf 260,000 Einwohner, während im Jahre 1868 1 Patent auf 300,000 und im Jahre 1872 sogar 1 Patent auf 464,000 Einwohner entfällt. Die Verhältnisse in der Patentgesetzgebung sind daher, so führte Redner au«, so abnorm und un günstig, wie in keinem andern Staat. Redner zeigte nunmehr an einigen Tabellen die Schwan kungen, die in den verschiedenen Ländern und zu den verschiedenen Zeiten sich wahrnehmbar ge macht haben; sie zeigen, daß in einem AuS- stellungSjahre mehr Patente genommen werden als zu anderen Zeiten, daß kriegerische Zeiten einen rückwirkenden Einfluß auSüben, daß liberale Reformen in der Patcntgesetzgebung einflußreich, dagegen freihändlerische Verträge ohne Einfluß geblieben sind. Aus der Tabelle ist weiter er sichtlich, daß Sachsen die meisten Patente giebt, mehr als daS zwölf Mal größere Preußen. Uebergehend nunmehr zur Frage der Noth- weNdigkeit einer Reform deS ErfindungS-Schutz- GesetzcS. legt der Herr Vortragende das Statut des Deutschen Patent - Schutz - Vereins vor. Letzterer hat den Zweck, durch ein geregelte- Zusammenwirken aller berufenen Kräfte eine ein heitliche deutsche Gesetzgebung zum Schutze der Erfindungen auf Grund Artikel IV. der deutschen ReichSversastung herbeizuführen. Der Sitz dcS Vereins ist in Berlin. Der Verein sucht seinen Zweck zu erreichen durch Verbreitung seiner Thätigkeit über ganz Deutschland, durch allgemeine und Localoersammlungen, durch literarische Ar» beiten und durch Anträge an die gesetzgebenden Factoren. Herr Ingenieur Pieper schloß seinen Bortrag mit dem Hinweis darauf, daß die große Reform auf Grund von internationalen Vereinbarungen rn geschehen habe, und mit der Bitte, sich für die Frage zu erwärmen und bei den Arbeiten des Vereins zu bctheiligen Lebhafter Beifall und der besondere Dank deS Vorsitzenden folgten den Schlußworten des Vortragenden. In der sich hieran knüpfenden Debatte schlug zunächst Herr Ingenieur Uhland vor, in diese Angelegenheit praktisch vorzugehen, und stellte deshalb den An trag, daß d»e Gesellschaft dem Verein als Mit glied bcitrete und den Beweis liefere, daß «an sich dafür interessire. Die Nothwendizkeit liege umsomehr vor, als Gefahr im Verzüge und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, gar kein Patentgesetz zu erhalten. Ebenso empfiehlt Herr Fabrikant Hoffmann-Lincke den Beitritt zum Verein mit einer angemessenen resp. der Gesell schaft würdigen Beitrage. Die Angelegenheit wird ohne Verzug im Direktorium berathen werden und jedenfalls schon in der nächsten Sitzung der Gesellschaft eine mit deren Wünschen und Anträgen harmonirende Mittheilung gemacht werden können. Gesammtausgabe vouMendelssohu's Werken. Die Verlag-Handlung von Breitkopf und Härtel hat seit einiger Zeit ein höchst groß artiges neue« Unternehmen begonnen, und zwar nichts Geringeres, als eine kritisch durchaesehene Gesammtausgabe von Mendelssohn'- Werken. Mehr als ein Vierteljahrhundert ist verfloffen, seitdem Felix MendelSsohn-Bartholdy. welcher sich um den hohen Aufschwung der Kunst in Leipzig als Gründer deS ConservatoriumS rc. so hohe, unvergeßliche Verdienste erwarb, der musikalischen Welt durch den Tod entrissen ward. Auf der Höhe seines Kunstschaffens mußte er scheiden, aber in seinem, obgleich so kurzen Leben hat er Biel und Großes geschaffen, was der Nachwelt über liefert und den vorzüglichsten Kunstschöpsungen unserer Nation zugczählt zu werden verdient; die Reihe seiner zahlreichen schönen und form vollendeten Werke sichert ihm einen hohen Ehren platz in der Kunstgeschichte für alle Zeiten. Diese Werke sollen jetzt zum ersten Male in einer würdigen Gesammtausgabe erscheinen, welche in schneller Aufeinanderfolge den bei weitem größten Theil derselben bieten wird, während der Rest spätestens nach Erlöschen der letzten Autorenrechte im Jahre 1878 Nachfolgen soll. Die kritische Revision dieser Au-gabe hat gleich der der Br. u. Härtel'schen Beethovenausgabe HerrHoskapellm. vr. Julius Rietz übernommen (welcher am 3l. d. M. in Dresden sein 40jähr. Dirig-ntenjubiläum feiert), der praktisch wie kri tisch hochbewährte Künstler, der nahe Freund und Kunstgenoste Mendelssohn-, der unstreitig größte Kenner seiner Werke, und dürfen wir daher von so gewiegter Seite sicher höchst Zuverlässige- er warten. Dem uns vorliegenden Prospecte zufolge sollen Mendelssohn'- Werke in ähnlicher Weise erscheinen, wie seinerzeit Beethoven'« Werke in gleichem Ver lage, bekanntlich bis jetzt die einzige zum Abschluß gelangte Gesammtausgabe, während die Herstel lung der Werke Bach'S und Händel'- in den Hän den von Gesellschaften nur langsam vorschreitet. Es wird eine Partitur-Ausgabe und eine Stimmen- AuSgabe veranstaltet; außerdem sollen die vollständigen ClavierauSzüge der Bocalwerke ausgenommen werden; die Stimmen der Werke für Kammermusik, für Pianoforte und andere In strumente(Duo'«,Trio'src.) werden deS praktischen Gebrauches halber auch zur Partitur- AuSgab« gerechnet werden. Die äußere Ausstattung in großem Format, und der noch nicht die Hälfte des sonst Üblichen erreichende Preis gleichen ebenfalls denen der Beethovenausgabe, ebenso das Erscheinen in Liefe rungen, und zwar für die SubscriptionSexemplare anstatt de« jetzt üblichen lithographischen Ueber- druckS dennoch mit dem viel schöneren Platten druck. Die erscheinenden Lieferungen sollen abwechselnd Werke der verschiedenen Serien enthalten, sodaß jedem Interesse und Bedürfniß möglichst gleich zeitig entsprochen wird. Vollständig sind biS jetzt erschienen: ein halber Band Pianosortewerke zu 2 Händen, Trios für Pianoforte, Violine und Violonccll, und sämmtliche Lieder für eine Sinzstimme mit Pianofortebegleitung, diese längst zum hochbeliebten Gemeingut der ganzen Gesell schaft gewordenen liebenswürdigen und kostbaren Spenden, welche unS in dem wohlbekannten sehr schönen und klaren Stich dieser Osficin in sehr einladender Ausstattung vorliegen, und sollen in Kurzem folgen: Symphonie, Kammermusik für Streichinstrumente, Clavierquartette, vierhändige Werke, vierstimmige Lieder, sowie 9 Ouvertüren. So gewiß eS die Pflicht einer Nation, ihre großen Schriftsteller und Dichter durch würdige GesamnitauSgaben ihrer Werke zu hren, so gewiß haben die großen Componisten gleichen Anspruch, und ist daher eine Ausgabe der Werke Felix MendelSsohn-Bartholdi'S, gewiß ein Unternehmen, für daS die lebhafteste, wärmste Betheiligung de- deutschen Volke- und vor Allem der zahlreichen Kunstfreunde einer Stadt aufgerufen werden darf, welche diesem Meister so Biel und Bedeutende» verdankt. —o—
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite