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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-01
- Tag1886-01-05
- Monat1886-01
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1886
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Vrfcheint täqlteh früh 6'.', Uhr. Nrdartion und Lipedition IohanneSgasse 8. Sprrchkundki, der Uk-artion: Bormittag- 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. YNr t>« RUck^ad, nn.ttaodttr «„»Icnrlk mach, st» di« «cdacno» m«t verbinklich. Anuadme der für die »Schstsolgrnse Nummer bestimmten Inserate an «-»rntagen dis 8 Uhr NachmittnaS, ««Sann- und Frsttagr» srüh bis'/.» Uhr. Zn drn Filialen für Ins.-Annahme: Otto Klemm. UniverstiäiSstroße I. L»«>» Lösche, «atharinenstr. 23, p. nur bid '/.8 Uhr. ttp)igcr.Tagtl>Iatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,200. ^donnrmnitspreis vierrelj. 4'/, Mtl. incl. Brmgerlodn 5 Mt., durch die vast bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 80 Pi B legeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Farmai gefalzt) ohne PostbefSrdsung bO Mt. Mit Postbefstrderanq 60 Mt. Inserate ügespaUcne Potitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uni. PreiSverzeichniß Tabellarischer u.Zisseruioy »ach hötzermTarif. tleclamen unter dem Redaclioiisstrich dir 4gespa!l. Zeile 50Pj, vor de» Familirnnachrichleo die 6gcspal>cne Zeile 40 Pf. Inserate siud steis o» die Expedition zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prusuuwsrnnäo oder durch Post- Nachnahme. 5. Dienstag den 5. Januar 1886. 80. Jahrgang. Zur gefälligen Beichtling. Unsere Expedition ist morgen Mittwoch, den «. Januar, Bormittags nur bis S Ubr geöffnet. Lxpeältton äes I-elp/lKer Id) 17V« Meter schwarzmelirter wollener Sommerstoff von einem BerkausSstaud« in Nr. 8 des Brühls (Tuchhalle), am 3. dss. Mt«. Nochmittaas; IS) 8 EtilSk gerupfte feste Gänse aus dem Hose in Nr. 87 der PeterSstraße, am 8. dss. Mt«. Abend«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohleiikn Gegenstsude »ber de« Thäter find ungesäumt bei unserer Eriminai- «dtdeilnug st» Anzeige m briuaen. stetp»i,, um 4 Januar 188« Da« Valt»et»A«t der Etadt ketdun Bret schneid er. vr. S Amtlicher The«. vclianiiliiiiuhlliig. Das 14. Stück deS Gesetz' und Verordnungsblattes dom Jahre 1885 für das Königreich Sachsen ist bei nns ein« gegangen und wird bis z««i KV. Ja»u«r -ss. Ir», aus dem RalbhauSsaate zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasscibc enthält: Rr. KO. Bekanntmachung, eine Anleihe der Aktiengesellschaft ..Bereinigte Radeberger Giasbvtten (vormals Wil helm Rvnsch und Gebrüder Hirsch)" in Radeberg betreffend; vom 11. November 1885. Rr. Kl. Verordnung, die Mitwirkung der Polizei« und Ge meindebehörden bei Ausübung der militairischen Controls und diese Controle im Allgemeinen be treffend; vom 25. November 1885. Rr. 82. Bekanntmachung, die Bereinbarung der Königlich Sächsischen und Königlich Bayerischen Regierung, die gegenseitige Berzichtleistung aus die fernere Vergütung der in Artikel 9 der BundrScartell- conveiition vom 10. Februar 1831 für Einliese rung von Deserteuren und mitgenommenen Pferden festgesetzten Prämien betreffend; vom 4. December 1885. Li. «3. Bervrdnuny, die Veranstaltung einer Ergänzung» wähl für die N. Kammer der Ständeversammlung betreffend; vom 7. December 1885. Nr. K4. Bekanntmachung, die Ausschließung von Bahn poiizeibeamten vom Dienste der Schöffen und Ge schworenen betreffend; vom 12. December 1885. Nr. 65. Bekanniniackung, die dermalige Zusammensetzung des LandtagSauSschusseS zu Vermattung der Staats schulden betreffend; vom 12. December 1885. Nr 66 Gesetz, die provisorische Forterbebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1886 betreffend; vom 12. December 1885. Nr. K7. Bekanntmachung, ein« Anleihe der Actiengesellschast König Friedrich August-Hütte in Gittersee betreffend; vom 9. December 1885. Leipzig, am 2. Januar 1886. Der Ratb der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krunivlrgrl. A« Dsunrrsta», drn 7. Aamiar. l<» Ntzr Vor«ttt«>» »Ir« tn der «Uten Vririkirche verschiedeue I»pe»»araes«n- tänve, VLuke, Stntzle. v>e»»tz«1, »c., »ffeuttich gesrnvnor» »abi«n, »ersteigert »erdeu. Ter Sirchkstporftand z» Et. Petri. Siebftahls-Vekauntmachung. Gestohlen wurden vier erstaiterer Anzeige zufolge: 1) ca. L Eentiier Zwirbeln, aus eiuer Bodenkammer in Nr. 8 der Kleinen Fleischergasse, vom 1. November bi« 81. vor. Mts. mittelst Einbruch»; 2) ein Paar graue Hosen. ziemlich neu, grüugetuppi. aus einem Herbergslocale in Nr. 90 der Uirichsgasse, vom 14. bi« 28. vor. Mls.; 3) ein Hanbk»ffrr Mit grauem Leillwandüberzug, rothem Leder, besah und rothcn Riemen, ca. 56cm lang und 32cm breit, mit Meifingschild, darauf „Judeich" eingraoiit ist, mit folgendem Inhalt: ein Frack, säst neu, eine schwarze Weste» K Paar Hase« (schwarze, graue, dunkelblaue), ei» schwarzer Nack, ein groms Iagnet. eia Paar Schiiürstieskl« (der linkt mit Stahlschiene), eia Paar Sttese- lettcu, Lcöcrschuh, Schlittschuh (System ,,0'lub-8c»lo") und ein bunter thöncrner Maatztrug, auS der Gepäck. Expedition des DreSdner Bahnhofs, vom 23. bi« 24. vor. Mts.; 4) rin graumelirter ktoffrock mit schwarzem Wollatla-sutter und einer Reihe Lleinnusffnüpse, eine ebensolche Hase mit blau-, roth. und schwarzgestreiitem Bundsutter und MessingknSpsrn, die Taichen von gelbem, engliichem Leder, und eine ebeusolche Weste mit eiuer Reih« Steininißknövse, sowie ein Taschenmesser mit brauner Holzschaalc, 2 klingen und Korkzieher, au« einer Wohnung in Nr. 20 der Humboldtstraße, am 28. v. MtS. Vormittags; 5) 3 Seiten geräuchertes Fleisch und eine Seile Speck, aus einem Keller mittelst Einbruchs in Nr. 22 der Südstraße, vom 28 bi« 29. v. Mt».; 6) 18 Flasche» Weißwein, iheils gelb-, theil« ungesiegel», die Halite mit lktiquetie: ..Liebfrauenmilch" versehen, aus einem Keller in Nr. 88 der Lternwartenstraße, am 29. di«. Mi«. Nachmittag«; 7) ca. K Mark, ein dunkler Taillenrack. Mit braunen Fäden durchwirki, schwarzem Futter »nd einer Reihe ichwarzcr Hocuknövi«, rin Paar ebensolche Hose« out Messingknöpsen, ein schwarzer Filztznt mit der Firma „Ernst Backmann in Cöstritz" ini Futter, eine blou- setdene Cravatte, 6 weihe Taschentücher, ,.1V." und „0. r." ge. zeichne», 2 weihleinene Hewbrn, 4 Paar dunkelwollene Socken, ein Rostrmeffer mit dunkeler Schale, ein Tintensaft mit Nickelverschluß und ei» iechslSufiger Revolver, aus einer Wohnung ia Nr. 12 der Kurpriuzftraße, voni 31. vor. bi« 1. dss. Ml«.; 8) ei» Wtnterübrrziehcr von blauem Flaconnü. mit schwarze« Futter, Sammetkragcu, Borde und 2 Reihen Knüpse (Futter im rechten Aermel und Borde a» der rechten lasche desecl). au» eiuer Parterre-Wohnung in Nr. 26 der Südstraße, am 1. ds«, MtS. frül 12 bis 2 Ubr; 9) ein graubrauner Winterstderzteyer. flockig gemusterter Stoff mit Samnieikraqe», schwarzem Lamasutler und 2 Reihen über> Ipounenen knöpsen, au« dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 40 der Berliner Slrahe, am 2. ds«. MtS. Nachmittag«; 10) e» - runde Kiste mu KV Kilo Lchwrizerkäs«. stguirt ,.k. R. N768", aus einem Borkeller in Nr. 9 der Windmühlengosse vom 1. bis 2 ds». Mt«. ; N) 7 Stuck gegerlie schwarze Kalbsclle. stguirt: „725 X mit Anker in einem Kreis", von einem BcrkausSstande in Nr. 10 der Riitersteahe. am 2. dss. MtS. Vormittag«; 12) ca. 70 Mart aus den >m Inner» der Katholische» Kirche am Eingänge angebrachten Sammelbüchsen, vermuthlich mittels Nachichluis'lS, am 2. dss MtS Nachmittag»; 13) eine silberne kylindrrnhr mit Goldrand und Seeunde. ge riesier Ruckieiie imi Biuiuenverzieruuq nebst kurzer Talwikrtte uut Pierdekops und großem Talwiutzrschliiffel, au« einer Sohnuag ia Nr. 33 der Aleranderstrahe, ani 2. di«. MtS. Abend«; 14) ein dunkelbrauner Dawen-Plüsch-Paletat. getragen, mit Stehkragen. 2 Reihen broneirten Knüpfen, wovon 2 Stück lebte,, mit ruigeiebtcm Stuck am Hutter»» Iheile. in den Taichen ein Paar brau,« Glacstzandschntze, au« dem Spnsesaal» des Panty»»»« Dresdner Strafte 20, am S. ds«. Mts. Nachts; Vtlmmitmachnng. Nichtamtlicher Theil. Herr ViuLthorft un- die Curie. * Ein heftiger Angriff, welchen i» den letzten Tagen die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gegen de» welfischen Führer de- CentrnmS gerichtet hat. ist iu der gesammten deutschen Presse lebhaft besprochen worden. A»S Anlaß eines Appell», den ein ultran.ontaneS westfälischer Blatt an den Fürsten BiSmaick um Beilegung de» Eultur- kämpfe» ergeben ließ, erklärte da» leitende Berliner rssicivse Organ: die Schuld, daß der kirchliche Friede in Deutschland wstört sei, liege weder am Batican, noch am Berliner Labinet. sonder», um einen vulgäre» Ausdruck zu gebrauchen, .das Karnickel" sei lediglich Herr Winvlhorst, dessen schlaue Hetzereien jedeSmal den dein Abschluß nahen Frieden zwischen dem Batican und Berlin hintertrcide». Herr Windthorst bedürfe veS CulturkampfeS als LebeuSeleineiU. .Da» Lied von dem welfischen Agenten pfeifen die Spatzen auf dem Dache", setzt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hinzu. lieber da» Aufsehen, welche- die osficivse Kuildgebung ge macht hat, kann man einiaermaß.n überrascht sein. Sie ent hält weder in Form, „och Hnhall irgend etwas Neue», noch ist der politische Moment, i» welchem die alle Tbalsache er wähnt wird, ein irgendwie besonder» wichtiger. Hunoertmai schon ist es von unS und der gesammten national gesinnten Presse ausgesprochen worden, daß da» Centrum nur vom Eulturkampfe lebt, daß e« mit dessen Beendigung von der öffentlichen Bildfläche verschwindet, und daß deshalb jede snedliche Beilegung dieses Hader- durch Ausstellung von klerikalen Forderungen unmöglich gemacht werde, welche die TtaatSaewal t nickt bewilligen kann, ohne zu Gunsten de r römischen Hierarchie abzudanken. Nicht minder oft ist als Thatsache consta» tirt worden, daß Herr Windthorst diese CentrumStaklik mit dem ganzen Auswanke seiner diplomatische» Finesse unterstützt, weil er unter dein Mantel ultramontancr Opposition am besten die Interessen seiner welfischen Clientel wahizuiicbmen vermag. Wir erinnern un» lebhaft, derartigen Ausführungen auch m der ossiciöse» Presse begegnet zn sein, und wenn die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" von ihrer Charakteristik Windthorst'- sagt, „die Spatzen psciscn sie aus bei» Dache", so Pflegt man mit diesem volksthümliche» Worte wirklich nicht die Mittheilung eine» Mysteriums eiiizuleite». Woher nun die Ansregung und Verwunderung über die scheinbar alltägliche ossiciöse Kundgebung? Die Superklugen wittern sofort wieder die weittragendsten diplomatischen Actionen hinter den Conlissen. Sie erzählen sofort von einen: nruen AuSsvhnung-plan mit der Curie, welcher Fürst BiSmarck im Batican habe unterbreiten lassen. Tie Verhand lungen seien fast dem Abschlüsse nahe gewesen, als die kleine Excellenz von Meppen durch jesuitischen Einfluß im letzten Augenblick noch die Kreise des Herrn von Schlözer gestört bade. Der Aerzer, de» mau in Berlin über diesen Mißersolg empfinde, gelange in dem osficiösen Angriff zum Au-vruck. Wir stehen allen diesen Bcrmnthungcn. ru welchen ein besonderer Scharssinn gerade nickt erforderlich scheint, sehr skeptisch gegenüber. Wir wissen, daß sie bei jeder Gelegenheit wirderkehren, sei es nun. daß Herr von Scklözer auf Urlaub nach Berlin kommt, oder der Papst zur Berniitte- luag in der Karolinensrage angerusen wird, ohne daß darum die Tbatsachrn jemals den erwähnten Bermutbungen ent sprochen haben. Wozu sollte auch du deutsche Regierung der Curie immer neue FriedenSpläne unterbreiten? Und wenn sie eS wollte, könnte sie c»? ES giebt ja doch nur eine Grundlage, aus welcher eine selbstbewußte Reick»-- regieruog mit der Curie Frieden schließen kann, da« ist Entgegenkommen in Einzelheiten und Formalitäten, Vermeidung auck jeve» Scheins von religiösem Druck aus der einen und Anerkennung der unveräußerliche» HvheilSrechte deS Staats aus der anderen Seite. Bis jetzt bat der Papst, ob m»t oder ohne Mitwirkung Wiudthorst's, diese Basis nicht angenommen, und so lange kann von einem ernsten Friedens schluß nicht die Rede sei». Es scheint uns. als ob man sich in Rom Uber diese Sach laa« vollkommen klar wäre, und daß keinerlei Einflüsterungen Mndthorst's daran etwa« deuteln könnten. Die verderblich« Einwirkung de« Führer» der Ultramontanr» in Deutschland beruht vielmehr in der falschen Auffassung, weiche er de» maßgebenden vatikanischen Kreisen von der Macht des Lrn- truui» in der inneren deutschen Politik berzubringen weiß Laugst schon hält« die Curie in da» Unvermeidliche sich gefügt, wie sie ja stets mit realen Machlsartoren sich trrfflick, avzusm- Vr« wußte, wenn nickt immer wieder ihr die Hoffnung genährt würde, der Einstuß der parlamentarischen Centrums partei werde das Zustandekommen einer nationalen mittet- parteilichen Majorität hindern und so den Fürsten B'smarö zwingen, den Weg nack Canossa zu gehen. Was man wünscht, das glaubt man bekanntlich lnck». Kein Wunder, daß derlei sanguinische Darstellungen de« Herrn Windthorst. mag er in deosetben seine eigene Ueberzeugung ausdrücken oder sie nur al» Mittel zum Zweck gebrauchen, im Vatikan offene Obren finden, und daß man dort immer wieder aus di« Beilegung des Eulturkampses de» alten Satz der Curie anwendet: „Rom kann warten." Herr Windthorst hat durch solch« Taktik seine parlamentarisch« Stellung wieder aus rin« Spann« Zeit ge sichert. er bat in Rom die erforderlichen Concessionen verhindert der Kirchenconstict dauert fort. Der Erfolg VeS römischen Prin cips vom Abwarten wird immer dann, aber auch nur dann der gehoffte sei«, ivenn man es mit einem Gegner zu thun hat, der nicht so taug« warten kann, als Rom. Wie aber, wenn der Bekämpft« ein« größere Ausdauer besitzt, wenn die Noth- wenbigkeit, den seeisorgerischen «nd religiösen Einfluß aus die deutschen Katholiken nicht zu verlieren, d»e Curie zwingt, dem Staate zu geben, wa» de» Staate« ist? Dann stürzt dieses ganze künstliche taktische Gebäude zusammen, dann ist der Einfluß de» welfischen Agenten paralysirt. die Macht des Centrums gebrochen. Das deutsche Reich ist sehr wohl iu ber Lage, im Abwarten es mit der römischen Curie auszu- nehmen, sofern sich die deutsche Regierung allein »nd aus- cklieblich aus die national gesinnten Element« stützt, ihre Politik mit einer mittelparteilichen Majorität macht. Dann werden den geistlickrn -Herren im Batican bald die Angen darüber ausgeben, daß die Macht de» Centrum» nur ein welfische» Trugbild ist, und daß die hierarchischen unv kirchlichen Interessen, welche doch für den Pavst allein maßgebend sind, ein friedliche» Einvernehmen niil den saallicken Instanzen Deutschlands.'gebieten. Herr von Schlözer wird dann in Rom offenere, Herr Windthorst weniger willige Ohren finden und eine ossiciöse Polemik gegen die Parteiintriguen de» letzteren nmivthig fein. Da wir ober auch unseren erbittertsten Gegnern Gerechtigkeit angedeihen lasse», so wollen wir zum Schluß die Bemerkung nickt unterdrücken, daß unS in einem Pnncte -Herr Winotborst u Unrecht von dem osjiciöscu Blatte angegriffen erscheint, kr ist nicht das alleinige störende Element inden kirckenpokitiscten Verhandlungen. Diese Annahme enthielte eine Neberschätzung de» Einflüsse», dffsen sich der welfisch-ultramoiilanr Führer erfreut. Die Curie würde sich niemals in so wichtigen Fragen aus die Berichte eines einzige» ihrer Agenten, unv halte ffe denselben für noch so befähigt, verlasse», zumal wenn sie weiß, daß dieser Agent neben den ullramontancn auch noch welfische Interessen verficht, also nicht ein ausschließliches Organ der Curie ist. Niemals würde nach den Traditionen curialer Politik bei dem Vorhandensein eine» Widerspruches zwischen den Berichten verschiedener Agenten ohne nähere Prüfung dem einen derselben entsprechend ver- ahren werden. Deshalb ist cS nicht wahrscheinlich, daß Herr Windthorst allein den kirchenpolilischc» Frieden hinter treibt, sondern daß er die» vielmehr im Bunte mit mächtigen Factoren der Kirche thut, denen gegenüber ein Mißtrauen an den Tag zu legen man in Rom sich hüten wird. Mil einem Worte, Herr Winbthorst wäre längst von der Curie falle» ßerafl, < Korden, wenn nickt die Jesuiten ihn stützten und seine Politik uir-vatiran mit ihrem mächtigen Cwfl >ß sör dertrn. Dir beiden grimmigsten Feinde de» Reiche». Welsen lhum und IefuitiSmuS Hand in Hand, die siud e», welche drn confessionellen Frieden in Deutschland zn unter- lraben, di« inner« Politik de» Reiches zu verwirren suchen. Neider Ansturm aber wird scheitern an der Festigkeit unv dem Patriotismus der deutschen Negierungen und de» deutschen Volkes. Die Eidesleistung -er Königin Christine vor den Cortes. Königin Christine bat am 30. December mit lauter fester Stimme und im reinsten Spanisch den vorgeschriebenen Civ aus die Verfassung in Gegenwart der königlichen Familie abgeleistrt. Die Königin-Mutter Isabella war bei der Feier- lichkeit nicht zugegen, weil die Verfassung de» Jahre» >875 ihrer nicht erwähnt. CS besteht offenbar eine Gegnerschaft zwischen der Königin Christine und der Exkönigin Isavella, und die letztere hat ihre Partei in Spanien, wie da» unangemessene Betragen des Herzogs von Sevilla am l8. Dec. im Vorzimmer der Königin Christine beweist. Der Herzog von Sevilla versuchte bekanntlich die Gelegenheit, als er dir Schloßwache befehligte, zu einerPalastrevolutwn zu benutzen, und wenn er bei den üvrigen Osficieren da» Entgegenkommen ge funden bätte, wa» er zu erwarten schien, so würde Königin Isabella vermuthlich wieder aus eine kurze Spanne Zeit zur Macht gekommen fein. Ob man es hier »nt einer ungeschickt vorbereiteten Verschwörung zu thun hat oder mit einem Prouunciamienlo auS dem Stegreif, wird sich schwer sest- stetten lassen, aber daß sich in der Person des Crministcr» Carvajal ein Berthribigcr des Herzogs von Gev»n>. gesunden bat, welcher vor dem Kriegsgericht die Ansprüche der Königin Isabella auf den Thron Spanien« als die besseren darlhu» will, baß ist ein Zeichen, daß hinter dem Herzog noch andere Personen stehen. Carvajal hielt eS für wesentlich, daß die Königin Christine den Eid vor den CorleS noch nicht geleistet habe, und sprach sich dahin au», daß die Ungewißheit, ob Spaniens Thronerbe die Prinzess», von Asturien oder der zu erwartende Sprvßling sein werde, einen anfechtbaren Zustand darstrllr. welcher in den spanischen Gesetzen nickt vorgesehen fei. E» ist ja natürlich, daß ein Advokat zu Gunsten seine« Clienten seine» Scharfsinn nach jeder Richtung hin anstrengt; denn durch geschickte Abvocaten ist schon manches rweiselbaste Recht zum Siege geführt »nd manche» unzweiselhaste Recht gebeugt worden. Aber hier in diesem Falle sind die Thal- fachen doch stärker als die Ränke; den» die Königin Christine hat dnr Etd. aus welchen Herr Carvajal so großen Werth legte, geleistet, und die Armee hat bei der großen Todtenniesie im Lager zu Carabanchel, welche zum Andenken an König Alfoaso abgehalten wurde, die Königin Christine mit lauten Hochrufen begrüßt. Es ist überhaupt der Geist des König« Also«-, welcher die Königin und ihre Kinder schützend umgiebt. Die Spanier sind sich dessen bewußt, wa« König Also,,» für sie geleistet hat, und sie bewahre» ihm die Dankbarkeit dafür über da» Grab hinan». Man erkennt da» auch n»S der Haltung, welche dir Corte- in der Karolinenfrage beobachten. TaS Ministerium hat sich den Standpunct angeeianet, welchen der König in dieser Frage einnahm; er wiverstrrbl« der kriegt' rischen Lösung, welch« di« Leidenschaft der erregten Volks «enge verlangte, und entschied dahin, daß vorher jedes bivlo- motische Mittel angrwendrt werden müsse. Fürst Bis- morck machte den Vorschlag, daß der Papst al« Mittler in dem Streit austrete, und die spanische Regierung nabm diesen Vorschlag an. Der Schiedsspruch des Papste« ist gefüllt, aber obwohl seitdem schon Wochen ver gangen sind, ist er aus politischer Rücksicht bisber nickt veröffentlicht worden. Und das Ministerium Sagasta ist mit Canova« und Castelar darüyer einverstanden, daß der Schleier de« Geheimnisse, welcher über diesem Schiedsspruch schwebt, vorläufig nicht gelüftet werde. Es ist das ein Vorgang, der kaum seine« Gleichen bat in der Geschickte. Sagasta war bei Lebzeiten des König« Also»« bereit, die Regierung zu Uber- nehmen unter der Bedingung, daß Spanien Deutschland den Krieg erklärch diese Bedingung wurde verworfen, und Canova» blieb Minister trotz der Fehler, welche er in dieser Frage gemacht Halle. Nachdem der Papst von beiden Seiten al» Schiedsrichter angenommen war, ist nur bekannt geworden, daß er seinen Spruch gefällt hat. aber wie er lautet, weiß man nur an maßgebender Stelle, in die Ocffentlichkeit sind darüber nur Gerüchte gedrungen, und diese entbehren jeglicher Bürgschaft. Da« Geheimrnß wird mit einer Festigkeit bewahrt, welche den ehrgeizigen Strebern in Spanien die empfindlichsten Schmerzen bereitet, aber trotz dem bleibt Alle» stumm. Auch bei unS in Deutschland trägt man den Schwierigkeiten der Lage in Spanien Rechnung und läßt die Sache so lange aus sich veruhen, biß die beiderseitigen Regierungen den Zeitpnnct für günstig erachten, um das Schweigen zu brechen. Es ist ja sehr wünschenSwerth und löblich, daß die Angelegenheit mit dieser Vorsicht behandelt wird, aber cS setzt doch einen hohen Grad von politischer Einsicht aus beiden Seiten, besonders aus spanischer voran-, daß fick die Volksvertretung damit zufrieden giebt. Man hat in Spanien der Königin Christine au« ihrer sigenschast als Ausländerin einen Vorwurf zu machen ver- ucht, aber unter den Töchtern Spaniens hätte König Also»« nack dem Tode seiner ersten Gemahlin schwerlich eine eben bürtige Fürstin gesunden, welche die Stelle der Verstorbenen zu ersetze» fähig war. Da» Hau« HabSburg hat lange genug über Spanien geherrscht, um dort nicht al» fremd oder gar eindlich angesehen werden zu können. Der angebliche Fehler der zweiten Verbindung, welche König AlsonS eingegangen ist. besteht also nur in den« bösen Willen der Widersacher, welche mit Eifer nach einem solchen Fehler suchen: mit demselben Reckte könnten ja die Spanier dem König Alfon« zu seinem Nacklbeil anrechnen, daß er feine Bildung nicht in Madrid, onderu in Wien im Theresianum erworben hat, und daß er mit der deutschen Sprache zugleich deutschen Geist einge- ögen hat. Tie Spanier sind keine Weltbürger im deutschen Sinne, onst würde» sie sich dessen erinnern, welch« Verehrung -der C>d in Deutschland genießt, wie man in diesem Lande di« Dichtungen von Cervantes und von Calderon verehrt. Ist nicht Don Ouixote zu einer volkSldümtichrn Figur bei uns geworden, wie sein Diener Sancho Pansa »nd sein edles Roß Rosinanle ? Werden nicht die Dramen Caldccon's noch heute vom deutsche» Theaterpubticum mit großem Interesse ver- ölgt, wie „Das Leben ein Traum" und „Der Arzt seiner Ehre" und „Der Richter von Zalamea" ? Der Spanier haßt daS deutsche Wesen und die deutsche Sprache und rechnet es der Königin Christine IcShalb zum besonderen Verdienst an. daß ie ungeachtet ihrer deutschen Nationalität die spanische Sprache gleich ihrer Muttersprache rein und ohne fremdartigen Accent pricbt. ES läßt sich bören, wenn die Spanier darauf als «ine angenehme Nebensache einen gewisse» Werth legen, aber baß se davon ihre Sympathie für die W'ltwe AlsonS' XII. ab hängig machen, das erscheint nnü beschränkt und cngbcrzig. Und doch müssen die Spanier mit dem Maße gemessen werden, daS ihren Fähigkeiten und Gewohnheiten entspricht. Die Königin Isabella würde de» Eid vor den CorteS wahrschein lich in einem Spanisch geleistet haben, mit dem sich das Spanisch der Königin Cbristi»« nickt vergleichen läßt; aber wurde sich daraus ein besseres Recht der Königin Isabella aus den svaniscken Thron herleilen lassen? Vielleicht haben sich die Spanier diese Frage noch nickt vorgelegt, aber eS wäre nicht überflüssig, wenn sie e» thäten. * Leipzig, 5. Januar 1886. * Am 29 Deceember starb zu Rudolstadt der General major a. D. Paul Karl Anton v. KrenSki, der im Jahre 1870.7t als Gcneralstabsches bei der Armecablhei- luog des Großherzogs von Mecklenburg fungirte und sich hier durch besondere Umsicht und militairischc Talente hervorthat. Am 8. August l827 zu Frankenstein in Schlesien geboren, wurde der jetzt Verewigte in den Cadcttcnhäu!ern zu Wablstatt und Berlin erzogen und trat l8I l alsSecoude- lieulenant der Garde-Artillerie in daü Heer. 1849 wurde er als Batterie-Chef zur schleSwig-holstcinischen Armee com- niandirt und machte die Kämpfe bei Friedericia, Kolbing und Gubsoe mil; 1850 und i85I wurde er aus seinen Wunsch in der Marine bcschästigl und al» Lehrer der Sec- cadcilcn an Bord LeS „Mercur" während einer Seereise nach Afrika und Amerika commanbirl. Zurückgckebrt, wurde er 1853 Prcniierlieutcuaiit, besuchte danu bis 1855 die Allgemeine Kriegsschule und wurde 1857 unter Beförderung zum Hanpt- manii Adjutant beim General Inspcclcnr der Artillerie und gleichzeitig Lehrer an Lcr Kriegsakademie. t863 wurde er in den Generalstab versetzt, zuni Major befördert und dem 4. Arnice-Corp- zugelbeilt. Bei Beginn de» Krieges von >866 wurde KrenSki zur 7. Division als Generalstabsossicier commandirl und verdiente sich bei RönigSgrätz den Orden ponr In mürlta. Nachher trat er zum 4. ArmeecorpS zurück und wurde Oberstlieutenaiit. 1^67 wurde er zu einer Special- mission nach Seibieil »nd Rumänien verwendet, alSdann zum 5. CorpS belms» Vertretung deS GencralstadSchesS cvm- manbirt niik im Mai 1868 zum Cbef ernannt. 1868 ward er nach Bukarest beurlaubt und nach seiner Rückkehr 1869 zum Cdinma»deiir deS 3. Feld-Artillerie Regiments ernannt. 1876 wurde rr dem Grneralstabe der Armee aggregirt und als Stabschef zur Armceablbeilung deS Großherzogö von Mecklen burg com»ia»dirt. AlS solcher nahm er a» allen Gefechten dieser Armee Tbcil und erhielt für seine Verdienste »eben vielen ausländische» Orden das Eiserne Kreuz I. Classe. Nach Beendigung de» Krieges übernahm er wieder da» Commando des 3. geld-Artillerie-ReginienIS. w»'d- Ende 1872 Coinmcin- tcur der 7. Artillerie-Brigade, war r u 1874 biS >876 al» Generalmajor nach Württemberg com u.indirt bckuss Ver wendung al» Comiiiandellr der 13 ArliUerie-Brigade- daraus wurde er Coi»»ia»te»r der 6. Arlillcrie Brigade i» Breslau, aber schon 1873 wurde er. erst wenig über 50 Jahre alt, mil Pension zur Disposition gestellt. * Ter „RcichSanzeiger" bringt folgenden Nachruf für den in Wiesbaden im 71. Lebensjahre verstorbenen, früheren kaiserlichen Gesandte» am königlich dänischen Hose. Mitglied des Herrenhauses, Wirklichen C>ehe»»e» Rath von Philips» born: „Max Philipsbor», geboren am 4. Oktober 1815, studirt« an der hiesigen Universität die Rechtswissenschaften und wurde nach 'be slaiideiieni Auscullator-Erame» am 22. Oktober 1835 für den Staatsdienst vereidigt. Nachdem er die große luristtsche Prüfung Im Sommer 1840 abgelegt, trat er am 1. September desselben gabre« in da» Ministerium drr autwäriigen Angelrgrnheitrn rin und «hielt
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