Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188604274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-04
- Tag1886-04-27
- Monat1886-04
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1886
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Erfchrint täglich früh 6'/, Uhr. Kkdaction und Lr»edttiou Johanaesgaffe 8. Sprrchstun-ril der Nedarttin. Bormittagt 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. »in die Miek,.». die Red« «t»»el«,dter «»»uleript, »«io, »ich» »erdmdlich. «»cht 54 «m««h«e »er für »te «üchftf«l,e»»e Nn««er Deftt»«tey g«ser«te «« «ochr„ta,e« »i« 8 vhr R«ch«itt»,». «n Senn- und Ae«tta»eu früh hi«Uhr. Zn den Filialen str Zns.-^nvahme. Vtl« Kle«», Uaiverstt-itlstrab« 1. Louis Lüsche, Katharineusir. 23, p. nur »ts '/,8 Uhr. ^ 117. 'chMtr.TagtlM Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage IVSSV. Ädonnrmrntsprris Viertels. 4^/, MV. incl. Bringerlolin 5 Mk., durch dic Po» bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 P-. Bclegexenwlar 10 Ps. Gebüdren lür Extrabeilagen iin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung bO Mk. mit PvstbefSrderung 60 Mk. Inserate (»gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis; Tabellarischer u.Mernsatz nach Höhen» Tar-v Kttlamrn »nter dem RedactionSstrich die 4aelpa". Zeile SOPf, Var den Familiennachrtchlc die 6gespalie»e Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Expedition z i senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung pr»eoamerao«1o oder durch Pos.- Nachnahme. Dienstag dm 27. April 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Montag, den S. Mat dsS. IS., wird mit dem Lchleachrnba« im Dösener Weg begonnen werben. Um die hiermit nothwendiger Weise verbundenen Beschrän kungen de« Fährverkehr- ans ein möglichst geringe« Maß zurückzusübren, wird man den Bau in der Weise betreiben, daß dem Fortgange der Arbeiten entsprechend jeweilig nur etwa lOO Meter de« Wege» verschmälert werden. Während der Dauer dieser Arbeiten hat ein den Dvsener Weg au« oder nach den dort befindlichen Grundstücken pas- sirender Wagen, welcher den vom Bau betroffenen Theil de« Wege« noch nickt erreicht hat, an einer noch unverschmälerlen Stelle zu warlen, sobald ein anderer oder inehxere Wagen, von der entgegengesetzten Richtung kommend, in den ver schmälerten Theil de« Weges schon eingesahren find. Do« und mach der Ankunftshalle de« Bayerischen Bahnhofs fahrende Droschke« dürfen während der Tauer der Arbeiten da« «ach den, Bayerischen Platze ,« gelegene Thor zur Au», und Eintahrt benutzen, auch ist denselben während dieser Zeit gestattet, vor Ankunft der Züge innerhalb de« Bahnhossareal« statt auf dem Dvsener Wege Ausstellung zu nehmen. Leipzig, am 2l. April 1836. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs Hennig. Bekanntmachung. Die Herstellung von Erbarbeite» in der Straße auf dem Areale der früheren Bayerischen BerbtndangSbaha aus deren Strecke von dem Ostplatze bi« zu und mit der Kreuzung mit dem Windmüblenwrge soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RalhhauS, II. Elage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen resp. enlnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erdarbeiten aus der alten DerbindnngSdahn" versehen ebendaselbst »nd zwar bi« zum 6. Mai 1888 Nach mittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am IS. April 1886. DeS RathS der Stadl Leipzig Straßenbau-Deputation. In den hiekgen Volksschulen findet die Aufnahme der neu einzuführende« Kinder Donnerstag, den April, statt und zwar: u,n k» Uhr: in der 3., 5.. 6. und 7. Bürgerschule, in der 2., 4., 5. und 8. Bezirksschule, sowie in der 6. und 7. BezirkSsckule für Knaben; UN« Iv Uhr: in der 1. Bürgerschule für Knaben am AugustuSplatz, in der 1. Bürgerschule am Fleischcrplatz. in der 2. Bürgerschule (an der Parthe) und in der 4. Bürger- schule; ferner in der 3. VezirkSschule und in der 7. Bezirks« schule für Mädchen; nur I Uhr: in der 1. Bürgerschule für Mädchen am AugustuSplatz, in der Vereinigten Frcischule und in der 6. Bezirksschule für Mädchen. Der Unterricht beginnt in allen Clafsen Freitag, den 30. April. Die Direktoren der Leipziger Volksschulen. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 27. April 1886. * Au» Berlin schreibt man: „Wer da glaubt» daß Berlin eine durchaus irreligiöse Weltstadt sei, der hätte am Char- fr eitage durch da« Drängen vor den Kirckenthüren sich eine» Besseren belehren lasten können. Ganze Schaaren von Kirchgängern sah man zurückwandern. weil sie in dem über füllten Kirchenraume leinen Platz mehr hatten finden können. Man konnte somit den Eindruck gewinnen, daß e« in der ReichSbauptstadl weniger an Religion al« an Kirchen fehlt. Berlin hat ja leider auch einzelne Kirchgemeinden, denen 60- bi« 100,000 Seelen zugehören." * Die Lande«» und ReichShauptstadt Berlin kann in diesem Frühjahr ihr vierhundcrtjäbrige« Jubiläum al« Residenz stadt begehen. Kurfürst Johann Eiccro, welcher am Il.März I486 seinem Vater Albrechl Achill in der Kurwürde folgte, war nämlich der erste Landesherr, welcher seinen ständigm Aufenthalt in der Burg zu Kölln an der Spree nahm * I» den „schüchternen Worten", welche aus dem rechten Flügel der Centrumspartei, so im „WestfälischenMerkur", dem Organ der ullramcntanen Aristokratie Westfale»«, und in dem mehrfach erivähnlcn offenen Briefe de« Herrenhau». Mitgliedes Freiherr» von Sollmacher gegen da« demagogische Treiben und Hetzen seiten» einzelner stark demokratisch an gehauchter CentrumSblälter laut werden, glaubt die „National- liberale Correspondenz" die ersten Anfänge einer Scheidung der Geister im klerikalen Lager erblicken zu dürfen. „Die radikal-demokratischen Bestandtheile der Centrumspartci schreibt da« nalionalliberale Organ — hätten, wie die« unter ähnlichen Verhältnisse» im Parteileben ja meist der Fall zu sein pflegt, da« Regiment immer mehr an sich gerissen und ihre terror -nschc Gewalt selbst die obrigkeitlichen geistlichen Autori täten suhle» lassen. Wenn man innerhalb der CentrumSpartei jetzt selbst zu erkennen beginnt, welcherlei gefährliche und zuckt- lose Elemente man groß werden ließ, so kommt diese Einsicht freilich spät genug. Ankere Beobachter halten diese Erschei nung längst erkannt, aber e« mag zweiselhasl sein, ob man derselben jetzt noch Herr zu werden vermag Nachdem man die klerikale Demagogie lange Jabre entsesielt und geflissent lich genährt bat, wird sie schwerlich mehr aus einen einzigen Wink von oben z» bändigen sein." Dic „Germania" will allerdings von ernsteren Spaltungen innerhalb der Reihen de» Ccntrum» nicht« wissen. In Bezug aus minder wichtige Fragen habe in der Cenlrum-sraction und in der CentrumS- prelle Jedermann zu jeder Zeit seiner etwa abweichenden Meinung Ausdruck verleihen können, in Bezug ans die Prin- c.piensragen habe ober stet« absolute Enimüthigkeit geherrscht «nd diese Einmüthigkeit sei auch jetzt «och vorhanden, nicht in Folge Süßeren Zwange«, sondern auf Grund innerer lebereinstimmung. * Nach Münchener Meldungen sind aus Befehl de» Kvnig« alle Neubauten in Hohenschwangau eingestellt und sämmtlicbe Ingenieure, Bildhauer und Arbeiter entlasten worden. Dasselbe geschah aus Herren - Chiemsee. Nach de» „Neuesten Nachrichten" hat der CabinetS-Sccrctair v. Schneider ein zweite« Mal mit Herrn v. Lutz conserirt. Zwischen dem König und den Prinzen soll in letzter Zeit ein lebhafter Briefwechsel stattgesunden haben. Die Zabl der bei dem Land gerichte gegen die Civilliste angemeldeten Klagen nimmt zu. * Au« dem österreichischen Kronlande Galizien kommen beunruhigende Nachrichten von Bauernbewegungen, welche sich gegen den polnischen Adel, die Schlachta, richte». Sowohl die polnische, wie die ruthrnische Bauernschaft befindet ich in Bewegung, weil sie von dem Adel allerlei Anschläge gegen sich fürchtet, über deren Natur indeß keinerlei Klarheit zu herrschen scheint. In polnischen Kreisen bezeichnet man al« ersten Anstoß die von dem I>. CholkowSki eingeleitetc Agitation für die SonntagSbeiligung. Die Sammlung von Unterschriften nach Wie» erweckte bei den ungebildeten »nl größlentheil» de« Lesen« unkundigen Bauern verschiedene Be- iürcdlungen. Hauptsächlich figurirt darunter die Angst, die adeligen Großgrundbesitzer wollten den Kleinbauern wiederum die Leibeigenschaft und alle anderen Lasten vergangener Zeiten auf laden. Die polnischen Blätter nehmen die Vorgänge sehr ernst und misten von einer geheimen Minirarbeit zu erzählen, die von da und dort auftauchenden Agitatoren betriebe» wird, welche namentlich den Aberglauben der Bauern benutzen, um ihre Zwecke zu er reichen. In dem einen Orte erschien irgend ein Jüngling vor den nach der Kirchenandacht in der Schenke versammelten Bauern und verkündigte, daß noch in diesem Jahre fürchter liche UnglückSsälle herembrecben werden. An anderen Orten machte ein Fremdling, al« Bauer gekleidet, die Runde, ließ ebenfalls Prophezeiungen ertönen, aber hierbei wie« er schon genauer auf die Frist der UnglückSsälle und Katastrophen hin, „denn Heuer sei jene« lang vorau-gesagte Jahr de» Weltuntergänge», da Ostern ans El. Marku» fällt". Die Gährung ist bereit» so stark daß die Grund besitzer au» Furcht vor einer Wiederholung de» Blutbades von 1848 zu flüchten beginnen. Die Behörden haben am 14. d. M. rum ersten Male Notiz von der Be wegung genommen. An diesem Tage brachte da» Amtsblatt der L«mbergerStatthalterei eineBekanntmachung, in welcher mitgelbeilt wurde, daß die Statthaltern einen Delegirlen nach Westgalizien und namentlich in die meist be- theiligten Kreise Grybow und Gorlice zur Prüfung der Situation entsendet habe Der Tclegirte, heißt e« in dpr amtlichen Kundgebung, habe sestgcsteltt. daß in dem Be- zirke Gorlice thatsächlich die ungeheuerlichsten Gerüchte im Umlauf waren, daß aber die Landbevölkerung nach zweck- mäßigen Belehrungen e« selbst ausgesprochen habe, daß sie den Ausstreuungen keinen Glauben schenken und sie al» Lügen betrachten wolle. Diese amtliche Belehrung hat jedoch nachhaltigen Erfolg nicht gehabt, so daß sich die Statthalter!» jetzl veranlaßt gesehen hat. mililairische Maßregeln zu treffen. Nach Grybow und Cicnckowice ist eine mit scharfen Patronen versehene Jnsanterie-Ablheilung abgegangen, nm etwaige Ruhestörunge» zu verhüten, welche besonder« in den Osterseiertagen befürchtet werben, la da« Gerücht cursirt, die Scklachzizen hälten die Absicht, am Feste die Bauern zu überfallen. In Ulucz bat sich sogar eine Bauernwache gebildet, die bewaffneten Widerstand organisirt. Zahlreiche Verhaftungen der Rädelsführer haben bereit« statt- gefunden. Die polnischen Organe glauben constatircn zu können, daß in der Bewegung eine geheime Triebfeder und eine von Rußland herrührende Agitation nickt verborgen sei, sondern daß lediglich da« Mißtrauen der Bauern und ihre Unzufriedenheit mit ihrer derzeitigen Lage den Hauptbeweg- grund für die Gährung bilden. * In derselben Angelegenheit veröffentlicht die halbamt liche „Wiener Abendpost" da« folgende ComniuniquS: .Eingelangten Berichten zufolge macht sich unter der Bauern bevölkerung einiger galizischer Bezirke — hauptsächlich in den Bezirken Bochnia und Gorlice — eine Beunruhigung geltend. E« cursiren dort abenteuerliche Gerückte, daß da« Jahr 1888 für die Bauern sich besonder« unheilvoll gestatte» soll. Der Grund dieser Beunruhigung dürste in Folgendem gesunden werden: Seit langer Zeit hat sich unter der gali- zischen Bauernbevölkerung der Aberglaube festgesetzt, daß im Jahre l888 Ln» Ende der Welt bevorstehe. Sonderbar genug, bemächtigte sich deshalb de« Landvolkes eine ge wisse Beklemmung. Dazu kam, daß in der letzten Zeit unter den Bauern einige Petitionen in Umlauf gefetzt worden sind, insbesondere eine Petition wegen Heili gung de« Sonntags. Die genannte Petition, welche den vorwiegend jüdischen Gewerbtreibenden nachtl,eilig zu werden drohte, wurde von Agitatoren in der Weise bekämpft, baß sie den zumeist de« Lesen« unkundigen Bauern al« eine von den „Herrenleuten" cm-gehenvc Bitte an Se. Majestät um Wiedereinführung der Nobot dargestcllt wurde, wa« eine feindselige Stimmung gegen den Adel er zeugte. Ferner hat da« Zuströme» von Einwanderern aus de» Nachbarländern die Bauern aus die Ver»»ilbii»g gebracht, daß die „Herren" etwa« im Schilde führe». In oicse Zeit sielen einige größere von dem Adel veranstaltet: Jagden. Letztere gaben einzelnen Individuen den Anlaß, da« Gerücht zu verbreiten, die „Herrenleute" planen einen .Aufstand". Mehrere der bezcichneten Agitatoren wurden von den compe- tenten Behörden verhaftet. Nirgend« läßt sich jedoch die Spur einer vom AuSlande genährten Agitation entdecken. Der Herr Statthalter entsendete einen Delegirten in kie be treffenden Bezirke mit der Besugniß, nöthigrnsall« Militair zu requiriren, und bieten die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen volle Garantie, daß da« Landvolk alSbald zur gewohnten Ruhe zurückkehren werbe." * Neber die projectirte Pariser Weltausstellung im Jahre 1889 wird dem „Berliner Tageblatt" au« Pari« Fol gende« gemeldet: E« ist nickt unwabrscheinlick. baß jür dic AuSsührung der Ausstellung der Plan Alphand'S, de« Direktors der Arbeiten der Stadt Pari», angenommen wird. Demselben liegt natürlich kie Idee zu Grunde, laß da« Champ« de Mar» da-Ceiilrum dcr Ansstclluug sei. Tao ge stimmte Terrain würde begreifen: 1) die den Jndustriepalast umgebenden Gärten, die durch Lausbrücken mit dem linken Seine-llser verbunden werden sollen; 2) die Jnvalideii-ESplanad«; 3) den Quai d'Orsay; 4) da» Cbamp» de Mar» und den Trocadero. Die GesanimiflLche sllr Bauten, Gärten und Park-würde rund 49V, Heklar betragen. Monumentale Eingang-psorten würden vor dem Jndustriepalast. am Lluai d'Orsav. an der Ecke der Avenue Jena, am AuSgana der Avenue Rapp, am MarSfelde und am Eintritt zum Trocadero »nd der Jena- Brücke errichtet werden. Die Gärten an den Cbamp» ElyIäeS würden die Au«stellung de» Ministerium« für den öffentlichen Unterricht, sowie die von dcr Sladl Pari« veranstaltete unk die analoge» Ausstellungen fremder Staaten ausnchmen. Hier würde ferner die Ausstellung von Gegenständen stattsindcn, die eine« besonderen Schutze« nickt bedürfen. Auch dürsten hier die Concerte, die unter freiem Himmel stattsinden sollen, abgehallcn werden. Da« Centrum der Jnvaliden-E-planade soll für die Eolonial-Au-stellung bestimmt werben. In den Sciten- Allcen würbe» die landwirlhschasllichen, Garten- und Vich-AuS- stellungen statlslnden. JndcuAUec» de«Ouaid'Orsay werden in dccorirlen Zellen die Producle der srainvsischcn und fremden Lcmdwirthscbast ausgestellt werden. Ein Palast au« Eiscn- construction wird im Ccntrum de« MarSfelde« errichtet. Der selbe soll im Allgemeinen für französische und fremde Pro- bucte diene». Denselben wirb ein Park umgeben, in welchem zerstreut die von Privaten aus ihre Köllen zu Einzel»- oder Collectiv - Ausstellungen errichteten Gebäude liegen werden. Der Trocadero wird der Gartenbau-Ausstellung dienstbar gemacht. Dic verschiedenen Theile der Ausstellung werken, wie gesagt durch Lausbrücken, die überdacht sind, und offene Brücken verbunden, lieber da« Eenlralgebäude aus dem Champ« deMar« verlautet, e« werke au« große» Ubcreinanderliegenden Galerien bestehen, die bedeckte Höfe einscdließen. Da- Ganze würde eine Oberfläche von 280,000 Quadratmeter, d. h. ungefähr so viel Raum bieten, wie »>a» 1878 zur Verfügung Halle. DaS Projekt nähert sich bezüglich deS Gebäude« sehr dem der Ausstellung von 1887. Nach den Berechnungen Alphand'S würde sich der Kosten-Anschlag für dasselbe aus 17,400.000 Franc» stellen. Interessant ist der Anschlag Alpband'« über die Gesammt-Einnahmen. Er nimmt an, daß die EntrScS l5 Millionen, die Ecnnahmen a»S den Conccssionen für Easö- Restauranl», den Läden, dem Verkauf von Wasser und Lickt, dem Kataloge, den musikalischen Festen 2'/, Millionen ergeben werden. Die Einnahmen aus der Platznnethe der Aussteller beziffert er aus 9,800,000 Frr»., so daß die Einnahmen i» Summa 27,800,000 Frc« ergeben werden. Herr Alpband basirt diese Ziffern aus osficirlle Dokumente und Statistiken früherer Ausstellungen, die alle Bürgschaft der Richtigkeit bieten. E» würde, sich also eine Einnahme von 7—9 Mil lionen über die Garantiesumme ergeben. * Zu der vorstehenden Frage wird dcr „Schief. Zeitung" au» Wien berichtet: Mehrfach ist in der letzten Zeit dir Frage erörtert worden, ob die Pariser Weltausstellung de« JabreS 1889 vsterreichischerseitS beschickt werde» wird. An dic Regierung scheint kiese Frage überhauvt noch nicht herangelrctcn zu sein, wenigsten» ist eine vfficlcllc Ein ladung hier noch nicht angelanat. Allein in den industriellen Kreisen würde man e« gern sehen, wen» man von der Notb- wendigkeit, dic Pariser Ausstellung zu beschicken, verschont bliebe. Man ist ausstellung-müde, hat bei den letzten A»S- siellungen die Erfahrung gemacht, daß sie, vo» der Be friedigung Einzelner, die sich nach Dekorationen und AuS- zeickuuugcn sehnte», abgesehen, wenig Vortheil bringen. Auch wirkt dic siolilische Tendenz, welche man der nächsten Pariser Ausstellung al« Gedenkseier dcr Revolution gebe» will, nach gerade abmahnknd. Man kann sich in den industriellen Kreisen de« Gefühl» nicht erwehren, daß e» bei solcher Tendenz der Ausstellung unter den obwaltenden Verhältnissen fraglich sei. ob die genügende Sicherheit für den Schutz kostbarer Aus stellungsgüter vorhanden sein werde. * DaS englische Unterhaus hat sich bekanntlich am 20. d. M. bi« zum 8. Mai vertagt. In der Presse dauert aber natürlich der Kamps um Herrn Gladstone'S Vorlage» mit »ngcscbwiichtcm Eifer sorl. Auch wird daS Bersamm- lunzSrecht in weitestem Maße auSgemitzt, um für oder gegen die Vorlagen Stimmung zu machen und dadurch aus die be vorstehenden entscheidenden parlamentarische» Verhandlungen eine» kräftigen Druck auSzuüben. Bl» jetzl spricht sich die öffentliche Meinung weil überwiegend gegen Herrn Glad- slone'S Pläne, sowohl gegen die Homerule-, wie gegen die Landankausbill au«. Bezeichnend ist eS, daß dcr Antrag aus Verwerfung der crsteren Bill dem Ver nehmen nach von einem Liberalen. Lord Harüngton, ge stellt werde» wird. Dagegen ist die Möglichkeit einer Ver ständigung Gladstone'» mit Herrn Chamdcrlaiu über die Homerule-BiU noch nicht auSgcschlvffcn. Ehamberlain erklärt, daß seine Opposition gegen die Bill nur eine bedingte sei und daß er sie unterstützen werde, wenn Herr Gladstone bereit sei, für die Provinz Ulster eine besondere Vertretung zuzulassen und aus dic Ausschließung irischer Vertreter au« dem eng lischen Parlamente zu verzichten. Ob sich eine Einigung zwischen beiden Staatsmännern erzielen laste» wird, gilt in dessen doch für sehr zweiselhasl. Unbedingt ablehnend verhüll sich Chamberlai» gegen die Landankausbill. * Au« London wird der „Polilischcn Correspondenz" gemeldet, laß sich sämmtlickc Mächte über daS weitere Vor gehen gegen Griechenland vollständig geeinigt haben und der Collccuvschritl dcr grogmackUiche» Vertreter m Athen uu- mittelbar bevorstehe. * Laut einem Privattelegramm au« Brüssel haben ernste Unruhen neuerdings in der Fabrikstadt Grammont in Ost- Flandern stcttlgefunbcn. 20»0 Arbeiter sperrten die Brücken gegen die GenSdarmerie ab. Die letztere drang trotzdem i» die Stadt ein, wo ein förmlicher Kamps, bei welchem zahl reiche Verwundungen vorkamen, stattsand. Aussehen erregt die Entdeckung eine« Packet» Dynamit in Gilly bei Charleroi * Die Ministrrkrise i» Holland ist noch nicht beseitigt. ES ist wcnig wahrscheinlich, daß ein konservative» Eabinet zu Stande kommen wird, welche« durchaus keine Partei hinter sich haben würde, während dcr von der öffentlichen Meinung bezeichnet« Chef desselben, G-as Schimmelpcnninck, jedenfalls nicht der Mann dcr Lage ist: er war zwar während de« erste,. Ministerium» Heemsktkk Finanzminister, seine Wirksamkeit beschränkte sich aber vorher, sch-nd daraus, die vom abgetretenen Cabinet gemachten IIel-er>ckinsse in bebaalicber Ruhe ci»s- zuzclueii. Boc drei Ta e„ verlautete m Amsterdam, Heeuic kerk hate «ine mehrstündige Audienz beim König gehabt, und dieser Hab« sich entschieden geweigert, da« Ministerium zu entlasten. * In St. Loni» haben aus Anordnung der .Ritter der Arbeit" 500 Angestellte der Missouri Car Company Die Arbeit eingestellt; auch unter den 2500 Arbeitern in Havemever'S Zuckersiederei hat ein Auistand begonnen. T a ;»r Verylttling von Ausschreitungen in Anspruch genommen- Polizei wurde von den Arbeitern angegriffen, wobei mehrere Personen Verletzungen darontrugen. Die große Zabl und die lange Dauer der Ausstände hat von Neuem die Aufmerl amkeit auf eine gründliche Lösung der Arbeiterfrage, aus eine cndgiltige Regelung de« Verhältnisses zwischen Capital und Arbeit gelenkt. Der vom Repr äsen taute» Hause genehmigte Gesetzentwurf über die SchiedSgerich'.e. welche bei Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber» und Arbest »ehmern entscheiden sollten, ist nur ein Äuedruck de« gute» Willen« dcr Volksvertretung, einem allseitig gefühlte» Bedürs niß gerecht zu werde», verliert aber jede praktische B -deutuug dadurch, daß die Parteien nicht gesetzlich gezwungen sind, ihre Angelegenheiten den Schiedsgerichte» zu übcrg be» und sich deren Spruch zu fügen. Um diesem Mangel abzuhc-ljen, hat Präsident Clcvelanb in einer Botschaft an de» Cougreß den greifbareren Vorschlag gemacht, diese Schiedsgerichte durch einen au» drei Reg>erung»mitgliekern bestehenden Aus ch»ß zu ersetzen, welchem ausschließlich die Regelung solche. Zwistigkeiten zugetheilt werden solle. So erfreulich es ist, daß man endlich einmal daran geht, ernstliche Schritte zu thun, um den gerechten Wünsche» dcr Arbeiter Rechnung zu tragen, so bedenklich erscheint cS uns, bei dcr unrech! mäßigen, oft verbrecherischen Weise, i» welcher die Arbeite, neuerdings in säst alle» Ländern — Amerika nicht au« geschlossen — ihre zuweilen weit über da« Ziel hinaus schießenden Forderungen ertrotzen wollen, diese Ausschrei tungen, wie cS i» der Botschaft de» Präsidenten geschieht, zu verschleiern anstatt zu tadeln. DaS Gesez, ist der ein zige Boden, aus welchem sich beide Parteien begegnen können; stellt sich aber eine derselbe» außerbalb de« Gesetze«, so muß sic, nötbigensall« mit ZivangSmaßregeln, zn ihrer Pflickl gegen den Staat und die Gesellschaft zurkckgrfübrl werden, »nd erst dann dürfen die Unterhandlungen beginnen. Durch die Form der Eleveland'schen Botschaft aber könnte gar z» leicht bei den Arbeitern, welche stet« geneigt sind, jede Nach^ gicbigkeit für Schwäche auSzulegen, der Gedanke geweckt werden, als ob die Regierung dcr ihr obliegenden Verpflich tung deS Schutze« auch der Gegenpartei nicht im vollste» Maße gerecht werden wolle ; vielleicht von demselben Gesübl geleitet, haben denn auch viele einflußreiche Kaufleute den, Präsidenten der New-Borkcr Handelskammer eine Zuschrift ciugereicht. worin derselbe ersucht wird, eine Versammlung einzuberufcn, uni zu erörtern, welche Schritte dic Kammer thun solle, um die bestehenden Gesetze zur Geltung zu bringen und die Bürger in der friedlichen Ausübung ihrer Geschäfte zu schützen. Zur Lage. XlX?. Berlin. 24. April. Der jüngste Erlaß de« preußischen Minister« deS Innern, welcher unter Umständen die Anwendung de« Socialistengesetze« gegen die Leiter und Veranstalter vo» ArbeilS einstellungeln empfiehlt, hat in der Presse lebhafte Er örterungen bcrvorgerusen und soll auch, wie e» heißt, dem nächst im Reichstag von socialdcmokratischer Seite zum Gegenstand einer Interpellation gemacht werden. Ter Erlaß selbst, wenn er loyal auSgesührt wird, scheint un» aber zu Angriffen wenig Anlaß zu geben. Wenn diejenigen Be strebungen. die durch da« Socialistengesetz getroffen werden sollen, sich dcr Arbeitseinstellungen als einer erfolgver sprechenden Form ihrer Bclbätiaimg bedienen und ans diese», Boden ihre Ziele versolgen, so ist nickt einzusehen, warum da« Socialistengesetz nicht in Anwendung kommen sollte. Dic groß--» Arbeitseinstellungen sind eine so überaus ernste, zahlreiche Familien »ul wirlbschasllichcm Ruin bedrohende Sache, daß mil allen gesetzlichen Mittel» verhindert werden muß. wenn sic zum AnSgangSpuncl und Tummelplatz der durch da« Socialiste» gesetz getroffenen Bestrebungen gemacht werden sollten. Die großen Streik«, wenn sie lediglich im socialdemokralische» AaitationSinteresse angestistel und geschürt werden, sind weit gefährlicher und bedenklicher, als etliche Reden in Versamm lungen oder Artikel in dcr Presse, weil sie außerordentlich große wirthschaslliche und sociale Nachlbeile für Tausende vo» Ärbeitersamilie» zur unmillelbare» Folge haben. Aber andererseits soll auch da« freie Eoalilionsrccht der Arbeiter, die Möglichkeit, bessere Löhne zn erringen oder die Arbeits zeit abzulllrzen, nicht angetastel werden, sosorn sich die« Streben aus gesetzlichem Boden bewegt und erlanblcr Mittel bedient. Die Waffen de« Socialistcngcsetzcö sollen und dürfen nicht benutzt werden, um r» de», gesetz lichen Kamps um den Arbeitslohn die Lage der Arbeiter zu Gunsten dcr Arbeitgeber zu erschweren. Ter E>laß de« Herr» von Pnltkamer erkennt die Ver pslichluiig, sich jede« Eingriff» in gewährleistete und unai, tastbare Rechle, wie da« EoalitionSrecht und de» freien Arbeitivertrag, zu enthalten, unumwunden a». Nur Aus schreitungen und ungesetzlicher Mißbrauch dieser Rechle, nicht ihre legale ordnungsmäßige Bethäligung soll sernge- hallcn werden. Wer Gewalt predigt, mil Zwang »nd Be krolmng arbeitsuchende Genosse» vom Arbeite» abbält, die EoalitionSsreiheit zum TerroriSmu« gegen alle, die ihre eigenen Wege gehen wollen, mißbraucht, der verdient, daß gegen ihn die volle Schärfe de« Gesetze« zur Anwendung koiuint. E« liegt kein Grund vor, an den, Erini der Be, sicbcrung z» zweifeln, daß der Erlaß da« gesetzliche Reck» kn Arbeiter im Loknkamps in keiner Weise antai'len will. Da? Locialillengesetz ist bisher im Ganze» loyal auSgeftihrl worden Es giebt ja dem Ermesse» der Behörden eine» ziemlich weile» Spielraum, und die Gefahr vo» Mißgriffen und falscher An wendung ist nicht ausgeschlossen. Wir geben zu, daß sie auch !:>' dcr AiiSs!ihr>l»g de« Erlasse« de« Minister» von PuNkamer nick auSgescbloffen ist. Allein eine loyale und gcrechle An« sührniig vorausgesetzt, sehen wir in dem Erlaffe nichts, was d.n Zielen und Zwecken de« Socialiste»ge(eye» widerspräche. Die kurze Geltungsdauer dieses Gesetze«, welche bei de» -»ueren Verlängerungen beschlossen wurde, ist auch eine feste Garantie gegen mißbräuchliche Handhabung. Eine solche loüede sich »nseblbar dadurch rache», daß da» in kurzer Zeit »blaufende Gesetz nicht wieder bewillig« würde. DirGesabr, daß ein nur 2 Jahr gitlige- und im Rcichslag immer nur »ul knapper Neth zu Stande gebrachte« Gesetz zu „»gebvrigen Zwecken mißbraucht wird, ist in der Thal nicht allzu groß. KI-6. Sin radicale« sortschrittliche» Blatt. 4>ie „Ber liner Zeitung", ist im Schmerz über die Confiscation und den künftigen Forljall der Parlcrdiätcn aus den Gedanken verfallen, die Zwecke dieser Einrichtung aus einem anderen
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