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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-28
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1886
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Erscheint tä-ltch früh 6'/, Uhr. Ur-artion »»- Lkpe-itirn JohaaaeSgasse 8. APrrchstus-eu -er Ne-«k»»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »er für »te ntchs»f»l,e>»« «»»»er üeftt««te» Jnsernte au S-cheulaaru »iS <t Uhr Nachmittag, a»Gs»—««» Feittagensrütz »iS V.» Utzr. Z» ße» Flliüle« str 2»f.-Limich«e: vtta Riemm, Uuiverfitäwstraße 1. La»«» Lüsche, «athariaeastr. 23. p. uur »t» '/,» lltr. rMger.TagelilM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage L»,«S». ^bonnrmenlsprris Viertels. 4'/, Md. incl. Brmgcrlohu 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pj. Belegexentplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gesalzt) aliitk Postbesorderung 50 Ml. «tt Poslbefürderuug 60 Mk. zIIlernte 6gespaltme Pelitzeile so Pf. Gröbere Lchristen laut uns. PreiSverzeichniß Tabellarischer u. Ziffernlatz nach Höhen» Taris Uerlamen »ater dem RedactiouSstrich dle «grspalt. Zelle 50Ps., vor den Familie nnachrtchten die KgespaUeue Zeile 40 Ps. Inserate stad sielt an die Expediti«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeranllo oder durch Post- Nachnahme. ^-179. Montag den 28. Juni 1886. 89. Jahrgang. Amtlicher Theil. Velmimlmuhim-. Wege» vorzuuebmender GaSrohriegung wird die Stüruberger Stra-a auf der Strecke von der Roßstraße bi« zur JohanneOgasse, einschließlich der Straßenkreuzungen, jedoch ausschließlich der Kreuzung mit der JohanaeSgaffe, von Dieuttag, de« 3S. diese« Monat« «d aus die Dauer der etwa 10 Tage beanspruchenden Arbeiten für alle» ««befugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 26. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. H. S81S. vr. Georgi. Heunig. VrLanutmilchuug. Wegen der Do»»er«tag, den L. J«lt d. I. beginnenden Asphaitirungsardeitrn im SchuhmachergtHche» wird dasselbe von genanntem Tage ad auf di« Dauer der Arbeiten für alle« ««befugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 25. Juni 1886. Der Stath der Stadt Leipzig. H 6787. vr. Georgi. Hentschel. Nachdem die Arbeiten für den Bau der Hauptschleußen in der Schulstraße, Poststraße, Magazingasse und Barfußgäßchen vergeben sind, werden die nicht berücksichtigten Herren Be werber ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 2l. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2300/709. vr. Georgi. Grmgmutb. Assessor. vrrmlethllng. Eine im Parterre der alte« -Neolatschule hier. Nicoiaikirchhos Nr. IS, gelegene Stube, welche vom zeit- berige» Abmiether als LerkausSgewvtde während der hiesigen Hauplmessen benutzt wurde, ist vom L. Juli d«. I«. bez. von einem späteren Zeitpunkte an. anderweit gegen etuhalbjäbrliche Kündig«»- zu vermiethen. Mielhgesuchc werbe» auf dem Rathbausr, 1. Etage. Zimmer Nr. 17, entgegengenommen, auch können daselbst die BermiethungSbedingungen eingesehen werden. Leipzig, am 24. Juni 1886 Der R«th der Stadt Leipzig. I». S751. vr Georgi. Krumbiegel. Anzeige. die öffentliche Prüfung der Hebammen-Schülerlnnen wird Dien-tag 89. Juni vou 2—4 Uhr im Hörjaale de» Trier'schen Institute« Professor vr. Tred«. Die den stattfiadem Vekanntmachung. Im hiesigen Rathhause ist noch die dritte Etage, bestehend au« 6 Zimmern ncbst Zubehör, sür den jährlichen Preis vou 900 ^l zu vermiethen. Näheres RathhauS, Zimmer Nr. 7. Plagwitz, am 25. Juni 1886. Der «emetnde»«rktau». - Uhlig. Bekanntmachung. Anfang Juni 1886 ist in der Gegend von Dürrenbrrg, in Kauern, ein Betrüger ausgetancht, den ich im Betretungssalle zu verhasteo und an daS nächste Amtsgericht abzuliesero bitte. Derselbe nennt sich 8>UM, verkauft al» angeblicher Vertreter der Fabrik von Reidlinger in Leipzig Nähmaschinen, die er auS Leipzig zn besorgen verspricht, und verschwindet mit der erhaltenen Anzahlung, oder auch mit einer alte», an ZahlungSstatt angcnom. menen Nähmaschine. Signalement: groß und schlank, Haar: blond, Schnurrbart: blond, lang und dünn, Anzug: schwarzgrau, Hut: runder schwarzer trägt Rohrstock mit Silderknops. Besondere Kennzeichen: zwei oder meh- rerr große Narben am rechten HinterhalS. Naumburg a/S., den 18. Juni 1886. Der Königliche Erste Staatsanwalt. In Vertretung: Ehreuberg. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 28. Jovi 1886. * Eine der längsten Sessionen, die der Reichstag je gehalten, ist am Sonnabend zu Ende gegangen. Sie währte vom 19. November 1885 bi- 26. Juni 1886, wobei allerdings wiederholt Unterbrechungen von einigen Wochen stattsanden Wenn wir uns die positiven Ergebnisse dieser langen Leit in« Gedächtniß zurückrusen, so entsprechen sie keineswegs der ausgewrndeten Muhe und Anstrengung. Die Session muß zu den wenig fruchtbaren gezählt werden. Von größeren Gesetzen, die zur Annahme gelangten, ist außer dem Etat nur zu nennen: die Erneuerung de» SocialistengesetzeS aus zwei Jahre, die Au-dehnung der Unfallversicherung aus die land» und sorstwirlhschasllichen Arbeiter und die Personen de« SoldatenstandeS, der Bau de« NorbostsercanalS, die Reform der Zuckerbesteuerunq, die Rechtspflege in den deutschen Schutz» gebieten, die Zulassung de« Rechtsweg« in Zollstreitsachen, die Heranziehung von Mililairpersonrn zu Gemeinde- abgadeu und die Militair- und Eivilpensionsaesetze. Dagegen ist die Angelegenheit, welche recht eigentlich den Mittelpunkt der ganzen Session bildete, di« Reform der Branntweinsteuer, sowohl in der Gestalt de« Monopol« al« in derjenigen einer BerbrauchSabgade. gescheites »nd dir Frage der ReichSsteuerresorm zieht sich damit ungelöst in «ine neue Session hinüber. Sehr viel Zeit hat der Reichstag sodann ans Anregungen au« dem Hause verwendet. Wir erinnern nur an Vre Anträge zur Gewerbeordnung und zur Erhöhung de« Urbeiterschutze«, die Einführung eine» BesähigungSnach- weise«, sodann d,e Anträge zur Reform der Jnstizgrsetzgebung, Linsllhruag der Berufung. Entschädigung unschuldig Ber- urtbeilter, Bestraf»»-,«,, Wahldceinflussnnge», ferner di« erregten hochp-lu. scheu Behandlungen, di« sich über ver längern»- der Legislaturperioden, »der die politisch« UM. Weisungen, über den Zengnißzwang gegen Abgeordnete ent- Pannen. Alle diese Anregungen au« dem Reichstag heraus aber, zu positiven Ergebnissen nicht geführt und die viele lrbeit, die darauf verwendet worden, thatsächlich nicht ge lohnt. Immerhin muß anerkannt werden, daß trotz der unerfreulichen Zusammensetzung de« Reichstag« die Maschine der Reichsgesetzgebung noch leidlich und ohne Störunge» zearbeitet hat. Daß auch in der wichtigsten Frage der Session, »er der Branntweinsteuerresorm, trotz de« vollständig nega tiven Ergebnisse«, die Verhandlungen doch die Aussicht aus besseren Erfolg in der Zukunft eröffnet«, habe» wir wieder« »olt dargelegt. * Die Ueberficht über di« Geschäft« de« Reichstag« giebt folgende Zahlen: Der Reichstag war zusammen SSO Lage versammelt. Während dieser Zeit haben 95 Plenarsitzungen, 853 Sitzungen der Abthrilungen und 312 Sitzungen der verschiedenen Commissionen stattgefunden. — Seitens der verbündeten Regierungen wurden folgend« Vorlagen ringebracht: LS Gesetzentwürfe, einschließlich de- Reich-hauShali«. Etat« sür da« EtatSjahr 1886/87 und einet RachtragSelatS, 1 BundeS- rathsbeschlnß, 8 Verträge, 2 allgemeine Rechnungen über den ReichShauöhalt sür die Jade, 1881,82 und 1882,83, 1 Ueberficht der ReichsauSgabeu und Einnahmen für da« Etai-jadr 1884/85. Ferner gelaugten an den Reichstag l Rechnung der Lass» der Ober» Rech»u»gSkammersürdaLLiatSiahrl883k4.1iücr,chtderNe>cheschuldeu. Commission, 2Anträge auIErtheilung der Ermächtiguug zur strafrecht lichen Bersolgunq wegen Beleidigung deSReichstage«, 26 Tcnkschristc». Berichte, Uebcrsichteu u. s. w. — von diesen Vorlagen haben 22 Gesetzentwürfe, der BundeSrathSbrschluß und 8 Verträge die Zu- ftimmuug de« Reichstage« erhalten. Die allgemeinen Rechnungen über den Reichshaushalt pro 1881/82 und 1882/83, die Rechnung der Lasse der OberrechunngSkammer sind durch Ertheilung der Decharge erledigt worden. Die Ueberficht der ReichtauSgaben und Einnahmen für daS Etatsjahr 1884/85 ist durch vorläufig« Ge nehmigung der nachgewiesenen EtatSüberschreitnugen erledigt. Die Anträge aus Ertheilung der Ermächtigung zur strafrechtlichen Ver» solgung wegen Beleidigung de- Reichstage« wurden abgclehnt. Die Denkschriften, Berichte u. s. w. hebe» durch Mittheilung derselben an die Mitglieder, bezw. durch die Beschlüsse des Reichstag« ihre Erledigung gefunden. Drie Gesetzentwürfe wurden abgelednt; unerledigt blieben vier Gesetzentwürse und der Bericht der ReichSschnldrn, Commission. Bon Mitglieder» de« Reichstag« wurde» eingebracht SV Gesetz entwürfe, 8 Interpellationen und 12 Anträge. Zwei Inter- pellatioaen sind von den verbündeten Regierungen beantwortet worden, dt« Beantwortung der dritten dagegen abgelehut. Bon den vorgeschlagene» Iaitiativ-Gesetzentwürseu haben 6 die Genehmigung de« Reichstags erhalten, 3 find abgelednt, über einen ist zur Tagesordnung übergegangen, unerledigt bleiben II, worüber tüeilweise LolnniissionSberlchte vorlirgen, Ami den Anträgen, welch« Gesetzentwürse nicht enthielten, habe» X dar» Pdnarberothung ihre Erledigung gefunden, 5 bleiben unerledigt — Die Zahl der eingegangenen Petitionen beträgt 17,535. Die» elben dertheilen sich aus folgende Gegenstände: 10.337 betrasen daS Branntweinmonopol, 993 d>e B> anntweinstcuervorlage, 795 betreffen Arbeiterschutzgcsetze, 680 Abänderung der Gewerbeordnung, 661 die WädrungSsrage, 734 Einschränkung de« HansirhandelS, 28 Aushebung de- Impfzwang-, 45 Gewährung von Inval idenbeiicstzien, 75 Abände rung der LoncurSordnung, 624 die Einführung obligaiorischer Legi- timationSpflicht sür alle gewerblichen Arbeiter, 15 Abänderung de- ReichSbeamtengesetze«, 85 die Entschädigung unschuldig Vrrurthrilter, 326 die Besteuerung de« Zuckers, 63 den ServiStaris, 34 betr. Maß regeln gegen die Trunksucht, 647 den Wollzoll, 66 den Eingang- zoll aus Käse, SIS Einführung laudwirthschastlicher Schutzzölle, N6 da« Tödten der Schlachttbiere, 662 verschiedenen Inhalt-. Diese 17,535 Petitionen haben die folgende geschäftliche Bebaiitliing erfahren. L2 find dem Herrn Reichskanzler überivi-siii, 13 sind durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt, 12,017 sind durch Be- ichlüsse d«S Reichstag- sür erledigt erklärt, 1191 zur Erörterung im Plenum für nicht geeignet erachtet worden. 1 Petition wurde zurückgezogen; 2414 Petitionen, worüber 10 Commission-berichte voriiegen, konnten nicht mehr im Plenum zur Berhandlung kommen und 1877 sind wegen zu späten Eingang- auch in der Commission nicht inehr bcratben worden. Die Commisstonen haben 56 schrift liche und 46 mündliche Berichte erstattet. — Bei den in der lausen de» Session stottgehabten Wahlprüfungen wnrde die Wahl von 24 Mitgliedern sür giltig, eine Wahl sür ungiltig erklärt. Gegen wärtig sind drei Mandate erledigt. * Die schon früher sür Kamerun erfolgte Anwerbung von Unterofsicieren der preußischen Armee ist nunmehr auch aus Neu-Guinea ausgedehnt worden. AiS Zweö dieser Anwerbungen wurde sür Kamerun die Uebernahme dc- SicherhcilS» und PolizeidiensteS durch diese Unterosficier« be» ^eichnel. Specielle authentische Mittheilungen über die Art ihrer dortigen Verwendung und die Ausdehnung ihrer Aus gaben, namentlich aber darüber, ob ihnen etwa auch eine Ausbildung von Eingeborenen für den Sicherheit»- und Militärdienst übertrage» worden ist. liege» noch nicht vor Nach Neu-Guinea ist den für dort angeworbenen Unter osficieren Ende vorigen Monat« ein angeblich mit der Leitung der Expedition (?) betrauter Hauptmann Dreger vorauSgercist. Die Uebersührung der angeworbenen Unterosstciere, darunter zwei von dem Fußarlillerie-Bataillon der Festung Spandau, nach Neu »Guinea wird über Hamburg iu dieser Woche erfolgen. * Wie daS .Elsässer Journal' meldet wird nunmebr die Stadt Straßburg, wie die anderen Gemeinden Elsaß Lothringen«, zur Wabl eine« GemeinderatheS berufen werden. Die Wahlen finden am 10. und 11 Juli statt Der amtliche Ausruf an die Wähler aller Gemeinden wird unverzüglich erscheine». * Der Leiter de« Rauhen Hause« zu Hamburg, Herr Wichern, hatte sich dem Vernehmen nach vor geraumer Zeit an da« preußische EultuSministerium gewendet mit dem Ersuchen, ihm Unterstützung zu gewähren sür die beab sichkigt« Einrichtung von Curse» sür innere Mission Uebrr diesen Antrag hat sich da» CulluSministerinm mit dem Oderkirchrnrathe und den Consistorien i»S Einvernehmen gesetzt und ist zu dem Entschlüsse gekommen, da« Gesuch nicht zu gewähren. Die angcstellten Eröter,mgen haben zu der Erwägung gesübrt. daß e« wobl besser wäre, solche Eurse in Preußen selbst rinzurichlen. BorauSsichtlich wird damit in Berlin und in Hannover begonnen, mit den Eonststorien dieser beiden Orte sollen auch schon verhand lungen im Gange sein. * Auch in de» Kreisen der Mehrheit im österreichische Abgeordnetrnhause giebt sich Unzufriedenheit mit den geringen Resultaten der verflossenen Parlamentsskision kund Der .EzaS" bespricht den adgeiausrnrn SessionSabschnitl de« ReichSratbe« und gesteht, daß der Mangel an positiven Resul täte» der parlamentarischen Tbätmteit allgemein einen uner- srrnlicheu Eindruck, riarn gewissen Drgout bervorgerusrn habe Bei der Majorität herrsche, wenn auch keine Zersetzung ein -«trete» ist, doch iu Fol-e der Verstimmung der eiuzelneu iactore» keine Harmonie. Der ,Eza»' sagt hieraus, daß die polidarität der Majorität nolhwenkig sei, daß aber dieselbe anläßlich der Abstimmung über de« Petroleumzoll durch die Absenlirung zahlreicher Polen stark alterirt erschien. DaS polnische Blatt fordert eine engere Verbindung mit der Regie» rung, verlangt aber auchvon der ietzlerenein offene«.vollständige» Einvernehmen mit der Majorität, wa« bisher Unterlasten wurde, indem die Ernennung de« Unterricht-minister« zur lieber» raschung der Majorität erfolgt sei und ein Gleiche« bezüglich der Ernennung de« Handel-minister« brvorstehe. Wenn bei Cabinet«-Ergänzungen die Majorität iguorirt werde, so sei die« um so beunruhigender, al« dann ohne Wissen der Majorität ein« völlig« Aenderung de- Systems sich voll ziehen könnte. * DaS bereit» telegraphisch im AuSzuge mitgetbeille Manifest de« Grasen von Pari» lautet wörtlich: Gezwungen, den Boden meine- Laude« zu vcrlassin. cidcbe ich >m Namen de« Rechle» Einspruch gegen di« inir aiigclhane Gewalt. Leitrnschasllich dem Bnterlande ergeben, daS die Unglückisälle mir nur noch iheurer gemacht, habe ich hier bisher gelebt, ohne die Gesetze u verletzen. Um mich von deniselben lo-zureißen, wählle man den lugeublick, wo ich znrückk hrl», glückliw, ein neue- Band zwischen Frankreich und einer besreundeie» Nation geknüpsi zu haben. Jnvcm mau uiich vertreibt, rächt man sich an mir wegen der 3'/, Millionen Summe,i, die am 4. Ort. die Fehlgriffe der Republik vernrtbeilt habe». Mau sucht Diejenigen emzuschüchlern, welche sich mit lebe,» Tage mehr von ihr lossagc». Man vcrlolgt in mir da» monarchische Priiicip, da« von Demjenigen, der e- in so edler Weise bewahrt halte, mir übertragen worden ist. Man will von Frankreich da« Hauot der ruhmreiche» Fam>I-e entfernen, welche da« Land neun Jahrhundert« hindurch >n dem Werke seiner nationalen Einheit regierte und, mit dem Botte in guten und ichlechlen Tagen v-reiut, dessen Größe und Wahlcigehcn gründete. Man hofft, die glücklich«, friedliche Regierung Ludwig Philip»'«. die neuer« Zeit, t» »elcher mein Bruder, meine Oheime, nachdem sie unter den Fahnen gekämpft, in den Reihe» der tapsern Armee loyal gedient haben, sei vou Frankreich vergessen. Diese Berechnungen werde» durchkreuzt werden. Durch Ersahruug belehrt, wird Frankreich sich weder über die Ursache, »och über die Urheber der Uedel täuschen, woran e< leidet. ES wird erkennen, daß die Monarchie, traditionell durch ihr Princip, modern durch ihre Ein» richiungen, allem Abhilfe schassen kann. Nur diese national« Mon archie, deren Vertreter ich bin, kaun die Männer der Unordnung, welche die Ruhe des Laube« bedrohe», zur Ohnmacht verdamme», die politische und religiöse Freiheit sichern, da» Staatevermöge» Herstellen, nur sie allein kann unserer demokratischen Gesellschaft eine starke, allen offen stehende, über den Parteien erhabene Regie- rung geben, deren Beftindtgkett sür Europa «iu« Vürgschast bau, in- den Frieden« ieia wird. Meine Pflicht ist, ohne Rast tür dieicS Wert de« Heilt z« wirken. Mit Gölte- Hilfe und der Mitwirkung Aller, die meine» Glauben a» die Zukunst theilen, werde ich es voll- fübr»». Di« Republik hat Furcht; indem sie mich trifft, weift sie auf mich bin. Ich habe Vertrauen zu Frankreich; in der Stunde der Entscheidung werde ich bereit sein. Lu, den 24. Juni 1886. (gez ) Philippe, Graf von Pari». Die Abfchiec-rede des Prinzen Victor lautete: Meine Herren! Ich danke Ihne» sür die Beweise Ihrer Sym pathie. Sie erwarte» von mir nicht ntle Proteste gegen die Maß regel, die mich trifft. Ta- gegenwärtige Regime ist durch seine Un- idigkcit, zu regieren, zum Proscribirc» verurtbcilt. Ich beklage und wunde.« mich auch nicht darüber. Ich bin sogar der Republik zu Da»ke verpflichtet, weil sie mit ihren Gcwaltthoten so lange zurückgehalten hat, daß ich i» den Reihen der sranzösiichen Armee Hab« dienen können. Die Verbannung wird nicht meinen Glauben au unsere Sache erschüttern, sie wird mich nicht ver hindern, ihr mein Leben zu weihen. Trotz der Entsernung. trotz aller Ungerechligkcitcn und Bitternisse werde ich den Priiicipien des Kaiserreich- treu bleiben, wie Napoleon l. und III. sie ans gestellt haben, wie der Prinz sie befolgt hat, dessen Heldenthum Sie bewundern und Lesse» Tod ich beweine. Dies« Pruicipiea find die Ihrigen; sie sind durch Volksabstimmungen bestätigt worden. Heute wie im Beginn de- Jahrhundert« bedeuten sie: Sonveränetät de-Volk-, Dauerbarkeil und Friligkcit der RegierungSgewalt, Gleich heit der Rechte, Achtung vor den religiöse» Bekenntnissen. Frieden unter den Bürgern, Organistrung der Demokratie. Seien wir guten MutheS, meine Herren! DaS Volk hat schon durch glänzende Bei spiele gezeigt, daß die Beschlüsse der Beisaminlungen und die Ber- bannungsgeietze es nicht ausvalten, wenn e« cntichlossen ist, seinem Willen Gehorsam zu verschaffen. Jtt> lebe der Zuversicht, e» werde mir die Thore Frankreichs wieder öffnen. Mit Gotte« Hilf« werde ich, wenn die Siunde der große» lirisen schlägt, den Pflichten »ach- kommen, welche mein PalrioliSmuS mir vorschreibt und mein Name mir auserlegt. Aus Wiedersehen, meine HerrenI * Die echt republikanische Säuberung teS BerwaltungS, personal« in Frankreich wird fortgesetzt. Abgeordnete der drei Gruppen der Linken haben sich zu Herrn de Frrycinct begeben, um bei ihm auf die Nothirendigkeit einer Säuberung de» Lcrwaltungpcrsonal« in allen öffentlichen Diensten zu dringen. Die Vorstände der drei Gruppe» sind zusammen getreten und baden drn Bericht ihrer Delegirtrn entgegen geiioininen. Diese letzter» ballen dem Conseil-Präsidenten erklärt, daß e« nicht im Wunsche der Deputirten liegt, die sämmtlichen kleinen Beamten zu beunruhigen, sie fordern nur, baß die höheren Beamten ohne Ausnahme au- den ver» schielenen republikanischen Gruppen gewählt werden. Der Conseilöpräsident hat geantwortet, daß dieser Theil seine» Programm« stet» Gegenstand der Aufmerksamkeit der Ne gierung gewesen, welche entschlossen sei, denselben mit der für den geregelten Gang der Verwaltung erforderlichen Vorsicht durchzusüliren. Der ConseilSpräsident hat bervorgehoben, daß beispielsweise die Autorität der Präjectc» bereit« aekrasligt wurde. Tie Vorstände der drei Gruppen haben die Erklärung de« Herrn von Frehcinet a>1 acUr genommen. * lieber die Jnangrisjnahnic der vor einiger Zeit be schlosienen Befestigungsarbeiten am St. Gollbard wird Ler ..Neuen Züricher Zeitung" au» dem Canto» Tessin Fpigrildr« geschrieben: „Tie Expropriationen sür die Brsesti« auugSarbeiteil aus der Südseite de« Gotthard« wurde» Oberst Am Rhyn von Luzern übertragen, welcher bereit- als Com- »ttssar sür die Expropriationen der Gotthardbahn bekannt ist. Es scheint, daß man die ersten, aber weniger bedeutenden Arbeiten aus de». St. Giacomopaß (Höbe 23l5 Meter) am Ende de» Formazzathale« aus der rechte» Seile de« Bevrettotbale« her» zustellcu beabsichtigt. Sodann werden bei Airolo. westlich von dem Dorf« aus dem Plateau, welche- da» Desilv von Stal vetro beherrscht und drn Einganq des großen GotlbarvlunnelS schützt, bi« großen Werke von hauptsächlicher Bedeutung au»- gesührt. sie bestehen au« einzelnen getrennte» Werken, welche eia einheitliche« und zweckmäßige« System bilden. Außerdem beabsichtigt man etwa- in der Nähe de- Gottbardhospizc« (Höhe 2100Meter) zum Schutze jene-wichtige» Alpcnübergaiige« berzustellei». der trotz dem Durchstich de-Berge» nicht aushört.von großer Bedeutung zu sein. Dort beabsichtigt man zurErinnrrung an ^Surearatk Victor- ein Werk auszusuhren. von wo au« man da« untenliegende Val Tremola beherrscht und den Durch gang hindern kann. In der Näh« des Dazio Grand« scheint man kein« Bestigunge» »lege» zu wolle», da e« scheint, daß der Monte Piottino von Natur au» schon eine wirksame Vertheibigung-stcllung bietet. Da Übrigen« die Schlucht von Statvetro und da« Plateau don Madrano in vorzüglicher Weise da« ganze Tbal beherrschen, so scheint e« mir, daß man» um jeder Eventualität vorzubeugen. auch noch einige weitere Puncte befestigen sollte. Immerhin seien diese Fragen dem Ürthril unserer KriegSodersten überlassen." Preußischer Landtag. Abgrordneten-Hanö. 94. Ettzuug vom 26. Juni, 11 Uhr. Die Bänke de« Hause« sind sehr schwach besetzt. Der Gcsetzenttouri, betreffend die Berechnung der Dienstzeit von Beamten de« Knnst- gewerbe-Musenm« zu Berlin, sowie die Novelle zur Ki»cheagemetudr- und Synodalordaong sür die sechs östlichen Provinzen paisirea unverändert die dritte Lesung. Zur dritten Bcrotdung de« Gesetze« über die Cantongesängnilse iu der Rheinprovinz beantragt der Abg. Mooren (Lentrum), den ». 5 der Borlage, wonach die Slrasgeldcr der StaalScasse zuflicßen solle», zu streichen. Abg. Lehmann (Lentrum) schlägt vor, dem Provinzialverbaad der Rveinprovinz als Ersatz sür die entzogene Ueberweisung der gerichtlichen Strafgelder eine jährliche Rente von 120,000 ^l zu gewähren. Abg. v. Eynern (nat.-Iib.) befürwortet die Gewährung einer jährliche» Rente von 60,000 Die Anträge Eynern und Lehmann werden abgelehnt. Bei der Abstimmung über den Antrag Mooren, welche eia« nament- liche ist, ergiebt sich die Beschiußunfähigkeit de« Hause«, da nur 193 Mitglieder anwesend sind. Nächste Sitzung: Montag 11 Uhr. Tagesordnung: Interpellation wegen der Ueberschwemmnoger» iu Hannover und Sachsen, Petitionen. Schluß 1'/. Uhr. Verein für Feriencolonien. Leipzig, 26. Juni. Der sür de» Sommer 188L er- iattete Bericht de« Bereit»« sür Ferien-Colonien zn Leipzig zeigt wiederum, welche wobiwoilende Theiinahme ocn Fericncoionien von der Bevölkerung unserer Stadt rnt- geqengebracht wird, und zugleich zeugt auch dieser Bericht davon, wie nutzbringend die Unterstützung de« Verein« wirkt, wie daber die materiellen Bethiisen nur zum Wohle unserer bedürftigen Jugend gereichen. E« kennten statt der I3l Kinder im ersten Jahre 1880 und der 509 im Vorjahre im Jahre 1885 660 Pflegtinge von dem Verein mit einem Auswande von 2l,l05.51 .F versorgt werden. In der Beschaffung de« Gelbe» ist der hiesige Verein, wie der Bericht erwähnt, überhaupt günstig gestellt. Es konnten im Jahre 1884, wie erwähnt, 509 Kinder verpflegt werden, d. i. 1 Kind aus 3l5 Einwohner (Dresden z. B. nach der mühevollen Statiflik de« Herr» Stadtratb Röstet in LandSberg l aus 630, Berlin 1 aus 244l re.). Der kiesige Procentsatz wird von kauin einer der großen Städte iibertrosscn, auch von Hamburg nicht, welche m Deutschland die früheste war. sondern nur von Elberfeld und Barmen, welche die wohlfeileren Stadt-Colomcn bevorzugen (t aus 202), sowie von Düsseldorf. Die Kosten der Verpflegung werden zum allergrößten Thcile ausgebracht durch Sammlung reiwilliqer Gaben. Die Ferien-Colonien waren von Anfang an ein Werk freier Miivthätigkeit und sind e« geblieben. Zu» chüsse au« den städtischen Sleuergelder» sind bisher nicht er beten worden, und ebensowenig bat die Stadtverwaltung ge wünscht, irgend einen Einfluß aus die Einrichtung der Ferien- Colonien zu üben. Außergewöhnliche Veranstaltungen, um die Einnahmen zu erhöhen (wie Bazare, Festlichkeiten und dcrgl.) sind vom Vereine selbst seit seinem Bestehen nicht au»- gegangen. Dagegen haben wiederholt »n liebenswürdigster Weise Vereine und Einzelne die Erträgnisse von Concerten und Ausführungen aller Art den Ferien-Colonien al« Geschenk überwiesen. Ter Bericht erwähnt nun, mit welch großer Sorgfalt die Auswahl der Kinder geschieht. Von 904 untersuchten armen Kindern erhielten die Schwächlichkeit« - Censur 1 (höchst be dürftig) 7 Procent, 1—2 2l Procent, 2—> 30 Procent, und 2 (bedürftig) 28 Procent; in Summa: 86 Procent. (Die übrige» 14 Procent waren minder bedürftig.) Aufnahme finden konnten vou den 904 nur 594 oder 66 Procent Ueberbaupt wurden im Jabre t885 wrgqeschickt: in 3 Soot- bad-Colonien 59 Kinder, in 2 sog. Ruhe-Stationen im Gebircz« 5t Kinder, in 10 geschlossene Äerg-Colonien 276 Kinder, in die vertheilte Colonie Echöncck 22 Kinder, in 7 Stadt- Coloitieu 182 Kinder, in Privatpflege waren 4 Kinder, freie Fahrt zu Verwandten im Gebirge hatten 6 Kinder nnd die 3 Colonie» sür Bcmitleltezählten 60lheilnehn,er. inSumma 660. Nicht besonder« gezählt sind hierbei diejenigen Reservisten, welche in einige sreirewordene Pläye sogleich zum Ersatz ein gestellt wurde». N»nml man hinzu, daß zwar die bei Weitem meisten Kinder ganz aus Bereinskosten reisten, sür einige aber verschieden hohe Beiträge von den Eltern, ja für i.lanche von den Ettern oder guten Freunden voller Kosten- crsatz geleistet wurde, so ergiebt sich in der Thal ein überaus bunte« Gcsammtbitd, und e« ist erwägenSivertb, ob nicht kleine Beschränkungen dieser Mannigfaltigkeit ratbsam sind. Ter Bericht ergebt sich »unmebr in Einzelheiten der Verpflegung, aus weiche wir nicht weiter zurückkommen können. Er schließt mit einem berzlicben Dank an alle Förderer de« Unternehmens, die hoffentlich sich iu diesem Jahr« recht zahlreich vermehren. Musik. * Leipzig, 28. Juni. Tie ungarische Zigeunercapelle Benezh Ghula giebt heute Abend da« letzte Concert im Bonorand'schen Etablissement. Die zahlreiche» Freunde der Zigeunermusik werden sich gewiß da« Abschied-concert uicht entgehen lassen. Leipzig, 27. Juni. Ta« Sommersest de« renommtrten Gesangvereins „Phönix", da« gestern Abend im Etablissement Bonorand ftatlfand. ward durch >-in wohigeiungene« Concert eröffnet. Unter der «eich ckle» Lettung seine- Dirigenten, de« Herrn «arnahl, löste der Chor scmc Ausgaben mit gewohnter Bortrcfflichkeit. indem er durch die Wiedergabe von aemijchte» wie vou MäanerchSrea zu gleich den besten Bewei« von seiner Vielseitigkeit adlegte und sich nach beide» Richiu».,en hin ourch Prccision, wie Lurch seine Schatttrni'gen ulicz-ichiirte. Allerdings batte der Benin von schwereren L.usgabk i abgesehen, indem da« Programm nur der leichten Unterhaltungsmusik gewidmet war. Bon den gemischten Chören, von Hamma. Ada»,
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