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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188701049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-01
- Tag1887-01-04
- Monat1887-01
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1887
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so im Stiche läßt, Der Austritt der genannten Abgeordneten au» vrr de»lichi're>si»mg»n Partei und inlonkerbeit d>e Mo- tivirung diese« Schritte- sind ein politisier Ereiqniß. welche« Nicht dlo« in unserem engeren Balerlaude große« Aussehen hcrvorrusl, sondern selbst von so weit link« siebenden Blätter», wie der „Frai'ksurter Zeitung", in seinen sebr wahrscheinlich,» Folgen voll und richtig gewürdigt wird und welches darum einer eingebenderen Betrachtung lobnl. Schon von jeher bat die Fortschritts» bez die deiitsch» freisinnige Parle» in Sachsen an einer inneren Zwiespältig keit gelitten und ein rechter und ein linker Flügel derselben bestanden. Diese Uneinigkeit gelangte in neuerer Zeit immer mebr durch da- Verbättmß »wischen der sortlchrittlichen Lanvtog-sraction und den in Sachsen gewählten deutschsrei« sinnigen Reich-tag-abqeordnrten rum Ausdruck. Während letztere, welche ausschließlich mit Hilfe der Socialdemokraten. >u der l» einem Wablkrei« noch die Unterstützung der Ultra- montanen kam, gewählt sind, sich im Reichstag vollständig dem Coinniando eines Eugen Richter unkerordneten, hat die fortschrittliche LandtagSsraclion in der Zweiten Kammer eine viel selbstständigere und gemäßigtere Stellung einge nommen. ES war schon längst der fortschrittlichen Presse vom Schlage der „Freisinnigen Zeitung" ein Dorn im Auge, daß die Fortschrittler im Landtag bei den verschiedenste» Anlässen nicht nach dem Parleicobex der Berliner Fortschritt-große» bandelten, sondern e» ibr beharrliches Bestreben sein ließen, in einem angenehmen und loyalen Veihältniß »u den Con- servaliven und Nationalliberalen, bei aller Wahrung de» eigenen StanvpuiicleS, die dem Landtag obliegenden Arbeiten ,n fordern und zu erledigen. Kein grellerer Coulrast kann geduckt werden, als die beiderseitige Stellung der sächsischen so.tschriitliche» Abgeordneten im Reichstag und im Landtag zu ocn Socialdeuiokrateii. Im Reichstag ist man bemiidt, den letzteren'so viel al« nur irgend möglich entgegen zu kommen und ihnen ,u einer B-beutung, wie die Pvlendebatte gezeigt hat. zu v-rhelse», die ihnen gar nicht zulommt. während in der Zweite» sächsische» Kammer die FortschritlSfraction mit den .idiigen OrdnungSparleien den Socialiste» scharf «»tgegenkritt. In dieser Differenz drückt sich neben vielem Anderen die Wirkung des allgemeinen dircclen Wahlrecht- aus. mit dem cie socialcemokratische Partei bekanntlich glaubt, ihre Unisturz- pläne auSführeu zu können. Durch daS allgemeine Wahl recht ist eS der radikalen Unterströmung in den unteren Schichten, auch in denjenigen sächsische» Wahlkreisen, in denen deulschsreisiniiige Candidaten überhaupt aufgestellt wurden, gelungen, da« gemäßigte fortschrittliche Element dabei au«zu- schlnßen, während daS sächsische Landtagswahlrecht, trotz seine- ganz geringfügigen EcnsuS. diese- Experiment bl«her hat nicht gelingen lassen. Nu» bat man von link-fortschrittlicher Seite versucht, die nachlheilige Wirkung, welche der Austritt der fortschrittlichen LandlaqSabgcordneten au» der deulschsreisinnigen Partei und der entschiedene Ton, in welchem deren Begründung gehalten ist, Hervorbringen wüsten, dadurch abzuschwächen versucht, daß man einerseits den AuSgcschiedencn die politische Bedeutung absprickt. andererseits betont, diese seien schon längst keine Fortschrittler mehr gewesen. WaS da« Entere anlangt, so bat der Porsland de» deutschfreisinnigen BcreinS vom Abg. Schreck behauptet, derselbe sei kein politisch bedeutender Mann. Wer die parlamentarische Geschichte Sachsen- der letzten Jahrzehnte nur einigermaßen kennt, der weiß, daß mau es hier mit einer sehr ungerechtfertigten, nur durch die Parteileidrnschast eingegebenen Behauptung zu thnn hat. Wir unterschreiben vollständig, waS jüngst die „Magdeburgischc Zeitung" von einem ihrer Correspondenten au« Sachsen über Herrn Schreck sich melden ließ. E» ist dort gesagt: „Nun ist Schreck nickt nur einer der ältesten Wortführer der alten sächsischen Fortschrittspartei, sondern er ist auch von seinen Parteigenosten allzeit al» einer der Angesehensten aus den Schild gehoben und überall in die vorderste Linie gestellt worden. Scho» zur Zeit der „reactivirten" alten Stäade,war er der Führer jener kleinen liberalen Minorität, welche rn der Zweiten Kammer tapfer, wenn auch vergeblich, gegen die ReaclionSpolitik deS Herrn v. Beiist Front machte. Er war «S. der l866 vor dem Au-bruch deS Kriege» durch feine Interpellation wegen der sächsischen Rüstungen die kriegslustige Politik dieses für Sachsen so verhängniß- vollen Ministers zu kreuzen versuchte und der, wenn ihm dies gelungen wäre, dem Lande unendliche» Unheil er spart haben würbe, während unS nicht« davon bekannt ist, daß die Mitglieder de- ,.Vorstände» de» dcutschsreisinnigen Berein» in Dresden" irgend etwa« in der gleichen Richtung gelhan hätten. Er stand wiederum mit an der Spitze der Fortschritt-Partei, al» diese im Landtage von 1869—70 und folgenden in stärkerer A»zahl in der Zweiten Kammer erschien, führte deren Sache in fast allen wichtigen Fällen in erster Reihe als Redner, ward von der Partei »>it Verhandlungen mit anderen Parteien betraut, kurz, spielte eine so hervor ragende Rolle sowohl innerbalb de- Kreise» seiner Gesinnungs genossen als in der Kammer." WaS aber die Herren Curt Starke und Carl Roth anlanqt, so kann da» Bemühen, dieselben al- unbedeutende politische Männer erscheinen zu lasten, nur Lächeln erregen. Diese- Bemühen wird schon an der einen Tbalsache scheitern, daß Herr Starke der langjährige Geschäft-sichrer der Fort schritt-Partei in Sachsen gewesen ist. daß durch seine Hände alle Verhandlungen mit andere» Parteien gegangen sind, Während Herr Roth in der Zweite» Kammer selbst al- her vorragender M>rtei,nann und auch sonst al» rühriger Vor kämpfer in politischen und socialen Dingen sich bcmerklich gemacht bat. In Betreff der Anzweiflung ihrer Zugehörigkeit zur Fortschritt»- oder deutschsrcisinnigen Parle, hieße c» leere» Stroh dreschen, wenn man mit den LnikSsortschriltlern über diesen Punct streiten wollte. E- kommt eben ganz daraus an. wa» man unter .Fortschritt" oder .deutschen, Freisinn" versteht. Die Herren Schreck, Starke und Roth Kaden eben gesunken, daß da- fortwährende stärkere Hinabgleite» der gegenwärtigen deutschsreisinnigen Partei aus der schiefen Ebene radikaler Priiicipienreiterci, welche schon in bedenklicher Be rührung »nt de» Grenzen der Socialdrmokratie sich befindet, nicht mehr mit dem Programm und den Grundsätzen der alten Fortschrittspartei in, Einklang sich befindet, und sic haben darum die Cvnsequenzen dieser Erkenntniß gezogen und der Partei, welcher sie bi» jetzt angehörten, den Rücken gekehrt, ohne dadurch de« Charakter» al- liberal denkende Männer verlustig zu gehen. Wie die Dinge nunmehr liegen, ist e» eine un umstößliche Thatlache. daß in der deutschsrei» sinnigen Partei Sachsen» ein sehr bedeutsanier Trennung«- uno A uslösunqsproceß stattfinvet. E» wird ei» Rumps der dcutschsreisinnigen Partei zwar übrig bleiben, aber eine Mehrzahl von Hanptzliedern löst sich ab. WaS künftig in Sachsen unter der Firma der deutschsrei- sinnigen Partei noch austritk, ist lediglich ein Abklatsch de» Berliner Fortschritt», welcher blindlings der Parole Eugen Richter'- gehorcht; die alte wohlangeichene sächsische Forl- schrilt-demokratlc Hot damit nicht» mehr gemein. Wenn in Sachsen bei den nächsten Wahlen von der „deutschsrcisinnigen" Partei Candidaten ausgestellt werden sollten, so bat man darin lediglich Candidaten de» rechte» FliizelS der Social demokratie za erblicken. Es wird gut und nützlich sein, diesen Thatbestand überall zur Kcnntniß der Wähler zu bringen. Jur UieLeraufnalime der Neichslagsarbeit. In der kurzen Spanne Zeit vom >8. December bi- zum 4. Januar, während welcher die Arbeit de? Reich-lag» ruhte, hat sich die öffentliche Meinung im deutschen Reiche mit aroßer Entschiedenheit in einer Reibe großer Städte, wie Berlin. Leipzig. Magdeburg, Posen, Kastei. Chemnitz, durch ausdrückliche Kundgebungen an den Rcich-lag jür die nn- veränderte Annahme der Regierung-Vorlage bezüglich der Erhöhung der 'Heere-präsenz für die nächsten sieben Jahre vom t- April >887 an ausgesprochen. Diese Kundg-runge» gewinne» dadurch wesentlich a» B-deutiing. daß ne nichi allein von den Milglieder» derjenigen Paiteie» ausgegangen lind, welche sich von Anfang an für die Annahme der Vorlage erklärt hatten, sondern daß sich auch viele Deulsck- sreisinnize daran betbeiligt baden. Nicht in einem einzigen Orte hat stnan den Versuch gemacht, die Bermiltelungs- anträge de« Eenlrum» oder der Freisinnigen öffentlich al« mit dem Bolkswillen übereinstimmend hinznstellen. In den Versammlungen sind neben den Einberujern auch die Vertreter der Opposition zu Worte gekommen, wie in Berlin und Leipzig, aber nirgend- baden sie den Zweck der Kund gebung vereitelt, die Zustii» inenden babe» überall die Oberhand bebauen. Die Führer der Opposition haben auch sehr wohl gewußt, daß die öffentliche Meinung in derMilitair- srage aus Seiten der Regierung steht, und de«batb haben sie sich daraus beschränkt, die geforderte Zabl der Truppen zu vermindern und die Dauer der Bewilligung zu ver kürzen. Vorläufig ist da» nur in der Commission in erster Lesung geschehen und zwar mit l8 gegen 12 Stimmen, also nur mit geringer Mehrheit. Die Regierung hat inzwischen erklärt, daß sie an ihren ursprünglichen Forderungen unbedingt esthält, die Opposition weiß demgemäß, baß die Ablehnung der Vorlage in der ihr vom Bunvesrath gegebene» Gestalt die Auslösung de» Reichstages zur Folge baden muß. Wir haben teine Hoffnung, daß die Commission in der zweiten Lesung ibr Votum cibändern wird, c» liegen in dieser Bc- ziebung nicht die geringsten Anzeichen vor, aber im Plenum de« Reichstage» dürste man die Sacke dock heute mit anderen Augen aniehen al» am Tage de» CommissionSbeschlusseS. Der Reichstag hat sich die Frage vorzutegen, ob er die Verantwortung für die Auslösung aus sich nehmen kann, und ob er die Folgen einer Verzögerung der von der Kriegsleitung ür nvlhig erklärten Verstärkung der Ost- und Äestgrenze tragen will. E» sind das Fragen, welche über da» Programm der Partei weit hinausreichen, sie betreffen da» Gebiet der Sicherheit de» ganzen Reiche-, welche von den maßgebenden mililairischcn Sachverständigen sür bedroht erachlel wirb. Glücklicherweise ist der ParteilerroriSinuS bei un» noch nickt so ausgearket, daß bas Unheil eines Eugen Richter in militai- risckien Dingen sür höher geachtet wird al» da» de» Feld- marschall« Mdltke. Tie Rede de» berühmten Stratege» vom 4. December hat in der ganzen Welt tiefe» Eindruck gemacht, während die scharfsinnigen Berechnungen Richter» höchsten» den Werth einer Euriontät beanspiucken können; mau hat sie mit der Rebe in eine Reihe gestellt, welche einst Phormio dem Haiinidal gehalten dal. W>r haben ja leider schon oft die Ersahrunq gemacht, daß die Mäkler, auch wen» sie die Haltung ihrer Abgeordneten in Angelegenheiten von ent scheidender Wichtigkeit nicht billigen können, doch ihnen bei der nächsten Wahl wieder ihre Stimme gegeben baden, sei e». weil die Macht der Gewohnheit ihre Wirkung äußerte, oder weil sie sich von andere» äußere» Einflüssen nicht frei zu machen vermochten. E» sind da» menschliche Schwachheiten, deren Schädlichkeit leider erst dann den davon beherrschten Personen zum Bewußtsein zu kommen pflegt, wenn der Schade geschehen ist. Immerhin ist die Kraft eine» Gedanken», von welchem «in großes Volk erfaßt wird, inäcklig genug, um aus die verantwortlichen Vertreter desselben einen sehr fühl baren moralische» Druck au-zuüben. In diesem Falle be finden fick die Deiilschsreisinnigen und Centrums-Abgeorkneleo. Sie können sich nicht verhehlen, daß die Regierungsvorlage weit mehr Anhänger zählt, al» sie angenommen haben, und daß ihre Anträge in der Commission sich mit der öffentlichen Meinung keines weg» decken. Und darum ist e» sehr gut. daß die Berathung bisher nur in der Commission stattgesunden hat. Da» haben die Richter und Windlhvrst, die Stauffenberg und Huene ersabren, baß ihre Gründe gegen die Vorlage beim deutschen Volke weder Zustimmung, noch Verständlich gesunden haben; die deutsche» Wähler sind darüber nickt hinausgekommen, daß die Ablehnung der Regierungsvorlage nur für den Fall der Erhaltung kc» FriekenS richtig sein kann. Wmdtborst ist darüber völlig im Klaren, und deshalb bat er so eindringlich nach Ausschluß über die politisch« Lage verlangt. Die Antwort de» Kneg-ininister- hat ihn nickt befriedigt, aber sie war auch sicherlich nicht geeignet, die vorhandenen Befürchtungen zu zerstreuen. D>e allgemeine Auffassung der Weltlage ist seit den Coin- missionSverbanv.uiigen über die Mililairvorlage die, baß sie unsicher und kritisch ist, und daran haben alle Be mühungen der oppositionellen Abgeordneten, den KnegSIärm al« bluid und grundlos darzustellcn. nickt- zu ändern vermocht. Es hat inzwischen nicht an Bemühungen geseblt, die Aus sichten aus die Zukunft als bester und friedlicher eHchclnen zu lasten, al» noch vor Kurzem. Man bat aus die Rede de» sranzösttchen KriegSminislerS in der Sorbonne, aus das Bot- schasterdiner ini Berliner Schloß al» friedliche Symptome lnngewiesen; man wird unzwelselbaft die Rede Goblct'S beim Eiiipsang der Wcchselaoenten in demselbc» Sinne verwerthen. Man kann ferner de» Rücktritt Churchill'« alS ein Hliider- »iß sür die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Ruß land und England aussasten und den Stimmen Glauben schenken, welche die Nachricht verbreiten, bjch eS der deutschen Politik gelungen sei. da» gute Einvernehmen zwischen Oesler- reim und Rußland wieder herzustellen. Da» Alle» sind aber keine ins Gewicht fallende Thalsachen, sondern vage Ber- muthuiigen, welche durch eine gegeutheilige Meldung jeden Augenblick al- nichtig und haltlos erwiesen werden können. Eine Lage, wie di« gegenwärtige, ist nicht da» Ergedniß von Wochen ober Monaten, sondern einer Entwickelung, welche Jabre, in mancher Hinsicht sogar Jahrzehnte uinfaßl, sie hat sich gestaltet trotz ke» unzweifelhaften und dringende» FrledenS- bedürfnistc» der Völker Europas. Der Friede hängt nicht von der Laune diele» oder jene» Machthaber» ab. sondern eS ist offenkundig, daß e» verschiedene, au» die Dauer miteinander nicht vereinbare Interessen der Völker Europas giebt, welche aus friedlichem Wege nicht befriedigt werden können. Rußland hat daS Bestreben, seine Macht in Europa bi« an de» Bo-poruS und m Asien bis an den Indische» Ocea» auS- zudcbne»; daraus ist die russische Politik seil vielen Jahren gerichtet gewesen und von dieser Richtung ist sie nicht von beule aus morgen abzulenken. In der Bcrsolgung dieser Po litik muß Rußland früher oder später mit Oesterreich und England seiiidlick Zusammentreffen, daran kann keine Kaiser- Zusan»»c»kn»st etwas ändern. Ebenso sicher ist, daß Frank reich sich mit der Ordnung der Dinge, wie sie ber t0 Mai l87l sestgestellt, nicht aus die Tauer zufrieden gebe» wird, der VcrgelluiigSkrieg kann vertagt werden, aber Verzicht leisten die Franzose» daraus nicht, wie auch au» ber Antwort Godlet'S an die Wechsrlaaeiiten deutlich zu entnehmen ist. Auf die Besterung der Au-sickrlen sür Erkaltung de» Frieden» kann sich also die Opposition de- Reichstages nickt berufen, wenn sie die Mililairvorlage verwirft; die Vermehrung der Heere»- Präsenz ist zwar sür den Fall eine» Kriege» bestimmt, aber sie kann nichi je nach der augenblicklichen Lage der Verhält nisse in» Werk gesetzt oder ausgeboben werden Wa» die Franzosen tbun können, um die ScklaFertigkeit ihrer Armee zu erhöben, thun sie auch ohne Rücksicht auf die deutsche Heere-präsenz, unS aber liegt die Pst cdt ob. das, wa« die Heeresleitung zur Sicherstellung des deutschen Reiche» gegen äußere Angrifse z» thun >ür unerläßlich hält, nicht durch bloße OpposilionSjucht zu verhindern. * Leipzig, 4. Januar 1887. * Der am 30. v. M. zu Berlin verstorbene General der Infanterie z. D. von Biehler. welcher lang» Zeit die wichtige Stelle Le» Cbef» de« Ingenieur-CorpS be kleidete. war ein echte» Berliner Kind, da er am 6 Iui» 1818 daselbst LaS Lickt der Welt erblickte Er trat im Oktober 1836 al» Avantageur bei der Garde-Pionirr-Ablbeilung ein und wurde nach zwei Jahren zum Seronde-Lirnteuant befördert. Adjutanten-Dienst. ein zweijährige» Eommanbo nach Pari», ein Lehramt an der Vereinigten Artillerie- und Ingenieur- Schule lülllen einen wesenllichen Tbeil seiner Lieutenant»- und HauptinannSzrit au», bi- er im Jahre 1855 >u da- KriegS- mmist-rium versetzt und hier im Jahre 1858 zum Major besördert wurde. Im Feld,»re 1866 bekleidete Ob-rst Biehler dir Stelle de» l. Ingenieur-Oificier- beim General-Evmmando de» Garve-Eorps. im Feldzüge 1870 als General-Major die de« EommanteurS der Ingenieure und Pioniere der l Armee. An die Spitze de» Jngenieurcorp» trat der inzwischen ge adelte General, al» sein Vorgänger, General von Kamecke um Krieg-minister ernannt wurde. In dieser Stellung eut- altete der Verstorbene eine rege Tbätigkcil, die in ber Her richtung der neuen großen Lagersestungen ihren bescnderen Ausdruck fand. Al» sich dann aber im Lause der Jahre immer mehr da» Bevürfniß geltend machte, den Pionieren mehr den Charakter einer »Waffe" und dem Ingeaieur- EorpS ein größere» Ofsensiv-Element zu geben, mußte der inzwischen bis zum General der Infanterie beförderte Cbes de« Ingenieur-Corp», Vesten Erziehung, Ausbildung und An schauungen bauplsächlich ber technischen Seile gegolten hatten, im Jahre 1884 einey jüngeren, nicht dem Ingenieur-CorpS entstammenden Kraft Play mache». Nur kurze Zeit sollte der durch hohe Orden auSgezeichuele General sich eines ruhigen Lebensabend» erfreuen. Wer den verhällnißmäßig körperlich noch rüstigen Mann in seiner höchst einfachen bürgerlichen Kleidung, mit blonder Perrücke und. gleich unserem große» Strategen, ganz bartlosem Antlitz durch die Straßen Berlin- wandern sah. vermulbele in demselben gewiß nickt den hohen, jüngst noch eine sehr einflußreiche Stellung einnehmenden Officier. * De» allgemeinen Bestimmungen, welche ber neuen Arzneitaxe beigegeben sind, entnehmen wir Folgende»: Die in ber Taxe seftgeletzten Preise finden für jede Menge einer verabreichten Arznei unabänderlich ihre Anwendung, wenn nur «in Preis »onnirt worben ist. Die bei mehreren, häufig in versch'edeaea Quantitäten verlangten Arzneimitteln festgesetzten ermäßigten Preise treten erst bei Verabreichung der namhaft geinachi-n größeren BewichlSmenge «in. Wenn jedoch durch die Be,vielsältigung de» Taxpreise- der kleineren GewichlSmenge der für die größere Menge aag'letzie Taxpreis überichritren wird, so kommt stet« dieser er- mäßigte Preis zur Anwendung. Da- Minimum eine» LaxvceiseS i» 3 -H. Psennigbrüche wervrn in jeder Pasmon zu einem vollen Pfennig berechnet. Ueb-rschreitunq der L xe ist verboten und wirb vorkommeadea Falle» gemäß A. 148 Nr 8 der Gewerbe. Ordnung vom 2l. Jnni 1869 bestraf». Bei dem Taxiren aller Recevte, mir alleiniger Ausnahme derjenigen, deren Kosten au- Siaots- und Lommunalsond- oder von Loiporatioaen ge zahlt werden, welche die öffentliche Arm-nost-ge zn ersetzen oder zu erleichtern bezwecken, ist der au« dem Snmmiren der einzelne» Positionen sich ergebend« Taxpreis — wenn derselbe 1 nicht übersteigt — aus die Weise abzurunden, baß l—4 aus 5 uZ und 6—9 «u> 10 erhüyi werben. Wenn jedoch der Tax preis de« Recepts 1 ^ übersteigt, wird in ber Weise abierundei. daß z. B. t ^l 1 bis 4 aj aus 1 und t 6 tu« 9 ^ aus 1 5 zu reduziren sind. Bei allen aus Recepteo vor- kommenden, in der Taxe nicht befindlichen Arzneimitteln wird, wenn diele Arzneimittel Droguea oder käufliche chei» sche Prä parate find, der Pre>« ähulich-r Droguea und Präparate nach Anleitung eine- Pcei-couranl» von D>og>irr,ewa»rrn zur Norm ge nommen; wenn r- sich aber um nicht käufliche phalinaceoi'Ichs Prä parate handelt, so wird ou< der Reihe derartiger ia brr Taxe auf- genommener Präparate eia iu der Zillammenietz mg und Bereitung ähnliches ausgiwählt und nach dieiem der Taxpreis lür das ver- ordnete Medicamenk festgeftellk, in beide» Fällen aber das als Norm geuommcne Arzneim liet aus dem Recepie vermerkt. Ja der Taxe selbst sind die Preise eine« großen TlleileS der Medicamcute gegen die vorjährige Taxe »m 5 bi« 40 herabgesetzt, wälirend dee Preis jür verhälimßmäßig nur lehr wenige Mediramenie gegen früher um 5 bis 30 ^ erbödt worden ist. In de» Taxen der Arbeiten und der Gesäße sind Aenderuagen in de» PreiSjätzen gegen die vorjährige Taxe nicht vorqenommcn worden. Wenn zur Aus nahme der Arznei reine leere Bläser oder Kruken m»! dem Recrpte in die Avolkeke ge'endet oder zuruckgeqeben werden, darf nur die Halste der Taxpreis« sur di« Geiäste m Anrechnung kommen. In der Beierinair-ProxiS und im Hanbvrrkaut darf dagegen io solchen Fällen für Gesäße nichlS in Anrechnung gebracht werden. . " . * Der fühlbare Aerztemangel im österreichisch- ungarischen Heere besteht noch immer fort und macht sich in den Saiiilätsanstnlten oeS Heere», noch mrhr aber im Sanität-dienste bei ber Truppe sehr bedenklich bemerkbar. An dem voraejchnebeneu FrievenSstand von 240 Oberärzten, welcher ohnehin da» Miinmuni dcS Bedarfes darstellt, fehlten bei Beginn vorig n Jahre« 150. Bei AuSgang LeS IahrcS zeigte der Präsenzstanv allerdings ei» günstigeres Verbälkniß, denn es waren 123 Obcrärz'e vorhanden, so baß der Abgang nur 112 beträgt. Der praktische ärztliche Dienst leidet aber trotz diese- mäßigen Zugänge«, welchen der Stand ber Militairärzle >»> Laufe des IahrcS ersabren. nach wie vor gleich empfindlich. Der Mangel an Mililairärzten wurde nämlich bisher wenigstens einigermaßen durch die organisch zwar nicht mehr systeinalisicteii, aber noch au» früherer Zeit vorhandenen Oberwundärzke ausgeglichen. Da aber diese nach der jetzigen Organisation nichl» mebr zu Hessen haben und so zu sagen aus den Aussterbe-Elal gesetzt sind, so juchen sich dieselben nach Tbunlickteil im Civil, zumeist in kleineren Landstädte», wo ebenfalls Aerztemangel herrscht, unlerzubringcn. Daher lickten sich ihre Reihen in der Armee, und es sind gegenwärtig über haupt nur nock 49 vorhanden. In Folge besten gehl auch den Truppen allmälig vle letzte Aushilfe bei den: Mangel an Miliiairärzte» verloren. Die SanilälLablbeiluüg des Krieg-- Ministerium- läßt sich unlervesten unentwrgt die sachtccbnische und wissenschaslliche Foribilvuiig de» mililairärzllichen Ossicler- corp» sehr angelegrn sein. So hat sie erst jüngst verjügl, daß 17 Regimenlsärzle, welche an- der großen Zahl der sich sret- willig Meldenden ausgewahll wurden, unter Enthebung von jedem Dienste und bei Fortbezug säniintlicher Gebühren alS Hörer ein bi» zwei Jabre lang die Kliniken und Vorlesungen hervorragender Prosrsiore» ber »ickicinisch-chirurgischen Facul- täten auf österreichisch-ungarischen Unwersiläle» srequentiren. Da» KriegSiuinisterium verfolgt hierbei die lendeiiz, die Zahl der Specialistc» und ni-besondere der Operateure im mililair- ärztlichen Olficiercorp» zu vergrößern. * An den Austritt der Deutsche» au» dem böhmi schen Landtag knüpfen sich, wie vorauSzusehen war. weitere Kämpfe. So ist nunmehr die deutsche Minorität an dern Gemeinderathe der Stadt Pilsen auSgeichicven. Der Genieinderath bewilligte die Etböhung der Subvention sür da» czeckiscbe Tbcater um 600 Gulden, verringerte aber die gleiche Begünstigung sür das deutsche Tbeater. Der Antrag der Deutschen wurde mit l9 gegen l8 Stimmen abgclebnt. Der Bürgermeister selbst sprach im leidenschaftliche» Tone gegen da» von deutscher Seite gestellte Begehren. Die drei zehn deutsche» Vertreter verließen hieraus den Gemeinvesaal. Das .Wiener Fremvcnblatl" bemerkt dazu u. A.: „Daß der Bürgermeister einer gemischtsprachigen Stadt in leidenschaft licher Weile gegen einen der Stämme auslntl und alS Parlei- mann Ihätig ist. da» ist eine anormale Erscheinung, die kossenllich auch in Pilsen nicht von langer Dauer sein kann." — Bedauerlich ist c». daß auch da» deutsche Element durch alterte, Parteiungen gespalten ist, wie sich au» der nack- solgenven Corresponkenz der „Schlesischen Zeitung" vom 29. December «rgiedk: „Im »iiderösieireichische» Landtage hat gestern, wie alljährlich, der LMliiaiicälliliß den Anirag gesiillr, dem ..Teiiticken rckliMerein" für da« Iaiir lvv? eine LUdve»im:> voi ÄXXI Bnlden zu bewilligen. Hierüber enl'vann fick eine klen.. Debatte. Die Aalisemiirn de. aehriea sür den „Saiulverein iür DeuiIche". weliyer vor einigei Zeit von den auS dem Teuki-dca Schulverein aosgeirekenen Aiikoemitea qeqrüadei wurde. qlk>a>!„ll1 die Zuwendung einer Liidventton wäh rend wieder die Klerikalen, indem fie den iw» ihren in dieieni Jabre in« Lebe» izcrurenen ..Kaibolisckcn Eckumerem" ol- Bei viel «nsiibrlen. der Mcminiq Rli.'diuck gaoen. Saß 'olche Vereine siä aus den Beiirägen ihrer Aiidäiigcr erdaliea mögen. Diese Mehrheit »and fick aber durchaus nicht veronlaßi, d>.. Klerikalen zu Liebe dieser Auffassung beizuireten. und voiirie mit allen gegen die fünf Liimmen der Klerikalen dem Deutsche» Sckulverein die beanlrogte Umrrsiützung von 0000 Gulden. Die s»r befien Loncurrenzverein. de» „tzchnlvrrn» sür Dentfche", beantragte Subvention von 10rv Gulden »nrde «kt allen gegen die süns Stimmen der »nttsenrtlen abgeleya». In der Debatte nahm die Mehrheit die Gelegenheit wahr, den deuilchbühnnschen Landiag-abgeorduelen ihre Sywpalhie und ibrr stuslimmuug zu dem AuSlrUie auS dem böhmischen Land- tage auszudrückeu." * Eine hochosficiöse Correspondenz in der .Badischen LandeSzeilung" ergeht sich über den Gesundheitszustand de» Zaren. E« wird darin Folgende» auSgesübrt: Es hat in den letzte» Mouaien nicht an AuSlassnngen der deutschen Presse gesehll. welche MI» Hannäckigkett und im beftea Glauben das Gerücht von einer geistigen Störung drSKaisert von Rußland bebaubeltea; auch die „Badische LaudeSzeituug" Hai solche Notizen, allerdings oaier dem Hiuznsügen, daß dieselben österreichischen Zeitungen entstammen, erst «a neuester Zeit gebracht. Wir sind nun in der Lage, die ernste Versicherung obgeden zu könne», baß in Kreisen, welche der persönlichen Umgebung de» Zaren nahe stehen und welche al» zuverlässig unterrichtet gelte» bürten, die feste Uebrrzeugung besteht, daß vielleicht von einer b«. greulichen Nervosität» nimmermehr aber von einem geistigen Ge- ftörtieio de» Zaren die Rede sein kann. Denjenigen deutschen Zeitungen, welche tm guten Glauben die völlig unzutreffende» Ge rüchte über de» Zaren Zustand verbreitet haben, dürste die Miliheilung überraschend kommen, daß die vornehmlich in öster reichische, und Berliner Blättern anstauchendeu diesbezügliche» Nach- richten anf eine überaus geschickte und verschmitzte Welse von Seiten der Internationale in die Oeffeutlichkeit lancirt wvrdea sind! ES liegt den anarchistischen, internationalen Führer» Alle« daran, die letzte FriedeaSgewähr, den Dreikaiserbuad, zu sprengen. Die Eiwägung liegt nah«, daß die» am ehesten dadurch möglich gemacht werbe, wenn einer der eontrahireade» Theile, hier der Zar. als eia Verbündeter dargeftellt wird, aus welchen kein Berlaß, welcher der Bernunstkiälte beraubt ist. Boa diesem Standpunkt an« sind alle auf de» Zaren GemüthS- zustand bezüglichen ungünstigen Meldnnge» zu beurtheilen; e< liegt ihnen eine tendenziöse, gehässige Absicht z» Grund«, welche aus da» Coao». aus eine allgemeine politisch« Berwirrnag hinarbeitet. Die Zeitungen, welche bisher, ohne Keaataiß von diese» Tendenzen z» haben» jene Gerüchte veröffentlichte», trifft keine Schuld, vt« glaubten und dursten glauben, im Interesse Deutschlands zu Handel». Ander« aber liegt die Sache noch der vorstehende» Mülhetluna. Nachdem von berufener Leite Klarheit geschaffen, ist es Pflicht aller guten deutschen Blätter, mit Ernst und Nachdruck jenen bislang unerkannte» internationalen Tendeazea de» Zutritt in die Oeffeutlichkeit zu verwehren und so mit dazu beizntragea, daß da- nur niübiam und leider gegen einen größeren Lheil der russi schen BolkSstimmunq auirechlerhalteae friedliche Berhältaiß zwischen Deutschland und Rußland nicht ohne Noth getrübt werde. Wir stehen in einer ernsten, einer hocheraften Zeit. Während untere Zu stände iu erfreulicher Blüthe sich befinden, während Alle» den herrlichsten Aufschwung zu nehmen verspricht, droht ei» gewalt same« Hemma,ß, droht eia schwerer, uaeadlich verhingnißvoller Krieg, alle Hoffnungen zu vernichten. Die deatsch« Presse ver sieht ein veraniwortung-volle« Amt. Sie soll dahin wirte», dag keine unerwartete» lleberroschnuge» dem Landt beschtede» werden, aber sie bat auch dahio zu streben, daß nicht anuäthiae Besürchlungen im Volke rege gemacht werden. — Wenn Deutsch land seine Machtstellung ans ber Stufe zu erhalte» versteht, aus welcher idm der Respert unruhiger Nachbarn gesichert bleibt, hat e» vor der Hand nichi« zu fürchten. Freilich bedarf es auch anöaahmö» weiser Mittel, um von dieser Stute nicht herabgedrängt zu werde». Hoffen Wik, daß Deutsch and stark genug bleibt, um de» Frieden in Europa noch weiterhin zu erhalten. Hierzu aber kann, wie schon bemerkt, auch unsere Presse Mitwirken, wenn fie bei Behandlung auswärtiger Verhältnisse mit gebotener Borsicht und mit Berück sichtigung aller in Frage kommcadea Interessen verfährt. * Im Austrage der bulgarischen Regierung werden gegenwärtig silberne und bronzene Tapferkeit« - Me daillen geprägt, zu welchen in Stuttgart die Stanze her gestellt wurde. Die silbernen TapferkeilS-Medaillen — 60,000 an ber Zahl — werden in» Wiener Münzamte geprägt, wäh rend die Prägung der Bronze-Medaillen der Firma Christl- bauer in Neulerchenseld bei Wien anvertraut ist. Bon letz terem Melatt kommen bloS 30,000 Stück zur Ausführung. Sowohl die silbernen al» die bronzenen Tapferkeits-Medaille«, deren Inschristen in bulgarischer Sprach« abgesaßt sind, haben die Größe eine- Zweimarckstück». Aus der Reversseite zeigen sich zwei gegeneinanbergehaltenc Hände, welche drei Krone» tragen, über denen sich die Inschrift befindet: .Alexander der Erste. Fürst von Bulgarien". Aus ber AvcrSseite prangt da bulgarische Wappen (ein goldener Löwe im dunkelbraunen Schild) mit der Inschrift: .Da» dankbar« Vaterland seinen lapseren Söhnen". Die Münzen tragen die Jahreszahl 1885 und zeigen m einem den Rand zierenden Lorbeerkranz die Namen der SiegeSorte. * E» wird jetzt bekannt, daß der Socialisten-Con- greß, welcher in den WeihnacdlStagen in Brüssel tagte, folgende Beschlüsse gefaßt: l) Der Anschluß belgischer Arbeiter vereine an die amerikanischen Ritter der Arbeit wird für nicht wünschcuSwerlh erklärt. 2) Bezüglich der Arbeitsein stellungen wurde ein besondere« Comilö eingesetzt, welche» fortwährend mit den Arbeitervereinen in Verbindung zu sein hat. Ohne die Einwilligung desselben und jene dcS General- rath» der Arbetterparler bars »n Zukunft kein theitweiser Streik mehr statlfinven. Demselben Comitö fällt auch die Ausgabe zu, zu entscheiden, ob unv wann zu dem äußersten Mittel der allgemeinen Arbeitseinstellung gegriffen werden soll. 3) Fortan soll eine eifrige Propaganca sür die socialistischen Ideen innerhalb der Bürgergarven unk deS aktiven Hcere» betrieben werden. Namentlich soll den Arbeitern durch Ankauf der Equipirung die Möglichkeit geboten werden, in die Bürger garden einzutreten. Man bat in diesem Programm eine wohlerwogene Borarbeit sür die extremste anarchistische Propaaanda vor sich. Da» Auftreten der belgischen Klerikalen gegenüber ber Forderung aus Herbeisiihrung gesunder Militair« verbältuisse in Belgien möchte beinahe annehmen taffen, daß ihnen nicht» gelegener kommen könnte — al- eine Katastrophe. * Obwohl — so wird auS Rom gemeldet — der Communalreform-E»twurs erst vor Kurzem vrrtheilt und von der betreffenden Commission noch nickt in Berathung genommen worden ist. will die italienische Opposition«- presse bereit» darüber unterrichtet sein, daß in der Com mission sich starker Widerstand gegen einige der Hauptpunkte der Reform erheben wird. Mehrere Blätter, unter ihnen die „Tnbuna". prophezeien sogar eine neue Spaltung der Mehrheit, soll» die Regierung nicht anf die den Moderirteu unannehmbaren demokratischen Grundpfeiler der Reform ver zichte. Zu ihnen geboren vor allem ber Wahlbürqermeister. die Erweilerung de» GemeindestimmrechtS und der Provinzial» vcrwaltuiigSausschuß mit seiner bedeutenden Autonomie. ES wirb behauptet, daß Bonghi. dem nach Minghetti'S Tode die moralisch« Führerlchast teS in seinen Umrissen wie in den charakte ristischen Limen sehr verwischten reckten Flügel» der Mehrheit zo- salle. ein entschiedener Gegner der genannte» drei Nesormpunct« sei und binnen kurzem in Schrift unv Rete einen Feldzug gegen dieselben einleiten werde. Er soll beabsichtigen, bei dieser Gelegenbeit die sämmtlicken der Reform abgeneigten Element« der ehemaligen Reckten um sich zu sammeln, die Führung einer neuen selbstständigen Diisidentengruppe moderirter Färbung zu übernehmen und sich offen von der Regierungs mehrheit loSzusagen. Augenscheinlich bat man e» in kiesen Angaben mehr mit den Wünschen der Opposition, welche die Regierungspartei geschwächt sehen möchte, als mit Tdatsachen zu lbu». Kein Z veisel. datz die mocerirten Elemente der Majorität zum Tbeil die vom kühnsten demokratischen Geiste eiiigegebene. aus Selbstverwaltung auSaebende Reiorm nickt mit günstigen Augen anscben. Kein Zweifel, daß Bonghi ui den Gegnern einer so a»«gedeb»ten Autonomie der G-meinven und Provinzen gekört, weil er von ihr eine Schwächung der Centralgewall und eine Lockerung de» SlaatSgejiigeS befürchtet. Aber von hier bi- zu ber Absicht eine neue Dissidcntenpartei zu gründen, ist ein weiter Weg. Bonghi wird sich Nack den üblen Ersabrungen. welche die kraft- und machtlos gebliebene» Dissidenten de» CentrumS ge macht habe», schwerlich aus Viesen Weg begeben; am wenigsten wird er eS bei dieser Gelegenbeit tbun, die sehr schlecht ge wählt wäre. Denn einerseits gebürt die Communalresorm zu den von Anfang an aus dem Programm der Linken und der Drpreti- schen Regierung kenntlichen Reformen, bene, bei den Wahlen von 1882 und 1886 auch die ehemalioe Reckt»
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