Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187412064
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- OAI
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-06
- Monat1874-12
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1874
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Erste Seilage ;um Lchstger Tageblatt und Ameiger. Leipziger Zweigverein -er Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. pflanzliche Schmarotzer. brand weicht nur wenig in der Keimung ab. Da- j egen treten beim Stembrand und Roggenstengel rand die Erscheinungen etwas anders hervor. Bei diesen entstehen am abgerundeten Ende des ursprünglichen Keimschlauches im Quirl mehrere VI. Bortrag des Herr« Idi». Luerssen. Sch°n m tm Schr>ft-n tcr«»-n.wi-, B. °d» dlckenn A-stm (R-gg-M-ngMr-nd, b-i Pli.i.'sm«cn wii s!.,5-w«l„tt und I unwirksame Mittel zu ihrer Doch erst neueren Forschungen eines De Vary, Kühn, Tulasne, Wolfs und vieler Anderer verdanken wir heute die genaue Kennt niß, wenig stens einzelner und gerade der schädlichsten Brand krankheiten. Dem bloßen Auge erscheinen diese Schmarotzer als schwarze oder braune Staubmassen, die ihres Aussehens wegen oft auch als „Ruß" bezeichnet werden und die in den verschiedensten Theilen der Getreidepflanze auftreten können, immer aber, je nach ihrer Art an mehr oder weniger bestimmte Organe ihres Wirthes geknüpft sind. Betrachten wir nur die für uns am schädlichsten Brand krankheiten, so sehen wir den Stein- oder Korn brand des Weizens (Ulletia karis8) in den Früchten seine Zerstörungen anrichten. Der Flug- drand (l^tilago Larbo) vernichtet den gesammten Blüthenstand der befallenen Getreidcarten, wie der Hirsebrand (l^tilsgo cko8truen8) die Blüthen der Rispenhirse. Der Maisbrand (llstilago AlaMs) verursacht große, mit seinen Sporen angefüllte Beulen in Stengeln, Blättern und Blüthen des WelschkornS und der Roggenbrand (blrocMis oeculta) ist in langen schwarzen Streifen sowohl in den grünen Organen als auch besonders in der Aehre des Roggens zu finden. Stets ist jedoch der unserem Äuge als krank erscheinende Theil der Getreidepflanze nur der Sitz der Frucht bildung dcS Brandpilzes. Die nahrungausnchmcn- den Organe desselben, das Mycelium, müssen wir schon in anderen Regionen der Nährpslanze zu suchen anfangen. Wir können cs von der Keimung des Getreides an, von dessen unterstem Sten- geltheile bis hinaus zu den eigentlich brandigen Stellen verfolgen. Sehen wir und aber zunächst die Beschaffenheit de- BrandstaubcS unter dem Mikroskope an, so finden wir bei allen genannten Brandarten, mit Ausnahme des RoggenstengelbrandeS, daS ganze Brandpulver aus sehr kleinen, fast kugeligen Zellen von brauner oder schwarzbrauner Färbung be stehend. Diese Zellen, zur Fortpflanzung bestimmt, führen auch hier den Namen „Sporen", wie wir ihn in gleicher Weise schon für die Fort pflanzungSzellen des Kartoffelpilzes gebraucht haben. Ihre Größe schwankt in unseren Fällen zwischen 0,007 (Klugbrand) bis 0,02 Millimeter (Steinbrand). Die Oberfläche ist bald glatt oder nur wenig uneben (Flugbrand, Hirsebrand), bald deutlich warzig (Maisbrand), bald mit einem zierlichen Netzwerke aus stark vorspringendey Leisten bedeckt (Steinbrand — von dem aber auch eine alattsporige Form, lillctia laevib, vorkommt). Die abweichendste Gestalt zeigen die Sporen des Röggenstcngelbcandes, welche zu 2—4 mit ein ander verwachsen sind und auf ihrer glatten Außenfläche mehrere zartere, hellere, sporenartige, jedoch nicht keimfähige Anhängsel besitzen. Bei allen Sporen lasten sich in der Zellwand zwei Schichten unterscheiden: eine derbere gefärbte Außenhaut, welche die etwa vorhandenen äußeren Erhabenheiten trägt, und eine zarte, farblose glatte Jnnenhaut. Der Inhalt der Spore ist ein körniges, kleine Fetttröpfchen enthaltendes PlaSma. Bon einem im Innern befindlichen Keimling, wie er sich im Samen der Bohne, des Apfels oder in der Frucht unserer Getreide- überhaupt aller Blüthenpflanzen findet, und der beim Keimen zur neuen Pflanze hcranwächst, ist hier keine Spur vorhanden. Auch in den Fortpflanzungszcllen der Ansehen geben. Diese Aestc sind die Keimkörnchen, welche sich durch Scheidewände abzliedcrn und beim Steinbrand sehr häufig zu je zweien durch einen Querast sich so verbinden, daß sie wie ein U aussehen. Sie fallen bei diesem auch bald ab und keimen an irgend einer Stelle entweder direkt mit einem äußerst zarten Schlauche, oder sie entwickeln selber erst wieder Sporidien in Form einer ovalen, sich leicht trennenden Ausstülpung. Bei der Keimung des RoggenstengelbrandeS da gegen treiben sie, noch am Promycelium sitzend, am unteren Ende bereit« ihren langen Keimschlauch. Bei der Aussaat von Getreide mit Brandsporen dringt nun der von den Keimkörnchen entwickelte Schlauch in die gleichzeitig keimende junge Ge treidepflanze ein. Bald ist es das äußerste sogen Schcidenblatt, besten oberste Zellcnlage der Kenn schlauch durchbohrt, um ins Innere des Blatte- zu gelangen, das er der Quere nach durchwächst und von dem aus er dann in das zweite und die folgenden Blätter bis endlich in den jungen Halm gelangt. Oder die Keimschläuche dringen auch an der Grenze zwischen Wurzel und Halm selbst direkt in letzteren ein, auch hier die Wände der Oberhautzellen durchbohrend. Im Stengel wie in den Blättern wachsen dann die Prlzschläuche bald in den Zwischenzellräumen, Haustorien in die Zellen sendend, bald durchbohren sie die Zellen direkt. Der Pilz gelangt dabei nach und nach in inimer höherere Regionen des Halmes, während seine unteren ältesten Fäden oft rasch absterben, bis er endlich in die Organe gelangt, in denen er der Regel nach seine Sporen entwickelt. Bei allen hier in Betracht kommenden Brandarten sind dies vorzüglich die jungen Blüthen oder Früchte, bei einigen außerdem nock Stengel und Blätter. In den der Sporenbildung dienenden Geweben häufen sich die Pilzschläuche und deren Ber zweigungen in besonderer Menge an, wobei sie die betreffenden Gewebe allmälig gänzlich zerstören. Ihre Zellwände quellen beim Flugbrand gallert artig aus und der Inhalt theilt sich in kleinere, meist kugelige Portionen, um die herum sich je eine zarte, bald stärker in die Dicke wachsende Zellhaut bildet. Die so entstandenen jungen Sporen wachsen rasch zu ihrer normalen Größe heran, indem sie die Gallertwände der sporen bildenden Fäden als Nahrung aussaugen, bis sie endlich nach Färbung ihrer Außenhaut als ein schwarzes Pulver dicht beisammen liegen. Da die Sporenbildung des Flugbrandes in allen Theilen der Blüthen (bei Gerste, Hafer, Weizen, Rai- gras:c.) stattsindct, so wirb durch ihn der ge lammte Blütbenstand zerstört, sein Sporenpulver als staubige Maste (Staubbrand, Rußbrand) leicht verweht. Beim Steinbrand dagegen bilden sich an den »n jungen Weizenkorne befindlichen Pilzsäden in ^großer Anzahl kurze Beste, die an ihrer Spitze je eine blasige zur Spore werdende Anschwellung treiben. Da dieser Brand (auch Schmier- oder ' Stinkbrand) die Schale des KorneS nicht zerstört, ffo bleibt sein Sporcnpulver in den Körnern bei sammen, wird mit eingeerntet und beim Dreschen hängt eS sich gesunden Körnern wie dem Strohe an. Daher ist auch dieser Brand am meisten ge fürchtet Der Roggenstengelbraud endlich bildet die oben beschriebenen Sporen in der Weise, daß sich stets mehrere Beste des reich verzweigten Myceliums Algen, Flechten, Moose und Farnkräuter fehlt ein I/näuelförmig an einander legen und ihren Inhalt solcher Keimling; auch diese besitzen Sporen statt erfolgter gallertartiger Aufquellung der Zell- dcr Samen und heißen daher mit den Pilzen zusammen „Sporenpflanzen" (Kryptogamen), gegen über den „Samenpflanzen" (Blüthenpflanzen — Phancrogamen). Daß daher solche Sporen in anderer Weise keimen, als etwa eine Bohne oder rin Weizenkorn, haben wir bereits beim Kartoffcl- ,» vilze gesehen, bei dem die aus den Schwärmern ( yervorgegangcnen Zellen einfach zu einem Schlauche auSwuchsen. Bei den Brandsporen s^ hinreichender Feuchtigkeit und Wärme die Jnnen- yaut stärker an, sprengt die Außenhaut an einer »st schon vorher kenntlichen Stelle und tritt aus dem Riß als zarter Schlauch hervor, der den In halt der Spore ausnimmt, aber nur bis zu einer gewissen Länge heranwächst, ohne vorläufig in eine Nhrpflanzc einzudringen. Er bildet da- sogen tzromycelium, daS erst die für die Ansteckung dienen den Zellen, die Sporidien oder Keimkörnchcn, Benn Flugbrand theilt sich diese- Promycelium in z —4 hinter einander gelegene kleine Zellen, die auseinander fallen und je einen zarten, in die Nährpslanze dringenden Keimschlauch treiben Oder die erwähnten Zellen bleiben im Zusammen hänge, erzeugen aber je eine blasige, ovale mit Plasma gefüllte Ausstülpung, die sich leicht ablöst und als Keimkörnchen keimt. Der Hirsebrand verhält sich in ähnlicher Weise, und auch der Mai-« häute durch Umhüllung mtt besonderen Zellwänden zur mehrfächerigen Spore umbilden. Darauf legen sich noch die Enden benachbarter Fäden .an die junge Spore, verschmelzen mit ihr und jbilden so die erwähnten Nebensporen. Als beste- Schutzmittel gegen den am meisten ^gefährlichen Steinbrand hat sich das Einbeizen und Waschen deS Saatgute» mit einer Lösung von */, Kilogramm Kupfervitriol (Blaustein) in 100 Liter Master bewährt, die für 2—2^/, Hectol. au-reicht. Der Weizen verliert dabei seine Keim kraft nicht, wohl aber wird jede Brandspore ge- tödtet. Daß man brandiges Stroh nicht äl» Dünger auf ein Weizenfeld bringen darf, versteht sich wohl von selbst. Gegen die übrigen Brand- arten lasten sich, da sic zum größten Theile schon vor der Ernte verweht werden, nur schwer der gleichen Mittel anwenden. Naturlehrr. V. Dortrag de» Herr» Wo. Arendt. Feste, flüssige und gasförmige Körper giebt eS der Natur. Die festen (oder starren) Körper haben bestimmte Gestalt und bestimmte Größe. Sie sehen der Trennung ihrer Thcilchen in Folge einer ihnen innewohnenden Kraft, der Eohä- >n sionSkraft, Widerstand entgegen. Die flüssigen (oder tropfbaren) Körper besitzen zwar noch eine bestimmte Größe, aber in den meisten Fällen keine bestimmte Gestalt, sondern nehmen die Gestalt des sie einschließendcn Gefäßes an und stellen sich, wenn sie letzteres nicht ganz auSsüllen, an der Oberfläche horizontal. Sie besitzen anscheinend keine Cohäsionskraft, da sich ihre Thcilchen schon durch die geringste äußere Einwirkung verschieben lasten. Allein die Existenz der Tropfen beweist doch das Vorhandensein einer, wenn auch sehr geringen ZusammenhangSkrast: Freischwebende Flüssigkeitsmastcn nehmen immer die Kugelgestalt an. Die gasförmigen (oder elastisch flüssigen) Körper besitzen weder bestimmte Gestalt noch be stimmte Größe. Sic nehmen stet» die Gestalt dcS cinschließenden Raumes an und erfüllen den selben immer ganz. Sie dehnen sich auS, soweit sie können. Zwischen ihren Thcilchen kann des halb gar keine Cohäston vorhanden sein, vielmehr tritt hier eine andere Kraft aus, die Ausdeh nung»- oder Expansionskraft. Wir haben unS bisher nur mit festen und flüssigen Körpern beschäftigt, und werden nun unsere Blicke auf die gasförmigen Körper lenken. Einige Gase sind nur im elastisch-flüssigen Zu stande bekannt, und hierfür dient als bekanntestes Beispiel die atmosphärische Lust, deren beiden Be- standtheile, Stickstoff und Sauerstoff, bis jetzt noch durch kein Mittel zu einer Flüssigkeit haben ver dichtet werden können. Die Chemie kennt noch einige andere Gase von gleichem Verhalten, z. B. den Wasserstoff und daS Kohlenoxyd. Man nennt sie, weil sie ihren Gaszustand dauernd bewahren, permanente Gase. Ihnen gegenüber stehen andere, die sich durch Anwendung äußerer Mittel (Kälte oder Druck) in den tropfbar-flüssigen Zustand überführen lasten, z. B. die schweflige Säure, die bei —11« od>er unter einem Drucke von 4 Atm. flüssig wird; und die Kohlensäure, die sich bei einem Druck von 36 Atmosphären verdichtet. Solche Gase heißen coercible Gase. Wir brauchen aber nicht weit zu suchen, um noch eine roßc Anzahl anderer hierher gehörigen elastischen Flüssigkeiten zu finden, die sogenannten Dämpfe, die man durch die Erwärmung sehr verschiedener flüssiger oder fester Körper erhält, z. B. Master, Alkohol, Aether, Benzin, Chloroform, Terpentinöl, überhaupt die große Zahl der sogenannten ätheri schen Oelc, und von den festen Körpern der Schwefel, der Campher, der Salmiak u. s. w. Wegen dieser Eigenschaft, mehr oder weniger leicht Dampfsorm anzunehmen, nennt man solche Stoffe flüchtige Körper. Es ist aber vor einem Irrthum in der Anwendung dieser Bezeichnung zu warnen, da eS noch eine große Anzahl anderer Substanzen giebt, die durch Wärme auch in Gase oder Dämpfe verwandelt werden können, ohne daß man doch aus letzteren durch Verdichtung die ersteren wieder gewinnen könnte, z. B. die Fette, welche bei höherer Temperatur Gase auSstoßen, die schon durch ihren Geruch verrathen, daß sie etwas Andere« sind, als die Stoffe, auS denen sie sich gebildet haben. Wir werden demnach als flüchtige Körper im eigentlichen Sinne des Worte- nur diejenigen verstehen, die un festen oder flüssigen und außerdem noch im gasförmigen Zustande auftreten können, ohne dadurch ihre chemische Natur zu ändern. Um die Umstände zu erforschen, unter denen !eine Flüssigkeit in Dampf übergeht, beobachten wir das Verhalten des Master». Master, auf einem flachen Teller bei gewöhnlicher Temperatur sich selbst überlasten, verschwindet scheinbar, „trock net ein", d. h. eS hat sich in Dampf verwandelt. Derselbe Teller, mit Master aus den warmen Ösen gesetzt, ist gleichfalls nach einiger Zeit abgetrocknet, nur rascher als zuvor. In beiden Fälleü beob achtet man während ber Umwandlung des Masters in Dampf keinerlei Bewegung (Verdunstung). Wenn man aber Master in einem Gefäß direct erhitzt, so steigt die Temperatur allmälig bis 100° und dann tritt Sieden ein, ein Vorgang, der sich dadurch charaktcrisirt, daß Dampsblasen aus dem Innern der Flüssigkeit cmporsteigen, die Ober fläche derselben gewaltsam durchbrechen und sich der Luft beimischen. Ein Thermometer, in diese Flüssigkeit oder in ihren Dampf getaucht, zeigt während des ganzen Siedevorganges konstant die Temperatur von 100<>. Entfernt man die Wärme quelle, so hört das Sieden sogleich aus, während das Thermometer auf 100" stehen bleibt und beliebig lange stehen bleiben würde, wenn man daS Gefä einhüllen könnte, daß keine Wärme verloren ginge. Sobald die Wärmequelle von Neuem ein wirkt, tritt sogleich wieder Sieden ein u. f. s. Daraus folgt, daß zur siedenden Verdampfung de» Master» unter gewöhnlichen Umständen Er Wärmung der Flüssigkeit bis auf 100° noch nicht ausreichend ist, baß vielmehr noch größere Mengen Wärme der erhitzten Flüssigkeit dauernd zugesührt werden müssen. Andere flüchtige Flüssigkeiten ver halten sich beim Sieden ganz analog, nur zeigen sie einen anderen Siedepunkt: z. B. Alkohol 78°, Aether 34" u. s. w. Kühlt man den durch Sieden entstandenen Dampf ab, so wird er wieder flüssig (Destilla- t i o'n) oder sogleich fest (Sublimation), und hierbei erwärmt sich der Raum oder der K innerhalb besten Verdichtung stattfindet. Durch einen Versuch läßt sich die Wärmemenge bestimmen, die hierbei an das verdichtende Mittel abgegeben wird. Um zu diesem Zwecke ein Maaß für die Wärmemenge zu gewinnen, reicht daS Thermo meter allein nicht auS, man muß vielmehr auch noch die Maste in Betracht ziehen. DaS in der Physik angenommene Wärmemaß ist die Wärme einheit oder Calorie, d. h. diejenige Wärme menge, welche nöthig ist, um 1 Kilogramm Master um 1° C. zu erwärmen. Demnach enthält bei spielweife 1 Kilogrm. Master von 6« 6 Calorien, 2 Kilogrm. Master von 1000 200 Calorien u. s. w. mehr als die gleiche Menge Wasser von 0°. Leitet man ohne besondere Vorsichtsmaßregeln 1 Kilogrm. Dampf von 1000 in 1 Kilogrm. Wasser von ge wöhnlicher Temperatur (z. B. 11"), bis sich aller Dampf in dem Wasser condensirt hat, fo erhält man nachher 11 Kilogrm. Wasser von etwa 62°. Besäße der Dampf von 100" nur 100 Cal. (wie eine gleiche Menge Wasser von 1000), so könnten die 11 Kilogrm. nach der Condensation deS Dampfe» nur 100 -j- 10 . 11 --- 210 Cal. enthalten. Die Temperatur müßte demnach ---etwa 19« C. sein. Da aber daS Thermometer eine weit höhere Temperatur anzeiat, so muß mit den Dämpfen noch eine größere Quantität Wärme in das Master eingetreten sein und diese berechnet sich wie folgt: 11 Kilogrm. Wasser von 62» C. — 682 Cal. 10 11° 110 Also durch Dampf zugesührt --- 572 Davon ab die aus der Temperatur deS Dampfes berechnete Wärme menge ----- 100 Rest 472 Dieser Rest von 472 Cal. ist diejenige Wärme menge, welche der Damvf außer den in Rechnung enen 100 Cal. noch enthalten mußte. Wäre der Versuch mit allen Vorsichtsmaßregeln auSge- sührt worden, so würde man eine noch höhere Zahl, nämlich 848 Cal. erhalten haben, und man kann demnach sagen, Dämpfe von 100" ent halten im Ganzen 100-j-543 — 643 Cal., während Wasser von 100" nur 100 Cal. besitzt. Wir er kennen hieraus, weshalb man Master von 100" noch längere Zeit erhitzen muß, um eS in Dampf zu verwandeln; wir erkennen ferner, daß diese nachträglich zugeführte Wärme von un» so wenig als von dem Thermometer als Wärme empfunden wird, daß sie als Wärme scheinbar verloren ge gangen ist, in Wirklichkeit aber doch eine Leistung vollbracht hat, nämlich die Umwandlung de« 'igen Aggregatzustandes in den gasförmigen: die Wärme ist als solche verschwunden, dafür aber in ExPansionskraft übergegangcn; sie wird wieder frei, wenn der Dampf seinen elastisch flüssigen Zustand aufgiebt, d. h. wenn die Expan sionskraft verschwindet. Man nennt jene Wärme, die durch das Thermometer angezeigt wird, fühl bare oder sensible Wärme, diese dagegen, welche nicht empfunden wird, gebundene öder latente (verborgene) Wärme. In Folge seines Reichthums an latenter Wärme ist daher der Dampf ein vortreffliches Mittel zum Heizen. Diese Erscheinungen reihen sich den früheren an, aus denen vorläufig der Satz abgeleitet wurde, daß mit einer positiven Aenderung des Agaregat zustandes eine negative Wärmeändcrung verbunden ist (vgl. den 3. Vortrag). Sie sind auch für viele Verhältnisse in ter Natur von ganz erheb licher Bedeutung. ES erklärt sich daraus u. A. die Abkühlung, die inimer mit der Verdunstung des WasterS verbunden ist (Sprengen der Straßen im Sommer, Abkühlung der feuchten Haut im Luftzuge, überhaupt Kälteerzeugung durch Ver dampfung), sowie gewisse Vorgänge in der Atmo sphäre, z. B. Erwärmung der Lust durch Conden- fation de» WasterdampseS zu Regenwolken oder Schnee ; daher daS Steigen der Temperatur an kalten Wintertagen vor dem Schneesall, das langsame Gefrieren de- WasterS trotz strenger Kälte und dergleichen mehr. körper, Thierische Schmarotzer. V. Vortrag de» Herr« Prof. Idr -titsche. Den Fadcnwürmern, welche wir in den vorigen Stunden eingehender kennen gelernt haben, stehen die Plattwürn, er gegenüber. Diese sind, wie schon ihr Name besagt, platte, band - oder blattförmige Geschöpfe, bei denen man niemals Männchen und Weibchen unterscheiden kann, da die Samen« und die eibereitenden Organe in einem und demselben Thiere vereinigt sind. Diese Zwitter haben fer ner im Gegensatz zu den Fadenwürmern niemals eine wahre LerbeShöhle, ihr Darm und alle an deren Eingeweide werden dicht von der Leibe», fubstanz selbst umschlossen, und die Darmhöhle liegt also in dem Körper ohngcsähr wie eine Blase in einem sehr locker gebackenen Brote. Zu diesen Plattwürmern gehören die Band« und Saug würmer. Letztere sollen un» heute beschäftigen. Ein Saugwurm ist ein blattförmiger, mehr weniger langgestreckter Plattwurm, auf dessen Bauchseite man — wenigsten» bei allen un» interesstrenden Formen — zwei Saugnäpse, eine« vorderen, an dem Kopfende gelegenen, und einen weiter nach Hinte« zu gerückten unterscheiden kann.
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