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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-10
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1886
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Lr-arli-u Lr»r-iti<» JvhauueSgaffe 8. Sprechftun-kn -er Kr-artt««. Vormittag» 10—12 Uhr. RochmuiagS b—6 Uhr. «Ul »I« «ua,»d, »»chl fi* d« »t-toctu», «ich» «rdultUch. s»,atz«e -er f»r die »-chs»f»l«e»«e «„»»er defti««»en Inserate a« Sachentaie« dt» 8 Uhr «ach«ittaa», uuLonu-nad Keftta,e» kru» dt«'/.» Uhr. Zn den ZUiatri» für Zns.-^nnahme: Ott« Kirm«. Unlvcrsiiälsstraße 1. 1'euis Lösche, Kalharlne-str. SS, p. »nr di» '/,» Uhr. rlmigcr Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage LS,UZO. ^donnemenlspreis vicrtelj. 4'/, Mk. tuet. Brngerlod« 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Beleg»emplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage« (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbesörderung 50 Mk. mit Postbesörderuag 60 Mk. Inserate 6gefpaltrne Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. PreiSvrrzeichmß. Tabellarischer u.Zissernsatz nach höherm Tarif. llerlämen unter dem RedactionSstrich di« »grspalt. Zeile 50 Ps., vor denFamilienuachrichtea die sgcspallene Zeile 40 Ps. Inserate sind siel- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeouweravilo oder durch Post nachnakme. 161. Donnerstag den 1V. Juni 1886. 8V. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die AuS««ster>ri»ga» und Grsatz-Skeservescheiue 2. Tlaffe der im lauseiibeil Jahre in Leipzig, Stadt, gemusterte» militairpstichtige» Manasehaften sind eingegangen und liegen auf uiiferem Quarticramle, Stadl» Haus, 2. Etage, Zimmer Nr. 107, zum Abholer» bereit, wa» hierdurch zur Kennlniß der Belheiligten gebracht wird. Leipzig, am 8. Juni 1886 Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georg i.L. Bei dem Unterzeichneten Gemeinderathe ist zum 1. Oktober diese» Jahre» eine Schutzniaan-stelle zu besetzen. Die Besoldung betrügt incl. Bekleidung-geld 900 ^l pro Jahr, di« Kündigung ist eine einmonatige. Qnalificirte Bewerber haben seldstgeschrtebeue Gesuche bi» zum 28. Juni diese» Jahre» bei un» einzureichen. RcuschSneseld, den 7. Juni 1886. Per «emetnder«ttz. Elauß, Gcineiade-Lorstaad. Än Gemäßheit deS tz. 1 der Instruction für die Aus führung von Wusserrvlttleitunyen und Wasseranlagen in Privatgruiidslücken vom 1. J»l, 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß die KlempnerS»W>ttive Frau Marie Schanze, Lehman»'- Garten 2 w, zur Urbernabwe solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach» gewiesen hat. Leipzig, am 7. Juni >886. Der Rath der Stadt Leipzig. X 2171. z>r. Grorgr. Wolfram. Wegen deS Einlegens von GaSrohren wird die Rürnberger Stra-e aus der Strecke von der Baiihoniroß« bio zur Sternwarten, straße cinschließlick» der Straßenkreuzungen voa Mittwoch den Iv. dieses Monats ab auf die Dauer der etwa lO Tage in Anspruch nehmenden Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 8. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 6236. ltr Georgi Heanig Lirschen-Verpachtung. Die unten näher bezeichneten diesjährigen Kirschnutzungen sollen Mittwoch, den >8. Inni, Bormittags >0 Uhr, in der diesigen städtischen Marstall-Gxpedition, Johannis, platz Nr. 9. unter den vorder bekannt zu gebenden Be dingungen verpachtet werde-, und zwar: d.e Nutzung an der Linbenauer Chaussee oorr. Frankfurter Thore bis zum Kubthurm. » » an der Mockauer Chaussee vom Magdeburg Leipziger Bahnübergänge bis zur Flurgrenze der Petzscher Mark, - » an der Delitzscher Chaussee vom ehemaligen Chaussee» Hause bis zur Lindeustraße in Eutritzsch. - « an der Halleschen Chaussee vom ehemaligen Chaussee-Hause bis zur Gohliser Flurgrenze. Leipzig, den 8 Juni 1886. Die RathS-Oekonoinie-Jaspectio«. I. A. 'B. Nagler. VtkanntnmilMg. Nachdem Herr Hermann C. Lohr, Controleur und Assistent bei der Stadlstener»Einnahme hier, Mollke- straße Nr. 98, die auf ihn gefallene Wahl zum Armenpfleger im 27. Distriete angenommen bat. ist derselbe am 4. Juni dieses Jahres durch Herrn Districlsvvrsteher Lehrer E. F. Kabitzsch in dieses Amt eingemiesen worden. Leipzig, den 7. Juni 1886. DaS Armrvdirectorinm. X. R. 438. Ludwig-Wolf. A Bekanntmachung. Nachdem Herr Heinrich Andreas Matthias, Kauf- mann, inFirma: Matthias L Schlichting.GrassistraßeRr. 107 Abtb. L. die aus ihn gefallene Wahl z»m Armenpfleger i 25. Distrikte angenommen bat. ist derselbe am 4. Juni d. l. durch den stellvertretenden DistrictSvorsteber Herr» I)r. C Kant in diese- Amt eingcwresen worden. Leipzig, den 7 Juni 1886. DaS Armendirectorium. X.-L. 437. Ludwig»Wolf. A Vrkanntmachnng. Nachdem Herr Ba»kd:rceior V. Dürr, Zeitzer Straße Nr 53. Part., die aus ihn gesallene Wahl zum Armenpfleger im 27. Distrikte angenommen hat. ist derselbe am 4 Juni b. I. durch Herrn DistrictSvorsteber Lehrer E F Kabitzsch in dieses Amt eingewiesen worden. Leipzig, den 7. Juni 1886. DaS Armendirretorlam. X-L. 436. Ludwig-Wots. A Gesucht der am 30. August 1854 zu Beuthing bei Groß-Glogau ge, borene Berqolder Krau, Josef Auto» Kretschmer, welcher zur Fürsorge sür seine in stäblischer Waifenpflege be» findlichen Kinder anzuhaltrn ist. Leipzig, am 1. Juni k886. Der Rath der Stadt Leipzig INrmeuamt). Ludwig-Wolf. x. L. ivisrs. D Geueralverstmmlickr »er vrtsknrnkencaffr VH für «uchdtnder zu öetpzt, uu» U»,e»end Freit,,, de» 18. Juni 188«. «dm»» 8 «hr. lm Restaurant Drietschler, kchukstraße IX raae«,r»,u,g: 1) Beschlnhsassmn, «der Abnahme der Rechnung „s die Zett 1. Deeember 1884 »«« »1. Deerucher 188b. >) Etwaige Intrige ß. bO, Ibs. 4 da» LaSeiftMut«. Tdellnehwer «»der «ttsawml,», sind dl, Herre, vertretrr d« Mchlted« and der Arbeitgeber W». ß»LJ»t IMS. »er H«d L Bekanntmachung. Nichtamtlicher Theil. Die Ablehnung der HomerulebiU. Mit der Abstimmung in der Nachtsitzung de« englische» Unterhauses vom 7. und 8. Juni schließt eine Periode der Aufregung ab, wie sie England seit langer Zeit nicht erlebt bat. Am 8. April brachte Gladstonc die Bill im Unterhaus« ei» und am 10. Mai begann die zweite Lesung, welche l3 Sitzungen in Anspruch genommen hat. Für den AuSgang de» parlamentarischen Ko.mpse« war e» von entscheidender Bedeutung, daß die Parteigenossen Gladstone'S und rühcren Minister Hartinglon, Chamberlain und Trevelya» gegen ihn Partei ergriffen, und besonders wichtig war die Agitation, welche die beiden erstgenannten Parteiführer be trieben. Dadurch sind SO Liberale und Navicale aus die Seite der Conservativen hinübergezogen worden, so daß die Zahl der Gegner der Bill aus 341 anwnch». Noch un mittelbar vor der Abstimmung machten 27 Radikale unter Labouchöre den Versuch, Chamberlain und seinen Anbang zur Stiiiimcnlhaltung zu bewege», aber er wie» diese» Ersuchen zurück, weil Glavstone sich nicht darüber ausgesprochen hatte, ob die sür den Herbst von ihm iu Aussicht gestellte Bill von der gegenwärtigen erheblich abweichen werde. Allerdings halte Glodstone in einer am 27. Mai >m Auswärtigen Amt abgebaltenen liberalen Parteiversammlung erklärt, daß die Herbstvorlage neue Bestimmungen über die Tbeilnahme der irischen Abgeordneten am Reich-Parlament enthalten werde; in der darauf folgenden UntcrhauSsitzung vom 28. Mai lehnte er eS jedoch ab, irgendwelche bindende Erklärung abzugebe«. so daß Hick« Brach in großer Erregung den Premierminister beschuldigte, baß er mit dem Hause sein Spiel treibe lediglich in der Absicht, sich im Besitze der Regierung«, gemalt zu erhalten. Lord Churchill benutzte dann »och die Gelegenheit, um zu erkläre», daß Gladstone da» Hau« nur verwirren und dadurch eine Berufung an da» Land ver meiden wolle. Am l. Juni fand dann die von Cbamberlain berufene Versammlung statt, in welcher sich 45 Liberale ver- pflichtelen, gegen die Bill zu stimmen, und damit war da» Schicksal der Bill besiegelt. Tic englischen Parlamentsmitglieder erfüllen ihre parla mentarische» Pflichten bei wichtigen Anlässen mit großer Gc- wissenhastigkeit, da» hat die Abstimmung vom 8. Juni wieder evident bewiesen, denn von den 870 Mitgliedern, welche da» englische Unterhaus zählt, haben sich 852 an der Abstimmung belheiligt, also fehlten nur >8 Abgeordnete, weiche gewiß ämnillich triftige Gründe sür ihr« Abwesenheit geltend u machen im Stande sind. Ergänzt man die seilenden Abgeordneten zu gleichen Theilen. so ergiebt sich ein Stimmen- verhältniß von 350 zu 320. Die .TimeS" findet, daß die Mehrheit eine über alle Erwartung große gewesen sei. Ta» ist natürlich nur in dem Sinne aüfzusassen, daß der Ueber- gang von SO Liberalen zur Gegenpartei als ein bedeutendes und kaum zu erwartende- Ereigniß angesehen wird. Daraus batte ja Gladstone seine Hoffnungen hauptsächlich gebaut, »aß die Liberalen ihre Ueberzrugung den Parkeirücksichten znm Opfer bringen würden. Sehr wabrscheinlich ist da» auch von vielen Liberale» geschehen, die jetzt hocherfreut sind, daß die Bill gefallen ist. Wir haben ja ähiilichc Erfahrungen auch bei uns im Reichstage gemacht bei d.'r Abstimmung über die Geltungsdauer de» Socialisle»gesctz-s, nach welcher auch manchem Deulschfreisinnigen und Ce»lru»iSma»n ein Stein vom Herzen fiel, al» die Mehrheit sür die Ver längerung entschieden hatte. E» fragt sich jetzt, ob da- Ministerium seine Entlassung einreichen oder der Königin die Auslösung und Neuwahl deS Parlament» empfehlen wird. In Abgeordnetenkreisen über wog die Meinung, daß Gladstone znrücktrelen werde, wäbrend die maßgebenden Preßorgane die Auslösung und Neuwahl des Unterhauses al- sicher betrachten „Time-" und „Standard" sind der Ansicht, daß die Neuwable» nur da» Ergebniß der Abstimmung bestätigen werte», »Taily NewS" dagegen läßt die Frage unentschieden und erklärt nur. daß die Wähler zwischen dem Ministerium und seinen Gegner» Entscheidung treffen müßten. Gladstone ist von der Richtigkeit seiner irischen Politik so vollkommen überzeugt, daß er »och unmittelbar vor der Abstimmung äußerte, daß die Zu kunft ihm Recht geben werde. Bei dieser Sachlage ist allerdings anzunehmen. daß er der Königin die Auslösung de» Parlaments Vorschlägen wird. Und daS ist auch unter allen Umständen da» Bessere, denn bei der gegenwärtigen Zusammensetzung de» UnlerbauseS würde ein conservative- Ministerium nicht über die Mehrheit verfügen und bei einer der nächsten Abstimmungen wieder zum Rücktritt gezwungen sein. Ein speciell auf seine Stellung zur irischen Frage ge wählte- HauS würde wahrscheinlich eine Vermehrung der konservativen Partei bringen, zumal ja über die auswärtige Politik auf beide» Seilen Uebcreinstiminnng besieht, eine Einigkeit, welche erst nach dem Rücktritt Salisburh'S zu Stande gekommen ist, da Gladstone einsah, daß er mit seiner allen auswärtigen Politik selbst bei seinen Anhängern Anstoß erregen würde und dadurch den Sieg in der irischen Frage von vornherein verloren geben müsse. Der Umschwung von der liberalen »ur konservativen Politik ist also schon in doppelter Beziehung einqrleilet. Am unzufriedenste» mit der Wendung, welche die Dinge am 8. Juni genommen haben, sind natürlich dir Parnelliten, und e« ist zu befürchten, daß jetzt die Boycottirungen und Agrarmorde aus» Neue aus die Tagesordnung kommen werden. Ein solcher Mord ist bereit« in der Erasschast Kerry an einem Manne vollzogen worden, welcher da« Verbrechen be- aangen balle, sich bei einem Gutsbesitzer der Umgegend al» Flurschüy zu verdingen. Gladstone verkündete in der Uater- bau-siyung vom 28. Mai, daß die sociale Ordnung in Irland so lange aichk gestört werden würde, al» die Regie rung Irland grgarüber in gute» Stauben handle. Da« vertrauen auf diesen guten Glauben scheint also bereit« er- chUttert zu sein. Gladstone wird aber doch nicht umhin können, in der Zeit bis zu den Neuwahlen die ersorderlichen Maßregeln zu ergreisen, um die sociale Ordnung in Irland aufrecht zu erbalten. Sein Vorgänger Salisbury hatte zu dem Ende AuSnahmeinaßreqeln, wie Belagerungszustand und Absendung emeS CommisfarS mit weitreichenden Voll machten, in Aussicht genommen; e» wird Gladstone kaum etwa» Andere- übrig bleibe», al- de» ihm von Salisbury bezeichneten Weg zu betreten, wenn er sich nicht dem Vor wurf auSsetzen will, daß er die englischen Gutsbesitzer und ihren Anhang iu Irland der Gewalt der Ansrührer schutzlos preiSgegcden Kal. Wrnn Gladslone sein Wort, baß ihm die Zukunst Recht geben werde, in dem Sinne gemeint bat, daß nun der Schrecken in Irland auss Neue die Herrschasl antrrten werde, so hat er voraussichtlich daS Richtige ge troffen. aber damit ist »och nicht der Beweis sür die Nntzlich- keil der HoinernlebiU erbracht. Wenn die Abstimmung sür die Bill enlsrviede» dällc, dann würden die Llgnisie», die Monv- cheinlrr, die llnbesieglichcn mit Recht behaupten, daß die Mehr heit de« englisrven UnlerhanseS ihr Volnin unter dem Druck der Furcht vor ihren Gewalllhaten abgegeben hätte; sie würde» sch alS die Sieger preisen und ihr System als daS richtige und zweckoienliche rühmen. Eine gesellschastlichc Ordnung, die aus solcher Grundlage ausgerichtel ist, verdient kiesen Namen nicht, Gewalt muß durch Gewalt unterdrückt werte»; edeü Nackgeben gegen die Gewalt wird und inriß der Regierung alS Schwäche auSgclegt werbe». DaS halte Salisbury richtig erkannt; Gladstone aber hielt cS sür klüger, >»it den Bertreter» vo» Mördern und Gesetzeüverächtern zu verhandeln und sich ihnen gegenüber durch Zusagen zu binden. Nichts isi beweiskräftiger gegen die irische Politik Gladstone'S als die Wiedereröffnung der Mord- und Schrecken-Periode in Irland nach der Ablehnung der Homerulebill. * gesteigert werden mußte, und wenn trotzdem, wie die Erfahrung ge- >eigt hat. di« Beioraung der betreffenden LiaairgeschLsle rasch voa tatien ging, so mutz die Auswahl der im Sekretariat verwendeten Persönlichkeiten regelmäßig eine sehr glückliche gewesen sein. E» muß dabei noch in Erwägung gezogen werden, daß. wie eS heißt, seit längerer Zeit auch der Verkehr zwischen dem LadiuctSsecretariat und dem König« nur schrisilich ober Lurch Dritte vor sich ging. Jmmerhia war aber auch bei die'em Wege ein gewisser Zusammenhang der Auffassungen de» jeweiligen Ministerium» und der die Mmislcrial- aniräge vermittelnden Äeamien de» Secreiariat» vorau-gcsetzi, und es iegrcisi sich deshalb, daß in der gegenwürligen Loge auch der Eabinel»secrelair in Mitleidenschast gezogen wurde. Wie die Münchener Blätter melden, wird Herr v. Schneider vorerst im Finanzministerium verwandt werden. Sein AmlSvorgänger Herr Ziegler ist bekanntlich im Lullusministeriuiu Rejereni sür die llnive silaten und Kuiisti.istiiute. deren Interessen er aus dem letzten Landtage mit Geschick und Ersolg vertreten hat. * Durch einen dieser Tage in Wien veröffentlichten Entschluß de« Kaiser«, die Zahl der hoffähigen Würden träger deS österreichischen Hose», de« Staates und der Armee zu de,mehren und auch den Gemahlinnen derselben, wenn diese von Geburt nicht bosjäliig sind, dieses Recht zu verleihen, ist eine der wescnllichsteu Schranken, welche bisher durch die Ekiquette und daS Cereinoniel zwischen dem Hof und der Gesellschaft bestanden, beseitigt worden. Zu dieser Berordnuiig bemerkt die „Neue Freie Presse": Da- Vedürlmß. diele künstliche Scheidung auszuheben, wurde gerade in Hoskrelsrn schon lange empfunden, umsomehr, da eben durch die Beodachrung diese» strengen Gesetze» der Eliquetie, welche« uriprünqlich de» Zweck hotte, soc ale Unzukömmlichkeiten sernzuhalteu, solche Mißverhältnisse erst hcrbeigesülrt worden sind. So waren z. B. vor nicht viel mehr al- einem Decennium die Minister durch ihre Stellung al- oberste Räche der Krone keineswegs zum Erscheinen bei sämmllichen Festlichkeiten de- Hose» berechtigt und konnten diese Qualification nur durch die Verleihung eine» hohen Ordens oder durch die Ernennung zu Gtheimräideii erlangen. AlS >m Frühjahre 1873 die Vermählung der ältesten Tochter deS Kaiser- paare», der Erzherzogin Gisela, statlsand, wurde» die bürgerlichen Mitglieder des Mniisterium» Auersperg, die Herren Banhaat» Glaser, Stremaver und Uager, die sich bereit« seit anderthalb Jahren in» Amte besanden, eigen« zu dem Zwecke zu Gehe>mrächen ernannt, um ihnen die Theilnahmc a» den Bermählungs-Feierlichkeiteu z» ermöglichen. Ein ähnlicher Fall ereignete sich zur Zeit der Vermäh lung de» Kronprinzeupaareö im Mai 1881, »idem dem Cäbinetc Taafse zwei Minister angedärten. die damals periönlich noch nicht hoffähig waren — der Ha.idelSm nister Ritier vo» Kremer und der Fiiianzminister Ritter vo» Tui-ajew-ki. w-shalb Letzterer zum Gehci«- rath ernannt und Erfterem der LeopoldS-Oeben verliehen wurde. Den Gemahlin, e» der Minister aber war. wenn sie nicht durch Geburt Hofsäb zk,-, harren. biShrc der Zutritt bei Hose verschlossen, und st» Lunten « Hl einmal an der Seite ihrer Galten bei den allgemeinen yosbälleu erscheinen, bei welchen der Krci» der al« Gäste geladenen Herren ein sehr weiter ist. In Hoskreisea hatte man die Nothwcndi,,keit einer Re- sorm längst erkannt, aber jene Autoritäten, dem» tue Wahrung de» EeremoniclS obliegt, deriesen sich gewöhnlich daraus, daß die be schränkten Räumlichkeiten der Hofburg die Zulassung einer größeren Zahl von Gästen zu den Festlichkeiten unmöglich mache», daß aber dein N udau der Hosvurg gewiß auch eine Erweiterung de« Kreije» der hoffähigen Periöulichkeiieii folgen werde. Wahrscheinlich wäre die Reform auch aus diesen gegenwärtig noch gar nicht absehbaren Zeitpunkt verschoben worden, wenn »ich« der Kaiser durch seine per sönliche Jnitialive die nunmehr publicirte Aenderling der veralteten Vorschriften herdeigesührt hätte. Der Monarch soll sckion oft sei« Bedauern darüber ausgesprochen habe», daß er gerade die Gemah- linnen jener seiner Räihe, die seinem Vertrauen am nächsten stehen undsenie intimsteUmgebungbilsen, nicht al»Gäste a» seinem Hose sehen und dieselben eigentlich gar nicht kenne,> lerne» könne. Er batte deshalb schon früher bei wiederholten Gelegenheiten ausdrücklich Au»i>ahmen von dem bestehenden Etiqnettcgebol angeordnet. So wurde z. B. im vorigen Jahre bei Eröffnung der ungarischen LandeS-Au-stellung die Gemahlin de» um da» Zustandekommen der Ausstellung Iwch- vcrdicrtten Staat«secretair» Matlekovich. obwohl sie nicht hoffähig war, aus den spcciellen Beseht de» Kaiser» zu den damaligen Fest- lichkcitcn in der Ofener Hofburg zugezogen. Ueberhaupt handelte c» sich auch darum, in dieser Beziehung eine Ungleichheit zwischen der Hosetiquette in Ungarn und Oesterreich auszuhcken, indem dort die iValti» eine» jede» hoffähigen Adeligen diese» Recht de» Gatte« Iheilt. Indem »un der Monarch auch in der diesseitigen Rei-b»hälste dem Hole gegenüber die Frau in den volle» Miigenuß der sociale» Stellung de« Gatien einsetzte, wollte er ausdrücklich die bisherige« Bestimmungen der Etiquette in modernem und liberalem Sin»e «mwandeln und sprach auch den Wunsch an», daß diese Reform al» eine solche ausgesaßt werde. Maßgebend sür dieselbe war auch, daß selbst in England, dem Reiche der strengsten Hossitte, jede Frau durch die Vermählung mit einem hoffähigen Gatien den Anspruch daraus erhält, der Königin vorgestellt zu werden, und daß auch am prcußiichen Hose die Gemahlinnen aller Minister und Generale Zutritt haben, klebrigen» ist nicht zu übersehen, daß auch da» neu verliehene Recht de» Erscheinen» bei Hole an die Bedingung geknüpft ist, daß die betreffenden Damen früher zur Vorstellung bei der Kaiserin zugelassen werde» nnlffen. Auch der Krei» der hoffähigen SlaalSwürdenträger ist weienllich erweitert worden, indem in den selben d,e Stellvertreter der CorpScommandanten und nebst den Präsidenten der obersten Gerichtshöfe auch jene der Ober-Lande»- gerichte ausgenommen wurde». Daß sich gerade bei dieser Erweite rung wieder einige Ungleichmäßigkeiten fühlbar machten, war wohl unvermeidlich, und so wird z. V. bemerk!, daß nur ein einziger Seclion-ches — nämlich der erste SeclionSchcs de» Ministerium» de» Aeußcru »»d de» kaiserlichen Hause» — der neuen Auszeichnung theildasiig geworden ist. * A»S Canea, 24. Mai, wird der Wortlaut der Reso lution gemeldet, welche die christlichen Deputirten der kretensischen National-Versammlung am 18. d. in Canea beschlossen haben, um die Gerüchte zu widerlegen, welche anläßlich der letzten Anwesenheit de» Athener »TimeS"- Correspondenten Sleclmann in der europäischen Presse ver breitet waren. Die Resolution lautet wie folgt: „Di« kretensische National-Versammlung, welche sich am 8./I8. Mai zu einer besonderen Sitzung versammelte, hat nachstehende Resolution gefaßt: Tic kretensische National- Versanimlung weist kategorisch und mit Entrüstung die jüngst in einigen europäischen Journalen gebrachten Mitlheilungen zurück, daß da» kretensische Volk nicht dir Vereinigung mit Griechen land wünsche. Sie erklärt, daß di« in den letzten Monaten beschlossenen und Unterzeichnete» Resolutionen und Aktenstücke der verschiedenen repräsentativen Körperschaften, sowie der Volks-Versammlungen, in welchen die Vereinigung Kreta» mit Griechenland gefordert wurde, dem gebeiligten. freien und unbeeinflußten Willen de» kretensischen Volke» entstammen, dessen unabänderlicher Wunsch die Vereinigung Kreta» mit Griechenland ist und sein wird." * Die Verstärkung der französischen Garnisonen an der Ostgrenzc verschwindet jenseits der Bohrsen «jcht Leipzig, 10. Juni 1886. * Der „Deulsche Reichsanzeiger" publicirt daS Gesetz, bet reffend die Besteuerung deS Zucker». * In dem ersten Wablprogramm der „deutschen" Fort- chritlSpartei, welche» jetzt zur Feier deS 25jährigen Jubiläum- diese» ActcnstückeS wieder veröffentlicht wird, inoet sich auch der Satz: „Wir verlangen eine feste liberale R^>:ung, welche e» versteh!, ibrcn Grundsätzen in allen derBeamtenwell unnachsichllich Geltung zö.^ets»affea." R.ett^ Aussichten unter dem Ministe rium Richter-Rickert! Das wird ja «iue unerhörte SchreckenSberrschast unler diesem „sreisinnigen" Regiment wcrve». Wie pflegen doch sonst dieselben Leute sich über politische Maßregelungen von Beamten zu ereifern! * Rach tz. l l deS Gesetzes vom 26. April 1836, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in de» Provinzen West Preußen und Posen, ist über die gesammten Einnahmen und Ausgaben des lOO Millionen-FondS nach Maßgabe der sür den StaatShauSball bestehende» Vors-bristen Rechnung zu legen. Aus diesem Fond- sind nach tz. 12 auch die persönlichen und sächlichen BerwailungSauSgaden zu be- trcilen, welche nach Maßgabe der durch königl. Verordnung ge troffenen Einrichtungen vom 1. April nächsten Jahres ab in den StaalShauSbalt-elal cinzustellen sind. Neben der Entscheidung der aus die Errichtung der ImmeViatcom Mission bezüg lichen persönlichen und organisatorischen Frage», welche die preußische StaatSregieruiiq in der letzten Zeit beschäftigte», bedarf e- daber »och der Ordnung des ElatswesenS der Jm- meviatcommission, welche wiederum die Grundlage sür die angevrbncle Rechnungslegung bildet. Dabei wird sicherlich nicht daran gedacht werten können, in ähnliche Weise, wie dies bei der Berathung de» Gesetze« angeregt war, durch ElalSscstsctzungcn die Commission m der Verfügung über den GesaiiimIsoiidS zu vlnculire». Wen» in dieser Hinsicht eine Beschränkung in Frage kommen könnte, so würde eS sich doch immer nur darum handeln können, ob sür eine bestimmte Summe» überschreitende Ausgabe die Zustimmung deS SlaalsministeriumS einzuholen ist. Ebensowenig wird es möglich sein, zur Zeit die a»S der Schadloslialluug, Zwischen nutzung und Wiederverkäufen zu gewärtigenben Einnahmen zu etatisiren, wie die« tz. 8 deS Gesetze» vorschreibt. Dagegen läßt sich schon jetzt der Etat sür die sachlichen und persön lichen Ausgaben der Commission vcrbereilcn, wie er für da« lausende Jahr als Kosten- und BcrwallungSetat der Jmmediat- commission zu gellen haben, von da aber aus den Staats- hauShaltSetal zu übernchmeu fei» wird. Auch sür diese EtalSausstellnng sind die Borbereitungcn »u vollen Gauge; die Grunbzüae derselbe» sind zunächst durch Cvinmissarien der belheiligten Ministerien vorberathen worden. In der gleichen Weise wird die NolhstanvSvorlage für die Wcichselinündung vorbereitet, bezüglich deren noch einige Fragen der Verein barung harren. Die in der »Kreuzzeitung" nach dieser Rich tung gemachten Mittheilungen entbehre», wie vssiciöS gemeldet wird, zum Theil der Begründung. * Zum Stande der RegierungSkrisiS in Bayern wird der »Kölnischen Zeitung" a»S Berlin geschrieben: Die Lösung der zur Zeit in Bayern schwebenden hochwich tigen Angelegenheit, welche selbstverständlich auch sür die Be Ziehungen diese» Laude» zum deutschen Reiche, dessen nach Preußen größter Emzelbestandlheil es ist, von schwerwiegender Bedeutung erscheint, verzögert sich noch. Bermuthlich hat dazu der Wunsch deigetragen, die mehr formale Abwick lung und Erledigung der aus dos Budget bezüglichen Gesetze und Anordnungen vorweg zunehmen, da die bayern'chen Emt« bekanntlich mit dem Kalender jahr lausen und die gegenwärtige Feststellung somit ein volle« Halbe- Jahr verzägert ist. Die von München gkmeldete Entlassung de» Ministerialralh» v. Schneider au« dem Secreiariat de» König«, an dessen Spitze er seit mehrere» Jahren stand, wird weniger al- ein Zeichen der Lage zu betrachten sein, al« die etwaige Ernennung eine« N ichtolger« oder die Unterlassung einer solchen. E» sind übrigen« noch mehrere Herren in dem Sekretariat delchästigt, welche ichon geraume Zeit statt be» in München ver- bliebenea ersten Beamten die «elckäste de» Secreiariat» verletzen haben. Mit Unrecht wird manchmal da» '»genuinte Eobinet«- fecretariat — dieser Name ist in Bayern nicht osficiell — mit tzer Ftnanzverwaltuiig der Livilliste und dr» kSniqlichr, Privatverniögen« >« Zuiammenhang gebracht Für diese besteht da» Hoffeeretariat. welche» zuletzt von dem früheren Hauptmami v. Greller bekle bet wurde und zur Zeit nocki in der vorläustgen Verwaltung de» Herr« Reih Klug steht Die Beamten de« königlichen Sekretariat» besorge« außer tzer g-wSdnl>ch-n torresponkenz den »elitischen Dienst, und insbesondere die GrschäsisdijikhungiN zwilchen dem Mouarche« uad den Ministern, welche sei« Jahren, abgesehen von , . ^ ^ — . , - der Gelcgeuheit bei selleuen Hoslaf.ln, mit dem SlaatSoberhauvte I der pudliriitischen Tagk-ortnung, und so oft diese Frage »ur schriftlich »erkchrlea. Es lieg» aus der Hand, daß lue Be-1 <m,geworfen wir», kommt auch dl- Behauptung hmzu. daß deatimg de« sogeaaiuite» Eabuiet»Iece«lartat» dadurch weseutllch I der französische Truppenstand an der Ostgrenze dem brutsche»
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