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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-02
- Tag1886-02-02
- Monat1886-02
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1886
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Erscheint täglich früh Ü'/, Uhr. Urd«tN«o und Lrpedition Joha»»e«l>assr 8. Sprechstunden der Uedaclioin Borunttag« 10—12 Uhr. NachmUtaz« 5—6 Uhr. FNr »i« Niis,»»> eio-8—dier M-nuscrirte mach! a« die Nkdiclio» »ich« »erdmtl ». Anna»«« »er für »te nöchfts«l,e«ö: Nummer »eftimmtkn Jr^rrate a» Wochentage« »ts 9 Utzr Nachmtttaa«. »» Lann- «u» Aefttagni fr»» »t» '/.9 Utzr. 2u de« Filialen für Inf-Ännnhmr. » vtta »emm, UiüversiiSt-stratze 1. Laut« Lösche, Katharinenstr. LS, p. nur tzt» '/.S Utzr. timigtr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeWftsverkehr. Anflage »S.SOV. ^boiinrmenlsprris viertelj. 4'/, Mk. incl. Bring.riohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer LO Pf. Bclegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblall-Format gesalzt) ohne Postbesorderung 50 Mk. mit Poslbesördernng M Mk. Inserate stgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriste» laut uns. Preiöverzeichniß. Tabellarischer ».Zisternsatz nach HSHerni Tarif. likklamrn unter dem Nedactionsslrich die 4qespa>!. Zeile öOPs., vor denFa milie» nachrichte» die Vzespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die «rpeditiotl zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prsenumerirväa oder durch Post- Nachnahme. 33. Dienstag den 2. Februar 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. »rroitthii»» «in «elchNslacalllSIcn. In dem der Stadtgemeinde gehörigen HauSgrundstück ^ ^ , Grimmoiscke Straße Nr. 5, uSellter« Hof, keichöslraße Nr7l' d.e ,. Z. lan die Firma Ä. Buchold vcrmielhetcn, aus eine»« Der ItausSaetvölbe an der Grimmaischen Straße und drei stmil diesem durch eine Treppe verbundenen Zimmer« i« der 1. Etage Ecke der Grimmaischen und Reichsstraße bestehenden GesehästSlocalitäten nebst Zubehör aus die « Jahre vom 1. «pril »88« bi« r»L. Mär, 1892 . I Dienstag, den 9. Februar df«. I«. i Vormittags 11 Uhr, Pius dem Rathbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 16, an den ^Meistbietenden anderweit vermtethet werden F Ebendaselbst aus dem großen Dorsaale liegen die Ver- ^ miethung«- und VerstelgerungSbcdingungen nebst Jnventarium zu vermiethenbcn Locatiläten schon vor dem Termin« zur T^tsichtnahme au«. Leipzig, am 25. Januar 1836. Der Rath der Stabt Vr. Tröndlin. ' Ttdß. Veklmntmachung. Di« Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom 25. bi« zum 31. Januar d. I. im Argantbrenner >«i 2.5 Millimeter Druck und 14V Litern stündlichem Eonsum da« 16.54 sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 5V Millimeter Flammenhöhe. Da« spccifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.427. Leipzig, am t. Februar 1886. De« Rath» Deputation z> den Gasanstalten. Bom S. August diese« Iabre« an ist von u»S ein Hvlzel'schr« oder Hölzl'fche« Stipendium im Betrage von 185 sährlich auf vier Jahre an einen hiesigen Studirrnden zu vergeben und zwar zunächst an einen solchen, welcher den Namen Hützel oder Hötzl führt und von ehrlichen Eltern geboren ist, in dessen Ermangelung aber an einen hier studirrnden Leipziger Bürger«- und Handwerk«meister«sohn, bez. an ein Annabergrr Stadtkind Wir fordern diejenigen hiesigen Herr« Studirenden, wrlchr sich in einer dieser Eigenschaften um da« gedacht« Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Zeugniste b>« zum 31. März diese« Iabre« bei un« rinzureichen. und bemerk«, daß später eingehtnde Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, de» 28. Januar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krnmbiegel. Da« von Marcu« Seulteti aus Großglogau, Pro- scstvr der Theologie zu Leipzig und Domherr zu Meißen, im Jahre 1496 gestiftete, von I)r. CaSpar Deichsel um- Jahr 1550 vermehrte Stipendium im Betrage von 80 94 -t jährlich ist von Ostern dS. I«. ab aus 5 Jahre an Studirende ver philosophischen Facultät, vorzugsweise au- BreSlau, Groß» glogau. Lübben und Leipzig zu vergeben, und unter diesen wieder aus Blutsverwandte de« Stifter« Marcu« Dcutteli besondere Rücksicht zu nehmen. Wir fordern diejenigen Herren Studirend«, welche sich darum bewerben wollen, hiermit auf, ihre Gesuche bi« zum 3». März d«. I«. unter Beifügung der nöthigen Zeug niste bei uns einzureichen und bemerke», daß spätere Gesuche nicht berücksichtigt werde» können. Leipzig, den 28 Januar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Tröndlin. Krumbiegel. Ein von Adam Dtniler (oder Möller), Bürger zu Leipzig, 1554 gestiftetes Stipendium von 40 46 ^ jährlich ist an kiesige Studirende und zwar zunächst an Ver wandte de« Stifter«, in deren Ermangelung an Merseburger Stadtkinder und wenn deren keine di« hiesig« Universität be suchen, beliebig auf zwei Jahre von und mit Johanni« d«. I« an zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden. welch- sich in einer der angegebenen Eigenschaften um diese« Stipendium bewerben wollen, hiervnrch auf, ibre Gesuche mit den erfor derlichen Bescheinigungen bi« zum 3l. März d. I. schriftlich bei un« einzureichcn. Später eingehende Bewerbungen könn« Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 28. Januar 1886. Der Rath der Stadt Letvztg. KrumI vr. Tröndlin. rruinbiegel Holr-Anclion. Mittwoch, den 3. Aebrnar e. sollen im GraS dorfer Forstreviere, im sogenannten Schanz und am Pflanzgarten 5 Eichen t l Kieser»- 11 Birken- I Rotbbuchen- 1 Erlen- Rntzklö^, 100 Böttcher-Reifen, 9'/, Ranmnikler Etchen-Scheite, 50 Wnrzel-sHanfen und 30 Langhaufen unter den öffentlich aushängende» Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werke». Zusammenkunft: Vormittag« '/,9 Uhr aus dem Mitteiwaldschtage im Schanz und V,ll Uhr «m Pflanzgarten Leipzig, am 21. Januar >886. De« Rath« Forstdepntatto«. Die Inhaber der von unserem V. Filial al« abhanden gekommen angezeigte» JnterimSscbeine Uder die Sparkassen bücher Serie ll. Nr. >7509. 78ll2 werden hierdurch au gefordert, dieselbe» innerhalb kreier Monate und längsten« am 5. Mai >886 an die Unterzeichnete Anstalt rurückzugcbcn oder idr Recht taran zu beweisen, widrigenfalls der Spar- casten-Ordnnng gemäß den angemelbeten Verlustträgern nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige die Bücher auSgehändigt werden. Leipzig» am 30. Januar 1886. Die Ber»a1t««a de» Leihhanse« «nd der Sparkasse. Loxülrsverein l46ip2iK-8lAl1t. 8itr»»g vienotax, «iso L. kbdruar, Lbsnä» 6 Vbr iw 8«mle cker I. Ltlrxsrsckuls. 1) ke^istrancke, 2) ckea l. Vomitieoclsn. «ekln», cker V»tzl '/,? Vl>r. 3) OockLoktmmrocke rar Lrinooruox »o «len äakjneescllieeleueo Larrn vr. L ?lo«o ckurck Uorrn Uotr prok vr IVinter. . vr. Via*», II. Vorsirrenäor. Vtkanntmachung. «mneltzun, ,«« Anschlnß an »te Ltadi-Fernsprecheiurichtung für Leipzig ». Neue Anschlüße an die Stadt-Fernsprecheinnchtung für Leipzig rc »er« Herfteluua t« lausenden Jahre gewünscht wird, sind »äteftenS btS z»m 1. Mörz bei der Ober-Postdirection aozu- melden. Für Anmeldungen, welche nach »em 1. März eingehen, kann auf die Av-sührnnq in der die-jährigen Banperiode mit Sicherheit nicht gerechnet »erde«. Einer Erneuerung der hier bereit« vorgemerkt« Anmeldungen bedarf e« nicht: Leipzig, de» 28. Januar 1886. «er «aiseriiche cber-Past-rtrectar. Walter. R Vrkannlmachmis. Erstatteter Anzeige zusolge ist da« der Helene Martha Tchaaf unterm 30. Juni 1879 Hierami« ausgestellte Dienstbuch End« vor. Mt«, ln hiesiger Stadt verloren worden. Wir bitte», da« Buch i« AusfiudungSsalle hier abznltesern, Leipzig, «nt 30» Januar 1886, Da« V«li,ei-«»t »er Stadt Leipzig Bretschneider. W. Virbkahls^VeLaaittmalllllNS. Gestohlen wurven vier erstatteter Suceiae »ulatge: 1) «t Stückeh« Butter, breite, eckige Form, theil« katacher in Hauuchen", theii« „Amlmaun ö-ie>«8u" gezeichnet, au« einer Dutlcrwanne im verschlossenen Gevückraume der Aukunfi-Halle de« Thüringer Bahnbos« vom 24. bi« 25. v. Mt«. Nachis; 2) ein Winterübcrzikher von braunem glasten Stoff, mit Sammelkragen, einer Reibe schwarzer -ornknöpse mit verdeckter Batterie, braunem Wollaila». und gestreislem Aermelfutter, Kettchen Henkel nud in den Taschen ein Paar braune Siacöhandschutze, ei» weißleinenes Taschentuch, „k. 8." gezeichnet, und et» Bnn» Schlüssel, aus den, Gardcrodeziinmer dc« physiologischen Institut«, Liebigstraße 16, am 23. v Ml«. Vormittage; 3) verschiedene «trlddetrügc in Sesammtböbe vo» ca. 72 .«! in Silber-, Nickel- »nd Kupsermünze und ein Preusttschrr Ltldcr- tdaler mit der Jahreszahl I81Ü oder 1817, au« verichlossenen Parterrerüumen in Nr. 18 der Hainstraße vem 26. bi« 27. v. Mts. Nacht«, mittelst Einbruch«; 4) 8 ledende Aauluchen, engl. Raste, 5 grau- und 2 schwarz sarbige und ein weiß- und ichwarzgefleckte«, au- einem Stalle am Döseucr Wege, vom 27. bi- 28. v. Mt«. Nacht«, miitelst Einbruch«; 5) ein kleiner 4rä»riger Handwagen, grau gestrichen, au« der Hausflur in Nr. 40 der Arndtftraße am 27. v. MtS. Mittags; 0) ein Paar rindlederne Ruaben Lchasftiefel» mit Guristripoen und Stistabsüpen, vor einem VerkausSladc» in Nr. 23 der Reichs« straße, am 27. v. MtS. Nachniiltag«; 7) ein dunkelgrünes Ktosf-Jaqnrt mit grünem Stehkragen, ohne Futter, mit einer Reihe Hornluöpse, und eine blauwollene gestrickte Manns-Jacke, aus der Hausflur in Nr. 43 der Sternwartenstraßi am 29. v. MtS.; 8) ein schwarzledernes StrldtSschchen niit weißem Schlößchen, enthaltend 69 .«! 73 H i» 3 Doppelkronen, Silber und anderer Münze, sowie ein Zrtzlitelloos von Nr. 26.998 der KSnigl. Süchs. Londe-lotterie, au« einer Wohnung in Nr. 24 des Griniliiaischen Strinweq« vom 29. bi« .80. d. Ml«. Nacht«; 9) 1» All« neue« Walzdlrt au« dem Börsennenbau an der Promenade am 28. v. Ml«. Nacht«; 10) rin Drckbrtt mit buntgestrriftrm Jnlet und weiß- und blau gekreistem Ueberzug, «in roth- und weißgestreisie« lilopllistrn niit ebevsolchem Ueberzug. ein weiße« Vrtttnch, eine bunte 8t«pdrckr und eine Vlsain-B«a. an« eiüer Wohnung in Nr. 12 der Blücherstraße vom 28. bis 30. v. MtS. Etwaige Wahrnrhinvngen über drn Verblieb der gestohlenen Gegenstände »der den Thätrr sind uugesäumi bei unserer Lriminal Adtbrtlvng zur Anzeige ,u bringen. Lripzig. um 1. Arbruar 188«. Da« P»lt,ei-A«t drr Stadt LeiZz,^ Brrtlchneider. vr. S. Nichtamtlicher Theil. Schlußwort M Polendebatte. Au« der dreitägigen Debatte im preußischen Abgeordneten Hause hat sich gleichwie au- der zweitägigen de« Reichstag-« über die Poicnsrage die Ubcrau« tekiagenswerlbe Tbatsacbe ergeben, daß «ine große, im Reichstage sogar Ausschlag gebende Partei kein Berständniß für die nationalen Aufgaben de« deutschen Volke« besitzt. Diese Partei, ka« Eculrnm. trnntzt jede sich darbiekenke Gelegenheit, uni ker Regierung ihre Macht zu zeigen, ihr Stein« in den Weg z» wälzen, sie in der Erfüllung ihrer Ausgabe zu hindern. „Alan bebe die Maigcsctze aus", sagte Windthorst, ..und nnseke Opposition wirb verstummen, die Partei würde sich IN ibre Bestandihtile auslvsen.' Da« ist ein ungesunder Zustand, wrlcker aus die Dauer nicht sortbrstebrn kann, und da« denlsche Volk muß Mittel und Wege finden, um kiese Partei lahm zu legen. Da« Mittel ist einfach und leicht zu haben, aber r« beitrbt in Deutschland noch eine zweite Partei, welche an« lauter Parteileitenschast ten politischen Blick vollständig eingebllßl bat. so daß sie sich zur Schleppen träqerin te» Cenlruin« bergiebt. Diese Partei ist tie deutsch freisinnig, Drr liberale Gedanke besteht wahrlich nicht darin, taß mit größter Starrheit zu jeder Zeit ohne Rück sicht aus bestehend« Verhältnisse bestimmte Grundsätze zur Geltung gebracht werden, sondern dem liberalen Gedanken wird Genüge geleistet, wenn er in voller Kraft allen versuchen gegenüber hervortritt, an den verfassungsmäßigen Grundlagen zu rütteln. Der Bolk-vertreter hat seine Aus gabe nickt allein vom Partcistandpunctr, sondern haiiplsächiich von dem höhere» GesichtSpuncte der allgemeinen Wohlfahrt zu erfassen. Wenn sich der Liberalismus, der Freisinn, darin zeigt, daß jede RegierungSmaßregrl durch die Parleibrille be trachtet wird, daß sich der Abgeordnete nur die Frage vorlegt: iLaö läßt sich auS dieser "Vorlage, auS dieser Interpellation oder Resolution sürParteicapilal schlage»'? so ist daS ei» falscher, eng herziger, vor alle» Dingen unpolitischer Staudpuiict. Ein Par lament ist eine politische Versammlung, und eine Nation kann nur da»» zu ihrer vollen Blntbc gelangen, wenn ihre Ver treter daS nöthige Unlcrschciduiigsvcrmögcn besitze», die gnte lalt der schlechten Politik zu wählen. Der Abg. Rickert agt: „Große Männer sind ei» Glück für die Nation, aber ie hören aus ein Glück ru sein, wenn AllcS vor ihnen niedcr- älll und zu denken aushört." Darin zeigt sich die ganze stcrbohrtbeit deS deulschsrcisinnigcn Standpunkte«. Dieser arlei geht die Kritik jeder RegiernngSniaßregel, die Opposition über Alle«, sic übt niemals die politische Tugend der Zurückhaltung, sondern sie macht von dem Recht der Volksvertretung, Kritik und Opposition an der Regierung zu üben, ten au-giebigsten Gebrauch. Wie falsch, wie unpolitisch daS in vielen Fällen ist, dafür haben tie letzten Jahre hinreichende Beweise gebracht. Die Deulschsreisinnigen strichen die verlang!«: neue Directorstelle im Auswärtigen Amt, weil eS ihr Reckt war, sie zu streichen. Da« deutsche Volk lebnt die Streichung ab und der Posten wurde wieder bergesiellt. Die Deutschsreisinnigen widersetztrn sich der Eolonialpolilik der Regierung und das deutsche Volk trat wiederum aus die Seite der Regierung. Im Reichstage interpeüirten die Polen die Regierung wegen der Ausweisungen auS den östlich:» Provinzen Preußen«. Der Reichskanzler brachte eine kaiserliche Botschaft zur Kenntniß deS Reichstags, welche die Competenz desselben in dieser Sache bestreitet, und fügte hinzu, daß er im preußische» Landtage Neve und Ant wort stehen werde. Die Freisinnigen verzichteten nicht aus die weitere Verfolgung der Sache im Reichstage, und die Folge war die Annahme deS Anträge« Windthorst, welcher die Art und Weis« und den Umsanjz der Au«weisu»gen tadelt. D«r Abgeordnete Hobrecht sagt« nut Recht iu seinem Schluß wort, „Wir bedauern, daß die Mehrheit d«d Reichstage« di« Wirkung nicht hinreichend gewürdigt hat, welche ei« solch«« Urtheil in der Art, wie rS gefaßt wurde, in der Eil», ohne die bestimmt in Aussicht gestellten Erklärungen der preußischen Regierung zu hören, haben mußte, obwohl wir ihr da« Recht dazu nicht bestreiten." Hobrecht sprach damit au«, daß die Mehrheit de« Reichstages unpolitisch bandelte, als >ie de» Antrag Windthorst annahm. Tie Freisinnigen haben daS auch kurz vor ThoreSschluß selbst eingesehen, sonst würden äe nicht noch am 30. Januar einen Antrag eingebracht baden, welcher die sorgfältigste Prüfung der Vorlage» zum Schutze der deulschen Interessen in den östlichen Provinzen in Aus sicht stellt mit dem Zusätze: „wie e« da« nationale Inter esse erheischt". Es war auch nur in diesem Sinne zu verstehen, daß die dcutschsreisinnigc Partei vor der Abstimmung über den Am trag Achenbach »lil dem Eenlrum und den Pole» den SitzungS, saal verließ, »achdei» der Antrag Richter, den Antrag Achen bach mit den Gegenanträgen der Budgctcominission zu überweisen, abgclehnt war; Eentruili und Deulschsrcisinnige waren froh, einen Vorwand gesunde» zu haben, um sich an der Abstimmung über de» Antrag Achenbach nicht zu be theiligen. Der Abgeordnete Hobrecht bat sich in seinem Schlußworte gegen die Untersiellung gewendet, daß >» dem Anträge Achen bach eine Demonslralioii gegen den Beschluß d>-S ReichStagcS licae. Darin slinnnci' wir nicht mit Hobrecht überein; die einstimmige Annahme deS Antrages Achenbach durch die 244 ii» SitznngSsaale versammelte» Eonservative», Frciconserva tlven und Ralionalliberalen würde ihre wesentliche Be deutnnz einbüßc». wenn man sie nicht al« gegen da« Votum der ReichstagSmebrbeit vom 16. Januar gerichtet gelten lassen wollte. I»: Reichstage liegt die Mehrheit in ten Händen deS reichsscindlichen Eentrums mit seinen i> - transigenleii Anhängseln liebst den Dc>Uschsreisin,»grii und Sociatbemokralen, und gegen diesen antinationaleii Bund bal die Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses Front ge macht. Mit dieser Mehrheit stimmt der Kern d«S deutsche» Volke« un zweifelhaft überein, und wir sind überzeugt, baß die nächsten Rcich-tagSwablen die Bestätigung dieser Tbatsacbe bringen werden. Tic Herstellung de« mactus vlvencii mit der Curie macht immer größere Fortschritte, auch daS ErzbiS- thum Poscn-Gnese» ist wiederum besetzt und somit ist die letzte noch bestehende ScdiSvacanz der preußischen BiSlbüiner beseitigt. DaS ist eine sehr wichtige Tbalsache, weiche die Grundbedingung für die Beendigung de« sogenannten Cnltur- kampse« ist. Die Frage der Vorbildung der Geistlichen wird ja noch große Kämpfe Hervorrufen, aber schließlich wird doch die Curie die uncrläßtichen Zugeständnisse machen, und dann ist das letzte Hinderniß jnr die Auslösung det Eentruin« als tirckenpolilische Partei beseitigt. Die Bedeutung der Polensrage in internationaler Be ziebung ist weder im Reichstage, noch im preußische» Ab georvnctenbause zur Sprache gebracht Worte», nur einmal ist der Rückgang de- Deulschtbum» in Böbmcn und Mrbre: k»r, erwäbnl woide». Um so eifriger bal sich die deutsch österreichische Presse mit Vieser Bedeutung beschäftigt, und rin Artikel der „Neuen Freien Presse" machl aus den große» Unterschied ausmerksani, weicher zwischen ker Bebandiuiig der Polen in Preuße» »nd Oesterreich besieht. Während sie dort al« Feinde betrachtet werden, vertrant man ihnen in Oester reich einen Theil der Regiernng-gewalt an. und Galizien bildet die Hauptbosfniing der Polen für die Zukunft. Ganz ander- liegt die Sache in Rußland, wo die Rnssisicirung Polens ebenfalls einen ausgesprochenen Zielpiinck der inneren Poiilis bildet. ES in gewiß kein Zufall, daß Graf Andrastv gerate jetzt seine abweichende Ansicht Uber die bulgarische Frage im unga rischen Reichstage betont und daß er sich e.nSsiibrlich über die Gesabren geänßert bat. welche eine »Hinreichende Lösung der bulgarischen Frage für den Frieden ans der Battanhalbinscl haben muß Die Polensrage ist nicht nur eine innere An- gelegenheit Preußen«, sondern sie bat. abgeseben von ihrer Wichtigkeit für ganz Deutschland, auch eine internationale Seite, welche früher oder später ihre Kraft erweisen wird. Ob sich darau- eine anderweile Gruppirung der Mächte er geben oder ob die Meinungsverschiedenheit anderweit ihre Ausgleichung finden wird, läßt sich vorläufig noch nicht ermesten; aber daß die Polensrage »och weite Kreise ziehe» muß. zeigt da« energische Auftreten der preußischen Regierung. Angesichts dieser Thatsachen ist e« unerläßlich, daß die deutsche Volksvertretung sich ihrer nationalen Pflichte» in ganzem Umfange bewußt werden möge, aus daß nickt wieder der Fall eintrete, wie er schon einmal eingetrete» ist, daß die Fortschrittspartei ihren Mangel an politischem Verständnis; u spät zugrsteben muß. * * * » Zur Sache wird un« noch au» Berlin geschrieben: Die große Polendebatte, welche drei Tage lang die Wogen der Diskussion im preußischen Abgeordnetenhaus- außerordentlich hoch gehen ließ, ist vorüber. Ei» Rückblick aus daS Gesammtrcsultat, eine Recapitulirung de« TolaleindruckS dieser politischen Actio» erscheint deshalb wohl am Platze Obwohl ein vorauSsichllich ruhigere« Finale derselben in, preußischen Hcrrenbause bevorsteht, wo ein dem Anträge Achenbach inhaltlich analoger Beschluß mit großer Majorität 'ickerlich demnächst gefaßt werden wird, so ist da« Schicksal dieser von der Opposition agitatorisch aufgebauschten Frage doch mit der Debatte in der Zweiten Kammer entschieden. ES ist aber unmöglich, de» Zusammenhang der beiden ,roßen Debatte» im Reichstage »nd im Abgeordnetenhaus« zu gnorircn. Bei einem Vergleiche beider fällt ein äußerliche« Moment sofort in da« Auge, welche« allein schon da« politische Urtheil der nationalliberalen Partei in, günstigsten Lickte erscheinen läßt. Während im Reichstage vie VolkSverlretung nur Monologe hielt ohne Th«il»ahine der Regierung, ein Schauspiel, welches der Würde be« deutschen Parlamente« nicht entspricht und deshalb nicht ohne die dringendste Veranlassung den, Volke geboten werden sollte, gestattete sich im preußischen Ab geordnetenhause. wohin die nationallibrrale Partei von Anfang an richtig den staatsrechtlichen Schwerpunkt dieser Frage sstr die prakliscbe Behandlung derselben verlegte, die Debatte durch die Betheitigung de« Fürsten BiSmarck zu einer politischen Aclion ersten Range«. Ihr gegenüber documentirt sich da« Borgeben der oppo- sitivnellen Rcick-tag-majorität at« eine leere Demonstration, «nd dieser Rolle sind die unter Führung Windthorst'« ver einigten parlamentarischen Elemente bi« zum Schluß Iren gedtwhen. Wi« de, Anfang, so da« Ende. Als die Herren Windthorst. Richter, Rickert einsahe», baß im preußische» Landtage die Majorität nicht gewillt sei, sich in dieser natio nalen Sache von der Regierung zu trennen, da brachen sie einen GrschästSordnnngS-Conflict vom Zaune. Sic wollten die Majorität hier „dilatorisch behandeln", während sie im Reichstage »lit fieberhafter Hast dieselbe Sache über das Knie brachen. Da ihre Bemüh»,,gen an der Festigkeit der Majo rität scheiterte», so griffen sie wiederum zu dem allmälig ver brauchten Mittel der leeren Demonstration. Sic setzten eine große Secession der Minorität in Scene, um als die Ver gewaltigten zu erscheinen. Diese« durchsichtige Manöver wird Niemand täuschen. Wa« die Herren im Reichstage nicht bitter genug an der Regierung tadeln konnten, al« deren Vertreter nach Verlesung der kaiserlichen Botschaft den Sitzungssaal verließen, da« thnn sie jetzt selbst. Sie balle» sich von einer Abstimmung fern«, in Betreff welcher sie sich den Anschein gaben, als hielten sie dieselbe für rechtlich unzulässig. Der BundeSratb hat im Reichstage bei der Polen-Interpellation einer ähnlichen Auffassung Ausdruck ge geben. ohne baß ihm die Opposition dasselbe Recht zugestehen ivctlte. Und dennoch declamirc» die Herren immer mit dem höchste» Pathos von der Gleichheit Aller vor dem Gesetz, als deren ausschließliche Vertbeidiger sie sich so gern ausspicle»! Wir meinen, daß auch die Mitglieder deS BundeSrathS diese» allgemeine staatsbürgerliche Recht für sich in Anspruch nchmen dürsten. Die Debatte» selbst, welche am Sonnabend zum Abschluß gelangten, boten viele traurige, aber auch viele erfreuliche Momente. Mir nehme» das Unangenehme vorab. An, pein lichsten mußte jedenfalls der anständig denkende Tbeil deS Publicum» von der neuen Art der Polemik und ker Beweis silhrung berübrt werde», welche die Partei deS CcnIrumS teiver nicht verschmäht hat. in die pariaiuentansche Praris eiiizusühren. Wir meinen die Argumentation mit c»t- wendeten Schriftstücken. Eine Sache, welche mit so »»laulercii Mittel» geführt wird, kann keine gute sein. Selbst i» den „Freisinnige»" scheint seit der Rcichstagsdebatte das Berständniß über die Natur der pol»isch-wclsisch-»ltramo»lancn Bnndcsgenvstenschast aiisgedämmert z» sein. Jkr Antrag bezeichnet eine gewisse Umkehr. Sie wollen nickt einfach über de» Antrag Achenbach zur Tagesordnung übergeben, sondern in gewissem Maße die positiven Maßregeln der Negierung gegen die Pelouisirnng ker Ostmarkcii uickcrc« Reiches unterstütze» Ai» ein äußer liche« Moment dafür, daß eine nationalere Regung innerbalb der freisinnigen Partei die Oberhand gewonnen hat. spricht schon daS Fehle» Ver Unterschrift Engen Richter'» und seiner Intimsten unter diele», Anlrage. Wir lö»»em den Herren Rickert und Baniberger nur Glück wünschen, wenn sic sich von dieser unheilvolle» Führung emancipiren Die von den „Freisinnigen" im Reichstage getadelte Art und ver Umsang der A»Sweis»ngen wurde von den preußischen Ressortministern unter der Führung des Herrn v. Puitkamer sachlich, gcwistenbast »nd gemäßigt vertbeivigt. Wie unsere Freunde cS im Reichstage voranSsagtcn. wurden die haar sträubenden Einzelsällc hier an der Hand actenmäßig fest stehender Tbatsacken ibre« sensationellen Charakters entkleidet »nd die Ktagen über Mißgriffe der Verwattnng bei teil Aus weisungen aus ibr richtiges Maß zurückgcs»ihrU ^ ES blieb nur die große, politische nationale Frage LcS Schutzes gegen den PoloniSinuS und seine Agitation bestehe» Mit der vollen Energie nationaler Politik in dem würdigen Tone, der allein für eine so ernste Sache sich ziemt, haben die Redner der nalionalliberulc» Partei, die Herren Ennecceru«, v. Ehnern und HagenS, >n allen diesen Debatte» diejenige Politik befolgt »nd vertreten, welche die grogr Traditio» unserer Partei allein gebietet und welche in nationalen Frage» die deS Reichskanzlers ist. Sie habe» sich bierbe» die-mal auch der vollen Unterstützung der konservativen Partei zu erfreuen gehabt. Mit dem Bewußtsein, welche« die Ber- Ibeidigung einer guten Sacke giebt, konnten sie aus die An griffe und die Verdächtigungen, weich« die Gegner gegen sie schleuderten, herabsehen Obne dir kleinlichen Kniffe und Pfiffe, mit denen man sie quälen und herabsetzen wollte, zu
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