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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-10
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1886
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3382 dorf siebt sich genvthigt, einen eigenen Friedhof anzulegen, da der IohanniSttrchhos am Hoöpital sich nicht mehr geräumig genug erweist, um auch die in FreibergSdors Gestorbenen aus zunehmen. Der Gemeinderath von FreibergSdors hat sich nun an den Rath zu Freiberg um eine Beihilfe zu Errichtung eines eigenen Friedhof» gewandt, die nicht versagt werden wird, wenn erst die erforderlichen Unterlagen Vorbanden sein werden. — Der hiesige Rath bewilligte einen Beitrag von 1200 für die am t9. October d. I bevorstehende Feier de» 25jährigen Bestehen- der hiesigen freiwilligen Turner» seucrwchr. an welchem Fest die ganze Stadt den freudigsten Anlhcil nehmen wird. Scheibenberg, 8. Juni Zigeunergesellschaft. S'ist doch ein Unterschied zwischen Zigeuner und Zigeuner, und dürste wenigstens die Etymologie von „Zieh-Gauner" aus die a»S 3 Männern. 4 Frauen und einer Anzahl Kindern bestehende Kesselflickergesellschast, die gestern Abend in der 7. Stunde nach hier kam und deshalb, weil sie in Gasthäu sern Quartier nicht fand, diese Nacht unter dem Schutze zweier Zelte aus der fogenannten Hulweide neben der Schule verbrachte, nicht anzuwenken sein. Ihrem Typus nach, der sich durch gelbbraune Haut, kohlenschwarzeS Haar, blendend weiße Zähne, da» schöne Ebenmaß ihrer Glieder decumentirle, waren sie ja echte Zigeuner, auch haben die Männer jene- zurülkschreckende, scheue Ansehen an sich, doch sröhnlen die Frauen nicht ihrer HauplerwerbSquelle, der Wahrsagerei und Chiromantie. Eine wahre Panik hatte sich unter einem Theile der in der Nähe ihrer Lagerstätte wohnenden Bevölkerung bemächtigt, jedenfalls aber eine über flüssige. da eS ja ein Eardinalzug im Charakter der Zigeuner ist, daß sie nie zur Nacht in die Häuser einbrechen, feige sind und nur da stehle», wo sie e» mit Sicherheit können. Ihr Lberzigeuner, der Woiwode, sagte sogar Herrn Bürgermeister gegen eventuelle Cautionsstellung dafür gut, daß seine Kinder nicht betteln gehe». Am Abende saß die Gesellschaft ring- um eine brennende Laterne, ihrer größten Meckerei, dem Tabaks- genuß, sich hingehend, während die Pferde, den Mustangs der Prairie vergleichbar, die ganze Nacht frei umherlausend, Futter sich suchten. Ihre Sprache war nicht verständlich, nur der Woiwode vermochte sich deS Deutschen zu bedienen. In nianche» Städte» hielt sich diese Gesellschaft S—4 Tage auf, ihre Profession betreibend, und wird dieselbe auch bei unS 1—2 Tage verweilen. Ihr eigentlicher Wohnort ist Elsaß- Lothringen. — Großenhain, 8. Juni. In der hiesigen Gegend ist seit einiger Zeit unter dem Namen »theographischer Bruder bund" eine neue Secte ausgetaucht, welche, in ihrer Lehre den Spiritisten nabe verwandt, sich unmittelbarer Offen barungen Christi rühmt. Ihre Glieder sind theil- „Apostel", theilS mit der Hand arbeitende Jünger. In Reinigung VeS HerzenS, ganz der Bruder- und Nächstenliebe hingegebe», in vollem gegenseitigen Vertrauen warten sie aus die Wieder kunft des Herrn und sind überzeugt, daß in ihrer Gemein schaft die innigste Verbindung mit Gott bestehe und da- voll kommenste süntlose Christenleben erzeugt werden könne. Die .Apostel" der Seele heilen durch Handauslegung. Eine ihrer Euren, die Heilung der Tochter eine- Chemnitzer Schlostcr- meisterS vom Veitstanz, hat einen solchen Eindruck auf den Vater diese« Mädchens gemacht, daß er sich mit seiner ganzen Familie den Thcographen angeschlossen, ihnen sein Vermögen hingegeben hat und nun seinerseits als Apostel für deren Verbreitung wirkt. Von der christlichen Kirche will sie sich nicht trennen, weil man den Gesetzen der Welt unterthan sein müsse. Nach den Mittheilungen der „Evangelisch-luthe rischen ttirchenzeitung" welcher Äorstehende» entnommen ist, sucht diese Gemeinschaft auch in den Bezirken OelSnitz und Zwickau Boden zu gewinnen. Dresden, 9. Juni. Ihre königl. Majestäten werden Donnerstag früh 3 Uhr 55 Min. mittelst EilzugeS Von Sibyllenort hier wieder ein treffen. Ihre königl. Majestäten werden sich sofort nach der Billa in Strehlen begeben, wo selbst der Aufenthalt noch bi« zum l5. d. M. währe» wird, da de« folgende» Tage« da« Hoslager in Pillnitz bezogen werden soll. — Ueber den Aufenthalt Sr. königl. Hoheit c>eS Prinzen Friedrich August in Wien wird weiter berichtet: Am Sonntag subr der Prinz, begleitet vom Gencral-Major v Uexküll und seinem Adjutanten, Frciherrn v. Wagner, bei dein StephanSdomc vor, begab sich in denselben und besichtigte da» Innere de- Dome- nahezu eine halbe Stunde lang. Von hier fuhr der Prinz nach dem Neuen Markt in die Kapuzinerarust. Am Eingänge zu derselben empfing ihn mit einer brennenden Fackel in der Hand der Grustmeister ?. Fideli« von Fekete, welcher ihn und seine Begleitung zuerst in die alte und dann in die neue Gruft gelcileic. Nächst dem Sarge der im Jahre 1858 in Monza verstorbenen Erzherzogin Margaretha von Sachsen, Tante deS Prinzen und erste Gemahlin de» Erzherzog- Karl Ludwig, war ein mit schwarzem Sammet überzogener Belschemel er richtet. Aus denselben kniete der Prinz nieder und verrichtete ein stille« Gebet. Ter Prinz besichtigte später noch die Augustiner- und die Dotivkirche, die Schatzkammer in der Hof burg und die kaiserliche Gemäldegalerie im Belvedere, wo er, von Direclor von Eugcrlh und den Custode» von Wartenegg »nd Schellein empfangen und durch die Säle geleitet, andert halb Stunden mit der Betrachtung der Ku»stwerke zubrachte. — Dresden, 8. Juni. Die antisemitische „Deutsche Reform" bringt folgende Erklärung: Z»m Abschied! Von der Indolenz des dentfchen Michel« für meinen sieben- jährig,'», un,er dem Wahlspruch: „Shristenlhum. Vaterland, Mon archie l" wider die rothe und goldene Internationale geführten heißen Kamps mit meinem vollkommenen Ruin bestraft, ist eS mir beim Abschied von meinen Lesern Bedürsniß, der kleinen Schaar Einsichtiger, welche in guten wie in bösen Tagen zn nur gehallen, den herzlichsten Dank auSzusprechen und sie noch nachträglich ui» Nachsicht zu bitten, wenn mein Können gar oft hinter meinem Wellen zurückgeblieben, zurückbleiben mußte. Von der heiligen Gerechtigkeit meiner Sache überzeugt, betrat ich 1879 den Kamps platz freilich mit Illusionen und Hoffnungen, zu welchen, wie ich Mich später überzeugen mußte, herzlich wenig Berechtigung in der heutigen Belellschast vorhanden war. Mein Kamps, wenn auch hier nnd da siegreich, mußte somit mit meiner Niederlage enden. Dresden, da« Bollwerk de« Antisemitismus, e» war 1884 aus der Höhe seiner Situation, wo wird eS 1887 sein!? Geschmäht »nd verlassen v»» manchen ..Freunden", denen ich zu EbreusleNen verhvlfe«, werden mir wenigsten» die Feinde zuqcben, daß ich nicht vor ihnen, sonder» nur vor der Indolenz der Mehr heit meiner AesiiinungSqenossen capitulirie, denen ich da» Versprechen grbe: „Ich will« nicht wieder lhunl" Mag sich Euer Geschick erfüllen I Lank, nochmal» tausendfache» Dank sür all die Liebe und da» Woh.wollen der wenigen Einsichtigen, ebenso aber auch die Bitte, mir auS besseren Zeile» nichts Nachträgen zu wollen, wie ich Allen ver gebe, denen eS gelungen ist, Mich um die Früchte der Riesenarbeit meiner besten M-o.e-j.hre zu betrügen. Leben Sie wohll Pinkert-Waldegg. — Die Bewohner von Le üben bei Dresden wurden in letzter EonntagSnacht in nicht geringen Schrecken Versetzt, al- sic gewahrten, daß eine an» cirra l5 Köpfen bestehende igeuncrbande AbendS gegen tl Nhr Einzug mit ihren «schirren im Orte hielt und in der frechsten Weise außer halb de» Dorfes aus den Feldern Bivouac machte», wobei die Pferde frei in den Fluren weiteten »nd so nicht unwesentlichen Schaden anrichteten. Der Gemeindrvorstand bewaffnete einige 29 Einwohner mit Knütteln und rückte au» zum Streite gegen die unbcimliche» Gesellen, dieselben aussordernd, den Ort zu verlasse» Hierbei wurden die Pserte als KriegSbeuke in den Stallungen deS Gastbose- nnlerg-bracht. Inzwischen erschien die DistnetSgendarmene auf dem Kriegsschauplätze und gelang eS. die Bande zur Bezahlung de« an den Feldern ent standenen Schaken» »nd zum Verlassen de» Orte- z» zwingen. li Pirna, 8. Juni. Der rasch erstehende Ba» der Cellulose-Fabrik an Hcidenauer Grenze hat leider ein Opfer gefordert, da der >,» 39. LebenSjabre stehende Maurer Gramh au- Schlesien durch einen verhängnißvollcn Sturz vom Gerüst tvdtlich verunglückte. Der arme Monn war im Niedersallen auf eine am Boden liegende eiserne Säule ausgetrofsen. — Von Laubegast au« übergab man dem „Carolahause" den Werksührer der dortigen Schneide mühle, da derselbe am Gatterwerk sich schwere Ver letzungen zugezoge» hatte. — Gestern gab «S in uaserer Gegend eine Zigeuner-Invasion. Man entledigte sich der ungebetenen Gäste, die in ihrem Aeußeren die Todfeind schaft gegen Wasser und Seife deutschst bekundeten, so schnell als möglich. — Der Kirchenvorstand zu St Michael in Bautzen giebt bekannt, daß künftig aus Antrag „ehrbarer Brautpaare" die Aufgebote vor der Trauung mit Anwendung der Prädi- cate „Iunggcsell" und „Jungfrau" erfolgen werden. Nur die Brautpaare, welche als ehrbar (Iunggesell, Jungfrau) ausgeboten worden sind, dürfen mit Brautkranz zum Altar kommen. Demnach ist also — so schreibt die „Zitt.-M.-Ztg." — die junge Gattin eines WiltwerS, welche die vor dem Standesamte geschlossene Ehe kirchlich einsegnen lasten will, nicht berechtigt, den Brautkranz zu tragen I ...» Di« junge Männerwelt i» Bautzen ist hoffentlich so solider Natur, daß ihr der Nachweis der Siltenreinheit nicht schwer wird, sonst bürste auch ihnen der Beschluß de« Kirchendorstande« viel Sorge bereiten. Sitzung -er Stadtverordnete«. Vorläufiger Bericht. * Leipzig, 9. Juni. Am Rath«tische anwesend: die erren Bürgermeister Iustizrath vr. Trvndliu, Stadträthe r. Mcsserschmidl, Heßler. Unter den Registrandrn - Eingängen befindet sich «kn Schreiben de« Herrn Amtsrichter Broesel in Delitzsch, welcher gegen die bedingungslose Verlängerung de« mit der Theater- birection abgeschloffenen Pachtverträge« protestirt und diese« Gesuch damit motivirt. baß nach seinen Erfahrungen die Direktion nicht die Förderung der Kunst in dem erwünschten Maße im Auge habe. Der Bittsteller führt u. A. die zahlreichen Aufführungen de« .Trompeter« von Säkkingen", die Zunnahme der Operetten und Posten, die ungenügende Besetzung gewisser Rollen, di« zu geringe Berücksichtigung Wagner'schcr Opern, da« Fehlen einer jüngeren dramatischen Sängerin re. an und ersucht da« Stadtverordneten-Collegium. dafür zu wirken, daß die Ver längerung de« Pachtverträge« nur unter gewissen Bedingungen erfolge. Herr Taubenheim macht die Eingabe zu der seinigen. Da« Collegium genehmigt die Vorlage, den an der Ein mündung der Lampe- in die Harkortstraße befindlichen Platz in eine Rasenfläche mit Anpflanzungen umzuwanveln, im klebrigen aber die fehlenden Pflasterungen und Fußwege her zustellen und beziehentlich Umpflasterungen mit einem Auf wand von 8825 vorzunehmen; ferner die Vorlage wegen Herstellung eine« Brunnen« aus dem Gehöfte de« Rittergutes Cunnersdorf, sowie eine« solchen am Arbeiterwohnhau« und eine« Waschhauses an dem letzteren mit 1963 Aufwand, sowie die Herstellung verschiedener Schutzvorrichtungen in der Mühle zu GobliS mit 636 Aufwand. Zu der Rückäußerung deS Rathe« aus den Antrag deS Collegium«, da« Trottoir an der westlichen Seite de« AugustuS» platze« in gleiche« Niveau mit dem anliegenden Mosaikpflaster zu bringen, wird beschlossen, den früheren Antrag aufrecht zu erhalten und zu beantragen, daß da« Mosaikpflaster von der Bordkante der Asphaltstraße bi« an da» Trottoir angepflastert Werde. Nach erfolgter Nachverwilligung von 3999 zu Conto 9 („Brücken, Stege, User") für Reparatur der durch da« Frühjahr--Hochwasser an Usern, Dämmen und Wegen rc. entstandenen Schäden und Berwilligung von 17,764 zur Herstellung der Weganlagen auf dem Schletter- platz und um denselben herum wirb die Vollverwilliguna der um den Betrag von 4259 herabgeminderlen ordentlichen AuSgabe-Position in Conto 38 deS diesjährigen HauShalt- plan.S abgelehnt und beantragt, im künftigen Budget die Unterhaltungskosten der Straßen einzustrllen »ach der Zahl der zu unterhalienden Quadratmeter und den dafür erfahrungs gemäß steststebeiiden Einheitssätzen. Nach Richtigsprechung der Abrechnung über den Bänder Turnballe sür die 2. BezirkSschule werden für bauliche Herstellungen in der Bürgerschule 18. 919 und für Aus stellung eine» WafferständerS in der Nähe der Frankfurter Brücke 574 verwilligt und sür die Beschaffung eine« Kranken-TranSportwagenS 648 nachverwilligt. Zu dem Verkauf der Bauplätze Nr. 4 und 14 de« Bau- block» I. de« PareellirungSplan» für da- Areal de- ehemals fi-calischen HolzhosS und KohlenbahnhofS für 35,699 und bczw. 39,699 .4t wird Genehmigung erthciit. Hieraus folgt die Richtigsprechung einer größeren Anzahl Stiftungs-Rechnungen, sowie der Rechnung der höheren Schule für Mädchen auf das Jahr 1884. DaS Collegium tritt zu einer nicht öffentlichen Sitzung zusammen. Internationaler Radfahrer-Wettkampf. * Leipzig, 9. Juni. Die Rennbahn de« Leipziger Bichcle-ClübS in Gohlis war heute wiederum sehr zahl reich besucht und ein reicher Damenflor zierte die Tribünen. Am Nachmittag hatte eS in GohliS stark geregnet, so daß der Wettkampf der Herren O. Duncan, Meistersahrer der Well, F. de Crvrv, Meistersahrer von Frankreich und T. DuboiS, Meistersahrer von Frankreich aus große Strecken, erst 6'/, Uhr beginne» konnte. E« war ein interessante- Schau spiel das Rennen zu beobachten, wenn auch die Länge desselben ctivaS ermübeild wirkte. Nach der 199. Runde wurde aber die Spannung allgemein. Der Preis bestand in 1999 d. h. 509 -4l dein ersten, 399 dem zweiten und dem dritten 209 Die Fahrer waren professionelle Bicyclisten. ES galt 125 Runden — 50 Kilometer zu durchmeffen und zwar mußte der Record von Nürnberg 1 Stunde 49 Minuten er reich! werten. Bei >9 Kilomeker hatte DuboiS die Führung mit 19 Minuten 59':« Sceiulden, bei 20 Dunca» mit 40 Min. 7 Sec., bei 39 de Civry mit 1 Stunde — Min. 49 Sec., bei 49 de Eivry mit 1 St. 21 Min. 32'/» Sec , bei 59 Kilo meter DuboiS mit 1 St. 43 Min. 46'/, Sec. Derselbe wurde Sieger, de Civry und Duncan kamen beide V, Sec. später an» Ziel. Der Record von Nürnberg war also mit etwa 5 Muinlen übertroffcn. WaS die Führung der fast immer dicht bintereinanter Fahrenden anbctriffl, so batte sie Duncan und DuboiS bei je 49 und de Civry bei 27 Runden. Vermischtes. Friedrichroda, 8. Juni. Unsere Curliste weist eine Frequenz von 651 Personen auf. -s- CiSleben. Im ManSfelder Hos Hierselbst wurde am 5. Juni eine Versammlung de« deutschen Verein- zum Schutze der Vogelwelt abgebalten. der Herr Regierungs präsident von Diest-Merseburg präsidirte. Eingangs der Versammlung wurde derer in der übliche» Weise gedacht, die im verflessenen Iabre a»S der Mitte de« Vorstände« durch Tod geschieden sind. Herr Prcseffor vr. Marschall- Leipziz hielt einen fesselnde» Vortrag über „Die Vogel- weit D cu tsch la nd S im Lause der Zeiten", der längere Zeit in Anspruch nahm. Daraus sprach Herr Professor Goeri»g-Leipzig über seine Reifen in Amerika, die viel Int-rcffanke» boten. Empfohlen wurden nach Anhörung dieses Vortrages nnd nach Abstattung de» Danke- an beide Redner, Ne vom Verein mit großen Kosten beschafften „Ab- liltniigkii unserer heimlichen Singvögel". Die selben in nalnvgelieiier Wiedergabe sind für den billigen PreiS von 1 59 zu haben und dürsten in keiner Elaste, ja in keiner Familie fehlen. — Wien. 7. Juni. Die Localchronik der Residenz Ist in der verflossenen Nacht um ein entsetzliche- Familien- drama vermehrt worden, da« in Währing, dem Schauplatze de« Vorfall», da« allgemeine Tagesgespräch bildet. Die De tail« de» Familiendrama« stad folgende; Im vorigen Monat kamen die kinderlosen Eheleute Stephan und Adele v. Maurer von Pest nach Wien und mielheten in Währing, Marktgaff« Nr. 13, eine bescheidene Wohnung. Stephan v. Maurer war in Pest ein sehr wohlhabender Grundbesitzer, der jedoch sein gelammte« vermögen m der Höhe von 409,999 fl. durch unglückliche Speculattonen verlor. Mit den spärlichen Resten de« vermögen« reiste Maurer, ein hoher Fünfziger, mit seiner Gattin Adele nach Wien, um hier ihre weitere Existenz zu finden. Frau v. Maurer sorgte zum Theil für di« Bestreitung de« Lebensunterhalte« durch Kleidermachrn. doch trotzdem der- schlechterten die Verhältnisse de« Ehepaare« sich derart, daß e« den ZinS für diesen Monat schuldig bleiben mußte. Gestern Vormittag wurde da« Ehepaar in seiner Wohnung todt auf- aefunven. Frau v. Maurer, angethaa mit einem rothge- »lümten Schlafrocke, lag unmittelbar aus dem Erdboden, während der Kopf und ein Theil de« Oberkörper» ihre» Gatten, der nur mit Hemd und Unterhose bekleidet war, in dem Scbooße der unglücklichen Frau ruble Zwei sechsläufige Revolver, dir neben den schon ganz kalten und erstarrten Leichen lagen, bewiesen zur Genüge, wa« sich hier abgespielt batte. Die Tbat muß schon im Laufe der Nackt auSaesührt worden sein. Daß da» Ehepaar sich im Einverständnisse den Tod gegeben hat, geht au« dem Inhalte eine« aus dem Tische Vorgefundenen Brlese« hervor. Darin giebt da« unglücklich« Ehepaar bekannt, daß e« mit seinem letzten Gelde die Revolver gekauft habe, um dem Jammer «in End« zu machen. Literatur. Da» Dribunal, Zeitschrift für praktische Strafrechtspflege. Heran«, gegeben von RechlSaawalt vr. Belm oute. Hamburg, Verlag von I F. Richter. Boa dieser unter Mitwirkung der angesehensten Lrimtaalifte» de« Ja» und Natlande» herautgegebenen ernsten Zeit- schrist, deren Bedeutsamkeit ta weiten Kreisen auerkanut wird, liegt jetzt da« Inatheit vor, welche« wieder ein« Aazahl juristisch und psychologisch interessanter Rechtssälle enthält. Verkehrswesen. Psingstsahrt zu ermäßigte» Preise» »ach vrrli». Ja der Nacht vom Pfiagftsonnabend zum Pfingstsonntag wird «ta «xtrazug von Leipzig nach Berlin befördert. Derselbe geht 12.45 Nach!« von Leipzig, Berliner Bahnhof ab, und trifft 5,8 früh in Berlin ein. Die »or Aaögabe gelangenden Billet« zum Preise von 9,90 >ll für die II. und 7,20 ^ für die llk. Llasse, berechtige» zur Rückfahrt innerhalb 7 Tagen mit allen fahrplanmäßigen Per- sonenzügen. Benutzung der Schnellzüge ist ausgeschlossen. Frei gepäck wird nicht gewährt. Fahrtunterbrechung ist nicht zulässig. Die Ballet» müssen bet der Rückfahrt abgestempelt werden. Telegraphische Depeschen. * Berlin, 8. Juni. S. M. Kanonenboot „Wolf", Commandant Capitain Lieutenant ILschke, ist am 7. Juni a. in Perim eingetroffen und beabsichtigt, am 8. desselben MtS, wieder in See zu gehen. * Kiel, 8. Juni. Heute fand die feierliche Eröffnung der Iacobikirche durch Se. k. Hoheit den Prinzen Heinrich statt, welcher vor 4 Jahren den Grundstein zu dem au« freiwilligen Beiträgen hergestelltcn GottcShause gelegt hatte. Di« Weihrede hielt General-Superintendent Icnsen. * Königsberg i. Pr., 8. Juni. In der heutigen Sitzung der Stadtverordneten wurde der bisherige Ober bürgermeister Selk« wiederum auf 12 Jahre zum Oberbürger meister gewählt. * Posen, 8. Juni. Die Feier der Inthronisation de« Erzbischof» Dinder bat unter großer Betheiligung de- polnischen Adel« und der Bevölkerung stattgefunden. Alle Gewerke und die Schützengilde bildeten Spalier. Von dem Palais begab sich der Erzbischof zu Fuß unter Geleit der gcsammtcn Geistlichkeit in die Marienkirche, wo ihm die erz bischöflichen Gewänder angelegt wurden und von dort nach dem gegenüberliegenden Dome. Nach Beendigung der kirch lichen Feier hielt der Erzbischof in polnischer Sprache eine Anrede, in welcher er sagte, daß er mit schwerem Herzen, der Weisung deS Papste« folgend, die hohe, verantwortliche Stellung angenommen; er hoffe von der Geistlichkeit, daß sie mit ihm arbeite, und von dem Volke, daß eS ihn mit seinen Gebeten unterstütze und seinen Weisungen mit Liebe Folge leiste * Wiesbaden. 9. Juni. Der König von Däne mark ist gestern Abend zum Curgedrauch hier eingetrosfcn. "München, 9. Juni. Die .Neuesten Nachrichten" melde», daß der Landtag unmiltelbar nach Pfingsten werde ein» berufen werden. Die Conserenzen de« Ministerium» mit dem Prinzen Luitpold dauern fort. Zu der heutigen Hostasel bei dem Letzteren sind die Minister v. Lutz, v. Fäustle und Freiherr v. Crailsheim, sowie die obersten Hoschargen geladen. "Wien, 8, Juni. Der Socialistengesetz-Au-schuß nahm die Amendement« Liezen (anarchistisch statt socialistisch, und Herabsetzung der GiltigkeitSbauer von 5 auf 2 Jahre) an. Dadurch ist dem Gesetze eine Zwcidrittelmajoritüt ge sichert, welche nothwendig ist, weil e» eine Abänderung de- Grundgesetze« involvirt. " Pest, 8. Juni. Heute fanden wiederum Ansamm lungen statt, an denen meist Arbeiter und Leute au« den unteren Claffen der Bevölkerung sich betheiligten. Bor der Wohnung de« Deputirten Ugron, von der äußersten Linken, fanden Demonstrationen statt, von dort begab sich die Menge in eine andere Straße, wo die durch die Ausschreitungen ge reizte berittene Polizei einschritt und die Volksmenge zer streute, welche mehrere Fensterscheiben »nd Straßenlaternen zertrümmerte. * Pari-, 8. Juni. Der „TempS" meint, daß verjüngst zwischen Frankreich und Korea abgeschlossene Handels vertrag hauptsächlich in dem gegenseitigen Zugeständniß der Behandlung als meistbegünstigte Nation bestehe. Außer dem seien Frankreich einzelne weniger belangreiche Vortheile zugestandrn worden. "Paris, 9. Juni. Die von englischen Blättern ge brachte Nachricht von einer beabsichtigten französischen Be setzung der „Neuen Hebriden" wird von der „Aaence HavaS" für unbegründet erklärt. In Folge der neuerdings stall« gefundenen Niedcrmetzelungcn von Franzosen bade der Gouver neur von Caledonien zwei Schisse zum Schutze der StaatS- angebörigen nach den Hebriden abgesanvt, ooch sei dieser Maßregel keine politische Tragweite beizumessen. " London, 8. Juni. DaS Oberhaus nahm in der heutigen Sitzung die zweite Lesung der internationalen und colonialen Autorenrecht«!»!! zum Zweck der Ausführung der Berner Convention an und genehmigte den Antrag Kimber- ley'S. sich infolge der gestern im Unterhause staltgehabten Ereignisse bi« Donnerstag zu vertagen und dann die Dauer der Psrngstferien sestzusetzen. * London, 8. Juni. Dem „Reuter'scben Bureau" wird au« Sydney vom 8. d. M. gemeldet: Der Gouverneur von New-Süd-WaleS erhielt eine Depesche de» englischen ConsulS in Numca, in welcher dieser die Abfahrt der beiden sranzvsischen Kriegsschiffe „DiveS" und „Magbellan" anzeigl. welche mit versiegelten Befehlen abgingen. Man glaubt, daß die Schisse sich nach den Neuen Hebriven begeben, um die selben in Besitz zu nebmen. Die Schiffe nabmen Lebens mittel ans 3 Monate mit sich, sowie Material zur Herstellung von Gebäuden. Der Gouverneur hat Lord Granville tele graphisch Anzeige gemacht. * London, 9. Juni. Gutem Vernehmen nach bat da« Cabinet gestern beschlossen, der Königin die Auslösung de« Parlament« anzuralhe», und werde die Antwort der Königin heute Abend erwartet. Einige Minister sollen sich sür den Rücktritt de- .EabinetS ausgesprochen haben, um Hartington die Verantwortlichkeit für die gegenüber Irland zu befolgende Politik zuzuschicbcn. Gladstone habe sich jedoch kür dir Auslösung de« Parlament« erklärt und da» Cabinet sei schließlich Vieser Ansicht beigetrcten. * Catania. 8. Juni. D»e Eruption de« Aetna hat ausgehvrt und der Lavastrom ist zum Stehen gekommen, bevor er Nicolosi erreichte. * Brüssel, 8. Juni. Nach den nunmehr definitiv vor liegenden Resultaten der heutigen Deputirtenwahlen ver lieren die Liberalen tt Sitze. Die neue Kammer wird dem nach auS 97 Katholiken und 4t Liberalen bestehen; außerdem haben in BervierS, Charleroi und MonS Stichwahlen statl- zufinden. (Wiederholt.) " Petersburg, 9. Juni. Die kaiserliche Familie ist gestern zum Sommeraufei,thalt nach Petcrhof über- gesiedelt. — Die diesjährige RekrutenauShcbung ist aus 235,000 Mann festgestelll. " Athen, 8. Juni. Die Deputirtenkammer genehmigte in erster Lesung den Gesetzentwurf, nach welchem die Zahl der Deputirten auf l20 herabgesetzt werden soll. Nach Schluß der Redaktion eiugegangea. "Berlin, 9. Juni. Der „Germania" zufolge wurde mehreren Mitgliedern de- hiesigen wissenschaftlichen pol nischen Vereins durch da« Rectorat der Universität mitgetheill, daß der Verein auf ministerielle Veranlassung aufgelöst sei. Die bezügliche ministerielle Verfügung betrifft alle Universi täten Preußen«. * München, 9. Juni. Wie da- „Fremdenblatt" erfährt, begaben sich heute Nachmittag 4V, Uhr der Minister deS Aeußern und de- königlichen Hauses Crailsheim, der Oberst- stallmeister Holustein, der Obersthosmarschall Malsen Namen» de- GesammtministeriumS zum Könige, um dessen Unter« schrist zu der nothwendig werdenden Staatsaction zu erbitten. Gestern Nacht ist eine ärztliche Commission an da- königliche Hoslager abgegangcn. — Der Landtag tritt am 16 Juni zusammen. " Wien, 9. Juni. Da» Abgeordnetenhaus nahm daS Gesetz, betreffend die Gerichtsbarkeit bei anarchistischen Del-cten, mit den von dem Ausschüsse befürworteten und von Mitgliedern deS deutsch-vsterreichischen Club« beantragten Amendement» mit 179 gegen 39 Stimmen an. Da» Amendement, betreffend die GiltigkeitSdaucr de« Gesetze« aus zwei statt auf fünf Jahre, wurde mit 294 gegen 46 Stimmen angenommen. Hierauf wurde die Zolltarisdebatte begonnen. * London, 9 Juni. Gutem vernehmen nach hätte die Königin den Antrag Gladstone'»» die Auflösung de« Parlament» betreffend, angenommen, den Zeitpunkt der Auf lösung jedoch noch nickt festgesetzt. " Konstantinopel, 9. Juni. Die Triester Provenienzen unterliegen einer fünftägigen Ouarantaine. Meteorologische Leobachtuugen »ut <t«r 8ternrr»rt« ln 1>«lprtir. 8itü«: 118 ilelse Uber äew tteer 2sit der Leohaebtaox. ÜLTOUL. r««L- »ul 3 UBrwo- mrr.Ol». ttelatlv»! WMU- keavt». ! rtobtaa« a. ti«».»'. I Stärk». 8.ckuvi 4d. 6 Uhr 747.7 -i-18.1 68 .0 1 bewölkt 9 Iuvi älorx.8- 745.9 -i- 16.2 74 50 1 fast trübe - Um. 2» 745.2 -i-20.2 59 050 2 bewölkt naLimam der Temveratar — -j- 22'.1. Iliiiimou, — -«- 12'2.. Wetterbericht «I«» IL. 8. lNoiEvrvlvrrlu«^»«» li»»tltr>t«« vom v. Arrrrt 8 vbr Horden» Stat1on»-5am, L 2 Sog ^ ß s kiektnng and 8lärka de« Windes Wetter Z e L 8 k- Lodö 758 030 leiodt Kegen -i- » ilaparand» .... 761 8 mässig woikeoto. -I- ? LkudeinL« .... 759 80 leicht wolkig 4- 14 Ltcx.kkolm .... 763 0 leicht wolkenlos ff- 16 Kopenhagen . . . 760 50 schwach wolkenlo« -i- 13 Hemel 758 50 schwach bedeckt -i- 16 Lwioemüod« . . . 758 550 mäeaig bedeckt -i- 13 8kagen ...... 761 8 leiebt wolkenlo. -i j- 1b 8vlt 759 080 leicht wolkenlo« - 16 Hamburg 758 880 leicht heiler - - 16 Helder 758 050 leicht wolkig !- 13 I'berbourg .... 757 8 leiebt bedeckt j- 12 llrest 758 8 leiebt woikeuio» - - 13 Muster 757 still wolkig l- 1« llerlln 757 0 leickt halb bedeckt - 15 Kaiserslautern . . 757 still wolkig -I >- 14 8anil>«rg 757 «rill bedeckt - - 17 >ltkireb 757 8W leiebt bedeckt - - 1b Mucken 756 5W leicdt bedeckt -i - 13 Okemuit» 756 still wolkig -i- 13 Wien /54 Still bedeckt -p 15 l'Ni« 756 W.VW leicht bedeckt -i- lb LlLkLU ...... 754 W8W leiebt bedeckt -j- 15 vewderg 753 8W leiebt wolkig -4- 17 Petersburg .... — — — — ltermaonitadt . . 754 80 leiebt wolkig -4- 16 Olermout — — — — 755 8W schwach bald bedeckt -4- 13 Lderdeen 758 3 schwach Dunst -i- 9 Uobersiobt üer IVitterunx. vis vxllons, velebs «un älouts.^ <Ias rednerisch« Wetter ver ursachte, rvx am Dienstag ra» k ostwärts um! hoher Druck, welcher von Lüüwesten xe»leii Deutechlaml anärän^te, deeiuüuislo von ölittax ab äis Witterung 8u. I>sens. In b'ol^e <1 essen bürten «ebun ökackte in West-, am Horden in t-stsacbsen die >ieck«r- »chl»<?s auk und dis kcwvlkunu begann sich bei schwachen biord- bi, ölordostwinden allinälix ?.» liebten. Von Ltitta^ ab war di» Witterung in xanx Lachsen r.iemlicli beiter, und die hi« dahin hübiv Temperatur sti--»: uuter der viinvirkunH der Zooneostrablen rasch, «u dass das 'l'ap-esmittci derselben m allen Tbeilev;de« I-avde» der Wärm« de« Llonta^ eleicbkam. VI lltoi-ttiirrs -.^nrnll'tit Ntr «i»i> L«. Joirt. Veründerllebe Ikew'dlliunz mit localem vewttler und 6ewlt»erreren, etwa» wlirwer« Teiaperatur del »edwaedeo, wechselnden Windcn. 8»» «t«i« ron der 8ecwarte r» Itaiiibnrir am 8. .Inni >886, Karrens 8 llkr. 8tation«-5»m». S Lichtung und 8lark« des Windes Wetter. e L s p! älullagbmore. . . . 758 55W leiser 2ug bedeckt -4- 13 Obristiausund . . . 7ik> W8W massig bald bedeckt') -i- 10 Zloskau 756 X W leiser 2ug Keiler -»- Ib 5e»f»hrwasscr. . . 7.56 5 schwach d»,leckt 4- 15 Karlsruhe 759 -tlll Kegen 4- IS Wiesbaden 758 0 leickt bedeckt') -4- 16 kresiau TTB 5XW schwach liege» ') -i- 14 5irra 758 süil wolkig') 4- 19 ') 8ee »eliwacd. ^ Oester» Xackmiltare. heute ökacbt und trüb etwas Hexen. ') Xaclits tiexsn. Lee rvinx.
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