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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-02
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1884
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G»sch»i«1 täglich früh S'/, Uhr. Letuti«» „h Lrprdlti«» Johanuetgasse 33. SPttchftun-rn der Nehsrtis«: Bonnittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—8 Uhr. s« für pio »ächftfol^ns« bepimmt« Anferar« >r R« e« bis » Uhr Nachmittag n» -efttspeu früh »i«'/.» Uhr. Zu de» FUiute» Kr I»s..Ann»h«e: vtt» Klemm. UuiverütiUstraße S ca»ts Äsche» Katharinenftraße 18, «tr »ts '/.3 Uhr' 21. LWMr.TlWNlck Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichtr, Kandels- nnd GeschSstSverkehr. Auflage LS,LVO. Ldankentrntmn-ns viertec,. 4»/, Md. inet. Bringerloh» L Ml» durch die Lost bezog« S Ulk. ged« einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Oebstbreu lür Extrabeilage» ahne Dostbeiörderung 39 Mt. Mit Posldesördernog 48 Ml. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Gr»Here Schriften laut unserem Brei», verzeichnest. Tabellarischer u. Ziffermatz nach höher» Baris. 93. Mittwoch den 2. April 1884. Lttlmuen »nter -e» Nedactionrllrich die Svaltzeile bO Vs. gnlerate find stet» an die Kr»ehttia» zu senden. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung pnwnarosrando oder durch Post- uachuaiime. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. 4» Gemäßheit der Bestimmungen in tz. 18.2 der Tontrolordnuna vom 28. September 1875 wird hiermit belarmt gemacht, daß die Königliche Ersatz, Commission LeiH^-Stadt im Anschluß au das diesjährige Musterung». Lte»At«g, de» S. April m. Bormittaa» 8 Uhr, Roßplatz Rr.1l. parterre link», versammelt sein wird, »m über etwaige Gesuche von Reservisten, Landwehrleuten und Ersatz-Reservisten I. Classe im Bezirke der Stadt Leipzig »m Zurückstellung au» Anlaß ihrer häuslichen und gewerb liche» Verhältnisse im Falle einer Mobilmachung und außer ordentlichen Verstärkung des Heeres Entschließung zu fassen. Diejenigen, welche auf Berücksichtigung Anspruch machen, habe» ihre Gesuche ungesäumt beim Stavtrath« hirrselbfl nute« genauer Darlegung der militairischen, bürgerlichen und Vermitzeasverhältnisse. durch welch« die zeitweise Zurück stellung bedingt werden soll, anzubringen. Die betreffenden Mannschaften haben in diesem Termine persönlich zu erscheinen und der weiteren Eröffnung gewärtig za sein. Leipzig, de« 1«. März 1884. Der Ctvtl'Borftzend« her RKutgltcheu Ersatz. Commission de» Klus- heb>ag»«BezirtS Leipzig-Stadt. vr. Grünler, Regierungsrath. In Gemäßheit de- tz. 1 der Instruction für die Ausführung von Wasserrohrleitungen und Wafferanlag« in Privatgruud- stücken dom t. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt» daß der Klempner Herr Grast Otto Peterlet», Berliner Straße Nr. t. zvr Uebernahm« solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und dM^Besitz de» hierzu «forderlich« Vorrichtungen nach- den Sl. März 1884 Der Rath der Stadt Leipzig. - , - a — - - — m . Ä» Gemäßheit des tz. 1 der Instruction für di« Aus führung von Wasserrohrleitungen und Wafferanlag« in Vrivatgrundstücke» dom l. Juli 1880 mache» wir hierdurch vetannt, daß der Klempner Herr Friedrich Aerdiaaad Hanschlld, Gerbe rstraße Nr. 48. mr Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und de» Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtung« »ach gewiesen hat. Leipzig, dm 3l. März 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. In Gemäßheit de- tz. 1 der Instruction für die Au» führung von Wasserrohrleitungen nnd Wasseranlagen in Privatgrundstücken vom 1. Juli 1880 und der tztz. 2 und 7 de» Regulativ» für Gasrohrleitungeu und Gasbeleuchtung- anlageu in Privatgrundstück« vom 2. März 1863 mach« wir hierdurch bekannt. daß der Klempnermeister Herr Fraaz Otto Lrammlttz, an der Pleiße Nr. 6. mr Uebernahme solcher Arbeit« bei uns sich angemeldet »ud den Besitz der hierzu erforderlich« Vorrichtung« »ach- gewief« hat. Sechzig, dm St. Mär, 1884. Drr Rath der Stadt Leipzig. ValdMure»-Verkauf. Bo» de« städtischen Forstreviere Burgaue könn« in diesem ühjahre durch den Revierverwalter Her« Dietze in Forst- Stück ZM Holzart: «är» »«,»»«,« Vbcken bergt. berat. Binden Lindentüsche ...... Ahorn ........ Loschen Mazl« Vschenbtätter. Ahorn- (Leer üln- xuncko) Saat bergl. Ahorn (^oar Asgwndo) ber»l. - » berat. ... ealifornischer »ho« (Xoee oall- tdmimm) ...... KnÜanl« Sicht« mit Bell« .... bergt. , VEIAf. * B Gag» 3""^ Binnen » » .... 1 dergl. L',, Leipzig, am 2l. Februar 1884. De» Rath» Aorft-Deputatio». 8L 3^17 1'l, L-2ft, 2',. 3- 4 L S—4 1-1',. 4— 5 4 8 4 » P. »Stück ei» »Hundert 4 -4l > 4 — — 15 — — — 10 — — —- 18 — 40 SO — — 50 40 — — 75 «0 — 1 — so — — bO 40 — 1 — SO — — SO 40 — 50 40 — — SO 1 25 — 50 40 — — 75 80 — M 50 — 6 — SO 40 — ^ —. 80 bO — 1 — 90 — 1 SO ISO — 1 — so — 1 25 120 — -rwSlkr-vermltlljunß. An „Mauricianum", Grtmmaische Straße Nr. Iß, »Kd znm l. Snober d. I. ans zweite Tcmülbe »esst Gatresal de» Tai» frangai» miethsrei und soll van diese» «ns sechs Jahr« »ndrrwri» vermiethel »erb«. «chlirtam« werde» «sucht, fich destzch» »il W» UmnwsttL». Nmerlant« werde» »rsncht. sich «c.k- Weg« Reinigung der ExpedttivnSräume unserer Stadt» wasieüuast INI Stadthause bleiben diese Expeditionen DieaStag de« LS. April am. ür das Publicum geschlossen. Leipzig, am 2«. Mär; 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cickorius. Völlig!. Vaugewerkrullllule. Sie Ausstellung der Schülerarbriten findet Mittwoch, den S. April, vou S—5 Uhr nnd DonnerSlag, de» S. AprU. van S—11',, und IS—L Uhr, die Sntlasfun, n« 11'/, Uhr statt. Aeltern und Vormünder, sowie Gönner und Freunde der Anstalt werde» hierzu ergebenst eingeladen. Leipzig, deu 25. März 1884. Am Anstrag des Lehrerkollegium« die Bitretion. W. Hey. Li«fll>r«nz eines »kok« standelsirtriochs im ArchselgeMfl. Unter Bezugnahme aus die Bekanntmachung vom 25. Februar diese» Jahre» briagen wir hierdurch Folgende» zur öffentlich« Kroatin ß. Gegen die vorgeschlageuen Ergänzung« der Handel-gebriuch« der Börse im Wechsel«, Geld- und Efsectcngeschäst, welche so lauten: „1) Für italienische Plätze gelten 10 Tage al» kurze Frist. Wechsel dieser Art dürfen nicht kürzer al» 7 Lag« und nicht länger al- 14 Tage zu lausen Hab«: bei kürzerer Laufzeit al» 10 Tage findet stmSvergütung nicht statt. ,»2) Wechsel aus italienische Plätze im Betrage von mehr al» L. 15,000, oder von weniger al» L. 500 bet kurzer, weniger al« L. 1000 bei langer Sicht find ohne besondere Vereinbarung nicht lieferbar" lud von keiner Seite Einwendung« erhöbe« worb«. Aus Grund von tz. 14 der Börsenordnung werden daher dir obigen Bestimmungen vom 1. April d. I. »b in Kraft gesetzt, dergestalt, daß gegen denjenigen, welcher bet Abwickelung eine» Börsengeschäfte« denselben die Auerkennnag verweigert, Ausschluß vou der Börse vrrsugt «erden kann. Leipzig, den 31. März 1884. Die Hnntzelskummer. Vr. Wach»muth, «ori.vr. Gen sei, S. Aucliimsloca! des LSnlgl. Amtsgerichts. Mittwoch, de« S. ps». «ts„ von 10 Uhr vormittag« an. Versteigerung eine» Herrenpelzes und anderer HerrenkleidungSstücke, Wäsche ,c„ sowie Fortsetzung der Versteigerung von GlaS-, Porzellan und Steinguiwoaren. Leipzig, den 1. April 1884.Vtelh, Gerichtsvollzieher. Die ausgeschriebenen Arbeiten zum Schul- neubau in Anger - Crottendorf sind ver geben, wovon die betheiligten Submittent« hierdurch in Kenntniß ' >t und ihrer Angebote enthoben werden. »ger-Lrotteudors, am 31. März 1884. Der Schnlvorstand SchSnefelder Vothe-istung. Die Zinsen dieser Stiftung sind an einen würdigen Armen an der Parochie Schönefeld oder Reuduitz zum Gebrauch einer Bade nder andere» Tur zu vergeh«. Bewerber haben ihre Gesuche nebst ärztlichen Zeugnissen bi» zum IL April au da» hiesige Pfarramt abzugeb«. Schsnesrld, dm 30. Mürz 1884. Der Ktrcheuvorstaup Schmidt, k. Nichtamtlicher Theil. Der Leutsche Llerikalismus i« Oesterreich. * Seit einiger Zeit beginnt in Oesterreich im Lager der klerikal gesinnten Deutschen sich ein höchst bemerkenSwerther Umschwung zu vollziehen. Man scheint dort endlich erkannt zu haben, wie überaus gefährlich da- bisherige Bündniß der klerikal« Führer deutscher Nationalität mit dem Slawen» thume für die Massen der Deutschen in Oesterreich, zumal da» Landvolk, zu werden vermag. Diese Erkcnntniß seiten- meh rerer klerikaler Führer deutscher Nationalität ist jedenfalls dem immer heftiger werdenden Anstürme der Slawen gegen das Deutschthum in Oesterreich zu verdanken, das bekanntlich, namentlich unter dem gegenwärtig in Oesterreich berrschenden Regierungsshsteme, ohnedies schon genug schwer« Niederlagen erlitt« hat. Diesem Umschwünge im deutsch-klerikalen Lager zu Gunsten de» von Czechen, Pol« und Slowenen bedroht« Deutsch- thumS hat sich vor Allem der ReichSrathsabgeordnete Hof. rath Licnbacher in ganz entschiedener Weise angeschlost«. In seinen beiden unlängst im Abgeordnetenhaus« zu Wien gehaltenen Reden ist er nachdrücklich für das nationale Rncht drr Deutschen Böhmens und gegen ihre Vergewaltigung seitens der Czechen eingetreten. Jene Reden Lienbacher'« ipselten in dem Hinweise, daß man ein ganz gläubiger katholik und gleichzeitig auch ein guter Deutscher sein könne. Diese Auffassung ist, merkwürdig genug, in Oesterreich, min destens aus der Revnerbübne des Abgeordnetenhauses, noch niemals zum Ausdrucke gelangt und verfehlte de-halb nicht als „nm" und „überraschend" große« Ausseb« zu erregen. Liendacher wies ferner nach, daß bisher die deutsche Bewegung Oesterreichs nur aus vereinzelte Punctr, beziehungsweise gewiss« Städt« sich beschränkt« und keine wirklich großen Kreis« zu ziehen vermochte, weil da« deutsche Landvolk, namentlich m den Alpenlüadern. wo die Masse» desselben gut katholisch sei«, sich von der deutsch-national« Agitation beharrlich ferne hielt. Dies« ablehnend« Haltung seitens de« deutschen Landvolkes, führte Hofrath Liendacher weiter ans. war bisher eine natürlich« Folg« »er geringen Sympathien, welche die drulscde Geistlichkeit der deutsch« Bewegung in Oestrrreiä «tgegrnbrachte. Der deutsch« Klerus, dessen Einfluß in den Landgemeinden, zumal i» denen der Alpenländer, ein unbe- strittznrr sei. warnte geradezu die Landleute, sich der dmtschen Bewegung Wim« und anderer Städte anzu schließ«, weil dieselbe vor Allem beabsichtige, d« krty lisch« Glaub« des österreichischen Volke» nicht allein zu schädig«, sondern förmlich auszurotle». Dagegen sträubte sich natürlich da« katholische Landvolk mit aller Wucht und verschmolz mit semer Geistlichkeit geg« die deutsch-nationale, ausfchließlich au» den Kreis« de« LiberaliS- mus hervorgehmde Bewegung zu einer groß« Oppositions partei. Hoirath Liendacher weist an der Hand einer ganz« Neihe von Beispielen und Thatsach« nach, daß seiten» der Führer des deutsch« Liberalismus weder im Abgevrvnetrn- ause noch viel weniger in der angeblich deutsch-nationalen kesse Oesterreich- nicht da» Geringste versucht oder gethan wurde, um mit tactvokler Schonung deö religiösen Gefühls de» deutsch-österreichischen Landvolkes diese- für die deulscb- nationale Beivegung zu gewinnen. Der weitaus größere Theil der deutsch-liberalen Führer und ihres Anbange- im Parlamente owie die mit diesen zusammengehende Presse Wien« versäumte vielmehr keine Gelegenheit, da- religiöse Gefühl deS öster reichischen Landvolkes auf daS Gröblichste zu verletzen und »amenllich die Geistlichkeit al» einen Haufen Volksfeinde, Finsterlinge und Gegner deS DeutschthuniS zu bezeichnen. Darauf blieben natürlich die Angegriffenen die Antwort nicht schuldig, in der sie besonders auf die Thatsache hinwicsen, daß viele Anhänger der deutsch-nationalen Bewegung im Abgeordnetenhaus!, zumal aber die Vertreter ihrer Presse in Wien, nur deshalb geg« die katholische Geistlichkeit und de» gläubigen Sinn der Landbevölkerung eisern, »veil jene Leute nickt allein keine Katholiken, sondern überhaupt gar nicht dem Christenthume angehören und erklärte Gegner desselben seien Dieser Hinweis konnte selbstverständlich nicht widerlegt werden. Tie Gefahr, welche den Deutschen Oesterreichs seitens deö Slawentbuni» drohe, schloß Hosrath Liendacher, sei aber bereits eine so große geworden, daß eine Bereinigung aller Dculscke» Oesterreichs und deshalb ein woäu« vivendi >uit der deutsche» Geistlichkeit und der gläubigen Landbevölkerung dringend nolh- wendig scheine. Dieser Auffassung, geg« welche vom wahr« deutsch nationalen Slandpuncte gewiß nicht» «inzuwenden ist» schließen sich bereits mehrere hervorragende deutsche Preß- organe Oesterreichs an, die es mit der Erhaltung und nationalen Bedeutung deS gesummten deutsch« Element- wirklich aufrichtig und redlich meinen. Einen bemerkenS- werthen Artikel über diese- neue, wichtige Thema bringt namentlich die wackere, in Wien erscheinende „Deutsche Wochenschrift", deren Haltung und thatsächlich deutsch-patriotifchr Tendenz in viel« Fäll« von der engherzigen Jnleresscnpolitik gewisser großer Wiener Blätter, d«e sich auch „deutsch" zu ti'iinca pflegen, im Grunde genommen aber nur da» -Sprachrohr der Wieuer Börse sind, wohlthueud abstechcu. Der Artikel der genannten Wochenschrift betont ausdrücklich, daß jeder national fühlend« Deutsche in Oesterreich aus da» große Ziel hinarbeiten müsse, auch die klerikale Richtung im Bott« für den deutschen Gedanken zu gewinnen. Schon suhl«, heißt es weiter, die Klerikalen ihre Herrschaft aus dem flachen Land« dadurch erschüttert, daß der Bauer sich auf seine Nationalität zu besinnen beginnt und die ver dächtige Bundesgenossenschaft mit Czechen. Pol« und Slo wenen mißbilligt. Dies war gewiß auch ein Grund, der Liendacher bewog« hat, eine Frvntveränderung vorzunehmen. Solche Wandlungen werden dadurch begünstigt, daß die deutsche Opposition und ihre Redner sich in allen religiös« Fragen maßvoll aussprechen und jeden überflüssige» Ansturm geg« kirchliche Einrichtungen unterlassen. So wird cS auch manchem dentschen Priester ermöglicht, aus seiner bisher zögernde,. Haltung herauszutrelm und sich seinem Volke anzuschließ«. Hinwea also mit all« offenen und versteckten Angriffen und Autsällm gegen den dem Landvolke heilige» Glaub«; hinweg zumal mit allem Mißtrau« gegen solche katholische Priester, welche das Bestreben äußern, sich in den Geist der Zeit, in die berechtigten Forderungen der deutschen Nationalität zu finden. Dies ist der Weg zu einer Annäherung aller Dcutsch« Oesterreich» in nationalen Frag«. Niemals soll die Hand eine» Mannes, di« zur Bertheidigung des DeutschlbuniS angeboten wird, auSgeschlagen werden. Ueber- zeugung« sind hochzuhalten, aber klerikaler wie liberaler Eigensinn ist gleich schädlich und verwerflich. Alle diese Borurtheile sollen durch die Wärm« de» national« Gefühls beseitigt werden. Wenn e« wirklich gelänge, di« deutsch-klerikale Richtung in Oesterreich mit der Masse des deutsch« Landvolkes für die deutsch-national« Bewegung zu gewinnen, so würde diese jedensall» eine ganz andere Bedeutung und Kraft wie bisber erlangen. Allzu leicht darf man fich diese Vereinigung aller Deutschen Oesterreich« nicht Vorsteven, es sollt« aber Alles geschehen, um muthig und stark — viribus lulltia — der slawische» Hochftuth zu widerstehe». Leipzig, S. April l884. * Vei «ormalem verlaus wird da« Mandat de- gegen wärtigen (bis zum 22. April vertagt«) Reichstags am 27. Oktober d.J.fein Ende erreich« und schon heute ist Deutsch land in Heller Wahlbewegung. Als ein Glück ist das nickt »u betrachten; allein e» ist zuzugeben, daß eS, wie sich die Ding« seit Jahren zugespitzt haben, nur zu begreiflich ist. Wir recht« deshalb auch mit der „freisinnigen" Partei nickt darüber, ob es im Interesse des bürgerlichen Frieden» ivohl- gethan war, ihre gewaltige Agitation zu so früher Zeit in daS Land hinrinzutragen; aber ehe dieGemüthcr noch erhitzter werden, als siecht bereit» sind, scheint uns eine naheliegende Mahnung am Platze. Ob von den Gründern der „deutschen sreisinnigm Partei" Jemand im Ernst geglaubt hat. dir national» liberale Partei werde sich dem neuen Verbände ebenfalls an- schlirßen. mag dahingestellt bleib«; beut« steht jedensall»fest.daß dies nicht der Fall sein wird, und die neue Partei muß zu dieser Thatsache Stellung nehmen. Die Unterscheidungsmerkmale zwischen den Deutfchfreisinniaen und den Rationalliberalen lieg« »ff« tu Tage; sie beschränken sich, iven» man von der mehr formellen Frag« der parlamentarisch« Taktik absieht, vor- wirgrud aus dw Stellung zur Socialpolitik Wa» jene andere Seit« anlangt, welche i» einer früheren Epoche lange fast als der einzige Inhalt der varlamentarischen Politik gegolten bat, da» Gebiet der Dersassungssragen. so ist ziveisellos. daß Alles, wa» auf demselben berechtigter und vernünftiger Weise überhaupt gethan werd« kann, von den Nationalliberal« ebenso grthan wird, wie von den „Freisinnigen". Hat dock soeben erst die Heidelberger Erklärung über die Entschiedenheit de» Entschlusses, bedeckte Reckte det Volkes und seiner Ver tretung zu vertheidigen. die bündigste Versicherung gegeben. Da muß es d«» doch sehr befremd«, daß man in den ..freisinnigen" Versammlungen, wenn ander» über dieselben zutreffend berichtet wild, die Miene annimint. als ob nur »ater der Fah« der neu« Partei der ehrliche Wille zu jener Dertheidigung vorhanden sei. Die Rationalliberalen komn-c» noch am gliinpslichsten davon, wenn ihrer gar nicht Erwähnung gethan wird; geschieht aber das Letztere, so können die Zu hörer kaum darüber im Zweifel bleiben, daß wahrer Liberalismus außerhalb der „veutschsreisinnigen" Partei nich: zu sind« ist. Die .Freisinnigen" beschwer« sich mit Rech:, wenn ihnen von einer gewissen Presse die monarchische Ge sinnung abgesproch« wirk. Ist eS aber mutsti, mutsud» nicht dasselbe, wenn von ihrer Seite jedem außerhalb ihres Verbände» Stehenden daS Recht auf den Namen eines Liberalen bestritten wird? Wohin soll da» führen? Hübe» wie drüben giebt eS besonnene Männer genug, welche sich nicht verhehlen, daß die gegenwärtige Pärteigestaltung nur daS Product einer außerorventlichm Lage ist, daß bei der Wiederkehr gesunderer Verhältnisse sic sich zu gemein samer positiver Arbeit wieder werden zusaniiiienfiudeu müssen. Ihre Pflicht »st es, darüber zu wachen, daß in dem Wahlkampfe wenigstens die Ehrlichkeit erhalten bleibe. Will man auf .freisinniger" Seite durchaus die Nationalliberulen angreif«, so halte man sich offen an den wirklich vorhande nen materiellen Unterschied, so beschuldige nian sie der Hin neigung zu der BiSmarck'schen Socialpolitik, soweit diqelb« allgemein anerkannte Schäden aus industriellem und werth- sckastlichem Gebiete zu heilen bestrebt ist. Dann möge» die Wähler entscheiden, auf welche Seite sie sich schlag« wolle». Die Methode, die Nationalliberal« in erster Linie der Un zuverlässigkeit aus verfassung-politischem Gebiete — d»s „Verraths an der BolkSfreiheil", wie es in einer gewiss« Presse heißt, — zu zeihen, kann nur ein« erbittert« Kampf Hervorrufen, den wir, so unerwünscht er uns wäre, zw«r nicht scheu« würden, dessen unmittelbar« und mittelbare Wirkung« aber nimmermehr zum Heile der liberal« Sache auSschlag« könnt«. * Am Montag berieth daS preußische Abgeordneten haus die Jagdorduung weiter. Die Bestimmung« Übar daS polizeiliche Verfahren bei Feststellung »»v Geltendmachung de» Anspruch« aus Vergütung des Wildschaden« wurden oHw erhebliche Abänderung« genehmigt. Dann ging das Han aus die in ver letzt« Sitzung ausgesetzten tztz. 82 und folg, zurück, welche von der Verhütung de» Wildschadens Handel«. Abg. Günther beantragte, mit Rücksicht darauf, daß der zm« tz. 62 augeuommme Uni be würbe. ...... . vorzubehalt«. Dagegen erhob jedoch drr Abg. Dirichlat Widerspruch. Die weitere Verhandlung führte fast überall zur Annahme der Commissionsvorschläge und die Debatte verlies ohne besonder» bemerkenswerthe Momente. Die zweit« Berathuna der Jagdorduung war damit beendigt. Die dritte Lesung soll nach einer Aeußerung des Präsident« erst nach Ostern stattsind«. Am Mittwoch wird sich das Haus voran»- sichtlich über Ostern vertag«. * Die bayerische Kammer der Abgeordneüs« genehmigte am Montag die von den Reichsräth« in d« Etat eingestellte Professur der Anatomie an drr Universität Würzburg, sowie die von dem Abgeordneten Marquards« beantragte Erbauung von Baracken für Pockenkranke in Er langen. Bei dem die Berehelichung betreffenden Gesetz »nrde die von den ReichSrätben getroffene Abänderung mit 102 gegen 2 Stimmen angenommen. Bei Berathung des Forst- etatS erklärte der Finanzminister, daß die Regierung bei de« BnndeSrathe für die Erhöhung der Holzzölle «untreren ,o«rd«. Die Kammer der Reick»rätbe hat das Gesetz, betreffend die provisorische Steuererhkbung, den Militair-Etat pro 1884/85 und den Gesetzentwurs. betreffend die Herstellung von Localbabnen, mit großer Majorität in der von der Kammer der Abgeordneten beschlossen« Fassung angenommen. Bei den Lvcalbaynen wurde die von den Abgeordnet« ab- gelehnte Strecke Pasing-Hcrsching wieder cingcstcllt. * In Thüringen hat die Agitation zu den nächst« Reichstag«Wahlen bereits begonnen. In einer am letzten Sonntag abgchaltenen, zahlreich von Nationalliberal« und Frciconservalive» besuchten Wählcrvcrsaniinlung wurde dcr Privatdvcenl I)r. Klöppel in Jena, welcher in seiner Neve erklärte, er stimme dem neuerdings in Heidelberg ver einbarten nationalliberal« Programm in all« Stücken zu. einstimmig als Caudidat für den Wahlkreis Gotha aufgestellt. * Di« angekündigte Verwarnung an die Berliner Stadtverordneten - Bersamm lung ist bereit- erfolgt. Der Obcrpräsidmt von Achenbach hat gestern dem Dtadt- verordnetenvorsteher vr. Straß mann ein« Zuschrift über mittelt, worin ihm aus das Bestimmteste untersagt wird, den Antrag de» Stadtverordneten Singer zur Berathung gelangen zu lass«, widrigenfalls ihm eine Geldstrafe von 300 ^ in Aussicht stehe. Der Antrag Singer geht dahin, daß die Stadtverordneten-Versammlung um das Neckr pctitionir« möge, daß die Berliner Wählerschaft für den Reichstag wie sür Vas preußische Abgeordnetenhaus soviel Abgeordnete wählen dürfe, wie ihr nach Maßgabe der banpt- flädtiscken BevölkerungSzifser zu wählen vcrsassung-mäßig zustehe. Da dieser Antrag nunmehr in der Stadtverordnetrn- Vrrsammlung voraussichtlich nicht zur Diskussion kommen wird, so werden die Bczirksvereine sich desselben aunehmeu. * Da» russische Kriegsministerium veröffentlicht die Bestimmungen über Bewaffnung des Landsturmes sOpollschrnje) bei dessen Einziehung zur Landesvertheidigung. Für deusclben werden nicht die irtzt bestehende» uttiitairlsch« Benennungen, sondern die allrussisch« gebraucht, wie sie sich noch lheitweise bei den Kosack« erhalten haben. Die Bataillone beiß« Drusbina», di« EScadron« Ssotni«. die Unterosficiere Nrjadniks (Ordner), dir Mannschaften Ratniki (Krieger). Die Letzteren sind, soweit sie der Infanterie angebör«, mit den früher in drr Armee gebräuchlichen Gewehr« mit Bajon- netten bewaffnet und führ« Patronentaschen mit sechzig Stück Patronen. Die Eavallerie subrt Earabiner und die vis »«r Kurzem in der Armer gebräuchlichen Säbel. Die Unisormiruug de» Landsturmes dürste ungefähr der jetzig« Uniform d«r Linien.Jnfanterie entsprechen, die sich ja ohnehin a» die Landestracht anschließt. * Die „Times" schreibt: „CS wird amtlich gemeldet, daß. als die russische Streitmacht, welche Ende Februar ao- gesandt wurde, um Merw zu besetzen, in der Nachbarschaft diese« Platze» anlangte, stck ein feindseliger Zusammenstoß »wischen ihr und einer Anzahl Turkmenen entspann. Da» Treffen fand am 3. v. M. statt, aber alle Details sind noch nicht bekannt. Es scheint indeß, daß diejenigen Turkmenen,
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