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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-01
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1886
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3188 den, deutschen Lebe» tu Siebenbürgen auch ferne, selud, e» weiter knechten wolle. Tie Sachsen scheine», »ach Allem, wa« spärlich »einig von da zu erfahre» ist, Werth darauf zu lege», dag eia Sachse und eia Protestant die Hermannftädter Odergespansstelle bekleide, und e« wird sich dagegea kaum etwas einwende» lasse». Bisher habe» sie ia einer jeden Zweifel auSschließendtn Weis« bekundet, dag voa jenen Männern, die diese beiden Eigenschaften besitzen, der ungarisch« Abgeordnete Guido v. BauSznern eia unmöglicher Mann wäre. Seine Ernennung, wie einst die Wächter'», würde al« eia Fauftschlag ousgesaßl werden und wäre aach vom Standpunkte de» Staate- zu bedauern. Nach den Anschauungen der Naturwissenschaft ander» sich die Körperbestandldeile eine« Mensche» ia sieben Jahren. Bei BauSznern braucht die Aenderuag der politischen Maxime» nicht halb so viel Zeit. E» giebt keine Strömling, die ihn nicht mit sich gerissen. Großdeutschcr «ad Groböfterreicher. Regierung«,nana und oppositioneller, Honved und sächsischer volksparteiwnnn, Pan-Äermane und Mitglied de« Klausenbnrger Lultur-, d. h. Magyarisirnug«. Verein« — Alle« war er; er wird heute in Siebenbürgen nirgend« ernst genommen. E« ist übrigen« undenkbar, daß eia Mann voa TiSza's Klugheit nicht einsähe, wie sehr er durch diese Ernennung seiner Sache schade. Dabei ist e« nun nicht uninteressant, daß die der Regierung nahestehenden Blätter die Nachricht brachten, e« solle durch Er- nennung de« Krouftädlcr Obergelpan« Grasen A. Bethlen zum provisorischen Hermannftädter Obergespan ein Interregnum ge schaffen werden. Wie man da« in sächsischen «reisen ansfassen würde, darüber läßt ihre Presse Niemanden im Dunkeln. Eia solche- Provisorium würde dazu dienen, dieselbe Mißstimmung zu verbreiten, die eine definitive Ernennung dieser Art hcrbcisührea würde. Denn entweder soll Bethlen die Bevölkerung gewöhnen, an der Stelle nicht einen Sachsen und nicht eine» Protestanten zu sehen, oder er soll Helsen, einem anderen, auch mißliebigen Tan- didaten die Wege zu ebnen. Beide- muß bei den Sachse» den Eindruck machen, al« ob eben der bisherige Weg geringen Wohl wollen« und kein Wille, sich ouskläreu zu lasten, bei der Regierung auch weiterhin herrschend bleiben solle. Gelingt e» der Regierung, einen Mann z» finden, der stark genug ist, ihr die wahren Verhältnisse darzustellen, nicht im Lichte de« grassirenden Ehauvi„i-mus, so tun» nicht nur dem Comitat, sondern dem ganzen Lande eine Wohlthat geschehen; denn würde die Ne gierung von einem ihrer Vertrauensmänner vernehmen, wie die U»- zulriedenheit in Siebenbürgen nicht, wie die Klauscnburger Blätter treulos behaiipten, eine künstlich genährte ist. sondern würde sie er- fahren, daß die Rechl-verachlung und GesepeSmißachtungen der Per- waltungSorganc sie hauptsächlich verschuldet, dann könnten die Nebel geheilt werden. ES wäre falsch, zu glaube», daß z. B. zwischen den Sachsen und der Regierung blv» die Frage de» Herma»,istädler Obergewalt-, der nach dazu nur über einen kleinen Theil der Sachsen Negieriiiig-rbeaailcr ist. eiue Differenz bilde. ES sind deren viele vorhanden, ober die siclenl'ürgischen Lbergespäne habe» bisher die- selben stet- vermehrt, absichtlich vergrößert, statt ihrerseits zum Frieden bcizutragc». * DaS im Mittelmecr zusammcngezogene französische UebungSgesch wader ist unter dem Admiral Lcisrnt von Toulon auS am 21. Mai in See gegangen; sein nächster Bestimmungsort ist der (Lols von Jvurnn DaS Torpedo- geschwader sollte am 20. aus der Hohe von Villasrcmca ein» lrefsen und wird am t Juni nach Aastia an der Ostküste der Insel Corsica weilergehen. Admiral Brown, der die Flotte der Torpedoboote befehligt, soll versuchen, das Panzer geschwader auszuhalten und an der Umgehung dcö Caps von Corsiea (Nordspitze der Insel) zu hindern. DaS Panzeraeschwadcr würde sich dann nach Ajaccio an der Westküste der Insel zurlickzichcn. Nachdem daS Torpedo geschwader wieder nach Tonlon zuriickgekehrt und daselbst einige Ruhetage gehalten hat, wird' es unverhofst vor Ajaccio erscheinen, um daselbst den Eingang in den Hasen zu erzwingen und daS Panzergeschwader zu zerstören. Später soll e« nach Oran (Algerien) gehen; die Torpedoboote, welche sich wieder in Toulon gesammelt haben, werden sich nach den balkarische» Inseln begeben, welche ihnen als Grundlinie ihrer Bewegungen beim unvermutheten Angriff aus das Panzergeschwader, dessen Auslaufen von Toulon mitgetheilt wird, dienen soll. Nach diesen AusklärungSübnngcn werden die Versuche mit den Torpedobooten beendet und die zu dem Geschwader vereinigten Panzerschiffe wie die Torpedoboote außer Dienst gestellt. * AuS Madrid. 26. Mai, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: „Die politischen Verhandlungen haben heule mit der Rede des Romeristen Botella im Senate begonnen und dürsten auch in den Corte« mit der kvniinendcn Woche be- ginnen. Wie zu erwarten, erweckte die SenatSsessivn große- Interesse, da die konservativen Srcessionisten die Stellung der Partei zur Regierung klarlegtcu. Bei der abwartcnden Haltung der Canovisten und den bloS rhetorisch bedeutsamen Phrasen der Republikaner bilden die Anhänger Römer» Nob- tebo's und de« General« Lopez Dominguez de» wichtigsten Theil der Opposition. Nachdem der ganze Senat den, neue» Könige Alsonso XIII. Treue geschworen, begann Botella seine Philippica. Er betonte wiederholt in seiner Rede die Schwierig keiten und Gesahren der UeberzangSpcrivde, durch welche das Land jetzt geht, welche sich nicht zu liberalen Versuchen eigne, wie sie die Regierung in der Thronrede in Aussicht stelle. Cr sieht schwere Verwicklungen >n nächster Zukunft voraus, denen der gute Wille dcS Cabinets nickt gewachsen sein werde, wenn e» sortsahrr, die zügellose Wühlerei der Ne- publikaner, die noch kürzlich in dem Zorrillisten-Congreffc in Madrid, bei den Vcrsanimlungen in Barcelona und Guada lajara und beständig in der Hctzpresse ungesetzliche Hand lungen z»m Sturze der bestehende» Einrichtungen begangen baden, rubig zuzulasscn, ohne sie mit fester Hand zu zügeln. Die Richtigkeit dieser Warnungen liegt aus der Hand. Die Partei Romero Nodledo'S stellt sich als den Hort der von de» Conscrvativcn de« alten Glauben», de» CanovaS und Pidal, bedrohten constitutionelten Freiheiten hin. macht aber gewaltig Lärm mit der seiten Politik Romero'« gegen die Republikaner, um sich als Gcscllschasts- rcttcr auszuspielen, wenn gegen diese kräftig euigegrisjen werde» muß. Sagasta bedarf übrigens kaum dieser Nath- schläqe Roincrv'S, da er gewiß nicht durch übereilte Reformen sündigen wird — seine Äcrgangenbeit bürgt für ib». — In den ConimissionSbcralbungen de« Cvngresse« zur Prüsuna der Wahlen kam e« gestern zu einem pikanten Rede-Ergüsse Don Francisco- von Bourbon, des jüngeren Bruders dcS iiisvlge seines thörichten GcbahrenS zu achtjähriger FestungS- hast verurtheilten Herzog« von Sevilla. Der junge Abge ordnete, der trotz der heftigste» RegierungSoppositio» in Cata- lonicn durchgedrungen ist, klagte in stärksten Ausdrücken gegen diese Beeinflussung, welche, wie er behauptet, von höchsten Wünschen hervorgerusen sei. Die Wadi dcS etwa 30jährigen Bourbonen, der wie sein Bruder die demokratische» Grund sätze seine- Vaters hervorkchrt, obwohl er ebenso wie dieser im Heere der Carlisien gekämpft bat, wird ohne Zweifel von der WahIprüsungS-Commission bestätigt werden." * Einem Schreiben auS Kairo entnimmt die „Politische Correspondenz" über da» Gebiet von Harrar, den Schau platz der Niedernietzlnng der Expedition Porro, folgende Daten, welche angesichts der Tbeilnahme der civilisirte» Welt an dem traurigen Ereignisse nicht ohne Interesse sein dürsten: DaS Eingang-thor, durch welche» man nach dem Gebiete de- Einir« von Harrar zieht, ist Zeilah. Bon diesem AusgaugSpunete fuhren zwei Wege nach Harrar; der eine über Tokolia, AmdoS. Abasuan, eignet sich für den Winter, im Sommer muß. wegen de- Wassers, der Weg über Warabo», Mandaa und Eula genommen werden. Beide Wege stoßen in Ella« zuiaminen, von wo man Uber Giidessa nach Harrar gelangt. Bon Zeilah erreicht man Gildessa mit Kameele», welche 7 Stunden täglich maischiren. in 10 Lagen, der Weg voa Gildessa nach Harrar kann in zwei Lagen ziiruckgelegl werden. Die Gegenden, welche man aus der Reise von Zeilah nach Harrar durcknieht zeigen in landschaftlich sowie in geologischer »Beziehung sehr verschiedenartige Bilder, flua ichst hat man vor sich «me» Kusleiislrich, iu welchem zahlreiche Brunnen während der heißen Jahreszeit ein vorlrefiliche« Wasser bieten und die »kameele ausreichende Nahrung finden. Dieie «'legend ist überdies reich an allerlei Wild. Nach dem vorgeuaaaien Abasuan ändert sich das Bild; man zieh! hier über ein seifige« Plateau, allenthalben sieht man Gestaltungen vulkanischer Kräfte und man stäßt häufig aus ungeheuere Badeiispalluuge». Die zerklüftete Berggegend hat etwa« Phantastische», ela Eindruck, der durch die zahlreiche» Paviane, die sich aus de» roltie» Hügeln ia grotesker Weise herunitummela, »och verstärkt wird. DaS Thal von Ella», in welche- man sodann gÄangt. charakterisirt sich durch seine Vegetation, welche «u< Cactee». Akazien, Tamarinde» besteht und eia ziemlich monotone« Vit» gewährt. Bon hier au- wird jedoch der sich darbieteud« Anblick vo» Schritt zu Schritt schöner. Scho» die Lkäler vo» Sommedo und Dailamal mache» «inen tehr angenehmen Eindruck; dieselben bilde» aber gleichsam erst die Borhallea de- wahrhaft herrlich zu nenueade» LhaleS von Gildesso, in welche« die ans einem saust ausfteigeudea Hügel befiudlichr Stadt Harrar herabblickt. Ring« herum eine entzückend« Alpengegeud mit prachtvolle» Nadelhölzer», Gebirgs bächen und einer üpvigen sarbeareiche» Flora. Selbstverständlich hat diese voa der Natur so reich beoachte Gegend auch «tue audere Vevölkeruug al« da- armselige Laud vo» Zeilah bi« Gil» deffa. Dieser »»fruchtbare Strich wird blo« v», NomadrastLmme» bewohnt, während aus dem fruchtbare» Bode» vo» Harrar und dessen Umgebung die fleißige» Gallastämme ihre» Sitz haben, welche uamentlich eine blühende Kaffee- uad SasranculMr treiben. Der Boden wird allenthalben fleißig bebaut, überall trifft da« Auge ous Felder, ordentliche Hauswesen uad saubere Dörfer. Lau dem Feldbaue abgesehen, verstehe» die Galla auch Eise» »ad Kupier ziemlich geschickt zu bearbeite». Der Handel mit de» Galla« besteht hauptsächlich tm Au«tauschr ihrer Maaren gegen Leinwand, vruetia- nische Gla«producte, Pariser Juwelierarbeiten; sie nehmen «wer häufig auch Baarzahlungen au. In Harrar selbst befand sich bi« vor Kurzem ein« kleiae europäische Eoloaie, welche au« etwa 20 griechischen Kausleuten, sowie Agenten eine« srauzösischeu «od eine« italienischen Handel-Hause» besteht. Die Kameele sür die Reise voa Zeilah »ach Harrar werden vo» Kameeltreibern in Issa gemiethet; dieselben gehen jedoch nicht weiter als bi« Gilbest», wo man neuerdings andere Kameele oder auch Pferde »lielhen muß. Die Straße von Zeilah bi« Gildessa gilt al« ziemlich sicher und e» ist seit längster Zeit kciu Uebrrsall aus Reisende vorgekommen, obgleich dieselben oft ohne jede Begleitung de» Weg zurücklegen und mitunter durch einfache Boten große Summen auS Zeilah nach Gilbest» und retour geschickt werden. Ungleich minder günstig ist der Rus der Galla«, welche trotz ihrer seßhaften Natur uad ihre» Fleißes räuberischzu Charakter- sind. Dieser Umstand allein vermag jedoch die Niedermetzelung der unglückliche» Expedition de» Grasen Porro nicht genügend zu erkläre». Man hat c- hier offenbar nicht mit einem einsachcn Raubausalle, sondern mit einem Acte de« Fanatismus eine- barbarischen und den Europäern scind- Iich gesiuvten Fürsten z» thun. Zur parlamentarischen Lage. ** Berlin, 30. Mai. Die allgemeine Rechnung über den ReichShauShalt sür da« EiatSjahr 1882/83 war. wie üblich, der Ntch»ungScomi»ission de« Reichstag« zur Prüfung überwiesen worden. Diese Commission hat soeben durch den Abg. Horn schrisllichen Bericht erstattet. Danach sind bezüg lich ver sächsischen Militairverwaltung innerhalb der Commission mehrere Anfragen gestellt und durch Herrn Major v. Sch lieben in durchaus genügender Weise beant wortet worden. Zunächst wurde um Auskunft darüber ersucht, welche Leistungen die Stadtgemeinve Dresden sür die königlich sächsische Militairverwaltung übernommen und warum die Verwaltung diese Leistungen nicht selbst gewähren konnte. Iu der Beantwortung wird gesagt: Mit der Verlegung der Militair-Etablissement« aus dem Innern Dre-oenS auf Areal, welches nur mit ein Neuntel der Stadtslur, im klebrigen aber bisher forstfiScalischer Flur angehvrte, trat an die Militairverwaltung die Nothwendigkeit einer Regelung der politischen und obrigkeitlichen Verhältnisse diese« umfäng lichen Complexe« heran, welcher unter dem Namen Albert stadt 5 ReqimentScasernemcntS und 3 BataillonScasernement« nedst Annexen, Artilleriewcrkstätten und Depot«, ein Pulver« labvratium und Magazine, ein MontirungSdepot und Werk- stättcngebäude, rin Proviantamt nebst Magazinen und Bäckerei, ein CadettcuhauS und ein Garnisonlazareth um saßt und dem die Excrcirplätze und Schießsläade der Gar nison angrenzen. Im Hinblick daran?, daß da« gesammte Areal sich ledig lich im Besitz der Militairverwaltung befindet und aus schließlich militairischen Zwecken dient, entschloß sich die Ver waltung zur Bildung eines selbstständigen Gutsbezirks nach Maßgabe der bestehcuven LandeSgesetze, wodurch zugleich eine Befreiung desselben von Gemeinveabgaben erzielt wurde, die andernsall« mit jährlich circa 12.000 -ckl zu zahlen gewesen wären. Auf die Militairverwaltung ging damit aber die Ver pflichtung über, l) die Ausübung unv Handhabung gewisser, auf LandeSgesetze» beruhender VerwaltungSgeschaste — deS ArmenunterstützungS- und UntcrstützungSivoönsitzwesenS, dcS Hebammen-, Essenkehrer- uild AbdeckcreiwesenS. sowie dcS Schulwesens — und 2) die GaS- und Wasserversorgung, sowie die Abführung der Schleußenwässer zu übernehmen. Zu l) balle e- der Einsetzung besonderer Bcbörden rc.. zu 2) der Errichtung von Anstalten zur Ga>'bereitu»g und Wasserbeschaffung nebst den, erforderliche» Berwallung«- personal, sowie kostspieliger Terrainerwerbuugen unv Baute» behufs Fortsübrung der Schleußenanlagen der Albertstadt bis zur Elbe bedurft. Nach den deSsallsigen Voranschlägen ergab sich ein so hoher Aufwand an eininaligen unv fortdauernden Ausgaben, daß man von der tlebernahme aller dieser Geschälte rc. in eigene Verwaltung zurückkonime» und in Erwägung ziehen mußte, ob nicht durch eine Mitbenutzung der be züglichen städtischen Einrichtungen die finanziellen Interessen dcS Reichs bester zu wahren sein möchten. Die deSsallS mit der Stadt eingeleitcten, mehrere Iabre hindurch fortgesetzten Verbandlunge» führten endlich nach Vermittelung teS Ministerii»»« de« Innern zu der Vereinbarung, nach welcher die Stadt gegen eine bestimmte Entschädigung die oben genannten VcrwaltungSgeschäste übernommen, die GaS- und Wasserentnahme auS den städtische» Anstalten und den Anschluß dcS Schleußensystem- der Albertstadt an das städtische Schlciij;e»netz gestattet hat. Aus die weitere Frage, nach welchen Grundsätzen die Entschä digung bemeste» sei, erfolgte folgende Anlwort: Da die Kosten, welche einer städtischen Verwaltung aus Leistungen und Ein» richlunqen. wie die oben angeführten, erwachsen, allgemein durch Gcmcindeanlagen aufgebracht werden, so war auch die der Stadt Dresden zuzubilligende Entschädigung für die von ibr sür den selbständigen Gutsbezirk Albertstadt übernommenen gleichartigen Verpflichtungen ihrer Natur nach als eine Ge- nieiildeantage zu betrachten. Es würde deshalb und bei dem Mangel jeder andere» aeniigend sicheren Unterlage bei der Normirung der qu. Entschädigung den sür die Einschätzung zu den Geuicinvcanlagen bestehenden gesetzlichen Vorschriften und Regulativen gesoigt, indem man den BrandversicherungS- werth der resp. Gebäude zu Grunde legte und sich aus einen Entschädigungssatz von 4 sür jede tOO dcS BranVversichcrungSwcrtbeS vereinbarte. Ist mit diesem Ein- beitSsatzr der Stadt Dresden nur die Halste de» sonst sür Dresden üblichen AnlagefußeS zugestanven worden, so hat man sür die ReichSsinanze» daS denkbar Günstigste erreicht. Eine fernere Frage lautete: Welche Baulichkeiten baden die so erhebliche Mehrverwendung von 99.0lK -K im Jahr« >881/82 notbwendig gemacht, und warum mußten dieselben im Jahre 1881/82 auSgesührt werden? ES erfolgte die nachstehende Erwiderung: Dcm anläßlich der HeereSvcrstärkung im Jahre l88l nach Leipzig gelegten, neu errichteten Infanterieregiment mußten di« nothwendigen NnterkunslSräume für Waffen, Monttrung. Feldgrräth. sowie die sonst erforderlichen Garnisonanflalle» überwiesen werden. E- wurden zu diesem Zweck« hergestellt durch Versetzung, resp. Umbau älterer dierzu geeigneter fi-ca» lischer Gebäude: t ExercirhauS, 2 Kammergebäube. 1 Fcld- gerathschnppen. t Büchsenmacher-, t Schuniacherwerkstatt--, l Uicnnlienbaracke. t Waschbau«, Gerätbe-, Holz- und tioblenjchnppc». l Pulverhülte, 1 OssicierS- und l Unter- ossicierSspeiseanstaltSbaracke. l Pserkestall. Die AuSsübning dieser Baulichkeiten aus da« Iabr 1882/83 zu verschieben, war. da da« Regiment am 1 April 188t errichtet und sosorr vollständig auSgestattet wurde, gänzlich au«geschlosseu. ES mag hierbei noch bemerkt werde», daß die königlich sächsische Militairverwaltung lediglich zur Bermeivuug «iuer weite ren Belastung de- Etat» nicht besondere Mittel vom Reiche sür die hier fraglichen Zwecke in Anspruch genommen hat. vielmehr die deSsallsigen Kosten iu Anbetracht der Un zulänglichkeit der Food« de« Jahre« 1881—82 aus die laufenden Mittel de« Jahre« 1882—83 übernahm und dadurch eine EtatSüberschreitung vermied, der nach Lage der Verhältnisse die nachträgliche Genehmigung nicht hätte versagt werden können. Die Rechnungscommissioa erklärte sich durch diese Aus kunft ia jeder Hinsicht zusriedeugestellt. Sie türkische Lircularuok. * Die .Politische Correspondenz' veröffentlicht den Wort laut der Eircularnote vom 23. Mai, welche die Pforte anläßlich de« letzten Zwischenfalle« an der griechische» Grenze au ihre diplomatischen Vertreter im AuSlande ge richtet hat. Dieselbe lautet in wortgetreuer Uebersetzung wie folgt: „Sie haben bereit« durch meine vorhergehende» Telegramme rr- sahirn. daß die griechischen Vorposten aus uasere Feldwachen ia der Linie Kardamon und Analypsi- eia Gewehrseuer eröffnet habe», uad daß dass Ibe nach mehreren Stunden aus beiden Seite» eingestellt worden ist. Alsbald nachdem dieser Zwischenfall abgeschlossen schien, erfuhren wir zu unserer Ucberraschung, daß die griechischen Truppe» an Lcr Grenze zwischen Melouna Derbtot und den gegenüber vou Tirnowo befindlichen Positionen Sonnabend Abend gegen 6 Uhr ganz unvernilithet sowohl aus alle Feldwachen, alt auf die den be- zcichiieten Lokalitäten gegenüber befindlichen Position«» uud kurze Zen daraus auch auf die türkischen Positionen über Tiruowo hinaus mit dem Eiidpniicie Tschei-Nistar, Kairo uad Oyoklia, ia einer AuS- dehnung vou 40 Kilometer ein Geschütz- »ad Gewehrseuer eröffnet hatten. AuS den neuesten, voa uasere» militairischen Befehlshabern er- halienen Informationen geht hervor, daß die kaiseriicheu Truppen gegenüber dem u»u»terbrocheue» Feuer, daß di« Griechen gegen unsere Borposten eröffnet haben, die strengste Defensive beobachtet haben, ebenso wie gegenüber der Aggressivbeweguag der Truppen, welche in letzter Linie die Grenze überschritten und mehrere Wach- gebäude, darunter jene- voa Melouna Kirtlchowa anzündeten. Ungeachtet dieser offenbaren und überlegte» Feindseligkeiten der griechischen Truppe» hat sich die kaiserliche Regierung, voa dem aufrichtige» Wunsche, den Frieden aufrecht zu ballen, beseelt, enthalten, dem Obercommaiidanten Achmed Club Pascha Beseht zu erlheite», seinerseits die Offensive zu ergreifen, um mit Gewalt de» unqnalificirbaren Angriff der griechischen Truppen an mehreren Grenze» zurückzuweisen, und hat, um einen neuen Be weis ihrer Mäßigung und Langmuth gegenüber allen ihr zugesagten Prooocationen zu geben, gestern Abend dem Inhalte einet der Pforte seiten- der griechischen Gesandtschaft in Konstgntinopel zur Kenntniß gebrachten Telegramme- de- Athener CabinetS zugestimmt, welches den Vorschlag machte, daß zwischen den Obercoinmandanten der beiderseitigen Armee» ein Meinungsaustausch stallfiude, zu dem Zwecke, um den Feindseligkeiten ei» Ziel zu setzen. An Achmed Ejub Palcha ist unverzüglich ein telegraphischer Befehl ergangen, demgemäß zu handeln. In seiner ersten Antwort versuchte der griechische General die Lerantwortlichkeit sür den Lonslict aus die kaiserlichen Truppen zu schieben und verlangte, daß der türkische Commandant die Feind, seligkeiten einstelle, ohne sich zu verpflichten, seinerseits die ersorder- lichen Maßregeln zu dem gleichen Zweck zu ergreifen. In seiner Antwort auf diese Tröstung lehnte Achmed Ejub Pascha jede Ber. antwortlichkeit ab und erklärte, daß dir Haltung dee kaiserlichen Truppen eine rein defensive sei, und lud den griechischen Lam- Mandanten ein. sich an Ort und Stell« zu begeben, um durch Augen- schein zu constatiren, wer der angreiseade Theil sei, uad sich mit ihm dahin zu verständigen, daß da- Feuer aus beiden Seiten eingestellt werde. Die Berichte, die wir de- Weiteren vou dem Obercoinmandanten der kaiserlichen Truppen erkalten haben, thun dar, daß angesichts der immer heftigere» Angriffe der griechischen Iruppew unsere Positionen der Gefahr der Jsolirung und de» ver- riuzelrew und in Maste aus dieselbe» erfolgten Angriffen auSgesetzl, uniere Verbindung-oprrationc» in Folge der von un- beodachtrlca Defensiv« unzweisrlhast ueutralisirt und dadurch unsere Positionen ernsthast bedroht erscheinen. Die griechische» Truppen fahren sogar sort, immer weiter in unser Territorium einzudriugen, namentlich in der Richtung von Tirnowo, um unsere Berdindungea ab zuschneiden. Die Situation ist somit, wie Sie sehen, nicht blo» ia einen Engpaß gerathen, sondern wird geradezu unerträglich angesichts deS Kriege-, den man un« macht, denn die Sache hat den Eharakler eines wirklichen Lonslict« angenommen, ohne daß eine Krieg-- erklärung ersolgt wäre, uad bei dem alle Bocthcile aus Seiten ber ungkslraslen Offensive der Grieche», alle Nachtheile aas unserer Seile sind, die wir un- im Desensivzuftande und unter ungünstigen Ldancen befinden. Die Mächte werden somit in ihrer gerechten Würdigung seststellen, aus wea die schwere Verantwortlichkeit sür diesen Stand der Dinge, welche die Griechen u»S zu- zuschiebe» versuchen, zu fallen habe, indem Sie olle- Voran- gegangene der ernstesten Ansmerksamkeit der Regierung, bei welcher Sie beglaubigt sind, empsehlen uud ihr die Erwägungen, welche ,ch soeben darlegt». auSeinandersetzen. Sie sind ermächtigt, zu erklären, daß wir »»- in die aedieterflche Nothwendigkeit verletzt sehen, unseren militairischen Oberbefehlshaber zu ermächtigen, seinerseits dir Offensive zu ergreifen, um jeden Angriff aus unser Territorium zuruckzuwerfen und nach den Bedürfnissen de- Augenblick- vorzugehen, um die Würte und die Rechte de» Reiche- zu schützen. Wollen Sie dies« Depesche unverzüglich Sr. Excellenz dem Minister u. s. w. vorlese». L. 8. Im letzten Augenblick erfahren wir, daß beute nach 4 Uhr Nachmittag» die Feindseligkeiten aus der ganze» Linie aus- grhört haben. Die Mehrzahl der Eoinmandante» der griechischen militairischen Stellungen haben unseren Lominandanten erklärt, daß sie de» kaiegorlichea Befehl erhielten, jeden Angriff rinzuftellcn. Ein griechischer Oberst begab sich zu unseren Wachposten voa Meloana-Dervrat und verlangte, daß seiten» unsere« Obercommaadantea ein Osficier be- »ichuet werde, um ia Pourparlers wegen der Einstellung der Feindselig- eiten einzutreten. Achmed Ejub Pascha designirte sür diesen Zweck den Oberftlieuteuant Risaat Beq; indem aber gleichzeitig General Savuntzaki sich persönlich nach Liraowo begeben hat, um mit dem Marichall zujammenzutrcffcn, so werde» die beiden Lommandantru sich direct verständigen. Die Nachgiebigkeit unsere- Lommaadanten beweist neuerdings unsere maßvollen Gesinnungen und unseren tiefen Wunsch aach Aus- rechterdaltung de« Frieden». Es ist jedoch lelbftverftäudlich, daß unsere Truppen, sobald die Griechen die Feindseligkeiten wieder ausnebmen sollten, nicht werden umhin können, die Offensive zu ergreisea." vermischtes. — Berlin, 29. Mai. Der italienische Botschafter und dessen Gemahlin, Gras und Gräfin de Launatz, batten heute Nachmittag die Ebre. be» Kaiser und die Frau Grvßherzvgin von Baden bei sich zum Diner zu sehen. Um .8 Uhr fuhr die königliche zweispännigr Sladtkutsche mit den hohen Gästen in das Portal des Hause» Wilhelmstraße Nr. K8 ei». >ro der Botschafter den Monarchen und die Großherzogin im unteren Trepp-nbausc begrüßte, während die Botschaften» die allerhöchsten Herrschaften auf der Mitte der Treppe bewillkommncte. Die Tafel war in dem großen Gobelinsaal zu 30 Gedecken hergerichtet. Unter den Gästen bemerkte man de» Prinzen Ludwig Wilhelm von Bade», de» Fürsten und die Fürstin Antott Radziwill, den badischen Ge sandten Freiberrn von Marschall, den Minister von Putt- kamer mit Gemahlin, den Ober-Hos- und HauSmarschall Grasen Perponcher mit Gemahlin, den Ober-Ceremonien- tneister Grasen Eilendurg mit Gemahlin, den UnterstaatS- secretair im Auswärtigen Amte vou Berchrm. den Generaladjutanten Grafen Lehndorft mit Gemahlin, den dienst- lbuendrn Adjutanten de« Kaiser». Major Heinrich XVlll. Prinzen Reuß, den Oberhosmrister der Großherzogin, Kammer- Herrn Freiherr» von Evel«heim. — Prinz Wilhelm ist in Folge von Erkältung an einem Ohrenleiden erkrankt; die Heilung desselben ist. wie die .Kreuz-Zeitung' meldet, erst nach längeren! Gebrauch einer rntsprechenden Badecur zu er warten. --- Bad Em«. 30. Mai. Der Vicepräsident de» preußi schen Staat-Ministerium-, Minister des Innern v.Puttkawer, ist heute Morgen zu mrhrwöchrnNichrm Curgebrauch« hier angekommen unv im fiskalischen Curhotrl .Panorama' ab- gestiegen. Ferner verweilen seit Kurzem hier der ehe,nötige Botschafter am Berliner Hose. Ariüarchi Bey. der Fürst Husiupoff au» St. Petersburg, der frühere Commandirrnve deS 8 Armeecorp«, General der Infanterie z. D. von Tbile. auS Hannover, und Frau Amalie Joachim au» Berlin. Die Frequenz unsere- Bade» ist jetzt eine so beträchtliche, daß seit letztem Donnerstage die Curliste täglich, mir Ausnahme Montag«, zur Ausgabe gelangt. Heute verzeichnet die Liste einer» Besuch von 1847 Personen, nämlich von 1233 Cur- gästen und Kl4 Paffanten. Uebcrmorgen, den l. Juni, nehmen mit dem Kneisel'schen Schwank .Sie weiß etwas!" die Vorstellungen unseres Cursaal-Theater« ihren Anfang. — ZuKönigLudwig'Sl-Ceutenarselerschreibt man iw» au« München: Je näher da« Fest rückt, von dem na« jetzt »och sechs Wochen trenne», desto mehr befestigt sich die Uederzeugung. daß die Tage vom 8., S. nud 10. Ioli in München eine Pruukentsaltung sehen werden, wie kaum je zuvor. Damit möglichst ungehindert Jeder- manu «m Feste theilnehmen kann, wird vou Seiten de» Central- CoinitöS an die Ministerien der Justiz und de- Innern die Litte ergehen, so viel wie thunlich, di« Feiiiage von Terminen an den Gerichten und LerwaliuugSsielleu sreizuhallen. Bon den auswärtigen Städten, die man zu Gast geladen, lausen die Zusagen säst alle de- ahend ein; nur Heidelberg muß mit Rücksicht aus sein eigenes tuiversitStS-Jubiläum voa einer Betheiliguag mit Bedauern ab- che». Die Städte werden durch ihre Bürgermeister uud Vorstände de« Grmeiiiderollegiums vertreten sein; viele unter ihnen widmen dem Feste Modelle der ihnen vou Käuig Ludwig gestifteten und ge- schenkten Kunftdenkmale. Die Sammlungen nehmen einen erfreulichen Fortgang, wenn auch zn wünschen wäre, daß da« Tempo de« Eingangs ein etwas äschere« wäre, damit da« Finauzcomitö seine Einzelpläue genau eststellen kann. Jmnier mehr indcß tritt e« zu Tage, daß in München außer der schäuen Begeisterung sür da» Fest auch der praktische Sinn sich bethätigt, welcher die Jubelfeier möglichst flänzend gestalten will, damit sie rine kräftige Anziehung au, die fremden au-üb«. Unter den einzelnen Spenden ist eine Gabe von iber 1300 ^l, in der Kammer der Abgeordaetra gesammelt, von besonderem Interesse. Mit regem Eifer machen sich die einzelnen Groppen de« Fest- zuge« unter der rastlosen Anleitung unserer Künstler an die Au«, gestaltong ihrer Ideen. Wir haben schon zu wiederholten Malen verschiedener Corporation«!, gedacht, welche sich io charakteristische» und künstlerisch vollendeten Gruppen betheiligea; e« ist dieser all gemeine Eifer um so mehr anznerkenne», al« die AnSrüstung und Ausstattung durchaus ans eigene Losten geschieht. Auch die kirchliche Feier, welche mit allem feierlichen Pompe vor sich gehen wird, wird nicht au« de» Mittel», die da« Lentralcomit« zur Verfügung ha», bestritten. — Beim Kindersest am 9. Juli im Hosgarte» sollen 12,000 Kruder mit Spielen, Musik und Ersrischunaeu bedacht werden. Den Abend de« 9. Juli schließt da« Bavariasest ab: iu feier lichem Fackelzug», den Lausend« von Turnern, Kriegervrreinen ic. und eine gewallrge Sänaerschaar mit Musikcorp» bilden, wird die von Professor Anton Heß geschaffene Büste Ludwig'« t. zur RuhineS- balle geleitet. Dort wird dann ei» großartige« Feuerwerk abgebrannt. Man har sich die berühmten römischen Feuerwerke zum Muster gc- non»»««, und um da- Borbild zu erreichen, war man genöthigt, ouch die Veranstalter dieser römischen Feuerwerke sammt ihren ge- schulten Gehilseu kommen zu taffen. Der Bürgermeister von Rom hat in größter Bereitwilligkeit den ersten Architekten der Stadt hierher gesandt uud durch ihn ist eia Vertrag zu Stande gekommen, der die glanzvollste Ausführung sichert. Kanonen- schliffe und ganze Batteriesalven leiten jede Abtheilung ein. Feuergarbea vo» 4S00 Raketen schießen ta die Lüste, vnlkaaijche Räder verbreiten ein Funkeumeer, Flammenbündel ra allen Farben, die sich kreuzen uud vermengen, steigen ans, Meteore erheben sich langsam und lassen dann einen blendenden Feuerregen sinken, Tau- sende kleinerer Flamme» »ad Flämmcheu erhellen di« Bavaria und mit einem Schlage erglänzt im magischen Lichte die RubmeShalle, recht« die Walhalla, link« die BefreiuagShalle und hoch in der Mille, um 100 Fuß die Bavaria überragend, da« Niederwalddeukmal mit der Germania, dem Sinnbild« Dentschlaud«, da« Bayern» König so ) heiß geliebt. Noch einmal flammen Sterne in tausendfachem Glanze. Meteore aus, noch einmal schießen mit einem Schlag, 4ö00 Raketen in die Lust: dann erschallen seid« Kanonenschüsse uud tiefe Nacht hüllt die Stätte eia, wo eben noch ein Feuermeer flnihete. Am 10. Bormittag« findet'dann der Festzug statt; Nachmittags Bankett im alten RaihhanSsaale, wo ma» 400 — 4)0 Taselgäste zu vereinigen hofft. Gleichzeitig findet unter Leitung der Armenpfleg- schastSräthe SnSlpeisung der Arinea statt, damit auch diese ihren Theil vom Feste haben, und gewiß werden mancherlei Veranstal tungen in verschiedenen Restaurationen, Gasthäusern und Wirtd- schaste, viele Hunderte im fröhlichen Kreise versammeln. Abend- ist dann da» Gartenfest im Hasgartcn, der mit 40 elektrischen Logen- lampen und mit farbigen Lampion- beleuchtet wird; 8 Musikcorp- werden ihre Weiten erschallen lassen. Man erwartet einen Besuch voa etwa lü—18,000 Personen, die sich bald an den Erfrischungs stellen laben, bald lustwandelnd an den Dekorationen erfreuen werden. Zu gleicher Zeit wird die LadwigSstraße, der Mar - JosesS-, der Wittel-bacher-, der König»-, der Marienplatz rc. ia festlichem Lichle erstrahlen. Musikcorp» spielen dort während de- Abend-, so daß auch den Tausenden, welche da» gegen EntreS zugängliche Gartenfest nicht besuchen können oder wolle», ei» schöner und prächtiger Abschluß dcS Jubelfeste- geboten wird. --- lieber da« militairiscke Caroussel auf dem Mar«selde schreibt man der „Wcserzeitung" au» Paris, 2l. Mai: „Die Waffen mögen der Toga weichen", sagte, glaube ich. Cicero — oder war e« irgend «ia anderer Redeheld? — uud die Pariser Radikalen übersetzen dies nach ihrer Weise in« Französüche: „Fort mit der Uniform, e» leben der Kittel und der Gebrockt" Nun hat sich Paris in der Tbat seit etwa einem Jahrzehnt i» einem gewissen Sinne civilisirt: e« besitzt anscheinend nur noch Livilbevölkernng; seine Garnison, die in den äußersten Vierteln liegt, läßt sich scllc» blicke», die Osficiere gehen in Joppe v»d Hut» und nur hin unv wieder sieht man eine Schaar pioupioa» mit zu laugen Rücken und zu kurzen Hosen ous der Rückkehr vom Uebung«marsche ihre müden Füße über da« Pflaster der Boule vards schleppen. Man könnte daran« folgern, daß die haupt städtische Bevölkerung die Arnier nicht gerne sehe. Doch wie weit verfehlt wäre ein solcher Schluß! Nur der radikale Stadtrath mit seiner Anhängerschaft beeisersüchtelt die Heere-macht; die Masse de« Volke« dagegen vo» den höchsten Schichten der Gesellschaft hinab bi« zum Straßcnproktariat begeistert sich sür militairische Schau spiele «ad zieht, so oft eine Truppeurevue oder irgend welche Ent- saltuag ver Waffenmacht stattfindet, zu Hunderttausend«» an«, um dem nationalen Heere zuzujubeln. Such heute wich die Toga wieder den Waffen, d. h. Alle«, was Gehrock. Kittel oder gar elegante Damentoilette trug, begab sich nach dem Martselde. wo da« sauste „Fest de« Handel- und Gewerbes" mit einem großartigen militairischen Lorouffel begangen wurde. E« war eine wahre Völkerwanderung, und so groß auch die Menge Derer schien, die!'» Fahrzeugen ollerArt: Equipagen, Droschken, Pferde bahnen, Tapezierkarren und Dampsbooten. ausrückte», wurde sie doch noch von dem zahllosen Schwarme der Fußgänger übertroffen, die zum Theil mit wohlweislicher Vorsicht Stühle, Etebleitern und Körbe voll Ersrischungen mit sich führten. Aus dem MarSselde waren läng« der Seine Tribünen ousgeschlagen, deren bessere Plätze so raschen Absatz gesunden halten,daß die Billet« von 40 Frc«. Tag« zuvor schon allgemein mit 70 Frc«. bezahlt wurden. Bor den Tribünen lag der Exercir- platz, link« und recht- voa Stacketen eingefaßt, hinter welchen eia zweiter, abermals von Stacketen begrenzter Raum zur Ausnahme vou 800,000, allerdings ziemlich ungünstig gestellter Zuschauer be stimmt war. Aus dem Manöverplatze selber schloffen Breter- Karrieren noch eine engere Bahn ab, wo am Fuße der Tribünen die Reiterquadrillea ta Scene gehen sollten. Tie« Alle« glühte in unbarmberziger Mittagssonne, al« die Menschenmenge tosend und wogend sich in den Zuschauerräumen vertheilte; da- write MnrS- seld flimmerte wie ein Stück ber algerischen Wüste. Und siehe da, um die Illusion zu vervollständigen, tänzelten auch braune Söhne der Wüste, 80 prächtige Spnhi« mit rothem Burnu» und weißem Turban aus zierlichen orabücheu Pferden heran und stellten sich den Tribünen gegenüber ans. Der arabischen Aristokratie — ei waren säinmtlich Araber ck« xranck« taute, ous auserlesenen Raffen, die an der Festlichkeit theilnahmen, folgten die einheimische» Schwadronen vrrschredenrr Waffengattungen. Kanonenschüffe ver kündeten de» Beginn de« Schauspiel«, und aus ein Trompetensignal ritten 7» Osficiere, je 12 Kürassiere, Husaren, Jäger, Dragoner, Artilleristen »nd Schüler dee Mi iiairlchule von Saint Chr in die engere Bahn ei», »m da« erste Caronffel zu bilden. ES war ein bezaubernder Anblick: die Rosse, zur Hälfte Bell- blutvserde, z»r andere« Hälfte iüdsranzösilcher Raffe, fühlten sich >>n festlichen Schmuck. d>e HalSmäbnen mit farbigen Bändern dnrch. achte» «nd die Stirnmähneir mit Schleifen geschmückt, nicht minder olz alt die Reiter, die mrt flatternden verichrebensarbigen Fähnchen an den grüne, Lanzen elegant uad ritterlich r« Sattel laßen. Di« Musik spielte di« Marseillaite, »nd von be» Klängen de« Krieg-liede« beseelt, tanzten die Rosse in» Lact« Hera», «ährend die
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