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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188605154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-05
- Tag1886-05-15
- Monat1886-05
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1886
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Urschet«* tck-llch früh S'/, Uhr. Krö«rtisil n»t LiPetMm Iohanuesgaste 8. APrkchgiiaök«, »er Neöartt»»: Vormittags 10—12 Utzr. Nachmittag' 5—6 Uhr. Sin die tlUSg»d< »>o«N->»dtrr M-»»Icn»«e »ch« stch dt« IkdoMr» »Ich« »kri-int-iiy. Am,«»«« »er für öte »Dchftf^««»»e Rnnnner »efti««te» A»r»,»t« «» N- tiv.Ucr Sv*»ent«,r« öts » lttzr a« UN- und Srttta«e« srhtz öts'/,» ähr. 2« he, Filiale» fir I«s.-Tn»»h«r-. Ott« kle«». Unioersttttsstrahe 1. L»»t- Lösche. Kathariaeastr. W, p. nur »t« '/,» Uhr. Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Meß-Ausiage L»,LSV. >l>oilNkmenlspreis viertel;. 4'/, Mß. ine!. Brmgerlodn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps- Gebübren >ür Lxlrabeilaqen (in Tageblatt, formal gesalzt» ohne Vostb 'drverung 50 NU. mit Posidesürderu ig M Mk. Inserate ^gespaltene Petitzeile SO Ps. Größere «chiistr» laut uns. PreiSverzcichni«. Tabellarischer u.Zisfernsay nach höhermTan'. Nrrlamrn unter dem RedactionSstrich dke 4qrspaii. ZcüeöOPf., vor den Familie nnachr ichte» die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind siet- an die tsppedition z» lenden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung prnenamerantlo »der durch Posi- nachnayme. ^-135. Gonnabezch den 15. Mai 1886. 80. Jahrgang. Wegen der Messe ist unsere Expedition morgen Lonrrtag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lx Petition äes I^elprlxer l'nsvdikttes. Amtlicher Thetl. VM«»t»ichMlr. Städtische «ink»«»enste»er detr. Der erste Termin der städtischen Einkommensteuer sst «« IN. Mat d. I. «tt de» sechsfache« «etrage de« »»«fache» Gte»er- sähe« fällt«. <Die Beitragspflichtigen werde« deshalb aufgefordert» ihre Sleuerbeträge spätestens binnen S Wochen, von de« Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steurremnahme, Stadthaut, Obstmarkt Rr. 3. parterre, bei Vermeidung der nach Ablauf d cser Frist gegen die Säumigen eiatrrteuden Maßnahmen abzusühren. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlage für dir evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig verweisen wir auf die »nte« stehend« b«s»nd«r« Be kanntmachung. Leipzig, den 12. Mai >880. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Veorgi. koch. der Veklnmtmachimr. Die persö«ltch« ««taae f»r die »»««aellsch. 1vrh»»tsche» Zttrche» t» Setpzt« betreffend. Aas Grund von ß. 7 deS Regulativ« über die Erhebung Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig vom tO. Juli 1870 wird aadurch bekannt gemacht, daß di« zur Deckung der Fehlbeträge der hiesigen Parochien aufzu- bringenden persönlichen Anlagen von allen mit über 800 sichtlichem steuerpflichtigen Einkommen znr Staatseinkommen» 'teuer geschätzten beitragspflichtige» evangelisch-lutherischen LlaubenSgenosscn mit siebzig Procent de« au- der Einschätzung ur StaalSsieuer sich ergebenden einfachen städtischen Steuer- .atzes auszudringen und mit vierzig Proceut zum ersten und dreißig Procent zum zweiten städtischen Einkommensteuertermrne zu entrichten sind. Die erste Rate gelangt demnach a« IS. Mai d. I. zur Emhebung, und e« werden die Beitragspflichtigen aus- gefordcrt, ihre Beiträge binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuereinnahme abzusühren. da widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen die g> schlichen Maßnahmen eintreten müssen. Diese Bekannt»a«bunq gilt als legal« Be- nackricktigu«« der Co«tribue«te». Etwaige Meela«atio«e» si»d bi»»e» drei Wacke«, von dem erstmaligen Aboruck dieser Bekannt machung ab gerechnet, bei der Stenerabthetl««g d«S RatheS, Stadthaus, parterre reehtS, anzubringen Insoweit Reklamationen sich gegen dre Höh« der der Ber anlagung zu Grunde gelegten staalticken Einschätzung richten, find selbige als unzulässig zurückzuweisen, doch sollen die au Recla..ulionen gegen die Einkommensteuer erfolgten Ent scheidungen ohne Weitere« für di« Herbeiziehuug zu den krrch lichen Anlagen Giltigkeit haben. Lrtpzig, den 12. Mai 1886. Der Math der Stabt Leipzig. vr. Georgi. koch. rtschmer Vrklnmtmchrug. Da? Freibad am kopswehr wild am IS. Mai lsd. Is. erbssn.l Die Beaussichtiguog desselben haben wir auch in diesem Jahre Herrn Fischermeister Earl Wilhelm Meihtser übertragen. Für Benutzung de- Bades gelten die unter G »achstehen den Vorschriften. Leipzig, den S. Mai 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. kret . . o 1) Die Anstalt kann in der Zeit von Morgens 5 bi» Nachmittags I'., Uhr und von Nachmittag 3'/, Uhr bi« zum Dunkelwerden unentgeltlich benntzt werde». 2) Die lägliche Schlußzett wird durch zwei Zeichen mit der Glocke angegeben. 3) Rach de« ersten Zeichen wird Nie»a,d mehr eimelasse», »ach dem zweiten haben die Badenden sich sofort au- den Bassin- und sodann mit möglichster Beschleunigung au» der Anstalt zu «Msrinen. 4) Erwachsene werden ta da- Bad m>r gelassen. wenn sie mit Badehosen versehen find. 5) Die Pcrro»-, Brücken, Au«, und «»kleidesteil«», Bastin« n,d sonstige» Räumlichkeit«» der Anstalt dürfen i» seiner Weis« »er uureiiiiq« werde». 6) Niemand darf de» Auder» bespritze», »»tertamhe» »der s»»ft belästige». 7) Alle- uunSthig« Schreien, Lärme» und Herumlouj«, i» der Anstalt ist untersagt. 8) Abwaschungen mit Seif« dürfen um an dem dazu bestimmten Orte vorgenommeu Verden. S) La» Lin- und Au-iteige» darf a»r auf de, TrePPe» geschehe» 10) Die jedesmalige Benutzung der «»statt ist a»s die Dauer einer Stunde beschränkt. 11) Da- Mitbriage» von Hunde» i» die >»stellt ist »erbot«». 12) Da- Betreten der Raseaböschongea. da- Ueberfteige» der Narrisrea und da- Baden in de» Zu- und Abstußgräbe» >st »ich» gestatte: lS) Jeder Besucher der Anstalt ha« dem Aufseher aus dessen Verlange, seine, Rome« nnd Stand, iowi« sein« Wohnung zu nennen. 14> De» A»»rd»»ag«» de« Anfsehrr- ist unweigernch zu leistn» lö) ». iderfetzüchkeileu gegen denielbe» oder Zuwiderhanddwga» gegei, dies« vortchristeu «erde, «it «aldstros, oder Hast, ob« »it dem Verbote fernerer Benutzung der >»stall ^«Hude«. Nachdem wir dem diesigen Kausmann Herrn Gotthelf Emil Hohl««»» am heutigen Tage Eoncession zur gewerbsmäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häsen und Abfchließung von Schiff-eoutracten im Aufträge der Direktion des Nord deutschen Lloyd — Postdampsschifffahrts-Geseüschast in Bremen — erthrilt habe», bringen wir dies hierdurch zur öffentlichen kenntniß. Leipzig, am 7. Mai 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Fröhlich. Vrkannlmachuug. Da« Barea» für den Neubau des Schlacht- und Vieh- hoss befindet fick von jetzt an in dem auf der Baustelle hierzu errichteten Gebäude. Leipzig, am 11. Mai 1838. Der Rath -er Sta»t Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Assessor. wird di« geborene Gesucht am 16. November 1848 zu Döllnitz bei Halle Christiane Henriette getrennt lebende Walther, ! zur Fürsorge für ihre in Waisenpstege befindlichen r anzuhalten ist. welche . . . Kinder anzuhalten Leipzig» am 8. Mai 1686 Der Rat der Stabt Leipzig (4lr«enamt.) Ludwig-Wolf. Weudt. OeKentlieke Lanäelslokrangtalt. vlountmr, äen 18. NW, krllk 7 vkr. Ksxinnt cki« »reell« ä»k»»h«epr>1fu»U io cker l.«hrl1»g»»vtüe1In»r, »» eeeleder »ak äi« bereite eog^weiäete», »onns <t>« noch »nmuuelckenlloo vebrllnr«, mit Sestrelbkecker reenokev, »tlnetUeb eiimoümlen üeben. ^nmelckuvgM kür äen vInjUhrlren kveheet»»«»n«h»ttN«k«o 6»rnu» (lwtrllogmdtbeUomr) eeer<1«u tm lmuko äi«««r Wocbs gleiadklll, entgqz» genommen. Verl Votkrnm, vireotor. Sffene SchutzmLnnsßelr. Ein» i» Folge Entlass«»« de- bisherigen Inhaber- sreigemordene Schutzmann-steile soll sesart wieder besetzt werden. Bewerber, möglichst gediente Soldaten, welche die Unteroffierer«. kharge bekleidet haben, werden anfgesvrdert, selbst versaßte und ge- schrieben« Gesnche nebst Leben-lauf sti« zum 21. Mal 188S bei dem Unterzeichneten Genieinderathe einzureichen. «ohli-, am 14. Mai 1886. Der «emeinderatd- Singer. Holj-I irhrenster Auction. Im steuitzsch de« irhrenster-er Waldes ansberritetr 93 eichene Klötzer, 10—36 am stark, 3.ö—6 m lang, 115 eschene 37 ahvru« 23 rüfterae 6 erlenr 16 a«p«n« > 3 weidrue > 74 eichen« n. 32 km harte 330 157 . solle» 1(^—24 - » 2 —4 10—27 . . 4 —6 - 10—25 - - 3 —ü - 10—15 - - i . 10-16 . . f » ' 12-38 - . 2.5-5 - ne Stangen, 8 «. 9 am stark, reunscheit- und Knüppel, 3.5 ». 4 w laug. harte- Brenareisig, dergl. in Laughause» M«ntag, den 81. Mai ds». 2« van Vormitta«» S Utzr an meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den sonst vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Versammlnn- im Kanitzsch, Abthlg. 58, auf dem Wasserwege. Grldrtnnatzme im Gasthole zu Gundors. köntql. Neviervrrwattnn- Zwenkau «nd K-nigl Farstrrntamt Wurzc«, de» 13. Mai 1886. Lomlrr. Bachwaa». Nichtamtlicher Thetl. Die flchfische Landessynodr. * Am Donnerstag ist in Dresden die vierte ordentliche Landessynode der evangelisch-lutherischen Kirche des Königreiches Sachsen rusammengetrrten. Bei dem fast ausschließlich protestantischen Charakter unseres Landes ist cs selbstverständ lich. daß den Berathungen der gedachten Körperschaft in den weiteste» kreise« lebhafte Beachtung zu Theil werden wird, selbst wenn denjenigen Bemerkungen, welche jüngst in der Presse über die Art der Zusammensetzung der Synode zum Ausdruck gelangten, einige Berechtigung zuerkannt werden muß. In diesen Bemcrtungeu war darüber Klage erhoben, daß diese Zusammensetzung insofern «ine einseitige sei. als der geistliche Stand und das Beamtcntkum über eine zu große Majorität und damit über einen ^u starken Ein stuß gebiete; die Landessynode solle «ne Vertretung der evangelisch - lutäeriichen Bevötke^ing unseres Lande» darstellen, rin Verhältnis, weiches rurch da» Ueberwuchern der Zlertreter bestimmter, in ihren Anschauungen nicht selten erelusiver kreise beeinträchtigt werde. Wir stehen „ichl an, zuzugeden. daß in dielen Bemerkungen ein Kern von Wahr heit enthalten ist. Große, weit« Bevölkerungsclassen. denen der Zinn für Religiösität nicht abgesprochen ivrrden kann, sind in der sächsischen Landessynode so gut wie nicht ver treten; dagegen entsenden der geistliche und der Beamtenstand ,n einem nnmensckeu Verhältnis, weiche» jede Opposition dagegen von vornherein ausschließt, iire Vertreter ,n die Synode Gegen diese Art der Zusammensrhunq der Landes- synode wird sich nun freilich vor der Hand nicht viel lhun laste». Die Synode beruht aus Landesgesetz, und welchen Schwierigkeiten die Abänderung solcher Gesetz«, wenn sie von irgend welcher Seite beantragt werden sollte, begegnet, da« baben wir nicht »vthig, weiter auszusühren. In dem von einem Blatt», von dem man sonst konservative Interesten zu vertreten gewöhnt ist. gemachten Vorschlag, es möchten die geistlichen und die weltlichen Wähler ihre Abgeordneten jede für sich getrennt wäblen, vermögen wir »in ausreichende« Mittel dazu, in der Zusammensetzung der Zyuode im Sinne größerer BotksthümttchkeiteiueArnderuuqherbe'jusühren.nichtiuerdt.cken. Die Hauptschwierlgkmt Kegt i» kircheuvorstauds-Wahlgesetz. welche« bekanntlich durch seinen complicirtenApparat. insbesondere durch die Bestimmung, daß Jeder, der wählen will, sich vorerst an melden und dann abwarten muß. ob er in di« Wählerliste einge tragen wird, die Maste der lutberrschen Bevölkerung von der Br- tbeiligung an der Wahl znrückschreckt. Die Kirchenvorstands milglieder aber bilden außer den Geistlichen die Mäkler zur Landessynode. und wenn eben mit der Zeit nicht die Be stimmungen der Kirchenvorstandswahl abgeändert werden, dann wird auch in der Mitgliedschaft der Landessynode sich nicht viel ändern lasten, sondmm es wird dieselbe thatsächlich immer nur der WillensauSrvck einer geringen Minorität der Angehörigen unserer evangelischen Landeskirche bleiben. Nachdem wir diese Bemerkungen vorausgeschickt bade», erklären wir zugleich, daß wir weit davon entfernt sind, uns in principielle Gegnerschaft zu der Synode zu setzen und etwa in den Ton der Opposition zu verfallen, welchen UnkS- lideraie Prcßvrgane gegen kirchliche Körperschaften, die nicht >m Fahrwasser de» kirchlichen „Freisinns" segeln, anzu- schiagen pflegen. WaS diese Organe unter solchem Frei sinn versieben, ist in der Regel nicht weit von dem RadicaliSmuS entfernt, dem sie auf politischem Gebiet die Wege zu ebnen suchen und der schließlich zu demjenigen Stand' piincte hiiisübre» muß, welchen die staats- und kirchcnseinvliche Partei der Socialdcmokratie cinnimint. Wir treten im Gegen- theil mit voller Energie siir die Bewabrung der unserem Volke von den großen ReligioiiSslistern überlieferten theneren kirchlichen Güter ein imd werden stets dafür kämpfen, daß dir sittlich-religiöse Erziehung deS Volkes der unerschütterlich-, Grund sein muß, aus dem sich unser ganzes StaatSwesen aus- baut; wir wist-» recht wohl, daß, wenn eS jemals gelingen sollte, aus den Herzen der Menschen die Lieb« zur Religion, die Ehrfurcht vor Gott und fernen Werke» herauSzu- rcißen, dann ein wahrhaft jammervoller Zustand auf Erden entstehen müßte. A»S diesem Grunde werden wir stet- auch die unter Mitwirkung der gesetzgebenden Faktoren eingesetzte weltliche Ordnung der kirchlichen Dinge, die kirchliche Obrigkeit, achten und dazu nach unseren Kräften beitragen, daß man der äußeren Vertretung unserer Landes kirche ^ wozu die evangelisch-lutherische Landessynode in hervorragendem Maße gehört, mit Achtung und Vertraue» eiltgegenkommt. Dieser kirchliche btandpunct. den wir mit kurzen Worten dargelegt haben, kann uns nun freilich auch nicht davon ab- hatleu, einem Wunsche Ausdruck zu geben, von dem wir wissen, daß er nicht bloS der unsere ist, sondern in weiten kir ilich gesinnten Kreisen gethrilt wird. Wir betonen diesen Wunsch nit wenige» Worten dahin, daß es der Lrn"-»si'node gefallen möge, bei ihren Berathungen und Beschlüssen den Geist der Mäßigung und wahrhaft christlicher Toleranz vorwaiten zu laste». Wie in allen irdischen Dingen, so bestehen auch in der religiösen Glaubens gemeinschaft Verschiedenheiten der Auffassungen, und so lange cS Kirchen gegeben hat »nd Kirchen geben wird, werden die Meinungen selbst Solcher, welche am kirch lichen Lebe» regeren Autheil zu nehmen gewöhnt sind nicht ganz unter cinen Hut zu bringen sein E« liegt in der Natur der Dinge begrüntet, daß auch in kirchlicher Hinsicht ein nicht allzu schroffer Gegensatz, wie er aus politischein Gebiet durch die konservative und die gemäßigtliberale An- chauuug zu Tage tritt, sich bcmerklich macht, unv wir werden es tctS für tbörichl halten, wenn die streugkirchliche oder orthodoxe Richtung keine andere Richtung »eben sich dulden will, lhöricht schon deshalb, weil große Kreise unsere- gebildete» Bürgerthums sich niemals in die Fesseln der orthodoxen Richtung werden schlagen lasten, ES ist nun aber niizweiscldast in unserer Landessynode eine rahlrciche Partei vorhanden, welche zur orthodoxen Fahne schwört, und an dicse Partei richtet sich unser dringender Wunsch, daß sie von ihrem numerischen Gewicht gegcn die an Zahl weit geringeren Bekenner einer etwa« freieren kirchliche» Richtung nicht einen rücksichtslosen Gebrauch machen, sondern denselben in achtungsvoller Weise entgegenkommen wolle. Es kann ja zum Lobe unseres evangelisch lutherischen Kircheuregiiuentü gesagt werden, daß dasselbe ebensallr keinen exclusiven Ätandpunct eumimmt, sonder» in anerkennenSiverther Weise bemüht ist, Gegensätze auszugleichen und unsere Landeskirche vor einseitiger Ausartung zu dewahren; mit Freuden ist e« jedenfalls in weilen Kreisen ausgenommen worden, daß in Sachsen kirchliche Heißsporne in den letzten Jahren von oben herab wenig Unterstützung ersahren habe» Wir Huben zu den obersten Leitern unserer evangelischen Landeskirche daS feste Vertrauen, das; sic die in ihre Hände gelegte Macht in diesem friedlichen, versöhnlichen Sinne auch ferner zur Anwendung bringen werden, und daß die Landes synode diese Bestrebungen zum Segen und Heil unserer evan elisch-Iiitherischeii Landeskirche unterstützen möge, daS ist unser Lunsch, den wir ihr bei der diesmaligen Zusammenberufung entgegenbringen. Aus dem Sudan. General Wolseley sprach sich zu der Zeit, als er den ver unglückten Feldzug zur Rettung Gordon's unternahm, dahin au- daß unbedingt noch eu» wettere« Unternehmen »othwendig werden würde, um vir Sudanesen von einem Angriff gegen Egypten zurückzuhalten. Dieser Rath ist unbeioigt geblieben; Lord Salisbury hat e« vielmehr bei dem Ausgebe» Dongola» auch neben den Vorgängen in Griechenland Interesse zu er wecken. Heute liegen speciellere Meldungen über den Zug Abdullah'» vor; es verlautet, daß die Zahl seiner Truppen 18,000 beträgt und daß er auch 27 Kanonen mit sich sübre. Die 57tägige Fahrt de» Kbalisen von Kbartum den Nil hinunter war ein Triumph- und HulkigungSzug. und bei seiner Ankunft Berber wurde er von OSman Digma begrüßt, der mit iroßem Gefolge au» der Gegend von Suaklm herüber ge- ommen war. um die nvthigen Verabredungen über den eldzug zu treffen. Die Sache ist offenbar für Egypten ehr ernst, und wenn auch von Dongola nach Kairo ein weiter Weg ist, so zeigt doch der Marsch der Sudanesen von Kbartum nach Berber, daß sic nicht aus halbem Wege sieben zu bleiben geneigt sind. Die Truppen Abdnllab'S haben mit den Engländern »och eine alte Rechnung auSzugleichc», und auch in diesem Frühjahr bat noch ein Zusammenstoß zwi- chen Sudanesen und Engländern stattgesunden, von dem viel Aufheben» gemacht wurde, ohne daß daourch etwas Andere« erreicht worden wäre al» eine Auffrischung der alten Feindschaft. Seit dem Fall von Khartum und dem Rückzüge der Engländer im vorigen Jahre sind den Suda nesen die Flügel bedeutend gewachsen, sie beschränken sich nicht mehr aus Beunruhigung ber Grenze zwischen Suakim und Berber, die bi» dahin immer OSman Digma übernommen hatte, sondern der Mittelpunkt der Bewegung ist von Iordofan um ein Bedeutendes weiter nach Norden verlegt worden; als OperationSbasiS wird heute Berber benutzt. Die egvptischen Angelegenheiten sind in der neuesten Zelt zwei- mal im englischen Parlament zur Sprache gekommen, zuerst am 6. Mar und zum letzten Male am lO. Mai. Am 6 Mar erklärt« Gladstviie. er könne noch nickt sagen, ob Mukhtar Vascha seinen Plan über die Organisation der egyptlsche» lrmee in einer den Einwendungen England» entsprechenden Weise abändcrn könne; der Vorschlag Mukhtar Pascha'» und die von England daraus erlheiltr Antwort würden dem Parlamente mitgetheilt werden. Der Meinungsaustausch wischen Mukhtar Pascha und Drummond Wolfs über andere rgypten betreffende Fragen werde fortgesetzt, eine Mittheilung darüber erscheine aber zur Zeit noch unthun llch. Am 10. Mar ügte dann der UnterstaatSsecretair Bryce hiuru, daß Drum mond Wolfs zurückkehren werde, sobald er seine Verhand lungen mit Mukhtar Pascha, welche den Sudan beträfen, beendet habe. Daran» geh' hervor, daß die englische Regierung es für ausreichend hält, wen,» sich Drummond Wolfs und Mukhtar Pascha über die Reorganisation drc egyptischen Armee unter halten. während die Sudanesen mir beträchtlichen Streit- krästen sich zu..c Angriff aus Egyvlen anschicken Ein solcher Grad von Indolenz entspricht allerdings der Haltung, welche England seit der Besetzung EgvptenS gezeigt hat, aver diese "toiitik hat auch die schmachvollsten Niederlagen herbeiaesührt. S scheint nicht, daß hierin eine Aenderung zum Bessern zu erwarten stellt Der Suva» ist heute vollständig aufge ieben und v>e VertheidigungSgrenze wird immer weiter nach Korden vorgeschoben, von Kbartum »ach Berber, von Berber nach Dongola. von dort nach KoroSko und Assuan, und wenn daS so sortgeht, dann werden di« Sudanesen eine» Tage» vor Kairo erscheinen nnd der Khetive wird dann sein Heil in der Flucht suchen müssen, wenn die Engländer eS nicht für nvthig halten, die Hauptstadt zu vertheidigen. Diese Befürchtungen sind allerdings nicht der Art, daß ihre Verwirklichung heute oder morgen zu erwarten ist. aber die Sorglosigkeit der Engländer ist so thöricht, daß man sie kaum begreift Wenn ihnen an Egypten nichts liegt, dann be lassen unv seine Hoffnungen aui ein Uebereinkoiumeil »nit der Türkei zum Schutze EgyPtenS gesetzt. Nach längeren Ber Handlungen zwischen dem Abgesandten England». Drummond Wolfs, unv dem Sultan hat dieser sich endlich «nlschlosse» Mukhtar Pascha al» Coiiimisiar nach Kairo zu lendeu, damit dieser die entsprechenden Vorschläge für Sie Reorganisation der egyptischen Armee machen könne. D>« Vorschläge Mukhtar Palcha'S sind aber von Len Engländern verworscn worden, weil sie aus die Wicdereroberung de» Sudan hinaus kiesen, und von dieser wollte die englische Regierung nichl» wissen. E» ist richtig, daß tue Engländer mit den Sudanesen schlimme Erfahrungen gemacht haben, aber dadurch be man eine Gefahr nickt, daß man sie ignorirt. und da Engländer und Egypter jetzt »ichr mehr um die Sudanesen kümmern, so bringen diese sich jetzt um so ein dringlicher bei beiden selbst in Erinnerung. Am 5 Mai erbielt der Kbevive die telegraphische Nach richt au» Korosko, daß der Nachfolger des Mahdi. Khalis Abdullah, seine au« Khartum kommenden Truppen in großer Eile von Berber nach Dongola marschiren laste und mit der Nachhut selbst dabin abgeben werde. Damals war die all gemeine Aufmerksamkeit so vollständig durch die griechischc» An- aelegenhciten in Anspruch genommen, daß diese Nachricht säst spurlos vorübergmg, nnd d«»och war si« wichtig genug» um hätten sie eS nicht zu erobern brauchen; aber die egyptischen Besatzungen der sudanesischen Städte einfach dem Verderben weihen, ohne etwas zu ihrer Rettung zu unternebmen, und zwar so heldenmüthige Besatzungen wie di« von Berber. Khartum, Tockar und Kassala, da» verräth einen Grad von Unmenschlichkeit, welcher den Haß der Egypter gegen die Engländer, wie er immer schärfer kervortntt, als durchaus aerechtsertigt erscheinen läßt. Woraus die Engländer in Egypten pochen, da» sind die großen Entfernungen und die Schwierigkeit, mit welcher der Transport großer Truppen maffen vom Sudan »ach Egypten verbunden ist. Diese Schwierigkeiten werden aber von den Engländern weit über schätzt; denn wenn die Machlsphäre der Sudanesen immer mebr nach Norden erweitert wird, dann verschwinden diese Schwierigkeiten allmälig Man hat nicht gehört, daß Egypter und Engländer Vor kebrungen gegen den von kvroSko her drohenden Angriff getroffen habe», »nd dennoch ist ein Zusammenstoß in nächster Zeit unvermeidlich. In Assuan stehen englische Truppen, diese werden natürlich den Sudanesen entgegengcsandt werden, wenn sie nicht bei ihrer geringen Zahl eS verziehen, da» Feld zu räumen. DaS sino Verhältn sie, die einer großen Nation völlig unwürdig sind und die leicht in Egypten zu einer Katastrophe führen können DaS Bcrbältniß zwischen Egyptern und Engländern ist seit geraumer Zeit ein äußerst gereiztes, trotz aller angeblich günstigen Finanzergedniff« in Egypten. Die Sacken wurden weit besser stebcn, wenn die Handelsverbindungen mit dem Sudan noch in Binthe wären wie daS vor dem Erscheinen der Engländer in Kairo tec Fall war. Egypten bedarf der Herrschaft über den Sudan als Hinterland, j-tzl aber sieben die Sudanese» aus dem Puiicke, dcu Schwerpunkt der Macht von Kairo »ach Khartum zu verlegen. DaS Eintreffen Abdullab'S >n Dongola bedeutet den EntscheidungSkamps zwischen dem Sudan und Egypten. Die Sudanesen möge» verbältnißmäßig ungeübt in den Waffen sein unk in Strategie und Taktik weit hinter den Engländern zuriickstebco, aber'sie haben gezeigt, daß sie durch ihren Mulh und ihre rohe Kraft, ihre Schlauheit und Ge wandtheit alle diese Unterschiede auSgleichen. Die Engländer haben sich aus einen harten Strauß mit den Söhnen der Wüste gefaßt zu machen. * Leipzig, 15. Mai 1886. * Der BundeSrath bat in seiner Plenarsitzung am Donnerstag dem Gesetzentwurf über die Besteuerung de» Zucker- und dem Abschluß der Uebcreinkunft mit Groß britannien zum gegenseitigen Schutz der Neckte an Werken der Lileratur und Kunst seine Zustimmung erthettt. * Hinsichtlich der Auslegung und Anwendung deö Gesetze- über die Freizügigkeit vom Jahre >887 waren von Preußen verschieden« Anträge an den BundeSrath er gangen. Der letztere hat nu» b,schlosse,vor iveiterer Be schlußuahmc über den preußischen Antrag den Reichskanzler zu ersuchen, Erhebungen darüber zu veranlaßen, »ach
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