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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-14
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1886
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Erscheint täglich früh Ü'/, Uhr. Uedtrtl«« nnd Lrprdilion Iohanaeegasje 8. Sprechstonörn der Nr-attioo: vormittag« !0—13 Udr. Nachmmag« 5—6 Nhr. l>> I- Sluckt»»« e>«,»(«»dtrr IN-,uicri»t« »»cht sich tic Sketacnrn nichl »rrtinNich. «»nähme »er für »te «kchstfslgeude Nummer »«stimmte» Ankeratc an 2S«che»ta«en »«« 5 Uhr Nackmitta«». an L«nn-«»» Kettta«rn früh ki»'/,» Uhr. In trn Filialen für 2ns.-Annahme: LttB Me««. UniversllätSstraße 1. Laut« Lüsche, Katharinenstr. 23, p. «nr »i» ' .8 Nhr. MMgcr.TagMalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 73. Tvmrtag den März 1886. Auflage IS,»S0. ^boiliirmriitspreis vierlclj. 4', ckNK. incl. Br ngcrtotm 5 Mk., durch die Pech bezogen 8 Mk. Jede kuiz-In» Kummer SOP. B> legexemrlar 1(1 Pf. Gebübre» nie Exiraberlagr» (in Tageblatt-Forma« »esal«) al>ne Poslvrsvrberung 50 Mk. Mit Poslbrsörderuiig 60 Mk. Inserate stgeipaitene Pckitzeile 20 Pi Größere Lchnsleu laur uni Preisverzeichmii. Tabellarischer ii.Zisserniatz aach tzöyermTaris. Urelamen »ater dem Redacnon« strich die «gespalt. Zeile 50Ps, vor den Familiennachrichlen die Ogeipalienc Zeile 4(1 Pf. Inserate sind Hel- an die vxpedittan zu sende». — Rauali wird »ich, gegev.n Zahlung pracuunivranclo oder durch Post» nachaadme. ' 8V. Jahrgang Amtlicher Theil. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaiser» wird Montag, den 22. dfA. MtS., Staehmittags S Uhr ein Festmahl im Krystallpalast stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran bctheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkarten ü 4 ^8 bis Mittag des 21. dss. Mts. auf der Nuntiatur im Rathhause zu entnehmen. Leipzig, den 1V. März 1886. Der Rath der Stabt Leipzig. O r. Tröndlin. Hentschel. SeSentliche Sitzung -er Ltudtuerrr-neten Mittwoch, 17. Mär» »88«, A--»d« «/, Uhr, t« Daate der L. Bürgerschule. Tagesorv nung: I. Bericht de- GaSauSsckuffe« über Abgabe von Ga« zum Provuctionspreise an die angticanische Kirchengemeinde. II. Bericht über Conto l0 „Wohlsabrtspolizei" Au«» gaben VII Pos. 31—36. Conto 4l „GaSdeteucb- lun^r-Anstalt", Speciatbuvget: „Gasanstalt I". Gpecialbukget: „Gasanstalt II" ausschließlich AuS- gaben XIV Pos. 5, 7. 10. ll. Specialbudget: „Ga», anstattI und II" ausschließlich Ausgaben IV e Pos. 1. 6 Pos. 4, 5, V Pos. 10—l 2 de« Hau-Haltplane« auf das Jahr 1586. Hl. Bericht des Lösch« und bez. BouauSschusse» über Conto 11 „Feuerlöschwesen" de« diesjährigen Hau». haltplane». vriiamitMchmg. Die jährlich von, Thomanerchor u»o dem Stadtorchester bewirkte Aiijfübrnng einer PassionSmustk, welche früber am Ckarfrcitag, in de» letzten Jahren am Palmsonntag stattfaud, wird von »un anal« musikalischeEinteilung-feier zurPajsion«- zcit »nv zwar in diesem Jahre in der BeterStirch« a« Toimtmg Iuvocavtt, de» 18. Mar»z PcachwlttagS 8 Uhr, abgebalten werden. Zur Ausführung kommt hier zum ersten Male Friedrich Ktel'6 »vq«I«w t» 8v» «lor. Der Eintritt ist unentgeltlich. Leipzig, den 6. März ld86. Die Airchtnlnspeclion für Leipzig Der Superintendent. Der Rat- der Stadt Leipzig. Pank. 11r. Georgs. Kretschmer. VeklNllitmllchung. A»S der Apcl'schen Stiftung zur Bestreitung der Kosten des AnsdingenS und LoSsprechenS und zur Beschaffung von Lehrbellen für arme Knaben, welche die Schneider' oder die Schuhmacker-Prosession erlernen wollen, sind einige Spenden zu vertheilen.. Bewerbungen darum sind längsten» bi» zum 30. April d. I. schriftlich bei un» (EingongSbureau, Rathhaus, 1. Eloge, Zimmer Nr. 9) einzureichen. Hierbei bemerken wir. daß solche junge Leute, welche bereit» in der Lehre stehen oder außerhalb Leipzig» in die Lehre treten wollen, nicht berücksichtigt werden können, und daß hier ort-angehörigcn Bewerbern in der Regel vor aus wärtigen der Borzug zu geben ist. Leipzig, den 9. März 1886 Der Rat- der Stadt Leipzig. Krumvi Ilr. Georgi. diegel- rvaldpssanzen-verkauf. Bon dem städtischen Forstreviere Bnrgane können in diesem Frühjahre durch den Herrn Revierverwalter Dtetze im Forsthau- Burgaue bei Bö-litz«E-reaberg nach- steheuke Holzpflanzen zu den beigesetzle» Preisen gegen Baar- zahlung oder Nachnahme, sowie vorheriger Anmeldung be zogen werden. enm Holzarte» »r». cm l 4 am« Mk. PI. 10-20 25-30 10-1S 25—30 10-15 20-30 30—35 tPlINtkN Mk V,. I 60 75 — 60 — !?5 12 — ! 40' - 20 — SO — I. Laubkölzcr. a. Laatpslanzen. 50,000 I jäbr. Elchen, Unsren« psckimeulat» rodur 10,000 2 jLhr. Eiche», tzneroi» peckunculat» ! rodur 25,000 1 fahr. Rotbbuchkn,?nM>e 30,000 2jäbr. omerik. Graueschen, brsicillu« pudonconn 30,000 l jahr. L cken. Vrarinn, oxeel,ior 20,0(D 1 » Ahorn, 5e«r pl»t»noi>Io? 10,000 l - eschenbl.Ahorn.Xcorimjoumlo ! b. Heister u. AlleebLume re. 10,000 Aschen, I'r»iünu eroeleior 200—300 2,OM ... zu Med s bäumen >500—600 I.OOOAmerik. (Äraueschen, krarian, pn- ! denoons !250—300 2,000 Eschenbl. Ahorn, Xoer voxun-io 200—250 5001 .... 500—600 L 3M Ahorn, .4cer i>I»t»ooi<loo, zu Allee- bäumen 350—400 1 2M Linden, rili» pnrvib.Ii» 350—4M 1 2.0M Lindenbüicke. 'Pili» uarrisaliu 150—2<>0 — 1.000 Kastanien, ^o»ulu«l,vi>i>»ca»t«wuiu 150—180! — IM), . . . "" 200 Ebereschen, öardiiu Liunparia II. Nadelhölzer. 4,000 Fichten mU Ballen, t'iuu» pic«» 500 » - « B oO^^s » » « « 1.000. ... Leipzig, am 16. Feirnar 1886. Des Rntti» Forstdeputation. las «ormaliuc Vdaussceg lder 8tn»ahme-Ha»ogr»»»st«ck mit «arten und sonst g m Zubehör soll ehebuldigst vcliiiiethet oder derknii r lorlden. rafselbk rignct sich belonder» ,«« 8»««erause»ttzalte. Aestcctanlen wollen sich wegen de» Weiteren an Unterzeichneten wenden. Laanemitz. den 13. Mtlez I8S«. Der Grmet»»e»arft«»v. E u l e n st e i n. 250- 3M — 3M-l 75-125 - 200-225 l 3M-4M l 500 I Sv! — 25 IM — 50 40 — -, 10^ — oO 45i — 50 40! — 50 ^ 40! -! M 25 120 50 140 Lrlcdigt hat sich unsere Bekanntmackuug vom 23. Januar ». 0-, ba« treffend den Cchiielder eselleu Juli«» Eduard Gustav Lauge. Leipzig, am 6. Marz >886. Der Rath der Stadt Leipzig. <Rrme«a«t.) S.W.: l-r. Schund. Poppe. Gesucht wird der Kaufmann August Alexander Theod.r Rot-, geboren de» 27. Alrgust l826 in Leippg, welcher zur Fürsorge für sei»« FamUie auzuhalten ist. Leipzig, den 8. Mär; «886. Drr Rath der Stadt Leipzig. (Arnieuauit.) Z. B.: i)r. Sckmlb. Popp«. 8 >tzr Zimmer S. Srneraloersummtuns »er crtstraiikrnensse XI für L«»et»eret un» Pnzzmacheret für Lei» Montag, »en 22 Mürz 188». Ade«! Bureau drS BrrbandrS, Wcstftraße Nr. L2, I, ragelordunaa: 1) veschknßfass,«, über »HOWin«, dw H. Statut». 2) Weitere sich daran onkn-pfende Anträge de» Vorstand«». Thellnehmer au drr Versammlung sind die Herren Vertreter der Mitglieder und der Arbengeder. Leipzig, den 10. März 1886. Der Vorsitzende: E Ballstädt. Kap. MgeNW.^o Gknerlllvkrsammlnng »er vrtskrantrncaffk VI skr die Papier-, Leder- und (Snmmt-Fndustrie zu Leipzig »ud ttiugegeud Mittwach. den 24. März 188«. Abend« 8 Uhr Burcau de» Verbände». Löeslslraße 33, 1., Zimmer 5. TaaeSordnilng: 1) Beschlußfassung über Abänderung de- tz. 1 slg. des bl-hcrigen SlaiulS. 2s Weitere sich daran aukniipsende Anträge des Vorstandes. Theilnehmer an der Versammlung sind die Herren Vertreter der Mitglieder »nd der Arbeitgever. Leipzig, den 11. März 1886. Der Vorsitzende: A. Göhring. Kap. Gentralversammlung der vrtdtraukeucasse IV für die chemische Auduttrie zu Leipzig und Umgegend Dirn-tag. de» 22. Mär» 188«, Abends 8 Uhr Bureau de» Verbände», Weststrahe 32, I., Zimmer 5. Tagesordnung: 1) velchlußsasiung über Abänderung des ß. 1 slg. de» bisherigen StatnIS. 2) Weitere sich daran anknüpsende Anträge des Vorstande». Tdeilnehmer an der Versammlung sind die Herren Vertreter drr Mitglieder und der Arbeitgeber. Leipzig, den 11. März 1886. Der varfltzeude: vr. Willmar Schwabe. Kap. Generalversammlung »er LrtSkraukencasse XIV für vaugr»erde zu Leipzig und Umgegend Dienstag, den 22. März 1888, Abends '/,7 Uhr Restaurant Trtctschler, Schuistraße Nr. 14. Tagesordnung: 1) Beschlußfassung über Abänderung de» st. 1 slg., snSbesonderr sttz. 38—66 de« bisherigen Statuts. 2) Wei-ere sich daran ankniivsende Anträge de< Vorstände». Tdeilnehmer an der Bcriainnilung sind die Herren Vertreter der Mitglieder und der Arbeitgeber. Leipzig, den 12. März 1886. Der Vorsitzende: R o st. Kap. Generalversammlung der Drtdkrankeucaffk XVIH tüe>»rr> z» Lettzztg »nd Umgrgend M»t««ch. den 24 März 188«, Nach«. 4 LH» Restaurant Trietichler, Schulstraße Nr. 14. lagerordaung: 1) Beschlußfassung über Abänderung de« st 1 flg. de« bisherige» Statut-. >) Weitere sich daran ««knüpfende Anträge de« Vorstand»«. Theilnehmer an der Versammlung sind die Herrea vrrNet« der Mitalieder und der Arbeitgeber. Leipzig, de» 11. Mär» 1886. Der Vorsitzender lchler. Lrietschl Kap. Loncursvnfatzrtn. In dem Eoncnrsvrrsahren über da« Brrmö:en de« Gchnittvaaren» Händler» Grrson 8el»stock zu H»hrn«älsr« ist zur Abnahme der Schlußrechnung de« v rwaller«, zur Erhebung von Einw, nduiigrn argen do« Schluhverzrichiiiß der vet der Berideilung z» derück- sichligentea Forderungen und znr Be'chlußfosiuiiq der Gläubiger über die nicht veriv-rthbaren VermögenSstücke der Schlußtermin aus Freitag den 16. April 1886. Millag« 12 Uhr, vor dem Köatglichen Amts gerichte Hierselbst bestimmt. Hohenmölsen, den 5. März 1666. Carl. SerichtSichreiber de« Königlichen Amtsgericht-. Nichtamtlicher Theil. Nichts gelernt und nichts vergesse«. m. * Wir haben in unsere»! gestrige» Artikel dargethan. daß i» gesteuwärt gen Reichstage sich zwei Parteien befinden, «eich« »ach ihrem ganzen Auslreten als grundsätzliche Gegner de« neuen beuiscken Kaiserreich« angesche» werden müssen und von denen jede bemübl ist, da« Reich in seiner Kräsligung und Entwickelung auszubalte». Diese beiden Parteien. die uitramonlane »nv die soci a l dem okra ti sche mit ihre» Nubäugset» von Polen, Weisen, Elsässer» und BolkSparteilern würden bei Weitem noch »ickl die Mehrheit bilden, wenn ihur» nichl ein Bu»deSge,iosse a»S demjenigen Lager erivach'e» wäre, in dem wir beule d > e Mäiiner sinden, welche die Erb schaft hpr Linken de» FrankinNer ParlamenlS aiigelrelen habeu uud aus welche haupliäcklich da« Wort Anwendung er- leibet: „Nicht« gelernt und nichts vergiften." » ist nickt »ötlsig. aus die Gesch chte der preußischen Fortschrittspartei an dieser Stelle de« Näheren ein- lUgehen. ES ist allbekannt, wie diese Partei in den seck«ziger Sabre» durch beharrliche Berwcigerung der Mittel zur Reor- aauisatioo de« preußische» Heeres die deftigsten, den preußischen Staat in seine» Fugen erschütternden BersaffungSkämpfe berauf- deschwor, Kämpse, welche nur durch die »och größere Energie und de» klaren, zielbewußlen Willen de« König» von Preuße» nud seine» leitende» Munsters zu einem gedeihliche» AuStrag für Preußen und Dculschlaud gelangten. E- ist dann ferner dekaunt, wie in der Fortschrittspartei nach den Ereignisir» . m 1266 zwar ein Trennung»- und ReiniglingSproceb statt fand, «ie aber ein nickt unbeträchtlicher Theil dieser Partei aucknach l88S seine dem Neuscköpser Deutschland« feindselige Po Sk fortsehte und diese Politik de« NichtlernenS und NichlS- persteffen« in den norddeutschen Bundestag und später in den deutsch«» Reichstag übertrug. Ein Paetiren mit der XeginnuiH gab rS für diese sich Fortschrittler nennen de« Politiker nicht, sie hielten, unberührt von den Zeiterr»t»iisen, mit Starrköpfigkeit a» ihrem ölten ku»pk«irii»« Standpunkt, welcher «och wie vor in der Mpch. versafs-og von »849 da« Ideal erblickt«, fest und der 'F«.zpi»'ide, cvosututionellen Entwickelung, da« gegru- .. Nachgebe» zwistpea den gleschdttechtitztr» gesetzgebend« Gewalten und ein allmäligr« HerauSbilden geordneter Ver- saffiingszustänve, war für sie nicht vorhanden. Ob bei solchem Bestreben, mit dem Kops durch die Wand zu renne», irgend etwa» Praktisches und Nützliche» zu erreiche» war. da» kümmerte die Fortschrittspartei nicht, sie brüstete sich damit, daß sie ,daS Princip wahre". Aus diese Weise ist c» ge kommen, daß die Fortschrittler nicht allein gegen die nord- deutsche BliiideSversaffung, sondern auch gegen die Verfassung de» deutschen Reiche» gestimmt haben. Nun hatte da» Vorhandensein einer solchen Partei der Verneinung und des HasicS gegen den an der Spitze Deutsch lands stehenden Staatsmann »ock nickt viel zn sage», als unter der Nackwirkuug des großen nationalen Aufschwunges vou 1870—1871 im Reichstag die für kaö neu entstandene Reich treu und energisch rintreiendc» Parteien über die Mehr heit de» Hause» versügte». Ein Glück für Denlschland, daß unter der Herrschaft dieser Mehrheit alle die große» grund- legenken Gesetze zu Stande kamen, aus bene» heute der Bau des Reiche» beruht. 2c mehr wir un» aber von den ge waltigen Tagen, in denen daS neue Reich mit seinem Kaiser aus langer Versunkenheit zur nationalen Wohl fahrt und Größe erstanden, entfernen, desto mehr scheint wiederum der Fluch der deuiscken Geschichte, daß Deutsch land »jemals wegen teö HaderS und der Befehdung der Parteien zur Ruhe kommen kann, sich an da« Tageslicht zu wagen. Weil zu Ende der siebziger Jahre der Reichs kanzler und die Verbündeten Regierungen in wirthschastliche» Dingen da« Aufgeben der bi» babin belretenen Bahnen zum Wodl« de» Balerlaiide- für nöthig erachtete», erhielt die Fortschrittspartei durch den Uebertrilt zahlreicher solcher Ab geordneter, welche glauben, daß man aus volkswirthschasllichcr Basis unbedingt da sieben bleiben müssx. wo man sich unter ganz anderen Verhältnissen hingestelll hat. au» den Reihe» der nationalen Miltelparlei eine solche Brrtlärkuiia. daß die Macklverhällnisse im Reichstage diejenige traurige Verschiebung ersuhren, an welcher er nun seit einem halben Jahrzehnt in bedenklicher Weise krankt. E» ist so gegangen, wie es iinmer zu gehen pflegt, wenn einmal rin vrrhängnißvvller Schritt geschehen welcher aus die schiefe Ebene führt. Tie Ge- niüiber Derjenigen, welche sich von der alten ÄesinnungS- gcineiiischast lossagten und heute mit de» Fortschrittler» die neue leutschsreisinnige Partei bilden, haben sich i» unglaublich kurzer Zeit immer mehr vc,buttert und sieben beule dem großen Staatsmann, der u»> die Gründung beö Reiche» unbestritten die größte» Berdieuste bat. in schroffer Feindschaft gegenüber. Der politische Blick dieser Männer ist bcreilS so getrübt, daß sie beute da», was sie früher für weiß ansaken, schwarz nennen, daß sie überall die Gespenster der Rcaction unigehen sehen, ihre ganze politische Vergangenheit über Bord werfen und damit auch ihre nationalen Verdienste, welche sie früher erworbei, d>iben. vernichten. Wen» e« nickt gar so traurig wäre, so müßte mau darüber lache», daß rin Mann wie der Abgeord nete N ckert, der noch vor wenigen Jahren den Mstilairrtat, da« Socialisteiigesitz »nd andere Vorlagen aus da» N-ickdrück» lickste gegen dir Fortschrittspartei vertheikigt--, sich heute im Reichstage schlimmer als der Abgeordnete Richter gibcrdct und diesen in de» Angriffe» aus den Reichskanzler und die denselben unterstützende» Parteien zu übertrumpfen sucht. Seit geraumer Z it ist nun die d.-ut schsreisinnigc Partei in eine Art Carlellverhältnch mit dem Ce nt rum unk de,, Socialdemokraten gelreten. und sie hal damit da» Maß de» schmachvollen AergernisseS erfüllt, welche« ibre Haltung i» de» Auge» oller Patrioten bervorbiingt. Wie weit die Aiineisuiig de» nationale» Einpsintcn» bei den Doulsck- sreisiiimge» bereit» geht, da» habe» sie bei den Polendebatleu und bei der Behandlung der Eolvinaisragen gezeigt. Tic deutschsreisinnigen Redner im Reichstag schäumen auf. wenn ihnen diese antinationale Haltung vorge- halten und der Werth ibre» Patriotismus darob a»- gezwcijelr wird, aber an der Tbalsache, daß da» Reick u»o seine Institutionen beute in drr deulschsreisinmgen Parte! nur „och sehr schwache Stützen finde», wird de-balb »ickis geändert. Unter ton Parteikämpsen ist da- Berständniß für national« Fragen in dieser Partei so weit abgestumpft, daß sie den ganzen Gang der Ereignisse in de» letzten 25Jabren ver leugnet und meutt, daß wie e» berAbg. T raeg er >» Leipzig behauptete, die „deutsche Einheit dein Fürsten Bismarck als reise Fruckl in de» Sckvvß gefallen ist". Dein Reichskanzler Dankba>keil zu bekunden für da-, waS er an unserem Valei- iande gcthan und ihn zu nnterslützen, bezeichnen die Deulsck- slrisinnigeii als „ hündische Schweifwedelet" und der größte aller lebenden Staatsmänner muß e- sich gefalle» lassen, daß er heule von de»tschsreisii>»igen Rednern im Pa>- lanient und in rculichsrelsiiiuigen Blätter» in schimpjliwer Weise aiigegrisse» wird, wie cS früher vor deni Erlaß des Socialinenges tze» n»r die socialdemokratischen Blätter tbalen. Herr Eugen Richter, der ..Hüchsicommanbirenb«" der Deulschfreisinnigen, hält den Zeilpuncl wieder für günstig, »i» im Reichstag, wo er schon srüber einmal das bekannte Wort „Fort mit Bismarck" sprach, eine seiner Reden mit dem Satze zu sck'mückei, „So kann, so darf nickt weiter regiert werden." Und alie Anzeichen deuten daraus bin. daß dieserEttlivicketungSgang der tentschsreisinnigenPartei noch nickt abgrlcklossen ist. Diese Partei, kaS isi ihr »»adänderlichesSckick. tat und da« bat sckon eine ihrer trüberen Größen, Johann Jacob», gezeigt, rutscht immer tiefer und tiefer und wo sic schließlich anlangcii wird und anlangcn muß, da« ist klar — bei der Socialtemokratie, die sie ja auch schon jetzt bei den Wallten und hei anderen Gelegenheiten unterstützt, um natürlich auch umgekehrt den gleichen Liebesdienst ge leistet zu erhalte». So ist denn die deulschsreisinnige Partei von heute diejenige Partei, von welcher wir in Nutz anwendung der Vorträge des Herrn Pros. Maurenbrecher leider sagen müssen: sie hat nichts gelernt und nichts vergesse»! Die Confereu) in Aonstantinopel. Die Verhandlungen der Mächte über die Berhälloiffe aus der Balkanhalbinsel werden seit einiger Zeit mit dem Schleier des Geheimnisses bedeckt, die Nachrichten, welche an die Oeffent- lichkeit dringe», sind meist in die Form des Gerüchts gekleidet. Lo hieß cv noch vor Kurzem, daß Rußland Kcnstantinopel al« Ort der Conferenz abgclehnt habe, während beute kein Zweifel mehr darüber besteht, daß die üonsorenz in Kc»- stantiuopel entweder demnächst zufammentreten wird »der stdmr zvsatzimeutzsttetru ist. Der Stein de« Anstöße« sL, dir Theilnadmc Fn.streich« an der Eovserr»;, die Errichtung «stier Zollgrenze zwischen der Türkei und Bulgarien, ist beseitig», unk auch rin klebrigen scheint vollständige« Einderstäoduzß erzielt zu sein. Rußland wollte zuerst nur in eine Bot- schasterconserenz willigen, nun wird aber dem Wunsch drr Türkei entsprechend eine europäische Conferenz stattsinvcn, um taS türkisch-dulgarische Abkommen zn bestätigen. Ausfallend ist. daß vor der Conserenz ein Abgesandter VeS Kaiser» von Rußland in der Person deS Generals KanibarS in Wien ein- getroffen ist, und baß die Abreise de» König» von Serbien und seiner Minister nach Nisch wegen der in Belgrad erwartete» Ankunft de» österreichischen Gesandten Grasen Khevenhüller um einen Tag verschoben worden ist. AnS Athen wird glrich- zeitig gemeldet, daß die Mobilisirung der zwei Reserveclaffe» mit Rücksicht aus die Haltung der Mächte vertagt wurde und daß deshalb bereit» die Frage ausgeworsen worden ist, ob der König veranlworllich sei oder die Minister. Man kann nickt sagen, daß diese Tbatsachen einen be unruhigenden Eindruck macken, e» wirkt vielmehr befremdend, daß die Absichten der Mächte »ickl klar und offen bervor- trete», man kommt dadurch zu der Empfindung, daß in Konstantinopel Komödie gespielt wird, und daß alle Ver, anstaltungen. welche dort vorbereitet werden, nur dazu dienen sollen, den wahren Sachverhalt zu verdecken. Ist cS nicht sehr auffallend. daß cine Depesche, welche die Ucbcr- rcichuiig de« Beglaubigungsschreiben- de- neuen englische» Botschafters beim Sultan meldet, ausdrücklich hcrvorhcbt, daß dabei die gegenwärtige politische Lage nickt er wähnt wurde? Wenn der Sultan zn den Absichten Eng- landS Vertrauen hätte, dann hätte er doch wahrlich hin reichende» Stoff gehabt, um dem bisherigen Vertreter Eng land- in Rußland, Thornton. sein Herz anSzuschütlen Aber wie kann der Sultan zu einrr Macht Vertrauen habe», die ibre Geschicke wieder demselben Manne anvertraut bat. der vor vier Jahre» mitten im Frieden Alexandrien bombarkiren ließ? Daher rübrt eS auch, daß die Verhandlungen, welche Drnmmond Wolfs und Mukhtar Pascha i» Kairo führen, nicht zum Abschluß gelange» können. Gladstoiic beobachtet über die Sachlage in Egvplcn Schweigen, angeblich, um t.e i» der Schwebe desindlichen Verhandlungen nickt zu stören, i» Wahrheit, weil er »ock nickt den Weg gesunken bat, a»> welchem er in die frühere Politik der Ränke »nd der Willkür zuriickglciten kann. Wenn Englands heutige Regierung an der von Salisbury veranlaßlen Maßregel seslbält, einen An griff Griechenlands gegen die Türkei zur Sec durch eine Floltenkniikgehnng zu Verbindern, so geschieh! daS nicht, weil Gladstone damit einverstanden ist. sonder» nur deshalb, weil sich England durch die vorherigen Schritte SaliSbury's in eine Zwangslage versetzt sicht, die eS nicht willkürlich be seitigen kann. DaS charakteristische Merkmal der gegenwärtigen Lage aus der Balkanbalbinsel ist, daß in Bezug ans die ostrumeliscke Frage nur davon gesprochen wird, waS Rußland zu tbiin gedenkt oder beschlossen bat. daß die griechische Frage als ven der Haltung England» abhängig betrachtet wird, und daß die Ailsck>e>dii»g über de» scrdisck-bulgarischcii Frieden in W>e» getroffen wird. So kreuzen und berühre» sich die Interessen der betbeiligtr» Großmächte aus der Balkanhalbinsel. u»c Dentscblanv bat die Ausgabe, dafür Sorge zu tragen, daß schließlich a»S dem Spiel der Kräfte, welche dort thätig sind, cine Verlängerung des Friedens bervorgebt. Der Friedensscklnß von Bukarest kann nickt al- ein Frieden-Vertrag im eigentlickeii Sinne angesehen werden: der am 3. März unterzeicknele Artikel kann nur die Einteilung zn den Vereinbarungen bilden, au» welcke» sich da» künftige Verbältniß zwilchen Serbien und Bulgarien entwickeln soll. Die Grenze bedarf der genauere» Feststellung, wie ver Handel» verkebr, und schließlich muß auch die Frage der KriegSenI- schädigung zun, AuSlrage gebracht werken: denn wenn Serbien aller Verpflichtungen zuiE»tsckädig»»gdeSsiegreichen Bulgarien« enthoben wird, so ist da» eine so schreiende Ungcrechtigkert. das, Bulgarien darüber nickt hinwcgkommen kann, krrSlachel bleibt zurück und wird früher oder später z» Repressalien treiben Die Balkanhalbinsel ist feil dem 28. November, dem Tage de»
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