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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-26
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1886
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Sv« * Die Verordnung, betreffend die Commission für deutsche Ansieblungen in den Provinzen West- »reuten und Posen, wird jetzt veröffentlicht. Es bevor jetzt nur noch der Ernennung der Mitglieder der Commission, Lder welche die Entschließungen bereits getroffen sei» sollen, damit da« Snsiedlungsncietz thatstichlich zur Ausführung ge bracht werden kann. Bekanntlich sind bereit« mehrere Güter »u >nsiedlung«zwecken angekaufl und man wird sonach in kürzester Zeit die ersten praktischen Schritte der Eolonisation erwarten dürfen. An Anerbietungen von Ansiedlern, und zwar sehr tüchtigem Material, soll e« keine«weg« fehlen und oft in dieser Hinsicht von den Gegnern de« Gesetze« geäußerte Gesorgniß sich keine-weq« bewahrheitet haben. * Schon in den Motiven zu dem Reichsgesetz« vom IS. März d. I.. betreffend die Fürsorge für Beamte und Personen des Soldatenstande« in Folge von Betrieb «un fällen, ist hervorgehoben worden, sdaß. wenn da« Reich auf diesem Gebiete vorangegangen sei, ohne Zweifel auch diejenigen Einzelstaaten. in welchen eine gleich werthige Fürsorge nicht besteht, diesem Beispiele alsbald solaeu würben. Da« oben erwähnte Reich»g«setz bezieht sich aus in reichsgesetzlich der Unfallversicherung unterliegenden Betrieben angestellte Beamte. Zu diesen würden bei richtiger Auslegung de« Gesetze« unzweifelhaft auch die mit der Be aufsichtigung dieser Betriebe betrauten Beamten zu rechnen sein, wenn sie einen mit dem Betriebe in Verbindung stehenden Unfall erleiden, wie z. B. die Gewerberäthe. wenn sie bei Inspicirung einer Fabrik etwa ein Unfall in Folge von Keffeftxplosion trifft. Aber e« giebt zahlreiche Beamte, welche in einem rrickSaesetzlich der Unfallversicherung unterliegenden Betriebe nicht beschäftigt, gleichwohl bei Au-übung ihre« Dienste« einer großen UnfallSgejahr auSgrfetzt sind, wir Polizei-. Grenz-, Slcuerbeamte und dergl. Da« Reich hal solche Beamte nicht, konnte daher auch für sie nicht Fürsorge treffen Dagegen wird e» für die an die reichsgesetzliche Beschränkung nicht gebundene LanbeSgefttzgcbuvg der Erwägung bedürfen, ob e« sich rechtfertigen läßt, die Wohllhaten der erhöhte» UnsallSsürsorge nur den BelriebSbeamlen, nicht aber den im Sicherheitsdienste verunglückten Funktionäre« zuzuwenden. * Der Pa riser Correspondent der »Schlesischen Zeitung', der neulich da» NeichSland besucht hat, schreibt dem genannten Blatte über seine in Lothringen gewonnene» Eindrücke Folgende»: „Wer Lothringen vor 1870 gekannt hat, würde damals dle seither eingelretrnc Veränderung kaum für möglich gehakten habe». Schon aus den erste» Siaiiouen an der französsicheu Grenze, Amon- Weiler, hört mau fast nur deutsch sprechen, obwohl die Gegend einst zum unbestritten sranzSsüchen Sprachgebiet gehörte. Die Bewohner bade» entweder deutsch gelernt oder sind mit Deulich- lothriagera durchsetzt worden, welche letztere nicht mehr so massenhast w>« früher nach Paris wandern. Ja Metz selbst hörte ich diesmal bei meinen Gänge» durch die Stadt nicht mehr französisch reden, al« vor 1870 deutsch. ES sind namentlich auch viele Luxem- bargrr eingewanden. Ja Kaffee-, Bier- «ad WirthShäasern Herrscht die deutsche Sprache vollständig, ganz abgesehen vom Mtittair. Biele Schilder sind ausschließlich deutsch, die meiste» zweisprachig, nur in einigen Billen vornehmer Straßen noch über wiegend französisch. Am meisten sranzüsisch hörte ich in der Mnrfthallr; die Gärtner um Metz sind nämlnh säst ausnabmlo« Franzose» und baden sich nur einige denischr Worte angeeiqnet, di« für be» Berkehr mit den Käufern zur Roth ausreichen. Garteu- nnd Obstbau sind bekanntlich um Metz außerordentlich blühend und fortgeschritten; die Liienbahn fährt weithin durch üppige Gärten »b Gemüseselber. Seit der Wiedervereinigung mit Deutschland geht viel Gemüse und Obst dorthin, selbst bi« Berlin, z. B. Spargel. I» Metz versicherte mau mir, die reichere» einheimischen Familien wohnt»» möglichst viel aus dem Lande. Rn», in der Stadt fehlt o« tzeShold nicht au Leben und Bewegung, obwohl die starke Be satz»« sich gerade nicht sehr bemerkbar macht. Der Rückgang im Werth« de« städtischen Grundeigenthum« hat längst ausgehört, die früheren Preise sind wieder erreicht. E« werden zwar nicht viel« Rendanten ausgejührt, aber e- stehen auch keine Häuser mehr lrrr. Manche Familien, welche optirt hatten, sind zurückgekehrt Dt« Bevölkerung ha« sich den nene» Verhältnissen anbequemt »nd sncht die ihr gebotenen Portheile auSzunützeu. Zwei Metzer Herren, Gutsbesitzer, mit denen ich eine Strecke znsainmenreiste. klagten nur darüber, daß jetzt au« Grundbesitz nur noch mit Muhe »iedrige Pachten »o erlangen seien; die Preise der haupiiächlichslen landwirtbschastlichen Erzeugnisse ständen in keinem Verhältnisse mehr z» dem Preise der Landgüter, den Steuern, Löhnen und Gestellung«, koste» überhaupt. Sogar der alle seine Arbeit selbstvcrrichiende Kleinbesitzer könne n.cht mehr bestehen. Doch gaben sie zu, daß eS überall so sei. Freilich, der Bauer bring» diese Ucdelftände gern mit den politischea Verhältnissen in Beziehung. Meine Reisegefährten gestanden auch gern zu. daß di« deutsche Verwaltung schon viel Ersprießliche« für den Ackerbau gethan. Aber e« sehlt noch ein« Hauptsache. Alle Bauern find verschuldet, meist insolqe de« Erbgange- oder wegen Laudankäuse». Sie müssen durch, gehend« 3 Procent Zinsen zahle», wozu „och '/, b,s 1 Proeen« Kosten kommen, während überall der ZinSluß unter 4 Procent gesallen ist. Vermöchte hier die deutsche Verwaltung etwa« zu thun, so würde sie unendlich bei dem meist ganz deutschen Landvolk gewinne». Wäre e« nicht möglich, wie einige Beamten schon angeregt haben, eine Rentenbank z» gründen, welche die 80 bi« 100 Millionen Grunbschuiden übernehmen und die Tilgung in die Zinsen rinbegreilen würde? Freilich müßte dann auch d>e weitere Verschuldung de« Bodens elwa« eingeschränkt werden. Die Bank würde säst ohne jeglichen Verlust arbeilen, denn der lothringer und rlsässrr Bauer ist an pünktliche Zinszahlung gewöhnt. Der Baak aber konn e« heutzutage nicht schwer lallen, sich Geld in beliebiger Meng« z» 3'-, bi« höchsten« 4 Procent zn verschaffen." * Mnn schreibt un« au» Brüssel vom 24. Juni. Pahnut, d-7 Führer der belgischen Slembrucharbeiter, hat gestern eine l».uge Unterredung mit dem Minister de Moreau gehißt, der ibm die bündigsten Zusagen gemacht dnt, daß die von den Arbeitern vorgebrachten Beschwerden Gegenstand ein gehender Erwägungen bilden sollen. — Der vor Kurzem ver- urtheilte Verfasser de» berüchtigten „EatechiSme bu Peuple', De Fuisseaux befindet sich jetzt in Lille und hal einem Berichterstatter de» „ProgrSS du Nord" autsührlich d,e Ge schichte seiner Flucht au» Brüssel zu Pserd über Holland erzählt. * Ein französischer Correspondent, welcher dem chnodinist,scheu Pariser Blntte .Pari«' Uber die Leichen» seier in München berichtet, bemerkt dabei: „Loll ich Ihnen von der HaltungderbayrrischenSolbaten sprechen? Vnrum nicht! Walirhastig. diese Armee ist prächtig. Der geringste keloal zog so ilcainm, so selbstbewußt, mit so militairischem Stolze Volte., dasi es eine Freude z» sehen war. Der Vorbeimarsch de« militeinichc» Trauerzu-.S war bewundern«w-r»d vom Anfang big znm L»>e. Man mun auch ieinen Feinden Gerechtigkeit wider, snhre» lnsieu und hie Bewunderung sür die, von denen ich spreche, derstirkt »nd vergrößert sich », diesem Falle durch den Haß, den ich gegen fie einostnde. . . . Gewiß, nur mu Widerstrebe, vermag ich, Ihne» die Wahrheit zu sage»; allein ich glaubte, die Wahrheit »»irre» Landsleuten zu zeigen, ist nützlich, >o leibst nolbwendig. Ran, ich baue gern an meiner Seite einige unierer Witzreißer von de» Bonleoarb« gesehen, ich glaube nicht, dnß ihre Ansicht von der «einige, wrsch eben gei»el-i> wäre. DaS deutsche Balk ist ei» Volk, Mit de» men rechnen mutz: e« glaub», weun nicht an Gott, so doch an« Baierland, und karin liegt seine Stärke. Ich war der «inzige Franzoie unter etwa jw.inziqiauiead Deutschen: al« der deutsch« Kronprinz »arüderkam, flüsterten sie sich Alle zn: „Da ist er". And e« log in dem ..Do ist er" etwoS Uuüberfttzbare«, datz sch Fhne» nicht «tedergehen kann. Seit dem Tode »»irre« arme, Gawdetta dnben wir leider keinen Mann mehr, von dem da« Bott sage» k«inte: , Da ist erl" . . . Ich lüstete meine» Hut, n»e alle Welt'«üe>» ich habe, da« nersicbere ich Sie, nicht meinen Tbeil au b»« Grntz« genamme», den der Kaiser der Zukunst un« erwiderte.... Man hat i» den letzten Iobren Bauer» oft al« ein Königreich und ei» Beit der Operette b „gestellt. Man must dieien Jrrldum richtig, fielen. Dieie lleule wissen, wn« sie werth sind und wa« sie wollen, »nd da« «nckt eine ungedener« Siäike auS. Sie hoben dem zu- künftsoe» deutschen Kaiser nicht kenetiich zugkinhel», allein sie sind sch»» hente nu« »ollem Herzen seine Unterthaneu. Franzosen, !wir habe» nn« ln Ach« zu »edine» «ad zu wachen!" * In Spanien »st in Folge eine« Gerücht», dnß eine C»«stzhnunfi zwischen Don Carlo« und der regie renden Linie ,m Werke sei. zwischen der liberalen und der conservativrn Presse ein ziemlich rrblNerter Kamps entbrannt. Man erinnert sich, daß beim Tode Also»so'S XU von dcm Plaue einer Heirath zwischen dem Sohne Don Carlo« und der ältesten Tochter de« verstorbenen Königs die Rebe war. Der Zweck, der durch diese Heirath erreicht werde» sollte, ist durch die Geburt de» junge» spanischen König» hinfällig ge worden. Seitdem soll der Papst, der mit Bebauern die neueren carlistijchen Bewegungen bemerke, und thatsächlich der Regierung der Köaigin-Regenlia Christine große Theilnahme enlgegenbringr, sich bemüht haben, Don Carlo« zum Verzicht auf seine vermeintlichen Rechte und zur Anerkennung der bestehenden Erbfolge zu bewegen; hierfür solle Don Carlo« nicht nur nach Spanien zurückkehren dürfen, sondern auch vollständig in die Ehren und Rechte eine« Jnfauteo eintreten und eine diesem Range entsprechende Apanage beziehen. Di« klerikale Presse Spanien«, welche anscheinend da« Gerücht zuerst in Umlauf gesetzt hat» hofft aus da» Gelingen de« Plane«, da der Papst große» Einfluß aus Don Carlo« besitze. Die liberale Presse ist entrüstet, protestirt dagegen, daß der Ur heber der spanischen Bürgerkriege jemals wieder im Laude Aufnahme finde, und erblickt in dem Plaue uicht« al« den Anstoß zur Revolution. Im Deputirteucongreß werdea Inter pellationen über di« Angelegenheit erwartet. Daß Do« Carlo« in Geldnöthen ist, weiß alle Welt; käme bei seiner Ent scheidung über deu angeblichen Plan de« Papste« nur dieser Punct in Betracht, so Wäre die Besorgniß der spanischen Liberalen vielleicht uicht unbegründet. Aber Don Carlo« scheint von der Hoffnungslosigkeit feine« Prätendententhnm« vorläufig noch nicht durchdrungen zu fei». Im Uebrigen wird sich auch die jetzige spanische Negierung hüten, der BolkSstim- mung zum Trotz, de» alten Verschwörer «ud Jutriguanten in« Land zu lassen. * Nach Angabe der „Time«" circulirt «iu Rund schreiben de« höchsten Rath« der Fenier au die ver schiedenen Eentren der „irischen republikanischen Brüderschaft" i« verewigt«» Königreich, dessen Schlußpaffu» wie folgt lautet: ,,G« W daher eine Pflicht, die «tr »»« selber schnlde», nicht aor dl» Anstrengungen der Gladstooe - Parnell'schr» Lomdinatioa zur Sichernng einer parlamentarischen Majorität behns« Annahme dieser Maßregel der kelbftregierung sür Irlu«o al« eia Mittel zuin graßen Ende nicht zu hindern, iondern dielelden, soweit e« in nnterer Macht sieht, zn sördern. E« geschieht, um Ihre Unterstützung sür diese« Unterneiimen zn gewinnen, baß wir Sie jetzt ausioroer», sich zur weitere« Anton und wetteren Opfern für die Sach« vorzudereiten. die »u« so sehr am Herzen liegt. Bon der britische» Oligarchie — Dorie«, Whig« und Radikalen gleichmäßig —» b»e sich verichworen haben, e« zu verhindern, daß Irland die kleinste Abschlagszahlung aus leine gesetzlichen Rechte erhält, ist von Neuem dieser Sache der Krieg erklärt worden. Es Ie> unsere heilige Pflicht, die Machina tionen und Pläne dieser Berichwöruna gegen Irland durch alle nab jede Mittel zu bekämpfen. Sie müssen diese Leute durch Lbatea und Handlungen überzeugen — ein System, da« sich bisher al« sa sehr erfolgreich erwiesen hat —, daß alle Jene, gleichviel wie hoch sie im Leben stehen, die den Bormarich der irische» Nation auf halten wollen, die« mit Gefahr ihres Leben« ihn». Die Action, die Sie zur Erreichung diese- Zweckes zu ergreifen haben, wird Ihne» milgeiheil» werden, wenn die Gelegenheit dafür entsteht." Mr. Davitt giebt sich Mühe, diese« Actenstück al- ei» konservative« Wahlmanöver hinzustellen. Al« wahrscheinlichen Verfasser nennt er einen käuflichen irischen Correspondente». welcher früher Mr. Parnell angebangen, von diesem aber seiner Meinung nach zu kärglich gehalten worden sei. * Die .Kölnische Zeitung' bringt au« London, 23. Juni, die folgende bemerkenöwerthe Mittbeil »ng: Hier sind seit einige» Tagen Gerüchte verbreitet, die von große» russischen Druvpeaznsainmenziehungen i» Bessara- biea und einer starken Verstimmung zwilchen Rußland »nd der Vierte handeln. Ich Hobe diese Gerüchte aus idren Urs..ru»>t hin versolqt, sind« aber ln diesigen unterrichteten Kreisen, die sowohl mit Petersburg wie mit Odessa in guter Füblnnq stehen, eine leb hafte Bezweiflung dieser Meldungen, den»,, ,n> Gegentheil eine zwar versteckte, aber darum nicht minder erkennbare Tendenz bei- gelegt wird. Die Rüsten, die mit der jetzige» Entwicklung der Dinge unzufrieden sind, sehen mit stillem Grolle zu, wie der Einfluß ihrer Anhänger in Bulgarien immer mehr im Schwinden ist und wie andererseits die Pforte «ich geneigt zeigt, den weitgehendsten Wünschen der bulgarischen Regierung »dunlichft entgegenzukommeu. Die Anhänger einer russischen Aciionspolmk veriuchrn e« de-halb mtt erneuien Drodmitteln. indem sie die Fabel von großen Truppen- zulammenjiehunqen in Bessarabien verbreite» lassen und au«- nutzea. So stärken sie einerseits ihre Anhunger in Bulgarien, denen sie aus diese Weise die Möglichkeit eine« baldigen ruisi- scheu Einmarsches nahe legen, während andererseii« d>« Krieg«, urcht die türkischen Minister abdalien soll, dir Freundschaft intt dem unbotmäßige» Fürsten Alexander so groß werden zu lasten. Wie sehr diele Geructue den vnnjlawistiichen Agenten in Bulgarien willkommen sind, beweist unter Anderm die Meldung de« „Standard" au- Sofia, wonach dieselben in den ländlichen Bezirken Bulgarien« die Bauern veranlassen, die Bezahlung der Steuern zu verweigern, indem sie daraus Hinweisen, daß die gegenwärtige Regierung ungesetz- lich sei und daß d>e Russen, wen» sie demnächst in« Land einrückien, die an die Beamten des Fürsten geleisteten Zahlungen nicht aner kennen würden. So ioll Len» auch schon eine Reihe von sieuer- einnehmer» »nd AussichiSbeamien ,n mehrere» bulgarischen Bezirken von der Bevölkerung schlecht ausgenommen und genöthigt gewesen ein, polizeäiche und militärische Hille in Anspruch zu nrdmen. Dem gegenüber wird mir hier aui« Bestiminleste versichert, daß »« gegen wärtig »ichl in den Absichten der russischen Regierung liege, in die Thätigkeit der bulgarische» Bolk-verlretung, welche sich mit der Frage der politische» Forientwicklung de« Lande« beschäftigt, hemmend oder fördernd einzugreisen, insbesondere werden »aä> den hiesigen Nachrichten di» Gerüchte von erheblichen militärische» Borbereituugeu in den südlichen GouvernemealS Rußland« sür gänzlich unbe gründet erklärt. * Gelegentlich de«Beginn« de«fünfzigsten ReaierungS- jahreS der Königin Bictoria bemerkt «in Londoner Correspondent: Wer moctitk sich unterwinden, ln einem kurzen Rückblicke deu I». halt dieses königlichen FrauenlebeaS nnd da« »naehenre Stück Ge- chichtc, mit dem dasselbe aus leitender Höh« verknüpft war. erschöpfend u recapituliren? Nenaundvierz»gJahrtaru«rrrGesch,cht»I ke» gealterten Wellington hat König»» Viktoria o» ihrer Seite ge- eden, al» sie deu Thron bestieg, und jetzt führt der gealterte Giadstone. der damals fast noch ei» Jüngling war, die Zügel in England. Peel, Palmerstoo, Russell und DiSraeli haben ihr gedient und sind dahin gegangen. M>» Ludwig Philipp, den die Februar. Revolution dinwegiegte, verknüpstr die Königin Bictoria das ..herz liche Einvernehmen", da« so schnöde sich wegen der Ipauiichra Doppel- heiralh lüfte; m« Loni« Napnleon führte sie al« BundeSgenoisin den Krimkrieg, der Rußland zu Bode» war», und deute weilt Loni« Napoleon'« Wittw« al« unglückliche Verbannte auf englischem Boden; da« deuische Reich erstand, und der künftige deutsche Kaiser, von ihren Urenkeln umgeben, nennt die Königin Bictoria seine Mutter. Die gewaltigsten Katastrophen vollzogen sich, nnd wo e« Flüchtlinge gab. dir mit zertrümmerten Idealen den Staub der Heimotd von de» Sohle» ichütteln mußte», da fanden sie ans Englands freiem Baden willige Gastfreundschaft. Warum sollrn wir sie in diesem Gedankeagange nicht nennen, die deutschen Dichter Kinkel nab Freiliqrath. de» Italiener Mozzint, di« Ungarn Kostnth und Andrassy welche als Exilanten in England besserer Tage warirlen. nachdem dir Reaktion im Vateklaade sie auSgestoßen hatte? Ob Tories und Whigs wechselseitig um die Herrichoft rangen. England »aor »ud blieb da« Laad der Freiheit, und Königin Viktoria hat mrina!« der Veriuchung nachqegeden, die Macht de, Krone über ,eae Grenze auSzuoedne», welch« dekselben »ich der „giocreichen Revo lution" »ar ias» zw-,hundert Jahren die Bill ok rftrdtt, geletzt halte. Ihr Stolz war e«. die Bolttrechte zu achten, wie st» Achtung sür ihr königliches Recht deanipruchtr, und wenn heule der Engländer von der „alten Frau" aus dem Thron redri, so ibut er cS gew'sterniaßen mit dem Hute l» der Hand, mit einem G-snhlr tie'en Dante« sür dirie weise Herrscher»», welche ihren persönliche» Wille» zu alle» Zeile» dcm uauoaale» Wille» »»tergeordurt hat. errett zu werden. daß die bisherigen Mehtbewillizungeu im Reiche in der Hauptsache durch vir Mehrbedürsnlss« der Militairverwaltung in Anspruch genommen oder, wie Herr Winolhorst sich au«vrückt, ans dem Wege von dem Reich«tag«gebäude nach dem DünhofSplatz« in dem Kriegs- Ministerium bängen geblieben seien. Angesicht« der schwe- dende» Steuerverhandlungea ist eine Untersuchung darüber, inwieweit dieser Emwand thatsächlich begründet ist. aus Grund de« amtlichen Zahlenmaterial- nicht ohne Inter esse. Indem wir nachstehend eine solche Untersuchung, sür die Vergangenheit an der Hand de- Statistischen Jahrbuchs sür 1883, unternehmen, schicken wir voran», daß die Zahlen sür di« Jahre bi« 1883/84 diejenigen der Rechnungen, bezw. der Uedersichtea über die Einnahme» und Ausgaben, dir Daten sür die späteren Jahre diejenige» oer Etat« sind, die erster«» mithin dir Ist-Einnahme» und -Ausgaben, die letzteren die Beträge der EtatSansätz« be deuten. Zu dem Zwecke der Untersuchung gehen wir di« zu oem Jahre 1878/79, dem letzten vor de» Steuerbewilligungen ve« Jahre« 1879, zurück und ziehe» »»nächst in den Krei« unserer Betrachtungen die dauernden Ausgaben de« Reich« »m Ganzen, wir sür vie Verwaltung de« NeichSheere« im Be sonderen. sowie die Entwickelung derjenige» Einnahmezweige. bei denen eine Sleuervermehrung statljand, als» Zölle» Tabak steuer und Slempelabgade. Die dauernven Ausgaben de- Reick-, welch« auch bi- da hin schon in langsamem Steige» geblieben waren und z. B. von 1873 zu 1878/79 um rund 13'/, Millionen wuchsen, teigen von dem gedachte» Jahre ab folgende- stetige- Fort schreiten : 1878,79 1879/80 1880,81 1881/82 1882/83 409 2 416.9 463.3 314 327.8 1883/84 18»4/83 1885,88 1888,87 328 8 344 8 334.2 621 2 Millionen Mark. Die Gesammtausgabe de- Deutsche« Reiche ist in diesem 9 jährigen Zeitraum mithin um nicht weniger al« 2l2 Millionen Mark oder nahezu 32 Procent gestiegen. Unter diesen Au«gaben figurireo, wie wir gleich hier zur Vermeidung eine« falschen Bilde« bemerken, die Ueber- weisungea an die Bundesstaaten, welche für da« laufend« Jahr aus mehr al« l30 Millionen Mark veranschlagt sind. Abgesehen hiervon, beläuft sich die Steigerung auf l5 Procent. Die dauernden Ausgaben der Heeresverwaltung, welche n den zunächst vorhergehenden Jahren nur geringe Schwan kungen gezeigt hatten, gestaltet« sich von 1878,79 ab solg»- dermaßen: 1878,79 1879/80 1880,81 1881/82 1882/83 318.7 313.2 327 344 341.« 1883/84 1884/83 1885,86 1886/87 3S7.3 339.9 340.7 343 Millionen Mark. Die fortlaufenden Ausgaben der Heeres verwaltung sind iu dem gleichen 9jährigen Zetlraume demnach twar auch gestiegen, allein die Zunahme »ft keineSweg« eine tetige, vielmehr bleibt 1886/87 noch immer um 1 Million hinter dem Jahre 1881/82 zurück, welche« den Höchstbedarf ausweist; die Zunahme beträgt auch nur 24.3 Millionen oder noch nicht 8 Proc. Sie bleibt hinter der Steigerung der GesammtauSgabe um 187.7 Millionen zurück und beläuft sich auch nur aus etwa 8.7 Procent der letzteren. 1878,79 bean» pruchte die Heeresverwaltung nicht weniger al- 78 Procent der gesammten ordentlichen Ausgaben, 1886/87 dagegen ur etwa- über 54 Proc. Um das Material nach allen Richtungen vollständig zu »eben, sei noch erwähnt, daß >878/79 die aus den allgemeinen PensionSsonb« übernommenen Mllitairpensionen 16.2 Millionen Mark, vie Ausgaben de- Jnlalidensonv» 32.9 Millionen Mark betrugen, und daß für diese Zwecke in dem Reichkhau-haltS- etal sür da« lausende Jahr 20.6 und 27 Millionen au-ge- bracht sind. Da« Extravrdinariu»» der Heeresverwaltung betrug in dem erstgevachten Jahre 6l.9, für 1886/87 sind vorgesehen 4l 3 Millionen Mark. Da« Ordinarium der Marineverwaltung stellt sich endlich ans 22.7 und 37. da« Extraordinarium auf 39 und 9.7 Millionen Mark, der Antheil der Marine an dem allgemeinen PeusionSjondS aus 0.3 und 0.6 Millionen Mark. Schon aus dem hier witgetheilten authentischen Zahlen material eraiebt sich klar und deutlich, wie ganz unzutreffend die Behauptungen von einem zu der Steigerung der G e s a m m l a u S g a b e n unverhältnißmäßiaen Anwachsen de« Militair- etatS sind. Noch schlagender wird die« der demnächst olgende Vergleich mit der Zunahme der Eiouahmea darthun. Die Älelirbcdürfuiffe für -ie Armee fett 187879. r * Wenn von der Reich-steurrresorn» und de» al- Aus gleich sür die Vermebrung der iudirerten Abgaben herbeizn- führender Erleichterungen dirrrtrr Staat-- und Communal- abgaden die Rebe isi. Pfl^t in de» parlamentarischen Vrrhandlwege» und ia der Presie v»r z» »st der Emwand Königliches Schöffengericht. ' Leipzig, 23. Juni. (Der Brand in der Pfaffen- dorfer Straße vor Gericht.) Wie dereil» au-dem vorläungen Bericht in der vorigen Nummer de» „Leipziger Tageblatt««" ersicht lich geworden ist, fand am gestrigen Tage vor dem hiesigen königl. Schüsiengerichte unter dem Präsidium de« Herrn Amtsrichter Leonbard» die Hauptverhandlung in der aus Antrag de« Herrn Schriftsteller Emil Leonhardi gegen de» vrrontworttichei,Redocteur der „Leipziger Bürger-Zeitung", Herr, Juliu« Oskar Hager hier, wegen Beleidigung anhängig gewordenen Privataoklogesache tat». Die Parteien waren persönlich. Herr Levnhardt zugleich mit seinem Rcch»«beistand. Herrn RechiSanwalt vr. Burcka« II., er schienen. Nachdem der vorqeichriebene Vergleich-Versuch fehl- geichlaqea war, wurde ,n d.e Verhandlung riugetrete». Nach Inhalt de« Eiössuung-beschluste- ist ia de. Rr. 33 der „Leipziger Bürger- Heilung" »om 21. März dS. I«. <» einem mit der Spitz- marke „Ossieiöse Berichte" versehenen Artikel unter Bezugnahme aas die Darstellung über da« bekannte Schaden feuer in der Psasseadorser Straße a» 12. März d. I. dem Verfasser de« Artikel« im „Leipziger Tageblatt" der Bor- wuri der „Liebedienerei gegen die Behörde", der „Banchrutscherei. Schweifwedelei und Heuchelei", der „Gesinnung«losigkeft" »c. gemacht »nd dem gegenüber da« „mannhafte Auftreten' de« Stadtverordnete» Herrn Kaufmann Vogel bei Gelegenheit der Beralhung dr« Lonto „Feuerlöschwesen" im Stadtverordnetea-Plenum verherrlicht und des Weitere» von der Nothwrndigkeit einer „Sesnodnag unserer ver- rottete» Prrßznftindr a s. w. gesprochen worden. Herr Hager bekannte sich nun zwar znm Bersaffer de« incrimi» nirten Artikel«, will aber mit seinen Angriffen nicht de» Artikel im „Leipziger Tageblatt" gemeint, sondern den letztere» erst, nachdem er den seinigen versaßt gedabt und emige Tage nach dem Erscheinen der betreffenden Tageblattt-Nnmmer gelesen haben. Ans Vorhalt de« Herrn Borsitzend«», daß die letztere Behauptung doch höchst unwahrscheinlich klinge, er doch vielmehr gewiß sehr nahe liege daß jeder Redakteur ein Interesse daran habe, di« Zeitungsberichte möglichtz sofort nach ihren, Ericheinea zu lesen, da diese den, wenn Veraltet, he« Interesse« sür ihn entbehren, ver- dlird Herr Hager bei seiner gegentheiligen Behauptung »nd fügte hwzn. daß sür ihn dir Beme>knngen de« Herrn Vogel in der be treffende» Stadtverordneten Sitzung bestimmend gewesen seiend an« ihnen bade er den Eindruck gewonnen, daß be» dem Feuer in der Piasteudorser Straße »chi Alle« in Ordnung »nd da« der Feuer, wedr geiprndete Lob rin überichwengliche« grwesen sei Er Hab« sich daher auch in dem von ihm vrrabsaßte« Artikel ganz allgemein ge- lolirn nnd damit keine Erwiderung des I«grdla>I«-Ar»ikeIt ,m Schilde aesührt, da er letztere», an« er schon behaupte», erst nach Beradsastuag de« seinigen gelesen Hab«. Ans Vordali, daß er also den Bericht «ersaßt Hab«, ohne zu Wiste» oder sich zu vergewissern, wa« an deu bedaapteteu BorstUeu wahr ist, erklärt Herr Hager, daß er sich a« da« von Herr» Bogel in der betreffend«» Stadtv-rordneten-Sitzuag Geäußerte gehalten »uv darnach di, Niederschrift bewerkstelligt dab«. Daß Herr Leonhardt der Bersaffer de« TageblattS-AriikelS sr», bestreite er nicht; er be streit» dagegen, die Absicht gedabt zu habe», Herr» Leanhardt bezw. da« „Leipziger Tageblatt" zu beleidige». DaS Zrngenvrrdor beqan» mit der Besro«»»« des Herr» Vogel. Derselbe deponnt» Folgende«: Er dade sich in der de- trcsftnden Stadtverordneten-Lttznng über da« Fe»er i» der Psaffen- dorser Straße überhaupt nicht »»«gesprochen, I»»h«r» »nr im Allgemeine» über Berichte, in welchen die Leistunge» »nserer Feuer wehr zu Sberschwrnglich erschienen feie»; er Hab» a«ch kein Blatt genannt; mit seiner Meirmag bade er damals auch gleichzeitig di« de« Löschau-schuste« de« Stadtvrrordnrten-Eollegi»«« zum Ausdruck ge- brach». Wa« de» fraglichen TageblattS-Arttkrl anbelange, s» sei dieser im Ausschuß al« -bersch»«,,lich gehalten uicht bezeichnet worde». Lus Vorhalt de« iucrftumitten Artikel« erklärte der Zeuge, er tüuue dazu gar nicht« sage»; »m Siune de« Artikel« habe mau sich jedoch »ou veile» de« LüschauSschusse« nicht aursprcchcn wollen. Der Herr Vorsitzende hielt hieraus dem Herr» Privataugeklagte» »ochmal« da« Eigeuthümliche vor. wie rr uur da» Bericht glauben mache» kvnne, daß ia seinem Artikel «io anderer al« der Artikel in» Tageblatt gemeint seit Herr Hager blieb dagegen bei seiner frühere, Behandlung. Zuvörderst erklärte noch der Herr PrivotaaNäger aus Besragen, daß er vo« keiuer Seite zur Berabsassuag de« Tageblott-Artikel« veruulaßt worde» sei, die« vielmehr ou- eigenem Antrieb »ad zwar au« dem Grunde gethan Hobe, weil in einem hiesigen Blatt in v«. zu- aus den i» Rede st,Hemde» Brand rdotsoche» behanptet waren, die dem wirkliche» Sachhergange nickit entsprechrn. Er sei selbst an der Veaudftättr auwesead gewesen »ad habe sich bebus« genauer Ja- sormatlou au Herr» Branddirektor Döring gewendet. Zeuge Herr Brauddirraor Döring versicherte auf da« Be stimmteste »ud bezw. »uter «orleguag de« betreffeadea osfieielle» Rapport«, daß bei dem fragliche» Feuer kei» taktischer Fehler vo» Seite» der Feuerwehr gemacht worden sei. Zeuge gab eine ringeheud» Darltgnng de« betreffenden Braadfalle« bez. de« Angriff« nnd Fortgänge« der Lascharbeite» und bestätigte de« Weiteren auch, daß die Aenerwrhr-Mauuschaften mit voller Ansopjerung ihre Pflicht erfüllt hätte» »ud daß der Bericht im „Leipziger Tageblatt" voll ständig deu Tharsaibe» eursprecheud adgesaßt sei. Nachdem Herr Redakteur Uhse, verantwortlicher Redakteur de« „Leipziger Tageblatt««", bi« Autorschaft de« Herr, Leoabardt betreff« jeae« Artikel« bestätig» hatte, wnrd« Herr Stadtverordneter Herrmanu al« Zeuge abgehört. Derselbe ist Bewohner de« sraa- liche», vo« Brand« detroffenea Hause« in der Pioffeadorser Straße nub bestätigte, daß seiner Ueberzengnug »och der Branddirektor »nd die Feuerwehr in völlig richtiger Weise vorgrgaugea seit» »ad er Beide» aur da« beste Lob «rldeile» könne. Et erhielt »»»mehr der Nägerisch« Anwalt. Herr vr. Vnrcka«, da« Wort. E« k«»»e, so begann er, sich fragen, ob ia dem ia- crimiuirten Artikel bl»< eioe allgemein» Besprechung der Preßzuftänd« enthalte» oder ob nicht dort» die Beleidigung einer bestimmte» Perioa zu erblicke» sei; sei» Llieat sei vo» Hanse au« davon fest überzengt, daß der deleidigend« Theil de« Artikel« speciell aus ihn gemünzt gewese» set; ober selbst wen» die« nicht der Fall sei» lallte, so sei die Strafbarkeit de« Inhalt« jene« Artikel« zweifellos. Jeder Artikel Hab« eine» Bersaffer, and wen» mau dr» Artikel anareift. da»» greise ma» auch den Bersaffer au; seiner A»sicht »ach sei e« auch juristisch nicht erforderlich, daß der Aageklagte gewußt habe, daß Herr Leonkardt der Bersaffer sei. Die »eitere Frag«, ob sich Herr Hager auf de» ß. 1S3 de« R.-Dtr.-Ges.-V stütze» könne, sei zweisello« zu verueiueu. Es möge uud soll di« Pflicht der Presse lein, eine sreimüthiae Kritik zu übe», aber «ehr müsse »ud dürft sie uicht thua. E« gebe aber bei u»< eine Presse, die jede Regierung, jede Behörde uud bereu HaudluugSwrift herunter, reißt »ad zu dieser Presse zähle da- Organ de- Herr» Privat- angeNagten; säst tagtäglich euthalte e« auch Angriffe gegen geachtete Blätter uud insonderheit gegen da« „Leipziger Tageblatt", und wen» in lneftm Fall« der Kläger eadlich die Hilft de« Richter« i» Au- sprach aehme, so geschehe e«. weil da- Glas einmal -hergelaufen sei. Herr Hoger habe seine Beziehung z» dem Taqeblatt-Arttkel ge leugnet: allem er, der Anwalt, glaube, daß die Lerihcidigung des Herru Privataugeklagtra m dieser Beziehung eine sehr »»glückliche gewesen sei; ob derselbe al« eia gewisftuhafter Redakteur gehandelt, da« zu beurtheileu überlaste er deu Herr«, Richter»: auf sei»« Hand- luog-weise küuue ma» de» Satz auwenden: „Ich kenne de» Artikel de« Tageblattes uicht, aber ich mißbillig« ihn!" Wa- habe oua aber Herr Bogel. »us deu sich der Privataugeklagte i» olle» Stücke» berufe, ia jener Stadtverordneten-Sitzung aa«gesprocheo? Nor etwa« ganz Vernünftige« t Und wa« Hab« der Privatangeklagte au« diesen Worten gemacht ? Er Hobe uicht da« öffentlich« Interesse vertrete», sondern sei in die schwersten Beleidigungen verfalle»; er habe dem Verfasser de« Tageblatt-Artikel«, welch letzterer gar teiue Lobpretsuugeu, sauber» uur Thatsacheu althält, de» schwere» Vorwurf der GefiauuugSiosig- kei». Liebedieneret »ud Bauchrutscherei re. gemacht. Sache de« Herr» Hager wäre e« gewese», heule de, Wahrheitsbeweis auzatrele»; er habe e« aber unterlasse», dogege» sei dem Kläger der Reinigung«. beweis iu eelatautester Werft gelange». Abgesehen vo» de» Depo- sittonrn de« Herr» vrauddirector Düring, vou dem mau vielleicht jagen könnte, daß er Zeuge iu eigener Sach« sei, so werde doch die Llassicltät de« Zeugen Herrn Herrmanu vom Privatargeklagten uicht angegriffen werde» könueu, aur daß dieser sich vielleicht auch iu de» Auge» de« Herrn Hoger al« „bvzaatinischrr Bauchrutscher" gezeigt habe. Die Ausführungen de« Herrn vr. Bnrcka« gipfelte» t» dem Anträge aus «tue entsprechend« Bestrafung des Herr» Privat- aageklagtr». Herr Hager» welcher »«mehr da- Wort erhielt» legte de» Schwerpunct seiner Lertheidigung daraus, daß er die Kemttutß der Vorgänge an« de» Verhandlungen i» der belr. Stadtverordneten- Sitzung und iu-besondere an« den Mittheilunge» de« Herrn Bogel geschöpft habe. Letzterer möge zwar de« Fener« ia der Pfaffen« dorser Straße nicht Erwähauug gethan haben, allein er Hab« doch Einzelheiten heranSgegriffea, welche uur auf diese« Feuer Bezug habe» konnte»: au» deu Worte» de« Herrn Vogel sei hervorgegaogeu,- oder wenigsten« sei dann angedeutet, daß die Berichte darüber schön- särbensch gehalten seien. Die Erwiderungen vom RathStische an« hatten Herrn Bogel in eine derartige Erregung gebrach», daß er ge sagt, er wolle Etwa« erzählen, wa« eigentlich in die nicht öffentliche Sitzung gehöre. L« habe ihm, dem PrivataageNagtcu, der der betr. Sitzung selbst beigewohut, geschienen, daß bei dem Feuer ia der Psaffendorser Straße doch bedenkliche Dinge vorgekomme» sein müßlen. Wie weit nun aber Herr Vogel mit seiner Ansicht im Rech» gewesen ist, darüber brauche er. Hager, sich mit Rücksicht aus die öffentliche Stellung desselben in der Bürgerschaft nicht au-zu- lasten; wenn Herr Loge! sich zn so schwerem Borwurs entschloß, so Hab« er geglaubt, auch die Worte Vogel'« bringe» zu dürfe»; er habe also Da» herou-gegriffe», daß Herr Bogel sich gegen die schön- särberischeu Berichte erklärt hätte. So all» zerfalle der incrimiuirte Artikel ia eine» allgemeinen Theil; in diesem habe er weiter Nicht« gesagt, al« daß schönsärberisLc Berichte todelnSwerth seien Im zweiten Theil de« Artikel«, ia welchem da- „Tageblatt" allerding» genannt ist. sei uicht zu viel bebanptet worden; wenn dabei von „liebe dienerischer Presse" die Rede sei, so falle er damit wieder ia den allgemeinen Theil. Der Artikel wolle weiter Nicht« sagen, al« daß schönsärbrrische Berichte verwerflich seien uud Herr Bogel der Mann sei. der diele Meinung »heile. Wa« freilich die Nägerisch, Partei an« dem Berichte herauslese, da« sei etwas ganz Andere«. Sr bestreite nicht, daß die Feuerwehr ihre Pflicht gethan. er dalte sich nur daran, daß nach den Worten eine« so wohlunterrichtete» Mannes» wie Herr Bogel ist. nicht AllcS in Ordnung gewesen sei» könne. Der Herr Vorsitzende dielt Herrn Hager eia. daß in derselben Nummer der „Bürger-Zeitung", in weither der in- criminirte Artikel sich befinde, einige Seiten weiter ein anderer ent halten sei, der vo» dem Anschluß der Lorstadtdörser spreche und dabei da« „Leipziger Tageblatt" ausdrücklich nenne. E« sei doch ausfällig, daß er behaupte, im iucrimiairtea Artikel da« „Tageblatt" uicht gemein» hobeu zu wollen! Herr Hager bestritt hie« and führte da« za seiner Berth-i- dignng noch weiter na, daß er keinerlei beleidigende Absicht gegrn Herr» Lconhardt, den er bisher gar nicht gekannt, qebabt habe; er bestritt darum auch die Berechtigung desselben zum Strafantrag und verwahrte sich eadlich gegen die Borwürse de« kläqerischca Herr» Anwalt« gegen den Charakter und die Tendenz der „Bürgrr- Zeitung" und daß dieselbe aus Beleidigungen ausgebe; allerdings sprächen einige Proteste gegen ihn, allein er habe die Revision gegen di« bezüglichen Urthe:le angenieldet und t< sei da« Resullat noch fraglich. Am Schluffe seiner Bertheidigung beaatra-te er Frei sprechung. Da« königl. Schöffengericht verurtbeilte Herrn Hager wegca Beleidiguug nach tz. 183 de« R.-Gtr-G zu 30 Mark Geld- straf« evrnt 3 Tagen Haft, Tragung der Kosten und Gewährung der ia A 200 de« R.-Str -G.-B. vorgeschriebenrn Privoiqenuqtduung. An« den EntschriduagSgrüadr» läßt sich in Kürze Folgende« wiedergeben: Da« Gericht bat al- nnzutrrffenv oiiqeiioiniiien, wenn der Privaiangrklagte behaupte, daß sich derArtikcl auiNiemanb beziehe; e« set auch ganz zweifellos, daß nach den thatsächlichen Feststellungen der Artikel sich nur aus da« ..Leipziger Dageblatt" bezieden könne, and zwar «us die Person» nicht au> die Sache selbst: e« würde ebenso gut dem vernntwortltcheu Redacteur di« Berechtigung nicht Hab« «tarsvrochrn werden können, al« Kläger auszutreten, wie dem Ver fasser Herrn Leonhard», beste» Name zwnr nicht genannt, dessen Thätigkeit aber getroffen sei. E« sei ganz richtig, wenn die Presie sreimüthig« Berichte brächte, aber die Berichte müßte» richtiq und uicht groahso« se,u. Die Feu-rwehr dabe nach de« Ermittelten nicht Unrecht,« geida». Der Privatoageklagir hätte den Nochwei« südre» müffan, inwiefern Mängel dervorgetreie, seien; er griff aber mit dem ineriminirten Artikel nicht dlo» di« Feuerwehr, soudera auch den Bersaffer de« Lagrblatt-Ariitel« ou; sei»« Sache war es. zu beweisen, daß hei de» fragliche, Vorgängen »ich» Alle« ,u Ord- uuug gewesen; er hatte da« »llereigeastr Jnttrrff«, die Sache t, da« rechte Licht z» stellr». bevor er deu Bersaffer al» eia«» Mau» vo, ehrloser Gestuuuug biuftelltr. Do« Gericht Hot dt» Beleidigung ,s« «i« nicht ganz leichte ausgesußt, iudrffe» eine Geldstrafe vo, 30 VI al« «tue angemessene Aha dang erachtet, »eil uchtskrtstig. Bvrl seit«. we,s< e« t daldt »rrai selbst de«f daß Glad »-«: Kind Zr», reich« mein i» d Lew 2 jeder »nds «et»; Die, diese» polfti diese, selbst welch Thar r dem Glob sitze« kreis« schrei L.: uima Freu ui» i stell« die S denkt Erd. 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