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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-12
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rr-«ktion und Lrprditioll JohaaaeSgaff« 8. Lprechkundr» der Nedartiou: Lormittogs 10—12 Uhr. Rachmillag» 5—S Uhr. Wr «tutg.d, n»,r^»d«re »»<« »» »ü Urd«cli»o „ihr «rvutllich. A««a»«e »er sür »te nichftsolerutz« N««»er bestimmten Inserate an Wachentaaeu bi» S Ubr Nachmitta,», an kann- und Arfttagen srktz bi»'/,» Uhr. In de« /Malen fiir Ins.-^n«ah«r. vtt« Klemm. Uaiversttätsstraße 1. L««i» Lösche. Sathariueustr. 23, p. nur bi» '/,S Uhr. eiWM.NGtlllM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage Lttvso. ^lionnrmrnioprris Viertels. 4'/, Md. incl. Brnigerlokn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 PI. Belegexemplar 10 Ps. Lebüoren jür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Pos,btsörderu»g Mk. Mit Postbesörderung 80 Mk. Inserate 6gespaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichn ß. Tabellarischer u.Zlff:r»satz nach höheim Tarif. tlerlamcn unter dem Redacti o »S st rich die 4gespalt. Zeile 50Ps., vor den F amiliennachrtchtea die Kgespaliene Zeile »0 Ps. Inserate sind siel» an die vrprbitto« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung prueuumeraoäo oder durch Post. Nachnahme. 183. Sonnabend den 12. Juni 1886. 80. Jahrgang. Zur gefälligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den LS. Juni, Vormittags nur bis -»Uhr geöffnet. Lxpeältloa äv8 I^elprlxtzr ^axtzdlaltes. Amtlicher Theil. Vekanulmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 22. vorigen Monat» bringei, wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Wöchnerdtenst der Herren Geistlichen zur Versorgung der kirchlichen Begräbnisse an den So««» und Festtagen für die 3 diesigen Friedhöfe auf die Zeit von Nachmittags 3—E Uhr festgesetzt worden ist. Leipzig, den 2. Iuui 188k. Die Lircheninspectioa für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. 2. B. 1-. Hölscher. I)r. Georgi. Hentschel Bekanntmachung. Nachdem nunmehr die Errichtung de» ö fsentlichen Schlacht Hause» aus Genieinvemitteln in Angriff genommen worden ist, so machen wir die» hierdurch mit Bezug aus tz 1, Abs. S de» OrlSstatut». die Einführung de« ScklachlzwangeS in Leipzig belreffend, vom 4. December 1882 mit dem Bemerken bekannt, daß von nun an nach 8 1. Abs. 1 de« gedachten Statut« die Anlage neuer PrivalschlLchtereien im Stadtbezirk Leipzig uulersagt ist. Leipzig, den 1l. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. G. Bekanntmachung. Wegen des Einlegen« von GaSrobren wird die Nürnberger StraHe aus der Strecke von der Baubvistraße bis zur Sternwarten straße, einschließlich der Straßenkreuzungen, von Mittwoch, den 1U. dieses MonatS ab auf die Dauer der etwa IO Tage »> Anspruch nehmenden Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt Leipzig, am 8. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. H. 8236. vr. Georgi. Hennig. In Gemäßheit tz. 24 deS Wahlgesetzes vom 3. December 1888 sind die Listen der bei den LandtagSmahlcn stimm berechtigten Personen alljährlich zu rcviviren. auch »ach tz ll der AuSsührungS-Bcrordnung die Skimmberecbligten auf diese Revision und ihre Besugniß zur Einsichtnahme der Wahlliste»'öffentlich aufmerksam zu machen. Wir benachrichtigen daher die Bclheiligten, daß diese Wahl listen für die 3 Wahlkreise der Stadt Leipzig im Stadtbause, Obstmarkl 3, 1. Stock, Zimmer 87. vom 15.—22. laus. Mon. vormittag» von 8—12 Uhr und Nachmittag» von 3—8 Uhr auSliegen. W»r fordern di« Stimmberechtigten aus. die Wahllisten ein,»sehen, weisen sie zugleich aber daraus hin, daß den An« trägen behus» Ausnahme in die Wahllisten oder Ausscheidung Solcher, denen da« Wahlrecht nicht zusteht, die Nachweise der Wahlfähigkeit bez. de» Mangel» der Wahlberechtigung bcizusügen sind. Leipzig, den 11. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. N. Nachdem seiten» der königl. Kreisbauvtmannfchast Leipzig der am hiesigen Ort bestandene „Faehveretn der Tischler und verwandten BerusSgenoffen Leipzig» «nd Umgegend" aus Grund tz 1 ve» Reichsgesetzr» gegen nie gemkmgesährlicben Bestrebungen der Socialdemokratie vom 2t. Oclober 1878 unter dem 11. Mai d. 2. verboten unb mit Durchführung diese» inzwischen endgültig gewordenen Verbote» da« Unterzeichnete Polizeiamt beauftragt worden ist. ist von letzterer Behörde am heutigen Tage gemäß tz. 7, Abs. 2 des angezogenen Gesetze» Herr Rechtsanwalt Instizrath Oeh«e hier als Liquidator gedachten Bereu,« bestellt worden. Gesetz licher Borschrist zuiolge wird Solche» hierdurch zur öffent lichen K-nntniß gebracht. Leipzig, am lO. 2uni 1886. Da» Polizei 'Amt der Stadt Leipzig. Bretschneidrr. Erstatteter Anzeige zusolge ist da» der Dirnstmagd G»«S Msrir Völker au« Leivztg Iiaterm 23. November 1884 — Nr. IbO — von dem Unterzeichneten Polizeiamte ausgestellte Dienstbuch vor einiger Zeit verloren gegangen. Wir bitten, dasselbe im Ausfiudung-salle an uu» abzugebea. Leipzig, den S. Juni 1888. Da« V»liiri««1 der Stadt reipzis. Bretschneidrr. S- ^errtlleker LexirkZverein IHprix 8lt»»»U v»»n«r»1»U, 4«» 17. Ennl Ld«»4> < vdr, 1» 8»»>« 4«r I. L>rprr»«d»I«. TuUssorSauuss: 1) koxintrnml«, 2) Lericdt ä«i 8t»»<t«un>i»ebni»«» über Xb- «toclerruur 6«r Seiu«<tqk»r>ol»t«>r4u»»K' ») Lerutbnoir 4«e 7^U«»or4n»»q kRr Sm Xsrutatu» Hk, »s^d««. Nichtamtlicher Theil. Der Regierungswechsel in Bayern. Bei dem Zustande de» Köniz» Ludwig war e» voraus Zusehen, daß die Einsetzung der Regentschaft nicht ohne Zwischenfälle von Statten gehen würde. Oberststallmeister . ras Holnstein wurde bei seiner Ankunst in Hohenschwangau aus Befehl de- König» gefangen genommen und dir Be wachung de» Schlosse» Gentarmen übergeben. Somit scheint auch ker König seine Zustimmung zur Einsetzung einer Regenl- chast nicht gegeben zu haben und wird sie wahrscheinlich auch nicht geben. Da« kann freilich die Uebernahmr der Regent- chast durch den Prinzen Luitpold nicht hindern, da sie aus Grund rine» ärztlichen Atteste», welche» den König für dauernd regierung-unfähig erklärt, und im Elndrrständniß mit sämmt« lichen Ministern erfolgt ist. Die unmittelbare Umgebung VeS König» befindet sich jedoch in sehr übler Lage, sie weiß nicht, ob sie dem König, dem sie bisher zu geborcheu gewöhnt war. den Geborsam verweigern und der neuen Rcgierung-gewalt sich unlerordnen oder ihr Widerstand leisten soll. Deshalb wäre die beste Lösung der Schwierigkeiten, wenn der König sich in da» Unvermeidliche fügte. Für unmöglich hat man einen solchen Entschluß nicht gehalten, sonst würde die Absendung einer Deputation an den König unterblieben sein. Die ärztliche Commissio» ist, wie mitgekhoilk wird, bi» zum Angesicht de» König» vorgedrungen und hat in seiner Gegenwart da» Gut achten abgegeben, daß er länger al» ein Jahr an der Aus übung der Regierung durch Krankheit verhindert sein wird. Zwar sind die Gerüchte, welche bisher über die beim Köniz be- odachtelenKrankheil-erscheinungc» verbreitet wurden, nicht amt lich bestätigt, aber sie beuten wenigsten- die Form an, in welcher der Krankbeit-zustand austritl. So verlautet unter Anderem, daß der König dem Minister v. Feilitzsch befahl, ihm sofort 20 Millionen Mark zu senden und rin Ministerium zu bilden, welche» ihm beliebe; daß er einrn gemeinen Soldatra von drn Eheveauxleger» zur Tafel zog unb an ihn unter lieber» reichung eine« Bouquet» rine Anrede hielt. Da» Gemeinsame an allen derartigen Gerückten ist. daß sie die vollständige Äcislc-umnachtung de» König» zur Voraussetzung haben. Bon Willen-sreiheit und Zurechnung-sähigkeit kann unter diesen Umständen nicht mehr die Rede sein, e« kommt also auch nickt daraus an. ob der König zur Einsetzung einer Negentichast seine Zustimmung ertbeill oder nicht. Der Regent hat bisher drei Regierung-Handlungen voll zogen: er hat die Regentschaft übernommen, und daß die» ge schehen. zur ösfentlichc» Kenntniß gebracht; er hat ferner eine» Armeebefehl ertasten, durch welchen er der Armee anzeigt, daß er den Oberbefehl über dieselbe im Namen de« Kön g» führe» werde, und dritten- bat er den Landtag für den 15. 2uni einberufen. Diese drei Maßregeln sind vorbereitende Hand- lungen, welche die Bestätigung durch die Kammern zur BorauS- etzung haben. Selbstverständlich werden den Kammern die Gründe de- Geschehenen mitgetheilk werden, und man darf aus den Verlauf der Verhandlungen gespannt sein, obwohl cS sehr möglich ist, daß mit Rücksicht auf die Peinlichkeit der selben die Oeffenllicbkeit auSgeschloste» werde» wird. Man hat den Fall in» Auge gefaßt, daß der König in München erscheinen und dadurch der ganzen Lage eine andere Richtung geben könnte; e« ist jedoch anzuncbincn. daß die Regentsckafl Vorsorge treffen wird, um diesen Schritt zu Verbindern. Da der König die Absicht verralben hat, sich den getroffenen Maßregeln zu widersetzen, so ist c» nickt zu um- gehen, der Au»sühru»g dieser Absicht entgegenzutrete». wenn auch Diejenigen, welche den Auftrag dazu erhalten, nicht zu beneiden sind. Die Ueberzeugung, daß ker bisherige Zustand nickt sortbauern kvune, ist offenbar in den mag- gebenden Kreisen eine allgemeine, sonst würde nicht vollständige» Einvernehmen unter allen Ministern und den obersten Hoschargen mit dem zur Regentschaft berufenen Prinzen herrschen. E» ist zu wünschen und zu erwarten, daß die Kammern die Einsetzung der Regentschast einstimmig genehmigen werden, dann ist a»ch die Möglichkeit gegeben, jedem persönlichen Eingriff de» König- in die neuen Verhältnisse vorzubcugen. Bi» dahin wird man sich damit begnügen müssen, den König zu beobachten und ihn von un heilvollen Schritten zurückzuhalten. Nach der voraussichtlich schnellen Erledigung der verfassungs mäßigen Mitwirkung de-La»dlage» an der Ausrichtung de» neue» Zustande- wird sich, wie verlautet, auch der Bundeüraih mit der Angelrgenbeit beschäftigen und die Legitimation de» Prinzen Luitpold zur Uebrrnahme der Regentschaft prüfen. E» wäre da» bereil» da» zweite Mal, daß der Bunde-rath in einer Thronsolgefrage eine» deukschen BundeSstaatc» seine Stimme vernehmen läßt. 2n der braunschweigischen Thrcnsolgelache handelleeSsich darum, die unberechtigte»Ansprüche ciueSPrälen- denlen abzuweisen. 2n Badern liegt dlcSacheander», dort sprechen alle Umstände und Thalfachen snr die volle Berechtigung de» Prinzen Luitpold zur Uebernabmc der Regentschaft. Dennoch wird der Bunde-rath auch in biescrAngelegenheit nicht zu umgeben fein, weil kein Thronwechsel unter gewöhnlichen Verhältnisse» ein- tritt, sondcrn weil die Vertretung eme» für regierungsunsähig erklärten König» und BundeSsürsten in Frage stebl. Für solchen Fall bat die Bundesverfassung zwar keine Borjorge getroffen, aber nach der Analogie de« Borgehen» m brr braun schweigischen Angelegenheit liegt r» nahe. daß die oberste BundeSbebörd« auch die endgiltig« Ordnung der bayerischen Regentschaft srstzusetzen hat. Der Artikel 88 girbt dem Kaiser da» Recht, für den Fall einer Gnahr für die öffentliche Sicherheit, über da» ganze Bunve-gebiet den Kriegs zustand zu verhängen, also steht auch da» mindere Recht der Prüfung einer außerordentlichen Maßregel aus ihre Ordnung», mäßigkeil und Gesetzlichkeit den Reichlwrganrn unzweiselbast zu Leiber scheint e». daß sich die Einsetzung der Regenl- schast in Bayern nicht ohne Hindernisse vollziehen. Die Be. völkerung ist zwar mit den Verhältnissen seit einer Reihe von 2ahren hinreichend bekannt, und wenn Alle», wa» den König betrifft, auch stet» mit großer Vorsicht und Zurückbaltung behandelt worden ist. so ist man doch in Bayern aus die Wendung, welche jetzt eingetreten ist, vollkommen vorderrilet. Der König ist trotz seiner Erentricität beim Volke sehr beliebt und angesehen. Die Krankheit de» König» wird detbalb vom ganzen Volke al» ein nationale» Unglllck empfunden werde». Unter der Brvülkerung gährt e» bereit» I und die Anhänglichkeit derselben an den König dürste de, I Regentschaft noch schwere Sluade» bereite». Da» ist schlimm I genug, aber wir dilrsrn vertrauen, daß diese Schwierigkeit durch Energie und Geschicklichkeit glücklich überwunden werden wird. Wenn wir un» vergegenwärtigen, wie die Sacken noch vor sechzehn 2ahren stanken, al- man sich in Bayern die Frage vorlegte, ob da» Bündniß vom 22 August l886 auch für den Fall eine- Kriege« m>l Frank reich Geltung behalle. dann können wir nicht umhin, e» al» ein Glück zu preisen, daß derartige Fragen heule ein über wundener Standpunct sind. , « * « ' Ueber die entscheidende Wendung im Stande der RegierunqSkrisi» hal gestern der Telegraph auosübrlick berichlct. Wir geben nachstehend noch eine Roche von Nach richten, welche mit den jüngsten Vorgängen im Zusammen hänge stehen: * München, 10. Juni. (Nationol.Zeilung.) Der AuSqanq der Krisis erregt, soweit eS sich uni die Person de- König« bandelt, in den weilostea Kreisen tieso« Bedauern; die Haltung der Bevöikc- rung ist absolut ruhig. Ta eine andere Lösung nicht möglich ge. wesen, so wird die RogeittichastS-lledernahme seiten« de» Prinzen Luitpold, welcher viel Popularität gen cßi, sreulng begrüßt. Zum (tzouverneiir de« König« ist Gras BooS Waldeck. der sriibere Taes der sachlich Taxia'ichen Berwillung, ernannt, ferner Rittmeister Baron Washington zum Begleiter de« König«. Al« künftiger Ausenidaltsort desselben wird jetzt Fürstenried genannt. * München. 10. Juni. (Boi»jche Zeitung.) Di« nach dem Liiiderhos entsandte Delegation conilatirte in Klegeuwar« de« König«, daß derselbe durch vorau-sichüich lilngrr al« ein Jahr dauernd« Krankheit an der Aa-lltni»g der Regierung gehindert sei. Prinzregent Luilpold behält da« jetzige Ministerium al« Regeat- schastSraiti; die Bevölkerung nimmt die Lösung der Krise ruhig aus. * München, 10. Juni. (Bossische Zeitung.) Di« Mitnahme von zahlreichem Wärterperjonal an da« königlich« Hosla ger deutol aus eine viel schwerere Erkrankung de« König«, al« sie ve» muthet wird, welche ernste Borsichi-mauregeln erheischt. E« wird versichert, daß schon vor Jahren ein bekannter Irrenarzt den Au-bruch der Krankheit für eine Frage der Zeit erklärt habe. Füns Aerzle erklärten neuerdings da» Leiden de« König« für unheilbar. * München, 10. Junt. (W. T-B) Die „Neuesten Nach richten" bringen ein Telegramm au« Reutte (Tyrol), wonach der König, welcher gegenwärtig IM neuen Schlosse zu Hohenschwangau residlN und von der Ankunst der an ihn enlsandien Deputation und der Aerzte Kenntniß hatte, den Lberststallmeisler Grasen Holnstein sofort beim Eintritt in« Schloß gesangen nehmen ließ und die Bewachung de« Schloße« durch Gendarmen anordneie. Man er wartete stündlich Ordre», durch welche die Freilassung de- «rasen Holnste-n uud die Ucbergabe de« Schlöffe« an die Liual«con,Mission bewirk' werde. (Wicdeiholt.) * München. 10. 2uni. (W.T.-B.) Die Proclornalion betreffend die Uebernahmr der Regentschaft, lautet wörtlich, wie folgt: „Im Namen Sr. Majestät de« König« l Unser königliche« Hau« »nd Bayern« treu bewährte« Bolk ist nach «olle« uoersorschüchkin Raihlchluß von dem erichüiternden Ereigniß betroffen worden, daß Unser vielgeliebter Neffe Se. Majestät König Ludwig ll. an einem schwer-ii Leiden erkiankt sind, welche« Allerhöchstdieselden an der Ausübung der Regierung aut längere Zeit im Sinne Titelt 2 8 ll der Versaffiing-urkllnde hindert. D.i Se. Majestät sür diesen Fall Ällerhöchsiielbsl weder Vorsehung getroffen haben, noch dermalen haben treffe» könne», und da ferner über Unsere» vielgeliebten Neffen den Prinzen Otto schon längere« Leiden verhängt ist, welche- ihm die Ueberiiahme der Regeim-liast »»möglich mach«, so legen Un» die Bestimmungen der AcrsuffungSurkunde al« nächstberuleae» Agnaten die traurige Pflicht aus, oie Reich«verwes»»g zu über, nehmen. Indem Wir die«, von dem lieistcn Schmerze ergriffen, öffentlich kund und zu wisse» thun, versügen Wir hiermit in «c mäßdeit Titel 3 8 ll und 16 der Verfass»,igSurkund« die Ein berusung de» Laiidlage- aus Dien-tag, deu 15. Juni 1888. Luitpold. Prinz von Bayern." (Folgen die Unlerschrislea sämmllichcr Minister.) * Ueber die Persönlichkeit und den LebenSgang de» neuen Prinz-Regenten von Bayern entnehmen wir der „Elberfclder Zeitung" folgende Angaben: Prinz Luitpold von Bayern ist »IS dritter Schn Ludwig» 1 und der Prinzessin Tbcrese von Sachien.Hildburghausen (einer »chwestcrlochier der Königin Luise von Preuße») »in 12. März l82l zu Würzburg geboren. Am 15 Avril >844 mit der am 28. April 1864 verstorbenen Prinzessin Auguste von Toscana ver mählt. besitzt er drei Söhne, Ludwig, Leopold und Arnulf, und eine durch «eist und LiebenSivürdigkeit ausgezeichnete unvermählt aebllebene Tochler, Prinzessin Therese. E.' widmete sich der mili- tatrischen Lausbodn und innerhalb vieler der bayeriiche»Lieb>ing«w.iffe, der Artillerie; er ist Lhes de- l. bayerischen, des Magdeburgischen Feld, artillerieregimenl« Nr. 4 und de« l. österreichischen CorvSartillerie regiment«; außerdem bekleidet er in Bayern die mit ihm wohl au«, sterbende, weil durch die ReichSinIpectio,, überslüistg gewordene Stellung eine- «eueral-Inspecleur- der Armee. In, Jahre 1868 Vesedl-Haber einer der vier bayerischen Felddivisionen, sacht er namentlich bei Helmstadt tu Untersranken am 25. Juli. Sein ältester Sohn, der präsumtiv« künstlge König Ludwig IU., wurde an jenem blutigen Tage neben ihn, schwer verwundet. In der bayerischen NeichSrath«kammer stimmte er mit sämmilich n bayerischen Prinzen außer dem jetzt al- Arzt und Menschenfreund so berühmt gewordenen Herzog Karl Theodor am 28. Januar 1870 gegen den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Fürsten Hohenlohe. In dem Feldzuge von 1870 war er dem Haupiquartier de« Kön g« von Preußen zugeiheill und wohnte in dieser Stellung deu Schlachte» bei «ravelotte, 18 August und Sedan, 1. September, bei; auch an der Versailler Kaiirrprocla mation de» 18. Januar 1871 Hot er Theil genommen; ebenlo an dem Berliner Eieqe-einzuge de- 16. Juni und dem Münchener de« 18. Juli 1871. Wie bei so vielen Bayern scheint der Krieg von 1870 den «roll von 1866 auch bei ihm besiegt zu haben. Unter den ihm nachgesagte» Acußerunge» findet sich nach 1870 diejenige, daß „die ihm anerzogene Tradition de» neuen deutschen Zuständen widerstrebe, die nüchterne Einsicht ihm aber die Unvermeidl chkei» und Ersprießlichkeit derselbe» zeige". Für die Perlon des Kaiser- Hat er stet» die größte Veredrung kund gegeben: namentlich da« Benehmen de» greisen Herrn in der Krisi« der Sch acht bei «rave- lotte fall ihm außerordentlich imponirt haben; bei zahlreichen durch Lebentolter.Berl ältnisserc. bedingte» Verschiedenheiten düriten übrigen» beide in Rede stehende jürstliche Lharaktere starkeAehnlichkeil-momenie zeigen. An demTage der letzte» Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und König Ludwig. 13 Jul, 1874, rief bei der Absahi i au- dem Münchner Bahnhos der aus der Freitreppe de- Salonwagen» stehende Kaiser noch einmal „Luitpold" und zog den hcibeigreilten Beiter in die Arme. Trotz seiner 85 Jahre ist Prinz Luitpold noch sehr rüstig; noch menschlichem Ermessen würde man sich also, die physische Wtrderherstellnng de» König« vorausgesetzt, aus eine ziemlich lange Kkgentschast rtnzurlchten haben Eialach, natürlich und leuljelig. ist Prinz Luitpold allgemein belieb», dabei wohlunterrichtet und kunst- verstäodig; ln deu Brenzen seiner ziem.ich schmal bemessenen Milte! ein Kunstlrennd und Mäcen. W e sei» Vater bei auseityliger kalb», lischrr Relig'ösitäl keine-weg« klerikal gesinnt und in der bayerischen Nrich«rotd«kammrr mit seiner Abstimmung last regelmäß g aus der antiklerikale, Seite, würde er sich vortrefflich in dem Rahmen der dentsche, Reich«politik zn ballen v-rsteben. namentlich seit der in Berlin nenerding» esnaetretenen kirchrnpolitischen W-ndung. * Dir bayerische BerfaffungSurkunde bestimmt betreff» »me, Neaentsckast Folgende»: ß. >. Di« tzteich-verweiung »ritt rin: ». während der Minder jährigkelt »«» Monarchen; d. wen» derseld« -» der Ausübung der Regierung aus längere Zeit verhindert ist und für die Verwaltung de« Reiche- nicht Vorsorge getroffen hat oder treffen kann. F ll. Sollte der Monarch durch irgend eine Ursache, die in ihrer Wirkung länger al- ein Jahr dauert, an der Ausübung der Regierung gehindert werden und sür dirsen Fall nicht selbst Bor- ehung getroffen haben oder treffen können, so findet mit Zustimmung der Stände, welchen die Verhinderung-ursachen anjuzeigea sind, gleich falls die für den Fall der Minderjährigkeit bestimmte .,gesetzliche Regentschast" statt. 8. 16. Der Prinz de« Hause-, die verwittibte Königin oder der- enige Kronbeamte, welchem die ReübSverwesung übertragen wird, muß gleich nach dem Antritt der Regentschaft die Siände versam meln, und in ihrer Mitte und in «cgeiiwart der SlaalSminister, sowie der Mitglieder de« StaalSraiheS nachstehenden E>ü oblegen: Ich schwöre, den Staat in Gemäßheit der Verfassung und der Ge setze de« Reiche« »u verwalien, die Integrität de« Königreich« und die Rechte der Krone zu erhallen und dein Könige die Gewalt, deren Ausübung mir anverliaui ist. getreu zu übergeben, so wahr mir Gott helfe und sein heil. Evangelium." 8 10. Da- ..Gci'anlinlmiiiistcrium" bildet den „Regentschasts- rath", und der Rcichsvcrwescr ist verbunden, in allen wichtige» An gelegenheiten da« Gutachten desselben zu erholen. S. 20. Ter Reich-verwescr bat während der Dauer der Regeut- sehasr seine Wohnung in der königlichen Residenz und wird auf Kosten de« Staate« unterhalten; auch werden ihm nebstdem z» seiner eigenen Versagung jäh.Iich zmcimalhundertlauscnd «uideu in monatlichen Raten aus die Staatscasjc angewtesen. 8- 2l. Die Regentschast lauert in den tm 8 9 bemerkten zwei Fällen — im ersten bi« zur Großiahrigkeit de« Königs m»d tm zweiten, bis da« elagetreleoe Hinderniß aulhört. Leipzig, 12. Juni 1886. * Die „Kölnische Zeitung- bringt au- Berlin eine ofsiciöfe Kundgebung, welche sich mit den bayerischen Angelegenheiten beschäftigt. 2n dem Berichte wird Folgende- auSgesührt: Die Andeutung, daß entscheidende Schritte ln der bayerische» Reglernng«krijt» unmittelbar bevorslänben und nur mit Rück- icht aus den formalen Abschluß der schwebenden Gesetzgebung«, arbeiten verzögert würden, hat sich vollauf bestätigt. Jeder Tag kann jetzt das Ereigniß bringen, wozu die Nolhwendigkeit zwingt und dessen thalsächliche und recklliche Vornu-setzungen keinem Zweifel unterliegen. Unter diesen Umständen läßt sich auch bezüglich der Verhältnisse zwischen der bayerischen Hauptstadt und hier nicht länger diejenige Zurückhaltung beobachten, welcke am Platze war, so lange die nach so vielen Richtungen betrübende Angelegenheit den ersten Erivägunge» unlerlag und nur die vorbereitenden Schritte zu ihrer im Interest,: oe« Land.-wohl« gebotenen E:.tscheiduag kn Frage standen. E n Theil der ultra- niontanen Presse — die leitenden Persönlichkeiten der parlamen tarischen Partei in Bayern sind dafür in keiner Weise verantwort lich zu machen, und namentlich hat Freiherr von und zu Francken- steiii in der ganzen Sache die feinem ritterlichen Wesen und Patrio- I «mu- ent prechend« loyale Haltung eingenomn-en — hat r« an Verdächtigung der Reich-regierung nnd Preußen» von Anfang au nicht fehlen lasten, als ob von hier an« Einflüsse irgendwelcher Art i» die bayeriseve Regierung«Iphäre versucht worden feien. Das gerade Gegeiittieil ist die Wahrheit. Mit der größten Aengstlichkeit ist Alle« und Jede« vermieden worden, wo« auch nur den Schein einer Betheiligung an der LSiung von Schwierigkeiten erwecken konnte, welche zunächst au-schlublich aus dem Boden de« bayerischen Laiide-versasjuug-rcchts und durch die darin bestimmten Faktoren ge>ucht weiden muß. Abgesehen von dem schon allein entichkidenden rechtlichen Gesichtspunkte (daß der Art. 76 der ReichSversaffung Abs. 2, welcher von Versassung-streitigkeiten in Bundesstaaten spricht und sür sie unter gewisjen Voraussetzungen eine Zunändiakeit de- Biinde-ralh« und der Reich-gesetzgebung auSsprichr, gegebenenfalls auch sür Bayern anwendbar wäre, ist zwcisclloS, aber für die gegen- wärtige Sachlage ohne Bedeutung), braucht man sich nur gewisser Ereignisse und Vorgänge in und seit 1870, sowohl erhebender, al« bedauerlicher Natur, zu erinnern, um e« selbstverständlich zu finden, daß Kaiser und Reich-regierung in der schwebenden schmerzlichen Angelegenheit die allergrößte Zurückhaltung beobachtet haben. Aus der andern Seite würden die verantwortlichen Träger der bayerischen Politik, welche zugleich den bayerische» Anthe'.l an der NcichSgcwalt zu vertreten haben, eine wichtige Pflichi im Jiitereffc Bayern« selbst und de- Reich« unerlülli gclasf,» haben, wem, dem Nestor der Fürsten der ganzen Welt, den, deutschen Reichloberhaubt und dem nahen Verwandten de« bayerischen Königshauses die volle K-nntniß der Lage vorentdalten woiden wäre. Dasselbe gilt sür den verant wortlichen Rathgcber de« Kaiser». Aber wa« wir mit aller Bestimmt heit behaupten dürfen, jeder Gedanke einer Einfluß,,odme aus die Entscheidung bot von Ansang an völlig gefehlt. Ohne Zweifel sind gemeinsam mit allen patriotisch gesinnte» Deuischcn auch die höchsten Kreise der Nation von dem Wunich erjüllt, daß da« freundliche BertrauenSverkältntß, welches bisher zum beider seitigen Segen zwischen dem Reich und Bayein bestanden Kat, auch in Zukunlt erhalten bleibe, und die dafür vorhandenen günstige,i Anzeichen, welche in den erwähnten Zor»a»«l>rüchen eine- Theil« der ultramontanen Publicistik ihre erfreuliche Bestätigung finden, werten auch hier besonder« willkommen geheißen. Ta« unbeschränkte Ver trauen, welche« der jugendliche Monarch von Ansang an dem Fürsten BiSmarck entgegengebrachl und auch noch in seinen verdüsterten Jahren bewahrt bat, wurde von dem RcichSkinzler durch da« innigste periönliche Interesse eine« ergebenen älteren Freunde« erwidert, und bi« zuletzt Hit der Reichskanzler uni das Geschick de« deullchgesinnte» Hauptes de« Hause« WittelSbach alle Sorge getragen, e« an ernstwohlwollenden, allerdings eibclenen Raihschlägrn nicht fehlen lasse» und schließlich ebenso wie die langjährigen amt lichen Bcrather de« Monnrchc» der schmerzl chen Ueberzeugung Raum geben müssen, daß da« Juieriffe de« König« selber und de« Lande« da« von der Verfassung vorgeschricbene EiiNchrcilr» ersordcer. * Die geschäftlichen Dispositionen über den Schluß der ReickStagSsession lasten noch immer aus sich warte», olstchon der Minister von Bötticher übereinstim menden Nachrichle» zufolge i» den letzten Tagen i» FnedrichS- rub gewesen ist, uni mit dem Reichskanzler Rücksprache über diese Angelegenheit zu nebinen. In AbgeorSnekenkreisen herrscht allgemein der sehr begreifliche Wunsch, daß die Session jetzt angesichts der fast sicheren Erfolglosigkeit einer weiteren Tagung »nvertnglich geschloffen werden möge. Jeden falls aber ist der Wunsch gerechtfertigt, daß die Abgeordneten wenigsten» bald darüber aufgeklärl werden, ob uud aus etwa wie lange ste noch einmal zusanimeiizutreten genöthigt sein werden. An de» Reick-Iaq sink in» Lause seiner ganzen Ge schichte niemal» so starke Ansprüche gestellt worden wie in diesem Jahre. E» stiebt aber eine Grenze ker Leistunst-sähig- keit nnd sie scheint »n- ziemlich erreicht. Gewiß, wenn Aus sicht wäre, in der Steuerreform jetzt noch zu einem befriedi genden positiven Ergebnis z» kommen, würde der Reichstag da» Opfer weiterer Arbeit bringen inüsten und gern bringen. Für einrn neuen ruhigen BerständigungSversuch im nächsten Winter liegen die Aussichten nickt ungünstig, im gesienwLrligen Augenblick aber ist offenbar die Hoffnung auf ein günstige» Ergebmß gleich null. * Ueber VaS Lerhältniß de» Reiche» zum Verkehrs wesen wird ossiciö» au» Berlin geschrieben: Au» dem Verhältuiß des Reich« zu dem Verkehrs,
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