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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188604226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-04
- Tag1886-04-22
- Monat1886-04
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1886
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Erste Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. iir. Donnerstag den 22. April 1886. 8V. Jahrgang. Vas Lan-sturm-Gesetz in Oesterreich. I Ki« bringt di- NachriL»: Kimitz v», schon di- «»>,lisch,« . ^ m r L ^ ^ . - I Kriege Mitgemacht ha», entschliegt sich, de, König« Rock wieder * Uebrr dl, Verhandlungen bezügftch de« m ganz > an,uziehen, und verläßt da. Schloß seinrr Väter und die jung, Orsierrclch-Nngara groge« Aussehen erregenden Landsturm-1 Frau mit einem polnischen Abschied. Auch Ruprecht den der GefAe« geht un, au» Wien noch folgende Mittheiluna ru:>Osficier anaeworben. ,ieht mit in den Krieg, und zwar mit Auch m Oesterreich, drsien Wehrsystem seit dem Jahre I Rachegedanken, die er der Herrin nicht verheimlicht. Zwischen 186k radicale Veränderungen erfahren, ist man. wie in allen Lcnlineutalstaaten. aus eine wesentliche Verstärkung der «ilitairischen Offensiv« und Desensivkrast de, gefamu»ten Reiche, »der, wie die osflcielle Bezeichnung lautet, der vster« reichisch-ungarifchen Monarchie bedacht, «ine Absicht, die gerade durch die neueste Landsturmgesetz-vorlage de, vster. rrickischea Minister, für Lande,verthridiguug, Feldmarschall Lieutenant Zeno Gras Welser,Heimo, bemerken,werthen Nu,druck gesunden hat. Die erwähnte Vorlage beschäftigt schon seit längerer Zeit da, österreichische Abgcordnetenhau, und hat dort zu Ver handlungen und Aullaffungen Veranlassung gegeben, die auch für weitere politisch« Kreis« außerhalb Oesterreich, von Interesse sind. In einer der jüngsten Titzungen de, Abgeordnetenhaus,, begründete der Minister für Lande-vertheidigung die Vorlage in au,sührlicher Weise, wobei die rechte Seite de, Hause, wiederholt lebhaften Beifall äußerte, während man sich auf den käuken der deutschen Opposition ganz stumm verhielt. Der Minister wie, in seinen sachlicyen AuSsilhrungcn vor Allem die Behauptungen de, deutsch»radikalen Abgeordneten Knotz energisch zurück, der, wie seine Freunde, die Vorlage au, dem Grunde bekämpft, weil er in derselben nach seiner Auffassung eine Vermehrung de, Heere, erblicken will, die seit jeher seiten, der Opposition, bezeichnend genug, stet, aus Widerstand stieß. Der Lande,vertheidigung,-Minister legte aber i» überzeugender Weise die Nothwenvigkeit der Vorlage dar. welch« keinerlei Vergrößerung de- Heere, beabsichtige, sonder» nur di« Möglichkeit seine, Ersätze, und die Ber Wendung desselben zu operativen Zwecken im Auge habe. E» feien zwiageud« Erfahrung««, durch welche auch die Regierung Ungarn, veranlaßt wurde, eia ganz gleiche, Landsturm-Gesetz einzubriagen. .Mir wollen gern — bemerkte der Minister mit Nachdruck — nach allen Seiten hin gute Nachbarn und Freund« bleiben, aber al, eine Achtung und vertrauen er weckend« Macht." Diese Worte riesen aus der rechten Seite de, Hause, lebhaften Beifall hervor. Im weiteren verlause seiner Red« wie, Feldmarschall Lieutenant Graf Welser,heimb auch aus da, wirksame Ersatz wesen de, deutschen Heere, hin. welche, im Feldzuge de, Jahre, 1870/7 l dem Abschlüsse eine, vortheilhaflen Frieden, einen großen Nachdruck zu verleiben vermochte. Dabei ent wickelte der Lande,vertheidigung, Minister eine genaue Kennt uiß der deutschen Heere-verbältnisse. welche er sich wohl besonder, durch seine persönlich praktischen Wahrnehmungen erworben haben mochte, da Gras WelserSheimb, al, er in der Mitte der siebenziger Jahre noch Oberst im österreichischen Generalstabe war. sich lange Zeit al, Militair-Altach, bei der österreichisch-ungarischen Botschaft zu Berlin befand. In keinem anderen Wehrgesetze, führte der Minister mit Recht weiter au», bestehe eine Beschränkung de, Sri,g«sta»dr« de, H—Wenn dir Regi»»»"g dei nicht au,reichenden Ersatzkrästen keine weitere Ergänzung de, Krieg,stände, de, Heere, vornehmen dürfe, so könne sie unmöglich eine verant, Wortung für de» Auösall eine, Feldzüge« übernehmen. Die HilsSdienstleistungen h«, Landsturm, fänden ihre natürliche Beschränkung durch Krieg,bedarf und da, Kriegs material» ab« der von einigen Abgeordneten vorgebracht« Wunsch, daß die ausgedienten Mannschaften zuletzt an die Reihe kämen, sei nicht immer zu erfüllen. Nachdem alle Staaten die Landsturm-Organisation eiugrführt, liege die Wahrung de, völkerrechtlichen Charakter, de, Landsturm, im Interesse aller Regierungen. Die Vorlage enthalte keinerlei Aende rungen de, Wehrgesetze,, ja die Landsturm-Organisation lege der Bevölkerung in Friedenszeiten keine schwerwiegenden Lasten aus. Mit Rücklicht auf die bedeutenden Wafsenvor rätbe Oesterreich-Ungarn, dürsten in dieser Beziehung keine neuen Kosten erwachsen, und überhaupt werde ein Budget für den Landsturm niemals eingebracht werden. Am Schlüsse seiner Rede berübrte der Lande,vertheidigung,. Minister noch die Sprachenverhältnisse im österreichisch-unga. rischen Heere und bemerkte, daß dieselben, der Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit entsprechend, die Billigung und An erkennung aller wahren österreichischen Patrioten gesunden haben. Nach dieser von der rechten Seite de, Hause, mit leb haften, Beifall ausgenommenen Rede de, Minister, glaubte der radicale Abgeordnete Knotz einen Antrag aus motlvirten Uebergang zur Tagesordnung einbringen zu müssen, der aber mit 235 gegen 45 Stimme» abgelehnt wurde. Daß schließlich die Landsturm-Vorlage nach einigen unbe deutenden Acndernngen vom Abgeordnetenhaus« in erster Lesung mit t78 gegen 88 Stimmen angenommen worden ist, muß al, bereit, bekannt vorausgesetzt werden. Hinzufügen können wir aber noch, daß schon lange Zeit keine RegierungS-Vorlage in ganz Oesterreich-Ungarn so große, Aussehen und so schwerwiegende politische Bedenken erregt al, die in Rede stehende. - . . ^ verheimlicht. Zwischen dem zweiten und dritten Act fällt eine Pause von mehreren Jahren: Lilli ist eine tüchtige Gut-Verwalterin geworden «ad hat die Schulden Han, Joachim', abgestoßen; rin früherer Ver ehrer. jetziger sächsischer Osficier. von Könitz, sucht die schöne Strohwittw« aus, er kommt mit österreichischen Truppen. Ruprecht, der im Kriege sich eine, Besseren besonnen und alle Rachepläne aufgezebeu hat, kehrt heim und bringt eine Nachricht, der zufolge man den Herrn zu den Tobten werfen muß. Lilli klagt ihn al, den Mörder desselben an: er wird verhaftet. Da kommt der Junker selbst zurück, ver kleidet al» Spion; er wirb von Ruprecht erkannt, mit Jubel begrüßt; aber er ist dem österreichischen Kriegsgericht verfallen und wir» zum Tode verurtheilt, zuletzt aber durch einen Uebersall der Preußen gerettet. Der Vorzug de, Stücke, besteht in seiner vortrefflichen Genremalere«. Darin ist Hopsen Meister: gleich die ersten Sccnen, in denen da, verfallene Schloß und der verschuldete Junker die Hauptrolle spielen, sind kleine Cabinet,stücke, ebenso die Scenen mit dem Werbeossicier und diejenigen mit der österreichischen Scbildwache im letzten Act, da, sind Alle, originelle, launige dramatische Arabesken. In anderen Scenen ist wieder ein patrionscker Schwung, der etwa, Kernige, und Packende, hat. Gleichwohl »st der verlaus der Handlung mehr ein novellistischer, und man kommt nirgend, so recht au, der Anekdote heran» Die Eonflicte gegen den Schluß hin sind zwar durchaus tragisch, aber man ist nicht in der Stimmung, an den Ernst derselben zu glauben. Die geschloffene dramatische Architektur leidet auch durch die lange Zwischenzeit, die zwischen dem zweiten und dritten Act verläuft. Einbuße. Gespielt wurde in rühmen,merkher Weise. Der Junker Han, Joachim ist eine Rolle wie geschaffen für Herrn Baxmann, er spielte ihn krustig und kernig, ge legentlich mit dem AuSbrnch ungezügelter Leidenschaft oder mit frischem Humor. Frl. Saldach gab die Lilli an- muthig, mit Gefühl und Feuer. Der Ruprecht ist eine Nolle von zweiselhaslem Werth der Charakteristik, man kann e, kaum für dramatisch halten, wenn sich ein Charakter hinter der Scene im Lause der Jahre ummodelt und gewissermaßen veredelt. Herr Borcberdt gab den Knecht in den ersten Acten mit einen» gewissen wilden Humor, in den letzten mit dem edlen Patho, de, treuen Diener,. Der Könitz de, Herrn Strohmann hatte edle Repräsentation und ritterliche Hal tnng: der Freistein de, Herrn Bischer war ein flotter Werbeossicier mit der nölhigen osficiellen Gewissenlosigkeit Amalia Aurora hat in den ersten Acten eine führende Stimme, doch erblaßt die Gestalt in der zweiten Hälfte de« Stücke, Frau Baumeister war al, grundsatzlose Hos und Modedame in den ersten Acten sehr ergötzlich. Da, Botenmädchen Christel de, Fräulein Flösset, der Hos. Prediger de, Herrn Herbst und der österreichische Grenadier de, Herrn Beck waren sehr gelungene Genresiguren und wirkten ergötzlich. E, sind die, nicht fremdartige Episoden; denn da, ganze Stück ist ein große, Genrebild mit einigen aufgesetzten tragischen Lichten». Rudols von Gottschall. Leitung.) LöriMches Landgericht. ll. Strafkammer. Neues Theater. Leipzig, den 21. April. Han, Hopsen ist ein Dichter, der in feinen Romanen und Gedichten einen eigenartigen Charakter, den einer markigen etwa, spröden Kraft aufzeigt, und auch da, gestern hier aufgesührte Schauspiel: „In der Mark", welche, eine durchau, beifällige Aufnahme fand, ver leugnet nicht diese Eigenart de. Dichter,. Die beiden ersten Acte spielen kurz vor dem siebenjährigen Kriege, die drei letzten während desselben. Der Held ist ein märkischer Junker, der ties verschuldet ist und sich keinen Rath weiß; er liest schon lange nicht mehr die eingebenden Briefe, weil sie meisten, Mahnungen der Manichäer enthalten, und so entgeht e, ihm, daß eine Tante Amalia Aurora ihren Besuch ankündigt, welche zugleich die Verlobung de, JunkerS mit ihrer Nichte betreibt. Sie bat dabei die damals zeitge mäße Nebenabsicht, de» HanS Joachim von Kittlitz, wenn er seine Cousine Lilli gcbeiratbet hat, an den sächsischen Hos zu bringen und ihn da die Nolle eine, Strobmann, spiele» zu lasten, da sich der Kursürst für die anmnthigc Lilli inkcressirt. Jetzt bält der Junker eS für seine Pflicht, da, Mädchen zu heirathen. um e, zu schützen; sie aber verhält sich spröde und ablehnend, bis auf einmal ihre wahre Empfindung zum Durchbruch kommt, al, Kittlitz in aufloderndem Zorn seinen Leibeigenen, der ihm ungehor. sam ist, erschießen will. Ruprecht hat nämlich Ordre er balten, den Schimmel de, Junker- zu verkaufen, um mit dem Erlös da, BewirlhungSgelv für die unerwarteten Gäste be streiten zu können. Al, Lilli den Junker so schroff behandelt, giebt er Conlreordre. und als der hungrige Ruprecht sich weigert, legt er die Pistole auf ihn an. Da fällt ihm Lilli mit der Erklärung ihrer Liebe in den Arm. Eine Exposition, der e, nicht an Lebendigkeit, aber auch nicht an allzuplötzlichen Wendungen fehlt. Der Fortgang der Handlung knüpft sich an diese Boraii-sctzuiigeii: die gute Tante macht dem Junker das Leben schwer, nachdem er geheiralhet, und drängt sich stet« zwischen ihn und Lilli Da rüstet König Friedrich zum Kriege; ein Wcrbc- . LI. April. (Procetz voutr» Leipziger vkr-er- je wir bereits in dem vorläufigen Bericht über die -esterv vor der II. Strafkammer d«S hiesigen köaigl. Laad gericht- verhandelte Anklage gegen den vcraniwortlichev Redacteur der hier erscheinende» „Leipziger Bürgrr.Zeituug". Herr» O-kar Hager, mitaeiheilt haben, bildete den Gegenstand der wegen Beleidigung au, 88 185 bezw. »86 de, R -Str.-G -B. erhobenen Anklage ei» in der Nummer SS vom 7. März jener Zeitung ent haltener Artikel mit der Svitzmarke „Schneidige Polizei". I» diesem Artikel wird erzählt, daß eine Frau, deren in einem auswärtigen gröberen Etablissement beichästigler Balte ihr erst einen schönen neue» Mantel gekauft, letzleren »um Pfandleiher getragen habe, in der Hoffnung, ihn bei der Höchsten Geldsendung de« seruen Ernährer, wieder einlösen zu können, dab aber am Morgen nach dem bewirklea Bersatz ela Polizeibeamler „breit spurig" ln, Zimmer etngetreten sei und die nur aus. Dürftigste bekleidete Frau „angeranzt" habe: „Sind Tie Frau ....? Sie müssen sosor« mit mir nach dem Naschmarkt. Ich bin Polizei beamter." Dort habe man sie nur noch ein wenig uazarier als bisher behandelt und ibr vorgehalien, wo sie den Mantel „gestohlen", den sie gestern bei L. versetz! habe, daß man aus ihre Unschuld», betheuerung erwidert habe, da, solle man ihnen, den Beamten, nicht weiß mach-,, und sie solle nicht seroer so „halsstarrig lügen". In dieser Weise sei da. Verhör noch eine Weile sorlgegangen, während dessen man die arme Frau „entsetzlich gequält", sie wie eine „üdersührte Diebin behandelt", sie einmal über da, andere „Lügnerin gescholten" und sie habe sehr hungern und frieren lasten, obwohl sie mehr al, einmal einer Ohnmacht nahe gewesen sei. Al mau eS endlich habe ausgeben müssen, au, ihr ein Geständniß „heraus zupressen", sei sie in ein „enge, Gelaß mit einem Dutzend zerlumpter Kerl,, die man überR ichl aus der Straße ausgelesen.zusamniengesperri" worden. Der sie arretireudeBeamte habe „frohlockend seinen Lollegea die Heldenihat erzählt» sie au« dem Bette geholt zu haben". Es wird nun de« Weiteren in dem tucriminirteu Artikel auSgesührt, daß sich die Unschuld der Frau herauSgestell» habe, da ihre Angaben über de» ehrlichen Erwerb de, Mantel, in eiaem EonIectionSgelchäst der PeierSstraße bestätigt worden seien und daß sie „nach mehr als 4 Ständen Qual" wleder entlasten worden sei, daß sich die Polizei eben geirrt Hab« u. s. w. Am Schluffe de- Artikel- aber heißt eS: „Wahrlich auch diese Heldenihat war eine solche, bei der sich billigere Lorbeeren pflücken lasten, al, bet der Jagd auf entflohene echte Verbrecher!" In der Nr. 31 vom IS. März, und zwar an der Spitze de, sraglichen Blatte,, wurde dem Publicum mitgetheilt, daß die Nr. 29, in welcher der Artikel „Schneidige Polizei" enthalten, bi» aus einen kleinen Rest vollständig vergriffen fei. daß daher augenblicklich die zahlreichen Nachbestellungen nichl effecluirt werden könnten, man sich aber Vorbehalte, für den Fall, daß sich die Bestellungen zu sehr anhäusen sollten, einen Nachdruck zu veranstalten. Bei der Vernehniung zur Person gab Herr Hager in der Haupt Verhandlung an, daß er am 19. Mai 1853 in Leipzig geboren sei, Gnmnasialbildung genosten, Philosophie, Geschichte und Mathematik studirt und zweimal wegen UnsugS Geldstrasen erlitten habe. Er bekannte sich zum Verfasser de, iiicriminirten Artikel«. Veranlassung zur Ansertiqung und Ausnahme desselben habe ihm jene Frau Plötzke (die im Artikel unter dem Namen Müller figurirt) selbst gegeben, sie sei nach dem Vorjall nebst ihrem Ehemann in der Redaktion er schienen und habe ihm unter der bestimmten Versicherung der Wahrheit ihrer Angaben da, ihr Widerfahrene erzählt; sie habe ihn zwar nicht besonder« um Ausnahme gebeten, wohl aber angenommen, dost er den Vorsall zur Kennlniß der Leser bringen werde. Frau Pl. habe ihm natürlich Alle- mit dem den Frauen eigenen Wort- ich vall erzählt und ihn mit Klagen überschüttet; er habe dann da- Thaisächliche herauSzezogeu und den Borsall kurz und prägnant wiedergegeben. Bei eingehender Befragung über die in Frage kommende» be. leidigenden Ausdrücke „breitipurig", „ongeranzt", „Lügnerin", „Diebin" n. s. w. vermochte der Angeklagte nicht allenthalben zu behaupien, ob ihm die Frau Pl. gerade diese Worte getagt habe; verichiedene zur Ausschmückung deS Artikel« ongewaudle Worte und Sätze leien seine eigenen Reflexionen, insbesondere auch der Schluß satz des Artikel«: so auch die Bemerkungen, „daß man die Iran in der schauderhaftesten Weise »laltraitirt habe" u. s. w.; er Hobe dir, au« den ihm mitgelheilten Thatlachen folgern dürfen. Aus Vorhalt, warum er Angesicht» so schwerer Vortvürse u»tz Beschuldigungen nicht erst Erkundigungen eingezogen habe, erklärte Herr Hager, er habe Frau Pl. aus dl« Pflicht ansmerksam gemocht» ihm ja nur die streng, Wahrheit auzugedea. da e, »öthtgeasall, zu eiaer Gerichtsverhandlung komme» könnte. stade« Hab« ihm der miterschienene Ehemaua der Fra» PI. doch aach ela« Art Gewähr »der Gewißheit gegeben. «os Vorhai, de, zweite» Artikel, u,d ob derselbe wohl blo« Reclame sei» soll», erklärte Herr Hager, da da« »ich« der Fall sei »ad daß riae zweite Aaslag« »tch« veraaftaltel worden wäre. Aas Vorhalt üdrr dir Höh« der Auflage der „vürgerzettang" erklärt» der «»geklagt», daß th« dt« Beantwortung dieser Frage, wra» e, «ich» uabadtaa» »öthi, sei. au» geschäftlichen Gründe» erlaffe» werde» möchte, wa« de»» auch aeschah. Die kchluhsragr. ob er selbst »o» der Wahrheit der Angabe, der Pl. überzeugt gewrse» sei, glaubte er bejahe» t» müsse»; er Hab« salbst di« Er'ahruug mache» müsse», daß aas dkl Polizei »lcht viel Fedarlesr», gemacht werde. Die Beweitaasaahmr «arde mit der Befraga,g de« Herr» Poliz«idirectorBretsch»eidrr rrüssart. Derselbe gab de» t, Frage kommenden Beamten, Lrimtaalschatzma»» Teich (der dle Fra» Pl. fistlet), Lrimlnalwachimeifter Günther (»er sie zuerst befrag») »ad Wachtmeister Rost (dersiet» da«„eageGeloß"hat stecke»taffe»),da,Lob «»verlLlsiger, tüchtiger und vor Allem vorsichtiger »ad zuvorkommender Leute, die. wa« namentlich G. and R. anlaugt, bereit, eia« längere Reihe von Jahren im Dienste de- Polizeiamt, thätlg seien »ab über die man namentlich etwa wegen Unhöslichkeit keinerlei Klagen geführt habe. Se.l Herr Hager Redacteur der „Bürgerzeiiung^ sei, habe ma» die Wahrnehmung machen müssen, daß eine gewisse Fehde gegen die Polizei zu Tage trete; e, ergebe die, auch die Notiz über dir bedeute,de Nachtrag« »ach der fraglichen Nummer und über dir beabsichtigle zweite Auslage. Der muthmaßlichr Grund für diese« verballen lasse sich wohl darin finden, daß Herr Hager selbst mit der Polizei in Lonflic« gekommen ist; ia vieler Annahme bestärke ihn ein zweiter, gegen andere Beamte sein«, Ressort, gerichteter Artikel. Aus die Frag« de, Herrn Lertdeidiger« erwiderte der Herr Arugr, daß da- Bersahien de, Schutzmann« I. und de, Lriininal- wochimeisters G. allenthalben deren Jiiftrnetio» enlsproche» habe und im vorliegenden korrekt gewesen sei, die Sistiruag der Frau Pl. auch Hab« ersolgen müssen, um Verabredungen objuschneide». Der frag, liehe Mantel sei bei der Eriminalablheilung aü gestohlen bezeichnet u»d dazu eine genaue Beschreibung gegeben worden; eine» solchen Mantel habe man bei dem Psandleiher Sch., wo ihn Frau Pl am Tage de« Diebstahls versetz», vorgesundr», alf» habe «tu aadere, Persahrrn gar nicht eiageschlageu werde» köa»e«. Herr Kaufmann Berg, Inhaber eine, LonsectionSgeschäste,, welchem am fragliche» Tage der Mantel gestohlen worden war, gab an, rr sei gleich nach Bekanntwerden de, Diebstahl, zur Polizei ge- angen, um Aujtige zu erstatte». Andern lag, sei er wieder dahin «stellt und ihm ein Mantel voraelegt worden, bezüglich dessen er angegeben, er glaube den Mantel für de» ihm gestohlenen halten za dürsen, obwohl er r, nicht ous den Eid nehmen könne, da gleich, artige Mäntel auS demlelben Stoff und mit den nämlichen Zuidaten von dem betreffenden Fabrikanten in größere» Mengen hergestcllt und au verschiedene Abnehmer geliefert würde»; auch seine Ber käuseriu Hab« sich in dieser Weise auSgesvrochen. Herr Wachtmeister Günther bestätig« die Angabe» de, Zeuge» Herrn Berg in der Hauplsache. Frau Plötzke sprach sich dahin au-, der Schutzmann sei in, Zimmer, wo sie im Bett gelegen, eingelrelen. nachdem ihm ihre kleine Tochter geöffnet gehabt; sie habe bemerkt, sie fühle sich un wohl, allein der Beamte habe ihr erwidert, sie muffe milgehe» aus dem Naschmaikte habe sich nun allerdings die Sache im Wesent licheu so zugeiragen, wie sie eS Herrn Hager erzählt habe; daß sie nicht alle die Worte gebrauch», wie sir »» Artikel wicbergegcbe» worden, sei richtig; sie vermöge sich jedoch der Emzelhriten nicht so genau mehr zu erinnrrn. Drr Artikrl entsprrche im Allgemeinen der Wahrheit, »»r sei er „etwas ander- geletzt". Frau Leonhard», welche mit Frau Plötzke zur fragliche» Zelt einen gemeinsamen vorsaal imtehatte und deren Wohnungen au tmandeiliege». gab au, daß sie dem PoUzeibeomteu. al, derselbe an der Borsaalthür geklingelt, geöffnet habe; sei» Auftreten sei höflich gewesen; sic Hab«, obwohl sie in ihrer Wohnstube, die von der der Fron Pl. nur dnrch eine verschlossene Thür getrennt sei. Alle- höre» könne«, doch vo» rtaem barschen Auftrete» de, Beamten oder „An ranze»" uicht, gehört Später Hab« ihr Fra» Pl. Da-, wa» vor gefalle», erzähl« und hiuzugesügt, sie könne sich da- nicht gefalle» lasse». Herr Lrim.-Wachtmelster Günther deponirt Folgende,: E> habe de» Schutzmann Deich am Abend« de, L4. Februar nach ein gegangener Diebstahl,anzetge angewiesen, am andern Morgen zu Fra» Plötzke zu gehen und dieselbe zum Polizeiamlr zu sistirea, auch de» fraglichen Pfandschein mit zur Stelle zu bringen. Frau Pl. bade er zunächst vorqehallen, welcher Verdacht vorliege; daraus habe dieselbe längere Zeit keiae Aulwort gegeben und dann erst gesagt, der Mantel fti ,hr Eigenthum; mittlerweile sei die Zeit de« 'lolizrirapport, herangeiücki; währenddem habe er die Erörterungen abbrechen müssen und den Schutzmann Deich angewiesen, Frau Pl. nach dem im ersten Stock gelegenen allgemeinen Wartesaal (die Ber- nehmung ersolgte in dem Parterrelocale) zu geleiten; nach Beendigung de- Rapport, habe er dann die Erörterungen sortgeietzt und gegen 10 Uhr sei Frau Pl wieder entlasse» worden. Daß er dieselbe al« „Lügnerin" hmgestellt habe und von ihr ein Geständniß ,.erpressen" wollen, sei die gröbste Unwahrheit; ebenso, daß Schutzmann Teich sich seinen Lollegen gegenüber „gerühmt, Frau Pl. au- dem Bette geholt zu haben"; er hätte die«, da die llriminalschntzleule in dem- selben Zimmer, wo er expedirte, sich befanden hören müsien. Uebrigen» sei mau schonend verfahren, und sowohl die Schilling wie die polizei liche Begleitung der Fron Pl. behuiS Feststellung der Wahrheit ihrer Angabe» sei von dem Schutzmaua bezw. ihm selbst in Liviltleidung vorgeaommea wordea. Aus Vorhalt dieser vo» dr» ihrigen abweichenden Angaben der Zeuge» sah sich Frau Pl. z» ri»er Beschränkung ihrrr Behauptungen grnöthigt, behauptete aber — in etwa- leidenschaftlicher Welse — dennoch, daß sie dem» der Schutzmann grob behandelt und von ihr rin Geständniß Hobe erpressen wollen. Der Schutzmann Teich versicherte, daß er beim Erscheine» i» der Pl.'schea Wohnung die Frau Pl. ongekleidet getroffen und ihr ia ruhigem Tone gesagt habe, sie muffe mit zum Polizeiamte kommen; allerdtng, habe ihm Frau Pl erklärt, sie sühle sich nicht ganz wohl, sei ihm aber schließlich gesolgi. nachdem sie noch ihre» Marktkorb mitgenommen und bemerkt habe, da wolle sie gleich mit aus den Wochenmarkt gehen. Zeuge bestritt aus da« Bestimmteste, in der Weise, wie Frau PI behauptet, mit derselben verfahren zu sein; er Hab« weder bei der Sistirung noch bei der Begleitung der Frau nach dem Wartezimmer gewußt, um waS eS sich eigentlich ge handelt, mithin habe er gar keine Veranlassung gehabt, von ihr ein Geständniß zu erpressen; ebenso unwahr sei e«. zur Frau PI. gesagt zu haben: „Lügen Sie nicht so", oder „holten Sie da- Maul" u s. w Herr Schutzmann Balz, welcher den sogenannten Saaldienst am sraglichen Tage hatte, versicherte in Uebereinstimmung mit Herrn Wachtmeister Rost, daß Frau Pl. in jenem Saale sich derart ungebührlich benonimen und andere Personen be. lästig« habe, daß gar nichts andere« übrig geblirben sei, al« sie in da- an da- Wartezimmer angrenzende Gesangnenzimmer da« aber durchau- kein enge« Gemach und unbeaussichtigt sei, zu bringen - e- sei aber absolut kein anderer Raum vorhanden; daß in diesem Zimmer Bettler re. sich befinden, sei richlig, aber eben be halt, sei stet- ein Schutzmann zur Aussicht da. Allerdings habe Schutzmann Teich zu Wachtmeister Rost gesagt. Fra» Pl. solle nicht in« Gesangnenzimmer kommen, sondern im Waricsaale verweilen Aber die Störungen durch ihr laute- Schreien rc. leie» derart be. lästigeud gewesen, daß man sich schließlich gar nichl andcr« habe Helsen können. Bon der Vereidung der Frau Pl. wurde ous Antrag der köuigl. Staatsanwaltschaft (welche sich vorbedielt, gegen die Zeugin wegen Theilnabme an der von Herrn Hager begangenen Be leldigungen Anklage zu erheben) und entgegen dem Wider spruche der Bertheidigung abgesehen. Die königl. Staat-anwallschasl bezeichnet« ia ihrem Schlußvorlrag drr schlimmsten Art vorgekommen. Da, Verfahren der Polizei war aber in diesem Fall« correcr und sie hätte incorrecl gehandelt, weaa ie »ich« i» dieser Weise vorgegange» sein würde; ans Grund de« stecognitioa de, Mantel- war ff» ebenso berechtigt ol« verpflichtet, die Erörterungen, so bei« sie e« gethan hat, vorzunehmen, wen» nicht ander, di« ganz« Strafjustiz illusorisch werden falle; der verdacht war ebea et» sa dringender, daß kein Staat,anwalt und kein Richter Bedenke» getragen haden würde, eine» Hasibesehl z» erloffen. Dem Polizet- amte »»d der Staats,awaltschast müsse da, Recht gewahrt werde», «»ch Ze»ae» z» siftirr», wen» e, die Umstände al- geboten erschein«, lasse,; dir, Rech« bestrht sarmell zweifelt»,; di» Sistirung war ,«baten »ad die Sach« würde in gleicher weis« auch »oa der Staats «»»altlchaf» behandelt Word«» sein. Wir e, im Interesse der öffent liche» Rechtsordnung liegt, daß kein Schuldloser bestraft werde, ebeas« ersardere e, der umgekehrte Fall. Zwischen de. An,sage» der Pl and de» der Polizelbeamtra de- lehr» erbeblicht Differenzen. Während der Angeklagte thetlwets« die Jrrtbümer bekennt, hat Fra« Pl. dieselbe» aosrecht z« erhalte» sich bemüh«; di» Staatsanwaltschaft will darauf, daß die PI. nicht vereidet worde». aar lei» Gewicht lege»; aas «rund drr Hauptver- daudlnna »der ist e, rrwirsen. daß die Unwahrheit aus Sette der Frau Pl liege, deren ganze« Austrete» keiae Gewähr für ihr« Glaubhaftigkeit biete; ihr ausgerrite, Wesen, ihre theiiweise» Ab weichungen von früheren Au-iagen und da« Unbestimmte derselb«» bezüglich der Personen, die sie beschuldigt. sie so schwer gekränkt z» haben, erscheint oussöllig. Jeder Leser de, tucriminirtea Artikel, aber Hab« die Ueberzeugnag gewinnen müssen, daß an der armen Frau, die man vier Stunde» gequält habe, rin schnöd», Unrecht begangen wordea sei» müsse. Wenn nun drr Angeklagte behauptet, leine Darlegungen seien Reflexionen gewete», so wolle die Staalkinwalischaft die, für den heutigen Anklagesall gelten taffen; e« möge gelte», daß er die volle Kennlniß von den Berdiliuissen nicht gehabt Hab«; allein der Angeklagte habe «t»e» so Hoden Grad vo» Fahrlässigkeit au den Tag gelegt, daß riae hohe Geldftrot« »»< irzeigt rrscheiae. Schon da, ganze Auslrete» drr Fra» Pl. m»ßte n ihm Bedenke» errege». Der Ha»pt-Strasschärs»,g«,r»»d liege aber in der ga«zr» Tendenz der „Bürgerzeitung"; diese sei keine andere al, di«, bet paffender Gelegenheit a» de« Behörde» sich z» reibe», sie lächerlich zu mache» und hrrabzuwürdigen; sie gehe geradezu darauf hinaus; et» solch«, »ebahrni aber sei gerade ta der heutigen Zeit außer- ordratlich btdrnklich. Daß der Angeklagte oder zeigte, wie th» nicht, ferner lag. al, sei» Bedauern ou-zuspreche», dafür spreche jene, Inserat über die angeblich« neue Auflage; er wollte damit Diejenigen, welche bl, dahin noch keine Kennlniß von dem Artikel hotten, noch besonder, daraus aulmrrksam mache» und da, Interesse in denjenigen Kreisen, welche Geselle» aa solche» Artikel» finde», möglichst lange rege erhalten. Die Berlbeidtgung trat de» AnSsührungea der Staat-aawalt« schaft, wa- in-desoichere da- Recht der Sistirung anlonge, entgegen» iiideni sie den bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen eine andere Deum»g zu geben suchte. Die Polizei habe auch nur geringsügiae Berdacht-momente im vorliegenden Falle aa der Hand gehabt, da zwischen den, gestodle»«» Mantel und demjenigen der Fron Pl. doch ein Unterschied, dieser mit einer, jener mit zwei R ihen Knöpfen versehen gewesen sei; auch die weiteren Gründe sür die Sistirung der Frau PI. vermöge die Berlbeidigung nicht ol- stichhaltige zu erkennen. Die Ansicht drr Slaal-anwallichast, wie sie von dieser Stille au-g«!prochen worden, halte die Verteidigung für geradezu gefährlich; die vertheidigung begrüße den vorliegenden Proceß al- ein Glück, daß Gelegenheit ge- sundeii worden ist, sestzustellen, wie weit Staat-anwaltschaft «nd Pol zeiamt gehen können und ob da, Vorgehen im vorliegenden Falle gerechlferligt war oder nicht; die vertheidigung behaupte da, Letztere. Nach Ansicht der vertheidigung hal der Angeklagte keine beleidigende Absicht gehabt; er brachte mit der Veröffentlichung eine Sache »ur Sprache, die sonst aus aiidere Weise und im veschwerdewege der schweibetroff. »en Frau PI. kaum die gewünschte Genugthunng ge währt haben würde. Wenn die Staal-anwaltschast die Angabe» der Zeugin sür zweifelhaft und unglavbwürdig halte, s» »lande dt« ver- theldigung die« ebenso von denen ber in Frage kommende» Polizelbramtea behaupten zu können; sie halte den Bewei« der Wahrheit auf Seite de, An geklagten at, in der Hauptsache gelungen; sie glaube die S«»sage, drr Frau Pl Wort sür Wort al- durchs», wahr annehme» za könne«. Da, Verhalten ber Polizei sei eben kein gerechtlertigtes gewesen. Der Angeklagte aber habe nur reserirt aus Grund vo» Mitthei- lunge» der Frau Pl. und in dem sragliwen Artikel sei, mit Au«, nahm« vou vielleicht zwei Stellen, etwa« Strafbare- nicht zu finde«. Die Bertheidigung bitte aber, sür de» Fall, daß da« Gericht zu eiaer Berurtheilnng gelangen tollte, nur eine lolche au« ß, 185 de, R.-Tlr -Ges.-B au«iv> echeu zu wolle». Die Slaat-anwalljchast replicirtc, dle vertheldignag sprach zum Schluß. Drr Angeklagte machte ebrnkall, vom Schlußwort Gebrauch, Indem er sich gegen die Insinuation der Ltaatso.'waltschosl hin- ichtlich der Tendenz seine, Blatte« verwahrte. Wenn er Front ;egen einzelne Acte nehme, so geschehe die«, um die kritisirten Zu« tänd« zu bessern. ES seien von ihm früher schon gemäßigt« Artikel über mancherlei Uebelstände im Polizeiwelen veröffentlicht worden, ohne daß man de-halb ihn zur virantworiuna gezogen hob«. Die Absicht, sich an den Behörden zu reiben, liege «dm vollständig sern; er wolle vielmehr dem öffentlichen Interesse nützcn; wenn der Artikrl schärfer au-gesallen. so sei e- d>,kaib geschehen, weil Besserung in der milderen Weife nicht zu erreichen war Wie bereits bekannt, wurde der Angeklagie zu 400 M a rk M e ld» event. 40 Tagen Haftstiose, Tragung der Kosten und Publikation de- Unheil« jn der , Bürgerzeitung", dem „Leipz ger Tageblatt" und den „Leipziger Nachrichten" verurtheilt Ter Dericht-Hos beüand au- den Herren Landgrrlchi,-Rüthen Lebmann (Präsid). Adam, Siegel, Schubarlh - Engelschall und Assessor von Sommerlott; die Anklage führte Staat-aiiwalt I)r. Nagel, die Bertheidigung Herr Recht-anwalt Gustav Hosmana. den fraglichen Artikel al- zweifellos tendenziös; schon die Lpitz-uaike lasse die Tendenz ganz unverhüllt z» Tage treten; der Angeklagte 'verfolgte damit die Absicht, einen >ener vielfachen Angciffe auf die Behörden zu unternehmen, wie sie der „Bürgerzeitung" ja eigen seien; er wollte in den Köpfen Derer, die sich nicht eia rechte« Nrtheil zu bilde» tm Stande sind, Vorstellungen über die Polizeibehörde ver breite», die dieselbe in der öffentlichen Achtung h-rabletzen mußten. Der Angeklagte hat aber, fo iührte die königl. :iaat-anwaliicha!l »u«, Unglück gehabt, indem er an einen Vorfall ailknüpsie. der gar k ine» Anlaß bot; er beleidtat» die Polizeibeamten in > argü n AuS- > drücken und suchte die Sache so darzust.-lleii. als si len Aueichrettm gc» vermischtes. — Berlin, 20. April. Durch eine Anzahl Zeitungen dieser Tage die Nachricht, daß die Frau Prinzessin »Udrich Karl sich in Nizza wieder vermählt habe oder wieder zu vermählen gedenke. Auf eine von der „Nalional- Zeilung" in Folg, dessen nach Nizza gerichtete Anfrage wird dem genannte» Blatte von dort lelegropbirt, daß daselbst an aulorilaliver Stelle nicht, davon bekannt sei, und daß die Frau Prinzessin Friedrich Karl sich in Sorrent befinde. — In TannenbergSthal wurde am Palmsonntage ein gewiß höchst seltenes Familiensest gefeiert, nämlich da, Taussest von 7 Kindern einer Familie zn gleicher Zeit. Der älteste Täufling, ein Mädchen, siebt im 12 Lebensjahre. Bei der Feier selbst sungirten 42 Palhe». Tcr Balcr gedachter Kinder, ein Großindustrieller, leblc früher mehrere Jahre in Amerika, woselbst auch einige der Täuflinge geboren sind. AuS Anlaß dieses Feste« gab der Kinktaussvater seinem zahl reichen ArbeilSperfonale einen FestschmauS, verbunden mit einem Tänzchen, wobei eS recht lustig und munlcr herging und die Gesunkbeit cer Täuflinge und deren Eltern zu verschiedenen Malen getrunken wurde. — Tic „Rigaer Zeitung" meldet den Tod eine, Salller« Karl Bagel im Alter von 109 Jahren. Bagel ist in Sachsen geboren, kam als Knabe zu herzoglichen Zeiten nach Knrlaiid. bat den letzten Herzog von Kurland, de» bekannte» Oberrath Otto Hermann von der Howcn und den Grase» Peter von der Pablen „so gut gekannt, daß rr sie auszeichne« konnte". Auch Ludwig XVIll. im Milauschcn Schlöffe hat er „satllerisch bediene» müsien". — Eine reiche Stiftung ist der Pariser Kunst akademie zngesallen. Eine Dame, NamenS Chenavard, bat diesem Institute ein Bermächlniß von drei Millionen Franc, und eine werlbvolle Kunstsammlung hinlerlaffen. Dia Erblasserin ist die Schwägerin deS berühmte» Lyoner Maler, diese, Namk»,. Die Stislnng ist die großartigste, welche der Alakemic im Lause der Zeiten zugesallen ist. Die Zinsen der Summe sollen zu jährlichen Picsicn und Unterstützungen der sic ssigsten und tüchligste» Zöglinge verwendet werden.
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