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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-04
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1887
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40 »>- i- r- L- »- 7.7» lfL' b'/.. ow- 8pe- i»ck« pril- ^°ll r.ooo »oft mvler invser lupser inpkr ufdrr adle». ' voa »eile mpser ' von Sr»»". .rlu": mpsrr Vrscheinl täglich früh 6'/, Uhr. Re»arti«n und LrptöM»» JohanneSgaffe 8. Sprechstulldru der Kedsctio»: Vormittag- 10—IS Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. M dt« Ntta,»d« »ich« Och d» NedLctt«n »ich« »«rdadUch. Am«ah»e »er für »te «itch*f»l,e«Se Nummer bestimmte« Inserate a» Äocheatagen bis 8 vtzr Nachmittaa», in Sou«- un» Festtasr«früH bia'/,» Uhr. Zn drn 3ilialrn für 3ns.-Lnuah«e: vtta Ule««. UniversitütSstrabe 1. Louis Lösche, gathariaeustr. L3 pari. o. KSnIgSplatz 7» nur bi» '/,3 Uhr. cipMcr tzz. Amtlicher «Theil.^ In, Monat Februar lfd. I. erlangten da» hiesige Bürgerrecht: vodrnftei». Albert Julius Adolf, Kaufmann, VuschrnSarf. Wilbelm Auqust, ProductenhSadler» Kassel, Friedrich Anion, Weinhäudler, Vhrig, Friedrich Christian, Fechtmeister, Fick, Carl Johanne» Christian, Tischler, Gelhhar, Heinrich Ernst Robert, Restaurateur. Geyer, Carl Moritz, Kaufmann. Sah», Jacob. Kaufmann. Häusel, Julia» Hermann, AmtSgerichtSdleaer, Hemol», Johann Carl, Maschinenbauer, Herling, Waldemar Ferdinand Huao, Lischlergeselle, Herr«an«, vr. Bernhard Oskar, Real^Symnafiallehrer, Heyne, Ernst Hugo, Korbmacher, Hoffman», Friedrich August. Leberecht, Tischler. Horn, Emauuel Ludwig, Lylograph, »roch, Franz Leopold Wilhelm. Kaufmann. Liebiag. Joyaua Ehregott, Flaschenbierhäudler, Meyurr. Wilhelm Adolf, Stadtsteuer-Affistent» Meyer. Simon, Kaufmann. Llicuttu, Theodor, Eduard Philipp, Architekt, Rade. Conrad Max Friedrich. Kürschner, Ranirsch. Gustav Theodor, Morkthelscr. Richter, Gustav Adolf, Rathsdiener, Richter. Paul Fürchtegon. NaihSdiätar, Tchroeter, Wilhelm Gustav. Schutzmann, Terhausen, Arno, Haus- und Fuhrwerktbrsitzer, Lirvers. Carl Friedrich, Tischler, voiqtiäuder. Carl Otto, Kaufmann, litzoiff, Mendel, Kaufmann. Ausschreibung. .Zur re» Schlacht- „nd Viehbos werden dir FuflwrgSberstellvag- > Arbeiten schließlich des Platteabelag» hierdurch ösfciittich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind im Schlachihosbaubureau an der Kaiserin August« »Straße gegen Zahlung von 0 5 er hältlich. Tie Angebote sind »iach Maßgabe der bei den Unterlagen icsindl: L>"> Vorschriften zu behandeln und bi» znm 15 März >887 Vorunttag» 1l Uhr bei der Nuntiatur de» RathhauseS abzuqcden Wir behalteii uns die Au-wahl unter den Bewerbern, b.-zm. die Theilung der Arbeiten, sowie vieAblebnung scimmt> Iicher Angebote vor. Leipzig, den 28. Februar 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. 1s 376. vr. Georgi. Moritz, Architekt eiu- VekanntMchuug. Die von un? am IS. Januar d». IS. zur Submission miSzcschr,ebene Grundstückseinfriedibung der Betriebsanlage i»r die Wasserleitung bei Naunhof ist vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Submittenten werden ,)i:rm>l ihrer Angebote entlassen. Leipzig, den 25. Februar 1887. Der Rath der Stadt Is 885/172. Hehler. Krumbkegel Vekannlnmchuns. Die Licsciung der Glaser- und GaSleilungSarbeilen zum Nmbau de« PredigerwohnbauseS am Nicolaikirchhof ist von un» vergeben und werde» die unberücksichtigten Herren Sub mulciiten ihrer Angebote hiermit entlasten. Leipzig, den 26. Februar 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 527/16S Hetzt« r. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Pflasterungen verschiedener Straßen auf dem Areale oc» früheren Kohlenbahnhos», sowie der Straßen beim Arndt Platze sollen vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau - Verwaltung, Rathhau», v. Stock. Himmer Nr. 14, au» und tonnen daselbst eingeseben resp. entnommen werden Bezügliche Osserten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung tu deu Ltraflen aas de»» vor» maligen Kohleubahnhofe u. f. w." versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 14. März 1887 Nachmittag« 5 Uhr einzureiche». Der Rath behält sich da« Reckt vor. siimmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 24 Februar 1887. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 42V. Straßenbau - Deputation. OeUentlieke üanäekletiranstalt. Die AumeliiiMK von S»ncklnn»»ledr»upen, velede lwwiueud« ü.rern io äi» krüd- oder bi»edwitt»L»curse <I«r Lebrlluxs- »dtdeilunx eiotreteo solleo. erbittet sied der voterreieduete io der 2eit: ram 14. dt, mit 17. Ultra, Vorwlttar» eov 11—18'/, Tdr, iromö^Iiok uoter pewüollodor Vorstellung/ cker Xnaomeldenden liirek ihre Herren Lriocipsl« , IV/idreoä der zedacktoo 2eit verdeo «tocd Aviuelduvgsu kür len eiosÜkrtU«» tnehMtsseosednttlteden knrsus vuuweev U n,'Mweo, ao welchem siek llaiidliuurelebrliaxe detkeili^en .»nvso, die im öeeita« doo LengniW«, Öir dis ni»eo»ed»ltlichs I!e!»dig/ooK rum LinjLdrin-VreiMilli^eodieust« sind, voterriebt 10 8tuodeo vöekeotlieh. oehahzetd 80 ^l l-eiprix, üo llärü 1887. O«»rl Voltrn«, virsetor. VekamttMch««-. Bei dem uaierzeichoelen Gemkiaderalh« stad am I. April 1887 i»ei neubegrüodete. mir je 785^1 SehaÜ, 80^» Bekleiduiigsaeld und löv^ «oh»u»s«.Eutschüdigmq dattrtr Och,tz«»„»ste»e, zu besetze». Geeignete Bewerber »it »nr »»«»ßlichep gewissen — ge. weseoe Militair», welche die llalerosficicremarge eaaagt haben, erhalte, de» «or»,g — haben Gesuche »»irr Beifüg»»g von Lebe»», laus und Zeuguistea bi» VN» IS «ir, 1887 »nha: einzureiche«. «odl>« bei Leipzig, de» 3. Mörz 1887. r«r G«t«,»»«r»ltz. Si»ger. E«h»dr. Anzeiger. vrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Arettag dm 4. Mürz 1887. Auflage L»,7»«. Hbonnrinrnssprkis Viertels. 4'/, Mlr >»cl. Brinaerlohn 5 Mt, durch di,- Post bezogen 8 Mt. Jede riuzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar IO Pf. Gebühren für Extrabeilagen In Tageblatt. Format gesalzt» ohne Pvildcsbrdi rung 60 Ml mit Poftdesorderuag 70 Mt Znsrratr Kgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer o. Hiffernsotz nach hührvm Tar,' Leclameu unter dem Nedactiousstrich die Igespalt steile 50Ps., vor dcnAamllic>rnochrichtr u die «gespaltene geile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Az/pedition u senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prsenlimvr-mdo oder durch Post Nachnahme. 81. Jahrgang. Aicolai-Sqmsa-um. Aofnahweprnsnn, der für Lext» «»gemeldeten Lonn«0env, den 5. März d. I.. früh 10 Uhr. Papier und Feder sind mit- zubriugeo. Leipzig, 26. Februar 1887. vr. Bekanntmachung. «»«naben», »en ü. «ärz 1887, v»r«ltt«,» 1» vtr soll im Niederlage. RevifioaS. Bürean de» unterzelchaetrn Haupt- zollamte» eme Kiste, br. 88.0 Kllogr., enthaltend weiße» uogemuftertrS rr. Hohlgla« (Lylinder für Grubenlampen.) öffentlich unter deu im Termin bekannt za gebenden Bedingungen versteigert werden. Leipzig, am 24. Februar 1887. Königliche« Han»t-st»>»A«t. Nathusiu«. Nichtamtlicher Theil. Zur neuen Neichstagssesston. Wir stehen an einem Wendepunkt der Entwickelung Deutsch lands, die Zeit de» zeitraubenden unerquicklichen Partei- gezänkeS ist vorüber, und eine Periode ernster fruchtbringender parlamentarischer Arbeit beginnt. Nach einer Reihe ver geblicher Versuche, eine nationalgesiuute Mehrheit im Reich«- tage zusammenzubringen, welche in einträchtigem Zusammen» wirken mit den verbündeten Regierungen die Reichszwecke zu fördern entschlossen ist, haben die letzten Wahlen endlich Wandel geschaffen, die so lange sehnsüchtig herbeigewünschle Mehrheit ist da. Conservative und Nationalliberale verfügen schon jetzt, wo daö Ergcbniß der Stichwahlen noch nicht vollständig bekannt ist. über die Majorität im Reichstage. Da» ist cm so folgenschweres Ereigniß, daß eS schwer ist, sich die ganze Bedeutung und Tragweite desselben vollkommen klar zu machen. ES war im deutschen Reiche allmälig durch die Be mühungen der Dcutschsreisiunigen. de« CentrumS. der Social- deinokrate« und der übrigen Intransigenten da bin g-tommo, daß der Reichstag gar nicht mehr ai» die Vertretung deutschen Botkr» angesehen werden konnte. Nach allen Seilen hin gingen die Bestrebungen der Parteien weit auseinander, von einem gemeinsamen Ziel war gar nicht mehr die Rede. Die Führung im Reichstage hatte em Mann übernommen, dessen letzter Zweck die Wiederherstellung de« Königreich» Hannover war. Mit ihm zusammen wirkte ein Abgeordneter, welcher alle Unzufriedenen im deutschen Reiche um sich saniinelke und im Verein mit diesen den verbündete» Regierungen daS Leben so schwer als möglich zu macken suchte. Beide Führer hatten da» gemeinsame Interest«, in Deutschland einen Zustand der Verwirrung zu schassen, welcher ihnen gestattet«, die Rolle der Retter in der Noth zu spielen. Um daS zu ermögliche», machten sie sich zu Anwälten der Nothleidenden und Unterdrückten gegen die angebliche Willkür der Mächtigen, welche ganz überflüssig hohe Steuern erhoben, um dadurch in die Lage zu kommen, unabhängig von der Volksvertretung ihren aus Machterweite rung gerichteten Plänen nachzuaehen, jeden Widerspruch im Keime zu ersticken und die Verfassung zu einem werthlosen Stück Papier zu erniedrigen. In diesem Sinne entfalteten Freisinnige und EentrumSmänner ihre politische Tdätiqkeit IM Land» und sestelten dadurcb eine große Anzahl Wähler, daß sie ihnen Erleichterung vom Steuerdruck, von der Militair« Pflicht und Ausdehnung ihrer staatsbürgerlichen Rechte ver sprachen. Durch solche Aussichten haben «sich die niederen BelkSschichten stets sangen und von ihren wahren Interessen ableiten lasten, ob sie dadurch auch ihr« Lage verschlechlert haben, statt sie zu verbessern. Die an sich schon schädliche Thätigkeit der beiden Parteien wurde aber noch bedeutend verschärft durch da» Vorhanden sein von Parteien, welchen der Zusammenbruch de» deutschen Reich» allein die Möglichkeit gewährte, ihre Absicht ru erreichen. Die Socialdemokratie träumt von einem Zukunftsstaat, in welchem wenig Arbeit durch viel Vergnügen belohnt werden wird, die Polen wollen ihre staatliche Selbstständigkeit wieder gewinnen, die elsaß-lothringischen Protestler hoffe,: aus die Wiedervereinigung mit Frankreich, die Welsen wollen mit Windtborst da» deutsche Reich in den Zustand zurückversetze», in welchem c« sich bis zum Jahre 1888 befand, »na die Dänen wolle» NvrdschleSwig für Dänemark zurückerobern. Mit solcher Gesellschaft kämpsten die angeblichen Lerlhcidiger der Bolksrechte und der Rechte der Kirche Schulter an Schüller, um schließlich dahin zu gelangen, daß der Reichstag nur »och als Vertreter reichS/.indlichcr Bestrebungen gellen tönulc. Durch die Ablehnung bcS Septcnnals war der deutsche Reichs tag endlich dahin gekommen, daß selbst unabhängige sranzösische Blätter ihre Mißbilligung über daS Treiben der Mehrheit nicht mehr verhehlten. Angesichts dieser Zustände bedurfte eS der Zusammen fassung oller Kraft und Festigkeit, über welche die verbün deten Regierungen verfügten, uni tn« Werk von 1870 und 1871 nicht in Verfall gerathcn zu lasten, und e« war eine jener glücklichen Eingebungen, welche dem leitende» Staats mann schon so osl in schwieriger Lage zu Gebote standen, daß er die Verweigerung des SeplennatS zu einem Ansrus an die nationalgestnnlen Bestandlheilc keS deutschen Volks benutzte, damit sie endlich die so lange getragenen unwürdige» Fesseln abstreiste» und sich zur Hochhallung und Durchsubrung des nationalen Gedankens vereuiigle». Diese besrelenbc Thal wirkte zündend mit der Kraft und Schnelligkeit des elek- lrische» Stromes Die Vertreter des nationalen Gedankens erhoben sich einiinühig und gaben sich daS Wort, daß sie nur Anhänger des SeplennatS in den neuen Reichstag senden würben. Das war ein mannhafter, des deutschen Volks würdiger Entschluß, er lieferte den Beweis, daß wir noch nicht so ganz zur Beute unfruchtbaren ParieigezänkeS geworden sind, daß wir darüber unsere böebsten und heiligsten Interessen au« den Augen verloren hätten. Die antinalionalen Parleien sind zwar auS dem neuen Neich»tage nicht ver schwunden. aber sie sind von der entscheidenden Rolle zur Stellung der Statisten herabgesetzt worden, sie können auch ferner iyrr Meinung äußern, aber sie haben keine Anwart schaft mebr, damit durchzudringen und da» Schicksal de« deutschen Reiche« nach ihre» Dafür ballen zu bestimmen DaS I ist die große nicht hoch genug anzuschlagrnde Bedeutung der I letzten RerchStagSwahlen. daß Deutschland hente wieder übe, > eine deutsche Mehrheit verfügt. Es ist das Vorrecht edler Naturen, daß sie große und entscheidende Augenblicke im Dasein der Völker wie des Privat leben» richtig erfassen und danach bandeln. Die Auslösung de- ReickStageS dal Männer wie Bennigsen und Miguel zur Wiederaufnahme ihrer unlcrbrockienkii parlanienlarisck '»Tätig keit bewogen, und dieser Entschluß bat befruchtend und an regend ln den national gesinnten Kresse» des ganzen deulfche» Reiche» gewirkt. Aber der große Augenblick fand ein kleines Geschlecht an der deutschsreisinnigen und an der CentrumS- Partei. Weder die Führer der einen noch der anderen konnten sich in der veränderten Sachlage zurecht finden, sondern zogen allen auf sie einstürmenden Eindrücken zum Trotz an dem altgewohnten Strang weiter. Daß sic sich aus einem Irr- weae befände», leuchtete ihnen nicht ein, weder die Deutsch- freisinnigen hörten aus die Stimme de» deutschen Volke», noch da» Centrum aus dir Ermahnungen deS Papste»; mit be- neivenSwertber Hartnäckigkeit hielten beide an ihren bisherigen sogenannten Grundsätzen fest und verloren darüber da» Nächst liegende Ziel vollständig au« de» Augen. Die Freisinnige» und da« Cenlrum können sich noch heute nicht von den Gedanken und Empfindungen loS- mache». die ihnen zur Richtschnur diente, als sie noch die Mehrheit im Reichstage Hallen Damals wurde ihr Einfluß schon durch die ander» geartete Mehrheit deS preußischen Ab. grordnetenbause« eingedämnit, eS wurde ihnen warnend diese» Hau» als Beispiel besten vorgrhallrn. wa» ihnen bevorstaiib, wenn im Reichstage die gleiche» Elemente die Führung und Entscheidung in V,e Hand bekommen sollten. Die Warnung, welche der preußische Landlag durch sein vom Reichstage ab weichendes Votum in der Polenjrage erließ, ist an der ver flossenen Opposition de» Reichstage» unbeachtet vorüber gegangen, jetzt ist die Opposition in die Minderheit ver setzt. und nicht mehr in der Lage, ihre antinotionalcu Regungen zur Geltung zu bringen. Die Rache, welche die deutschsreisinuige Partei für die erlittene Niederlage genommen bat. ist ebenso klein wie ihre Handlungsweise zu der Zeit, als sie noch dar Heft >n Händen hatte. Sie bat eS fertig gebracht, die verbünbelcii Regierungen als die Erreger und Verkünder unbegründeter KncaSbesorgnisie zu verdächtige», sie hat scrner den ventscheii Wählern die Aussicht eröffne!, dab Re nationalliberale Parte» im Bunde mit den Conser- land, Schiedsgericht in der Carolinensrage. Einlgutig mit Portugal über daS indische Patronat. Herstellung der indischen Hierarchie, Einleitung der Beziehungen mit China ohne B« einträchtigung der liebevollen Langmuth mit dem republi kanischen Frankreich, zuletz» Uebereinkunst mit Montenegro. Die Erinnerung an so diele wirklich großartige erfolgreiche Arbeiten, der Gedanke, dem Statthalter Christ! Beistand ge leistet zu habe» in Erfüllung seiner so natürliche» erhabenen Sendung, die ihm de» Rainen deS AriedenSsürsten eingetragen bat, mußte die letzte Skunde deS CandinalS trösten, seine Seele beim Hinscheiden aus dem Lebe» beruhigen. * Die in der französischen Deputirtenkam mer zur Sprache gebrachten Vorgänge aus der Insel Corfira reduclren sich ,m Grunde genommen zwar aus eine ziemlich belanglose Localassaire, deren Kern die Unvereinbarkeit de« republicanischen VerwällungSsysteni» mit de» Sitten und Gewohnheiten der Jnselbevölkerung bildet. Daß aber zur Unichädlichmachung eines mißvergnügten Advocalen und seiner einige siebenzig Köpfe betragenden Clientcl zwei Compagnien Linien truppe» auSgesandt werden müssen, wirst ein groteske» Licht aus gewisse Zustände und Mißbräuche, die sich unter den Auspicien der republikanischen Re- gierungSsorm nach und nach entwickelt baden und fick nur erkläre» lassen au» dem rapiden Niedergange de» autoritären Princip« al« solche». Ohne Autorität kann aber kein StaatSivcsen aus die Dauer bestehen, auch kein republi kanisch eingerickletc«. Letztere» sollt« in seinem eigensten Interesse aus strenge Zucht und Ordnung halten, um seinem politischen Credit vor der Welt den Rückhalt zu verschaffen, dessen e» um so mehr bedarf, da ihm die innere Cristen berechtlgung von den gegnerischen Parteien systematisch be stritten wird. Als Tbicr« seinen berübmten Ausspruch that: „I,n rLp>,bIjqiio»ar»oou?mrvirtr1es oa e»o no roia pus", balle er enie Republik mit kräftig entwickellem autoraliven Ansehen vor Auge», also ein StaalSwesen, von welchem di« heuligen öffenNichen Z,»stände jenseits der Vogesen durch den weilen Zwischenraum einer sich stetig abwärts bewegenden Ent- Wickelung getrennt sind. Die Autorität drr ossiciellen Re- gicrungSkreise ist nahezu auf «in Minimum herabgedrückt, andernfalls Angrisse, wie sie i«yl gegen vaS Ministerium Goblel r.sp einzelne Mitglieder besselbrn in gewissen Pariser Bläk- P .ov,.. tzj. Verfass««;, verändern und dir Struerkrasl Sc» -dich z.» lese., sind, einfach ei» Ding der -»ln- tte». .. Ak'-nneS b,S aus» Ae-ißerste anspauncn werde. Die 1 „iv.'ft ,kc>. ,Das AutoritätSbedürsnij, aber neue Mehrheit de« Reichstage» wird zeigen, daß sie dir ' ' ' . _ r - nationale Sache ohne Beeinträchtigung der politische» Freiheit und ohne Verletzung der Interessen der Steuerzahler Hoch- Halte» wird. Wir wollen un« die Freude über die wieder- gewonnene nationale Mehrheit nicht durch ibre Feinde und Neider verbittern lasse». „Au ihren Früchte,» sollt ihr sie erkennen!" DaS ist die Devise, unter welcher die neue ReichStagSmehrheit an die Arbeit geht. * Leipzig, 4. März 1887. * Bezüglich der Präsidentenwahl im Reichstage ist als Ergebniß der bisherige» Besprechungen inilzulheilen, daß die Conservativen de» Präsidenten und die Natio nalliberalen den ersten Bicepräsiventen stellen werde». Au» welcher Fraclion der zweite Vizepräsident entnommen werden soll, »st ebenso, wie die Personensragr, noch offen gelassen. * Der »Time«" wird aus Konstantinopel unterm 2K. Februar gemeldet: „Bon Petersburg ist eine amtliche Meldung eingegangen über eine lange Unterredung zwischen dem türkischen Botschafter und Herrn von GieeS über bulgarische Angelegenheiten und die eliropäsche Lage im Allgemeinen. Der Kanzler soll die Meinung auSgeorückt haben, daß daS gestörte europäische Gleichgewicht bald wieder hergestcllt werden und sür geraume Zeit wahr scheinlich kein Krieg entstehen würde. Was die bul, garischen Angelegenheiten anlange, so würde» sie keine Friedensstörung verursachen, weil die europäische» Machte die legitimen Forderungen Rußland» in Bulgarien ichließlich zu- gestehen müßten. Herr von Gier» soll die Psorte wegen der von ihr während der ganzen Schwierigkeit ciugejchlageuc» unparteiische» Politik belobt und versprochen irabei«, daß Rußland der Aufrichtigkeit der türkische» Haltung eingedenk bleiben und türkische Interesse» stet» im Augenmerk Halle» werde. Von den türkische» Rüstungen sprechend, erklärte der Kanzler, daß die Türke, von keiner Seite bedroht werde und > daß die damit verknüpfte» außerortentticheu Ausgaben zu der I Finanzlage deS Landes in keinem Berbaltiiiß ständen Die I Psorte, sagte er, sollte ibre Aujnierljamkcft aus -ine» gewissen ^ Theil ibrcr afrikanische» Besitzungen lenken. Zunächst von ? den münlcncgrinische» Rüstungen sprechend, soll Herr v. Giers > gesagt haben, daß, so lange die Inleressen des ^ürilenlhums ' nicht direct oder indirect bedroht würben. die Regierung bcS H Fürsten Nikita eine kluge und vorsichtige Haltung ausrecht- j halten würbe." * Bei der Jahresfeier der Krönung Leo s XIN. am 28. brachten, wie au« Rom gemeldet wird. d eVerlrrler der Mächte dem Papste ibre Glückwünsche dar Bei der Gelegenheit erklärte der Papst d>'„i sranzösischen Ge sandten, daß er die Annahme de» SeplyunatS als eine Handlung betrachte, die zur Sicherung deS Frieden« bei tragen solle * Die Nachricht von dem Hinscheiden des Cardin« l- StaatSsecretairS Jacob in», überbrachl durch Mon. signor Saiiiminialelli, hat den Papst lies erschüttcrk Es giebt sich in Italien allgemeine Achtung unSWcrthschitznng aller Parteien sür den Verstorbenen kund, der m höchster Stellung keinen persönliche», Feind gehabt. Man erzählt, wie nach Iacobim'S erste» Wiener Erfolgen Pius IX. aus eine Bemerkung über de» kleinen Iacobini gesagt habe: „Ja, klein ist er. aber rin seiner Kops". Die „Voce della Vcritä' bemerkt in ibremNachrufe, Bismarck »ndAndere batten ibn oen liebenswürdigen Iacobini genannt. Im Weiteren wird betont, wieLeoXlll in dem Verstorbenen ein würdiges W kzeug seiner weite» erstaunlichen Pläne zum Borthcil und zur Ehre der Kirche, zur Beruhigung der Völker, zur Heilung unermeß licher sittlicher Schäden, welche eine lange Reihe traurigster Jahre Europa und der Welt gebracht, gesunden bade Nach einen, Hinblick ai» die Erfolge beim Berliner Conareß für die Glaubensfreiheit im Orient und die Herstell,ing der katbolischen Hierarchie in Bosnien werden die Leistungen Iacobini'» ausgezählt; erneute Beziehungen mit Belgien, Herstellung de« religiösen Frieden« in der Schweiz. Versöhnung von Kirche und Staat in Deutsch« , ist mit i ei» Rückgänge er Re zierung»autor>tät in der Mast« de« Volke» »uh« erloschen, e» «endet pch um Anderen Persönlich keiten und Zielen zu. Ob der Ruhe TnSVpa» nstt dem gegen wärtig in Frankreich eingesührtrn CnltnS de« persönlichen Ebrgeizeö sonderlich gedient sein mag, ist freilich eine andere Frage, die von de» deutschcn Regierungen durch Einbringung der neue» Milftairvorlagr seinerzeit schon eine kaum miß zuverstehendc Antwort erhalten hat, eine Antwort, deren Efjecl durch die mit Sicherheit zu gewärtigende Annahme des SeplennatS seiten» deS neuen Reichstage« die wünschenS- wcrthe Bekräftigung erhalten wird. * Die militairischcn Vorbereitungen, welche Spanien ,m Hinblick aus die unsichere Lage betreibt, beschränke» sich, wie wiederholt a»S Madrid bestätigt wird, saßt ausschließlich aus defensive Maßregeln. Neben den Befestigungen der Balearen gelten dieselben auch der Verstärkung der Forti sicationcn von Cadix, AlgesiraS, Tarif». Cartagena und anderen Punclen der Sükküste, sowie de» gegenüber von Gibraltar in Afrika gelegenen Ceuta. * Portugal hat mtt China einen Vertrag abgeschlossen, kraft dessen elfterem die Vorlhcile der meistbegünstigten Nation zugestandc» und die Rechte Portugals aus Macao anerkannt werben, während andererscit? Portugal sich verpflichtet, ent sprechende Maßregeln zu lresje», »m den von kort nach dem Süden China« in schwunghafter Weise betriebenen Schmuggel zu llnterdrückeu. * Die englische Regierung will bekanntlich strengere Maßregeln in Irland treffe», um Gesetz und Ordnung ausrcchl zu erhalten, jedoch verlautet, daß die Unterdrückung der Nationalliga vorläufig noch nicht in Aussicht genommen sei Die Negierung erwäge jedoch, ob der Erzbischof von Caihel wegen Befürwortung der Steuerverwcigerung zur Reckieuschasl gezogen werde» solle. Lord Ashbourne, der Lorokanzlcr von Irland, bleibt im Cabinet, nachdem er den beabsichtigte» Zwang-maßregeln endlich zugestimmt hat Die irische Regierung bat die Localbehörte» ermächtigt,' Versamm lungen zu Gunsten de« FeldzugSplancS zu verhindern und eventuell auszulösen. * Der zwischen Venezuela und der britischen Colonie Guyana seit längerer Zeit herrschende Greiizstreil hat dazu geführt, daß die Republik Venezuela die Beziehungen zu England abgebrochen bat. Der deutsche Ministerresidcnt in Caracas hat auf Wunsch Englands den Schutz der englischen llnlerthaiien und ihre« EigenthumS in Venezuela über nommen. * Der Präsident der Bereinigte» Staaten hat aus Dränge» der Dcinokraten seinen Entschluß, eine Extra« scssion deS Senat« einzuberuftn, aufgegebcn. Die Demo kraten wünsche» das Tagen de« Senats nicht, so lang« die SenalSwahIen in New Jersey ii»v West Virginia nicht ent schieden sind, indem sie fürchten, daß ein Senat mit republi kanischer Majorität den Wahlkamps in Indiana gegen sie entscheiden wiirdc Die Legislatur vc» Wesi-Virginia, welche iiieluero Woche» sich hindurch vergeblich mit der Wahl eine« Biiiidessciialor« beschäftigte, bat sich vertagt, ohne einen er wählt zu habe» Auch «u New-Ierscy ist «ine Lösung der Schwierigkeit nicht absehbar. Aus Oesterreich-Ungarn. * Der Wiederzusammentritt der Delegationen, welcher bereit- Dienstag erfolgt ist. stebt gegenwärtig im Vorder gründe des össeullichc» Interesse« Oesterreich-Nngarn«. Weder »i der Presse, »och i„ den parlamentarischen Kreisen hält man mit der Meinung zurück, daß die politische Lage Europa» »nv die über gewisse auswärtig« Strömungen dem Ministerium de« Aeußeren in Wien zugebenden Nachrichten jedenfalls wenig verlraiienserweckend snn dürsten, weil man sich sonst kaum -u einer außerordentlichen DeleqationSsession behus» Vorlage sehr bebeulcnder NachtragScredite füL Landwehr und Land sturm entschlossen Kälte Es handelt siH also da gleichfalls um mit sichtlicher Eile betriebene militairische Rüstungen, uno wo solche vorgrnommen werden, kann eS auch folgerichtig nicht an KriegSbrsorgmssen fehlen.
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