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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-01
- Tag1886-01-26
- Monat1886-01
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1886
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schast in» Leben gerufen werden könnt«, zu samnieln, sich in Betreff der Möglichkeit der Beschaffung von Geldmitteln ;u Liefe« Zwecke, sowie in Betreff der Anwerbung von technischen Grasten für de» Ausbau der Chausseen zu orienttre» ivünfchl. 2» bürste invesfen mit Viesen Absichten der Zweck Sr Hoheit nicht . ^cköpst sein, inan nimmt vielmehr an, daß seiner Reise auch poli- k ische Mo kive nicht ganz fern stehen. Es beißt, der Fürst wünsche mit e» leitenden Persönlichkeiten der großen Staaten in persönliche serühriuia zu treten und sich über kie Ansichten ber Eabinete in Betreff der Balkankrise auS erster Quelle zu belehren. Man gebt vielleicht nicht zu weit, wen» man annimmt, daß den Fürsten ähnliche Beweggründe leite», wie jene, welche beim Ausbruche der .Krisis den rumänischen Mniisterpräiidenten, Herr» Bralicmo, »ach Wien und Berlin geführt batten." — Wie man de» Weiteren aus Eetinje iiielvet, bat sich in Montene-gro eine Abtheilung deö „Rothen KrenzeS" auf stabilen Grundlagen unter dem Vorsitze deö Metropoliten Mitrosan Ban consiiluirt. Sie hat die Ausgabe. Mittel für en Fall vorzubereiten, alö Montenegro» Volköheer irgenvwie in Actio» zu treten hätte. E» solle» vor Allein eni SanilätS- corp» formirt, Verbandzeug vorbereitet und Ambulanzen e. richtet werben. — Schließlich wird von dorther berichtet, caß der r»sfische Gelehrte, Herr P. A. RovinSki, welcher . »ich geraume.Heit zu wissenschaftliche» Zwecken in Montenegro . cwcilt batte, Eetinje verlassen und sich nach Rußland zurück- tegebcn bat. Bei 3V» Bürger auS der montenegrinischen Hauptstadt gaben ihm bi» Wrba das Geleite. ^ Zur Lage in Bulgarien wird der „Politischen Eorre- spondenz" au» Sofia. 14 Januar geschrieben: I» auswärtigen Blättern tauchte kürzlich die Nachricht auf, daß der Führer der bulgarischen Liberale», Zankow, und der Führer der coniervativen Partei, Stoilow, sich zur gemeinsamen Bekämpfung de» Ministerpräsidenten Laraivelow »erblindet hätte» »nd daß diese csanivagne der geeinigten Opposition Aiic-sicht auf Erfolg habe. Diese Darstellung muß als eine unrichtige bezeichnet werden. Das Kompromiß zwischen Zankow und Stoilow daiirt keineswegs aus der texten Zeit, sondern besteht schon seit mehr als einen« Jahre und das Programm dieser Allianz ist seinerzeit in den bulgarischen Blattern veröffentlicht worden. Diese Verbindung ist auch durch den Pkilippoveler Staatsstreich nichi beeinflußt worden, obgleich ein Tbeil der Lonicrvatwen Stoilcnv ausgesorder: batte, sich von Zankow loszusagen und sich vorbehaltlos der gemeiuiamen Sache aller Bulgaren zur Verfügung zu stellen. Es leuchtet ein, daß die per- einigte Opposition, die vor dem Staatsstreiche und dem serbisch, bulgarische» üricge keinen Einfluß und keinen Anhang i»i Lande zu gewinne» vermochte, gegenwärtig noch viel geringere Aussichten aus einen Erfolg hat als früher. Bezüglich der bereits einmal besprochene» Sk. PelerSburger K»ndqcbnng,ili welcher die Entfernung des C n b ineteS La rawel ow al» Wunsch der russischen Regierung bezeichnet wurde, sei bemerkt, daß Herr Larawelow, wenn die Existenz eines solchen Wunsches ,n irgend einer ossiciellen Form kuudgegcben worden wäre, sicherlich nicht gezaudert hätte, sein Portefeuille dem Vorthcile des Vater- lande- zu opfern. Ebenso hätte der Fürst, der seine nur aus da« Wohl des Landes bedachte Objektivität auch dadurch bewiest» halte, daß er Herrn Larawelow, der iiolorüchcriiiaßeu sein entschiedener veriönlichcr Feind gewesen war, zur Eabmelsbildung berics, die Person de» gegenwärtigen Ministerpräsidenten sofort falle,, lasse», sobald da» Interesse des Landes dies erheiicht hätte. Allerdings muß hierbei bemerkt werden, daß es Täuschung ist, wenn man in Rußland annimmt, daß der Rüiktritt Karawelow'S eine Systcm- Aenderung bedeuten würde. An die Stelle des Letzteren trete wieder ein Mitglied der Partei Larawelow und die Politik der bulgarischen Regierung bliebe von dem Personenwechsel unberührt. Ein Eabinct Zankow-Ttoilow könnte sich nur bis zum Zusammentritte hxr Äabranje halten, deren Majorität sich gegen diese Regiere.,-,n px. stimmt aussprechen würde. Es bliebe allerdings noch dzz ->l„swkg der Auflösung der Sabranje; dieses Mittel schlug j-'^ch nach der bisherigen Erfahrung immer zum »„heile der »ehester aus und eS ist gewiß, daß ein Labinet Zankow sich auch durch Neuwahlen keine Majorität zu verschaffen vermöchte. Was nun das äußerste Aus- kunstSmittek, nämlich die Suspendirung der Verfassung b--trifft, sei es noch ein,nal betont, daß die Bulgaren ',x,pst d> Rückkehr der ^stände von 187b dem H^'cht^o-, Verfassung vorziehen Aäß^itz-,!?iö Frage, belrcsfend die Eventua lität der Wledereinverleib.cng oer russischen Ojficiere in die bulgarische Armee, belriffl, ist die öffentliche Mkimiug angesichls des Mangels an Osficieren durchaus nicht dagegen eingenommen: allein die Dorchsübrnng einer solchen Absicht würde große Schwierigkeiten darbicten. Die russischen Ossiciere haben die bulgarisch- Armee im krltlschften Augenblick verlassen und die bulgarischen Üisiciere haben inzwischen aus dem Echlacklselde ihre nnliluriiche Luchiigkeit und Bravour an den Tag gelegt. Die Kollisionen, die — man dars dies seht offen sagen — vor dem Kriege zwiicheu bulgarischen »nd russi schen Osficieren nicht bloS im Dienste, sondern auch a» öffentliche» Orten häufig vorkamen, würden gegenwärtig zweifellos schaiscr und zahlreicher austreten, wa» eine Lockerung der Diseipli» in der Armee zur Folge haben könnte »nd die russisch-bulgarischen Beziehungen aus ernste Proben stellen würde. Das Amtsblatt veröffentlicht in jeder Nummer Dccrete, be- treffend Ankäufe für die Ausrüsiuiig und Avprovisionirling der Armee. Nummer 1l!l des Blattes eiillncll ein Dekret, betreffend einen Vor schuß von 18,800 Frc». sür den Ankauf von Fliutciiriemcii. * AuS serbischen Kreisen verlautet der Wortlaut der Adresse, welche die Stadt Pirot an Ce. Majestät den König Milan gerichtet bat. Derselbe lciulcl, wie so.gl: Euere Majestät! Allergnädigster Herr! Im Angesichte eines Herrschers von tteindem Blute n»d freiü. Glauben »nd untrr dem grausamen Drucke der asiatischen llebcr- slutlniiig eines taNarischen Stammes, ist Deine Stadt Pirot, Sire, die durch das reinste serbische Blut benetzt wurde, «gegenständ einer schändlich'» Veeivüstiing »nd wilden Ausichreiliiiig aen-orden. Invessen vermochten weder imiere zeistörn» Hauser, noch die kniweidlk» .Kirchen, noch die geschändete Edre der Familie, dieies »userrs HeiliqtluimS. die wilde» Instincle eines Slauimes zu be- siledigen, welcher eben ans den Todle» anserstanden ist. Er ging daraus aus, Pirol zu brandmarke», «uv dies gelang ihm. Seiner l'aihariiche,, Zügellosigkeit war es »ölhig, uns zur Verleugnung des Serl-enttiuws und Serbien» zn zwingen. liniere Herzen bluten, dem gerechten Vorwürfe der Brüder o»s- ges'tzk sein. So lange ber Schandfleck n» uns ballen wird, werde» wir geieokien Hauptes vor der brieidigte» Mutter Scrbia stehen müssen. Wir beuge» uns vor diesem Schicksal, da» wir ver dien» haben. D -uuoh kommen wir z» Dir, Sire, um Dich kniefällig zn bitten, daß Du. der Du nach einer sünshunderliährigen Cclaverei iiber »ns die Strahlen der Freiheitssonne ansgegossen hast, — nicht uns ver zeihen. sondern uns rächen mögest. W >- tret.-n nicht mit Worten vor Deine» Thron, nein, wir l >inoe» Dir, Sire, unser Herzblut, das wir der Mutter Scrbia, den nd--r-. dem verletzten Stolze Serbien- schulde». Dispouire über i.aier L en und linier Blut, laß' eS verspritzen. Darum bitten wir Dich, d, >> ist die Hos'-inng Deiner unglücklichen Piroler. Wir flehen z» D >, ermc iliche >s uns. daß wir gleich allen anderen Serben anj e- l-n Hauvl-s rustn bü-fen: ,,Es lebe unter Lonig Milan! k> !->>.- der Beireier »nd. lo Kloil will, der Rächer von Pirol! Pirot, 3. Januar 1880" (Folgen l(>21 linterlchriften.) * Nach einer Meldung der ..lölnischen Zeitung- bätte der Fiü'rer einer der letzten beim Könige Mi lan erschienenen Dev n l a t io it e ii Seiner Majestät erklärt. die Deputation sei zu »br > Kni-.d zebiing ,m Sinuc der Fortsetznug de? Krieges nur dadurch veranlaßt woroe-.!. weil ein solcher Schritt ge wünscht wurde, um im AnSlande Eindruck zu machen, daß aber in Wirkiiebk >1 da« ganz- Volk für den Frieden sei und dkii -ii W'cderb i'lelluni ivliniche. 'B,-ie der ..Politischen Eorro- Ipoiide»;- >:»» von comv--tenter Seite aus Belgrad ge- melkel wird, beruht kiese Nachricht durchaus aus Erfindung. Es niüsse von seihst eint,-„chlen, daß eine derarliae Ae.ißeriing gegenüber kein Monarchen iiöerbauht nicht gelba» werden koiinle, und e:- lasse sich ausdrücklich versichern, daß ein solcher Fall nicht vorkam. Im Gegeulbeile betonen sämuilliche Führer der beim Könige ersch,»enden Deputationen, das; da» Volk z:> ikde-ii Opfer bereit sei. es der Einsicht des Königs übcrlasi uid. Maßregeln sür da» Wobl des Volkes zu ergreifen, welche letzteres jederzeit acceptiren werde. * lieber die Lage am Bosporus wirk der „Politischen Eorrespondcnz- au» K o „ si a n k i n o p e l. 19 Januar, ge- schrieb»» i Ali die internationale Militaircommission in Ponor den lerbisch-l-iilgarischen Waffenstillstand bis z„m >. März strikte, erregte dieser lange Termin hier einige Unzufriedenheit, ja sogar rin gewisses Mißtrauen, indem man hinter demselben alle-kei köse Ab- sichten witterte; nun ist aber ein Monat dieser Frist verstrichen, ohne daß man sei eS über den Ort der Unterhandlungen, sei es über die anoeren Präliminarien einig geworden wäre. W-iS den Ort betrifft, io hat Serbien, nachdem Teuilchlauo diesbezüglich die Hauptstadt Rumäuiens in Vorschlag gebracht Harle, der Psorte, welche die Ber- Handlungen hier gejühri zu sehr» wünschte, milgetheill. daß eS aus der Wahl Bukarests bestehe („io-iiot« ). Fürst Alexander von Bulgarien, dem die Psorte diele Erklärung mittheilte, anlworteic daraus, daß Serbien kein Recht Hobe, aus irgend einen bestnnmlen Orr zu dringen, und wen» eS aus Bukarest bestehe, lo bestehe er jeiuerjeilS aus Sofia. Seither hat da» bulgarische Cabinet sich mit ber Wahl Bukarests einverstanden erklärt, allein der Jucidenjsal! hat eS der Psorte klar gemacht, wie gespannt, verwirrt und zweisel- hast noch die ganze Situation jei. Die türkischen Minister süblen instinctiv, daß es im Interesse der Türkei liege, sich mit dem Fürsten Alexander aus möglichst guten Fuß zu stellen und höchst geheim gesübrte Unterhandlungen lausen ununlerbrochen zwischen Konstanti nopel und Sofia. Was der türkische» Slaalskunst eine solche Ber- ständiqung besonders wünschrnswrrth erscheinen läßt, ist die Be- sorgaiß vor einer schlüßlichen Entente zwischen Serbien und Griechenland, der sich aus Unkosten der Türkei, fall» diese nichi ihren Frieden mit Bulgarien macht, im letzten Augenblicke auch der Fürst Alexander anichließen könnte. Versuchungen aller Formen und Arten treten in diesem Augen- blicke an den Sultan heran und eS bedarf eine» klaren vnd festen Entschlusses, um ihnen gegenüber in einer bestimmten Richtung mü Co.isiguenz auszuharren. Die Mililairpartei drängt zu einem Ultimatum an Griechenland und zum Kriege gegen dasselbe. Einer der ScheikhS, die der Sultan zu befragen pflegt, soll empfohlen haben, sich mit der Zusage von Resormen >m Innern, von srei. willigen Territorial-Cessionen au Griechenland und Serbien und Anerkennung der Union Bulgarien» in die Arme Englands und Frankreichs zu werfen und Militair-Tonventionen, Zollvereine und politische Allianzen mit den Balkanländera anzuftreben. Andere Ber- iucher weilen aus Rußland hin und meinen, eS wäre am Besten, sich mit dem Erbfeinde über das Maß zu verständigen, im welchem er die Fortdauer der Existenz der Türkei in Europa gestatten würde. Der Sultan selbst tbeill keine dieser abenteuerlichen Ansichten und betont unablässig, daß die Politik der Türkei auf jene conieroative Grundlage basirt werden müsse, welche in Europa durch die Drci- Kailer-Mächte revräsenlirt sei, daß er sich aus keine vereinzelte Allianz zu stützen, seine militärische Actio» aus die Defensive zu bei cl> ranken, sür diesen Bertheidigungskainps aber, um ihm eine rasche Entscheidung zu sichern, alle verjüqbaren Streilkräite zu conccnirircn habe. In diesem Gleise bewegt sich die türkisch« Politik und wird sich wohl auch in Zukunft darin bewegen. Wa» speciell Griechenland betrifft, Io weiß man hier, daß eS aus die Uneinigkeit der maßgebenden Mächte in B-»uq aus die Aus- dehnung rechnet, welche dem Hellenismus aus der Balkaahalbinsel zu gönnen lei. Die hiesige» Griechen erkläre» laut, daß sie weit lieber Ocsterreich-Ungarn als Bulgarien in Makedonien Grund und Boden gewinnen jeden wurde»; auf der Pforte aber weiß mau bestimmt, daß derlei Avancen keinen Einfluß auf die Entschließungen de- Wiener Cabinetes haben und daß, was die Drei-Kaiier-Grupve betrifft, da» Bestreben, Griechenland von einem FriedenSbruche abzuhaltca, ein gleichmäßig ousrichliges und ernstes bei allen Theildabern ist. Trotzdem hält man den AuSbruch der Feindseligkeiten mit Griechenland sü- kaum vermeidlich und sieht sich sür diese Evcntualiiät in jeder Richtung vor. * Nach Berichten auS Konstantinopel fährt die Psorte in ihren militairischen und maritimen Rii» stunqe;, ununterbrochen fort. Im Arsenal sind zahlreiche Hände mit der Eguipirung mehrerer Panzerschiffe und mit der Anfertigung von Netzen zum Schutze derselben gegen Torpekoangrisse beschäftigt, und die Ausrüstung von Torpillrn- bcoten gebt ersolgreich vor sich. Am 17. Januar ist ein neuer Transport syrischer Truppen auö Bevrut nach Salonichi ab gegangen. In Smvrna werden 4000 Mann auS dem Innern, meist „IchtiatS- (Nachzügler) und Reservisten, zur Weiter beförderung conrenlrirl. An der Befestigung der Darda nellen wird eifrig gearbeitet und hat sich Ristow Pascha in Begleitung eine» türkischen Generals zur Besichtigung dieser Arbeiten an Ort und Stelle begeben. ES sind Be fehle zuin Ankäufe einer beträchtlichen Anzahl von Transport» Pferden ergangen. — Die Meldungen von den an der griechische» Grenze campirenben Truppen lauten sehr ungünstig. Die meist auS Asien stammenden Mannschaften vermögen in der leichten Kleidung, die sie mitgebracht haben, dem ansnabmsweise strengen Winter nicht Stand zu halten und erliege» zahlreich typhöse» Fiebern. * Der Pariser „Avenir Militaire", ein im Allgemeinen verständig rcvigirtcS Blatt, tischt seinen Lesern in der Nummer vom 16. Januar folgende famose mUitairische Nach- richten aus Deutschland auf: „Neulich schon haben wir Veranlasiung gehabt, zu berichten, daß in den Wäldern rer Umgegend von Dicuze (in Deutsch-Lothringen, an der Straße von Saargcinünd und Nancy) im Jahre 1885 die Deutschen versteckte UiiterkunslSräuine sür Triippeiiabtkeilnngen errichtet haben („cadiottcw ilo^linöez ü mas->>ioi- ckes troupos"). Diese Verstecke sind ai» Ra-ide deS StraßeiikanimeS ausgesübrt, welcher unweit von 'Nancy die neue LandeSgrcnze entlang führt. Tie Arbeiten hierzu sind außerordentlich heimlich be trieben worden, und nur in Folge einer Indiskretion bat die Bevölkerung davon Kenntniß erbalten." „Wcr baden — schreibt der Eorrespondcnt ber „Allgemeinen Zeitung" — unsererseits zn dieser Sensationsnachricht nicht» bmzuznsetzen. Vielleicht, das; an einer oder ber anderen Stelle jener Grcnz- slrccke die deutsche» Zoll- oder Forslbehörden sür ihr Personal kleine gesickerte Unterstände haben baue» lassen und daß die Phantasie der Bevölkerung in diesen Vorkehrungen gleich Truvpenverstecke gewittert bat. DaS sranrösiscbe Militair- journal berichtet aber mich ferner, daß gleiche bauliche An lagen im Westen von Metz, unfern der französischen Stadt Bricy, in den Waldungen angebracht worden seien, welche Saint Privat. Moyeuvre und Fontoy umgeben.- ' Nach Berichten, die auS Massauab in Rom ein- gelausen sind. soll, wie von dorther gemeldet wird, der cibylsiiiische Heerführer RaS Alula einen herauSiorVernden Drohbrief von Qsman Digma erhalten haben, der sich gegen wärtig in Knsit. also am Qrte der zwischen den Abyssimern und Maheistcn slatkgesunkencn Schlacht befände. Zur irischen Frage. * Alle Nachrichten, die seit einigen Tagen aus England kommen, weise» übereinstimmend aus den ernsten Edarakter bin, welchen die irische Frage abermals anznnehmen drobk. Wie wir den Londoner Blättern entnehmen, bat der Ebes der Admiralität. Lord George Hamilton, in einer Wähler- Versammlung ganz nachdrücklich erklärt, die Regierung sei fest entschlossen, in Irland die zu Reckt bestehenden Gesetze wie in allen übrigen Tbcilcn der vereinigten Königreiche aufrecht z» erhalten. Während die englische Regierung bereit sei. führte Lord Hamilton in seiner Rede weiter auS. Irland wie irgend einem anderen Tbrile Großbritanniens gewisse Localzugesländniffc zn macken, werde die Regierung zn nicklS die Hand dielen, ivaS direct oder indirect die Zusammen« gebörigkc'it des großbritannijche» Reiches lockern konnte. An diesen Grnndsätzen werde die conscrvalive Partei unerschütter lich scstbalten. Auch Mr. Ebamberlain erklärte im liberalen Elnb, Niemand wie er sei mehr bereit, der liberalen Einigkeit größere Qpscr zu bringen, aber cs gebe doch etwa», waS man nicht opfern könne und da» sei die Einbeit und Integrität des Reiches Man möge immerbin Irland ein mit der Einheit des Reiches und dem Ansehen deS Parlament» vereinbares Mas; von localer Selbstbestimmung geben, aber darüber hinauszugedcn, sei selbst der liberalen Partei unmöglich. Auch da» Schreiben, welche» der Herzog von Dedsord an die .Time»- gerichtet, kennzeichnet die gegenwärtige Lage der »»irren englischen Politik. „Der allgemeine Glaube", beißt eS unter Andern, in diesem Schreibe», „daß Mr. Gladstone bcodsichligt, seine Macht im Parlamente dazu zn gebrauchen, kie Getreuen in Irland dem Terrorismus der Treulosen zu überliefern, zwmgt mich zur Frage, cb die Partrierzcbenbe>t. die ick al» wesentlich sür unter Regienmgssnstem betrachte und an der ich mein ganze» Leben hindurch sestgehaltrn habe. nun völlig in die Brüche gehen soll? Außer mir", schließt taS Schreiben de» Herzog- von Bevsord. „liegt vielen von Mr. Gladstone's bisherigen Anhängern daran, versichert zu werden, vaß unsere Parteitreue nicht einer so harten Probe unterworfen werde» soll." Wa» nun die Ansichten der „Time-" über diesen Brief de- Herzog» betrifft, so erblickt darin da» „Cityblatt" bezüg lich ber »rischen Politik Mr. Gladstone's den schlagenden Be weis von der Wirkung, welche Vas Entgegenkommen LeS früheren Premiers gegenüber der Partei der Partiellsten in den Reiben der eigentlich Liberalen geübt habe. Diese Aeußerung aus den energischen Protest de- Herzog» von Westminster und aus die Sprache der„EvingburghReview" beseitige den letzten Schatten eine» Argwohns, baß die liberale Partei die Ehre der Nation verletzen und sich von gewissen gegenwärtigen Bestrebungen und Ränken beeinflussen lasten werte. Die Mehrzahl der Liberalen und auch die Whigs hätten viel ertragen, um nicht mit der Partei zu brechen; es gebe aber «ine (Ärenze. welche die Liberalen weder überschreiten können, noch wollen und an vieser Grenze sei man jetzt angckommen. — In ähnlicher Weike äußert sich auch eine ganze Reihe liberaler englischer Blätter. Dagegen enthält die „Irish Times- und andere Dubliner Journale die Mitlheilung, eS sei Grund zu der Annahme vorhanden, daß da» Ministerium des Innern neue Vorsichts maßregeln ausgedehnter Art anzuordnen beabsichtige. ES beißt allgemein, die Minister hätten schon vor Wochen eine große Anzahl von Briefen aus allen Tbeilen der vereinigten Königreiche und aus Amerika erhalten, welche mit neuen Dynamit-Verschwörungen und anderen Rache- und Wieder- vergeltungSacten droben, falls Home Rute verweigert würde, oder Zwangsmittel gegen die Nationalliga inAnwentuug kämen. Man behauptet auch, daß sowohl Mitglieder VeS vorige» als deS gegen wärtigen CabinetS wiederholt solche Drohschreiben empfangen hätten: die Natur derselben und der Beweis, den sie von ge fährlichen Umtrieben und Zettclungen im Ausland« gaben, seien ber Hauptgrund gewesen, um ein Uebereinkommen zu Stande zu bringen, welches zwischen den Borderbänken aus beiden Seiten deS Unterhauses über die Nothwendigkeit bestehe, aus eine Politik gegenüber Irlands zurückzuksinmen, die der ähnlich sei. welche mit dem Ablaufe der Verbrechen-Ver- hlllungsacte ihr Ente erreichte. Je drohender sich aber auch die Lage der Dinge in Irland gestalten niöge, um so tbäliger rüstet man sich dort, um dem heranzieheiiden Sturm Trotz z» bieten. Der executive Rath der irischen Nationalliga von Großbritannien bat. in Folge der Absicht der Regierung, die ZwangSacle in Irland abermalö zur Geltung zu bringen, ein Rundschreiben an alle Zwcigvereinc ertaste», worin diese ausgefordert -"wden. sofort umfassende Berichte über die von liberalen und conservativen Caiiditcstcn während der letzten Wahlen bezüglich Irlands geäußcrlen Ansichten einzusenden. Auch sollen Abschriften von Wahlreden und Ansprachen beschafft werden, aber in Fällen, in denen schrislliche Versprechungen durch „Zwang" erlangt worden, mußten kie Origiiial-Tociliuente dem Nathe der Nationalliga eingescndet werden. Man glaubt, diese Aus weise dürsten ergeben, daß mehrere Eonservalive und viele Mitglieder der liberale» Partei sich ausdrücklich verpflichtet habe», eine besondere Gesetzgebung von vermehrter Strenge sür Irland zu bekämpfen. Während man sich nun im Kreise der Regierung, der politischen Parteien und in der Presse mit diesen Fragen be- schäsligt, hört inan bereits in Irland von neuen politischen Racheacten und Morden. So ist vor einigen Tagen ein Pächter. Namenö Edward Allen, bei Park in der Grafschaft Limerick aus seiner Rückkehr nach Hause erschossen worden. Der Getöbteke batte kürzlich über ein Wegerechl einen Proceß gewonnen, in Folge testen zwei Männer wegen Gewalttbäligkeiten zu Gefäiignißiirasen verurtheill wurden. Man glaubt »n», daß die Ermordung des Pächter- mit diesem Proceste zusaminenbäiige. Der dem Tbatorle zunächst ge legene Zweigverei» der irischen Nationalliga bat zwar dieses Verbreche» in östciitlichcl Sitzung ocrurtlieilt und den Wunsch geäußert, die Mörder mögen der verdienten Strafe nicht ent gehen, aber andererseits darf trotz dieser Erklärung nickt über sehen werten, daß die öffentliche Sicherheit Irland« noch Vieles zu wünsche» übrig läßt u»0 sich gerade im Lause ber Iüngstzcil wieder bedenklich verschlimmert bat. Ein Telegramm der „Kölnischen Zeitung" auS London vom 24. d. M meldet schließlich: Die Parnelliten sind hoff- nungüfrob, da Gladitvne vollständig sür die Sacke deö Home Rule gewonnen ist und ihre Verwirklichung als Endziel seiner Laufbahn betrachtet. An einer stillschweigende» Uebsreinkuiist zwischen Gladstone und Parnell ist nicht mehr zu zweifeln, der zufolge vorläufig baS Eabinct nickt gestürzt werden soll, damit inan Zeit gewinne, bis Gladstone seine Partei »nd das Land für den Gedanken deS Home Rule erzogen und ein eigenes Eabinct vorbereitet habe. Im letzteren Falle würden Hartington und Ebamberlain wahrscheinlich fehlen. Glad stone ist bereit, e» nötliigensallS aus einen Bruch in der libe ralen Partei ankommen zu lasten. Aus dem X. Reichstag-Wahlkreise. — Döbeln. 24. Januar. Heute Nachmittag V,3 Uhr fand hier die Generalversammlung des national liberalen Verein» im X. Wahlkreise statt. Dieselbe wurde in Vertretung deS am Erscheine» verhinderten Vor sitzenden. Herrn Eommerzienratb Niethammer-Kriebstein. von Herrn Photograph Iobnseu-Döbe!» erössnet und besonders den als Gästen anwesenden Herren ReichstagSabgeordneten Dr. B» hl und Holtzman» eine herzliche Begrüßung dar gebracht. AuS dem Geschäftsberichte sei mitgetbeilk, daß der Verein au» Anlaß des 70. Geburtstage» deS Reichskanzlers eine Adresse an denselben richtete, aus die ein Dankschreiben einging. Der Easteubcrickt wie« an einmaligen Spenden Il8!».^l. an Mikaliederbeiträgen 302.50.6 aus. und da die Ausgaben nur NO 45 .6 betrugen, verblieb ei» Castcnstand von 1375.05 .6 Nach Erledigung deS geschäftliche!, TbeileS nahm Herr Reick»lagSabgeorkneter vr. Bu bl da« Wort, um über die den Reichstag bewegenden Fragen und die Stel lung der natiouatliberalen Parte, zu denselben zu reseriren, darüber, WaS geschah, waS geschieht und waS geschehen wird. Zuerst trat Redner, nachdem er die Versicherung aus gesprochen. daß da« Tabakmouopol wobl niemals wieder aus der Bildsläche erscheinen werde, der Frage deS Branntwein monopol- nabe, welches i» nächster Zeit aus der Tagesordnung de- Reichstage- erscheinen werde, und südrte auS, daß eine böbcre Besteuerung deS Branntweins eine alte Forderung unserer Partei sei. weil auS dem Branntwein höhere Erträge zu erzielen und ein wobltkätiger Einfluß ans die Entwickelung der unteren Elasten der Bevölkerung zu erwarten sei. Auch kie dentschsreistninge Partei bade früher bei jeder Gelegenbeit sich sür höhere Branntwelnbesteuernng ausgcsvrochrn, au» ibren Reiben sei bei jeder Steuersrage die Frage gestellt worden: wo bleibt die Besteuerung de« Schnapses? Jetzt wolle aber diese Partei von einer Höhcrbesteuerung des Branntwein? nickt» misten, und bilde diese Araae jedenfalls ein bequeme« Azitatioiisinittel. indem man dem Arbeiter vor» balte, daß ihm auch diese« Gennßmiltel vertbenert werbe. Eine bödere Einnakme au» dem Branntwein sei aber wohl geeignet, die Mittel zu schaffen, nm den Eommunen Mittel zuzusübren und da» Reich in seinem Einkommen ;n kräftigen, jedoch müsse man berechtigte Interesicn schonen. Feststehender Grundsatz sei eS, daß die deutsche schwerer al« eine andere Ration sich dazu eigne, unter dem Zwang eine» StaatSmonopol» zn sieben. In Frankreich, dem Lande der Republik, habe man schon längst va» Tabakmonopol, und neuerdings sei von der repnblikani^ben Linken sogar der Vorschlag, kaS Branntweinmonopol emznsükren, gekommen; die Gewobndeiten der Völker seien eben verschieden; wir basirei^nnscre Entwickelung ans der Gewerbesrriheit und SelbstbetriebSkrast der Einzelnen und da- GtaatSmonopol erregt bei un« Widerwillen; «S müsse daher Ausgabe der Parteien sein. Vie zweckmäßigste BesteuerungSart zu finden, daß der Branntwein dem Reiche höhere Erträge, der Trinker reinen Branntwein erhalte, die legitimen Interessen de» Ge werbe« aber nickt geschädigt würden. ES sei vieS allerving« eine schwierige Ausgabe. Die zweite brennende Frage de« Reichstage« sei die Ver längerung VeS SoeialistengesetzeS. Ueber die Wirkung de» Gesetze» sei die Meinung verschieden; er persönlich sei immer der Meinung gewesen, daß dasselbe nicht »m Stande sei, die Socialbemökratie auszuroitcn, dagegen Hobe eS die Wirkung gehabt, die geographische Ausbreitung zu Verbindern, und diese Wirkung ist auch sür die Arbeiter eine glückliche. AuS glücklichen Menschen machte die Socialbemökratie unglück liche, weil sie unzusriedene Menschen schafft. Nimmt man dem Arbeiter seine ArbcilSsreubigkeit und seine Zufriedenheit: nimmt man ihm sein Glück, und dcskalb ist das Socialistengesetz kein arbeiterfeindliches, sondern arbeitersreundlickeS Gesetz. Das selbe legt un» aber auch die Pflicht auf, dafür zu sorgen, daß die berechtigten Forderungen der Arbeiter erfüllt werden. Ter Reichstag werbe aus dem betretenen Wege sortsahren. und nachdem er da« Kranken- und llnfallversicherungSgesetz bereits geschassten, sei er jetzt mit einem solchen sür die land- wirthschastlichen Arbeiter beschäftigt. Unsere Bestrebungen werden im AuSlande gewürdigt und andere Nationen werden aus der von un» betretenen Bahn Nachfolgen; eS werden bei un» natürlich auch gebier gemacht, sie werden sich aber mit der Zeit abändern lasten. Auch m Fragen deS Arbeiter- sckutzeS wolle man gern die berechtigten Interessen an erkennen. doch sei eS Grundsatz der Partei, vor ber Entschließung erst ernstlich zu prüsen. Bezüglich ber Zollfrage hat die nationalliberale Partei jederzeit den Grundsatz ausgesprochen, daß kie Ansichten in wirthschastlichen Fragen in der politischen Partei nicht aus schlaggebend seien. In der Industrie »nd Landwirtbscbasl sei in der ganzen Welt Ueberproduction zu bemerken und des halb Nothlage vorbanden, diese lasse sich nickt durch Zoll maßregeln au» der Welt schaffen, aber die zum Schutze unsrer Industrie getroffenen Maßregeln baden sich theilweise bewährt. Die letzten Vorgänge im Reichstage in der Polens rage unterzog Redner einer eingehenden Betrachtung, und wenn er auch nickt die Härten billigte, mit welchen die Ausweisungen vollzogen worden seien, so hält er eS dock sür seine Pflicht, die Bemühungen des Reichskanzlers, die deutsche Ostmark, die mit so vielem deutschen Blute gedüngt, der Polomsirung zu entreißen, zu unterstützen ln dem Sinne, al« eS ein im preußischen Abgeorbnetenhause gestellter Antrag der Freicon- servativen, Conservativen nnd Nationalliberalen beabsichtigt. DaS Austreten der Deulschsreisiniiigen beklagte der Redner aufS Lebhafteste; da- unnatürliche Bündniß mit dem Eentrum, um kleine Parteizwecke zu erreichen, unterzog er einer scharfen Kritik und wicS nach, daß die ganze Op Position nur gegen den Reichskanzler gerichtet sei. Aus das Berhältniß unsrer Partei zu diesem Minne übergebend, betonte er, daß eS derselben Freude bereite, wenn sie ibm aus seinem Wege folgen können, Vaß sie ihm aber ein entschiedenes Nein ent gegensetzen würde, wenn eS die Verhältnisse verlangen. In der Frage der Armee» rganisation sei man einig, baß man der Regierung gern die Mittel bewilligt, die notbwendig sind, daS Reich zu schützen, unter Schonung der Steuerkrast. Man wird sich in diesem Streben nicht durch die Angriffe beirren lassen, die von links erfolgen. Mit einem Schluß worte. in welchem er anSsührt, Vaß es leichter sei, nach oben hin Opposition zu macke», als vor seine Wähler zu treten und sür den Augenblick unpopuläre Maßregeln zu verant worten. und der Versicherung, dag die Partei jederzeit ein- trelcn werke sür da» Wobl de» Vaterlandes und damit sür daS Wohl eines jeden deutschen Bürgers, schloß der Redner seinen hochinteressanten und äußerst beifällig ausgenommenen Vortrag. An den Vortrag knüpfte sich eine rege Debatte, welche dem Redner Gelegenheit gab, sich über den Cutlurkamps, über da» Branntweinmonopol, sowie die InnunzS- und Lehr- lingss'rage zu äußern. Nachdem »och Herr Reichstag», abgeordneter Holtzmann in warmen Worten der Bitte Worte geliehen, vaß die Wählerschaft die Bemühungen der Abgeordneten unterstützen nnd dadurch ihren schweren Berus erleichtern möge, wurde durch den Vorsitzenden die Ver sammlung mit einem Hoch aus Kaiser und Reich geschloffen. Carola-Theater. Leipzig, 25. Januar. „Der Stabslrom peter hatte gestern zum Sammeln geblasen; die neue GesangSpestc von Mannstädt. welche Liese» Titel führt, ging vor sehr vollem Hause in Scene, und wen» man nach dem stürmischen Bestalle schließe,« dürste, der die Actschlüste begleitete, wenn er gleich nach dem letzten Acte sich elwaS abschwächle, so ist die Aera der Berliner GesangSpossen noch nicht vorübcr- gegangcn. Der „StabStrompeter- ist ein militairiscber Praktiker, welcher beim weiblichen Geschlecht keine Insubordination duldet: er zähmt sowohl seine eigene Geliebte Amalie und laßt sich durch ihre Ohnmächten nicht cinschüchtern, at» er auch Frau Mampe zur Raison bringen Hilst, indem er durch ermuthigende Signale binter der Scene Herrn Mampe zu tapferem Widerstand gegen die herausfordernde Offensive seiner Gattin und ibre geheimen Kriegslisten ermulhigt. Herr Mampe ist nämlich ein reickgewordener Conditor, der sich zur Ruhe setzt und eine Villa kaust; seine Frau, Schwester und Mündel wollen nun die Vornehmen spielen, richten sich luxuriös Fo, so vaß er selbst unter dem Dach ein- quarliert wird, sprechen nur von ihren Pflichten gegen die Gesell schaft, laufen in Ballkleidern im Hause herum; aber Mampe bleibt seinen alten LebenSgewobiiheiten treu, und während die Gattin ibre Salon» mit vornehmer Welt oder vielmehr mit einer solchen, die sie dafür kalt, bevölkert, ladet er sich seinen Bezirksverein in- HanS, und in der wirksamen Schlußscene deS dritten Acte» erscheint dieser Verein in seiner ganzen naturwüchsigen Gestalt und bringt einen derben BolkSjubel in die Salongeselljchast. Alle diese GesangSpossen bestehen auS einer Reihe an- rinandergesäveiter Genrebilder, ohne einen durchgehenden starken Zug der Handlung. Der Stabstrompeter ist am wenigsten der Held deS Stücke«, sondern mehr seine Vignette. Eber steht August Mampe mit den Seinen im Vordergründe der Handlung. Da- Motiv deS ungeschickten Benehmen-, daS sich reiche Emporkömmlinge oder vielmebr ihre Frauen zu Schulden kommen lassen, ist allerdings auS der ältesten und schon in der Wiener Pessenliteratur verbraucht. Man kann sich indeß an einzelne» Scencn de- „StabStrompeterS- ganz gut cimllsiren; e« ist darin eine gewisse volkSthümliche Frische, und die Handlung ist nicht so verzwickt wie in manchen Posten, besonder» auch in manchen Lnstspielschwänken. Der Dialog müßle freilich noch von den groben Zwei- und Ein» Vcutiakeiten gesäubert werken, von denen einige zwar gestern „durchschlugen"; doch da- Publicum ist nicht immer bei so guter Laune wie gestern Abend, »nd man möchte üderdaupt wünschen, daß der brüsken Naivetät dieser Berliner GesangS- posten etwa« die Spitze abgebrochen würde. Herr Carell nurr der Hauvtträger der gestrigen Aus- siibrung; eü giebt trockene Komiker, kie durch ein gewisse» Phlegma wirken, andere, d,e durch ibr Temperament mit sortreißen: zn den letzteren gehört Herr Earell. Sein Mampe batte eine gewisse „Verve", ohne den Philister zu verleugnen. Der StcibStro»>peter deS Herrn Grund mann reprälentirte gut und enl-allete «me sjeaeSgewiste militairische Bravour. Antonie LipSky als Eva Mampe überraschte u»S durch sebr lebendige» und in vielen Nüancen aut auSgearöertete« Spiel; der Vortrag der Couplet« mit den Liebeserklärungen in den verschie denen Dialekten ivar auch in gesanglicher Hinsicht zu loben «nd verschaffte der Sängerin den reichsten Beifall. Amalie.
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