Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-02
- Tag1886-02-08
- Monat1886-02
- Jahr1886
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. lirtartio» und Erptditi«» Iohanne-gass, 8. Sprechstunden drr Kedartisn. Bormittagl 10—Udr. Nachiuillag- ö—6 Uhr. M» v« Nt«««»- »»ch« ft» »u -iedaui«» nnhi »erbwlUch- «„«h«e »er für »tr ntchttf-kieu»« Nummer -eftimmte« Jukrrutr u« rSochentagen bis 8 Utzr Nuch«>ttua«, «, r«nu» uu» Aestta-eu frütz »t«'/.» Utzr. 3a de» FUialrn für 3ns.->»»,h»r: vtt« Klemm. UnlverstiätSstrah« 1. e»«t< Lüsche, Kalharinenftr. SS, P. «ur »t« '/.» Utzr. rWMr„TagMM Z° 39. Amtlicher Theil. Der am 8. Deeember vor. Ir. hier verstorben« Privat- manu und Grundbesitzer ,, . .H"r Friedrich Voigt, welcher schon bei Lebzeiten durch une,ilgelll>ch« Ueberlaffung de« Eonrer-hauSplatze» a» die Skadtgemeinde seinen Gemein« sinn bclhätigt hatte, hat uns durch letztwilligc Verfügung ^ , »»ttt» r..ark zu WohlthätigkeitSzwecken überwiesen. Wir bringen diese,, Beine,« miidtbätiger Fürsorge zur öffentlichen Kenntniß und rufen dem Entschlafene» unseren Wäruinen Dank nach. Leipzig, den ö. Februar 188«. Der Rath der Stadt LetVtig. De. Trvudti». Kretschmer. vchamtmuhrri. Vorbehältlich der Zuslimniung der Herren Stadtverorv- ueten habe» mir beschlossen, in diesem Jahr« die Haupt schienten im Barfudgästchen, längs der Rordsett« de« Rtcolatkirchtzaftz, m der Poststraße, in der Schulstraste und in der Magazingaff« omzubanen. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom Iv. Mär, l88l fordern mir daher die Besitzer, bez. Admini stratoren der an genannten Straßentrakten angrenzenden Grund stücke auf, wegen Unterinbrung der Fallrohre, sowie wegen vothwendigwe»vender Einlegung oder Umlegung, bez. Repa ratur von Bei- oder Fallrohrschteußen bei un- Anzeige zu erstatten, damit die Arbeit rechtzeitig auf Kosten der Adjacenten erfolgen kann. Auch sind etwa beabsichtigte, die bezeichnet« Straßen- traete berührende Arbeiten an den Privat-»-- und Wasser leitungen vor dcr mit den Eingang- genannte» Arbeiten bedingten Uu,Pflasterung «u-zusüdre». 2m Falle dcr unterlasienen Anzeige habe» die Säumigen außer der Einziehung eiuer Geldstrafe bi« zu «0 zu ge wärtigen. dass di« vorstehend gedachten Arbeit!« an Fallrohr- und anderen Beischleußen vv» Rath-«««n «uf ihr« Kost« au«qesührt werden. Leipzig, am «. Februar 1886. Der Rath her Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Vekauntmachung. Wir haben vorbehaltlich der Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossen, in diesem Jahre folgende Straßen, bez. Straßeutracte «en-, rrsp. umpslastern zu lassen, nnd zwar: di« Bayerische Straße von de. Albert- bi< nnd «it v«r Kreuzung der Hohen Straße; den Dorotheen-Platz; die Große Fleischecgasie; die Lortzingstraße; die PeterSslraße; die Ponialowetystratze: die Schlipp« zwischen Nr. 40, 4L und 44 des Ranstädter Steinwrg-; da- Schuhiiiachergäßchen; die Straße aus der alten Verbindungsbahn vom Osiplatz b>- und mit der Kreuzung de- Windmühlenweges; di« Plätze der Droschkenhaltestellen aus dein Roßplatz«, an der Walbstraße, aus dcr Insel», Zöllner-, Laugrn- und Mittelstraße. Die Besitzer der an vorgenannte Straßen und Plätze an grenzenden Grundstücke sind nach unserer Bekanntmachung vom lO. März 188l verpflichtet, die Trauf-, Fallrohr« uni» Wirthfchaslöwässer durch unterirdisch« Beischleußen für ihre Rechnung direct iu di« Hauptschteußr abzuleite», und zwar sind diese Anlagen aus Kosten der Brtheiligten durch un-, nachdem da- hierfür zu berechnend« Bauschkostenauantum eiogezahlt ist. außerhalb der Privatgrundstück« innerhalb de- Slraßeiikörper- auSzuführen. Mw fordern daher die Besitzer bez. Verwalter »er an genannte Straßen und Plätze angrenzenden Grundstücke aus. wegen Unterführung der Fallrohr«, vez. wegen »othwendig werdender Einlegung oder Umlegung von Beischleußen b«, uns Anzeige zu erstatten, damit d,e Au«sühruag der Arbeiten durch un» rechtzeitig aus Kosten der Adjacenten erfolgen tan». Im Falle der unterlasienen Anzeige haben di« Säumigen, außer Verwirkung einer Geldstrafe bl- zu 60 ^k z» gewärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten von Rath-wegen aus ihre Kosten au-gesührt werden. Auch sind etwa beabsichtigt«, di« dezeichnetea Straßen und Plätze berührende Arbeiten an den Privatgal» «ad Wasier» Leitungen vor dcr Pflasterung au-zusühren. Mil Rücksicht aus die Erhaltung eine* guten Straßen» Pflasters werden Arbeiten der vorgedachten Art i« Straßen körper während eine- Zeitraumes von 6 Jahre» nach beendeter Pflasterung ia der Regel nicht zugelassen. Leipzig, am 4. Februar >886. Drr Rath d»r Stadt Lrtpzt«. vr. Georgi. Hentsch^. Ausschreibung. Mr den Er»eitern«g»ban der Stadt»afserk»»st -» Leipzig sind zu liesrru: I0.4V0 lausend« Meter gußeiserne Muffenröhre» von 800 Millimeter lichtem Durchmesser nach den Normalien de« Verein« deutscher Ingenieur» »« . die ein» Hälfte mit l? Millimeter» die andere mit 21 Millimeter Wand« stäike, un» -27 Doppelcentner zugeh-rigen Formgnsies. Lieferungsbedingungen verabfolgt gegen Vergütung von 1 pro Stück da- Baubüreau für Erweiterung der Stakt- wasierkunst zn Leipz g. Thoma-Iirchhof 18, wo auch sonstige Auskunft rrlheitt wird. Schlußtermin für Abgabe von Angebote» ist der 6. März dieses Jahres vormittags tO Uhr. Leipzig, den 6. Februar 1886. Dan Rath der Stadt LetptztG. vr. Georgi. Oeingmnlh, Asiestor. Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GcschiistSverkehr. Montag den 8. Februar 1886. Anflaqe I»,20v. Ibonnemcntsprriv vicrtelj. 4'/, Mit. incl. Brnqeriolin 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer sOPs. Belegexemplar 10 Pf. Äebülire» »nr Cxlrabeilagt» in, Tageblaii-Forniat gesalzt) «y»e 'Losidriij'.beriüig Mk. Mit Pofidejärderiing tlu Mk. Inserate 6geipalte»e Petitzcile 20 Pf. Grünere Zwiille» lau, uni Prei^orrzeichnih. Tadellorifcher u.Zisf.rnjotz »ach yöycrm Daris. Urrloinrn unter dem RcdacnonSslrich die 4gespali. Zelle öO Pi., vor de» Familie »nachrichtea die vgelpalieiie Zeile 40 Pf. Inserate sind fiel- an die Expedition zu senden. — Navati wird »lchl gegeben. Zahlung praduumernmlo oder durch Post» Nachnahme. 8V. Jahrgang. Vekanntmachung. Die im Jahr« 1866 al» Doppelgrckbrr gelösten, ferner dl« in» Jahre l871 mit Erwachsenen, i„»d die im Jahre 1876 mit Kindern besetzten Gräber auf dem neuen Jobanni-sriedhose kommen in gegenwärtigem Jabre zum verfall und es kann ihre Erneuerung »ur »ach Beibringung der Epp- eesstoasfchet»« bei unserer Friedhoiecasie, Schlotzgassr Rr 22. erfolgen. Leipzig, den so. Januar 1888. Der Rath de» Stadt Leipzig. Vr. Tröndli». itrelschmer. D>r beabsichtigen, in d>rsnn Jadre »> der Peter-stiaße di« Ga-robre unter die Fußwege zu verlegen, im unmittel baren Anschluß hieran v>e erforderliche» Arbeite« an de, Wasierlritungsanlagen vorzunebme» und neue Granittroltoir- zu legen, schließlich aber die Fahrstraße zu asphaltireu und mit diesen Arbeiten am 8. März d. I. zu beginnen. Wir veranlasien die Besitzer der anliegenden Grundstücke und die Anwohner, hiervon Kenntniß zu nehmen, sich dem gemäß rechtzeitig einzurichlen und etwaig« für sie wünschrnS- werthe »der nölhige Herstellungen im Straßenkörper zu be antragen, damit sie bei der unumgänglichen Sperrung und Hemmung de- freien Verkehr« an den Arbeitsstellen i» ihren Geschäftsbetrieben ,c. möglichst wenig gestört werden. Leipzig, am r. Februar >886. Drr Rath der Stadt Lripzig. Vr. Georgi. Gringmuth, Assessor. Vckauntmachims. Mit Rücksicht aus die am 8. Marz dieses Jahre- be ginnenden GaSrobrumleguugen in der Petersstraß» werden di« Besitzer und Verwalter der un liegenden Häuler hierdurch veranlaßt, wegen etwaiger Abänderungen an ihren Gasein- sührungen oder Anbringung von Wasierverschlüsien di« er» sorderlichrn Anmeldungen bereit« jetzt in unsereni Bureau der Ga«anstaltea (Ritterstraße 6, I» Theaterpasiag«) zu bewirten. Leipzig, den 6. Februar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. ve. Georgi. Griugniuih, Affest«». Holrauclion. Dteastag, den S. Yebrnar o-, sollen im Forstrevier R»se«thal aus de« diesiähngen Schlag« a« Slegr na^ de« neuen Schützenhans« so Abraamhanfe» und 104 Lanahanfen gegen fesfortige Bezahlung und unter den km Dermin aus,,äugende» Bedingung,'» an den Meistbietenden öffentlich an Ort und Stelle verkauft werden. Zusam«e»ku«ftr früh S Uhr am Stege nach dem neuen Schlitzeuhausr. Leipzig, am 28. Januar 1886. DeS RathS Forstdoputation. ÄIMolzauction. Grettag, den 12 Februar sollen im Forstreviere Rosenthal auf dem diesjährigen Schlage am Siege nach dem neuen Schüh-nkause ea 300 Stück klar geneachte Stockholzhaufen gegen sofortige Bezahlung und unter ve» i», Trrmine ansbängenden Bedingiingen a» de» Meistbietenden öffentlich an Or» und Stelle verkauft werden. Zusammenkunftr früh S Uhr a« Stege nach dem neue» Schützen Hause. Leipzig, am 6. Februar 1888. De» Rath» Aorstdrputattou. Holzauctiou. Mtttmoch, den 17. Februar o. sollen im Forst reviere Eonnewitz auf den Mittelwatdschlägen n, Ab- thritung 20 und 12b ca. 100 Langhanfeu (Schlagreisig) unter den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend Verkauft werden. Zusammenkunft: 1) vormittag- V Ubr im sogenannten Haken a» der Conncwitzer Linie, an der Panig-brücke und den Hcidaer Wiesen, und 2) Vormittag» '/,N Uhr im Mühl holze hinter O. Bierbaum'S Waldcass bei Connewitz. Leipzig, am 6. Februar 1856 De» RathS Forstbeputattoa. Vrll»»»1mchimr. Ia Folge ekngetretener BeisteSkrankdeil de- Mitbesitzer«, de« Herrn Pont Richard Schnabel, solle» die an der Scheatkudorsstraße unter Rr. 3 und L gelegenen, vor etwa 4 Jahren neucrbauteu, im besten baulichen Zustand« befindlichen HauSgruudstückr, da« etae ein« Villa mit Garten rrsp. Bauplatz, da« andere eia vier Geschoß hohe« Zinshau« mit «arte», al< Ganze» «der auch jede- Hau» für sich, verkauf» werden. Wegen vesichttp», derselben «ende mau sich an den Hausmann ia Nr. L. Gebot« siud bei de» ZustaudSuormuud«, Herrn RechtSouwalt Ztukeisea bier, Hchulstroße Nr. IS abzugebrn, vo» «elchem auch Weller« Auskunft ertheil« »erden wird. L«ip->g» den 4. Februar 1886. KintftltcheS Amt-gertcht. Adthelluug V. Sectio» 1. Manntseld. Nichtamtlicher Theil. vie Zustände iu Frankreich. DaS Ministerium Freycinet betrachtet es bekanntlich als seine Ausgabe, di« Versöhnung aller republikanischen Fraktionen berdeizusührrn, eS ist ober bei seinen Bestrebungen nach dieser Richtung hin von Anfang an aus die größten Hindernisse gestoßen. Die äußerste Linke mit Rochcfcrl an brr Spitze stellte de« Ministerium sofort ein Bein durch den Antrag aus Erlaß einer Amnestie, die gestimmte Rechte trat aus b,e Seite Nochesorl's, und di» Radikalen ließe» sich auch herbei, die Dringlichkeit für den Antrag Rochesort zu votiren, ob wohl der UnterrichtSmmister Goklet in sehr ruhiger und ver ständiger Weise die Gründe au-einandergesetzt hatte, welche de« Erlaß einer Amnestie entgegenständen Dann kam die Angelegenheit deS Abgeordneten Keller zur Sprache, und auch in diesem Fall« zeigte sich wieder, daß eS an der so noth- wendigrn Einigkeit auf republikanischer Seite fehlte; denn die Wahl wurde mit 227 gegen 225 Stimmen für gitlig erklärt, eia Zeichen, daß eia Theil der Republikaner mit der Rechten stimmte. ^ . Urber die Maßregeln, weiche General voulanger gegen einzelne Iruppenthelle und ihre Kommandeure ergreift, ocNeyt durchaus keine Ucbereinstimmung innerbalb der Reaierung. Grtvy fclbst war gegen die Entfernung de- General- Schmitz vom Eommanvo de« 0. Eorp«. und dennoch wurde sie vom KriegSuiiuister durchgesetzt. AuS der ganzen Art und Welle, wie der neue Kriegsuiinistrr austritt, ist zu ersehen, daß er bandelt, obnc vorher genau geprüft z» habe», und dadurch Verwirrung stiftet, statt einen vernünftigen Zweck ;u erreiche». General Schmitz ist ein dochverkuruker, viel älterer General at« der Lrieg-iiilnister, er versetzt dessen Untergebene, ohne ihn davon vorher zu benachrichtigen, und läßt sich auch nicht darllber belehren, daß seine Voraussetzungen, die zu dem Schritt geführt haben, falsch sind. Natürlich verlangen nun auch andere verdiente Generale ihre Entlassung, und der Geilt der Unsicherheit und des Zweifel- gewinnt ui Armerkrrisen alln'älig die Oberhand. Die Dringlichkeit de- Anträge- aus Derkans der Kron- Viamaiiten scheint durch eine Ueberraschung durchgesetzt worden zu sein; die Regierung hat sich darüber nicht ausgesprochen, vorläufig befindet sich die Angelegenheit in der Schwebe, und die weitere Entwickelung muß abgewartct werden. Aber wohin die Dränger steuern, ergiebl fick au» dem weiter gehenden Anträge ans AuSivcisriiig der Prinzen: sie wollen da- Ministerium Freycinet stürzen. bevor es noch im Stande war. sich wohnlich einzurichtrn. Freycinet wird nach verschiedenen Seiten hi»- und bergezcrrt. Die Republikaner wollen ibn zn extremen Schritten zwingen und die Monarchisten wollen die sich ihnen darbietende Ge legenheit benutzen, um die Dinge auf die Spitze zu treiben. Sie würden gar nicht davor zurücklchrrckeii. m>t den Antrag stellern für die Au-wtisu»gSmaßregel zu stimmen, wenn sie nur dadurch eine Katastrophe berbelsühren kbnnten. Ans eine solche scheint allerdings die Lage mit Macht Hinz»,kränge». Die Rothlage dcr Industrie ist so groß, daß selbst ein Rocke» fort zur Mäßigung mahnt. In Decazeville und in St. Quentin, ia Calais und vielen anderen Fabrikorten sind Tausend« vo« Arbeitern brodle-, in Pari- siehe» auch große Fallissement- von Fabriken bevor, und der Frühling, die für Revclutione« günstigste Jahreszeit, ist vor der Thür. Dal sind sehr bedenkliche Symptome, welche mit Sicherheit nur die eine Tkatsacke beweisen, daß die bisherigen Vertreter der republikanischen Staatsform drr ihnen gestellten Aufgabe nicht gewachsen waren. Tie bellet,enden Zustände sind unhaltbar geworden, und das Bedürsuiß, eine Entscheidung nach dieser oder jener Seite hin zu erzulen, läßt sich nicht mehr länger verschleiern. Wie viele Kräfte nach den vcrschiekcnslrn Nichiungc» hin sind tbätig gewesen, uni iu Frankreich endlich eine haltbare Grundlage zu schassen l Sic alle sind an den Schwierigkeiten, die sich fort und fort austbüiinen. zu Schanden geworden. Die Botschaft de- Präsidenten Grövy, mit welcher er seine Wiederwahl beantwortet hat, ist ui dieser Beziehung sehr lebrrcict; er hat die Franzosen a» die Wandlungen erinnert, welche Frankreich in den letzten lOO Jahren tuichgc.iiacht hat. daß Kaiserreich und Königlhum zwei Mal gestürzt wurden und daß nur noch t»e Republik als letzte Rettung sür Frankreich übrig bleibt. Die Monarchisten habe» natürlich gegen t,esc Erklärung lauten Wider spruch erhoben, aber bis jetzt sind sie mit ihre» Vorhersagmigen nicht kurchgedrungen, nur einige Heißsporne, wie Casiagnac und LanjuinaiS. haben ihre Exneiglheit, Kaiserreich oder da- Köiiigthnni wieder kcrzusteüeii, lundgegeben. und eine nicht ganz unbeträchtliche Zabl Parteigänger steht hinter ihnen; aber diese haben keine Macht, weil sie unter einander nicht rintg sind. Ten Legitiinisicii sind die Prinzen vo» OrleanS nichl legitim genug, und die Bonapartisiul lheilen sich wieder in Victvriauer und Jeromistcn. Solche Zerklüftung ist der Wirdrrherstellung der Monarchie nicht günliig. und wenn auch die Töchter VeS Grasen von Paris und deS Hcrzoa- von CharlrcS sich mit Thronfolgern verbinden. Der Boden Frank reichs ist seit den letzten hundert Jahren so vollständig unter wühlt, baß alle staatlichen Nenbilbuiigen nur den Charakter des Vorübergehenden und Unfertigen tragen. Aus republikanischer Seite zeigt sich dieselbe Zerklüftung wie aus monarchischer. Wir sehen da gemäßigte Republikaner oder Opportunisten neben Radikalen und Intransigente». Die Einen wolle» den jeweiligen Zustand den Verhältnissen aupasscn und deshalb extreme Schritte, die Radikalen wollen die Republik al- StaatSsorm für die Zukunft sicher stellen und sind deshalb entschlossen, alle dcr Republik srindlichen Element« au« der Armer und dem Beamtenlhum aus» ruscheiden, und die Intransigenten sind überhaupt jeder staat- lichen und gesetzlichen Ordnung der Dinge feindlich gesinnt, ihnen erscheint der Zustand drr beste, welcher alle« Bejlchenke umstürzt. Und über diesen drei einander befehdenden Rich- tuiigen schwebt drr Geist drr Versöhnung, wir >h» Freycinet sich denkt und ihm in seiner langathmigen Botschaft Worte geliehen hat. Diese Versöhnung auf republikanischer Seite ist ebenso unmöglich wie die Einigung über den zu künftigen Throncanbivatcn aus monarchistischer Seite. Der Graf von Pari» gleicht seinem tegltimislischen Verwandten, dem Grasen von Chambord. Gleich ihm ist er der Me»„»ig, daß ihm die Krone aus dem Präsentirteller entgegengebracht werde» muß; denn wen» er irgendwie selbstthätig in den Gang der Dinge einareist. dann setzt er seinen großen Grundbesitz »n Frankreich aus« Spiel. Nach dem Tode de« Grasen Chambord ist er die Hoffnung de, Orleanisten. ja sogar eines TheiieS der Legitimistcn, aber er hat nichts gelhan. um diese HoNnung zu rechtfertigen. Zum Dank dafür soll er jetzt au< Frankreich au-gewiesen werden, wenn auch Republikaner und die ibnrn feindlichen Monarchisten darüber nicht ri,»g sind. Prinz Napoleon, der dem Fluche der Lächerlichkeit verfallene Hauvtvertreter der bonaparlistischen Dynastie, ist qegruwärtig krank und mit seinem Sohne Bicior zerfallen. Cassagnae siebt aus der Seite de- jungen Prinzen und bat damit auch wohl den besseren Iheil erwählt. Aber weder der Vertreter der bonaparlistischen. noch dcr der orleanislifchen Ueberliescrungc» bat eS bi» jetzt gewagt, irgend etwas Eni scheibende» zu unter nehmen, und nur au- diesem Grunde schwankt die Republik sorlwährend zwischen Opporium-muS. Radikal,«muS und Jn- iransigententbum hin und her. Dcr Justinct der Franzosen dräugt seit langer Znt nach der Entscheidung, und daß sie nicht schon eingrlrrten ist, liegt an dem Mangel eine, wirklich brrvorragenden Persönlichkeit. Alle teilenden Personen in Frankreich haben die gemeinsame Eigenschaft der Mittelmäßig keit» und diese allein erhält die Republik. * Leipzig, 8. Februar 1886. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt an leitender Stelle die folgende Auslassung: Die .Nationat- Zeilung" bespricht die von »»S neulich verösseiillichte» Aus züge au» Ne de» des Fürsten Biöinarck a»S dem Jahre 1872 und erklärt sich dabei mit nnS dahin einverstanden, daß dcr Kanzler z» der gedachten Zeit keinen kir chen- politischen Kamps gewollt habe, sonder» vielmehr gegen die PolonisirungSbestrebungcn ansgelrelen sei. „Aber", fügt daS genannlc Blatt Hinz», „später ist er vrineipiell sür die Ziele der Falk'schc» Gesetze eingrtrete»." Die »National Zeitung" bat öollkonnnki» Reckt, wen» sie behauptet, Fürst Bismarck sei .später" sür die Maigesetze eingetretcn. Jndeß daraus komiiik eS unsere- Erachtens gar nicht an. Was wir zur Bekräftigung drr neutiche» A»Ssüh,u»ge» de- Reichs kanzler« i»> Abgeordnetenhaus« Nachweise» wollten und nach- gewiesen haben, ist, daß die Aushebung der katholischen Ab teilung und der Erlaß des SchulaussicklsgesetzeS »» deutsch nationalen Interesse, mit Rücksicht aus die Sicherheit und Unabhängigkeit de» preußische» Staates »nd de« deutschen Reiche« erfolgt sind. Später ist dcr Reichskanzler sür die Maigesetzc eingetreten. Nachdem dieselben, hcrvorgegangen auS der Initiative de- Minister- Falk, von dem StacitS- miiiislerium aceeplirt worden waren, blieb nur die Alternative übrig zwischen einen» Ministerwechsel und einem einmttthigen Vorgehen der Minister. — Wenn einige Zeitungen jetzt Aeußerungen de- Herrn v. ViSmarck au» dcr Zeit des Con- stictS der badischen Regierung mit dem Erzbischof von Frei burg reproduciren. so möchten wir mit Bezug daraus be- bemerken, daß der Reichskanzler unsere» Wissens die Auffassung, die er in den sünziger Jahren über Prieslerhrrrschast gehabt hat, auch heule noch sesthält, daß da« aber mit der vorliegenden Frage nicht- zu thun hat." * Nach einer Mittheilung der „Berliner Politischen Nach richten" bereitet sich eine conservative Secession nach recht - vor, und zwar zunächst innerhalb der Fraction de« preußischen Herrenhauses. Die erwähnte Mittheilung lautet: „Während der Zusammenschluß der nationalen Parteien aus der konservativen wie aus der liberalen Seite unter dem Eindruck de- Gebühren- der von Herrn vr. Windt- horst geleiteten Reich-lagSmehrheit in erfreulicher Weis« sort<> schreitet, scheint sich im Herrenhaus« eine äußerste Recht« von drr übrigen konservativen Partei absonvern zu wollen. Die dort bestehende Fraktion Stahl steht zwar, wie die- schon der Name de- SlaatSrechlSlehrers mit dem Wahlfpruch „Autorität, nicht Majorität" zeigt, auf streng konservativer Grundlage; gleichwohl hat sich, wie uns von zuverlässiger Seile nulgelhellt wird, von denselben eine kleine, weiter recht« sichende Gruppe unter Führung de- Herrn v. Rochow-Plessow losgelrennt, deren Vorhandensein sich zunächst in der Commission zur Vorberalhung der Kreis« und Provinzial- orbnung sür Wcstsalen praktisch geltend macken dürfte. Dieselbe stimmt regelmäßig mit den ultramvntanen Mit glieder» der Comniilsio» im Sinne der bekannten Beschlüsse des Provinzial-LandtaaS, sodaß zu besüichtr» steht, eS ivcrde der RrgierungScntniurs au» der Commission in einer Form hervorgehe», welche die Zustimmung der SlaatSregierung nickt würde sinben können. ES würde dann dem Plenum die Nolhwendigkeit erwacksen, die Beschlüsse der Commission umzuarbritcn. Im übrigen kann eS nur erwünscht sein, wenn diese intransigente» Elemente von dem Gro» der conservativen Partei sich auch äußerlich trennen." ES wäre gewiß nicht unmöglick und im Grunde vielleicht auf allen Seiten nickt ganz uneiwiliisckt, wenn die kleine Gruppe von Coiiiervalivri, de- Rcickstag», die selbst in wichtigen nationalen Fragen aus Gründe», die durchaus ungenügend erscheinen, vo» der Fraktion sich absondern, dem Beispiel ihrer GrsinnungSverwanklen im preußischen Herrenhaus« solgen lind aus dir Zugehörigkeit zu einer Partei verzichten wollten, die sie in den wichligsten Fragen im Sticke lassen. Da» würde dir Verständigung der nationalen Fractioneu wesentlich erlelchtern und Vas Zusammenwirken derselben Verliesen. « * « * Die Spaltung im Lager der deutschen Opposition in Oesterreich scheint sich nicht verwischen zu lassen. Bekanntlich bestehen zwei deulscke ElnbS in dem Ab- aeorvnetenhause. D-r „Deutsche Club" besteht an- solchen deutsch-liberalen Elementen, welche sich von der ebe- maligcn deutsck-libercilen oder verfassung-lrenen Partei loS- gesagt haben, weil diese das Drulsckthuin nickt kräi'lia geinicz verlrat und sich von den unsaubere», mit der in Oesterreich herrschenden Corruplion verdunkele» Elementen »ickl lvssagen wollte». Der Rest der ehemaligen Veisassung-parlei coii- stiluirte sick im Gegensätze zu de» Secessionislen, welche den Namen „Deutscher Club" annahme», unler der Firma „Denlsch.osterrkichischer Club". Tie Anhänger de« „Leulsckcn Club»", in wrlckein die „schärfere Tonari" cultivirt wird, nennen sich auch „Deulsch-Nalionale", u»V bezeichnen die Mitglieder deS ..Tnilsch-österreich,scheu Club»" als „Alt- liberale". Im „Deulsche» Club" wurde nun dcr Antrag gestellt, eine ZusUniiiiungSatresie an den Fürste» BiSinarck, wegen Haltung i» der Polensragr, zu richten. Hiervon hörte der „Teuljch-ösierreichischc C lub" und da die beiden Clubs durch ein Execuliveomitü als gemeinsame Opposition ver bunden sind, so ließ er durch leinen Obmann wegen de- Beschlusses im „Deutschen Club" Vorstellungen machen. Die VvrlleUungen scheinen in so sern grsruchtel zu haben, als der „Deutsche Club" a'« solcher eine Adresse nicht absandte, sondern nur dir Mitglieder desselben die BiSmarck Adresse Unterzeichneten. Aber auch diesr Form wollte der „Deutsch- öilerreickische Club" nickt billige» und nahm deshalb am 4. d M. folgende Resolution an: „Der Deuisch-österrelch Icke Slub. welcher die Berlbeidignug der Interessen deS demiche» Bolle- l» Oesterreich stelS in die erste Reihe feiner Ausgaben stellt, betrachtet dlei» Beril'eidigung at- eine durch aus inlerne Angelegenheit de- staatliche» Leben«. Nachdem der Deulsche Club, enigeqen den mti dem Dein ch-Ssterreich schen Club ge- n offenen Bcremdaniiigen ilber die gemeinsame Bebaiidiung politische Fragen einseitig eine dem obigen Grundsatz widerstreiiende Knnd- gcb.n-g beschlossen „nd dadurch eine wesentliche BerSnderung drr dift- herigen engen Beziehungen zwischen beiden lllub« derbeigetührt Hai, behält si» der Teulich-Siterrc chilche Tlnb vor. sein ktlnsiiaet Perhöll- nlß »nm Deutschen illub s» Weiler« Erwägung zn ,leben". Diese Resolution behagte nun dem „Deutschen Club"
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