Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-15
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. »rNutie, «g LkPettti«, J«ya»ur»gassr 8. SPttchstua-eo -er Lrdactio«. vormittag« 10—1» Uhr. Nachmittag« 6—6 Uhr. »„„»Mn, ««»l«W« »M»- -« ftr -1« »KchUfal«««»« «» «H Sr§tta«e» fr»h kt«'/.»» 2» de» FUiilr« str 2»s.-L»»«ch»e: vtt« W«»», 1. va»t« L-sch«, »athartaeaör. w. P. »ur »t» Uhr. eiMger. Gageblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd SeschSstSderkehr. Anslage LS,«S0. Abonnemenlopreis viertelt. 4' ', MN. iml. Bringkrlohu ü Mk., durch die Post btjogra 6 vkk. Jede einzelne Nummer SO Pj. Belegexemplar 10 Ps. Gebädren für Extrabeilage» lin Tageblatt. Format gesalzt) «tz«t PoftdesSrderung 60 Ml. »lt PoftdesSrderung 60 Mk. Insernte Sarspaltme Petttzrile SO Ps. Größere Schnsren laut uns. Vreisverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernlatz nach HS Herrn Tarif. Lrrlamrn »nter dem Redaction«strich dir Sgelpalt. ZrUeüOPs., vor den Familien Nachrichten die «gespaltene Zeile «0 Ps. Juleratr stad sttt« ,a die Erpe«ttt»tt zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praennmeravtlo oder durch Post. Nachnahme. iS«. Dienstag den 15. Juni 1888. 88. Jahrgang. AmMcher Theil. In Gemäßheit tz. 24 de» Wahlgesetze« vom S. December 1868 sind die Liste« der bei de« Lanbtag-wahlen stimm berechtigte« Persone« alljährlich z« revidirrn, auch nach tz 11 der AuSfÜhrungS-Berorduung dir Stimmberechtigte« aus dies« Revision «nd ihr« Befugmß zur Einsichtnahme der Wahlliste« öffentlich aufmerksam zu machen. Wir benachrichtige« daher die Betheiliaten, daß diese Wahl liste« für di« S Wahlkreis« der Stadt Leipzig im Stadthause. Obstmarkl 8, 1. Stock, Zimmer 87, vom 16.—22. lauf. Mo«, vormittag« von 8—12 uhr «nd Nachmittag« vo« 8—-Uhr ausliegen. Wir fordern die Stimmberechtigten auf, di« Wahlliste» einznfehe«, weifen sie zugleich aber darauf hin, daß den An trägen behus« Ausnahme i« die Wahllisten oder Ausscheidung Solcher, denen da« Wahlrecht nicht zusteht, dir Nachweise der Wahlsähigkeit bez. de« Mangel« der Wahlberechtigung beizusllgen sind. Leipzig, den 11. Juni 188«. Der R«th der Stadt Leipzig. vr. Georgi. N. «iffkliNi nkinlllllfsug. Dl« am 1. Juli h. I. sülligr» Loupo,» »»serrr Obligatio»«, Verde, ,« der «affe de« Herr, Ale». Werth«»er, Mark» 18. kttealihe»« Hof, Tr. 0, I. a» de» gewShuliche» Geschäft««»-»» i» de» vorm,llag«stuadea vom Verfalltage a» eiugelöst. Leipzig. 16. g«»i 188«. Ter vorsta«» »me A»re«l. Neligi»«»ge»et«»e,« Letdztg. Veklnnümachml-. Der die«jährige Iateraattoaale sprod«ete»«arkt wird Montag, de« A. August dss. I«. in den Räumen de« Krvstallpalaste» hier abgehalte« werden. Leipzig, den 18. Mai 1886 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Vrkanulmachung. Wegen Rohrlegung«-Ardeiten im südlichen Theile der (kentralstraste wird dieselbe für den Fährverkehr in der Richtung von der Elstrrstraße her von Die»«tag den IS. diese« Moaat« ab aus etwa 8 Lage ««sperrt. Ltipzig, am 12. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig IX. 6633. vr. Georgi. Hennig. Montag, de» AI. d. Moa. wird mit den Arphal- tirung-arbeiten in der Petertstraste und zwar in der Richtung vom Markte nach der PeterSbrücke zu begonnen werden. Es wird daber die genannte Straße von dem angegebenen Tage ab streckenweise, dem Fortschreilen der Arbeiten ent sprechend. theil« siir den durchgehenden, theil« für alle» unbefugten Fährverkehr gesperrt, wovon wir die Interessenten hierdurch in Kennlniß setzen. Leipzig, am 12. Juni 1886 Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 6323. vr Georgi. Hennig. Ver-elgernng auf den Abbruch. Die zum alte« ThonraSschulgebäude, Tboma-kirch kos Nr. 18/20 (Nr. 56S Ablh. X de« Branbkataster«), ge hörigen beiden -kebengebäude sollen Freitag, den AS. diese« Monat-, Bormittag- II Uhr auf de« Rathhause, l. Etage Zimmer Nr. 16 ans den Abbruch versteigert werde» Ebendaselbst aus dem großen Saale liegen die Ler- steiaernng-bedingungen schon vor dem Termine zur Einsicht nahme au«. Die Besichtigung der Baulichkeiten kann am 22. und 23 diese- Monat» ;e vormittag« von 10 bi« 12 Uhr erfolgen, und wolle man sich dieserhalb an den Schulhau-mann Huber wenden. Leipzig, am 8. Juni 1886. Der Rat- der Stadt Leipzig. I». 34t4. vr. Georgi. Stoß. Lirschen-Verpachtung. Di« unten näher bezeichneten diesjährigen Kirschnutzungen sollen Mittwoch, de» 18. Juni, vormittag« 10 Uhr, in der bicsigen städtischen Marstall-Expedttto«, Johanni», platz Nr. S, unter den vorher bekannt zu gebenden Be dingungen verpachtet werden und zwar: die Nutzung an der Lindenaurr Chaussee vom Frankfurter Thore bis zum Kubthurm, - - an der Mockauer Chaussee vom Magdeburg- Leipziger Bahnübergänge bi» zur Flurgrenze der Petzscher Mark. - » an der Delitzscher Chaussee vom ehemaligen Chausiee-Hause bis zur Liudenstraße in Eutritzsch. - » an der Halleschen Chaussee vom rhemaligen Cbanssce-Hanse bis zur Gohliser Flurgrenze. Leipzig, den 8 Juni l88k. Die Rath- Orkonomte-Jnspectiou. I B. B. Nagler. Vekanntmachuu-. Skt der am lb. Januar d I. notariell erfolgte« sechSzehite« «u>l»os,ng der »lanmtlßlg zur Rückzahlung bestimmten Obligationen unserer Anleihe vom Jahre 1870 sind 1) von den Sproe. Obligationen die Rammera 1-4, 1>- »1 »«» den 4'/,pror. Obligationen die Rammera 21-, -11 88-, ---. »«»»gen worbe». Liese Obklgeiionen werde, »a« 1. Jnlt «. «t an der Lasse de« Herr« Ale,. Wrrthaner (Aartt 18, Sttealitzra» Hos, Tr. L. l) zadlber. n« »^iche« Ta,« deren Per»««,»», a«f»»rt. Dir st, srüderea »«»loosunge« gezogene, Obligotioaea sind bt» ans Nr. 1-4A. eiagelSft wardem » 17. Ja»«r 1888. ,d »er A-r«el. »eli^e»»en>e1»«« p» Letp»t, Nichtamtlicher Theil. Authentische Darlegung -er Vorgänge iu Hohenschwamau und Sericht über die Neisr -es Königs nach Schloß Lerg. * München, 12. Juni. Im Publicum und in der Presse iad über die Ereignisse, welche sich am vergangenen Donners tag in Hohenschwangau zugetragen haben, sc widersprechende «nd großeutheilS augenscheinlich erfundene Nachrichten ver breitet, daß eine vollkommen richtige Darstellung der Thal- achen wohl allseitig al« eia Bedürsaiß empfunden wird. Dir Hobe» vn» daher bemüht, Informationen Über die Vor gänge dom 10. Juni eiuznziehen» und sind nunmehr in der age. eine Erzählung zu bieten, deren thatsächlich« Richtigkeit wir verbürgen kSonrn. Au» de, Proclamation vom 10. Juni, mit welcher S«. k. Hoheit Prinz Luitpold die Reichsverwesung übernommen hat. ist bekannt, daß Sr. Majestät der König Ludwig an einem chweren Leiden erkrankt ist, welche» auf längere Zeit im Sinne »er bayerischen Bersaffung eine RcgieruagSbehinderung zur Zolge hat. Dieses schwere Leiden ist «ine geistige Erkrankung. Weiche auf Grund umfassenden Material» von vier Autori täten der Psychiatrie durch übereinstimmende», eingehend mo- tivirte« Gutachten festgcstellt ist. Die Sachverständigen sind der k. Obermedicinalrath Vr. v. Gudden, die IrrenanstaltS- direcloren vr. Hagen in Erlangen und vr. Hubrich in Werneck, endlich der UmversilätSprosessor vr. GraShey in Würzdurg. Die traurige Gewißheit über den Krankheit-zustand de» Mon archen machte dir sofortige Uebernahme der NerchSdrrwesung durch den verfassungsmäßig berufenea Agnaten de» I Hause» und die Verfügung derjenigen Maßregeln zur schmerzlichen Pflicht, welch« di« Verfassung Bayern» sür de« Fall der RegierullgSbehinderuag de» König» vorsieht DeShalt T.>o!gte sofort die Einberufung de« Landtage« durch Sr. k. Hoheit den Prinzen Luitpold von Bayern, welchem bei der notorischen Regierung-unsähigkeit de» Prinzen Otto verfassung-mäßig die Regentschaft al» schwere Bürde zusältt. Gleicbzeikig mußte durch Bestellung einer Curatel sür da» persönliche Wohl de» erkrankten König» und für die Vertretung des selben in privatrechtlicher Hinsicht Vorsorge getroffen werden. Se. kvnigl. Hoheit Prinz Luitpold haben zu diesem Amte, wie bereit» bekannt, die Grase» v. Holnstein und Törring» Iettenbach berufen, woraus dieselben vom königl. Staat», minister de» königlichen Hause» und de» Aeußern in dieser Eigenschaft nach gesetzlicher Vorschrift in Pflicht genommen wurden. E» handelte sich nun darum, dein erkrankte» Monarchen von den nolbwendig gewordenen Schrillen förmlich Mit. theilung zu machen und zugleich die ärztliche Behandlung eintreten zu. lassen, welche der KrankhritSzustand desselben erfordert. Diese Mitteilung sollte in der Weise geschehen, daß eine StaatScommission dem Könige rin Handschreiben de» Prinzen Luitpold überreichte, welche» die von un» berührten Thal- sachen zwar mit der durch den Zweck bedingten Klarheit dar stellte, aber in der Form der nach wie vor der geheiligten Person de» Monarchen gebührenden Ehrerbietung entsprach. Zur Ueberreichung diese» Handschreiben» sollten d,c Curatoren de» König» und ärztlicher Beistand zuge^ogen werde», und unmittelbar nach dem SlaatSacle sollte die im Interesse de» Monarchen notwendige Tbäligkeit der Curatoren und der Aerzte eintreten. Um dem Könige die Mitteilung vor Erlaß der öffentlichen Proclamation machen zu können, wa» mit Rücksicht auf die dem Monarchen schuldige Ehrfurcht geboten schien, begab sich nun am Nachmittag de» 9. Iun, die Staats commission mittelst Extrazuge- von München nack Oberdorf und von dort nach Hohenschwangau, wo sie in vorgerückter Stunde der Nacht «rntras. Diese Commission bestand au» dem Staat-minister de» königlichen Hause» und VeS Aeußcrn, Frhr». v. Crailsheim, den obengenannten Curatoren, dem Obermedicinalrath von Gudden mit einem Assistenzarzt und dem nötigen Pfleger- personal, endlich dem Geh. LegationSralh vr. Rumpler al« Protokollführer; Obrrstlirutenanl Frhr. v. Washington war al» zum künftigen Dienst bei der Majestät bestimmter Cavalier gleichfalls beigezogeu worden. Tie Mitglieder drr Commission konnten erst nach geraumer Zeit an die Erfüllung ihrer Mission gehen, weil verschiedene Vorkehrungen für eine ärzt» licherseit« al» notwendig erklärte DomicilSverlegung de» König» zu treffen waren und längere Zeit beanspruchten. Die Commission erschien daher am 10. Juni etwa um 3'/« Uhr Morgen» am neuen Schloß (Schwanstein). wo sie von mehreren Gendarmen mit vorgestreckten, schußbereiten Gewehren und dem Gebote, zu halten, empfangen wurde. E» war nämlich im neuen Schlosse aus nicht näher er« mittelte Weise die Ankunft der Commission bekannt geworden, woraus vom Schlöffe au» weitere Gendarmerie ausgrboten und die Feuerwehr der umliegenden Orte allarimrt wurde. Die am Eingänge de» Schlosse» ausgestellten Gendarmen verweigerten der Commission den Eintritt in dieselbe unter Nichtachtung von deren vollen Legitimirung, indem sie sich aus den unmittelbaren Beseht Sr. Maj. dcS König- beriefen. Nachdem es klar geworden war, daß alle Vorstellungen den Gendarmen gegenüber fruchtlos bleiben würden, entschloß sich dir Commission, zunächst nach Hobenschwangau zurückzu» kehren, um von dort au» dir weiteren Maßnahme» zu treffen. Di« Verhandlungen der Commission»fübrer mit den Gendar. men bewegten sich, wie wir au-brücklich bemerken wollen, im Rahmen der Unterredung, und c» ist in keiner Weise zn irgend welcher Gewalt gekommen, wenn auch die Haltung der Gendarmerie keine» Zweifel ließ, daß dieselbe äußersten Falle» auch vor Gewaltanwendung nicht zurückschrrcken würbe. Daß die Commission zur Brechung eine« etwaigen Wider- stände» keine bewaffnete Macht brigezogen batte, war di« nothwenvig, Folge de» Cbarakter». welche dem ganzen Acte gegeben »oerdra sollte, und welcher erforderte, daß nichl» vor« gekehrt werde, wa» auch nur entfernt die der Majestät ge bührend« Ehrfurcht verletzen oder den Schein ungerechtfertig ten Zwauar« erwecken konnte. Daß die anwesend« Gendar merie di« volle Legitimirung der Commission unbeachtet ließ, erklärt sich lediglich au» dem kur» vorher ergangene» specirllen Befehl de« König«, dessen Erlassung nicht vorau«grsehrn werden konnte. Kurze Zeit, nachdem di« Commission wieder im allen Schlosse eingrtrofsen war und der Staat-minister de« kvnig- lichen Hause» die nach Lag« der Sach« erforderlichen Ver fügungen getroffen hatte, »schien daselbst ein Gendarmerie. Wachtmeister und zeigte eine von Sr. Majestät eigenhändig gezeichnete Ordre vor. wonach er die Personen, welche heute in da» neue Gcbloß einzudringen versuchten, festiunehmen und ans da» Schloß zu bringen yab«. Der Wachtmeister hatte mit acht Mann da» Hau» umstellt und bestand aus der Au»- führung der königlichen Ordre, auch nachdem er belehrt wor den war, daß er nicht befugt sei, einen VerhastSbefrhl zu voll- ziehen, wenn kein gesetzlicher Grund vorliege, und nach, dem ihm die Uebernahme der Regentschaft durch den Prinzen Luitpold durch Vorzeigung eine« von Letzterem eigenhändig gezeichneten Documenle» nachgewiesen worden war. E» war nun zweisello«, daß die allen Vorstellungen unzugänglichen Gendarmen ihren Auftrag mit Gewalt zur Durchführung bringen würden, und zur Abwendung größeren Unheil« ent- schloß sich der königliche StaatSmimfler de» Aeußern, Frhr. v. Erail»heim, mit den Grafen Holnstein und Törring den Weg nach dem neuen Schlosse anzutreten. Die Gendarmerie hatte eingewilligt, daß die übrigen Mitglieder der Commission zunächst im altrn Schlosse, jedoch unter Bewachung verbleioen. Die obengenannten drei Herren begaben sich also nach dem neuen Schlosse, wobei ihnen die Gendarmen in einiger Ent fernung folgten. Bon einer Fesselung oder sonstiger Gewalt- anwendung war keine Rede. Oben angekommen, fanden die Herren im Schloßhose Feuerwehr versammelt und wurden durch einen Scbloßbiener in die sür dieselben bestimmten Zimmer geführt, kleine sür die Dienerschaft bestimmte Räum« im so« genannten Thorbau. E» war Einzelhaft angrordnet. jedoch wurde dieser Befehl nicht vollzogen, sonder» e» blieb den Herren der Verkehr unter sich, mit dem anwrsenden Bezirk», amtinan» von Füssen und der Dienerschaft offen. Die Be- wacbung durch Gendarmerie entsprach dem eigenen verlangen der Verhafteten, welche au» den drohenden Mienen der der- sammelten Feuerwehr ersahen, daß Grund vorhanden sei, ihre persönliche Sicherheit für gefährdet zu erachten. Nach kurzer Zeit wurden auch di« übrigen LomiuisswaHlieder. mit Au», nahm« eine« einzigen, durch versehe» de« Schicksal, drr Ver haftung entgangenen (Geh. Legation«rath vr. Rumpler), in denselbrn Räumen unter gleichen Bedingungen eingeschloffen. Einige Allerhöchste Befehle, welch« da» weiter« Schicksal der Hnhastirte» betrafen und welche wegen ihre« unglaub lichen Inhalt« sich der Mittheilung entziehen» blieben ui, vollzogen.s Nachdem die Hast einige Stunden gewährt hatte und inzwischen die Nachricht von der in München vollzogenen Veröffentlichung der Proclamation telegraphisch eingeiausrn war, gelang e» den Vorstellungen de» BezirkSaniliuann» v. Füssen, die Gendarmerie zur Vernunft zu bringen und die Freilassung der Inhastirten zu erzielen, welche sich sodann in» alle Schloß zurückdegaben. E» war inzwischen 2 Uhr Nachmittag geworben, und die leitenden Mitglieder der Commission beschlossen, »ach München zurückzukchren, weil sich Bedenken über di« Angemessenheit de» sür den nächsten Aufenthalt de» Monarchen zuerst gewählten Orte- ergaben, auch der Vollzug der Ausgabe der Commision vorläufig nicht thunlich erschien und erneute Fühlung mit dem Prinz- Regenten und dem Gesammtministerium geooten war. Ui» lO'/« Uhr Abend» traf die Commission rn München wieder ein, nachdem unterdessen von München au» durch Entsendung zweier Civilcommissare. der Oberregieruna-räthr v. Müller und Kopplstävter im Ministerium de» Innern, dann de« Gendarmerie-Obersten Freiherrn v. Hellingrath mit ent sprechender Gendarmerie sür die Aufrechthaltung der Ordnung in der Umgegend von Hohenschwangau, wie auch sür die Sickerung der weiter zu treffenden Maßnahmen gesorgt worden war. Au» dieser Darstellung «rgiebt sich, daß die geplante, von dem Gefühle der Ehrfurcht vor der geheiligten Person de» Monarchen ringegeben« Form drr Benachrichligung Sr. Majestät de» König» von dem unabwendbar Gewordenen durch untergeordnele Organe nicht zun, Ziele führte, obwohl dieselbe vom Standpunctr drr Pietät au», wie auch im Interesse der schonendstrn und angemessensten Er öffnung ärztlicher Behandlung al» durchaus richtig erschien Weitere Folgen haben die Vorgänge, die wir erzähilr», nicht gehabt: sie bilden in den tragischen Ereignisien der jüngsten Tage eine gewissermaßen romantische, sür die Betroffenen zeit weise peinliche, aber sür den Fortgang drr eingrlritetrn Maß nahmen gänzlich unwesentlich« Episode. * lieber die Reise Sr. Maj. de« König» von Hoheiischwanga» nach Berg, welche, wie mitgetheilt, heute vormittag stattge sunden hat. sind wir ,n der Lage, folgende authentische Nach richten zu geben. Die Reise ist ohne jeden Zwischensall »er- lausen. Obermedicinalrath vr. v. Gudden, welcher ursprüng- lich die Absicht hatte, Se. Majestät erst heute gegen Morgen von dem Zweck seiner Anwesenheit zu verständigen, mußte alsbald nach seiner Ankunst um 1 Uhr Nacht» diese Absicht ändern, weil Se. Majestät den gestrigen Tag Uder und während der Nackt zu der Besorgniß Anlaß gegeben hatte, daß sich AUerhvchsiverselb« ein Leid» anthun könnte, zumal der König verlangt hatte, den Schloßthurm zu drsteiarn, von dem au» natürlich ein Absturz leicht möglich gewesen wäre. Vr. v. Gudden hielt dcsbaib ein rasche« Einschreiten sür geboten und stellte sich Er. Majestät sofort vor, al» Allerdvchstdemselben mitgr- theilt worden war, daß der Weg zum Thurm nunmehr offen steh«. S«. Maj. der König erklärt« sich, nachdem vr. v. Guvvc» di« Nothwrndigkeit einer ärztlichen Behandlung Er. Majestät dargrlegt hatte, sofort und ohne allen Widerspruch bereit, zu reisen, sprach während der nächstfolgenden drei Stunden viel mit vr. von Gudden und den Wärtern und bestieg schließlich ohne Widerstand den Wagen. Eine „rührende An- spräche", von der ein hiesige» Blatt zu melden weiß, bat nicht stattgesunden, wiedenn auch thatsächlich Niemandvorhankc,, war, an den eine solche hätte gerichte' werden können. Wie schon bemerkt, verlies die Reise, während welcher Se. Maj. der König viel mit vr. v. Gudden verkehrt«, ohne jeden Zwilchensall. An den Orten, in welchen di« Plerde ge wechselt werden mußten, waren äußerst wenige Prrso« nen zu sehe». Um 12'/. Uhr kam 8«. Majestät der König in Berg an und versügte sich alsbald in Seine Ge. mächrr, wo Derselben auch sofort der in Berg anwesende Prof. vr. Gra»h«y vorgrstellt wurde. Bride Aerzte haben erklärt, daß sie auch nach dein persönlichen Verkehr mit Sr Majestät an dem schriftlich abgegebenen Gutachten über den Gesundheitszustand de» König» entschiede» sestbalten müßten. Die eingeleitrte ärztliche Behandlung wird selbstverständlich mit der äußersten Schonung au-gesührt. (.Allgcm. Ztg.") Beim Schluffe de» Blatte» traf folgende erschütternde telegraphische Nachricht aus München ein, welche wir no.ü am Montag Nachmittag durch Extrablatt zur Keinilwß unserer hiesigen Leser gebracht haben: * MÜ««he»,IL. Juni. LautPolizeidireetion-- hat sich Röntg Ludwig gestern v'/. Uhr Abend- bei einen, Spaziergang« in» Parke de» Schlaffe- Berg in den Ltarn- bergersee gestürzt. Der Leibarzt I«r. uddcn ertraak gleichfalls bei de« Rettungsversuche. Leipzig, 15. Juni 1886. * Der BundeSrath hat am Donner«tag seine Psingst- serieu begonnen. Die au-wärt» wohnenden Mitglieder haben Berlin zum größten Theile verlassen, um da» Pfingstfest daheim zu verleben. Die Übrigen Bevollmächtigte» sind eben falls abaereist. Die beiden erkrankten Mitglieder, der groß, herzoalich hessische Gesandte vr. NeidtHardt und der herzog lich vraunschweigische Gesandt« Frbr. v. Cramm gedenken dieser Tage rbensall» abzureisen. Der erste« will auswärlS Heilung von seinem Rheumatismusleiden suche» und Frhr. von Cramm wird sich behus- völliger Wiederherstellung von der schweren Krankheit nach einem Bade begeben Die Psingstferien de» BundeSrathr« werden etwa vierzehn Tage dauern, und somit wird in der nächsten Woche keine Plenar sitzung stattfinden. * Nun ist e« also glücklich heraus: nicht die Deutschen haben im Iah« 1870 die Franzosen besiegt — wie konnte man auch nur einen Augenblick Derartige» glauben I — sondern dir Franzosen sind natürlich nur von einem Franzosen besiegt worden. Die Pariser .Liberi»- hat diese merkwürdige Ent deckung gemacht, und der „Figaro" beeilt sich, derselben in seinen vielaelesrnen Spalten dt« weiteste Verbreitung zu ver schaffen. In Deiitschlaud wird man darüber nickt wenig erstaunt sein, besonder» wenn man erfahren wird, wer dieser Franzose ist. E« ist kein Geringerer al» Kaiser Wilhelm selbst! Da» ist durchaus kein Scherz, sondern wird von den genannten Blättern allen Ernste» al» eine bedeutsam« Enthüllung mitgetheilt. Die Gelehrten der „LibertL" haben nämlich herauSgefunven, daß die erste Ge mahlin de« Großen Kurfürsten, Henriette Louise, «ine Urenkelin de» französischen Admiral» Coligny war und daß demnach Kaiser Wilhelm der direcle Nachkomme eine» Franzosen ist. Mit berechtigter Entrüstung fügt „La Libertü" hinzu, daß die deutschen Historiker dies« unbequeme Thatsache hartnäckig mit Stillschweigen übergehen. Jetzt ist die Sache also endlich an» Tageslicht gekommen und kann nicht länger verdunkelt werden. Der alte Grundsatz: k'niiw»!» sont toujour» vlUngnow s" (Die Franzosen sind immer die Sieger), findet also von Neuem eine unerwartete Bestätigung, bemerkt weise der „Figaro". Eigentlich müßten sich demnach die Franzosen sehr geehrt fühlen, daß sie 1870 die schönsten Schläge bekomme» haben; den» nach den neuesten Forschungen ist e» ja ein „Franzose" gewesen, der sie auSgelheilt hat. Der „Figaro" schließt seine» Artikel mit dem Stoßseufzer „llolaol" womit er u»i>veisel- hast seinem patriotische» Schmerze darüber Ausdruck geben wollte, baß ei» „Franzose" sich dazu hergcben konnte, die eigenen Landeleute zu schlagen. Diese- Stückchen ist übrigens, io komiscb e» klingt, durchaus nicht neu. Die gewissenhaften Historiker jenseits der Vogesen haben bekanntlich auch den kerndeutschen Kaiser Karl den Großen zu einem Franzosen gemacht und nennen ihn hartnäckig „CliarleSmagne". Da» Gesühl. wie lächerlich sie sich vor der übrigen Welt durch dergleichen Taschrnspielerstückchen machen, scheint den Fran zosen gänzlich zu sehlcn. * Der „Köln. Ztg." wird osficiö» au« BSri in geschrieben: Bei der Unermüdlichkeit, mit welcher einige ultramontane Blätter dabei auöharren, die vom Papste jetzt auch dauernd zugestandrne Anzrigrpslicht so auszulege». daß sie nickt» mehr als rin« bedeutungslose Höflichkeit der Curie dem Staat gegenüber wäre, sei nochmal» betont, daß die Anzcigepflicht, die zur Zeit in Preußen erfüllt wird, keine andere ist al» die in den Maigesetzei, vvrgrschriebene; e» giebl gar keine andere. Wenn die „Germania" nicht müde wird, Über Wirksamkeit und Inhalt der Anzeige Worte zu macken, die ihre Getreuen beruhigen sollen, so ist da» vom Slandpnncle der „Ger mania" aus begreiflich, zur Sache aber bedeutungslos, da gerade dir „Germania" seit längerer Zeit alle Füblung mit den maßgebenden Kreisen de» Valican» verloren hat. Z»>» Ucberfluß sei hervorgehoben, daß die meisten preußischen Bischöfe die anzustellenden Geistliche» genau in drr durch die Maigesetze vorgeschriebeiien Fori» de» Regie rungspräsidenten angezeigt habe» und daß die Versuche de» einen oder andern Oberhirten im Westen, dir „Germania" statt de» Papste» zur Richtschnur de» Verhalten» zu machen »nd, statt di« zu besetzende Stelle »nt dem dafür erkorenen Candivate» zugleich anzuzrigen, vielmehr nur eine lange Liste von Geistlichen einzureichrn, staatlicherseitS, wie sich da» von selbst versiebt und au» der Jakobinischen Note folgt, zurück- gewiese» wurden. Auch dieser dreiste Versuch beweist aller dings. daß der eine oder andere Bückos. oder sein Beratber, im Gegensatz zum Papste Alle« ausbielet, um da» Werk de» Ausgleich» noch in letzter Stunde zu stören. Bei der Ein sicht teö Papste» Leo XIII. ist dagegen nicht zu besorgen, daß er, wen» die Entscheidung bis vor ibn getragen werben muß, die Störenfriede nicht von ihrer Eigenmächtigkeit in die Schranken der Pflicht zurückweisen sollte. * Der Beginn der Fahrten der unterstützten deutschen Postdan,pserlinien sür den Verkehr mit Ostasien, Australien u. s. w. ist aus den 30. dS. festgesetzt. An diesem Tage soll der erst« Dampfer »ach Ostasien abgelassen werden, und zwar von Bremerhaven nach Sbanghai über Antwerpen, Port Said. Suez, Aden, Colombo, Singaporr und Hookong niit einer Anschlnßlinie von Honkong über Yokohama. Hiogo. einen Hasen vonKorca (der nach dem Bu»de»ralb«beschlussevom >0. d». vorerst außer Betracht bleibt), und Nagasaki zurück nach Honkong. Für den Verkehr mit Australien besteht eine Linie von Bremerhaven nach Sydney über Port Said, Suez,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite