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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188605165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-05
- Tag1886-05-16
- Monat1886-05
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1886
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2844 * In der am Donnerstag unter dem Vorsitz de« Staat«- mmister«, Slaat-secretair« de« Innern v. Bötticher adge- haitenrn Plenarsitzung beschloß (wie wir heule ausführ licher melden) der Bunde-rath, dem vorgelegtcn neuen Entwurs eine« Gesetzes, betreffend di: Besteuerung des Zucker«, die Zustimmung zu ertheilen, tagegegen den vom Reichstag angenommenen Gesetzentwurf über denselben Gegenstand abzulehnen. Bon den mit der englischen Regierung vereinbarten Erklärungen über die Abgrenzung der deutschen und englischen Machtsphärcn und die gegenseitigen Handel«- und LerkehrSsreiheiten in den deutschen und englischen Besitzungen und Schutzgebieten im westlichen stillen Ocean nahm die Bersammlung Kcnntniß, erklärte sich mit dem Abschluß einer Uebereinkunft mit Groß britannien zum gegenseitigen Schutz der Rechte an Werken der Literatur und Kunst einverstanden und übergab die Be schlüsse deS Reichstags zu der allgemeinen Rechnung über den ReichSbauShalt für daS Etatsjahr 1881/82 dem Ausschuß sür Rechnungswesen, den Antrag Preußen« wegen des Erliste- eine« Gesetze« über die Pflichten der HandelS- makler den Ausschüssen sür Iustizwesen und sür Handel und Berkebr zur Vorberathung. Hieraus wurde die Wahl von Mitgliedern deS CuratoriumS der Rricksbank vorgenommen. Eine Eingabe de« Präsidium« de« 3. VercinStage« deutscher Münzsorscber zu Dresden und eine Eingabe des Ausschusses de» internationalen Transport» Versicherung« - Verbände» zu Berlin, betreffend die Aenderuna der Bestimmungen über den Berkebr mit Sprengstofsen aus Wasserstraßen, wurden dem Herrn Reichskanzler überwiesen. Einem Vorschläge des Herrn Reichskanzler« entsprechend wurde beschlossen, daß die Münzstätten, insoweit die zur Ausprägung von Einpfennig stücken nothwendigen Plättchen von ihnen hergesteflt werden, für die Anfertigung derselben eine näher angegebene Vergütung erhalten. Einer Eingabe wegen Aufnahme deS i'eucn Medikament« Ichthyol in die Pharmacopöe wurde keine Holge gegeben. Dem Anträge der Ausschüsse sür Zoll» und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, betreffend die Abänderung deS Begleitschein-RegulativS und die Einführung einheitlicher Formulare zu Begleitscheinen wurde zugestimmt. Endlich gelangten Gesuche wegen Zulassung von Ausnahmen von cc» gesetzlichen Vorschriften über Einrichtung der Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern zur Erledigung. * Die polnischen Zeitungen fabren fort, dem Gefühl der Trauer Ausdruck zu geben, daS die neueste kirchen politische Gesetzgebung bei den Polen hervorgcrusen bat. So änß-rt sich die „Gazeta Narodvwa", wie folgt: Rom bat soeben die Polen in Posen ausgegeben: e» hat sie Herrn v. BlSmarck auf Gnade und Ungnade überantwortet. Die Abstimmung in, vreußilchen Abgeordneienhause über da« politisch- religiöse Gesetz ist in den Annalen unseres Martyrium« ein neue« Blatt; ein sebr schmerzliche«, weil sich aus ihm eine Täuschung ver zeichnet findet, welche wir von einer Seite ersahreu haben, von der Niemand in Polen eine solche erwartete. In ähnlichem Sinne äußern sich der „Kuryer PoznanSki" und der „Dziennik Poznan«!!": „Tie Grundsätze der göttlichen Wahrheit", sag» Letzterer, „die von der katholischen Kirche vertreten werden, werde» für uns immer heilig und unantnstbar bleiben. Aber was die weltliche Politik der Repräsentanten der Kirche and trifft, so ficht un« die absolute Frei- hei« zu, unsere Meinung über dieselbe zu äußern und sie nach ihrem wahren Werth zu schätzen: nicht« kan» un« diese Freiheit nehmen, weder die religiösen Dogmen, noch die Vorschriften der Kirche. Nicht« kann uv« ferner hindern, unser Bedauern über die Wege au-zusprechen, welche die römisch« Lurie tbatsächlich verfolgt, und über die Niederlage, die Rom unter dem Schein eine« Siege« er- litten hat." Dazu bemerkt die.. Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Wenn die polnische Presse mit dieser Unterscheidung zwischen de» göttlichen Geboten und der weltlichen Politik der Kirche eine Ver schleierung des wirllichen Sachverhalte« hcrbeisühren zu können glaubt, so muß ihr llrthcilSvcrmögen unter dem Zorn, in welchen sie die jüngsten Vorgänge aus kirckenpolitischem Gebiet verletzt hat, doch bereits erheblich gelitten haben. Wer in aller Wrlt wird sich durch derartige Phrasen irresührea lassen? Die Sache liegt sür Jedermann dcntlich »n Tage. Der polnische Adel hat die katholische N ligion stet« gemißbrauch«: er hat sich ihrer lediglich bedient, um G nsluß ans den polnilchen Bauer zu gewinnen, um denselben dem Ziele der polnischen Propaganda dienstbar zu machen. Ohne den Eulturkampj war ihm die« nicht möglich; denn er konnte die Bauern gegen den Staat nur verhetzen, indem er den letzteren al ben Feind der katholiiäien Kirche hinstcllte. Jetzt sürchlct der Adel, daß eS den Bauern klar werden wird, welch' srevelhaste« Spiel mit ihnen getrieben worden ist, und daß e« mit seinem Einfluß, folge- weise also auch mit seinen revolutioaairea Bestrebungen zu Ende lein wird. Daher die Thräaeu, die die polnischen Seigneur« »nd ihre Presse über die Beendigung de« LulturkampsS weinen » « » * In dem soeben erschienenen, .im Aufträge der k k Stattbalterci sür Böhmen auf Grund amtlicher Daten ver faßten" OrtSverzeichniß deS Königreiches Bödmen finden sich folgende Ezcchisirungen deutscher Orts namen: BertSvorf heißt Sucha, ChristosSgrunL heißt Grünt, Althabendors beißt Habendors Slarh. Langenbruck heißt Dlouhomosti, Röcklitz heißt Rochlicc, MasierSdors l. N. heißt MafserSdors na levem brechu Nisy. MasierSdors r. N. beißt VratiSlaviee. SchimSdors heißt Simonovice, IohanneSberg beißt Honsberg. IosesStbal heißt IosesSdol, Kukan heißt Kokonin, Proschwitz heißt PrcSkowice, Rats heißt Radio, Rcinowitz heißt Rhnovice, Tschernhausen heißt Ecrnohousy. * Da« ungarische Abgeordnetenhaus hat die Landsturmvor'age erledigt. Die heftigste Debatte ent wickelte sich beim H. K, welcher die zur Dienstleistung ein- berusenen Landsturm männer der Militair-Strafjustiz unter stellt. DaS ungarische Abgeordnetenbaus konnte sich nicht entschließen, die beantragte Resolution anzunekme». durch welche die Negierung ausaefordert wurde, noch in der lausenden Reichstag« Periode den Entwurf einer Militair-Slrasproccß- Orvnnng zur verfassungsmäßigen Behandlung vorzulegen. * In Polen wird eine lebbasle Agitation gegen den Besuch deutscher Bäder betrieben. Der .Posen» Zei tung" wird darüber ans Warschau geschrieben: „Fast die ge- sammtc polnische Presse richtet an da« Publicum angesichts der bcvorstebendcn Reisesaison die Aufforderung, nicht nach den deutjchen Badeorten zu reisen. DicS sei, so heißt eS ungefähr in dem Artikel, nicht nur a>« Revanche sür die Unterdrückung des polnischen Element« in Deutschland, son dern auch au» rei» praktischen Gründen geboten; eS könne nämlich ledcn polnischen Eurgast dir AuSweisungSordre treffe» und damit eine reckt unliebsame und der Gesundheit schäd liche Unterbrechung der Cur Kissingen, EmS. Landeck, Reinerz rc.. welche alljabrUch eine große Anzahl polnischer Euraäste beherberge», ließen sich Icickt durch die eine gleiche Wirkung erzielenden polnische», galizischen und böhmischen Badeorte ersetzen, zumal, da die Reise- und Eurkosten billiger seien. Daß an de», Erfolg der publicistische» Nathschläge nicht gezweiselt wird, beweise» einerseits die umsaugreichen Vorbereitungen der polnisch-galiziiche» Bäder-Verwaltungen behufs Ausnahme de« erwarteten größeren Zustrom« von Badegästen, andererseits die ernsten Befürchtungen, die sich bei den Verwaltungen der deutschen Bäder geltend machen. So habe» Magistrat und Polizec- direetion von Landeck in Schlesien an die Redaktionen diesiger Blätter eine in polnischer Sprache abgcsaßle Erklärung ver sandt, die u> deutscher Ucbersctzung wie folgt lautet: „ES hat sich da- Gerücht verbreitet, als hätten die Polen russi scher Uatertbanenschasl, die im Laute diese- Sommers vreusfliche Bäder zu beiuchcn beabsichtigen, verschiedene Unan»ebm!ich?kite» u befürchten. Wir erklären hiermit amtlich, daß biete l> j-77 Begründung enlbehren. daß die Beliörde» Veriu-,uimen irgend welcher Art in dieser Hinsicht a,ch» erlassen haben >i-il> daß d e Bade «äste au« Polen und Rußland untere Badeorte nach w>- vor unbc- helliat «ud unbesorgt besuchen dürfen " Diese Erklärung wird dem Publicum durch die polnische Presse zwar mchl geradezu vorentbalten, dock wird ibre Bedeutung durch allerlei tendenziöse Bewei-sübrung möglichst adgrschwächt." * Im Trentino wurden bi«her vom italienischen Schutverein „?ro ?atria ' acht Ortsgruppen gebildet, nämlich in Ala, Borgo, Strigno, Convino. LoviS, Mezzolom- bardo, ElcS und Nago-Tarbolo. Bezüglich der Vereinigung der liberalen und der klerikalen Italiener de« Trentino ist ein allgemein iulercssanler Zeitungskamps zwischen der libe ralen Mailänder „Perseverauza" und der „voce Cattolica" ent brannt. Die „Perseverauza" machte nämlich die Treibereien der Nationalen im Trentmo gegen die deutschen Schulen folgendermaßen lächerlich: .Herr Weitlos hat ganz recht, wenn er behauptet, daß daS Italienische vom Slawenthum unterdrückt wird, während dies im Gegentheile vom Deutschthum nicht zu befürchten sei. ES ist daher gradezu unbegreiflich, warum die Italiener im Trentino jene Borlheile zurückweisen wollen, die ihnen von der Regierung durch deutschen Schulunterricht, zu wel chem überdies Niemand gezwungen wird, geboten werden. Wir würden e- eher sür verständig Hallen, wenn man mil beiden Händen zuqrisfe, da« Deutsche, weiche« ja Weltsprache ist und sür die österreichische Monarchie unter allen anderen Sprachen die hervorragendste Wichtigkeit und Bedeutung hat, bequem erlernen zu könne», klebrigen« Diejenigen, welche am meisten gegen die angebliche Germanisation schreien, sind die Klerikalen; und nicht so sehr, glauben wir. auS nationaler Begeisterung, sondern weil mit der deutschen Sprache und mit der deutschen Cultur im Trentino ein Licht eindringt, welche« ihnen sehr unangenehm ist." Die „Voce Cattolica" erhebt nun gegen diese treffenden Bemerkungen de« Mai länder Blattes im Vereine mit dem „Osservatore Eattolico" ein große« Geschrei. .Wir kennen Euch", ruft sie au«, .und beurtheilen Euch al« da«, was Ihr seid. Ihr glaubt an Luther und an Kant und opfert diesen Götzen Nationalität. Italien und die Kirche. Wir glauben an Jesui» Christum, gehorchen dem Papste und rufen mit dem Papste: „Hinaus mit dem Ein dringling!" (k'nori lo stranioro!) Denn wir wissen, baß der Eindringling nicht da» deutsche Heer ist, wohl aber der deutsche Geist, die deutsche Cultur, da« Licht de« Frei- maurerthumS " * Dem Pariser .Figaro" ist schon öfter da« Miß geschick widerfahren, daß er auS Unachtsamkeit oder mangelndem Taktgefühl Artikel ausgenommen hat, die der Sache, der er zu nützen gedachte, den größten Schaden zusügten. So ver öffentlicht er auch jetzt ein Schreiben au« An am, in welchem über die militairische» Maßregeln berichtet wird, die die französische Negierung nach der Niedermetzelung zum Ehristen- tlmm bekehrter Ananiiten ergriffen hat. E» wurde eine Expe dition unter Beseht de« Obersten Mignot nach jenen Gegenden abgcsanvt. über deren Thäligkeit der .Figaro" mit größtem Wohlgefallen Folgende« berichtet: Die Missionare marschirlen immer an der Spitz: der Colonnen. Oberst Mignot, der einzig und allein wegen seines starken Stottern den Beinamen Gaga führt (ein Wort, da- gewöhnlich zur Bezeich- nung der vorgeschrittensten Altersschwäche gebraucht wird), sagte vst. wenn er von den Missionaren sprach: „Diese guten Pater treiben wirklich etwa« Mißbrauch damit, daß ich auS einer klerikalen Familie stamme." Diese guten Väter waren vortreffliche Führer sür die Eolonnen. Vater?) war immer zu Pserdc und trug stet« den Winchester ain Sattel. Ein anderer, Bater L.< sagte eines TageS zum Lonimandanten der Eolonne: „Sie mögen machen, was Sie wollen, Oberst, aber sür den Major Gregoire — ein prächtiger, oder etwas überspannter Mann — vnd mich gilt nur eine Verhaltung«- regelt wir schneiden zuerst den Empörern die Köpfe ab, und dann stellen wir ein Verhör mit ihnen an." — „Teufel", sagte der Oberst Mignot, „wie sangt Ihr das an? DaS müssen ja sprechende Gekövfie seinl" .... Da» Endergebniß dieser Exvedition war, daß Alle« mit Feuer und Schwert vernichtet wurde. Heute ist da- ganze Land verwüstet und zu Grunde gerichtet. Nichts ist übrig geblieben als die Ehristen, die den Metzeleien de« vorigen Jahre« entgangen waren. Cie waren eS auch, die der Expedition al- Führer dienten. Es war eine surcktbare Wiedcrvcrgeltung. DaS ganze Thal des Son Quian von der Mündung bis 00 Kilometer auswärts ist durch Feuer »er- wüstet worden; ebenso dar Land zu beiden Seiten der von Biah nach Luentrh sübicnden Mandarine,istroße. Die im vorigen Jahr« gemordeten 24,000 katholischen Ananiiten sind gerächt. Der „Intransigeanl" hat Recht, wenn er da« eine „ent setzliche Erzählung" nennt. Und wenn sie noch allein da- stände! Aber auch zur Zeit de« TonkinkriegeS meldeten vereinzelte Berichte, so Briefe des dafür gcmaßregelte» Lieute nant« Loli, von ebenso bedauerlichen al« nutzlosen Grausam keiten. die aus die Art der sraozösischen KricgSsührung ein traurige« Licht Wersen. * Die gegen die Einführung einerHomerule-Regierung gerichtete Bewegung unter der protestantischen Be völkerung im Nordwcsten Irland« scheint an Boden zu gewinne». Depeschen auS Ulster melde», daß ein Bund mit über die ganze Provinz reichenden Zweigvereinen in der Bildung begriffen sei, welcher die Beschaffung von Gewehren und die Ausbildung von Loyalisten in inilitairischei, Uebuuge» bezweckt, um der Einsübrung der Homcrule-Rcgierung gewaltsamen Widerstand entgegen- steilen zu könne». Wie die „World" erfährt, ist die Bildung einer Unioniiga im Gange, deren Mitglieder sich verpflichten, weder den Anordnungen der neuen irischen Regierung Folge zu leisten, noch Steuern zu zahlen. Man erwartet, daß sich die gesammte protestantische Bevölkerung von Ulster der Liga anschließen wird. Im „Belfast News Letter" wird in einem Inserat zu Angeboten sür vic Lieferung von 20,000 Siiider- gewebre» in gutem Zustande, >mt Messern oder Bajonetten, ausgcsordert. Dieselbe» sind in Partien vor dem l. Juni an gewissen Stationen der Nortbern EounlicS Eisenbahn ab- zuliesern. Die Annonce trägt die Unterschrift: „WachsainkeilS- anSschnß". — Im Unterhaus? erklärte übrigens kürzlich der StaatSjecrelair de« Krieges, Bannerman. e« sür gänzlich un begründet. daß Lord Wolsclcy — wie es die „Pall Mall Gazette" vor einigen Tagen gemeldet hatte — jemals in einer Rebe aus die in Ulster stattsindcnbe Bewegung hingcwiescn habe. * Die Beziehungen zwischen der Regierung von Victoria und dem englischen Coloniälamte werben wiederum etwa« gespannt, und zwar in Folge der von Lord Granville und Lord Rosebery angenommenen Haltung m Bezug aus die vorgeschlagcne Annexion der Neu-Hebriden seilen» Frankreichs. Am 24. Marz wurde die nachstehende, in starken Ausdrücken gebaltene Depesche von Herrn G>llie», dem Premierminister von Victoria, an Herrn Murray Smith gerichtet, der zu dieser Zeit Generalagent jener Eolonie war: „Der heutige „Age" constatirt. daß englische Politiker Vic Ab tretung der Neu Hebriden an Frankreich begünstigen, unter der Bedingung, daß keine Sträflinge dorthin gebracht werden, daß die Generalagenten keine Hoffnung habe», diesen Vor schlag erfolgreich zu bekämpfen, und privatim überzeugt sind, daß Frankreich siegen werde. Kann dieser Eindruck vor herrschen? Die Colonien können dagegen nicht stärker pro- testire», als sie dies gclhan haben. Sicherlich muffen deren Interessen unk Wünsche bei England mebr gelten al« französische Vergrößerung. DaS Gefühl in den Colonien ist. daß. wenn Deutschland oder Frankreich mit ihren eigenen llntcrthanen Australien bevölkert hätten, keines derselben eS dulden würbe, daß eine fremde Macht irgend eine der Inseln — und am allerwenigsten die Neu-Hebriden — mit Beschlag belegt. WaS würde e« nützen, von einer ReichSsöveration zu sprechen gegenüber einer Handlung, die stärker als irgend eine Sprache verächtliche Gleichgiltigkeit sür unsere Wünsche und künftigen Aussichten bekundet? Sollte die englische Regierung nach- gebcn und gestatten, daß die Neu-Hebriden genommen werden, dann wird Australien sie sicherlich zurücknehmen, wenn eS dazu im Stande ist (gez.) D GillieS." Hr Murray Smith rrbob dagegen Eiiiwanv, eine solche Depesche überreichen zu inüssen, e« wurde ibm aber kurz gesagt, seinen Auf trag zu erfüllen, und ferner ward er angewiesen, »eine auS- iübrliche Antwort darüber zu verlangen, wa« der wirkliche Grund sei. weSbalb Frankreich eher al« diese Colonien die Neu-Hebriten baden solle." * Wie auS Tokio berichtet wird, sind die Berbandlungen. betreffend die Revision der beklebenden Handelsverträge zwischen Japan und den europäischen Staaten seiten« de« dortigen Ministerium« der au»wärtigen Angelegenheiten, welche längere Zeit nnlerbrochru waren, kürzlich wieder ausgenommen worden. * Ein sich al» General-European. Agent bezeichnender E Kohn in Antwerpen versendet, wie die „Post" schreibt, nach Deutschland gevruckte Circulaire. in denen er den Enipsängern sür die Zuweisung von Landkäufern für eine Eolonie .Neu-Sachsen" im Staate Texa« die Zahlung »ambaster Provisionen verspricht. „Den Circulaire» sind Flugblätter zur Verbreitung beigesügt, in welchen die Der- bältnisse der neuen Eolonie in den glänzendsten Farben ge schildert werden. Wir Kossen, daß in Deutschland sich Nie mand bereit finden lasten wird, zu diesem Menschenhandel seine Hand zu bieten. Nachdem neuerding« von den ver schiedensten Seiten, u. A. in sächsischen Blättern von AuS- wandcrcrn, welche den Anpreisungen von Agenten und ihren Flugblättern Glauben geschenkt halten, vor der Auswanderung nach Texa« und namentlich auch nach der projectirten Eolonie .Neu-Sachsen" gewarnt worden ist, steht zu hoffen, daß Ver in den Eirculairen deS p. Kahn ausgesprochene Wunsch, daß seine „Geschäftsverbindung" nach Deutschland eine „recht be langreiche werden möge", nicht in Erfüllung gehe. Jeden falls erscheint eS angezeigl, AuSwan derungS- lustige vor diesem Treiben dringend zu warnen." * Die Chicagoer Polizei will Beweise erlangt haben, daß die Anarchisten den Plan geschmiedet Hallen, eine möglichst große Polizeimacht aus einen Punct zu ziehen, um sie vermittelst Dynamit« und anderer Waffen zu vernichten. Wäre die Absicht gelungen, so würde man daraus zur Brand- stistung und Plünderung geschritten sein. Nur da» tapfere Verhalten der Polizei und einige wider Erwarten eingctretene Zufälle vereitelten den höllischen Plan. — Die Legislatur de« Staates New-?)ork genehmigte da» Gesetz, welche« die New-Iorker Polizei um 500 Mann vermehrt. Inr parlamentarischen Lage. ** Berlin, 14.Mai. Da- Branntweinsteuergesetz dürste wahrscheinlich in der morgigen Plenarsitzung de« BundeSrathes erledigt werden. E- wird bestimmt er wartet. daß es am Montag bereits den ReichSlagS- abgeordneten zugeht. DaS Gesetz über die Besteuerung deS Zuckers ist bereit- beute Abend zur Bcrtheilung gelangt; am Montag stehen nur Petitionen aus der Tagesordnung de« ReichSlagS, aber am Dienstag steht jedenfalls der Entwurf über die Zuckerbefleuerung zur ersten Lesung. Beide Gesetze werden, wie mil Sicherheit anzunebmen ist, commiffarischer Beratbung überwiesen werden, gleichwohl ist e« nicht aus geschlossen, ja sogar wahrscheinlich, daß die ReichStagSfession bis Pfingsten ihr Ende erreicht. Der preußische Landtag wird allerdings in Folge der durch das LehreranstellnngSgesetz sür Posen und Westpreußen bedingten VersaffungSänderung bis Ende Juni versammelt sein. Am 5. Juni soll die vorgeschriedene zweite Abstimmung über da« genannte Gesetz im Abgeordnetenhaus? staltsinden, und noch a» demselben Tage oder spätestens am 6. wird da« Gesetz im Herrcnhause — wo eS inzwischen auch einer Commission überwiesen ist — berathen E« wird von keiner Seite daran gczweiselt, daß hier in einer Sitzung die Annahme in Uebereinstimmung mit dem anderen Hause erfolgt. Am 20. oder 27. Juni würde alSkann die erforderliche zweite Abstimmung vorzu nehmen sein und unmittelbar darauf der Schluß deS Landtag» eintreten. Die westfälische Kreis- und Provinzial ordnung, die naffauische Slävteordnung, da« Communal» steuergesetz sür die Osficiere — welches heute von der Commission angenommen wurde —, da» Gesetz über die Be seitigung der schwebende» Schuld uns einige kleinere Vor lage» kommen jedenfalls noch in beiden Häusern zur Er ledigung, dagegen dürste wobl die Canalvorlage auch sür diese Session als gefallen anzusehen sein. Neue Vorlagen sind nunmehr nickt mehr zu erwarten, der Entwurs über die Unfallversicherung für See leute kommt jedenfalls erst in der nächsten Session an den Reichstag. Der vo» zahlreichen Abgeordneten verschiedener Parteien eingcbracbte Entwurf wegen de« Verkehrs aus Kunst- straßci, wird jedenfalls noch — ohne CommissionSberatbung angenommen. Im Uebrigen wird auch kein Initiativantrag mehr sür diese Session in'Aussicht genommen, dagegen ver lautete heute, daß eine Interpellation vorbereitet werde wegen der gestern Abend veröffentlichten Ministerialverordnung über die Aushebung de« freien VcrsammlungSrecktS in Berlin. * Nachdem die „Novelle zu dem Reichs- und MilitairpensionS-Gesetze zu Stande gekommen und Aussicht ans eine Verständigung über die Commuiialvcfleuerung der Ossiciere vorhanden ist, erübrigt noch die Regelung der Relictenversorgung für MilltairS. Man wird nach der befriedigenden Lösung der bezeicknelen Frage sich der be stimmten Hoffnung hingebcn dürfen, daß auch der letzte der noch ungelöst bleibenden Puncte in der laufenden Session des Reichstages zu einem befriedigenden Abschluß gebracht werden wird b>'l-6 Berlin, 14. Mai. Am Montag wird der Reichstag seine Arbeiten wieder aufnehmen. Wann die Session wird geschlossen werden können, entzieht sich »och jeder Berechnung. Ange nommen. daß der Reichstag, anher der Branntwein, und Zuckerstcucr, »nt neuen wichtigen Vorlagen ieNeuS der Regierung nicht besaßt wiro und daß der Branntwemsleuerentmurs ihm gleich beim Wicüerzusammentritt zügelst, würde doch sicherlich die nächste Woche voiübergehen, bevor die cominissarische Beratbung deS letzteren io Angriff genommen werden könutc. Die Dauer dieser Beratbung wird ganz davon ab- hangcn, ob von vornherein eine der Regierungsvorlage geneigte Mehrheit vorhanden, mit anderen Worten: ob da« Ecnirui» da« Aeietz zu Stande bringe» zu Helsen entschlossen ist. Ji» Augenblick herrscht darüber noch vollständige« Dunkel, auch im günstigsten Falle ober würde die Commission sür eine gewiflenhaste Einjelprüsung eine« »1 so zahlreicher und so iiiannigsaltiger GcwerbSintcressen eingreifende« Gesetze« mindesten« zwei Wochen bedürsen. Demnach würde die Vorlage frühestes« am 7. Juni zur zweiten Plenarderatbung gelange« können. Die dann noch übrig bleibenden e> Tage möchten für die zweite und dritte Lesung im Plenum ,»it knapper Noth genügen, vorausgesetzt immer, baß eine feste Mehrt, >1 sür caS Gejetz bestaube. Sobald dieie Voraussetzung Wegfall-, cnliällt unseres Erachten« auch die Möglichkeit deS Sessionsschlusse« vor Pfingsten, eS sei denn, daß sich, wa» wir nicht annehmen. die Regierung-. Vorlage gleich im Anfänge der parlninentarischen Beratbung als aussichtslos erweise. Unter dtejen Umständen ist der Blick aus d-e nächsten Wochen sür die Mitglieder de« Reichstags gewiß kein erfreulicher. Nichtsdestoweniger muß verlangt werden, daß untere Volksvertretung auch unter io ungünstigeu Verhältnissen ihre Pflicht tbue. Andererseits ist r« aber jetzt an der Zeit, einmal daraus hinzu- weisen, daß diese Pflicht vernunitgemäßerweise auch ihre Grenze» hat. Wir haben a» dieser Stelle gleich anjangS, als die Absicht der W-eder- auinahme der Brauntwemileuerreiormirage noch in dieserSeision bekannt wurde, ein solche- «erfahren für durchaus zweckmäßig gehalten, vorausgesetzt, daß die Regierung in so kurzer Zeit eine reiflich erwogene Vorlage za machen in der Lage sei. Dieser Ansicht siud wir noch heute; schon die Verderbtheit einer längeren Fort dauer der Branaiweinsteucr-Agitakion noch bekanntem Muster madnt zum möglichst baldigen Abschluß dieser «ngelegeuheit. Außerdem ist eine anderweite Erledigung der Zuckerstcuersrage eine unbedingte Rothwendigkeit. Diesen beiden Ausgaben wird sich der Reichstag im gegenwärtigen Augenblick nicht rutzieue» dürsen. Dagegen wird e« kein Mensch der Mehrheit der Mitglieder verargen können, wenn dieselbe einer weiteren Inanspruchnahme durch „Anträge au« dem Haule" einen hartnäckigen Widerstand entgegensetz:. Ja der Presse sind während der Ferien große staats>echtliche Actione» der Deuiichsre,sinnige» und der Soeialdemokratcn in Aussicht gestellt worden. Wir denken, wenigstens die Ersteren werde» von „schleunige« Anträgen" im ent>ck,eid-nden Augenblicke doch wohl Abstand nehmen. Dagegc» »beiden Herr Licle>>»aun und leine Freunde sich da« Ver gnüge» einer weiteren GewerbeordnungSreactivn nicht vrrsggea wolle«. Für diesen Fall erlauben wir un-, eia beschlußunfähige« Hau« bei den betreffenden Veraihunge« unter den gegenwärtige» Umstände« kür vollkommen berechtigt zu halten, wie uns denn überhaupt die 1.l.7zc über „kott.vährende Jeich.ußunjab,qke>t de« ReichatagS" im Allgenremea we«>g begründ« «tschemt. Der Fehler liegt nicht am Rkichltage, so,d«»» an der »» hohe, veschlaßsähigkeiitzisser. preußischer Landtag. «b,e«rd,ieieuhaus. 74. Sitzung vom 14. Mai. (Schloß zu dem Berichte au« voriger Nummer.) E« folgt die erste Leraihung de« Eutwurs«, betr. die Beseitigung der schwebenden Schuld von 30 Millionen Mark. Der Entwurf bestimmt i« 8 1, daß zur Beseitigung der ich» eb:n- de» Schuld de« preußischen Staates voa 30 Millionen Mark eine Anleihe durch Veräußerung eiae« entsprechenden Betrage« voa Schult- verichreibuuge» ouszunehmen ist. Abg. vr. Mtthoss (aat -lib.) bea»tragt Ueberweisung der Vorlage aa die Butgetcommisfioa. Abg. Jrhr. v. Mlnuigerodr (co»s.) schließt sich diesem A«. trage a» und führt eiae Reihe vo« GesichtSpuncten an. nach denen die Lomissioa bei Beurtheilung der Vorlage za entscheide» haben würde. Minister v. Sch olz: Da eine Coinmiision-berathung ja sicher zu erwarten ist» kann ich mich kurz daraus beschränken, den Sia> d- punct der Regierung zu begründen. Ich habe, seit ich im Ai:n.- b: :. jede Au«gabe von StaatSanweisungc» zur Teckuag der jch,o:.en- den Schuld vermieden — ich hätte die« nach Loge der Verhält- »isse nur thun löaue», wenn ich regelmäßig am Verfalltage der 30 Millionen Schotzanweiiuugen sofort wieder neue Schatzaaiveifiingeii iu gleicher Höh« au-gegebe« hätte — wir wären dann m eine Knecyt- schaff der Börse gegenüber geratheu, die für di« Finanzen sehr nach- »heilig gewesen wäre. (Sehr richtig I recht« ) Ich bin sehr gern bereit, in der Lommissioa den Beweis zu vervollständigen, daß wir in den BetriebSsond« oicht die Mittel zur Deckung der schwebenden Schuld finde», u«d daß daher da« ia dieser Vorlage vorgeschlagene Mittel zur Deckung der schwebende« Schuld voa 30 Millionen Mark da« empsehlen-wertheste ist. Abg. Büchtemana (sreis ): Der Minister hat auSgesührt, daß die schwebende Schuld nicht durch Schatzauweisuagen gedeckt worden ist und zwar mit Rücksicht aus die Stellung zur Börse. Ja, bann muß sie doch aber aus andere Weise und zwar durch die frühzeitige Inanspruchnahme der Eiscnbahacredite gedeckt worden sein, und diese kiseabahncredite sind doch jedenfalls theurer geworden, al« cS bei den Schatzainveisuogei, der Fall gewesen wäre. Jedenfalls wird »ine genaue Auskunft hierüber seiten« der Regierung in der Tom- Mission zu geben sein. E« wird dort auch «achgeiviesea werben müssen, weshalb mau vo» dem bisherigen Verfahren abweichen will. Auch ich kann daher uur die Lommission-überweisuag der Borlage dringend besürworte». Abg. v. Beuda (nat.-llb.): Die Vorlage Hot erstlich den Zweck, eine alte Kriegsschuld zu sundireu, die wir seit 20 Jahre» durch die Etat« durchschleppea. Und au«, da die Regierung die« thun will, liegt doch kein Grund vor, ihr dabei im Wege zu sein. Der zweite Zweck ist die Verstärkung de« Betrieb-soud« — eine solche ist, wo sie uöthig ist, keine Belastung, souderu eine Lrleichte- rung deS Staate«. Luch ich stimme dem Antrag« aus Commission«- Ueberweisung zu. Abg. vr Meyer-vre-lau (sreis.): Ich bin der Meinung, daß er sich hier gar nicht um eine Borlage ersten Range«, sondern um eine mebr technische Frage handelt. Ich muß aber bestreiten, daß da» Bestehen einer schwebendeu Schuld von 30 Millionen Mark eine Belastung der StaatSfinanzea ist. E« überrascht mich, daß heule die Bestände der Staat-casseu al« so gering bezeichnet worden, nachdem der Finanzminister vor Kurzem noch erklärt hat, „so viel Geld zu besitzen, daß er «< gar nicht uuterbringen könne . Wenn der Finanzminister daun gemeint hat, er hätte Schatzaaweisunqen nicht anSgegebeu au« Furcht vor der Börse, so erinnert mich da« aa den Mann, der sich au« Furcht, er könne einmal erschossen werde», in« Wasser wirst. Furcht vor der Börse braucht man gegenwärtig, wo da« Geldangebot ei» so große« ist, doch wahrlich nicht zu haben. Iedensall« glaube auch tch, daß die Tommisfion eine große Reih« von Fragen dieser Vorlage gegenüber wird auszuwersen haben. Minister v. Scholz: Ich muß dem Vorredner doch erwidern, daß ich eine schwebende Schuld, zu deren Deckung man nicht dir Mittel besitzt, für etwa« keineswegs Gesunde« halte. Wa« dir Ver mehrung der BetriebSsond« betrifft, so erinnere ich daran, daß ich bei jeder Etatseinbringung die Noihwendigkeit der Erhöhung der Betriebsmittel in baldige Aussicht gestellt Hab«. Auch Hab» ich nie- mal« mich darüber beklagt, zu viel Geld zu besitzen — ich Hab« nur gelegentlich der Lotterie-Debatte gesagt, daß ich, wenn ich ein- mal Ueberschüsse habe, diese sosort zin«bar anzulegen suche. E« liegt der Regierung ganz sern, sich durch diese Vorlage die Mittel zur Beschaffung vom Hause abgelehnter Beirieb-mtttcl z» ver- schaffen — eS ist da« eine Unterstellung, di« ich entschieden zurück- weiien muß. Die DiScu-sion wird hieraus geschlossen and die Vorlage an die Budqetcoiiimission verwiesen. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung: Sonnabend 11 Uhr. Tagesordnung: Krci«- und Pcovinzialordniuig sür Westfalen. Schluß 3'/. Uhr. vermischtes. —- Berlin. 15. Mai. Die Vorbereitungen zur Jubi läumsausstellung der bildenden Künste in Berlin sind nun soweit vorgeschritten, daß die Eröffnung endgiltig aus den 23. d. M. hat festgesetzt werden können. Aller Vor aussicht nach wird, wenn nickt der Kaiser in eigener Person, so doch in seiner Stellvertretung unser Kronprinz dem Er- össnungSacte beiwohnen. Da« ..Cenlralblatt der Bauver waltung" fährt in seiner neuesten Nummer mit der Be schreibung der baulichen Veranstaltungen auf dem Aus- stellungSplatze fort und erläutert dieselben u. A. durch eine meisterhafte Holzschnittdarstellung de« Olympia-Tempel« und de« Obelisken. Nach Mittheilung de« Blatte« war e« der Gedanke der königlichen Bauräthe Kyll mann und Heyden, bei den Behörden den Antrag zu stellen, ihnen einen Theil de- LandeSauSstellungsparkS zu überlassen, um gemeinsam mit dem Verein Berliner Künstler und einige» Kunstfreunden diejenigen Bauten und Anlagen auSzusühren, welche dem siüber so genannten .nassen Dreieck" den Namen deS klassischen erworben haben. Außer dem erst erwähnten Tempelbau ist nach unmittelbaren Plänen der riibmlichst bekannte» Architektensirma noch ein Hau« sür .Dioramen" und ein naturgrotzeS Modell de« vielbesprochenen Denkmal-Obelisken erbaut worden. In äußerst sinniger Weise sind die bedeutungsvollen bildnerischen Funde, wie unsere Tage sie cineStheil« dem geweihten Boden von Eli« und andererseits dem KlelnasienS haben entsteigen sehen, an dem großen Tempelba» gleichzeitig zur Ansicht gebracht. Der Unterbau, aus dein sich die Tempelhalle erbebt, ist nämlich der Terrasse deS Pergamon-AltareS nachgebildet, und aus der Terrasie»- maner entwickelt sich in trefflichen Abgüssen die Gigantomachie. In gleicher Breite, wie sie sür Pergamon ermittelt worden, durchbricht eine gewaltige Freitreppe den Zug dieser Mauer, so daß LaS von der Vorderfront deS Altaruntcrbaue« gegebene Bild ein in Maß und Anordnung gänzlich getreue« ist. Die Langseitcn de- Unterbaue« dagegen sind nur mit einem Thelle ihrer Länge dargestellt; von hier au« erfolgt die Entwicklung des Bilderfriese« aus zwei im Winkel abkröpsenten Mauer längen. Tie über diesem Unterbau emporstrebende Faoade ist die östliche de» ZciiStempel». Sie trägt in Abgüssen die Giebelfiguren, die Bildwerke der Metopen und eine den First krönende Nike. Auch hier sind die Langseiten deS Original bauwerk« nur aus eine kurze Länge wiedergegeben; dann folgen zwei massigschlichte Thurmbauten, welche den Ueber- gang zwischen der hellenischen Säulenarcbiteklur und einem einfachen, in moderner Bauweise bergestelltcn halbrunden Hinterbause abgeben, da« in seinem Innern rin gewaltige« Halb-Panoramabild birgt. Diese» Bilde» Gegenstand ist eine restaunrte Ansicht der Stadt Pergamon DaS prächtige Halbrundgemälde, die alte Herrlichkeit der Stadl deS Atlalös — vielleicht sanguinischer Weise etwa« übertrieben — vor dem staunenden Blick emporzaubernd, bat zur Grund lage die neuesten Ausgrabungen und Forschunarn und beut sich aus binter einem nicht wie sonst landschaftlich, sondern architektonisch bebandeltc» Vorder- und Mittelgründe. E« ist von den Malern Kip- und Koch ouSaei»brt worden. Nur wenig östlich von dem Tempel erbebt sich aus einem niedrigen angeschütteten Hügel da« Hau» d«r Dioramen. Die letzteren baden Gegenstände und Ereignisse an« unseren afrikanischen Colonien zum Vorwurf, und die Beziehung ans den schwarzen Erdthril hat di« Architekten bestimmt, i» diesem Bauwerk dem Beschauer einen zusammengedrängte» Abriß
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