VORWORT D ie moderne Galerie Dresdens ist kaum bekannt. Sie kann es nidit sein, weil die Hälfte ihres Bestandes aus Gründen des Raummangels in Vorratsräumen verborgen ist, die andere Hälfte auf zwei provisorisch benutzte und räumlich weit voneinander ge» trennte Gebäude verteilt ist: auf die ursprünglich für die Mengssdhen Gipsabgüsse bestimmten Erdgeschoßräume des Zwingers und das ehemals v. Kapherrsdie Wohnpalais in der Parkstraße. Diese Notlage zwingt heute zu einer Verteilung des Besitzes nadi rein äußerlichen Gesichtspunkten, nach den da oder dort vorhandenen Wandflächen, zur Zerreißung geschlossener Künstlerkollektionen, zur Verbannung von Neuerwerbungen in das längst überfüllte Depot. Eine Darbietung des neueren Kunstbesitzes der Kunst» Stadt Dresden wird erst dann einmal möglich sein, wenn der seit zwanzig Jahren geplante Neubau, dessen Fundamente seit 1915 fertig in der Erde liegen, zur Verfügung stehen wird. Erst nach Beseitigung der Raumnot wird die moderne Galerie zum aktiven Faktor im Kunstleben der Stadt werden können. Der Ruhm der Dresdner Galerie älterer Meister hat im XIX. Jahrhundert die Entstehung einer Abteilung neuerer Kunst eher gehemmt als gefördert. Obwohl Dresden in der ersten Hälfte des Jahrhunderts zu den maßgebenden Kunststädten Deutschlands zählte, hat weniger der Mangel an Erwerbungsmitteln als eine wie gebannt auf die Vergangenheit zurückschauende Kunstpolitik eine Weiterführung der Sammlung in die neuere Zeit hinein