Die Werke von 1916 leiten die Periode der Selbständig keit und Reife ein. Die „Kreuzabnahme“ dieses Jahres läßt erkennen, wie die verschiedenen Einflüsse, die in seiner Lehr zeit auf ihn eingewirkt haben, sich hier einer neuen, per sönlichen Synthese nähern. Die ausgesprochene Konturie rung, die Zerlegung der Fläche in Kompartimente weist noch auf Hölzel zurück, die Komposition weckt Erinnerungen an das Herz Jesu-Bild, während aus der seelischen und körper lichen Auffassung derGestalt derGeist gotischerKunst spricht. Eine Gegenüberstellung des Herz Jesu-Bildes von 1913 und der Kreuzabnahme von 1916 läßt uns den Weg ermessen, den der Künstler zurückgelegt hat. Im Hauptwerk von 1913 trotz aller „Stilisierung" doch noch ein spürbarer materieller Einschlag, ein materiell orientierter Ästhetizismus (der irgend wie an englische Epigonen der Präraffaeliten erinnert) — in der „Kreuzabnahme" schon eine von aller Materialität be freite, gereinigte Gestaltung des Geistigen und Seelischen. Damit sind wir eigentlich bei der entscheidenden Wand lung in der Entwicklung von Eberz angelangt, Jetzt erst ist der Künstler im vollen Besitze seiner künstlerischen Sprache, jetzt erst ist es ihm möglich, innerlich Geschautes, Erlebtes, Empfundenes unmittelbar in Form und Farbe zu realisieren. Das bedeutet natürlich nicht bequemes Beharren auf einem erreichten Punkt; vielmehr verändert sich auch fernerhin noch der Stil dieses Schaffens unaufhörlich. Aber alle diese Veränderungen — so auffallend sie auch oft sind — voll ziehen sich übereinstimmend mit der 1916 zum vollen Durch bruch gelangten Grundanschauung im Sinne einer Festigung, Ausgestaltung, Bereicherung, wobei experimentelle Stil schwankungen nicht ganz vermieden werden (so z. B. wenn Eberz 1917 einige seiner Bilder kubistisch fazettiert). Ab 1916 tritt auch das Problem der Farbe bei Eberz in ein neues Stadium. Von Natur aus mit einem überaus feinen Farbensinn begabt, von Hölzel nachdrückiichst auf das Ex pressive und Musikalische der Farbe, als des eigentlichen 8