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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-01
- Tag1886-01-17
- Monat1886-01
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kkdaction und Lrpkditi»» Johauaergasse 8. AprechKundeu -er Nedacliso: Bormittag« 10—12 Udr. Nachmittags 5—6 Uhr. 8Ar di« rn-^jiad« kin>!tt»»d»»r m^nulcript« «»chl stch tl« Si«L«ct,on mchl vrrduceuch. Annahme »er für »i« näckstt«l,e>tz« Rnmmrr bestimmte« Inserate an Wacheotage« bis 3 Ubr «ackmittaa». an Sann- und Aefttagru früh bi» V.9 Uhr. 2u den /itialen für Ins.-Annahme: Otts tle««. Universitätsstraße 1. L«Ui< Löscht, Katharinenstr. 23, p. nur bi» '/.» Uhr. ttMgrr.TagMali Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLftsverkehr. Auflage IS,SV0. ^donnnnrnlSPrei» viertelj. 4' , Mit. iacl. Brinaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer L0 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblatt. Format gesalzt) »hne Postbesürderung 50 Mk. «tt PoftbesSrderung 60 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uni Preisverzeichaiß. Tabellarischer u. Ziffcrasatz nach höher« Tarif. Keclamru »ater dem Redactiontstrich die taespalt. Zelle bOPs, vor denFamilienaachrichten die Kgespalleue Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Erpetziti»« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«uumer»oäo oder durch Post- Nachnahme. 17. Sonntag dm 17. Januar 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Seffenlllche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, dr« 2«. Januar 188«, Ab-udS«/, Uhr, tm Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de- Ockonomie», Finanz- und GtistungSauS» schusies über Herstellung der Straße auf dem Areale der vorm. Bayerischen Verbindungsbahn zwischen der HoSpitalsiraße und dein Windiiitihlenwege. II. Bericht dcö Oekonomieausschufses über a. Bereinigung der Oekonvmicn von Tbonberg und Connewitz; d. Ver pachtung von Areal des Rittergutes Cunnersdorf an die Herren Lomer und Krelschmann in Bor-dors; o Verpachtung von Areal in Lvßniger Flur an den Pächter der Lößniger Ziegelei. HI. Bericht des StistungS- und Oekonomieau-schusfe- Uber Festsetzung dcS MieihwerlheS der beiden Wohnungen im Todtcngräbcrhause auf dem neuen 2ohanniS- sriedhose. IV. Bericht deS StistungS- und Finanzausschusses über ». die Rechnung Uber da- Hesse-Legat für da» Waisen haus pro 1884; d. die Rechnung über da» Hieronh- muü'sche Legat für Waisenkinder pro 1884; o. die Rechnung über va» HieronymuS'sche Legat für Armen- Hausbewohner pro 1884. V. Bericht de- SchulauSschusseS über die Rechnungen der Realschule II. O. pro 1882 und 1883. VI. Bericht deS Finanz- und Lisschausscbuste» über Her stellung einer telegraphischen Verbindung zwischen dem Neuen Theater und dem Feuerwehrdepot und Be schaffung einer Controlanlage. VII. Bericht deS Finanzausschusses Uber ». den Rechnungs abschluß deS Leihhauses und der Sparkasse auf da» 2ahr 1884; d. Gewährung von Depositalzinsen an die Inhaber uoeingelöst gebliebener 1868er Stadt» schulvscheine. Hoh-Avclion. Montag, den 18. Januar 1886 sollen von Vormit tag» 9 Uhr an aus dem Mittclwaldschlage in Ablh. 23» de» Burganer Forstrevier«, ii» sogenannten Leutzscher Holz« 800 Slück Haselstangen, 40 Nmtr. Cicheii-Nutzsrhettr, l77 9 13 5 9 1 I üichcu- Biichcn- Rüstcrn- Eschcn- Liuden- Kirschbaum» und Ellern- Drrnuscheite unter den im Termine au-bängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden öffentlich an Ort unv Stelle verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Schlage im Lcutzscher Holze dich! an der Eisenbahn und an der großen Eiche. Leipzig, am 4. Januar 1886. DeS RathS Horstdeputattou. Hoh-Auction. Freitag, den 22. Januar 1888 sollen von Bor- mitlaqs 9 Ubr an aus dem Miltrlwaldschlage in Abth. 23» de» Burganer Forstrevier», im sogenannten Leutzscher Holze 60 Eichen» 15 Buchen- 25 Rüstern. 8 Ahorn- 48 Eschen. Rutzklötz«, L MaSholder« 9 Linden- 1 Kirschbaum- und 50 Ellern- sowie 29 Slück Schirrhölzer unter den im Termine aushängenben Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden öffentlich an Ort und Stelle verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Schlage im Leutzscher Holz« dicht an der Eisenbahn und der großen Eiche. Leipzig, am 4. Januar 1886. DeS RathS Forstdeputatto». »rntzklötze. Antztzolr-Auclion. Freitag, den 2». Januar sollen im Forstreviere Connewitz aus dem Mittelwalvschlagc in Abtheilung 19o und 20» von Vormittags 9 Uhr an ca. 57 Eichen- 8 t Weißbuchen 3 Ahcrn- 10 Escben- 39 Rüstern. 6 Linden- 8 Ellern- 2 Pappeln. 4 Aspen- und 2 Apselbaum- sowie ea. 54 Stück Schirrhöher unter den im Termine öffentlich auShangenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschlage in der Conne- witzer Li».e an der PanigSdrückc und den Heidaer Wiesen. Leipzig, am 15. Januar >886. Des RathS Forstde»ntatto«. Realgymnasium. tSibonienftraftc 56 > Anmeldungen neuer Llbüter s»r Litera d«. I«. werdea Dannrrsta,. »rn Sl. un» streit», »en 22 Januar 188« Vormittag» von 8 bis 11 Uhr und Nachmittag« von 2 di» 5 Uhr von mir entgearageaommev. Bei dieser Anmeldung sind da« Geburt«. oder Louizengniß, der Jmpsichein uns die letzirn Schuicenjureu de« auljuiiehmeaden Schüler« vorzulegen. Leipzig, am 16. Januar 1886. Giesel, Rector. Hoh-Lnction. Do»»erStag, den 21. Januar o.. sollen im BraS dorfrr Forstreviere» im sogenannten Schanz unv am Pflanzgarten 126 Laug- und ca. 20 Albraumhaufeu, sowie 2 Hausen Dornen, unter den öffentlich auShängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: vormittag« 9 Uhr aus dem Mittel- waldschlage und '/,11 Uhr am Pflanzgarten. Leipzig, am 7. Januar 1886. DeS Rath- Forstdeputatto». Im Besitze eine« hierausgegriffene», wegen Eigenihnmsvergeheu» wiederholt vorbestraften Menschen ist ein neusilberner Bowlelöffel, innen vergoldet und aus beiden Leiten zum Bu-qießen mit getrie- brnem eine Weinrebe darstellende» Stiele ausgesunden worden, welche» der Festgeaommene aus unredlich« Art und Weise erworben haben würde. Etwaige Mittheiluugea über die Herkunft diese« Löffel« bitten wir ungesäumt bei unserer Lriminaladthriluog zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 16. Januar 1886. Ta» Polizei»»« »er Etatzt Leipzt,. «retschneider. vr. H. Stadtischk Srwerbesltzllle. Diejenigen Eltern und Pflegeeltera, welche gesonnen sind, ihre Söhne und Pflegebefohlenen nächste Ostern der Städtischen Gewerbeschule zur Ausbildung und Varßerettuna für da« «tewrrbe zu übergeben, werdeu ersucht, währen» biofe« Monat« die Anmeldung derselben bewirken zu wollen. Zugleich ergeht auch an diejenigen Schüler her tzitfi»r«st«rt» btldungSschnlen. welche au« denselben am Ende diese« Winter halbjahre« gesetzlich au-icheiden und die Absicht haben, de» genossenen Fortbildung-unierricht von nächste Ostern ab in den Abeubenrfe« der Städtischen Gewerbeschule fortzusetzeu, hierdurch Aufforderung, sich deshalb ebenlallt rechtzeitig anzumelden. Bemerkt wird hierzu, daß der Abendunterricht der Städtischen Gewerbeschule sich aus gewerbliche vuchfübrun,. technische Gewrrbekunbr, M»- ichtnru-Eonstrnctianen und Mechanik, v««ku»b« und «rchi» tittontschc« Zeichnen, sowie aus Uebuugeu tm gewerbliche« stachzetchnen und Mobttlireu erstreck», als» »au» besonder« Rückßcht aus vo« Handwerk eine« jede» Schüler» nimmt. Zur Entgegennahme von Snmelduuge», sowie zur Lrthettnnq von Auskunft, den Unterricht und Bildungsgang der Lehrlinge be. treffend, bin ich Sonntag« »«» II bis 12 Uhr Vorwittag» und Wacheutaa« — mit Autnobme de« Sonnabend — Abrnb» »an 7 bi« 8 Ubr im Schullocalr» JohauneSplatz 7, bereit. Leipzig, den 8. Januar 1886. Der Direct« r vr. Ludw. Rieper. Aawerknng. Der Eintritt in die Städtische Gewerbeschule befreit von der Verpflichtung deS Besuch» der allgemeinen Städtischen Fortbildunglschule. Narken-LtgiSer. Laut einer von dem königlichen Ministerium de» Inner» uns zugegangenen Mittbrilnng bat ein Unternehmer sich bereit erklärt, «ine übersichtliche Rachweisung der sämmtlichen auf Grund de« Markenschutzgesetzt» von 1874 geschützten Waarenzeichea heran», zugeben, lall« im Voran» eia Absatz von 200 Exemplaren sicher- gestellt wird. Der Breit ist aus 60 >1 bemessen, für die mindesten» in Jahresfrist brrau-zugebenden Nachträge aber ist et» Preis von je 6 ^ in Aussicht genommen. Da da« Zustandekommen eine« solchen Werke« für Handel- und Bewerbtreibendc von großer Wichtigkeit ist, so fordern wir dieselben hierdurch zur Berheiligung aus und erklären uns bereit» bi» »u« 26. b. M. Zeichnungen entgegenzunehmen. Leipzig, den 9. Januar 1886. Die Handelskawwe,. Die Gewerbekawwer. In Stellv.: A. Thieme. D. A. Oehler, Bors, vr. Grusel, S. Herzog, S. für bie Herren varwünbcr. Die bei dem Unterzeichneten Königlichen Amt«gericht in Pflicht stehenden Herren Vormünder werdrn hiermit veranlaßt, die wegen ihrer Pflegebefohlene» zu erstattendrn ErzirdungS-Berichte längsten« bi« zn« 31. Januar 1886 anher elnzureichea. Formulare zu diese» Berichten sind in dem AmtlgerichtSgebäude Zimmer Rr. 79, 85. 94 und 107 zu erhalten. Bei der Ausfüllung der gedachten Erziehungsberichte ist aber neben vollständiger Beantwortung der vorgedrucktcu Fragen noch weiter und zwar: a. bei ehelich geborene» Pflegebefohlene» der volle Name, Stand, letzte Wohnort «nd Todesjahr de« verstorbenen Vater« anzugeben, d. bei unehelich Geborenen sind die Worte brtzusügeu: „»»ehelich geboren". Auch wollen die Herr«» Vormünder etwa eiutrrteud« Wohnung». Veränderungen hier zur Anzeige bringen. Lripzi-, den 16. December 1885. Lönt,liehe» «wtsarrichl. Abtheiluna V Mann «seid. G Nichtamtlicher Theil. Die Polenfrage im Reichstage. Die Polensrage ist vorgestern rum zweiten Mal« aus der Tagesordnung de« deutschen Reichstage« erschienen, obwohl bei der ersten Verhandlung eine kaiserliche Bo-lchast erlaffen worden war, in welcher dem Reichstage da» Recht bestritten wird, eine lediglich daS Königreich Preußen betreffende Maß regel als Neichsangelearnheit zu behandeln. Damit war die Frage vor dasjenige Forum verwiesr-.- worden, vor welche» sie gekört, vor den preußischen Landtag. Dort erklärte sich der Reichskanzler bereit, Rebe und Antwort zu stehen, da gegen verwahrte er sich dagegen, daß der Reichstag in einem Convent sich entwickle, welcher sich da» Recht beilege, die Landesherren de» deutschen Reiche« vor seine Schranken zu fordern, und al» die eigentliche Veranlassung der kaiserlichen Bolschast bezrichnete der Reichskanzler die Bethciligunq de» Centrum- an den Interpellationen. Und al» dann Windt Horst trotz der Absetzung de« Gegenstände« von der Tage ordnung die Position „Gehalt de« Reichskanzler»" dazu be- nutzte, um aus die Ausweisungen zurückzukommen und behauptete, daß 90 Procent der AuSgewiesenen Katholiken seien, erwiderte der Rrichikanzler. daß für diese weise Maßregel nur nationale Gründe entscheidend seien. La» geschah in der Sitzung dom 1. December. Inner halb de» langen Zwischenzeit hat sich der nationalgesinnte Theil des deutschen Volke» mit erdrückender Mrhrkeil dabi» ausgesprochen, daß bie Angelegenheit im Reichstage nicht wieder anruregen sei, sondern daß e» dem preußischen Land tage überlassen bleibe, bie ihm zweckmäßig erscheinende» Schritt« in der Sache zu thun. E» kommt hierbei gar nicht darauf ««, ob der Reichstag da» Recht hat. die Ausweisung russische» und österreichischer Unterthanen polnischer Natio nalität au» einem deutschen Bundesstaate vor seinen Rickler- stuhl zu ziehen, sondern nur daraus, ob e» wohl gethan war. vir Sach« trotz der gegrntheilige» Auffassung be« BundeS- ratheS ans die Spitze zu treiben. ES war das um so weniger nöthig, al» der Zusammcntrltt de» preußischen Landtages am 14. Januar auSre!ckende Gelegenheit dardot. de» Meinung«, äußernagen der Interpellanten zum Ausdruck zu verhelfen. E» war Venn auch bl» kurz vor Eröffnung de» preußlichr» Landtages zweifelhaft, ob der Reichstag die Polensrage noch mal» ans die Tagesordnung setzen werbe. Der Verzicht deS Centrum» unv der teutjchsreisiunigen Partei aus weitere Verfolgung der Sache im Reichstage wäre da» Näch»- licgende und zugleich dasjenige gewesen, wa» den nationalen Interessen am meisten entsprochen hätte, denn e» ist etwa» sehr Ernste», wenn bie Mehrheit deS Reichstage» sich in einer hauptsächlich da» Ausland betreffenden Angelegenheit mit der Reichsregierung in Widerspruch setzt. Ein solche« Schauspiel zu vermeiden, erforderte der gewöhnlichste parlamentarische Anstand, «nd deshalb beklagen wir eS lies, daß Centrum und Freisinnig« Parteirücksichten über da» nationale Interesse lrinmphiren ließen; bei diesem Triumphe ist dem deutschen Volke die Rolle de- Besiegle» zugemulbet und gegen diese wird «nd muß eS sich siel» mit aller Kraft verwahren. E» war eine traurige Uedereinstimmnnq. welche die Wort führer der Interpellanten in der FreilagSsitzung de« Reichs tage» n« kden Tag legten. Der Pole v. IazdzewSli, der CeatrnmSsührer Windlhorst. der Socialbemokrat Liebknecht und der Dentschsreisiunige vr. Möller vereinigten sich in vrm Bestreb«», da- benachbarte Ausland gegen eine preußische Regiernngswaßregel in Schutz zu nehmen, obgleich weder Rußland »vch Oesterreich diesen Schutz nachgesucht hatten. Da» will «» im Zusammenhalt mit dieser Thatsache be« tSeü» »er Abgeordnete Möller di« nationale Ge sinnung seiner Partei betont, m« dann in demselben Athen,, zuge au oer Hand einer Reibe von Beispielen za beweisen, daß die Ausweisungen vo» Polen au» Ostpreußen mit großer Härte betrieben worden seien? Die österreichischen Regie- ruiigSorgane habe» au» der preußischen Thronrede, obgleich dieselbe die Polensrage ausdrücklich erwähnt und die Aus weisungen der Polen au» Preußen für nothwendig erklärt, nicht« berauSgelesen, wa» den österreichischen Interessen zu widerliefe, sie haben im Grgentheil darin nur eine hochwichtige Kundgebung zu Gunsten der Erhaltung de» europäischen Frieden- trctz der Wirrnisse auf der Balkanhalbinscl gesunden. Wenn die Ausweisungen wirklich so schlimm wären, wie sie Polen, Centrum. Socialdemokratcn unv Deutschsreisinnig« im Reichstage geschildert haben, dann wäre e» koch Sache der russischen und österreichischen Regierung gewesen, dagegen Widerspruch zu erheben. Da» ist nicht geschehen, aber die Opposition in, Reichstage, welche theilweise Werth auf ihre nationale Gesinnuna legt, wie die Deutschsrcisinniaen, hat sich nicht enthalten können, offen vor der Welt zu bekennen, daß sie russischer al» Rußland, österreichischer al» Oesterreich ist. Wenn wir dann un» den Inhalt der Reden vergegen wärtigen, welche am Freitag im Reichstage gehalten worden sind, so können wir uns der Empfindungen der Trauer und Entrüstung nicht erwehren. Bezeichnend für die ganze Debatte ist der To», welchen der Abgeordnete Liebknecht angeschlagen bat: „DaS ist da» Unglück unserer Entwickelung, daß der Reichstag nicht au» «inein VotkSsiege hervorgegangen ist. Der Reichstag muß e» durchsetzen, daß sein Volum in dieser Frage befolgt werde.... Den Reichskanzler kann man entbehre», den Reichstag aber nicht, auch wenn man die papierne Drohung von demSchlusse derReich-bude(I) wahr machen wollte. Ich hoffe. Sie werden sich dazu ermannen, den Handschuh auszunehmen; drücken Sie dem Verursacher jener Maßregel da» verdiente Branvmal aus." Unser ReichStagSbcricht verzeichnet nach diesen Schlußworten deS Abgeordneten Liebknecht die parenthetische Bemerkung: „Beifall link»." Also, die aus der Linken de» Reichs tage» sitzenden Abgeordneten, welche diesen Worten Beifall rollten, habe sich nicht entblödet, mit der socialdemokratischcn Partei gegen die Gründung de» deutschen Reiches nach kein blutigen Siege über den französischen FriekenSbrecher zu proteftiren! E» wäre ihnen lieber gewesen, wenn da» deutsche Reich ein Kind der Revolution von unten wäre. Wie ge dankenlos dieser Beifall ist, ergiebt sich daraus, wenn man den Redensarten de» Herrn Liebknecht auf den Grund geht. Er erkennt die Nothwendiakeit de» Reichstag» al- Vertretung de« deutschen Volke« an. aber der Schöpfer de« Reichstages sammt der deutschen Einheit scheint ihm eine wertlilose. leicht entbehrliche Sache. Wir erinnern uns dabei einer Aeußerung welche der beulschsreisinnigeAbgeordneteTraeger hier >n Leipzig alSbalv nach der Gründung der deutschfreisinnigen Partei ge than hat und welche wir cm dieser Stelle damit» gebührend ihrem Werthe nach gewürdigt haben. Er sagte: . Diedeutsche Einheit ist dem Reichskanzler als eine reise Frucht in den Sckooß gefallen." DaS ist der Staudpunct. in welchem sich Sorialdemokraten und Drutscbsreisinnige im Reichs- tage vereinigen. Nach ihrer Ansicht wäre da« deutsche Reich ohne Kaiser Wilhelm. Bismarck unv Moltke weit bester und dauerhafter durch da« teutsche Volk ausgerichtet worden. Dazu wäre etwa »vlhig gewesen, daß die Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt a. M. bie Republik verkündet und alle deutschen Fürsten entthront hätte. Dam, wäre keine Auseinandersetzung mit Oesterreich, kein Krieg mit Frankreich iivtb'g gewesen. Bebel und Liebknecht hätten für die Ver brüderung aller europäischen Völker Sorge getragen und de» Umarmen« und Küsten» wäre kein Ende gewesen. Unsere» Erachten» hätte e» der Würde de» Reichstag« bester entsprochen, wenn man die Rede de» Abgeordneten Liebknecht mit laute» AuSrusen de« Unwillen« zurückgewiesen hätte. Die Segnungen, welch« un» von dieser Seite kommen können, sind für alle Zeiten durch die Pariser Commune der Welt kund geworden. Solcher Vorkämpfer für Humanität und Gesittung können wir entbehren und weisea sie weit von un». * Leipzig, 17. Januar 1886. * In der am 14. d. M. unter dem Vorsitz de» Staats- iniiiisterS Staalösecretair de» Innern v. Bvetlicher abgc- l,allen«, Plenarsitzung genehmigte derBundeSrath den >»» 30 Januar t885 zu Berlin Unterzeichneten Handels-, Sck ssial'rks- und Consular-Vertrag mit der Regierung der dominikani'chen Republik und den Entwurf eines Gesetzes über die Bürgschaft de» Reiche« für die Zinsen :c. einer egypliichen Anleihe. Der Entwurf eine« Gesetze» Uber den Servistaris und die Clasteneintheilung der Orte wurde dem Ausschuß für Rechnungswesen und dem Ausschuß ür das Lankdeer und bie Festungen, der Antrag Preußens, betreffend de» Entwurf eine» Gesetze» über da» Braiiut- weinnionopol, den Ausschüssen für Zoll- und Steuer- wescn, für Handel und Verkehr und für Iustizwesen, dem letztere» Ausschuß auch noch ein Antrag, betreffen» die Erthcilung der Ermächtigung zum strafrechtliche» Eiiischreiten wegen Beleidigung deS Buncesralhe» durch die Presse, über- wiesen. Von der Zusammenstellung der Geschälte de» Bundes amtes für da» Heimathwesen im Geschäftsjahre 1884 85 nahm die Dersammtung Kenntuiß und beschloß, einem Gesuch um Gewährung einer Entschädigung für an französische Kriegsgefangene gelieferte Maaren keine Folge zu geben. Die Vorlage, betreffend die doppelte Anrechnung der Dienstzeit zu Gunsten der ReicbSbeamten in Ost. und Westasrika, soll m einer der nächsten Sitzungen in Bcrathung genommen werden. Endlich wurde über die Aenderung der Bestimmungen de» Elsenbahn-BetriebSreglementS für die Beförderung von Holz pulver, Knallbonbon« und deral., sowie von wasiersreier, flüssiger, schweseliger Säure Beschluß gefaßt. * Au» Wilhelmshaven, 15. Januar, wird un» ge- chricben: Unser Krieg-Hasen bietet zur Zeit ein reckt winterliche» Bild. Die einzigen im Dienst befindlichen Schiffe, da» Panzerschiff „Fried- rich Karl", die Kreuzersregatte „Prinz Adalbert", da» Artillerieschiff „Mars" und die Panzerkanonenbootl-Divlsion nebst zwei znr AnS- kildung von Maschinenpersoaal bestimmten Torpedobooten, liegen iämmllich im geschützten Hajen und haben ihr Winterkleid angezogen. Der „Friedrich Karl" und „Prinz Adalbert", »elcke sonst eine hohe chmuckr Takelage fahren, haben dieselbe bi» aus die Untermasten und Unterraaen abgenommen, da Segel und Tauwerk durch Schnee und Li» sehr leiden und nicht zu handhabe» sei» würden, lieber dem Deck ist in der ganzen Länge de» Schiffe« ei» «affrrdtchtr« Segel gespannt, welch«» vw strenge Kälte -t,»grn«ßen abtzäl» and Exrreitie» an Deck gestattet. In de» Bntterten steh« große Oese», di« den Aufenthalt der Mannschaften dart, immerhin ganz beha-iich mache». Der Dienst nimmt natürlich uimaterbroche» seine« gewohnte» Fortgang, namentlich ans dem mächtigen Artillerieschulschiffe „Mars", welche» z. Z. eine Besatzung von über 600 Manu hat. Hier sind die Schuümaßregeln gegen die Witterung sehr vollkommen und bestellen in einem permanenten, hohen, geräumigen, allseitig ge- chlostencn Holzhause, da» sich über da» ganze Schiff erstreckt und nur den beiden kahle» Masten und dem uasürmigea Schornstein eine Oeffnung läßt. Betritt man da» geräumige Deck, so strömt dem Besucher soior» eine debagliche, woblthuead« Wärme entgegen, welche eine sehr vollkommene Dampshrizung liefert. Da» Deck ist daher auch für die zahlreich« Mauuschost in dienstfreien Stunden der Hanpt- ausenrhaltSort. Hier werden scherzhafte Spiele, wie sie der See- manu liebt, auöaesührt, gymnastische Ueduagen gemacht, getanzt und gesungen. Eine gut ou-gcbildete Dilettanten > Lapelle, au« 24 Mann der Besatzung bestehend, trägt wesentlich zur Unterhaltung bei und allabendlich nach Schluß de» anstrengenden Dienste« hört man lustige Weisen vom Wasser hcrüberiünen. Der „Mar«" ist in der ganzen Marine al» Musterschiss bekannt und der Aufenthalt sür Oisicicre und Mannschaften eia so angenehmer, daß ein Jeder da« schöne Schiss al« rin Heim lieb gewinnt. Einen geradezu imposanten Anblick boi da« Teck de« „MarS" zur Weihnacht«- zeit. Zwei mächtige, reichaeschmückte Christbäume zierten den hohen, durch zwei kräftige elektrische Bogentichtlampen erleuchteten Raum, der durch Flaggen und Tannenzweigen so sreundlich decorirt war, daß Mancher, dem e« au« Dienstkücksichten nicht vergönnt war, da» Fest in Familienkreisen zu verleben, einen reichlichen Ersatz im „Weihnacht«, fest am Bord" gesunden haben wird. Einen besonderen Gegenstand der Belustigung bildet ein dem Lommandanten gehörender schwarzer chinesischer Bär. Eine so maßvolle Abwcch«lung zwischen Dienst und Vergnügen ist ein wesentlicher Factor im Soldalenleben und ganz besonder« ein Leben an Bord. Ganz ander« gestatten sich natürlich die Verhältnisse aus den beiden Uebungrtoipedoboole» „Flink" und „Sicher", deren beschränkter, bi» aus den äußersten Winkel au«> genutzier Raum, nicht« weiter al« einen äußeren Schutz bietet. Wie Ichon erwähnt, dienen dieselben zur Auldildnng von Maichiuen- personal, welche« olle 14 läge wechselt. Wenn e« die Witterung »nr irgendwie gestattet, machen diese Boote wöchentlich 2 Fadrle» in See. Bei der strengen Kälte ist die«, wie ma» sich denken kann, eine barte Arbeit. Al« vor einigen Tagen ein« der Boote au« See zurückkani, hatte sich da« ganze Fahrzeug und so der sreistehendc Gegenstand auf demselben durch da« Zusammenwirken von überspritzenden Wellen und Frost mit einer dichten Eisschicht überzogen, so daß da« kleine Schiff weit weniger einem Torpedo- boote al« einem daher dampfenden Li-klotz glich. Bei solchen Ge legenheiten ist natürlich der Ausenihalt an Deck unmöglich, e« werden daher sämmtliche Luken geschlossen, während die Direktion de« Schisset von dem 1 Meter über Deck ragenden geschützten Lom- mando- und StcucrhäuSchcn au- geschieht. — Aus der Werst herrscht jetzt bereit« ei» sebr rührige« Leben in Bezug aus die iu Reparatur befindliche» und für die zur Frühjahr-indienslstellung vorbereitet werdenden Schiffe. * Heber die bereit» angeklindizte Cnc hklica de« PapsteS erhält die „Germania" folgendes römische Telegramm: „Die Encyklica iss anzuschen als die Antwort aus da» gemeinsame Hirtrnschrcibe» der Fuldaer BischosSconserenz. Sie bespricht in gemäßigter Form, aber mit voller Enlschiedenbcit die religiöse Lage und betont die .Nothweiidigkeil" der Lösung der ErziehungSsrage de» Klerus Schließlich behandelt sie die .Freiheit" der katholischen Missionen in de» Colonien vom Slandpuncte der .freien" Entwicklung der katholischen Kircke. speciell die Erziehung katholischer Missionare i» Preußen. WaS die Posener Erzbischossfrage betrifft — so kann der betreffende utlramontane Gewährsmann mitlhcilen — daß aus Veranlassung der Curie die Regelung der Neubesetzung de« Posener Crzttuhl» allerdings wieder zur Sprache gebracht worden ist, nachdem sich Preußen lange Zeit jeder Berührung dieser Angelegenheit absichtlich enthalten halte; e» ist Grund, anzunehmen, daß diesmal die Verhandlungen zum Ziele führen dürsten, und daß der künftige Oberbirt der Erzviöeese kein Pole sein wird." — An diese Mittheilung knüpft die „Post" eine au» BreSlau zugeganqene Nachricht, »ach welcher dort als Candidat sür den Erzbiscbofssstz von Posen-Gnesen aus schließlich der Proregen« und Gymnasiallehrer Gödel zu Glotz genannt wird, ein noch junger Mann, zugleich Theologe und Philologe, der in der Provinz Posen geboren ist. Sein Vater war ein Deutscher, seine Mutter eine Poiin. « » « * Zur Krage der Erweiterung de« Hasen« von Libau geht dem .Lages-Aazeiger sür Libau" folgend« Mit-
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