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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-01
- Tag1886-01-19
- Monat1886-01
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1886
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Erscheint täglich früh ü', Uln . KkdLltion und Lrprdltion JohanneSgaffc 8. Aprechkundkn der Nedaction: Vormittag« 10—12 Udr. Nachmittags 5—6 Uhr. Für »te «iuck^ad, «>n«k^nri»r M«,.»1crirte mich» e-- Nckicilön »ich« e-krtindlich. A»nat»,e ver für »ie n«chftf»l,rnff« N«««rr Inserate an ««chrntane» »ts 8 Uhr ffiach«1»taa». an ko»»- unv Festtagen früh ßia V.9 U-r. In den /Malen für Ins.-Ilnnah«e: vtt« Klem«. Universität-straße 1. L«ut» Lösche, Kalharinenstr. 23, p. nur »t» ' ,8 Utzr. WMr.TagMM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels und Geschäftsverkehr. Auflage L?d,2««. Adoniirmrutsprris viertelj. 4', Mk incl. Pi»ig?uetm 5 Ml., durch die Post bezozen 6 Ml. I.-de cinzttn? Nummer 20 P Beiegezemplar 10 Ps. Gebühren für (rpirabeilagen >>» Tageblatt-formal gesalztt ohne 4.-ostveiordcru»g .-o Ml. «>l Poslbesordcrung 60 MI. Inserate stgeipaltenc Pctitzcile 2N P» Grügere SLrijlen lau» »ni Preisverzeichnin Tabellarischer u. Ziffern!»- nach ddhermTar,-. ilrrlamen »nter dem Rcdactio»-strich die Igespa!:. Zeile 50Pi. vor de» Familie »nachrichle i> die kgeipaliene Zeile 40 Pf Inserate sind steiS an die VrpeStt»«» zu senden. — Rabatt wird »ichi gegeben. Zahlung pnieuuliierievliii oder durch Post Nachnahme. 18. Dienstag den 19. Januar 1886. 8«. JchMNg. Amtlicher Theil. Auction. Im alt«« LhoinaSschulgebänd« am ThemaSkirckhos Nr. 18—20 soffen Areitag, den KL. ds. Mt»., Vormittag» LU Uhr 66 Stück alt« eisern« Bettstellen, Seegras-Ma tratzen und dergl. Keilkissen, ferner 5t Stück alte Wasehbänke, 2 t Stück alte hölzerne Sessel, sowie verschiedene andere Gegenstände »nler de» vorher bekannt zu machende» Bedingungen gegen sofortige Bezahlung «etsthietead versteigert werden Leipzig, den 12 Januar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Ist. Tröndlin. Stög Hol)-Auktion. Mittwoch, den Ltt. Januar o. sollen im Forstreviere Connewitz aus den Mittelwalkschlägen in Abtbeilung 11» und 12b, dem sogenannten Mühlholze, und in Ablh. ISe und 26», dem sogenannten Haken, an der Connewitzer Linie ca. 4V Rmtr. Eichen-Rutzscheite l und II. Cl., Nrennschette anter den im Termine au-hängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stell« meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: Bormittag- S Nbr aus dem Hol,- schlage im Mühlholz« hinter O. Bierbaum'- WatdcasL bei Connewitz. am 7. Januar 1880. De» Rath» Forstdepntatio«. « 175 - Eichen- B 20 - Weißbiichen- I 25 - Rüsterii- S 15 « Ellern- und - 5 » Linden- -'«pzig. Die Leuchtkraft des städtisch?» Leuchtgases betrug in der Zeit vom ll. bi» 17. diese- Monat- im Arganddrenner bei 50 Millimeter Flammenhöhe, 2.5 Millimeter Druck und 1W Litern stündlichem Consum da» 16.22 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze. Daö specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.442. Leipzig, am >8. Januar 1886. De» RathS Deputation zu den Gasanstalte«. Vclmnntmmhung. Städtische ArbeitSnachweisungsanstalt. Mehrfach vorgekcmmenc Beschwerten seiten- de- di« An» statt benutzenden Publicum- veranlassen >m-, daraus aus- merksam zu machen, daß Arbeiter bez. Arbeiterinnen , welche von der Anstalt geschickt werden, sich im Besitze einer von der Anstalt ausgestellten Arbeitskarte befinden müssen und d .ß. betreffs der Zuverlässigkeit und Brauchbarkeit solcher Personen, eie beim Beginn der Arbeit eine Karte nicht ab- geben, sowie solcher, die sich am Eingang de- Stadthauses den, besiellcnvcn Publicum ansvräiigen. seitens der Anstalt jede etwaige Beschwerde abgelchnt werden muß. Leipzig, am 8. Januar l386. Da» Aemeudirectortum. Ludwig-Wolf. Zschau. Aus dem Raiki-.Eteinlklgerptabe an der Chanssecslraßc in Reudnitz sind vom Oktober 1884 bi- September v. I«. al- hrrreiitvs 4 zwcirädriac Handwagen. 12 defecte -atzlenkörde» »>«r alte Leiter, ri» dcsrctrr Fußtritt und 2 Halzsanlchen eingestellt und in Verwahrung genommen worden. Lie unbekannte« Sigenthümer dieser Gegenstände werden hier durch ousqesordert, sich zur Empfangnahme derselben zu melden, ondernlall- darüber den Rechten gemäß vcrsügt werden wird. Leipzig, am 16 Januar 1886. Da» Valtzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. M. Vie-stahls-Dekanntmaöluns. Gestohlen wucdcn vier erstatteter Anreise zufolge: 1) Ein schwarzer Mannürock, ziemlich neu. init schwarzem Woll- ittasfutter, einer Reih« geriester SttinnußkiiSpse und dem Namen ,.KLuuieüe. Lösen' im Henkel, aus einer Wohnung ia Rr. 1 der Halleschrn Straße vo>!> 23. vor. bl« 5. ds«. Mt«.; 2) ein bra.n.er Bisam-Muff mit braunem Futter, ein schwarzer Fraucnrock I»it 2a»»ile»b,jotz, ei» schwarzes ikorsrtt, gelb ge- steppt, 3 Stück blaugedruckle «chürzrn und rin Paar grauwollene Gamasche», au- cmcr Wohnung NI Nr. 10 der Poststraßc vom L di« 12. djs. Mi«.: 3) ei» silberner Spcisel-ffel. aez. „3. k 1874". au« einer Wohnung in Nr. 52 der Gerberstroße vom 3. bi» 4. ds«. Mt«.; 4) ein grau, und wechgelpriffelicr Stoffrock. Reüäg. mit schwarzem Wollatla«s»ilter, und ein Paar rindleberne Haldstirfetn mit Toppel- tohlen, au« einem Parterrelorale in Nr. 1 der Sidonienftroßc am 7. LlS. Mts Vormittag«: 5) ein Lchoohleder von einer Droschke in Rr. 9 der Gerber ftrabe vom!). ln« 10. ds«. Mts.; ff) rin Lalle« Kaffee, gez. X». 258" nur 8l'/, Kilo Ge wicht, von einem Rollwagen am Äbqangr^Nüterboden de« Bayeri- schen Bahnliosr vom 9. bi« 10. ds». Mt«.: 7) ein AnlanfSrad von einer Sttltzubr und eine 5 Centimeter lange Feder, au« einem Geschäft-locale in Rr. 16 der Münzgassk, am 13. ds«. Mt«. Vormittag-: 8) «in rotdlederner Zngbentel mit brauner Schnur, enthaltend 15K a in Dopvelkronen, Markstücken und diverser kleiner Münze, au« einem Handkorbr vor Nr. 16 der Reich-straße am 13. dsr. Mt« Abend«; 9) ein Vinleriiderzteder von dunkelbraunem glatten Stoff mit Aammetkragen. 2 Reihe» schwarzen HornknSpsen und gelbwollenci» rothqestreiiten Futter (t-raunc- NermelNitter', aus einem Gastlocale in Nr. 24 der Reich-straße am 13. dt«. M:S Nacht«: 10) rin Dienstbuch, Tansfchein und L ArdeitSattette, aut ..Volsgona Meyer" lautend, mittelst Taschendicdstahl«, in einem Gastlorale Nr. 6 am Täubch.nw q am 14. ds«. Mts. Nachmittags 11) 89 gef-rdtt Lisamfeffe. deren innere Seile mit .,st.' aezeichne», au« einer Niederlage in Nr. 30 des Brühl« vom 7. kn« l». ds». Mt«. IS) rin starker bräunlicher Dpazier-Rodrftock mit gebogencm Elsenbeinariff und Zwinge, sowie mit goldeiiein Ring, gravi,«: ..II. truhsndl". an« einem Gastlocale in Nr. 2 der Klostrraaffe am 12. t>!«. M-« Abend«: 13) ein schwarzer Pelz mit dunkelbraunem Lasst,lettüber gleichfarbigem -eibgürtel, Pelzkragen nad Lermelausschtägen ^an beiden Vorderseite, mit »eneingese-tem Pelzt, in der Blücherstraße »», einem Wagen am 15. ds». Ml«. Nachmittag«; 14) ein gelblederne« Gridtäfchche, mit weißem Schlößcheu, rot- hallend ca. Zit ^t. darunter Toppelkroue und 2 Siegcsthaler vom Fahre 1671, serner 2 Schillinge, mehrere halbe Pence (einer «st Zilbniß der ffonigin Victoria, der andere mit dem Napoleon«), sowie einige holländische Cenis, au« abgelegten Kleidern im offenen Pferde» tolle in Nr. 11 der Windmühlcngasie am 16. dss. Als. Nach».; 15) ein schwarzledernes «eldtöschchr» mit gelbem Schlößchen, enthaltend ca. 8» -ffl in einem Zehn und silberne» Fünsmarkpsta und dtv. Münze, sowie 14 Stück Iv - ^-Portomarkr«, in ciar« Verkaulslocal Brühl Nr. 23 mittelst Taschendiebstahls am 16. ds». Monat« Vormittag«; 16) eine silberne Etzlindrr-Remantoir-Ulir mit Secunde, ge- rielter Rückseite, blauroiheni Rand am Zifferblatt und dem Namen „k. Llickerm-um" aus der Cuvelte, aus einem Gastlocale >» Rr. 7 des Kupfergäßchens am 17. dss. Mt«. Nachmittag«. CNvalgc Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlene, Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Crimiaat- ilbtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 18. Januar 1886. Da» P»ltzr«-V«t »er Ltadt Leipzig. Brrtschaeider. vr. D. Nichtamtlicher Theil. Die Erklärung des Ministeriums Freycinet. Die seit dem 7. Januar, dem Tage der Constituirmig de- Ministerium» Freycinrt. mit Spannuncz erwartete Er klärung ist am 16. Januar in beiden Kammern verlesen und insbesondere aus den Bänken de- linke» EentrnmS mit Beifall ausgenommen worden. Diese Wirkung ist bezeichnend für die Erfolge, welche da» Programm des neue» Ministerium» verspricht. Sollen wir unser Urthcil darüber in drei Wort« zusammenfasie». so lautet eS: Da» Programm ist in der Theorie sehr schön, aber praktisch unausführbar. Die schinelzung der republikanischen Parteien, wie sie von Frehci und seinen College» beabsichtigt wird, ist sogleich bei ersten Anfängen der Verwirklichung apf scharfen Widersti gestoßen. Tie Direktoren im Justizministerium haben für den ihnen zugedachtcn radikalen UnterstaatSsecret bedankt nnd ihn entschieden zurückgewieien und die Personal» Veränderungen in der Armee, welche Boulanger bereit» v»r^ genommen oder in Au-stcht gestellt hat. machen überall in Armcckreisen böse- Blut. Noch weit schwieriger aber ist. die Reinigung de» PräscctcnprrsonalS von den monarchistischen uud den gleickgittigen Mitgliedern. Freycinet und Sarnen sind scharf an der Arbeit, um hier Wandel zu schassen, aber daß sie damit zu Stande kommen werden, glauben sie selbst nicht, sonst wäre e- schon innerhalb der letzten 15 Jahre dahin gebracht worden. Statt dessen ist man heute noch in den Anfängen begriffen, die Republik mit een Republikanern an die Stelle der Republik ohne die Republikaner zu setzen. Daß die Erklärung verfehlt ist, zeigt schon ihre Länge. Da- Schriftstück ist so »msangreich, daß man cs erst stutiren muß, um sich seinen Inkall einzuprägen. Da-, wa« eine Regierung will und wa- sic für durchführbar hält, laßt sich in wenige gemeinverständliche Sätze zusanimenvränge», hinter einem große» Wortschwall verbirgt sich in der Regel taS Gefühl der Unsicherheit und der Unzulänglichkeit. Als Ferry in« Amt trat, da wußte Frankreich sosort, wa- er wollte. Er unternahm cS, eine selbstständig handelnde Regierung a» die Stelle einer vom Parlament geschobenen zu setzen, und diese- Prograin»i bat er durchgeführt. wenn auch mit mcbr Tbatkrast als Glück. Er Halle sied mit seiner Eolonialpolitik verrechnet und sein Losungswort: „Frankreich hal baS Bcdürsiiiß. sich au-zudeb»en und kieEnltur in serneLänder zu tragen",war ei» Mißgriff, der sich schwer gerächt bat. Freycinet tritt mit der erklärten Absicht in- Amt, die verschiedenen Parteien inil einander zu versöhne» und da- Gleichgewicht iin Staatshaus halt berzusiellen, dabei will er aber bieSchutzherrschaslin Anam und Makaga-car organisiren und doch alle Kräfte Frank reich- aus Europa zusammenfassen. Da- ganze Programm wimmelt von Widersprüchen, von Halbheiten und Lahmheiten. ES will die Einmischung der Geistlichkeit in die Politik ver hindern. schreckt aber vor der Anwendung de-Mittel- zurück, welche- die Radiealc» fordern, vor der Trennung von Kirche und Staat. „Die Einiinschuug de- Klerus in unsere poli tischen Kämpfe unk noch neuerdings bei den Wahlen ist sur alle verständigen Gemütber ein Gegenstand ernster Besorg nisse, ei» Jever hat begriffen, daß eine solche Situation nicht unendlich fortdauern darf und daß da- ernste Problem der Trennung von Kirche und Staat sich n»S al-bald unwitcr- steblich ausdrängr» wird." TaS ist Ver Ton, in welchem dieser Eardinalpunct behandelt wird und so geht e« sert da- ganze lange und noch viel langweiligere Schriftstück hindurch. Man wird vergeblich in der Erklärung nach einem klaren Gedanken, nach einem festen Ziele suchen, nicht- a!S ver schwommenes Zeug, leere- Gewäsch. „Die Departement- de- Kriege- und der Marine werden den gebieterischen Erfordernissen unsere- Budget- ernste Opfer bringen müssen, sie werten sie au-sübren, ohne unsere militairischc Kraft, deren Schwächung ihr Patrioti-mu- nicht zugeben würde, auch nur im Geringsten zu beeinträchtigen." Wie VaS gemacht werden soll, wirb nicht gesagt. In irgend einem Artikel eine- republikanischen Blatte- wird über die Menge der überflüssigen Osficiere in der Garde uud in anderen Truppen tbeilen wie bei der Gendarmerie geklagt und die Reciielio» dieser Osficirrcorp« einvsohlcn. Da» tonnte doch also nur durch plötzliche Versetzung dieser Herren in Inactivität geschehen. Man vergegenwärtige sich, welche Unzufriedenheit dadurch in der Armee erzeugt würde. Mil diese» Ersparnissen hat e- gute Wege, der Wille dazu mag vorhanden sein, aber die Kraft fehlt. Am lächerlichsten ist der aus die Eolonirn bezügliche Ab schnitt der Erklärung. E- heißt darin: „Wir werden un- bemübcn, da- Protektorat von Anam. von Tonkin, sowie da von Makaga-car ans außerordentlich einfachen Grundlagen zu organ'isirrn." WaS heißt daS? Glaubt Herr Freveinet vielleicht, daß die Tonkinese», Anamitcn und HoivaS plötzlich ihm zu Liebe von jetzt ad sich mit den Franzosen aus einen friedlichen und freundschaftlichen Fuß setzen und da«, wa- er mit seinen College» am grünen Tisch beschließt, einfach befolgen werden? Ein einziger lleberkall nach dem Muster von Hanoi oder Hue wirft den ganzen Finanzplan des Herrn Freveinet über die Organisation der Protectcrate über den Hausen und mit der Eoncentriruag der Kraft Frankreich- aus dem Eontinent ist e- au». Wenn General Eeurcy und der neue Ministerresident Paul Bert in Hue Brandtelegramme nach Frankreich senden, welche Verstärkungen von so und so viel tausend Mann fordern, dann kann Herr Hrehcinet nickt die Achseln zucken und unter dem Ausdruck des Bedauern- aus seinen Finanzplan ver weisen. Hier entscheidet einfach da» gegenwärtige Bcdürsniß. dir Sacke kostet das. waS sie kostet, denn Ersparnisse sine nirgend- so Übel angebracht als im Kriege, wer kein Geld bat, kann nicht Krieg führen, da? wußte schon General Mcntcenrnü. Die ganze Erklärung de- Ministerium» Frcyciiiet ist vcn N bis Z nichl» als eine neue Variation aus da- alle Tl-enia: .Wasch mir de» Pelz, aber mach mich nickt naß!" Mit guten Vorsätzen ist der Weg zur Hölle gepflastert, oder aus den vor- liegenden Fall übertragen: Mit teeren Phrasen wird die LevenSsähigkcit eine- Ministeriums nickt geschassen, das baldige Ende dieser neuen Regierang ist mit Händen zu greisen Das linke Cent»uni, also die Partei de- Herrn Freucinet, hat die Erklärung mit Aeisall begrüßt, weiter »ach reckt» und weiter nach links bat »ran sich schweigend verhallen, weil man sosort heraussühlle, daß mit solchen Programmen an de» bestehenden Zuständen nichts gebessert wird. Am fröhlichsten wird sich Herr Clemenccau die Hände gerieben haben „Desorgaiusirt «ur die Armee und die Verivallung, dann ist der Anfang vom Ende da, und Grcvv muß sich an mick, als an den Retter i» der Roth, wenden- — das mögen etwa die Gedanken diese» ehrgeizigen Streber» bei Anhörung der Erklärung ge wesen sein. Aber so heiß wird die Erklärung nickt gegessen, wie sie gelockt ist. e» bat »och gute Weile mit den großen Reformen in Armee und Verwaltung, denn Areyeinct ist nicht der Mann der Entschließungen voll Mark unk Nach druck. er war von jeher der vorsichtig überlegende Diplomat und ist um die nölhige» We»»S nnd AberS »jemals in Verlegenheit gewesen, sobald es gilt. Worte i« Thaten zu übersetze». Zwei neue Unler-Staatsseeretaire hat er einstweilen glücklich fertig gebracht, mit der Reint ing de- PräsectcnpersonalS wird er sich weislich Zeit hmrn. Nur vor einer großen Gefahr stebt Freycinet, das ist Vir, daß er die Geister, welche er ries, nicht wird en können. WaS sängt der zahme Freycinet mit so en Männern an wie Boulanger und Lockroy? Wird er nach Belieben schalten und walten lassen, oder wird er en anbcimstcllen, ihre Ninsturzptäne vor der Kammer zu .vireten? Ab r m Frankreich gilt dir Solidarität des Ministeriums dec Präsident kan» die eigene Verantwortlich keit nickt von der der übrigen Minister trennen. An dieser ür Freveinet so überaus bitteren Wahrheit werden nnd müssen eine guten Absichten Schissbruck leide» und er wird sich bald genug genöthizt sehen, den für ihn zu schwierigen Auftrag in ine Hände seine- Freunde» Grevy zurückzugrden. * * Leipzig, 19. Jatmar 1886. * Die Encyklica de-Papste- an die preußischen Bischöfe tiegt jetzt im Wortlaute vor. Sie eröffnet leider die Anssicht aus heftige weitere Kämpfe, da sie in ikrcin eigentlichen Inhalt unverblümt verlangt, daß zur Erziehung der Geistlichen tridenlinische Seminare eingerichtet werde» ollen, welche anSschließlich de» Bischöfen unterstellt wären, kiese völlige Neuerung, dieser plötzliche Versuch, heule cinzn- 'ührc», was bis tabin nie als erreichbar noch als überhaupt wünschen-werth, geschweige den» unerläßlich angesehen winde, kündigt den Kamps aus demjenigen Gebiet an. taS der preußische taal nie und nimmer preisgeben kann. Eckt deutsch jesuitischen Ursprung» ist rer Hinweis ans tic Erziehung der Soldaten durch Ossieiere, welcher die Eizichung der künftigen Geistlichen durch die Bischöfe entsprechen müsse; al» wenn die politische taatSgewalt auf die Erziehung der Cadetten keinen Einfluß hatte und die ^ssicicrc lhnn ni.d tasten könnte», waS sie wollten! Der übrige Inhalt des päpstlichen Anscbreibens ist minder er lieblich. Es cmpsiehll Lie katholischen Missionare für unsere Eoionien und donnert gegen die geheime» Gesellschaften, worunter natürlich nickt etwa kcrkrille Orden, sonder» die Loge gemeint ist. AlS eine bezeichnende Merkwürdigkeit sei schon jetzt hervorgc- lwbc», daß das päpstliche Schreibe» kurz, nachdem cS sich ans die Bulle Do i-kl'its berufen, einen Angriff aus die Patronals- besetzung der Pfarreien macht, und gar für die Bischöfe auö- chließlich da- Recht beansprucht, kirchliche Aemtcr zu über tragen. In der Cliilcitung deS Schreiben» erwähnt der Papst, daß die srübere Emiracht zwischen Staat und Kirche in Preußen unerwartet durch neue Slaat-gesctze getrübt worden sei. .Der heilige Vater vergißt völlig, — me»,l die .Kölnische Zeitung" — daß die neuen Gesetze die Folge eines »c»ki, und ganz unerhörten Dogma- waren. Angesichts dieser Tbatsache wirst cS erheiternd, wenn der heilige Baler behauptet, die sogenannten Altkatholiken hätten neue nnd chlimme Lehren auSgesireul und die Neukallwlike» hätten de» Glauben ihrer Väter unversehrt und treu bewahrt. Unseren Bätrrn balle inan einmal mit den» Unsehlbarkeitsdogmi kommen sollen! Mit diese», »enestcn Siege der Jesuiten am päpstlichen Hose werten wir uns noch weiter zu beschäftigen haben." * lieber die aus den Schutz deS Deutschthumr in den preußischen Ostprovinzen bezügliche» Satze der preußischen Thronrede äußerte die Wiener „Deutsche Zei tung", welche in Anbetracht der Notblage de» deutsche» Elementes innerhalb der babsburgischen Monarchie gerade diesem Pass»» der königlichen Kundgebung begreiflicherweise ganz besondere Bcachlmig zuwendet: „Wenn man vcn der Einleitung absieht, ist der bedeutsamste Ibeil der Thronrede wobl jener Absatz, welcher sich mit de» Polen beschäftigt. E» sind nur wenige, knapp gefaßte Zeilen, welche diesem Thema gewidmet sind, aber sie sind ossenbar von der Aclerfeder Vlsmarck'S entworfen und tönen voll und mächtig wie das Schmettern einer Kciegslroinpetr. Der Kanzler weist vsscn und rückhaltlos aus da» Zurück drängen des deutschen Elements durch da- polnische hin; rr bekennt sich unumwunden zu der Pflicht, den Bestand und die Enlw'ckelung der deutschen Bevölkerung gegen die fortschreitende Polonisirung sicherzusiellc». Ta- ist der nationale Staatsmann, der e- seil >eher als seine oberste Ausgabe betrachtet, da» deutsche Volkstbum in den sernsten Grenzmarken de» Reiche» vor jeder Schmälerung zu schirmen. Wenn die reich-feindlichen Römlinge unter Windthvrst'S Führung glaubten, den Kanzler in der Polcnsrage cinzn schüchtern, so tonnten sie sich beute bereit» überzeuge», daß sie von einem Irrlhui» besangen waren; der Kanzler, der gegen die Polen bisher aus „administrativem" Wege vor gegangen, kündigt in der Thronrede gesetzliche Vorlagen zum Schutz' de» tculschen Elemente» in de» östliche» Provinzen an. ES wird sich hierbei wobl zunäcbsi um Schul- und ColonisationSgesetze bandeln. ES dreht sich in diese»! Slre.t »»> einen großen bisiorische» Proeeß, und BiSmarck hat deren schon ganz andere au-gesvchtcn." * Der „Politischen Correspondenz" wird ossiciöS an- Bcrli», 14. Januar, geschrieben: „Dir von der Thronrcd angekündiglc» Maßregeln zur Sicherstellung des Bestandes und der Entwickelung der deutschen Bevölkerung in de» östliche» Provinzen PrcnßenS zeige», wie ernst es der Regierung mit den nationalen Interessen ist, welche sie bc: der zwangsweisen AnSwettliiig srenitländischcr Unlertbanen polnischer Nationalität verfolgt. Die Opposition glaubte die Maßregel der Ausweisung als mit den liöcralcn Priiicipien der Huuianiiäl im Widerspruch siebend bekämpfen zu können, nnd siebt sich letzt lurck die positive Tbätigkeit, welche die Regierung zur Gcrmanisirung der östliche» LandeStheile er greift, einigerinaßcn teptacirt. Wie eS beißt, soll dies durch den Ankaus von Ländereien geschehe», welche zur Scßhastmachung deutscher bäuerlicher E l e in e n l e benützt werde» sollen. ES dürsten zu diesem Zwecke mehrere Millionen Mark von dem Landtage gefordert werden, lieber die Art der Ausführung dieses ProjcctcS ist noch nichts Nähere» bekannt, doch geht inan schwerlich sekl, wenn man aniiimnit, daß klein« deutsche Banernbesltzungen i» Fori» von Rentengüleru geschaffen werden solle», jenei» Projekte gemäß, welches kürzlich Gegen stand der Erörterung de- Landesötonomie Collegium- war. Die Besitzungen würden demgemäß in daS Eigenlhum der Bauer» übergehen gegen eine unablösbare Rente. Die Oppo silion wird vielleicht gegen diese Bcsitzsorm ihre Cn»ve»d»ngen machen, aber schwerlich un Stande sein, den« dcutsch-nalie nalcn Zwecke, der mit der Maßregel verbunden ist. entgegen zutretcn. Dem Vorstoß wegen der AusweisungSsrage ist mit dem GermanisirungSprejecte rin Paroli geboten worden, welches dem Vorgehen der Opposition jedwede Bedeutung nimmt und dieselbe nur noch »veiler in Mißkredit bringen wird." * Der „Pharmacentischen Zeitung" zujotqe steht eine Aendnung der Reichsverordnung vom 4. Januar 1875. betreffend den Verkehr mit Arzneimitteln, in Aussicht. Da- Reick-amt des Innern bat bereit- den Emzelregiernnqen eine daraus l'czügliche Verordnung zur Begutachtung über- andt, welche evne vollständige Durchsicht und Ergänzung der -elressende» Bestimmungen enthält. Hierzu wäre noch an- ,»führen, daß von Berliner ärztlichen Verbindungen und dem Apolbekerverei» dem Reich-kanzler ein Gesuch iwerreicht ist, worin die Ersetzung genannler Verordnung durch eine andere besürworlet wirk, welche da- Ansertigen, Feilhalten. Feil biete». Verkaufen von Arzneimitteln jeder Art, einschließlich der Gebeiinmittel nnd Apolheken-Besonderbeiten z» Heilzwecken im Kleinhandel, ausschließlich de» Apotheken überweist und zur möglichsten Beschränkung de- Verkaufs von Geheim Mitteln in Apotheke» die Einsetzung einer ReichSuntcr uchung-siclle, einen hohen Zoll und eine Werthsleuer aller auSläntiichcn Geheimiiiittel und Besonderheiten, nicht ohne vorangezangkiie Untersuchung derselben, wünscht. * Wie auS Stuttgart telcgravhirt wird, hat die würt- tcinbcrgische Centralsiellc für Landwirlbschast sich nach ein gehender B?ra>h»»g deS Branntweinmonopol-Ent wurf- einstimmig für Cinsührung desselben ausgesprochen und dabei ihrer Ansicht dabin Ausdruck gegeben, daß Ver Entwurf die Interessen der Laudmirthschast und die Ver- hältnisse der kleineren Brennereien berücksichtige. ^ Da- Scheiden de- Grasen Benomar aus seiner eilherigcn Stellung als Vertreter Spanien» wird in weitesten Kreisen Berlin- lebhafteste- Bedauern Hervor rufe». Gras Benomar gehört zu den spanischen Staats männer». die mit den, größte» Nachdruck mit Erfolg für die Anknüpfung und Ausrechterhalluiig guter Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland gewirkc habe». So war es ihm auch vergönnt, im Zusammenwirken mit seiner Gemahlin den Saminlungeii für die Opfer der Erdbeben in Spanien jene» großartige» Erfolg verschaffen z» Helsen, mit dem Deutschland allen ankeren bilsespendende» Nationen voran stand. Auch während der letzten Krisis batten sich die Loyalität und guten Dienste, welche der spanische Diplomal der Sache des Frieden- leistete, »icmalS verleugnet. Ti" Berliner Gesellschaft bedauert in dem Abgang de» Grasen Benomar die Schließung eine- eben so knnstsinnigen als gasssreundlicken Salon-. Man darf überzeugt sein, daß Gras Benomar auch in seinem neuen Wirkungskreise in Wie» rasch iick Snmpatbien erwerben wird; die Wichtigkeit des Wiener Possen- iss selbssverslänkstich gew ichse», seit eine habSburglsckc Prinzessin an der Svitze Spaniens stebt, uns darf i» der Sendung des Grasen Benomar nach Wien ein besonderer VeltrauenSbewkis der Regenln, gesunden werden. * Ter russische Generalarjulant Gras Atlcrbrrg. welcher zum Tkronhesieigiingsjubiläum unsere- Kaiser- vom Kaiser Alcranter lll zur llebcriiiilleluug der Glückwünsche tesielben »ach Berlin gesandt worden war, hat nach der „Nowdje Wremja" ein Handschreiben de» Kaisers an de» Zaren nach St. Petersburg zurückgebracht. * Der großberzoglick sächsische Landtag ist am Sdnntag zu Wen» ar durch den 2taalS»iii»jicr Oe. Stichling erössnct worden. Die angekündigtc» Borlage» beziehen sich ans Lie Anlage von Eisenbahnen und die Errichtung de- Goelbemuseuins. Die Ausstellung de» Etats erfolgt nach Feststellung de- NeichSctalS pro >88687. In dem die Eröffnung betreffenden Erlaß deS Größt,erzog« wirk die Erwartung anSgesproche». daß die bedeutsame, soeialpolitischc Tbätigkeit de» Reiche» auch für da» Großherzogtb»n> segens reich wirken werde. I» der Lankwirtdschast „nv der Industrie de- Lande» bestände keine rigenttichc Notblage; sinanziellc Mittel seien Vorbanden, dock scheine der Math zu einer Verwendung derselben sür allgemeine nützliche Anlagen zu fehlen. In seiner Ansprache belonle daraus der Minister namentlich die Bedeutung de» Goelheiiinsennis »nd legte dem Landtage die Bewilligung de» ersorderlicken Mittel dringend an» Herz. — Bei der alSdan» folgenden Wahl des Präsidium» wurden Frie» zum Präsidenten, sowie Müller und v. Rolenhan zu Bicepräsiventcn gewählt. « ck * * Nach einer Melkung au» London haben die Collertiv- noten, mit welchen die Großmächte die Eabinrte von Belgrad, Sofia und Alken zur Abrüstung aussorderten. zwar nickt denselben Wortlaut, sind aber ihre», Inhalle nach vollständig gleichartig. Tw An'sord-nmg zur Abrüstung
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