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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188605310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-05
- Tag1886-05-31
- Monat1886-05
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1886
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Srscbetnt täglich ftüh 6'/, Uhr. Ktbailion und Lrprdition Iohannesgasje 8. SprrchKiindr» drr Nkdaction. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» ö—6 Uhr. bar »«« »ttxli,-»' U-^ki.,nd«-r M»n>>icri»i« „HI stch die Aed»clien ,»chi verdüieiich. Annahme der »ür die uS«ftsul,e»d« Nummer bestimmte« Lnfernr, «n W«»ruta«,n bis S Uhr «achmitt»,«, an L»»u- nn» Aesttan»« frn» bt«'/,» «Hr. 3n den /Uialrn fiir 3ns.-Ai>nah«e: ktt» Slruim, Univeksität«strab« 1. Loui« Lüsche, Raihariacnstr. 28,». nnr bt« '/.» Uhr. Tageblatt Anzeiger. 151. Montag dm 31. Mai 1886. Auflage ^hoiinrmriitsprris viertclj. 4'/, rUK. incl. Bringrrloda ö Mk., durch die Posl bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pk. Belegexemplar 10 Ps. Lebüorrn für Extrabeilagen iin Tageblatt-Forma« gesalzt) obnr Poslbesörderung öl» Mk mit Postbesörderung 60 Mk. Instralr Sgespaltrnc Petitzeile 20 Ps. Mrötzere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u.Zissernsotz nach höherm Tarif. LertamkN unter dem Redactiou«strtch die «gespali. Zeile SOPf., vor den Familiennachrichten die «gespaltene Zeile 40 Pf Inserate sind stet» an die ^rpevttton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»emimer»rxio oder durch Post. Nachnahme. 8V. Jahrgang. Amtlicher Thetl.1 Der diesjährige 8«i»,taer Wollmarkt wird am 17. und 18. Juni aus dem Aletsch»rpl«tz» hirrselbst abg^ stallen; es kann jedoch die Ansuhre und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weise bereit- am 16. Juni erfolgen. Maschinen und Geräthe. welche Beziehung zur Landwirth- scüast und zur Wollprovuction haben, können während de« WollinarktcS daselbst in der Nahe der Waagebude, soweit Platz vorhanden, ausgestellt werden. Leipzig, den 27. Mai 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi, Wilisch. Ass. Oberbürgermeister. Vtlrannlmachung. DtenStag, de« 4. Juat soU die im vorigen Jahre nicht serltg g.ftellle Pflasterung drr Fahrstraße zwischen der Windmühlcngaffe und der Ringstraße wieder ausgenommen werben. Es wird daher vom erwähnten Tage ab dir Wind- mühlengaffe auf der Streike »an» Senndstürke zum Ltautz bi« zur Ringstra-e, soweit e« die Pflaster- ..rbeilen erfordern und aus die Dauer derselben, ftir allen unbefugte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 28. Mai 1886. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ass. Vrkannlmachuug. Die grotze RathSstube bleibt wegen Reinigung der Lokalitäten Freitag, de« L. Juni, geschlossen. - Leipzig, den 26. Mai 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. . ^ vr. Georgi. Hentschel. Mamllmchimr. Die k^rasiläten de» Rechnung-- und Taffenverwaltuug der Ga»anstallen (Ritterstraße S, I.) bleibe» wegen vor zunehmender Reinigung Freitag, de» 4. Juut v. gefchlosse». Leipzig, am 28. Mai 1886. De« RathS Deputation zu den Gasanstalte». Bauplatz-Verkauf. Der «« der Geke der Sebastian Dach- und Hanptmannstraste gelegene, der ThoniaSschuie gehörige Villenbauplatz von 1264 Quadratmeter Fiächenqehatt ivirv biermil zun» Verkaufe auSgebotcn und werden Kaus«- offerten daraus mündlich oder schriftlich angenommen. Ei» Situalion-plan und die Berkaussbedingungcn liegen auf dem RathhauSsaale, 1. Etage, zur Einsicht aü-, und eS ivcrden auch Exemplare davon auf Verlangen abgegeben. Leipzig, den 18. Mai 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Das von der Unterzeichneten Behörde am 19. April 1877 für Anna Zristnn au« Delitzsch ausgestellte Dienstbuch ist vor längerer Zeit in hiesiger Stadt verloren gegangen und im Ausfindungssalle anher abzugeben. Leipzig, am 28. Mal 1886. Da« Piltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Das von der Polizeiverwaltuna zu Halle a. S. am 4. Oktober >882 für die Köchin Anna Hetnine au- Lettin ausgestellte Dienst l uch ist vor einigen Wochen derselben hier abhanden gekommen und im Ausfindungssalle bet un« abzugeben. Leipzig, am 28. Mai 1886. Da« Polizei'Amt der Stadt L«tp»i« Bretschneider. Wotznungs-Vermiettznug. In dem Univergt»t»-Gr««dfti»cke Ritterftrahe Nr. 28 ist im Bordergebäud« 2 kreppen eine Wodnnng mit ft Stutzen, Kammer, Küche, Batzen- und Krderraum vom 1. Inl, v. I. »v aus halbjährige Kündigung meistbietend, jedoch vorbehaltlich brr Auswahl unter den Licitanten, zu vrrmtethen. Reslrctantea werden ersucht, Dienstag, den 8. Juni d. A., Vormittag« 11 Ubr im llniversttLt-.Nentamte. woselbst auch die versteigerungS-Ved!» gungen einzusehrn sind, zu erscheinen «ad ihre chebole abzugeben. Leipzig, am 29. Mat 188«. Universitäts-Rentamt. idebhardi. Nichtamtlicher Theil.' Leipzig, 31. Mai 1886. * Der DundeSrath wird noch drr .Nationalzeitnna' in Folge der au-gedehnten Session de« Reichstag» woyl gcnvttngt sein, se,ne Arbeiten länger in den Sommer hinein zu verlängern, altz e« sonst der Fall war. Etz ist noch über eine Reihe von Verordnungen Beschluß zu fassen, welche der Kaiser unter Zustimmung de« Bunve«ratb« erläßt; indessen sind die Entscheidungen de« Bunbe-rath-, welche bezüglich von Reich»tag«besch!üss«n zu treffen sind, beinahe vollständig dcreil» erfolgt und e« wird in dieser Hinsicht nicht mehr diel zu thun übrig bleiben. Wa« de» Reichstag betrifft, so ist bei den sonst so weit auseiuander- gehenven Ansichten in demselben in einer Beziehung völlig« llebereinstimmuna vorhanden, nämlich in dem Wunsche, dieser endlo« langen Session endlich ein Ziel gesHt zu sehen. Dennoch läßt sich nicht sagen, wie weit di, Regierung gewillt ist. daraus einzugeben. In Abgeordnetenkreisei, sieht mau aller ding« die Sach« überwiegend so an, daß da« Plenum de« Reichstag« lediglich da» vrauntweiu-euerq^etz zu erledige« baden »ad darauf drr Schluß tz»r Session folgen wird. Ti« Regierung dagegen hat bekanntlich noch manch, »»de« Pläne, und e« steht im Augenblick noch keineswegs s^t, »h sie sich entschliehe» wird, davon Abstand ,, * von ^ner Wiedereinsetzung de« katholischen Feld- >rvpst«» ist, wie au« Berlin gemeldet wird, vorerst noch eine Rede, womit jedoch nicht gesagt sein soll, daß die An gelegenheit deshalb von der Tagesordnung abgrsetzl sei. Es muß nämlich m Betracht kommen, daß streng militairische kreise drr Neuerung von vornherein abhold waren und Va- inal», al« dir Verhandlungen wegen Einsetzung dieser Stelle chweblen. unverhohlen der Ausspruch erfolgte, daß da« preußische Heer von den Zeiten des großen Kurfürsten ohne 'inen solchen katholischen Würdenträger auSgekominen wäre. Ferner wird man sich erinnern, daß die preußische Regierung die Einsetzung de« katholischen Fcldpropste« von der Ver leihung der Bischos-wÜrde an den Inhaber abhängig mochte, damit derselbe einem „Civilbischof" nicht unterstellt zu werde» brauchte. In jener Zeit war c« auch, wo sich Bestrebungen geltend machten, ein katholische« Gymnasium in Berlin zu errichten und al« Lebrer nur Schulordensbrüdci anzustellen, die zuvor die prruß sche Piüsung für da« höhere Schulamt abzulegrn hätten. Dem Vorschläge wuide sogar näher getreten und zunächst die Beoürsnißsraqe erörtert, wo bei e« sich herau-strltte, daß die Zahl sämmtticher Berliner Gymnasien besuchenden katholischen Schüler in keiner Weise zur Erhaltung eine« eigene» Gymnasium« ausreiche. Seit dem ist von dem Plane keine Rede mehr gewesen. * Uebcr di« Lage drr Civillist« in Bayern sind zahl lose Lesarten verbreitet. Ncuerding« wirb der »National» zeitnng" au» München geschrieben: . . . Nur rliitn Factor ha» Herr v. Riedel und da« gesammte M nisternim nebst de» Organen der öffentlichen Meinung bisher »och ul»« principiell für ein weile« Wirthschastrsystem gewinnen kännrn — die Livilllst«. Aus die Staatsverwaltung übt die« allrrding« keinen directen Einfluß, aber die Würde der Monarchie wird doch leider dadurch berühr«, daß die Hofcoffe sich nicht de» gleichen Rubine« unbedingter Zahlung-sähigkeit ,u erfreuen lg», wie die Sttiatscassen. Im Monat Jual lause» die kürzlich ver- tagten Klagesristen gegen die Eivulist« ob, und noch ist nicht be- tonnt, daß die Klagen befriedigt oder zurückqenommen sind. Aus die Äesammtvorstellung de« Ministerium« vom 6. Mai ist vom Monarchen noch keine Antwort erfolgt: Ludwig II. will also offenbar in dieser Aiigelegenyeit nicht behelligt sein und will sich zu keiner Verpflichtung derbeilassea. Die Minister baden bisher noch ge wartet, wie »« scheint, um die so oft verlängerte LundtagSsession ungestört zum Abschluß kommen zu losten; daß sie e« aber nicht einfach hinnedmen können, wenn ihnen aus eine ehrerbietige, wieder- holte Vorstellung kein Beichetd gegeben wird, dürste se'.dstverstäadltch sem. Bon weicher Seite nun noch eine Einwirkung aus den Mo narchen zu erwarten sein könnte, ist nicht abzusehen. Der Onkel de» König« hat offenbar nicht mehr die Neigung, mißlungene versuche u erneuern, ond die Königin-Mutter, welche früher den Sohn im Nai ln Hohenschwangau za besuchen pflegte, hat diesmal kklbigenalp in Tirol nicht verlassen. Die Minister komnien nicht vor das An- gesicht Sr. Majestüt; ebensowenig scheinen sich andere hoheWitiden« träger und selbst Hofbeamte dieser Ehre mehr rühmen zu könne». Da« Labinet-secrelariat hat ebenfalls nur indirectcn schriftlichen Verkehr mit dem König, welcher seine Befehle nur durch Diener übermitteln küßt. Alle« bleibt in der Spannung, wie das enden soll Die .Vossische Zeitung" bringt folgende Meldung auS München: Zwilchen dem Prinzen Luitpold nnd demGesammtministerium bestand eine scste Abmachung für die Regentschaft Luitpoib'S. Letz- icrer erklärte, man Ihne Unrecht, ihn für ultramontan zu halten und sortierte dir Minister auf. auch unter teiner Regentsebast tm Amte zu bleiben. Der Eintritt der Regentschaft ist ich»» für di« nächste Zeit zu erwarten. Man glaubt, dast durch eine Proclamation des Prinzen Luitpold und des Ministeriums, weiche der Landtag billigt, König Ludwig und Prinz Otto als derzeitig nichl in der Lage erklärt werden, die Regierung dcS Lande« zu sichren. Die Zustimmung de» Reichs dürste schon »ingehvlt sein. * Die »Kölnische Zeitung" erhält folgenden Bericht aii« München: Einige süddeutsche Blätter beschäftigen sich wieder lebhaft mit der sogenannten KrisiS in Bayern. Ta« »Frankjurter Journal" will wissen, daß der Gesundheits zustand der König» so bedauerlich sein solle, daß sich im Falle der Bewahrheitung leider nur zu wohl erklärt, warum drr König die Vorstellung der Minister bisher nicht beantworten konnte. Der Gewährsmann de« Franksurter Blatte» berichtet dann de« Weiteren wie folgt: »Was am schmerzlichsten in diesen mir gewordenen Mittbeilungen berührt, ist der Umstand, daß c« grade die Willenskraft de» Geiste« zu sein scheint, welche den LeidenSzuständen de« Körper« zu erliegen droht. Ec lies e» auch da« Empfinden de« baverUchen Volke«, wie aller Ver ehrer de« in den Zeiten drr Entstehung de» Reiche« so enrr- gisch sich entwickelnden königlichen Jüngling- erschüttern muß, so läßt sich doch die Besorgniß nicht mehr abwehrrn, daß Ver Landtag, sobald er Wirker versammelt wird, ledig lich damit besaßt werde» dürste, die für außergewöhnliche Umstände in der Verfassung vorqesebene Regierungs ordnung «inzurichten." Der König ist in Linkerhos und hat die geplante Uebersiedelunq nach Hobenschwangau Unter lasten. Darnach trägt auch die königliche Verordnung, durch welche der Landtag vertagt wird, die Bezeichnung vom Linderkiof, 24. Mai. Man weiß, daß die Fraktion der Rechten nach Schluß der Kammerützung vom 26. Mai eine sehr lang andauernde geheime Beraldung abgeballcn hat. die sich mit der Frage einer etwaigen Regentschaft beschäftigte. Wenn der Gewährsmann de« .Frankuirter Journal«" gut uulcrrichtet ist. so ist die Rechte angesichts „de« Lüstern Ernnc« und der nunmehrigen Nähe der Katastrophe" von der eng herzigen parteitactischen Haltung zurUckgekcnimen.welche sie noch vor Kurzem bei den Besprechungen mit VerlrauenSniännern der Linken und der Regierung über die Lage de« königlichen Hose» einnahm,so daß man schon jetzt darüber beruhigt lein dürfe, „daß da« Land angesichl« der unabweisbaren Ereignisse der nächsten Znkunst auf ein beständige« und von Parleirücksichlen un« beeinflußle« Zusammenhandeln seiner Vertreter im Landtag rechnen Vars." Wir sind nicht in der Lage, diesen Dar stellungen de« Franksurlrr Blatte« widersprechen zu können, wenngleich anderweitige Meldungen den Gesundheitszustand de« König« günstiger schildern und die Nolhwenbigkeil einer Regentschaft mehr dem Willen de« König«, sich von den Regiernvq-geschästrn zurückznziehen, al« ver Unmöglichkeit, sie zu erfüllen, zuschreiben. Alle Nachrichten au« der Um gebung de« König« sind scbr vorsichtig auszunedmen; nur so viel scheint festzustehen. daß der König erregt ist über die Haltung der Kammermehrheil seinen sinanziestrn Schwierigkeiten gegenüber und daß rine Aenderung ' in der Führung der königlichen Befugnisse bevorsteht. Die batzerische Verfassung bestimmt in Artikel 9. daß eine ver fassungsmäßige Regentschaft, abgesehen von dem Falle der Minderjährigkeit drS Königs, auch einlritt, ivenn drr Regent länger« Zeit behindert ist, die Geschäfte zu führen, und selber keine Fürsorge kür die Leitung de« Lande« getroffen hat. Ist e« de« König« will«, di, Hmrschergeschäsl« zu übertrage«, s. letzt ibm frei, den Regenten unter dm königlichen Prinzen zu wählen. Daß tn diesem Falle Prinz Ludwig nickt berufen würde, bedarf bei der stet- bethätiaten politischen Gesinnung de« jetzigen König« nicht drr Versicherung; denn der König kann nicht selber anordnen, daß da« Land in anderem Sinne geleitet werde, al« e« unter ihm seit Errichtung de« Reick« geschah. Ist aber drr König vrrhindrrt, an der Errichtung der Regentschaft selber entscheidend mitzuwirken, so kann nur drr »ächstvcrwandte Prinz zur Regentschaft kommen; da« ist de« KSnia« Obein, Prinz Luitpold. Man kennt da« strenge Mili- lairiscke Pflichtgefühl, welche« dieser Prinz stet« belhätigt hat. und man ke»nt sein von jeder engrrn politischen Parlei- ricktuiig abseheuve« warme« BaterlandSgesübl, da« neben der Lied« zu Bayer» auch dem Ruhm und der Größe dcS ReickS gerecht wird. Man wird von diesem Fürsten gewiß erwarten, daß, wenn an ihn die Pflicht heranträle. die politischen An gelegenheiten deS Lande« zu leite», er sich dieser schweren Ausgabe nicht entzieben würde in der Erkenntniß. daß nur dadurch drm Lande gefährliche iniiereAufregungen und vielleicht llniwantlungen er'part werden könnte». Au« kiesen Erwä gungen heraus würde auch die Rechte sicherlich nickt patriotisch Handel», wenn sie sich derjenigen Regelung der KrisiS, wen» die Krisis wnklich vorbanden ist, wlderfetzcn wollte, welche alle n da« Land vor Erschütterung bewabrcn kann. Wir gebe» diese Mittbeilungen seltstvcrständlich nur unter Vorbehalt wieder. * Die Münchener .Allgemeine Zeitung" schreibt: .An den Kämpfen S. M. Kanonenboot .Albatrvß" i» Neu- M cklenbnrg und Neu-Pommern (SUvsre) war anck rin bayerischer Landsmann und geborener Niünchener be- tkeiligt. ES ist die« der Marine-Assistenzarzt I. El. I>r. nmü. Ehr. Schneider, jüngster Sohn de« verstorbenen Verleger« Fr. Schneider (Braun u. Schneider). Da den gezüchtigte» Kannibale» die Gesetze der Genfer Eonvention erst »och bei- zubringen sind und die Gcsaiiaenen für sie zugleich .gute Bisten" bedciilen, so konnte da« Wegsckafien der Verwundeten nicht ohne deren fortgesetzten Widerstand grscheben. Unlrr kein Schutze weiterer Mannschaften de« .Albatroß" gelang r« aber glücklicherwrise, alle verwundeten in Sicherheit zu bringen, wofür diese um so dankbarer, da ihnen sonst ein grausame» Enke gewiß mar. So sind denn diese Kämpfe ohne Verlust au Menschenleben für den .Atbalroß" abgelausen, da jetzt wohl ^ ninlliche vrwundete al« geheilt gelten können." Bei Eröffnung der letzten Sck>wurgerichtSsessioncn in Bayern halten die meisten Präsidenten Veranlassung genommen, in ihrer Ansprache sich gegen etwaige Versuche, die Schwurgerichte zu schmälern, zu erklären. Vor wenigen Tagen sind nu» in München und Bayreuth Neue Schwur gericklöperioden eröffnet und beide Male haben die Präs! denken in der Eröffnungsrede aus die Ueberhandnahmc der Meineide hingewiesen. Wabrend der Oberlandes gerichlsratb Hammerbachcr-Münche» lediglich die Tbat sacke constalirle und betonte, daß in den weitesten Kreisen immer mehr VaS Bewußtsein Von der Heiligkeit de« Eide« schwinde, der Eid vo» so Viele» al« eine Bagatelle ausgesaßt werbe, gab der QberlandeSgerichlSrath Strvßenreulher- Bamberg, der Präsident deS obersränkischen Schwurgerichts, seiner Anschauung über die Ursachen d'eseS Zustande« dahin Ausdruck, daß nichl allgemeine Entsittlichung die Zunahme der Meineide veranlasse, sondern daß diese Erscheinung einmal daraus zurückzusükreii sei. daß jetzt viel häufiger der Eid abverlangt wird. Weil ferner Vas Publicum merke, baß der Eid streng verfolgt werde, so suchten die durch einen Meineid Verletzten ösler als sonst die gereckte Sühne hierfür zu erlangen. Die« seien die Gründe, warum Meineid-Verbrechen jetzt bäusiger al« sonst zur Aburtheiliing gelangten; doch sei unser früherer Zustand nicht zurück zu wünschen. » » * Zu dem bekannten Kvniggrätzer Processe wird der „Kölnischen Zeitung" auö Prag. 25. Mai geschrieben: .Der oberste Gerichtshof in Wien lat bekanntlich alle Deutschen, die >m Königgrätzer Processe über die König inhoser Vorfälle vcrurtheill worden waren, srei- gesprochen. Auch einige Ezechcn erscheinen durch diesen Schiedsspruch entlastet und nur diejenigen czechischen Ange klagten haben nunmehr Strafen zu erleide», welche sich er wiesenermaßen baden Gcwalllhätigkeilei, z» schulde» kommen lasten. Es wurde seinrrreit die Erregung geschildert, die durch da« nunmehr entkräftete Königgrätzer Urlheil hervor- geruscn worden war. durch ein Urlheil, da« einem Deutschen monatelang« Gesangensckast zuerkannte, weil dieser, umbrängt von der rohe» Gewalt, öffentlich sei» Verlangen nach militairi scher Hilf« au-gesprocken hatte. Nickt nur die Seele de« deut schen Volk-lhumsin Bödmen warausgewühlt durch diese«Nrtheil sondern auch die Bedächtigsten, erfahrene, in der Praxi« ergraute Juristen, begannen an Recht und Gerechligkeil zu verzweifeln. Durch die Eulscheidung de« obersten Gerichtshofes wurde ein Alp von den Gemülbern genommen. Aber um so offener darf man e« heute aussprechen, daß jene« glücklich au« der Well geschaffte Königgrätzer Urlheil, dem der gröbste Recht« irrthum zu Grunde lag, al« eine wahrhaft erschreckende Kenn zeichnung unserer Zustände sein, Bedeutung noch nichl einqe büßt bat Nickt um die Ehrlichkeit der Richter von König grätz bandelt e« sich; sie mögen immerhin redlich geirrt bade» und ibrer subjektiven Ueberzeugung gefolgt sein. Was so erschreckend berührt, da« ist die Thalsache, daß der Fana- ti«mu» alle Lzechen ergriffen bat, daß dieselben, mögen sie subjektiv noch so ehrlich sein, objektiv den Deutschen aar nichl mehr gerecht zu werden vermögen. Es ist bekannt, daß zahllose Richter ausschließlich czechischc Zei tungen lesen und von den fanatischen Anschauungen dieser Blätter allmälig so gesättigt werden, daß sie. ohne ein Bewußtsein davon zu yaben, unter dem Einfluste slawischer Borurtheile stehen nnd unter dem Druck einer einseitigen Anschauungsweise handeln, die ihnen zur zweiten Natur ge worden ist. Im Landesgerichte zu Prag finden sich kaum drei bi« vier deutsche Richter; alle übrigen sind Ezechen, und zwar nicht von jenem czechischen Schlage, der vor SO und 40 Jahren ein gut Theil der österreichischen Beanilenschast ausmachte und mit einer gewissen mechanischen Pünellichkeit im Polizei staat« wirkt», sondern Neuczechen, die au« der slawischen Be wegung berauSgewachsen sind. Der Königgrätzer Proceß zeigte nun deutlich, welche Folgen solch «In Zustand haben niuß. Und wer diesen Zustand erkennt und würdigt, der wird nun anch einsehen. daß nur Zweitheilung. nur Trennung der Verwaltung nnd der TerichtSbarkrit nach Nationen skr Böhmen die Grundlage moderner staatlicher Zustände, da« Gefühl der Rechtssicherheit, da« Vertrauen zu 'den Hütern der öffentlichen Ordnung zurückgewiauen kau»." * Da« vom Zaren in Sebastopol unterm 6. (18.) Mai an seinen Bruder Alrxi«, den Generaladmiral der Flotte, gerichtete Schreiben lautet wie folgt: .Em. kaiserliche Hoheit! An diesem denkwürdigen Tage ge währt e« Mir eine besondere Freude, Mich an Sie, als Meine Hauptstütze in meinen Bemühungen um die Enlwickc- lung unserer Flotte, zu wenden. Ich übertrug Ihnen die böhcre Vermattung der Marine-Streitkräste deö Reiches, in der festen Ueberzeugung, baß der Dienst, dem Sie sich von Jugend a» gewidmet, in Ihnen einen Chef sinken würde, der allen Bedürfnissen gerecht werden wird. Ihre Thätigkeil mit drüdeisicher Tbeilnahme verfolgend, bezeuge ich die Zweck mäßigkeit Ihrer Anordnungen und die Energie zur Erreichung de» gewählten Zieles, zwei Factoren, die in jeder staatlichen Angelegenheit vo» so großer Bedeutung sind. Indem Sie de» »lakcriellcn Tbeil der Flotte den neuen Bedingungen und Anforderungen entsprechend reorganisirten. verwendeie» Sie aleichzcilig die vo» Mir zur Verfügung gestellten Mittel zur Förderung der vaterländische» Industrie und entwickelten mit Rücksicht aus die sich beständig verändernden technischen An orderungen die verschiedenen Zweige der Marinekunst. In der Ueberzeugung, daß die mil großen Unkosten verknüpften Marinebaule» lind neue» Geschütze Erfahrung und Kenntnisse eilen-Derer bedingen, denen sie zur Vertbeidigung de« Reich« anvertraut worden, trafen Sie gleich bei der Ucbcri,ah„ie Ihre« Posten-die »vlbigciiMaßrcgeln. um die Kenntnisse »»,d die Bildung unter den Beamten und Osficieren der Marine aus eine höhere Stufe z» bringen, und führten aus dem Wege de« Gesetzes eine neue Dienstordnung ein, durch welche die Möglichkeit der Erreichung und Bekleidung eines hohe» und verantworttichen Postens ohne die hierzu »öthige Vorberciluna völlig ausgeschlosien wurden. Durch Ihre Sorge und Bemübungeu ist die Lage der Dienenden, insbesondere die de« CommandeurS und oeS OberossicierS, verbessert und die ruhige Existenz aller Derer, die nnler den schwierigen und angrcisenkcn Bcdiimungen de? Marinedienste« ihre Kräfte frühzeitig erschöpfen, gesichert worden. Durch eine zweckentsprechendere Verwaltung der verschiedenen Zweige des Marinerrsiort« fanden Sie die Mittel, den Unterhalt t^rAk- ministrativbeamten zu vergrößern, ohne hierdurch der Adnn- »istration neue Ausgaben zu verursache». Ihre nützliche Thäligkeit hat in dem schnellen Bau mehrerer den neuesten Ansprüchen vollkommen entsprechender Schiffe aus der Bal tischen Werst und am Schwarzen Meer und i» der Errichtung von Docks bereit- ihren Ausdruck gesunden. Da« treue Ber- ständniß für die Bedürfnisse Ver Flotte — eine Frucht Ihrer langen und wetten Fal>rten — ist Mir eine Bürgschaft für Ihre weiteren Ersolgt. Indem Ich dieselben zum Nutzen Ruß lands von Herzen wünsche und Ihre Bemühungen, der rus sische» Flotte die ihr gebührende staatliche Bedeutung zu ver- verleihen, dankbar anerkonne. verleihe Ich Ihnen die Insignien dcS St Wladimir-Ordens I. Elaste. Seine Devise wird Sie »»zweifelhaft auch in Zukunft in Jbrem Dienst für Thron ii»v Vaterland begeistern. (Da- Original ist von Sr. Majestät eigenhändig unterzeichnet.) Ihr Cie aufrichtig und herzlich liebender Bruder Alexander." * In der Botschaft deS BundeSrath» zu dem schweizerischen Landstnrmgesetz heißleS: „DieStärke de« LandsliirmeS läßt sich einstweilen noch nicht genau er mitteln. Approximativ wird sich die Zahl der wehrpflichtige» Leute der Jahrgänge. 1836 bei u»S mit 1858. welche für de» Landsturm in Betracht koiinnen, an der Hand der Volks zählung von, Jahre 1880 aus 629,689 Mann beziffern; davon st hcn im Auszug 117,179 Mann, in der Lanbwehr 84,046 Man», zusammen 20l,225 Man» — verbleiben somit 408,464 Mann im laiidsturmpfsichtigen Alter, welche, soweit sie nichl den Jahrgängen 1895,,4l und 1867/68 angehören, zum größten Tbeil als zur Dienstleistung i» der Feldarmee untauglich er klärt worden sind." Von diesen 408,464 Mann glaubt die Botschaft 200,000 als lanvsturmtUchsig annchmen zu dürfen, wovon wenigstens ein Drittel mit einer Schußwaffe bewaffnet werken dürfte, die übrigen zwei Drittel dagegen mehr zu »laiiuellen Dienstleistungen und zur Einreibung in die mit Schanzenivcrk ausgerüsteten Arbeiter-Compagnien oder zu anderem unbewaffnete» Dienst als geeignet zu betrachte» wären. „Eine derartige Vertbeilung", fährt die Botschaft dann fort, „schließt die Möglichkeit iin sich, unserer Feldarmee einen wesentlichen bewaffneten Zuwachs zu sichern. Am meisten Schwierigkeiten würde wohl deren weitere AuSrüsiuna be gegnen. indem, um den Beschlüsten der Brüsseler Conserenz, welche verlangen, daß die aus völkerrechtlichen Schutz Anspruch machenden Truppen aus Schußweite erkennbare Abzeichen tragen, »achzukommcn. dem Landsturm mindestens ein ein- heiisicheS schützendes Oberkleid, vielleicht auch mit Kopf bedeckung zu verabfolgen ist. selbst wenn diese Ausrüstung nur dem gewekrlragcnden Landsturm abgegeben würde. Nach den Ersadruiige» der letzten zebn Jahre reichen unsere Bc- kleidungSreserve» in den Eantonen blo« auS. uni dem dringendsten Ersatz in der Armee selbst im Fricden-dieust zu genügen; ein nur mäßig langer Activdienst würde unbedingt zu ausnahmsweise» Ausrüstungsabgaben führen, so daß nicht daran zu denken ist, den Bedarf für den Landsturm auch auS Viesen Borräthen zu decke». ES wird daher nicht zu umgehen sein, von BundeSwegen eine mäßig starke KriegSrescrve recht- zeilig mit nichl unerheblichen Kosten anzulegen, damit der Feldarmee und dem bewaffneten Landsturm im Ernstfälle die jenige Ausrüstung iiachgesiesert oder zugewiescn werden kann, die zur Erfüllung ihrer Ausgaben unerläßlich ist." * Madrider Nachrichten zufolge bereitet der spanische Minister für Handel und Ackerbau einen Gesetzvorschlag für die Corte« vor. durch den der Verkauf der StaatSIändereicu lind Forste autorisirt wird, deren Werth aus 250 Millionen Peseta« geschätzt wird. Der Ertrag soll, wie man glaubt, zur Bestreitung der außerordentlichen Auslagen der Ministerien für Krieg und Manne verwendet werden * In einer Unterredung mit einem Enasänder beklagte drr serbische Ministerpräsident Garascha n in. der».TinieS" zufolge, die Unwissenheit Europa« in serbischen Dingen. Das klingt wunderlich in dem Munde eine- Manne«, der ruhig zusiebt, wie ein maßvoller uns unabhängiger Bericklerstatler nach sem andern auS Belgrad au»gcwies«n wird, aber e« rnthält doch ein Körnchen Wahrheit, welche« beachtet zu werte» verdient. Die Europäer, meint Garaschanin, er forschten mit vieler Müde entlegene Weltgegenden, den Conga u. s. w , nähmen sich aber nicht dir Müve. dir Balkan halbinsel zu studiren. welche ihnen weit näher liege und von großem politischen und volk-wirthschastlicken Interesse für sie sei. Wenn daher aus der Balkanhalbinsel sich irgend etwa« rege, so träte» die Mächte würdevoll »usammru. erörtern nnl erustrr Nmt«miene Dinge, von denen fi« fast nicht« verständen
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