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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188605272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-05
- Tag1886-05-27
- Monat1886-05
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1886
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G,fthAl»t tck-ltch früh «'/, Uhr. ^ TkPeütti,, JWan»e«gaffr s. Sprichst»»-«, her Nk-akttm: SormMag« 10—1L Uhr. " nfttagl »-« llhr. «MW 2» -e> FUi«le> für Zif.-Lmuch«: vtt« Rle««, Unioersitäwüraß« i. L«»W Äsche. Katharinenstr. LZ. p. «r »dr. ^-147. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mcß-Ansiage LS,LG«. ^donnrmrntSPrris viertelj. 4V, Mß. uicl. Brinacrloba 5 Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegeremplur 10 Ps. Gebütirra für -xtrabeilagrn ^ (tu Logebloti-Format gesalzi) »tzMt Postt'esöcdcrung 50 Mk. «it Postbrsördernng 60 Mk. Inserate Sarspaltene Petitzeür »0 Pf. »rügen Gebrlftea laut »ns. PreG»«r»rich„b. ratellarischer mZiffernsotz nach höher» Paris. Uectamen »ater de» Redaett,»«strich die sarspalt. Zeile 50 Pf-, vardeaFomilirnnachrichte» di» Sgefpalleue Zeile «0 Pf. Inserate stob stet« a» die Expedlttn» zu sende». — Rabatt wird »uhl gegrde». Zahlnag prnaouweraocto oder durch Post» »ochaahme. Donnerstag den 27. Mai 1888. 8V. Jahrgang. Amtlicher Theil. NkklnnMuhmiß. Die diesjährige Oüer«esse endigt am 2V. Mal. >u diesem Tage sind di« Buden uud Stände auf de« Witze» der inner» Gtndt bi« 4 llhr Nachmittag« voll- stündm ,» räume» «ad bi« späteste»« 8 llhr Morge»« de« SO. Mal zu entferne». Die aus dem Angnsta-Platz« «ad a»f de» dsfent- liePe, Wege« »nd Platzen der Borstadt befindlichen vude» uud Stände sind di« Abend« 8 Uhr de« SS. Mai zu räumen und in der Zeit vom SO. Mai bi« 2. Änni, jedoch lediglich während der Stunden von 6 Uhr Mor>ea« hi« 7 Uhr Abend« abzubrechen und wegzuschaffen. vor dem SO. Mai darf mit de» Adbrnch« der BudeN »nd Stände auf de« Augustu-platze nicht begonnen «erden. Dagegen ist r« gestattet. Bude» uud Stände ans dem Rohplatze, welche vor Beendigung der Messe leer «erden, früher abzubrechen «ad weazuschaffe», sofern »icht dadurch GtHruog de« Verkehr« oder Benachlheiligmtg de« Geschäft« i» den steheableibende» Buden herbrigeführt wird. E« bleibt auch die«mal nachgelassen, die Schaubude» auf da» Roßplatze und König«platze» sowie diejenigen Stände da- sribst. «» »eichen »nr vebe»»«itt«l setlchednte« Warden, noch am so. Mai geöffnet UI halten. Die Schaubuden, sofern ssi« auf Schwellen «rrlch-it, in- gleichen die Caroussel« und Zelt« sind bi« Abe»d« 10 Uhr de« 1. Juni, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren da« Gegraben von Säulen und Streben gestattet und «in« lä»ge»« Frist znm Abbruch nicht besonder« rrtheilt worden ist, bi« längsten« 5. Juni Abend- 8 Uhr abzubrechea «»» vo» de» Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Lesolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternebnier verantwortlich sind, »erden mit Bel-, strafe dt« zu LSO Mar« oder eatsprecheadee Haft geahndet werden. fiebrigen« haben Säumige auch die obrigteitswege« z« verfügend« Beseitigung der Buden zu gewärtige». Leipzig, den 20. Mai 1886. Der Rath der Stadt Ur^t^ Vr. -eorgi. Lvctis,s-VrkRLit«achLUg. >ff Frettan,,de« A8. Mat d. ' so » utz. an. sollen in, ^stuaartt Nr. » (Gngang Mühlgasse Nr. 1) allhicr verschiedene Mobiliargegeofiänd«, Wand- «nd Taschen uhren. goldene Ringe. Kleidungsstücke. Wäsch«, Bilder, eine größere Anzahl Stickereien uud dergleichen mehr an den Meistbietenden gegen sofortige vaare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 24. Mai 1886. Drr Rath -er Stadt Letpzta. vr. Ausschreibuur. Die Au-führung der aus dem Areal de« Sehlaeht- »ad Diehhof« zu Leipzig erforderlich werdenden Grd- »nd MaradamlfirungS Ärbettr» soll im Weg« de« öffent lichen Angebot« verdungen werden. Die Unterlagen und Bedingung« liege» in de« ans der Baustelle befindlichen Bauburean cm« und können daselbst eu,gesehen bez. entnommen werden. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Erdarbeilen und Macadamisiruvq-arbeiten i« Schlachthos" Versehen di« zum 3l. Mai diese« Jahre«, Nachmittag« S Uhr, an die Nuntiatur de» Ralhhause« einzureicheu. Leipzig, den 14. Mai 1886. Der Ratd drr Stadt Letpztg. vr. Krorgi. G. rrkiiuitm»«»»«. Die zu, Submission au«geschrirbenen Maarrr-, Zimmer- und Strtametz - Nrdettr» für den Sr» mriteraa-sdaa der 1. Bez,rk«s»ule sind »ergedr», und werden daher die unberücksichtigt gebliebene» Herren Bewerber hiermit ihrer Gebote entlassen. Leipzig, den 24. Mai 1886. Der Nath drr Stadt Leipzig. Wiltsch. vr. Georgi. Assessor. «ckMnlinachllNt. De» Zuschlag der am 14. ds«. Mt«, u. a. strigerung gebrachten Bauvlätze Nr. L, 7— 18—18 de« Bandloek» L. de« Parrelltruag«pla»e« für da« Areal de« ehemal. fi«eal»sche» Holrhof« »ad Aohleadahahof« für die daraus gethanen Gebote baden wir adgelehat und entlassen die Bieter in Gemäß- heit der LerneigeruagSbedinguagea hiermit ihrer Gebot«, indem wir bezüglich der Bauplätze Nr. 4, 14 Weiteres Vorbehalten. Auf die Plätze Nr. 6, 11, 13 des gedacht« vaublock» Ware« Gebote nicht erfolgt. Leipzig, a>» 22 Mai 1886. Der Rath drr Stadt Lei vr. Georgi. Eeiütti. SMerpachlllns. Menta«, den 7. Juni «r., vormittag« 10 Uhr sallru an hiesiger Rathhau-ftelle die »Icht »abelrächtltche, vb»pta»t«,»N diesiger Stadt - Lommunr SssentlUh «elftdiettid ,h«e «»«wähl »er Lilitaalr». jedoch gegen sosorlig« «»zahl»», der Hülst» der Meist- gebot», »»«er de» im L«r«i»r bekam,» ,, »ach»,de» V»di,g»»gr, Verpachtet werden. «Lchel», de» L4. Mai 1886. Der Magistrat. Steckbrief. de» 16 Jahre alte, >rl>«tt«r »nb vchtßotmcht Tnftn» Kirsten »»« Rleinzfchocher i» Sachse», m» mittlerer StMnr. mit danktan Hoar. »dne Bart, wrlcher stltchti« ist, lß bi» llmeesitchuitpt. hast «ege» Diebstahl« verhängt. >« »ird ersach», deaselbe» »u verhaste» »nd in da« OrrtchW-GeftagMß zur Feststellung der Identität abzvllesent. Verde», de, W. Mat 1886. RDatgllchr Gt<a1«a>Wa1tsch«st. I. A. »arnotz. V. Veklnmtmachmrr. Die Herstellung einer Greazmauer auf der S«»«- aaslalt I. soll LN einen Unternehmer verdunarn werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen m Bureau der Ga«anstalt l. zur Giustchtnahme au«; auch önnen dort Aafchlag-formulare für diese Arbeit entgegen- pnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Greujmaaer für dle <Sa«a»stalt I." Versehen in der Nuntiatur de- Ralhhause» und zwar bi« zu« 3. Juni 1886 Nachmittag« ö Uhr einzureicheu. Leippg, am 2L. Mai 1886. De« Rath* Deputation z» den Gasanstalte«. Wegen Reinigung der Geschäst«räume bleibe» die Stadt- eaffe uud di« Stift»ag«d»chhalteeei de» ». Jani d. A ^schloffen. Leipzig, de» »6. Mai 1886. De» Rath» At«»a»r**p»tatto». Nichtamtlicher Thetl. I« Lalkanftage. Weil» nicht alle Zeichen trügen, so stehen wir jetzt am Ende der Beunruhigung, welche, durch den Staat-strrich vom 18. September v. I. erzeugt, zunächst die Balkaohalbinsel uud bau» gauz Europa erfaßte und bi« zum heutigen Tage » Span»»»- erhalten hat. Die Gefahr eine« großen Kriege«, au welche« di« Türkei und Rußland betheiligt gewesen und » welchen leicht auch noch andere Mächte verflochten werden önnten, zeigte sich während dieser acht Monate wiederholt in drohender Nähe, und noch zu guler Letzt gewann e« den Anschein, daß Rußland trotz dr« bi-herigeu verhältnißmäßia günstigen Verlaus« der Krisi« noch «inen Haupttrumpf an-zuspielen brab» ichlige. Wenn eine drrartige Absicht wirklich bestand — und di« russisch« Agitatio« in Ostrnmelien scheint die Beweise dafür zu enthalten —, s» dürste sie jetzt nach der Entdeckung der Nabokow'schen Verschwörung und dem für den Fürsten Alexander günstigen Eraebniß der Wahlen in Ostrnmelien al« aufgrgeben zu betrachten sein. E» kommt hinzu, daß die Abrüstung in Griechenland jetzt zur Thatsache geworden und daß die Trupven in ihre gewöhnlichen Garnisonen zurück- kehrrn. Di« Türkei hat bereit« in dem Rundschreiben an ihre Vertreter im Au«lande den Entschluß angekündigt, die Ab- rüstung-maßregetn der Griechen Schritt für Schritt Mit den entsprechenden Maßregrta zu beantworten, und so ist denn >u erwarte», daß auch die türkische Armee al-bald wieder auf oen Frieden»suß zurückgesührt und die Blockade der griechischen Küsten aufgehoben werden wird. Nachdem die Dinge nunmehr soweit gediehen sind, ist aber die Frage am Platze: „Wozu der ganze Lärm?" Ein einziger wirklich energischer Schritt der europäischen Großmächte un mittelbar nach dem 18. September v. I. würbe nicht nur die bulgarische Union wieder aufgelöst, sonder» auch Serbien und Griechenland genöthigt haben. Ruhe zu halten. Ei» solcher Schritt ist nicht erfolgt, die europäischen Mächte haben sich vielmehr aus Proteste und gute Rathschläge beschränkt, und in Folge davon ist da« Wölkchen, welche» sich Uber Philippopel zusammengezogen batte, zum drohenden Gewitter geworben, dessen Entladung mehr durch Zufall al« durch wirk same Kräfte, welche e« in zerstreuen geeignet waren, vermiede» worden. Zielbewußt, kräftig und doch maßvoll ist während der ganzen Beweguug nur Alexander von Bulgarien aus getreten, Serbien und Griechenland haben in selbstmörderischer Weise ihre eigenen Interessen in der thörichlsten Weise preis- gegeben, und nur die Türkei hat insofern klug und zweck mäßig gehandelt, al« sie durch ihre Zurückhaltung, verbunden mit umfassenden Rüstungen, den Nachbarmächten jeden Bor wand und jede Gelegenheit zur Einmischung in die Verhält »isse aus der Balkanhalbinsel entzogen hat. E« ist zwar sehr wahrscheinlich, daß ein schnelle« Einschreiten der Türkei gegen die Empörer in Pbilipvopcl keine anderen Folgen al« die Wiederherstellung de« früheren Zustande« nach sich gezogen hätte, aber dir Türkei sürchtete vermuthlich, daß die veran stalter de« Staatsstreiche« nicht au« eigenem Antriebe gehan delt hätten, sondern baß Hintermänner vorhanden seien, welche im gegebenen Augenblick hervortreten würden. Ja solcher Ungewißheit überließ die Türkei die Enscheidung über die zu ergreifenden Maßregeln de» Unterzeichnern de« Berliner Frieden», und daran bat sie, wie der Au-gang lehrt, doch Vielleicht am besten gethan. Es läßt sich ja nicht leugnen, daß der Türkei durch dir Aufstellung einer starken Armee bedeutend« Koste» erwachsen fiud, obwohl sich durch dir überall hervorgetretrnen Opser- willigleit der Bevölkerung dies« Kosten aus die wirklich zahlung«fäbigen Gemeindemitglieder vertheilen. Die Türkei hat keine Krieg«anleihe gemacht, die Kosten sind sämmtlich unter der Hand aufgebracht worden, wa« freilich nicht au<- schließt, daß nach vollzogener Abrüstung der hinkende Lote m Gestalt einer Anleihe noch »achkommt. Dieser finanziell« Nachtheil hat aber die Türkei nicht allein betroffen, Serbien und Griechenland sind davon in weit schlimmerer Weise heimgesucht worden, und da« Fallen der Conrse hat in ganz Europa zahlreich« Opfer gefordert. Dagegen hat die Türkei einen großen moralischen Erfolg erzielt, sie hat der Welt gezeigt, daß sie trotz alle« Fatalismus doch noch hinreichende Kraft besitzt, um ihre Existenz mit Umsicht und Entschiedenheit zu dertheidigen, und solcher Bereitschaft gegenüber zögert doch Mancher, lo»zuschlagrn. der eigentlich dazu die größte Lust versvürt hätte. E« ist schwer zu sagen, welche Erwägungen schließlich bei Rußland den Bur schlag graebrn haben, um die Krisis auf der valtanhalbinsel ohne selbstständigen Eingriff im Sande verlaufen zu lasten, aber drr Gedanke liegt sehr nahe, daß ein Kamps aus Tob und Leben mit der wieder erstarkten Türkei Rußland doch gegenwärtig nicht gerathea erschienen ist. Daß ein solcher Kamps in Erwägung gezogen worden ist, dafür ist wohl der Tagesbefehl an di« Flotte de« Schwarzen Meere« vom 20 Mai ei» beachtenswerthe« Zeichen. Daß e« i» Oktober v. I. »icht zur Wiederherstellung de« früheren Zustande« in Ostrnmelien gekommen ist, daran trägt di« Schuld lediglich England; denn die drei Kaisrrmächt» waren über diese Maßregel einverstanden, und Italien und Frankreich würden ohu« den englischen Einspruch unzweifelhaft zugestimmt habe«. Durch die Weigerung England», diesem Beschluss« beizutreten, ist Serbien zum Lo«schlaaea er- muthigt worden, und au« dieser Unklugheit haben sich dann all« weiteren Phasen der Entwickelung der Balkan- krisi« ergeben. Durch diesen Zwischenfall wurde die Aufmerksamkeit von der Hauptsache, der ostrumelischen Zrage, abgezogen und nach einer Richtung gelenkt, die ursprünglich ganz außer Betracht blieb. Rußland hatte offenbar gehofft, daß Serbien da« Amt de« Strafrichter« gegen den Fürsten von Bulgarien üben würde; die Ent täuschung mußte de«halb um so größer sein, al« Fürst Alexander au- dem Kampfe nicht al« rin aedemüthigter, seine« Lande« beraubter Flüchtling, sondern al« gefeierter Sieger iervorging. Er wäre Rußland ein Leichte« gewesen, den -pieß jetzt umzukchren und durch Begünstigung der bulgarischen Wünsch« fich den Anspruch aus ewige Dankbarkeit der Bul- iaren zu sichern; aber der Zorn de« beleidigten Zaren konnte «ch zu einer solchen Wendung nicht entschließen, der Zar zog e« vor, dem Fürsten Alexander di« Früchte seine« Siege« zu rauben und ihm zu zeigen, daß er nur im Bunde mit Ruß land etwa« erreichen könne, wenn auch da« übrige Europa und die Türkei alle Gunst aus ihn zu häufen geneigt wären. lieber die Beweggründe, welche Oesterreich bestimmt »aber,, dem Siegeslauf de« Fürsten Alexander in Pirot «m Ziel zu setzen, ist noch nicht hinreichend« Klarheit gewonnen; ob hier lediglich eine Überschreitung der Befugnisse de« Grasen KhevrnhÜller-Metsch vorlag, oder ob Verabredungen zwischen Rußland und Oesterreich getroffen waren, darüber ann erst die Zukunft Licht verbreiten. Keinesfalls hat Ruß land geglaubt, daß der Friede von Bukarest zu Stande kommen and daß die ostrumelische Frage so glatt verlausen würde, als in drr That geschehen ist. Dir Versuche, unab hängig von den internationalen Abmachungen Ostrnmelien zum Abfall vom Fürsten Alexander zu bewegen, haben darüber genügenden Ausschluß gebracht. Noch dunkler ist der Verlauf der griechischen Angelegenheit. Daß in dieser geheime Einflüsse eine große Rolle gespielt haben müssen, geht schon au« der langen Dauer der griechischen Krieg«, bereitschast hervor. Der dunkelste Theil der griechischen Frage ist aber die Haltung Frankreich«. Wir sind gespannt auf di« Enthüllungen, welche un« in dieser Beziehung bevor- stehen. » Leipzig, 87. Mai 1886. * Der deutsche Kaiser hat, uw seine Freude über di« Geburt eine» spanischen Thronerben au«zudrückeo, der „Times" zufolge durch den deutschen Gesandten Grafen Solm« in Madrid den Wunsch ausgesprochen, daß di« Personen, welche wegen Beleidigung der deutschen Flagge derurtheitt worden waren, begnadigt werden möchten. Die liebenswürdige Art. die The lnahme de« deutschen Volke« zu bezeugen, hat in Madrid sehr befriedigt und wird in der spanischen Presse viel besprochen. * Zu den Blättern, welche den sogen. Streik-Erlaß de« preußischen Staatsministerium« mit Heftigkeit bekämpften, gehörte natürlich auch die .Germania'. Da sc sich selbst alö ein katholische« Organ bezeichnet und bei ihren Lesern sogar den Glauben zu erwecken sucht, daß sie ein Organ der katholischen Kirche sei. so ist e« nicht uninteressant, darauf hinzuwrisen, wie sich die berufenen Organe der letzteren zu den Agitatoren Verl,alten, welche den Streik zur Herbei- ühruna von GewalllkStigkcil und Anarchie zu benutzen streben. Der „Moniteur de Rome" bringt nämlich die Mittheilung. daß der im nächsten üonsistorium zum Cardinal in Aussicht genommene Erzbischof Tascherean von Quebec eine öffentliche Bcrurtheilung der Grundsätze. Einrichtungen und Satzungen der unter de», Name» ol loddr" bekannten Arbeiter vereinigung ausgesprochen hat. Der Erzbischof stellt dieselbe zu den „von der Kirche und dem heiligen Stuhl verbotenen Gesellschaften". E« scheint also, daß, wie in so vielen Dingen, auch in Bezug auf Anarchie die katholische „Germania" andcre Grundsätze vertritt al« einer der böchstcu Würden träger der römischen Kirche. Vielleicht erklärt sich die« aber darau», daß die „Germania" für ihre Auftraggeber im Cen- truni sich die Freundschaft der socialdeniokrakischci, Bunde«, genossen bei den nächsten Wahlen zu erhalten bemiiht sein muß. * I» Hamburg starb in der Nacht vom 22 zun, 2S. an einem Herzschlage der frühere Reich» ob erh an de lS- ger»cht«rath Dr. Joh. Friedr. Boigt. Ter Verstorbene, geboren in Hanibung am 26. August 1804, ward 1828 al« Advocat in seiner Vaterstadt inimalriculirt. Im Herbst de« Jahre« 1852 ward Dr. Voigt durch den Hamburger Senat zum Ralb de«. Lberappellation-gerjcht« in Lübeck erwählt und im Jahre 1870 folgte er dem ehrenvollen Rufe, in den neu gebildeten obersten Gerichtshof de« Norddeutschen Bunde« für Handel-fachen in Leipzig einzulreten. Im Bunve-oberhan del-gericht, welche- 1871 al« NcichSoberhandclSgericht ronstituirt wurde, bearbeitete Rath Voigt bauptsächlich Rechtssachen au» dem Gebiete de« See- und Asscciiranzrccht», welche Fächer ec schon zur Zeit seiner Abvocalur in Hamburg und später am Obrr- Appellation«gericht zu Lübeck zu seinem Hauptstudium gemacht batte, so daß seine langjährige Thätigkeit als Richter höchster Instanz von bedeutendem Einfluß auf die Rechtsprechung im See- „nd Affecuranzrecht ward. Mit dem >. Octcber 1879. dem Tage de» Inkrafttreten« der neuen Justizorganisativil und de« Reichsgericht« in Leipzig, trat Rath Voigt von seinem Amte zurück und nahm wieder in seiner Vaterstadt Wohnung, seine Beschäftigung mit Fragen de« HandelSrechl« hier noch in vielseitiger Weise sortsetzend und »och am letzten Tage seine« Leben» an einem noch nicht völlig abgeschlossenen Werke über Seeversicherung-recht arbeiten». . ' . * Au« Petersburg. 22 Mai, wird der .vossifchen Zeitung" geschrieben: „Die Affaire mit dem Baron Wolfs in Livland, der vor 2'/, Jahren, wie seiner Zeit gemeldet, de« Mordversuch« gegen seinen Kutscher angeklagt wurde und von dem livländischen Hosgericht vollkommen sreigesprochen worden war. kommt nu». wie die .St. Pet. Wed." erfahren, nochmal- vor da« Forum de« 5. Departement« de« dirigirenden Senat«, und zwar voraussichtlick am S. Juni. Da» Urtheil de« livländischen Hosgericht» fand nicht kie Billigung de« livlänvischen Gouverneur«, Generat-Major Sinowiew, welcher der Ansicht war, daß Baron Wolfs der ZuiÜgung von Verletzungen im Streit und im Afsect schuldig sei. Der Gouvernementsprocureur leinrrsrit« legte gleichsall» Protest gegen da« Urlbcil ei», d»sselbe damit motivireiid, daß seiner Meinung nach Baro» Woiss de« Mordversuch« schuldig sei. Welche von den drei Meinungen die Oberhand behalten wird, ob die de« Hosgericht«, welche« den Baron für vollkommen schuldlos hält, oder de« Procureur«, welcher für den Baron den Verlust aller Rechte und Zwangsarbeit beantragt, oder endlich de« Gouverneurs, welcher eme Gcsäugnißhaft von einigen Monaten für eine hinreichende Strafe ausieht, wird die bevorstehende Verhandlung lehren." * Zu den bulgarischen Angelegenheiten wird der .Nationalzeitung" au« London vom 23. geschrieben: „Wie vorauSzusehen war, hat die bulgarische Attentat«. Affaire m den osficiellrn russische» Cirkeln einen sehr un angenehmen Eindruck gemacht. Ma» greift in denselben mit einem bezeichnenden Eifer die Vermuthung aus, daß die ganz« LttentatSaffaire nur eine singirte sei. und zwar sucht man die ganze Sache al« ein Werk Karawetow'« darzustellen, der durch die Ausstreuung, daß drr Anschlag gegen ibn gerichtet gewesen sei» sich mit der Gloriole de« MärtyrrrlhuinS zu umgeben such«. Jedenfalls bedient man sich der Verbreitung, daß gar kein Attentatsversuch obgewaltet habe, al« dr« geeignetsten Nittel«, um die Freilassung de« der Tbeilnahme an der Ver schwörung beschuldigten russischen Osficier« Nobakow zu urgiren. Unzweifelhaft spielen bei der Behandlung derAttentat«- afsaire auch Rücksichten auf die Wahlen mit, und zwar sowobl bulgarischer- al« russischerseit«. Von erster» Seite wird die Angelegenheit im Sinne drr Regierung-Partei verwerthet, von der anderen Seite wird sie benutzt, um der russenfreundlichen Partei zu zeigen, daß sich Rußland mit den bulgarischen Angelegenheiten nach wie vor beschäftige, und daß diese Partei aus den Schutz Rußland« rechnen könne. Damit hängt wohl auch da« Austauchru der sich neuesten« wiederholenden Ankün digungen, baß in Ostrumelien eine Revolution bevorstehe, zu- ammen. Im Allgemeinen ist man der Ansicht, daß russischer- sril« zwar jetzt bezüglich Bulgarien« nicht« geplant werde, daß man an der Newa aber in Bulgarien und Ostrumelien die Erinnerung an den russischen Einfluß und an die keinen Augen blick aufgrgeben« Absicht, ihn bei gutem Anlass« wieder zu erobern, wach erhalten wolle. Man wird aut thun, alle diese Verhältnisse und die verschiedenen Phasen ihrer Entwickelung mit wachsamem Auge zu verfolgen, um nicht, durch den gegen» wärtigrn, anscheinend ruhigen Verlauf derselben eingelulls, eine» Tage« von irgend welchen ernsteren Ereignissen über rascht zu werde«. E« ist die« um so nothwendiger, al«, wenngleich der Zar den Frieden will und die Haltung de« osficiellrn Rußland eine durchweg correcte ist, nicht außer Acht gelassen wrrden darf, daß eine Gegenströmung besteh«, deren Tendenzen ja täglich in den chauvinistischen Blätter« zum Au-druck kommt, und von welcher man nicht wissen kau», ob sie früher oder später «icht wieder di« Oberhand ge winnen könnte." * Da« vom schweizerischen Buadesralh für di« am 7. Juni beginnende Bunde«versa»mlu»g ausgestellt« Verzeichnis von verhandlung-gegenständen (S7 Nu«, mern) weist außer der Prüfung der Staat«rechu»ng uud der Geschäftsführung de« BuadeSrath« «nd de« Bunde-gerichl« an wichtigen Nummern auf eine Reihe von Anträgen, be treffend Beiträge zu Torrectione» der Rhone (Waadt), de« Rhein« (St. Gallen), de« Tessin und de« Ablauf« de« Züricher See», Botschaften und Entwürfe über Doppelbesteuerung, Schuldbeitreibung und Eoacur«, Orgauisation de« Land sturm«. die politischen Rechte der schweizer Bürger, de» »e«eu Militair-Strasproceß, den Verkauf von Gold« und Silber abfällen, ansteckende Mcnschenkrankheitrn und Viehseuchen» ei« Dutzend Eisenbahngcschäste, Anträge bezüglich Einführung der Postsparkassen, Freizügigkeit von Krankrncassen und Abänderung de« Münzgesetze« m dessen Bestimmungen, be treffend den Gehalt der eigenen »nd drr Zwang-Pflicht zu« Annahme fremder Silbermünreo, im Ganzen 51 Gegenstände, vollauf genug für die in Au-sicht genommene dreiwöchige Tagung, im Lause welcher noch manch Unvorhergesehene« anf- tauche» kann. Da« Landsturmgesetz verdankt sein Entstehen einem am 23. März 1885 vom Sländerath für erheblich er klärten Anträge, daß der Bu»de«rath einzuladen sei, „der Bundesversammlung eine Vorlage zu machen, in welcher Weise der nationalen Berlheibigung. bezw. dem Landsturm di« Gewalten und die Rechte vo» kriegführenden gesichert werden sollen". In der Begründung zu dem Gesctztentwurf wird u. A. auf die Beschlüsse de« Congresse« für internationale Regelung gewisser Hauptfragen de« Krieg-recht« in Brüssel vom Jahre 1874 (Alt. 9) und aus die Landsturmgcsetze von Deutschland. Oesterreich. Italien (Mobil- und Trrritorial- miliz) und Frankreich (Territorialarmee) hingewiescn. * lieber die bevorstehende Maßregelung der fran zösischen Prinzen wird der „Bossischeo Zeitung" au» Pari«, 23. Mai, geschrieben: Ls Hai den Anschein, al« ob »« die-mal mit der Maßregelung, wenn nicht der ganzen Familie Orleaa«, doch de« Brase» von Pari«. Ernst würde. Die Reactionaire wolle» e« noch immer nicht glauben und die töroßsprecher unter ihnen prahlen, die Re- gierung werde nicht de» Muth haben, ihre Hand an den „KSnig" zu legen. Da- habe» sie aber auch gesagt, al- mit der Eutiernung der Prinzen von Orloan- au« dem Heere gedroht wurde, »nd sie baden leben könne», baß die Regierung den Mnth dazu allerding- gehabt hat. Was sollte ihr denn auch Velorgniß einftüßen? Die Kammer? Wenn Herr v. Freheinet den Srafca von Pari« nicht auSwcist, so ist zehn gegen ein- zu wetten, daß er selbst noch vor Ablauf einer Woche gestürzt ist. Die öffentliche Meinung de- Lande«? Diese steht so sehr auf der Seite der Regierung, daß nicht- der letzter» größere Bolk-lhilmlichtcit verschaffen kann al- der gegen die anmaßende Monarchisten-Äesellschas» geführt« Schlag. Also vielleicht die Unzufriedenheit fremder Mächte? Die beglaubigten Organe de- Orleanismu« sind ungeschickt genug, etwa« derartige« anzudeuten. Im Ministerium de- Auswärtige» rrreat die« wahrscheinlich Heiterkeit. Man weiß da, daß tn Berlin nicht die geringste Tbeilnahme sür die Herrschaften von Orleans vor banden ist. sondern weit eher da« «egentheil: daß die englisch« Re gierung inneren Fragen dieser Art in Frankreich vollständig gleich- gütig gegenülersteht und daß Italien dieselben Anschauungen hegt. Der österrrickilche Kallerhos mag persönliche Neigungen für die Orlen»« haben, aber solchen geheimen Schwärmereien braucht kein französischer Minister des Aeußern Rechnung zu tragen, ebenso wenig wie gewissen möglichen Verstimmungen einiger, wenn auch noch so hochstehenden Per sönlichkeiten in Portugal, Däaemark, vielleicht auch Rußland und Spantnr. Verst mniungen, brnen in de» betreffenden Ländern kein Linknß ons die Belebungen z» Frankreich und aus die Richtung ihrer an«, wärtigrn Poi tik gestattet wird. Ma» ma- als» dir Sachen drehe» und wenden wie man will, es ist nicht zu erkennen, welchen Rachtheil die Lande-verweisung de« Grasen von Pari« der Regierung bringen sollt«, lieber de» Werth dieser Maßregel aUt harte noch dieselbe Ansicht wie vor einlgen Monaten »nd d»r L Jahren, al« sie ebrnsall« von einem Theile drr Republikaner gefordert »»rd«. Die Repnbltk tvürd« i nicht« dabei gewinnen, wenn st« den orleanistisehen Ihronsorderrr üder I die itlrenze jagt, und einen Beweis von Ställe würde solche Handln»- I auch nichi darstellrn. Ein« kräftig« und krasldaonßte Regier»»« läßt es I daraus «»kommen, ob ,i« Manu in drr «R-llnng de« Grase, von I Pari« fich thatsächllch gegen dt« Grsrtz« d« Lande« dergeh«, »nd
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