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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-30
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1884
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Letertion und Lrorditiou Iohannetgaffe 33. -prechkun-rn -er Ne-ariiou: Bormittag» 10—13 Uhr. Nachmittag- 5—6 Udr. gtl» st>WUI,»»« w-1-trn»«« »acht ßch Xkr»cn»i> «chr »n»m»uch, » N »er für »t« »tchftf»>,e»ü, ^ er »ekti««tr» Ankerat» «, S»chen»a,en »t« 4 Uhr Nach»,tta««. a» Ga»» »«» Feftt«,en srütz ti«'/,» Utzr. 3» -en Filialen für Ins.-^nnahmt: vtt« Nie»«, llaiverkitit-ürahe 31. reai« Lßjche, Kathanneuftraze IS, h. nur »t« '/,» vtzr rWiM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschSstStzerkchr. Auflage IS,A00. Adoa»r»entrvrris viertel,. 4'/h Kld. t«>. Bringerlolm 5 Mk.. darw die Voll betozen 6 MI. Jede -mzctne Nunmier 20 Pf. Lelegczrmpiar 10 Vf. Gebühren tür ürtrabeilaqea ahne Ponbeiörderung 30 Vök. «lt Postdesörderung 43 Mk. Interate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Grünere Schriften laut unierem Pret«- verzeichinß. rabellarischer ».Zifjerniay nach hüherm Tarif. Xerlamen unter dem llrdrrti»n«krich die Svoltzeile 50 P>. Inserate sind stets an die i-rvevtttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeouuiernn'lo oder durch Post- aachncuime. 90. Sonntag den 30. März 1884. 78. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte «nd Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxpeältlon So« L-elprlxer ^axedlattes. Amtlicher Theil. Bt-knllillie Lilmnq der Sta-tver-r-nrken, Mittwoch, a» L. April 188». Abeud» Uhr, t« Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de« Bau-, Oekonomie» und Finanzausschusses über: ». ein Abkommen mit der königlichen Generak- direction der sächsischen StaatSeisenbäbnen wegen deS Dorplatze- am Bayerischen Bahnbvse; d. Profil ein theilung, sowie Herstellung und Bcschleußung der Straße X des südlichen Bebauungsplanes. H. Bericht de- BauauSschusseS über: ». Veränderung der Wasierleitung-anlagen in der Grimmaischen Straße; d. Einführung der Wasserleitung in die nördlich und östlich an dem Platze Ll deS nördlichen Bebauungs planes geleaenen Straßen; o. EinjUdrung der Wasser leitung m Tracte der Bayerischen «lraße, sowie der Straßen Ll und II des südlichen Bebauungsplanes. Hl. Bericht deS Oekonomie- und Finanzausschusses über RückLußerung de« RatheS auf den Antrag de« Colle giums hinsichtlich deS baulichen Zustande» der Rtttcr- oüter der Stadt, und Ausführung verschiedener Neu bauten. IV. Bericht deS OekonomieauSschusse« über Neubau der Schleuß« in der Windmühlengasse. V. Bericht de« Verfassung--. Finanz- und StiftungSauS- schusseS über Anstellung eines Schutzmannes und Ein ziehung einer Wächter,lelle im IohanniSlhale. VI. Bericht ve- VcrsaffungsauSschußes über Eingehung auf die Klage der Kammgarnspinnerei zu Psafscndors gegen die Stadtgcmeinve. Bekanntmachung. Für den Termin Ostern diese» Jahre« sind vier An-» stattruigüsttpendieo im Betrage von 77 Gl 8 67 4b ^s uns zwei Mal 4047 ^ an hiesige unbescholtene, arme BürgerStöchter, welche sich in der Zeit von Ostern vorigen IahreS biS Ostern diese- IahreS verheirathet haben, don uns zu vergeben, und sind schriftliche Gesuche um diese Stipendien unter Beifügung der Eheschließungsbescheinigung, eine« von zwei diesigen Bürgern bei deren Bürgerpflicht aus gestellten Zeugnisse« Uber die Unbescholtenheit und Bedürftig keit der Bewerberin, sowie waS da» eine, nur an ehelich Geborene zu vergebende Wicderkehrer'sche Stipendium von 40 47anlanat. einer GcburtSbcscheinigunq, bi« zum IS. April dieses Jahres auf dem Ralhhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. lb, einzureichcn. 18. M Leipzig, den tärz ,884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krrt K-,,. Wegen Herstellung einer Wasscrrohrverbindung wird die Durchfahrt durch die Blumeugaffe nach der Dre-duer Straße von Montag, den SI. d. Mt», ab auf etwa s Tage für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 2S. März 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Georg». Hennig. Der am 2l. Dccember vor. 3. hier verstorbene Herr vr. woä. Aldert Müller hat der Leipziger Armenanstalt ein Legat von 300U Mark testamentarisch ausgesetzt und Herr Iustizrath Frenkel hat dasselbe an un« gezahlt. Wir bringen dies hiermit zur öffentlichen Kcnntniß und rufen dem edlen Geber den aufrichtigsten Dank in« Jen seit« nach. Leipzig, den 24. März 1884. Da» Arnren-Directortnn». Ludwig - W veterinarklinik. Ans Anordnung hohen Ministern de- TultuS wird vom I. April ümsentze« Aatzre« ab keine Potikltutk an tze« Saun- nn» Hauptfesttagen metzr obgehaltrn. Sehr kranke Thiere finden Itdoch auch an genannten lagen Ausnahme in da- Tdierspctal. Leipzig, 27. März 1884. Ltrectton der Veterinärklinik der Unttzersttiit. Professor vr Zürn. vcrkeigkrnng. -annerStag, den A. April 1884 und am folgenden Tage den Norm. 10 Uhr ab sollen lm Restaurant „Lai»« Ger«««ia in Aeüertzansrn 1 Billard mit Zubehör, 1 Bierapvarat deSgl., 4ü0 Stück div. Stühle, 45 Stück lange Taseln, 39 Stück Tische, 4 SopknS, Schreib- und Kl-ideriecretaire, 1 Näbmaich.ne, Schränke, 1 Nähtisch. 1 Regulator, 3 Rabmenuhren. Spiegel, Bilder, Betten, 3 Kronleuchter mit Ga-einrichluyg öür Säle passend), 14 Stück Aussatzlampen, 360 Stück Biergläier mit und ohne Deckel. 40 Stück Goiengläier, 93 Flaschen Wein. lO Flaichen Champagner. sowie vcrichiedene aydere zum Restauration« betrieb« gehSrigea Utensilien «etpbletend gegen soiortige Baarzahlung öffentlich »ersteigert werden Leipgig, den 37. Mär» 1884. Llrtnbeck, Gerichtsvollzteher. Lönigl. Vausrmrrkknschule. Lie Ausftrlnng der Vchülerarbette« findet Mittwoch, »en 2. April, »»n V—5 Utzr »nd DaunerStag, drn S. «prtl, von 9-11'/, »ntz 1L—1 Adr. tzle Entlastung um 11'/, Utzr statt. Aeltern und Bormünder, sowie Gönner und Frruude de» Auftalt werden hierzu ergebenst eingeladen. Leipzig, den SS. Mär» 1884. A« Auftrag tze« Lehreresll dt« Tireetto». W. Hey. Bekanntmachung. Da« zum Nachlasse des Herrn llyriftta» Friedrich VeMwder in Schönau gehörige, aus dem Fvlium 3l des Grund- »nd HypothekenduchS für Schönau eingetragene GasthosSgrundstück soll zum Zwecke der Trblbeiluna a« 17. April 1884, V«natt1ag« I I vtzr zu Schönau ln dem Grundstücke selbst öffentlich versteigert werdr». Da« Grundstück umfaßt einen Acker Fläche mit 356.41 Strner- eiuheite» und ist am 13. März 1884 ohne Berücksichtigung der Ob- lasten aus 27,500 gewürdert worden. Lrstednugslustige werden geladen, in dem gedachten Termin« o« bezeichne»«» Orre ihre Gebote abzugebrn. Die Bersteigerung-bedingungen komme» sowohl an hiesig« Lat«, stellt, als auch im Benneder'schen Gasthose zu Schönau zum östaul- ichen Aushange. Leipzig, am 36. März 1884. SSniglichrö Amtsgericht daselbst. Abttzetlnug V, Sektion 1. MannSseld. Auctionslocal des Bönigl. Amtsgerichts. Dienstag, den 1. April d. I. vo» vormittag« 1« Ubr an. sollen eine größere Anzahl bessere Möbel, namentlich Tische und Stühle, ein Doppelpult, eine Ladeneinrichtung, Felo- und Wiener, stühle, ferner drei Steindruck-, rine Stempel- und eine Kupserdruck- presse, rine Schneide- und eine Rumerirmaschine, eine Schuhmackier- und zwei Singer-Nähmaichinen. rin Geldschrank, ein Pianino, eine Schnellwaage, ein BierdruckappSrat, eine Hobelbank, ein Federwagen, inqleichen ein größerer Posten GlaS- »nd Morjellanwaareu, ca. 500 Dutzend Steinnuß-, Horn- und Metallknöpfe, 10 Dutzend Damen hüte, Manusocturwaaren, Wirthschasts- und Küchengeräth, Werk zeugkasten und Schränkchen, FleischerkandwerkSgeräth, sowie Bilder, Regulateure, eine Stutzuhr, Spiegel, Pretiosen ,c. znr Bersteigernng gebracht werden. Leipzig, den 28. März 1884. vieltz, Gerichtsvollzieher. Pos- UN- Lathhaus zu Plagmitz. Die Schlosser-, Maler- und WaskeituiigSarbeiten für den Neubau des Posi- und Rathhauscs zu Plagwitz sollen vergeben werden. Die Bedingungen, Kostenanschläge und Zeichnungen könne» bei den Architekten Herren Pfeifer und Händel in Leipzig rin- gesehen, auch gegen Hinterlegung cmer Camion entnommen werden. Plagwitz, den 25. März 1884. Der 6»cmetudcporstand zu Plagwitz. Uhlig. Nichtamtlicher Theil. Die Verlängerung -es Locialistengesehes. Der BundeSrath bat seine Entscheidung in der Frage der ferneren Geltung des SocialistengesetzeS getroffen und dieselbe durch seinen Bevollmächtigten, Minister von Puttkamer, der Commission deS Reichstage- verkündet: er lehnt jegliche Ameiidirung de- Gesetzes ab und besteht aus der unveränderten Annahme der Vorlage, 3n Folge dessen haben die Vertreter VeS AmendirungSgedankens aus die Stellung von Anträgen verzichtet und die Commission kann ihre Arbeiten als becnvct ansehen. Der Minister sprach gleichzeitig sein Bedauern darüber au«, daß die Berathung im Plenum nicht noch vor Ostern geschehen könne. Ob das Centrum nunmehr seine Bedenken gegen die Verlängerung deS Gesetze- aufgcben und auf da« vorbereitete Tauschgeschäft verzichten wird, bleibt abzuwarten, klargestellt ist das Dcrhältniß durch die kurze Miltheilung de- Minister« von Puttkamer, und da« Centrum hat jetzt seinen Wählern gegenüber zu »eigen, ob e« feste Politische Grundsätze hat, nach welchen e« handelt oder ob ihm diese fehlen. Daß diese Partei über haupt nur eine kirchliche 3nteressenvertretu»g ist, darüber konnte seit ihrem ersten Auftreten kein Zweifel obwalten, aber die Geschicklichkeit ihrer Führer wußte stet« den Schein aus recht zu halten, al« ob sic auch nach einem politischen Pro gramm handelten. Wenn e« den Wählern zum Bewußtsein kommt, daß ein solche« Programm nur aus dem Papier steht, und daß die alleinige Richtschnur für die Handlungsweise der Partei da« 3ntcreffe der Kirche bildet, dann werten sich viele von ihren bisherigen Vertretern abwenten Und dazu bietet die Haltung der Partei in der Frage der Verlängerung de« SocialistciiacsctzeS die passendste Gelegenheit. Da« Centrum würde für die Verlängerung gestimmt haben, wenn der BundeSrath der Aushebung de« ExpatriirungS- gesetze« zustimmt, und wenn andererseits die preußische Negierung die organische Revision der Maigesetze in die Hand nimmt. Das ist der Sinn der beiden von Windtborst im Reichstage und im preußischen Landtage eingcbracktcn An träge und weil die Partei »och keine Gewißheit darüber hat. ob sich ihre Wünsche in den gedachten beiten Beziehungen erfüllen werben, deshalb bat Windlhorst die Verweisung der Vorlage wegen Verlängerung des Socialistengrsetze« an eine Commission beantragt, »nd an« dem Erboste dieser Commission sollten Anträge aus Amentirung der Vorlage gestellt werde». An Stelle de« Socialistengesctzcs sollten ErgänzungSgesetze zum Strafgesetz und zum Prcstgesctz gestellt werden. Windihorst hatte diese Anträge durch seinen Vorschlag vom 20. März eingeleitet, daß ein UebcrgangSzustand durch Aussiebung de« tz. 28 de« SocialistcngesetzeS. also de« die Ausweisungen belrcssenden Paragraphen geschaffen werden möge. Wintlhorst wußte, daß oer BundeSrath auf diesen Vorschlag nicht eingehen würde, es tonnte deshalb bei der eigentbümlichen Stellung de« Centrums zu den verbündeten Regierungen nicht zweifel haft sein, daß der Vorschlag nur ein Vorwand, ein Manöver war. um die Entscheidung binzuziehen nnv den Abschluß dcS beabsichtigten Tauschgeschäftes zu ermöglichen. Zwar ist die Gewährung von Zugeständnissen an daS Centrum auch jetzt noch nicht ansgeschlossen, aber sie ist seil der strictcn Erklärung des Herrn v. Puttkamer wenigstens sehr unwahrscheinlich gewor den, abgesehen von der Wiederaufnahme der Staalsleistunqen in der Diöcesc Köln. Die Bundesregierungen sind offen bar entschlossen, den AccichSlag auszulöse», wenn dir Vorlage nicht unverändert angenommen wird und weil dieser Entschluß feststeht, darum wünschen sie auch, daß die entscheidende Abstimmung nicht hinausgeschoben wird. Vor Ostern kann diese aber nach Lag« der Verhältnisse nicht mehr herbeigesührt werden, eine große Anzahl ReichstagS- mitglieder isi bereits in die Heimath gereist oder ist im Begriff, es zu thun und die Vescdlußunsähigkeit de- Reichstages bildet bereits seit mehreren Sitzungen die Regel. 3ndcß ist auch nach Ostern noch Zeit und Gelegenheit, den neuen RcickStag zu wählen und ihm die Vorlage zur erneuten Beschlußfassung zu unterbreiten vor Ablaus deS 30. September, dem End termin der Geltungsdauer deS Gesetze«. Die Conservativen und die Rationalliberalen sowie ein zelne Mitglieder der freisinnigen Vereinigung werden der Verlängerung bedingungslos znstimmen, ob sich da- Centrum noch in zwölfter Stunde entschließen wird, seine Bedenken auszugeben, steht dahin, die Eventualität der Reichstags- austösung muß daher im Auge behalten werden. Vorher ist noch die Verlündigung eine- Gesetze« zu erwarten, durch welches die Stimmzettel der Socialdcmokraten als nicht unter da» Socialistengesetz fallend erklärt werden. Damit ist einer fast vom gksainmten Reichstage vertretenen Auffassung Aus druck gegeben nnd die unveränderte Annahme der Ber- längerungSvorlage würde dadurch erleichtert werden. Die Sicherheit der Annahme wird aber auch dadurch nicht verbürgt. 3m Allgemeinen läßt sich heute behaupten, daß die öffent liche Meinung auch in liberalen Kreitrn überwiegend der Ver längerung des Socialistengrsetze- günstig ist; e« besteht in dieser Beziehung eine tbeilweise Meinungsverschiedenheit zwischen den Wählern und Abgeordneten. Tie Mitglieder der deutschen freisinnigen Partei im Reichstage sind durch die vor Kurzem vollzogene Verschmelzung der Fortschrittspartei uud der liberalen Bereinigung und durch die damit im Zusammen hang stehende Agitation der unbefangenen Brurlheilung der Sachlage entrückt worden, der stete Verkehr der Abgeordneten untereinander hat der Befestigung vorgefaßter Pieinungen Vorschub geleistet und hat e« ihnen erschwert, mit der Stimmung der Wähler in lebendiger Wechselbeziehung zn bleiben. Die Parleilage in Berlin und Hamburg haben darin keine Aenderung herbeigeführt, denn an diesen haben nur die unmittelbaren Anhänger der Abgeordneten theil- genommen, die breite Masse der Wähler welchen die Agitation nicht Bedürsuiß, sondern welche dieselbe möglichst meiden, ist den Versammlungen fern geblieben, der laute Beifall für ge wisse Schlagwörtcr, welcher Richter zu Theil geworden ist, hat nicht den Widerhall bei ihnen gesunden, den der Redner vielleicht erwartet und vorausgesetzt hat. Die Anslösung-maßregel ist deshalb nicht so bedenklich, wie sie noch vor Kurzen, scheine« konnte. Die Gefahr, welche von der Umstnrzpartei droht, ist in der Thal groß genug, um die von den verbündeten Regierungen beantragte Vor sichtsmaßregel als gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Zu dieser Ucberzengung ist man auch an maßgebender Stelle ge langt, sonst würde die Erklärung de« Herrn v. Puttkamer nicht so percmtoriscb gelautet haben. Wenn die Wirkung derselben sich nicht in einem durchgreifenden Umschwung in der Meinung der ReichStag-mehrheit bethätigl, dann ist vielleicht den Verbündeten Regierungen die Ablehnung der Verlängerung deS SocialistengesetzeS mit geringer Majorität gar nicht so unwillkommen, weil dadurch Gelegenheit geboten wird, den Beweis zu liefern, daß die große Menge der Wähler, gleichviel ob conservativ oder ullramontan oder liberal, doch in dem Puncte übereinstimmen, daß man gegen die gemeinsame Gefabr deS Umstürze- der bestehenden StaatScinrichlungen auch gemeinsame Abwehr leisten muß. ES handelt sich in dieser Frage nicht um PreiSgrbung oder Ansrechlhaltung verfassungsmäßiger Rechte, sondern lediglich um Beibehaltung einer Echutzwehr, welche ohne bedeutende Schädigung berechtigter 3ntcrcssen die Gesammthcit der fried lichen und ruheliebenden Bürgerschaft vor Ausruhr bewahrt. * Regelung der Materie aus Grund de- Versicherm»gSzwangeS in Angriff genommen werden muß. Aber auch unter ihnen giebt eS noch streitige Puncte, während von der einen Seite die Erhaltung der PrivatvcrsichcrungSgeiiosscnscbaslen als wünschrnSwerth erachtet wurde, stellt lie andere die Mög- lichkkit der Conservirung entschieden in Abrede. A«ch über die AuSdehnung deS Versicherungszwanges ans andere Betriebe, namentlich aus Forst- und LankwirthschafI, bestehen Meinungs verschiedenheiten, die am ichrosssteii darüber zuin Ausdruck kamen, ob die jährlichen Bedürfnisse im Wege de« Uinlagc- versabren- oder der Capitaldeckuug ausgebracht werden sollen. 3m Mittelpuncte de- Interesse« standen Borschläge de» Abg. Oecbelhäuser, der in erster Linie die weitverzwciglen Berusc- gcnossenschasten dadurch vereinfachen will, daß er geographisch abgegrenzteGenossenschaften befürwortet, in denen dicArbciter- auSscbüssc verschwinden, die Arbeiter aber Vertretung iin Vorstand finden solle». Da- ReichSvcrsicherungSaml. eine burcaukratisck organisirte Behörde, welche Vertreter der Genossenichaslen mir ausnekmen könne, soll die allgemeinen Vorschriften gebe», die Gc- sabrcnclassen unddieHöhederansziibringeiibcnDcckni»gScapitalieu bestimmen. Aus die letztere DeckungSart legt Redner großen Wcrth nnd giebt anheim, ob de,, bestehenden KnappschastS- casscn da- Nmlageversabren nachgelassen werden solle, mit Rücksicht daran», daß sie vermöge der Dauer ihre« Bestehen» großtentbeil» schon zum BebarrungSzustaiid gelangt sind. Bei den übrigen Industrien würde daS Nnilagcversahren einen Rückgang aus rin Zehntel der bisherigen freiwilligen oder aus Grund de- HaslpflicbtgesrtzeS erfolgten Leistungen bedeuten, während die vollen Leistungen ans Grund deS neuen Gesetzes im DcckungSvcrsahren nur eine Erhöhung gegenüber den bis herigen von 2 Mark pro Arbeiter erfordern. Da« Reich-- versickerungSamt könne indeß die Höhe ber DcckungScapitalien vorläufig niedriger normiren und erst nach und nach zur vollen Höbe aussteigen lassen. Abg. von Hertling stellt sich zu diesen Vorschlägen nicht unsympathisch, während Freiherr v. Hammerstein an BerufSgrnossenschaslen und Umlageversahren sestbält. Für Ausdehnung deS Gesetzes aus weitere BerufS- zweige spricht sehr entschieden Abg. Or. Buhl, welcher da« Cap'taldcckungSvcrfahrrn ebenfalls cinpsichlt und sich warm ker Privalversicherung, naiiicnllich bei Gegenseitigkeitsgeuoffen- schaften annimmt. Sehr beherzigenSwerlh erschien der Ge sichtspunkt, daß hierdurch auch solchen Betrieben, welche von dem Gesetz nickt berührt iverden, die Möglichkeit der Ver sicherung gegeben werde. Staat-minister von Boetlicher wollte erst die Frage erledigt wissen, wer an der Versickerung theil« znneh»«« habe, da« Wie werde die zweite Sorge sein. Die ReichSregierung betrachte ihre Vorlage keineswegs als eia noll ms tangor«, müsse aber ibre Vorschläge vorlüüst- für die besten halten. Schließlich einigte sich die Commission auf Vorschlag der nationalliberalen Mitglieder dahin, daß sie die nächste Woche beisammen bleiben wolle, auch wenn der Reichs tag in die Ferien gehe. * Nachdem der Reichstag in einem Nachtragsetat der Marine für das Elatsjahr 1884 85» weitere 19,092,491 Mark bewilligt hat, zeigt der Marine Etat für 1884/85 ein fast vollständiges Gleichgewicht der fortdauernden und der einmaligen Ausgaben, welche sich einschließlich der Ncu» bcwilligung aus 28,72.8,479 resp. 28.987,000 .ckl beziffern. Die GesammtauSgabe von 57,711,879 welche die Marine im nächsten Jahre erfordert, ist die größte, welche bisher innerhalb eine« IahreS verausgabt ist. In dein im vorigen Frühjahr bewilligten Etat sind zur Ausrüstung und Ar- mirung von Kriegsschiffen zum Gebrauche von FiscblorpedoS Leipzig. 30. März 1884. * In der unter dem Vorsitze de» Staat-minister- von Doettickcr am 27. Marz abgebaltenen Plenarsitzung de« BundesratheS wurde die Mittheilung des Präsidenten dcS Reichstag« über den Beschluß de« Reichstag« zu der Denkschrift, betreffend die Ausführung der seil dem Jahre 1875 erlassenen Anleibegesetzc, dem zustänigen Ausschüsse zur Vorberathnng überwiesen. Die nach einer Mittheilung de- Präsidenten deS Reichstag« nunmehr auch von dem Reichstag genehmigte Uebercinkunft niit der Schweiz wegen gegenseitiger Zulassung der in der Nähe der Grenze wobn- haslen Mcdicinalpersonen zur Ausübung der PrariS wird zur Allerhöchsten Ratisicatwn vorgelcgt werden. Der Be richt der Zucker-Enquete-Commission wurde dem Herrn Reichskanzler vorgelegt. Ten Beschlüssen deS LandeS-AuS- sckns'e- von Elsaß-Lothringen zu dem Gesetzentwurf für Elsaß-Lothringen, betreffend die Bereinigung de« Kataster-, die Ausgleichung der Grundsteuer und die Fortsührung des Katasters, ertbeilte die Versammlung die Zustimmung. Ab lehnend beschickten wurden Eingaben, betreffend die Aushebung VeS Verbots der Einfuhr von Rindvieh auS Oesterreich- Ungarn, sowie betreffend die ausnahmsweise Beschäftigung von Arbeiterinnen in Glashütten. Die Versammlung beschloß, der Eingabe, betreffend die Wiedereinführung der Meister prüfung snr daS Baugewerbe, zur Zeit keine Folge zu geben. Die Vorschläge deS Vorstände» dcS Vereins beukscher Irren ärzte. betreffend Abänderung der Formulare für die Er hebung der Statistik der Krankenbewegung in den Irren- anstalten, fanden die Zustimmung der Versammlung. Be züglich der allgemeinen Rechnung über den LandeSvanShalt von Elsaß-Lothringen für 1879/80 wurde Entlastung crtheilt. Die in ker Uebcrsicht der Au-aaben und Einnahmen der LandeSverwaltung von Elsaß-Lothringen für 1882/88 nach- gewiesenen und begründeten Elal-Überschreiliiiigrn unk außer- etatSmäßigen Ausgaben wurden, vorbehaltlich der bei der Prüfung der Rechnungen durch den RecbnimgSbos sich neck» etwa ergebenden Erinnerungen, genehmigt. Nachkcm für die Beratbungcn im Reichstage Commissaricn gewählt worden waren, faßte die Versammlung schließlich Beschluß über die geschäftliche Bebantlung zahlreicher Eingaben. * Die UnsallcomMission ve« Reichstag« ist am Freitag in die GeneraldiScussion der Vorlage eingclreten. Der Gcsammteindruck ergiebt, daß die deutlchsreisinnige Partei im Wesentlichen an dem früheren Skankvimct der Fortschritts partei, An-rchnung der Haftpflicht, sesthall. und laß sich die frühere liberale Vereinigung vieler Anschauung gesägt hat. Dagegen sind die anderen Parteien darüber einig» daß die Neubauten sind im Erkraordiuarium nur 2,800,000 ^5 aus- geworfen, davon 2,200,00g .L als letzte Rate zur Voll endung der Panzercorvctte b). und 600,000 .L ebenfalls als letzte Rate zur Vollendung der Eorvettc 6. Die Ersatzbauten für „Victoria", „Nymphe", „Medusa" und „Elisadeth" sind unter den sortdanernden Ausgaben ausge- sührt. Von den sonstigen einmaligen Ausgaben im nächst jährigen Marinebudget sind zu erwähnen: Bauten für die Elleroccker Werst 800,000 deSal. für die Werst in Wil helmshaven >90.900 .F, für die dortige zweite Hafeneinfahrt l.ooo.ooo (II.700,000 sind von 1875—84 bewilligt), snr den Ban dcS EniS-Iahde-CanalS 800,000 »nd für die Marine-Akademie- und Marineschule in Kiel als letzte Rate 500,000 .E Seit dem Jahre 1880 sind snr die Aka demie nach und nach l.300,000 bewilligt, ker Grundstein dazu ist aber noch nickt gelegt, doch sind kie Rammarbeiten dem Abschlüsse nahe. Nach dem Inkiensihallinigsplan sollen sich im nächsten Iabrc befinden: in Ost-Amer.ka I Glattvecks« Corvette und 1 Kanonenboot I. Classe, i» Oüasien 2 gedeckte Corvetten und 2 Kanonenboote, in der Südsee 2 Kanonen boote. im Mittelmeer 1 Aviso nnv in West-Amerika 1 ge deckte Corvette. * Ter am Mittwoch im Reichstag znr Verhandlung gekommene Antrag Aarlh-Dirichlct über tic AuS- snhrvcrgntung bei Tabak ist bereits im vorigen Jahre seiten« de« Reichstags angenommen worden, ging aber damals von dein Abg. Dr. Buhl auö. »TicS gab. wie kcr .Köln. Zeitung- geschrieben wird, dem letztgenannte» Abgeordneten gerechten Änlaß, darüber Beschwerde zu sühren, daß die dcutschfrcisinnigen Herren ihre Freisinnigkeit so weit getrieben haben, sich den Antrag cincS Dritten anzueignen, ohne ihm darüber auch nur ein Dort zu gönnen. Dergleichen war früher nickt der Brauch, und wenn eö ans dem neuen Wege sortgehen soll, wäre eS vielleicht gerathen, wie wir Gesetze gegen ken Nachdruck haben, mit einer Novelle zum Schutz de« parlamentarischen EigcntbuiuS anszukrcten. Der Abg. Buhl »st in dieser Beziehung ein besonderer llnglücksvogel, denn noch ein zweiter Antrag, welcher sich aus die KricgSinvaliden bezieht, ist ihm und seinen, pfälzisch » Ne ä'SIagscollegen Dr. Groß in ähnlicher Weise abhanden gekommen. Wir glauben wirklich nicht, saß die« »unter Kameraden ganz egal ist-. * Conservative und Centrum, unterstützt von einzelnen Freiconservalivcn, haben ihren bekannten Antrag aus Erlaß eines den Börsenverkehr regelnden RcichSgesetze« und eine- wirksameren, etwa aus dcr Grundlage eine« Register- oder Scklußnclcnzwangc: nn» r Steigerung nach Scalen oder Procenten beruhenden Börs^nsicuergesetze« aui- Nene im Reichstag cingebrackk. Em an/eearbeitcter Gesetzentwurf letzteren Inhalt«, ccng bra bl vom -,'lbgeordneten v. Wedell-Malchow. lag bckannllich dem Reichstag bereits in der Wintcrsession 1882/83 vor und wurde damals in
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