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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188604078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-04
- Tag1886-04-07
- Monat1886-04
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1886
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i » r» 0 r, s 1« u« r- «— «b— »7» v.— «.- »ky -)i>0 ltÄ A.7» X— »- «- »« >«^a A.- L- «.« >os- Ä» llL- «».-> ws- u».- L- >»»- L2 7»^ 1t» i pril- »u»t- rokai 1-Llni D«>«- nuig;: ».''OI urntt. -4.03. mdfer »: in tfnhrl- L «er »(ö<4) ts«ltch früh 6'/. Uhr. Rrß«kt1<» >«d ErPttM«, J«ha»»e«gaffe 8. -M-ech-ruidr» der Lrd«ti<»: varmittag« 10—13 llhr. Nachmittag- ö—S Uhr. Am»»»» m» »», m« »Dchchfal,«,», A»«»er »aftM,«», -»»er,», a» Sach—ta,e» »ts » Uhr »achmittaas. a» La,,-»»» Frstt,,«n sriitz »t« '/.»Uhr. 2« de, Mtllirn ffir S,f A»,«tz»r 8L.'NL;L»'LL >«r »t» '/,» Atzr. UchMer.TagtblM Anzeiger. Organ sir Politik. Localgeschichte, Handels- «nd GefchLstSverkchr. ««flog« LLLLV. ^bonannralapreia viertelj. 4'/, Md. iacl. Br naerlohn 5 Mk., durch die Post bezageu 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pl. Gebühren für Exlrabeilagen sin Tageblatt-Format gesalzt) »h«e Postbesärderung 50 Mk. «tt Postbesärderung 60 Mk. Inlernte KgespaltenePetitzeilk TOM. Grßßere Schrlstrn laut uns PretSverzeichaiß. Tadrllarischer u. Ziffernlatz nach höh,rm Tarif. Kttlamr» »»«er de« «edartioutstrich die taefpall. ArilebOPs., »,r den Familirnuachrichte» dir Lqeipalieue geile 40 Pf Jnlerate sind fiel« an die bepr»i»ta» zu sende». — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung prneoamerauüo oder durch Post nachnahme. ) g?. «««»och den 7. April 1S8L 8V. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Nelinichmuhiag. —> die Königliche Krei«bauplmannsch«ft hier d«rch ve«rdnm,g vam 1». vorigen Monat« da« «»chftrhnrdr Ort«, statat, betreffend den «»chmet« de« «edtrfietffe« bei G»<h*il»«g »an «ast. ,«d Scha»k»trt»sch«ftä- M»»e«s«»»e», welche« wir uoler Zustimmung der Herren «tadtverorvneten errichtet habe», genehmigt bat. wird letztere« «tt dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß di« Bestimmungen deffelben in Gemäßheit van st. » de« Ge. setzM da« 1b. »pril 1884 sofort in Kraft trete», ltzchtzig. den 1. «pril ,88«. Der Math -er Stadt Brtpiia. vr. Georgi. »uhortn». S»tsstatut M» dj» Stabt Leipzig, d-t«ffe«d dr« «kachmrl« d«O VedstrsniffeS dri Erthrtlung »«, Saft» «ad ^ Scha»rmtrtds«-aft»-E»»ees-»«»». Än Gemäßheit da« ß 33 der Gewerbeardnnng vr« TI. Juni 1869 bez. 1. Juli 1888 nnd der Berordanng de« Khnigtich Sächsische« Ministerium« de« Innern »am »t Juli tsttzd wir» tiermit bestimmt: „Die Srlaubuiß zu« Betriebe der Gastwirthschast »nd zu« Aosscbänken von Wein, vier »nd anderen geistigen Ge tränk«, wird den Inkrafttreten gegenwärtige» Statut« »nch in soweit, al« ein» solch« Erlaubniß nicht schon nach der an» aezaganen Ministerial-Berordnung den Nachwei« eine« dar» han»««»n vrdürsniffe« vorau«setzt. »an d«n Bedstrsnitznach» weis« abtzLngjg gepiackt." ?eipziq. am S. Mürz t88«. Drr Natd Dl» St«dtVrr»rd»rtr« dar Stadt Lripztg. drr Stadt Srtpzta. (l^ S.) (gez.) Or. Äeergi. (I». S.) (gez.) vr. Schill. Hentschel. Nachdem vorstehende« Ort«st»tut die nach G. l<T der Grwerdeorbnung rrsorderlich« Aenehmignng gesunde« hat. ist hierüber gegenwärtige« Dorret unter gewöhnlicher vallziehung an«grsrrtigt werbe», tieipzig. den l». M>rz 188«. Dt« Kä»iglich»e Krrtäha«pt««»»sch«st. ll». 8) (g«Z) Graf zu Münster. Släsel. Vekanntmachung. Die Loos««g-fchetur der in, Iabre lS8« in -einzig- Stadt gemusterten militairpflichtigei, Mannschaften find «in- gegangen und liegen aus unserem Quartirramte. Stadtbau«. II. Glschotz, Zimmer IV7. zum Abdolen bereit, wa« hiermit zur Kenntniß der Belheiligten gebracht wird. Leipzig, am 3. April l88S. Der Nath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. Vekannlmachun-. Degen der gegenwarlig stallfinvenven Robrlegungen ist von jetzt ab bi« auf Wnlere« der Aahr»«rt«hr durch die Srter«stra-r nur «och t« drr Nichtaag «ach dr« Markte z« gechattet. Leipzig, de» ». April >888. Der Nath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi. H-nnig VrkaunlMchllug. D«r in unserer zweiten Gasanstalt bereit« vorräthig« und von jetzt an bi« zu« 1. Juli 1887 zur Erzeugung gelangende Theer soll im Gubmissi»n«wege im Ganzen «der in einzelnen Partien znm verkaufe gebracht werben. Die Bedingungen werden aus bezügliche an die Verwaltung der zweiten Ga«anstalt Leipzig-Eonnewitz zu richtende Anfrage kostenfrei abgegeben. Die Gebote sind nebst den Bedingungen unterschristlich vollzogen und mit der Bezeichnung .Tbeer der zweiten Ga«» anstatt" bi- zum 16. April d. I., NacbmittagS .6 Uhr ein» lreffend bei unserer Nuntiatur, Rathhou« Leipzig, einzusenden. Leipzig, am 5. April 1888 Der Nath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi. Da« am T3. Juni 1881 zu Nr. 714 von un« für die am 14. September 1887 iu Neuscköaeseld geborene Johann« Helene Vuchheim au-gestrllte Arbeit«buL ist verloren gegangen und bitten wir. Wahrnehmungen über dessen Verbleib bei un». Obstmarkt Nr. 3. II.. (Stadldao«), anzuzeigen bez. da« Buch anher abzuliesero. Leipzig, am 29. MSr» 1888. Der Nach der Stadt Vr. Georgi. Neichel. Bekanntmachung. Heute ist der Markthelser Herr Karl ffrievrich Brranrr, Ritterstratzr Nr. 38. II. wohnbas«. ttir ge»erb«m>1ß,gen A«»tid«ng der «itkroskoptschea Atrtschdrscha« verpflichtet norden. Leipzig, den 2. April >888. Der Nach der Stadt L-tpzt«. Vr. Georg». Eichorin« « jetzt den», Infolge Schließung der dler domlcilinrn »rinkrn-aste „Pru. dentta^ lriogefchriedenr -l>f«casie) nimmt der Unterzeichnete Verband VeranloffmiL diejenigen Herren «rbeugrder, bei denen sich ehemalig» Mitglieder odenqenannler rtrankencasie „ Arbeit befinde», daraus aufmerksam z» machen, tah diele Personen mit de« 31. Mirz er. de, vn«kra,keacossen zugejalle, nad daß dieselben »«erweilt zur vrrmeidnog der i, tz. bO bez. 81 de« Krankenversicherung« .«csin,« ooroeiehen«, Rnchtdeile ans de« oorgeschriebeo«, U«ge ,,r An «elbvng »» briooen sind. -eipziq, «m L. AvrU 1888. LrrLochMtd »er vrl«tr„»en reffen z» ketcht, nnd Altert Vroähan«, Vorsitzender. K-Pitzkh. Vekanntmachnng, dir Aaainldaag ta«dftpa»«»rr, sowie dli»drr Ktadrr drtr. Gesetzlicher Bestimmung -emiitz sind taubstumm«, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in da« schulpflichtige Alter in hierzu bestimmten öffentlichen »der Privakanstalten unter, rubniigen, sofern «ich» durch die dez» verpflichtete» anderweit für ibr« Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern »«her dt« hier wohnhafte» Eltern solcher Kinder, beziehentlich di« Stellvertreter der Eitern, tzierdnrch aus, alle »i« jetzt noch nicht angemeidetea. i« »oik«schnl- pstichtigen Alter flehenden taubstummen, sowie blinde« Sinder dehuf« deren Ausnahme in eia» Anstalt spätesten« bi« zu« LS «prt» d. I. schriftlich bei uns zur Anmeldung zu dringen. Leipzig, am 30. März t888 er Sch«lau«schust drr Stadt Leipzig. vr Pouttz. rehnert. da« erst« Mal »or drei Jahren, ai< die neuen Zollvoriagen gemacht wurden. Auch ist in neuester Zeit wirberholl vom «Ürklritt de« Finanzwiaister« v Scdol, die Rede gewese,,. und man nannte auch dereit« den Ersatzmann. Da« l»'t Gerüchte, aber die Dhatsachr. welche darau« rrhrllt, ist. da« der Kräsleverbrauch angesicht« der großen noch ungelöllr» Ausgaben rin sehr großer ist. Da« Hauptmerkmal drr gegenwärtigen Neich«tag«session >s> die Berringeruna de« Ansehen«, welche« der deutsche Reichstag bisher genoß. Man wird sich kaum täuschen, wenn man die Ursachr dafür in dem Mangel an nationaler Gesinnuna sucht, weiche sich innerhalb der Opposition gezeigt hat. Ei» Relcht- lag, welcher sich weigert, dir rrsorderlichen Arbrilskräsle für dir Erledigung der auswärtigen Angelegeudeilen »» besolde», für den die Eolonialerwerbungen nur unnützer Ballast sind, welche die Keime von Friedensstörungen in sich tragen, ein Reichstag, welcher Sicherheil-matzreacln gegen Vir Polonisirung eine« Iheile« von Deutschland für überflüssig und sogar schäd- »ich hält, ein Rr,ch«lag endlich, in welchem eine Partei die Führung hat, welche da« deutsche Reich unter die Hrrrschasl der Jesuiten beugen will, eine solche Reichsvertretung krankt allervina« schwer und brdarf der Heilung. Die Reich«ausgaben lassen sich nur erfüllen durch einträch- tige« Zulammenmiiken von Bunde«ralh und Reich-lag, die drutsche Politik hat ihre Gepräge von dem SiaalSmonn er hallen. der nächst dem Kaiser al« drr Schöpfer de« deutschen Reiche« in der ganzen Welt anerkannt ist. Mit dem Reichs kanzler ist eine verltLodiguna über dir nvlhigen Maßnabmen erforderlich; die starr« Opposition reicht nicht au«, wenn da- Reich seine Bestimmung erfüllen, und wenn seine Wohlsabrl gesichert sein soll Die erste Bedingung dazu ist. daß die nationalen Bestanbtheile de« Reichstage« zusammenbalten. die ziveite, daß die Partei, welche die Politik mit der Religio» vermischt, aufgelöst wird. In lrylrrrr Beziehung schweben Derbandlungen. deren Abschluß unmittelbar bevorzustehen scheint. Wir wollen un» keiner Täuschung hingrben, eS wirb auch nach dem sogenannten Ausgleich nichl an Streitfällen fehlen, welche da« Dasein de« EentrumS als politische Partei verlängert, aber an Einfluß wird sie der- iierrn und es werden Tveile von ihr allmätlg abbrvckcln, wir r« jetzt schon bei den Abstimmungen über da« DociaUstengesetz geschehen ist. Belle Uedereinstimmung über olle Maßregeln der Reich«rrgirrung mit der Volksvertretung ist nicht möglich. Büb RtfchblüsiSVükllLM. äber wenn e« sich um nationale Ausgaben handelt, muß der - t'«.ch»:ag stet« aus Seilen de« Reichskanzler« und de« mit Man kann nicht sagen, daß wir un« unter Verhältnissen ^ « »verstandenen Bundesrath« zu finden sein, sonst leibet befinden, welche einer ruhigen, gleichmäßigen Entwickelung ", Reich Schaden und da« kann auch die deulschfreismnige günstig sind; auch da« Nervensystem de« deutschen Reiche« hal "net nicht wünschen. * Xn «inan sannen, nnbamlttalten veoMebeo. äer atah öa» v»o<tel»raoäs viäman »,U »uä baratta äl« Oanlläoatlon ram ktns3krln-kral»lltl»aoät«a»t arrraeba« Kat, i»l Otr 8cdul- jakr 1886/87 «Ina krotateUa in ä«r siekNieradtbetluiiU So» taed- vi»eo»c>uckUiob»» 6ur»u» ä«r k >«ir»nttiek«n Haa-iel.lakraneurlt ,a varnaban. blit valenan uotarmät,»« «dntUiesi« Lauvdanneo «na di» apttäman» LV/Lprü ä. an aaokmakanä« .«sraa« «» riedlan. Var Vorntnnä äar vatkanMaban llnnäaliilasirnnatnlt. Saat»« Lraataar, Karl IVoltrum, Voraiireoüer. virector. Loncnrsvrrfahreu. Da« Lanenrsvrrfahren über den Nachlaß de« am 83. December >883 z» Naambarg a. S. versiardenen Vagenbaaer« Eönarb Etzsrr an« Naamdar« a. S. wird »ach ersolgtrr Abhaltung de« DMlnßlermta« tzierdnrch aasgrhob«,. Naomdnrg ,. S., de, 31. Mär, 1886. Käniättche« A»t««ericht. (grz) Ttzräntzart. Nichtamtlicher Theil. von der seit längerer Zeit in Europa beslthenden Spannung sein lbeil odbekommen. Vorlagen welche nicht mit drr Gr« lammtlage Europa« in Verbindung stehen oder tief in die ErwerbSthätigkeil de« deutschen Volke» eingreifen, üben keine binreichrnde Anziehungskraft aus die Reich-boten au«, um ein volle« Hau« zu erzielen. Die volle Aufmerksamkeit de« Reich«, tage« trat nur in drei Fällen hervor: bei der Pvlcndebatte. bei den Verhandlungen über da« Branntweinmonopol und über die Verlängerung drr Geltung de- Socialistengrsetze«. Nebenher erwärmte sich da» Intereste für die Rechtspflege in den überseeischen Schutzgebieten und als Euriosum wurde cer Antrag aus Einführung drr Doppelwährung mit -in Kauf genommen. Fragen, wie die Entschädigung unschuldig Wrurlheilter und die Wiedereinführung der Berufungsinstanz wurden vor leeren Bänken verhandelt, und der Etat, bei dessen Beralhuna sich die Gcmüther sonst zu «Hitzen pflegten, wurde ziemlich ge räuschlos erledigt, kaum daß die Ablehnung der Baugrlbrr sür drn Dampsaviso einige Aufwallung verursachte. Es Ningt fast fremd und wie au« weiter Frrne an unser Gehör. waS der Seniorencouvent de« Reich-lage« am 5. April be schlossen hat. Unter regelmäßigen Verhältnissen würden die Ausgaben, welche noch de« Reichstage« harren, al« ganz be trächtlich und bedeutend erscheinen; so wie die Sachen liegen, lasten sie die Mehrzahl der Bevölkerung ziemlich kalt. Da ist z. B. da« Gesetz über dir Unfallversicherung der land- und forsiwirlhswafllichen Arbeiter, welches noch von der vorigen Session her unerledigt geblieben ist. Dir Senioren de« Reichstag« haben bestimmt, daß noch vor Ostern die zweite Lesung de« Gesetze« geschehen soll. Wir erinnern un« dabei de» Mahnrufe«, welchen der Reichskanzlrr am 26. März ergrhen ließ, daß die sorialpolitifchen Vorlagen beschleunigt werben mögen, weil jetzt noch tnwpu» ntii« sri, man könne nicht wissen, wa» dir Zukunst bringt. Heute ist die socialpolitische Gesetzgebung in den Hintergrund gedrängt und scheint nicht mrhr vre Beachtung zu finden, welch« all- gemn» erwartet wurde. E« läßt sich nicht verkennen, daß die Verzögerung dieser Gesetzgebung nicht aus die Unlust zurückzusühren ist. sich mit derselben zu beschästige«, sondern daß andere näberliegende Aufgaben an un« drrangetreten sind. Al« die Hauptaufgabe bot sich die Sorge für die Bereitstellung der Einnahme» dar. au« welchen die RrichSbedürsniste gedeckt werden sollen, und daß diese Ausgabe bisher unerfüllt geblieben ist, darunter leidet der gesammte Reichsorgani-mu«. Wir brauchen Geld und wir wissen vorläufig noch nicht, wie c» beschafft werden soll. Durch Monopole läßt e« sich nicht ausbringen, da« haben die Erfahrungen mit dem Tabokmonovol und mit dem Branntwein monopol gelehrt, andere Einnahmequellen fließen aber nicht so reichlich, wie e« nvthig ist. va« zeigen alle neuen Steuern, welche seit dem Jahre 1879 aufgelegt worden sind. Der leidige Streit darüber, ob direct« oder indirrclr Steuern. ob Freihandel oder Schutzzoll al« da« Bessere anzusebrn sind, hat die Parteigegensätze, abgesehen von anderen Ursachen, so ge schärft. daß kaum zu bosten ist. daß wir Uber dir Wege, aus welchem dem Bedürfnisse Abhilfe geschafft werden kann, zu einer Einigung gelangen werden. Da« dürfen wir ohne Weitere« al« feststehend betrachten, daß die Reichsbedürsniste groß sind, größer al- wir grhofft haben, adrr drr ganze Or- ganiSmu» würde leichter und besser grhen, wenn die Meinungen nicht so weit auseinander liefen und wenn aus allen Seiten der gute Dille vorhanden wäre, den gemeinsamen Zweck zn erreichen. Die Steuer- und Wirthschastspolitik. welche seit dem Jahre >879 eingeschlagen worden ist. muß sllr un« die Richtschnur bilden, mil der bloßen Verneinung kommen wir nicht weiter; jetzt also gilt e« vor allen Dingen, die Branntweinsteuer in der Form der Eonsumsteurr zum Gesetz zu erheben. Di« fortdauernd« angespannte Arbeit aus diesem Gebiete nimmt I V>e vorhandene» Kräfte übermäßig in Anspruch; der Staats- I secretair Vurchard, walche» dr« Fertigstellung der Brannt- I Weinstroervorlage oblag, ist schon zum zweiten Male erkrankt; Leipzig, 7. April 1886. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt einen Artikel zur Erläuterung der Rede de« Reichs kanzler« in der Monopol-Debatte» au« dem wir Folgende« hervorbeben: Daß die Worte de« Relchrkanzler« (»brr dle loclal-revotniio- Hären Befahren der Zutuns«) »lcht de» Kinn haben, den die sranzüsischen Blätter ihara unterlr-rn, nämlich al« ob der RelchStaazler sich darin gesallen hätte, „klar Nacdbarnatlon, mit der sein Land in Frieden ledt. al« Feind zu de- ze lchnen", muß für jede» nicht voreingenommenen klar sein Hot man sich nicht die Mühe genommen, über die Bedeutung der Wort« de« Reichskanzler« nachzudenken? L« scheint da« nicht der Fall gewrirn zu sri», drn» man hätte sonst begreile» müssen, daß der Reichskanzlrr mit seinen Betrachtungen die Absicht hatte, die Belellichost nicht nnr Deutschland«, sondern aller Staate» aus Befahren hinzuweisrn, welch« ihr daran« erwachle» müssrn, wenn den praktischen llonseqaenzen der lorial-rrvolulionairr» Idee» nicht rechtzeitlg genug durch inner« Frstmung »orgebrug« wird, und daß der Kanzler al« Ausgabe seine« Leben« betrachte, diese Innere Festigung sür Deulschlnnd herbrlzusühren resp. vorznbrrriien. War der Rcich«kanzler hierdrl nicht berechtigt, seinen Blick zunächst ans da« Land ,n richte», da«, wie die Beschichte lebet, stei« am meisten geneigt war, Ideru, selbst den staal-uniwälzendsten, auch die That folgen za losten? Bietet nicht da» gleichzeitig al« beabsichtig» stgnaltstrte Erscheinen der Revoluttoiitapostel Roche- fort und Laguerre aus dem Schanplatz« der belgischen Unruhen, sowie die von dem Orie der Unruhen mitgetheilie Wahr- nehmung» daß untrügliche Anzeichen sür ,,au« Frankreich ge- komme« Aufwiegler" Vorlagen, ebensall« einen Bewei« sür die Be haupiung, daß die geistige Trtedkrafl für revoluiionoirr AuSlchrel «ungen ln erster Reihe in unserem westlichen Nachbarland« zu such,» ist? Die Arbeiterunruhen, dir in Decazeville, Sk. Pierre- leü-Lalai«, St. Quentin ihren Anfang nadmen und durch di« Vorgänge in Lüttich und Lharleroi ihre blutige Illustration erhielten, gaben dem Reichskanzler nur allzu Recht, wenn er die rottzr Fohnr der sorialiftilcheu Lemokratie al« zuerst aus sran- zöflschrm Bode» entroll« darftellt, von wo sie vielleicht berusen sei, gleichwie die vor 100 Jahren m Frankreich entroll» Fahne der politischen Drmokratie, ihren ..Siege» - oder in diesem Falle richliger Brrhreritngszng durch die übrigen Staaien anznireten. . . . Wie richtig der Kanzler die soclaliftisit^anarchistische Bewegung der Ietzi- »eil beurtheil«, wenn er sie mit den treibenden Ideen der sranzösiichen Revalutionlzeit in Vergleich stell» nnd an diese zum Verständnis, ve« universellea Lborakter« der Revolotion«idee. wt> st« sich heule aus svcia- listischen Grundlagen darftellt, auknüplt, zrigt die von einem Aiinrchiste« aus de« socialdemokraiischen Meeting in Brüssel am 28. März ge- Hallen« Rede, die unter Anderem folgend« Stelle enthielt: „Die lkmente», die sich soeben vollziehen, sind verheißuuglvoll in dem Sinne, ul« sie ein allgemeines Resultat zur Folge haben werden. Hie werden da« Volk nach sich »irden. Die Revolullon von 1789 batte al« Vorläufer mehr al- .800 klrlnerr Ansstände zn verzeichnen. Die augriibllckliihen Vorgänge find den damaligen ähnlich. E« i t unmöglich, aus friedlichem Weg« dir Zustände zu heilen. Im Iabre 1,89 leistete drr Adel bi« zum Tod« Widerstand; die Bourgeoisie »ird brüte ria Gleiche« lhun: sie stützt sich aus die Armee, aber an dem Tag«. »» da« Volk wollen wird, wird die Armer mit un« sein, den» sie besteht au« den Kmdern dr« Volke«.' * Ein kaiserlicher Erlaß vom 25. v. M. bestimmt in Bezug aus die Hebungen der Ersa tzresrrvistrn im lausenden Etatsjahre Folgende«: Au« der Ersatzrrservr erster Elaste sind eiiizuberusen: zu einer ersten szebi,wöchentlichen Urbung: bei der Insanterie 11,000 Mann, bei den Iäzern 300. der Kußartillerie 1056. den Pionnieren 672, dem Trai» 870, zusammen 13,998 Mann; zu einer zweilen ivierwöchent« lichen) Urbung: bei ver Inianlrrie 8322. den Jäger» 276. der Fußarlillerie 902, den Pionnieren 500. zusammen 10,000 Mann; und zwar in erster Linie Mannschallen, »eich« im »origen Elat«jahre zum ersten Male geübt baden; zu einer dritten (vierzehnlägigen) Uebung bei der Infanterie 7182. den Jägern 180, der Fußarlillerie 704, den Pionnieren 424, zusammen 8500 Mann, und zwar zunächst Mannschaften, welch« 1883—84 zum ersten Male geübt haben; zu einer vierten (vierzehntägigen) Uebung 7200 Mann, wovon 6158 bei der Infanterie. 1b4 den Jägern, 572 der Fußartillerie. 3l8 den Pionnieren, und zwar zunächst Maunschasie», die >881—82 zuerst geübt haben. Beim Garbe-EoipS finden derartige Uebungen nichl statt. In die vorbezeichnele Uebung«dauer ist der Taß de« Eintreffens am Uebuiigrorte und der Enllastungstag rmgerechnel. Als Uedungsorle sür die Infanterie werben in der Regel Garnisonorle dieser Waffe bestimmt, dir Ersatzrrservisten der Jäger, Pionniere und deS TrainS üben bei den beiressenden Bataillonen, dir UevungSorlc ver Fußarlillerie bestimmt die Äeneralinspeclio» der Artillerie im Einverständniste mit den belhetligten Gkneralcominaiidor. Der Beginn der Uebungen ist bei der Fußarlillerie »ui bcn l. September, beim Train aus den 1. Juli, bei den übrigen Waffen, soweit eS angehl, aus die Herdstmonalr, lür dir Schifffahrt treibenden Mannschaften im Wintrrbalbjabr 1886 bi« l887 festzusetzen. Aus den Hobenzollernscken Landen nb ,r die Ersatzrrscrvislen unter Anrechnung aus die UebungSstärke vr- >4. ArineecorpS mit denen kr« letzteren geiuciuiam, dt« im Bereiche de« 15. (rlsaß'tolbringischen) Armeekorps coii- trolirten Ersatzreservisten üben bei preußische» Truppenthrilrn dieses Armeerorp« und dem braunschweigischen Insanlcric- Regimenl Nr. 92. * Man verspricht sich in Petersburg von der Reise deS KaiserpaarcS nach dem Süden einen große» Er« olg. Die Begeisterung sür da« selbstherrliche Zareiilkutii oll in jene» Gegenden wieder geweckt werden, und dazu ist die persönliche Anwesenheit des Zaren notbwendig. Die allgemeine Stimmung der niederen Bevölkerung in den süd lichen GotivernemenlS stehl nach einer Eorrespondenz der Kölnische» Zeitung" au-Petersburg an PalrioliSm»« hinter ver ver mitlleren und nördlichen Provinze» weit zurück. Man vergesse nicht, daß e« bereit« >877 dem Priesters»!'» Jakob Llesanowitsch gelang, im Kreise Tschirigin de» Gouvernement» Kiew jene verbrecherische Gcnostenschasl „Tainaja Trusbina" zu bilden, die bald zu einer vollständigen Arinee in ver Stärke von etwa 50.000 Mann anwuch«, mit verschiedenen Glicdcrn.igen. Vorgesetzten und Untergebene». Sicherlich befanden sich unter diesen Heerespstichtigen de» Nihilismus Tausende von Verführten, die sich ibrrS Unrecht« nicht bewußt waren und jetzt treue Unterthane» sind. Andererseits muß man aber auch zugeben, daß die Tainaja Drushiira Hunderte und Tausende von gewandten Wühlern und verlorene» Existenzen geschaffen hat. die bis beute, wenn auch ihr Führer SlrsanowUfch seinen Lohn in den sibirischen Bergwerken gesunden, wenn auch di« eigentliche Verschwörung erstickt ist. doch, den Spinnen gleich, die zerrissenen Fäden wieder onknüxsen. Jedenfalls gelang es tbnen, die U»zu« srikdenbeit in den südlichen Gouvernement« zu nähren, deren gnoaltsame Ausflüsse die hier und da stattgebabten Iudrn- versolgungen, wir die mehr oder minder großen Bauernauf stände sind, von denen man im Auslande wenig hört, die aber biS beute noch an der Tagesordnung bleiben Wird doch vielfach der unwissenden Bevölkerung von den Aufbetzern vorgelogen, der Zar befände sich in Petersburg in einer Art moralischer Gefangenschaft de» Abel» und der Hof gesellschaft. die ihm nicht gestatte, den Bauern zu ver künden, daß ibnen noch viel zur Zeit unrechtmäßig von de» Gutsbesitzern zurückqehalteneS Land gebühre. Unter diesen Verhältnissen gelangte man zu der Ueberzenguiig. daß der Kaiser sich persönlich im Süden seine» Reiche« zeigen müsse. Sein männliche» Auftreten, vielleicht auch einige die aufhctzenden Lügen entkräftigende öffentlich gesprochene Worte, aber auch die liebliche, herzgewinnende Erscheinung der Kaiserin werden sicher ihre Wirkung nichl verfehlen. Oi? dieselbe eine dauernde sein wird, ist eine andere Frage. Die Möglichkeit nihilistischer Verbrechen wäbrend jener Reise ist jedoch, nach den von den Gouverneuren eingegangenen münd lichen und schriftlichen Berichten, durchaus nicht ausgeschlossen. Namentlich hat der zeitweilig in Petersburg anwesende General-Gouverneur von Odessa, General Roop, erklärt, sür Odessa selbst keine Verantwortung übernehmen zu können. I» dieser Stadt befindet sich internationales Gesindel jeder Art, zu jedem Verbrechen fähig. Vesten Bewachung eine sehr schwierige ist. Unter diesen Umstände» wird der Kaiser wahrscheinlich Odessa, sozusagen die südliche Hauptstadt Ruß land«, nichl besuchen. Alle vom Kaiserpaar benutzten Babn- strccken werden durch Tr»ppciia»sstel1nngen bewacht, wozu etwa 50—60,000 Mann erforderlich sein dürsten: allein die Kosten dieser Bewachung veranschlagt nian au» mindesten» 200.000 Rubel, denn die Osffciere und Mannschaften erkalten verhältnißmtißig hohe Tagegelder, letztere noch die doppelte Verpflegung. * DaS vom Eardinal-Erzbischos von Paris an de» Präsidenten der Republik gerichtete Schreiben enthält eine Lobrede aus da» Austreten der Geistlichkeit, zäblt dann alle Bedrückungen und Ungerechtigkeiten, unter denen die Kirche ln Frankreich zu leiben habe, aus und lautet zum Schluffe: Herr Präsident! Ich rose Jbre Vernunft und Ihre Un parteilichkeit an. Habe ich in dem Borstihcnden ander« q-Ilia», als bckanntc und amtliche Tbaliachen vorgebracht? Und laß! sich die Folgerung bestreiten, welche daraus entspringt und welche ich folgendermaßen »usammensasse: „D e kalbolilche (ü-isilichkeit da« drr Regierung, die Frankreich teilet, keine Opposition gemach», aber die Regierung bat sech« Jahre unaulbSrlich die Geistlichkeit verfolgt, die christlichen Einrichtungen abgelchwächi und die Anschaffung der Religio» selbst vordcreilel. ES ist sicher, Herr Präsident, daß die Verfassung, indem dieselbe Sie sür unveranlworttich erNärten, Idnen Ihren ganze» moralisch, n Einfluß gelassen hat. Ihr Alter, Jbre große Eriahrung, Ihre erprobte Opser- nnlliqkeit für die Sache der »Irpublik, das Vertraue», dessen Beweis Ihnen die Rationalversainmlung durch Ihre Wiederwahl erneuert hat. alle« Diese« scheint, ludem c« Ihr Ansehen vermehrte. Sie ousjusordern, iu die schwierige Lage, die entstände» ist, einzu treten. Sie haben da- Recht, D ejrnigen zu warnen, welche mit Ihnen die Last der Gewalt tragen, und ihnen die Folgen ihrer ge- läkrlichea Politik darznidun: dieselben sännen, ohne Beweist von Leichtsinn und Uiiklugheii abzulegen. Ihre wertbrn Rathshläge nicht zuruckmeistii und Ihre ernsten Vorstellungen nicht unberücksichtigt lasse». Bestatten Sie daher einem allen Bischof, der in seinem Lehen sieben Mal die politische Regierun «form leine« Lande« wechseln iah. gestalten Sie ihm, Ihnen ein letzte« Mal ,, sagen, wo« ihm st>nk lange Eriahrung cingiebt. Wenn die Republik aus der voa ihr betreleneu Bahn weiter sorlschrcilet, so kann sie der Religion viel Unde-l bereite»; e« wird ihr aber »ich« gelingen, sie zu der- »ichlen. Die Kirche hat andere Gefahren, andere Stürme durchgemocht, und doch lebt sie noch im Herzen Frankreich«. Sie wird dem Leichenüegängniß Derjenigen anwohnen, welch« sich elabilden, sie per- nublen zu kännen. Die Republik hat weder von Boit noch der Beschichte rin versprechen der Unsterblichkeit erhalten. Wenn Ihr Einfluß sie zur Achtung drr Gewissen, »» einer redlichen Anwendung de« lloncordat«. sowohl seinem Geist al« setnr», Buchstaben gemäß.
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